doktorinwien 2022/06
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MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN <strong>06</strong> <strong>2022</strong><br />
DER NEUE<br />
Ärztekammerpräsident<br />
Steinhart im Interview<br />
RECHT<br />
Fortbildungspflicht<br />
nicht erfüllt<br />
Österreichische Post AG, MZ 02Z032618 M, Ärztekammer für Wien, Weihburggasse 10-12, 1010 Wien, Erscheinungsort Wien, Postaufgabenummer: <strong>06</strong><br />
ZEITENWENDE IN DER<br />
GESUNDHEITSPOLITIK<br />
Ärztekammerpräsident<br />
Johannes Steinhart und die<br />
Vizepräsidenten Stefan Ferenci<br />
und Erik Randall Huber präsentieren<br />
ihre Reformvorschläge für das<br />
Wiener Gesundheitssystem.<br />
STEUER<br />
Bauherrenmodell und<br />
Vorsorgewohnung<br />
Foto: iStock/vchal
Unser Land<br />
braucht Ärzt:innen,<br />
die an sich glauben.<br />
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BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE<br />
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />
Es ist fünf nach zwölf!<br />
► Wir stehen vor einer Zeitenwende: Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass wir<br />
einerseits ein hervorragendes Gesundheitssystem haben, mit dem wir gut durch die<br />
Krise gekommen sind. Andererseits wurden die Schwächen des Systems offenbart. Denn nur<br />
durch den persönlichen Einsatz von Ihnen und allen in Gesundheitsberufen Tätigen konnte<br />
die medizinische Versorgung in unserem Land am Laufen gehalten werden. Die psychischen<br />
und physischen Belastungsgrenzen wurden dabei aber auf das Äußerste ausgereizt. In<br />
Hinblick auf die bevorstehenden Herausforderungen, mit einer möglichen Fortsetzung der<br />
Corona-Problematik, einer immer älter werdenden und damit versorgungsbedürftigeren<br />
Bevölkerung, dem schon bestehenden Ärzte- und Pflegepersonalmangel und einer Unterdotierung<br />
des gesamten Gesundheitsbereichs, sind Reformen längst an der Zeit: Denn es ist<br />
fünf nach zwölf!<br />
„In der Vergangenheit wurde<br />
Gesundheitspolitik an den<br />
direkt Betroffenen vorbei<br />
gespielt. Sofern die Politik<br />
diesen Weg weitergehen sollte,<br />
werde ich mich als unbequeme<br />
und streitbare Speerspitze in<br />
diese Schlacht werfen.“<br />
Antreiber für Reformen<br />
Ich sehe es als meine Aufgabe, dieses Bewusstsein unseren Partnerinnen und Partnern auf<br />
politischer Ebene, wie auch im Sozialversicherungsbereich, deutlich zu machen und der Antreiber<br />
für dringend nötige Reformen für den Gesundheitsstandort Österreich zu sein. Wir<br />
Ärztinnen und Ärzte sind die Expertinnen und Experten vor Ort, in den Spitälern und im<br />
niedergelassenen Bereich. Wir wissen am besten, wo es mangelt, wohin Investitionen fließen<br />
müssen und wo eingespart werden kann. Die Planungen und Konzepte der Theoretiker in<br />
den politischen und institutionellen Tintenburgen, am bürokratischen Reißbrett entworfen,<br />
gingen in der Vergangenheit zu oft an der Realität vorbei. Es braucht das Know-how von<br />
uns Praktikerinnen und Praktikern vor Ort, um wirklich praxistaugliche Lösungen für eine<br />
tatsächliche Gesundheitsreform zu finden.<br />
Foto: AEK Wien<br />
Weitere standespolitische<br />
Themen ab Seite 7.<br />
Konstruktive Zusammenarbeit<br />
Wir stehen einer intensiven und konstruktiven Zusammenarbeit mit den politisch Verantwortlichen<br />
offen und positiv gegenüber. Nur wurde in der Vergangenheit Gesundheitspolitik<br />
an den direkt Betroffenen, den Ärztinnen und Ärzten sowie den Patientinnen und Patienten,<br />
vorbei gespielt. Sofern die Politik diesen Weg weitergehen sollte, werde ich mich als unbequeme<br />
und streitbare Speerspitze in diese Schlacht werfen. Bürokratieabbau im medizinischen<br />
Alltag, eine Verbesserung der Ausbildung unserer jungen Kolleginnen und Kollegen,<br />
die längst überfällige Vereinheitlichung des Leistungskatalogs, flexiblere Arbeitszeitmodelle<br />
verbunden mit attraktiveren Gehältern und Honoraren, eine echte Digitalisierungsoffensive<br />
im gesamten Gesundheitsbereich am Stand des 21. Jahrhunderts, die Medikamentenabgabe<br />
in Ordinationen, ein Ende des Dämpfungspfades und stattdessen gezielte Investitionen in<br />
unser Gesundheitssystem, kein Rütteln an der Freiheit des Arztberufs, damit nicht ökonomische<br />
Interessen über die Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten das einzige<br />
Entscheidungskriterium werden: Das sind nur einige Schauplätze, an denen ich der Politik<br />
den Finger in die Wunde legen und gleichzeitig die nötigen Therapievorschläge für diese<br />
Probleme präsentieren werde. Damit unser Gesundheitssystem dieses exzellente bleibt, für<br />
das wir bisher in der ganzen Welt beneidet wurden!<br />
Mit besten Grüßen,<br />
Johannes Steinhart<br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 3
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EDITORIAL INHALT<br />
Inhalt<br />
3 In eigener Sache – Brief des Präsidenten<br />
Intern<br />
8 News<br />
Johannes Steinhart im Interview über seine Anliegen und Ziele als Wiener<br />
Ärztekammerpräsident.<br />
12 News<br />
Vizepräsident Erik Randall Huber möchte die oftmals angriffige Debatte über Probleme<br />
im Gesundheitswesen versachlichen.<br />
14 Kammerbereich<br />
Coverstory<br />
16 Zeitenwende in der Gesundheitspolitik<br />
Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart und die Vizepräsidenten Stefan Ferenci<br />
und Erik Randall Huber präsentieren ihre Reformvorschläge für das Wiener<br />
Gesundheitssystem – plus Stefan Ferenci im Interview.<br />
Service<br />
20 Fortbildung, Vorträge, Tagungen, Symposien<br />
23 Medizin<br />
Das Jahr 2021 brachte 41 neue Medikamente.<br />
24 Medizin<br />
Ein neues KI-System kann mithilfe von Blutwerten bei COVID-19-Prognosen unterstützen.<br />
28 Medizin<br />
Medizinische Expertinnen und Experten diskutierten und referierten im Mai bei den<br />
Praevenire Gesundheitstagen in Seitenstetten.<br />
30 Informationen der Zahnärztekammer<br />
32 Chronik<br />
34 Steuer<br />
Für langfristige Veranlagungen bieten sich die Konzepte des Bauherrenmodells<br />
und der Vorsorgewohnungen an.<br />
35 Bücher<br />
36 Recht<br />
Ein Arzt mit zu wenig DFP-Punkten erhob Beschwerde beim Verwaltungsgericht, mit dem<br />
Argument, er würde sich mit der Lektüre von Fachartikeln fortbilden.<br />
37 Kleinanzeigen<br />
IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer für Wien, Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten durch den<br />
Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12, T 01/515 01, F 01/515 01-1289, Mail: pressestelle@aekwien.at. Redaktions vorsitz:<br />
Dr. Franz Mayrhofer Redaktion: Mag. a Elisa Cavalieri (Chefin vom Dienst), Mag. a Kathrin McEwen, Dr. Hans-Peter Petutschnig,<br />
Mag. Bernhard Salzer, Mag. Alexandros Stavrou, Carla Constanceanu (Sekretariat). Verleger: MedTriX GmbH, Forum Schönbrunn,<br />
1120 Wien, Grünbergstraße 15, Stg. 1, T 01/54 600-0, F DW 710, Mail: at-office@medtrix.group. Abo verwaltung:<br />
Carla Constanceanu, T 01/515 01-1223, Mail: constanceanu@aekwien.at Anzeigenleitung: Fritz Tomaschek T 01/54 600-520,<br />
friedrich.tomaschek@medtrix.group. Anzeigensekretariat: Anita Radl, T 01/54 600-446, E-Mail: anita.radl@medtrix.group.<br />
Herstellung: Friedrich Druck & Medien GmbH, A-4020 Linz, Zamenhof straße 43–45, www.friedrichdruck.com.<br />
Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: www.aekwien.at/impressum<br />
Editorial<br />
Hinter den Kulissen<br />
„Es geht nur gemeinsam“<br />
– das war die<br />
Antwort, die Kammeramtsdirektor<br />
Thomas<br />
Holzgruber kürzlich in<br />
einem <strong>doktorinwien</strong>-<br />
Interview auf die Frage<br />
gegeben hat, inwiefern<br />
die Arbeit der gewählten Funktionärinnen<br />
und Funktionäre eigentlich mit der Arbeit<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />
Ärztekammer zusammenhängt.<br />
Genauso verhält es sich bei der Gestaltung<br />
der Wiener Ärztekammer-Zeitung<br />
dok torinwien. Viele Leute sind daran<br />
beteiligt, um Sie Ausgabe für Ausgabe mit<br />
standespolitischen, berufsrelevanten und<br />
unterhaltsamen Themen zu versorgen. Auf<br />
der einen Seite kommen Funktionärinnen<br />
und Funktionäre laufend mit Ideen und<br />
Berichterstattungswünschen auf die Redaktion<br />
zu, die dann von uns entsprechend<br />
verpackt und aufbereitet werden.<br />
Auf der anderen Seite leisten auch die<br />
Leute „im Haus“ – unsere Kolleginnen und<br />
Kollegen aus sämtlichen Ärztekammer-<br />
Abteilungen – einen wichtigen Beitrag für<br />
die Zeitung, indem sie aktuelle Themen<br />
aus ihren Bereichen an uns herantragen, die<br />
für Sie interessant sein könnten. Die Palette<br />
reicht dabei von Hinweisen zu Service-<br />
Leistungen und Veranstaltungen der Ärztekammer<br />
bis hin zu relevanten Informationen<br />
für den ärztlichen Berufsalltag.<br />
Unsere Aufgabe in der Redaktion ist es<br />
dann, die Themen zusammenzutragen,<br />
zu planen, die vielen losen Enden zu einem<br />
Ganzen zu verknüpfen, zu schreiben, an<br />
Formulierungen zu feilen, uns Gedanken<br />
über die optische Aufbereitung zu machen<br />
und schlussendlich ein ansprechendes<br />
Gesamtprodukt zu gestalten. Soweit ein<br />
kleiner Blick „hinter die Kulissen“.<br />
In der nächsten Ausgabe wird sich an dieser<br />
Stelle schon der oder die neu gewählte<br />
Redaktionsvorsitzende an Sie wenden.<br />
Und wenn Sie Feedback, Wünsche und<br />
Anregungen für <strong>doktorinwien</strong> haben, freuen<br />
wir uns in der Pressestelle immer über Ihre<br />
Nachricht an pressestelle@aekwien.at.<br />
Mit lieben Grüßen,<br />
Elisa Cavalieri, Chefin vom Dienst<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 5
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NEWS INTERN<br />
ÖÄK begrüßt Pflegemilliarde<br />
Die Österreichische Ärztekammer begrüßte die<br />
am 12. Mai <strong>2022</strong> von Sozial- und Gesundheitsminister<br />
Johannes Rauch präsentierten Pläne<br />
zur Pflegereform, für die eine Milliarde Euro in<br />
die Hand genommen werden soll.<br />
Die Pflegemilliarde sei ein wichtiger Baustein<br />
für eine stabile Gesundheitsversorgung in<br />
Österreich: „Damit wird ein ganz wichtiger<br />
Eckpfeiler endlich gestärkt – wir dürfen aber<br />
das große Ganze nicht aus den Augen verlieren.<br />
Die Pandemie ist noch nicht vorbei, das österreichische<br />
Gesundheitssystem muss generell<br />
weiter gestärkt werden, um auch in Zukunft auf<br />
alle auf uns zukommenden gesundheitspolitischen<br />
Herausforderungen optimal vorbereitet<br />
zu sein“, so ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres.<br />
„Das war längst überfällig und honoriert<br />
verdientermaßen die großartigen Leistungen<br />
in der Pflege – schon vor Corona, und insbesondere<br />
während der Pandemie, in der die<br />
Belastungen ein ungeahntes Niveau erreicht<br />
haben. Dennoch kann das nur der Anfang und<br />
erste Schritt sein. Damit es erst gar nicht zu<br />
vermehrten Pflegefällen kommt und wir die<br />
dramatische Pflegesituation in Österreich in<br />
den Griff bekommen, sind weitere umfassende<br />
Investitionen ins österreichische Gesundheitssystem<br />
dringend nötig“, sagte Johannes<br />
Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen<br />
Ärztekammer und Bundeskurienobmann der<br />
niedergelassenen Ärzte.<br />
Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen<br />
Ärztekammer und Bundeskurienobmann<br />
der angestellten Ärzte, zeigte sich<br />
einerseits von den Plänen grundsätzlich<br />
angetan, wies aber zugleich darauf hin „dass<br />
es nicht zielführend sein kann, die Gesundheitsberufe<br />
auseinander zu dividieren“. Mayer<br />
weiter: „Eine derart weitreichende Reform ist<br />
wertlos, wenn man nicht alle Sparten in der<br />
Gesundheitsversorgung und Pflege inkludiert<br />
und gleichzeitig auch Anreize für die involvierten<br />
Ärztinnen und Ärzte setzt, die in der<br />
Pflege eine wichtige Säule sind. Wenn man<br />
diese links liegen lässt, wird es traurig enden.<br />
Daher sollte es auch für die Ärztinnen und<br />
Ärzte einen finanziellen Bonus geben – so<br />
wäre unter anderem auch für die Ausbildung<br />
im klinisch-praktischen Jahr für die Medizinstudierenden<br />
endlich eine angemessene<br />
Entschädigung fällig.“ <br />
ÖÄK<br />
GO2ORDI – der<br />
Ärztekammer Gründerservice<br />
Podcast<br />
Wo soll die Toilette in der Ordination<br />
hinkommen, wieviel Personal brauche<br />
und wann gehe ich eigentlich zur Bank?<br />
Klingt unwichtig? Ist es aber nicht! Im<br />
Laufe des Gründungs dschungels haben<br />
Sie sich wahrscheinlich oft gefragt, ob<br />
Sie die richtige Entscheidung getroffen<br />
haben oder ob Sie als einzige Person<br />
kein Land mehr sehen? Zur Beruhigung:<br />
Sie sind nicht alleine!<br />
Freuen Sie sich auf eine spannende<br />
Episode #1 mit Ärztekammerpräsident<br />
Johannes Steinhart, Naghme<br />
Kamaleyan-Schmied (stellvertretende<br />
Obfrau Kurie niedergelassene Ärzte)<br />
und Erik Randall Huber (Obmann<br />
Kurie niedergelassene Ärzte und<br />
Vizepräsident der Ärztekammer für<br />
Wien), in dem sie aus dem Nähkästchen<br />
plaudern und über ihre ganz<br />
persönlichen Erfahrungen berichten.<br />
Online unter www.aekwien.at/<br />
go2ordipodcast oder über Amazon,<br />
Apple Podcasts, Google und Spotify.<br />
Ausschreibungen für Einzel- und Gruppenpraxen für Juni <strong>2022</strong><br />
Foto: iStock/Dean Mitchell/spaxiax<br />
Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) schreibt gemäß § 7 der Richtlinie für die Auswahl und Invertragnahme von Vertragsärztinnen und<br />
-ärzten für Allgemeinmedizin und Vertragsfachärztinnen und -ärzten iVm § 6 Abs 1 Gesamtvertrag vom 1. Jänner 2011 sowie gemäß § 7 der Richtlinien<br />
für die Auswahl und Invertragnahme von Gesellschaftern von Vertragsgruppenpraxen iVm § 9 Gruppenpraxengesamtvertrag vom 1. Jänner 2011<br />
gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB), der Sozialversicherung der Selbstständigen<br />
(SVS), sowie der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien (KFA Wien) im Einvernehmen mit der Ärztekammer für Wien Vertragsarztstellen aus.<br />
Basierend auf den Änderungen der Reihungskriterien für Bewerbungen ab 1. Mai 2018 finden Sie die Ausschreibungen für Einzelpraxen sowie für<br />
Gruppenpraxen für Juni <strong>2022</strong> auf der Website der Ärztekammer für Wien unter www.aekwien.at beziehungsweise unter<br />
www.aekwien.at/ausschreibungen-allgemeinmedizin und www.aekwien.at/ausschreibungen-fachärzte.<br />
Ihre Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte fristgerecht an:<br />
Kurie niedergelassene Ärzte<br />
Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin<br />
Mag. a Gabriella Milinski<br />
1010 Wien, Weihburggasse 10-12<br />
Tel.: 515 01/1222 DW<br />
E-Mail: milinski@aekwien.at<br />
Kurie niedergelassene Ärzte<br />
Fachärztinnen und Fachärzte<br />
Sabine Hubmayr<br />
1010 Wien, Weihburggasse 10-12<br />
Tel.: 515 01/1259 DW<br />
E-Mail: hubmayr@aekwien.at<br />
Die ausgeschriebenen Stellen sowie die Richtlinien zur Invertragnahme, das Punktesystem, die Bewerbungsformulare und die gesamtvertraglichen<br />
Bestimmungen finden Sie unter www.aekwien.at/reihungskriterien.<br />
Hinweis: Bitte beachten Sie das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz.<br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 7
INTERN NEWS<br />
Gesundheitspolitische Herausforderungen<br />
„Nur so können wir etwas bewegen“<br />
Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart im Interview über sein Anliegen, die Bedeutung des<br />
„freien Arztberufs“ wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken, die Notwendigkeit eines geschlossenen<br />
Auftretens der Ärztinnen und Ärzte nach außen und die Erfahrungen, die er während seiner<br />
langjährigen standespolitischen Tätigkeit gemacht hat.<br />
Von Elisa Cavalieri<br />
► <strong>doktorinwien</strong>: Herr Präsident<br />
Steinhart, Sie haben nach der<br />
Wahl gesagt, Sie möchten die Gräben<br />
zwischen den Kolleginnen und Kollegen<br />
schließen. Was meinen Sie damit genau?<br />
Steinhart: Wir Ärztinnen und Ärzte<br />
müssen zusammenhalten und dürfen<br />
uns nicht auseinanderdividieren lassen.<br />
So groß sind wir als Berufsgruppe nicht,<br />
aber unsere Gegnerinnen und Gegner<br />
sind zahlreich, und gegen mächtige Player<br />
im Gesundheitswesen, die oft stur<br />
und rücksichtlos ihre eigenen Interessen<br />
verfolgen, kann man nur geeint in<br />
den Ring steigen. Wir müssen vermeiden,<br />
dass es in Diskussionen – wie beispielsweise<br />
im Pandemiemanagement<br />
– zu Polarisierungen kommt, und dass<br />
wir stattdessen zu einem kollegialen<br />
und dem Gegenüber aufgeschlossenen<br />
Dialog zurückfinden. Wir stehen als<br />
Ärzteschaft mehr denn je vor immensen<br />
Herausforderungen. Sei es die Bürokratisierung<br />
und die drohende Konzernisierung<br />
der Medizin oder die in sämtlichen<br />
Bereichen spürbaren Sparmaßnahmen,<br />
unter denen letztendlich nicht<br />
nur wir, sondern auch die Patientinnen<br />
und Patienten leiden. Man kann nur<br />
mit einer starken Geschlossenheit Paroli<br />
bieten. Deshalb ist es ganz wichtig,<br />
dass wir Ärztinnen und Ärzte unsere gemeinsamen<br />
über etwaige divergierende<br />
Interessen stellen und nach außen hin<br />
geeint auftreten. Nur so können wir etwas<br />
bewegen.<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Was ist Ihnen als Ärztekammerpräsident<br />
ein zentrales Anliegen?<br />
Steinhart: Ich möchte die Wertigkeit<br />
und die Bedeutung des ärztlichen<br />
Berufs wieder stärker ins Bewusstsein<br />
rücken – und zwar des „freien Berufs“<br />
Arzt und Ärztin. Frei nicht im<br />
Sinne von freiberuflich, sondern frei<br />
im Sinne von unabhängig. Die medi-<br />
Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart: „Man kann nur mit einer starken Geschlossenheit Paroli bieten.“<br />
„Ich möchte<br />
die Wertigkeit<br />
und<br />
die Bedeutung<br />
des<br />
ärztlichen<br />
Berufs wieder<br />
stärker<br />
ins Bewusstsein<br />
rücken<br />
– und zwar<br />
des ‚freien<br />
Berufs‘ Arzt<br />
und Ärztin.“<br />
zinischen Richtlinien und das Wohl<br />
der Patientinnen und Patienten müssen<br />
bei einer Behandlung immer im<br />
Vordergrund stehen, und keinesfalls<br />
politische, ökonomische oder bürokratische<br />
Interessen, die uns von außen<br />
aufgezwungen werden. Der freie Beruf<br />
Arzt und Ärztin ist kein Privileg, vielmehr<br />
ist es so, dass Patientinnen und<br />
Patienten das Recht darauf haben, von<br />
Medizinerinnen und Medizinern behandelt<br />
zu werden, die ihnen auch mit<br />
diesem Verständnis begegnen.<br />
Die Politik neigt außerdem dazu, das<br />
Thema Krankheiten schönzufärben.<br />
Wir haben eine „Gesundheitskasse“,<br />
einen „Gesundheitsverbund“ und sogenannte<br />
„Gesundheitsdiensteanbieter“.<br />
Wir Ärztinnen und Ärzte leisten zwar<br />
einen wesentlichen Beitrag in der Gesundheitsvorsorge,<br />
aber wir begleiten<br />
und behandeln auch kranke und schwer<br />
kranke Menschen. Das ist gesellschaftlich<br />
eine extrem wichtige Verantwortung,<br />
die wir in unserem Beruf tragen,<br />
und das müssen wir wieder stärker<br />
herausarbeiten. Es muss den politisch<br />
Verantwortlichen endlich klar werden,<br />
dass es ein sehr großes Problem ist, dass<br />
immer weniger Ärztinnen und Ärzte<br />
ihren Job unter den vorherrschenden<br />
Bedingungen machen möchten. Und<br />
dass man nur gegensteuern kann, indem<br />
man den Beruf wieder attraktiver<br />
gestaltet.<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Und wie kann man den<br />
Beruf wieder attraktiver machen?<br />
Steinhart: Junge Kolleginnen und Kollegen<br />
müssen positiv motiviert werden<br />
und nicht gleich einmal gezwungen<br />
werden, nach ihrer Ausbildung mindestens<br />
fünf Jahre im Spital zu arbeiten,<br />
wie es der Wiener Gesundheitsstadtrat<br />
Peter Hacker kürzlich vorgeschlagen<br />
hat. Nicht nur die Arbeit als Kassenärztin<br />
und Kassenarzt, sondern auch die<br />
Arbeit als Spitalsärztin und Spitalsarzt<br />
muss inhaltlich attraktiver werden, und<br />
zwar in Bezug auf die Ausbildung, die<br />
Honorierung, die Arbeitslast und die<br />
Arbeitszeitflexibilität. Anstatt Zwangsverpflichtungen<br />
zu implementieren,<br />
sollten sich die Politikerinnen und Po-<br />
Fotos: Katharina Fröschl-Roßboth<br />
8 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>
NEWS INTERN<br />
litker vielleicht einmal fragen, warum<br />
viele Kolleginnen und Kollegen ins<br />
Wahlarztsystem gehen möchten, anstatt<br />
beispielsweise eine Kassenplanstelle<br />
zu übernehmen oder im Spital Nachtdienste<br />
zu schieben.<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Sie haben jahrzehntelange<br />
Erfahrung in der Standespolitik.<br />
Was ist Ihrer Meinung nach notwendig,<br />
um standespolitische Interessen möglichst<br />
gut durchzusetzen?<br />
Steinhart: Kommunizieren, kommunizieren,<br />
kommunizieren. Meine<br />
Arbeit in der Ärztekammer dreht sich<br />
fast ausschließlich um eine gute und<br />
konstruktive Kommunikation, sowohl<br />
mit meinen ärztlichen Kolleginnen und<br />
Kollegen aus unterschiedlichsten Fraktionen<br />
als auch mit politischen Verhandlungspartnerinnen<br />
und -partnern.<br />
Und es ist schon so, dass man auch hin<br />
und wieder die Konfrontation suchen<br />
muss. Wenn man immer nur freundlich<br />
ist und gleich einmal nachgibt,<br />
kann man bei Verhandlungen nicht<br />
weit kommen. <br />
Johannes Steinhart persönlich<br />
Ich bin Arzt geworden, weil…<br />
… es mich gereizt hat, zu helfen und weil mich<br />
die Materie interessiert hat. Es war bei mir kein<br />
epochales Erweckungserlebnis à la „Der Theodor<br />
Billroth ruft nach mir“, aber Medizin hat mich<br />
auf jeden Fall sehr angesprochen. Ich war immer<br />
gerne Arzt und bin es bis heute noch (Johannes<br />
Steinhart führt eine Kassenordination für<br />
Urologie in Simmering, Anm.). Als ich noch im<br />
Gymnasium war, wollte ich übrigens auch eine<br />
Zeit lang Architekt werden.<br />
Ich habe die Facharztausbildung zum Urologen<br />
gemacht, weil…<br />
… ich nach meinem Turnus vorerst im Spital<br />
bleiben wollte und auf der Urologie eine Stelle<br />
frei war. Ich konnte gut mit den Leuten dort<br />
und was mir an der Urologie gefallen hat, ist,<br />
dass man sowohl konservativ als auch technisch<br />
und operativ relativ aufwändig arbeiten kann.<br />
Ich hatte aber auch immer ein großes Faible für<br />
Sportmedizin und Orthopädie.<br />
Standespolitik interessiert mich, weil…<br />
… ich generell ein politisch interessierter<br />
Mensch bin. Ich komme aus einem gemischten<br />
Elternhaus: Mein Vater war Betriebsrat,<br />
meine Mutter war aus bäuerlich konservativem<br />
Milieu, und es war spannend für mich, beide<br />
Seiten vorgelebt zu bekommen. Ich habe schon<br />
als junger Mensch das Verständnis für Politik<br />
als „öffentliche Angelegenheit“ entwickelt. In<br />
Kontakt mit der ärztlichen Standespolitik bin ich<br />
übrigens in jungen Jahren durch meinen Job als<br />
Ärztevertreter im Krankenhaus Göttlicher Heiland<br />
gekommen, wo ich später auch viele Jahre<br />
lang als ärztlicher Direktor tätig war.<br />
Vom Berufsalltag abschalten kann ich am<br />
besten…<br />
… beim Autofahren und beim Sport.<br />
Das wichtigste Tool zur Online-Suche von Ärztinnen und Ärzten in Wien<br />
Im Praxisplan der Ärztekammer für Wien können Sie online unter www.praxisplan.at<br />
Informationen zu Ihrer Ordination aktualisieren, ergänzen oder Ihr Foto hochladen.<br />
Falls Sie Fragen zum Login haben, setzen Sie sich bitte mit der Abteilung Neue Medien der Ärztekammer für Wien<br />
in Verbindung: Tel.: 515 01/1414 DW oder 515 01/1444 DW, E-Mail: internet@aekwien.at.
NEWS INTERN<br />
Ärztekammer-Präsidium:<br />
Angelobung beim Bürgermeister<br />
Steinhart will telefonische<br />
Krankmeldung<br />
beibehalten<br />
Mit dem Ende der Maskenpflicht ab 1.<br />
Juni endet auch die telefonische Krankmeldung.<br />
Seitens der Österreichischen<br />
Gesundheitskasse wird dies mit dem<br />
Infektionsgeschehen und der großteils<br />
fallenden Maskenpflicht begründet.<br />
Fotos: Stefan Seelig (2); iStock/asbe<br />
v.l.n.r.: Stefan Konrad, Michael Ludwig,<br />
Stefan Ferenci, Johannes Steinhart und Erik<br />
Randall Huber im Wiener Rathaus.<br />
Am Mittwoch, 11. Mai <strong>2022</strong>, fand die offizielle<br />
Angelobung des neu gewählten Präsidiums der<br />
Ärztekammer für Wien im Wiener Rathaus<br />
statt. Präsident Johannes Steinhart und seine<br />
Vizepräsidenten Stefan Ferenci, Erik Randall<br />
Huber und Stefan Konrad wurden von<br />
Bürgermeister Michael Ludwig empfangen<br />
und angelobt. Bei dieser Gelegenheit kam es<br />
auch zu einem ersten Austausch über Stand,<br />
Pläne und Probleme des Wiener Gesundheitssystems<br />
im niedergelassenen wie auch im<br />
Spitals-Bereich. <br />
Ärztekammer: Große Reformschritte<br />
in erster Vorstandssitzung<br />
Am 31. Mai <strong>2022</strong> hat der neu gewählte Vorstand<br />
der Ärztekammer für Wien zum ersten Mal<br />
getagt. In der Sitzung wurden Reformschritte<br />
beschlossen und richtungsweisende Beschlüsse<br />
gefasst. So wurden beispielsweise die Vorschläge<br />
des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker,<br />
Ärztinnen und Ärzte nach der Ausbildung<br />
zu verpflichten, fünf Jahre im Spital arbeiten<br />
zu müssen, von allen Sitzungsmitgliedern<br />
vehement abgelehnt. Ärztekammerpräsident Johannes<br />
Steinhart bekräftigte zudem, dass es hier<br />
seitens der Ärztekammer große Unterstützung<br />
gebe, dieses Vorhaben unbedingt zu verhindern.<br />
Dazu passend wurde auch das wichtige Thema<br />
Ausbildung besprochen, bei der die Vorstandsmitglieder<br />
dringenden Handlungsbedarf sehen,<br />
einerseits die Qualität zu verbessern, andererseits<br />
die Attraktivität zu steigern, jedoch alles<br />
nur unter Einbindung seitens der Ärztekammer.<br />
Ein wesentlicher Punkt des Vorstands war auch<br />
der Beschluss über Ausschreibungen zur Unterstützung<br />
der Ärztekammer bei der politischen<br />
Lobbyingarbeit, die künftig aus Transparenzgründen<br />
nach den Regeln des Bundesvergaberechts<br />
durchgeführt werden. Lobbying ist<br />
ein wesentlicher Bestandteil der politischen<br />
Arbeit der Ärztekammer, um die Interessen der<br />
Im Zuge der Angelobung kam es zu einem ersten gemeinsamen<br />
Austausch mit Bürgermeister Michael Ludwig.<br />
Ärztinnen und Ärzte auf allen Ebenen bestmöglich<br />
zu sichern. Zudem konnte die Empfehlung<br />
einer Haftpflichtversicherung für alle Ärztinnen<br />
und Ärzte beschlossen werden. Nach einer Ausschreibung<br />
wurde im Auftrag der Wiener Ärztekammer<br />
über einen Versicherungsmakler eine<br />
günstige Haftpflichtversicherung erarbeitet, die<br />
den Mitgliedern nun zur Verfügung steht.<br />
Neben der Reihung zahlreicher Kassenverträge,<br />
die nach der gesetzlichen Ausschreibung<br />
durchgeführt wurden, konnten auch zwei neue<br />
Primärversorgungseinheiten gereiht werden,<br />
eine davon mit einem Geriatrieschwerpunkt.<br />
Auch innerhalb der Kammer kam es zu einigen<br />
Änderungen. So wurde im Vorstand beschlossen,<br />
dass eine Photovoltaikanlage auf dem Dach<br />
des Gebäudes der Ärztekammer gebaut wird,<br />
um von dort den Strom für den Betrieb der<br />
Kammer zu 100 Prozent zu ermöglichen – ein<br />
wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.<br />
Die ehemals 77 Referate wurden auf 46 reduziert,<br />
die Anzahl der Funktionärinnen und Funktionäre<br />
in den Referaten wurde ebenfalls reduziert,<br />
um Kosten zu sparen. Zudem ist ein Vorschlag<br />
für die Vollversammlung erarbeitet worden, der<br />
zusätzlich die Kosten für die Funktionärinnen<br />
und Funktionäre drastisch senken soll. (kmc)<br />
Für den Wiener Ärztekammerpräsidenten<br />
Johannes Steinhart kommt dieses Aus<br />
aber viel zu früh. „Der Zusammenhang<br />
mit der Maskenpflicht erschließt sich mir<br />
erstens überhaupt nicht“, sagt Steinhart.<br />
Zudem gäbe es keine nachvollziehbaren<br />
Gründe für diese quasi ersatzlose Streichung.<br />
„Es ist höchst bedauerlich, dass der<br />
ÖGK-Wirtschaftskammerflügel auch nach<br />
zwei Jahren Pandemie sein Misstrauen<br />
gegenüber den Versicherten immer noch<br />
nicht ablegen kann“, sagt Steinhart. Alle<br />
Untersuchungen hätten bisher gezeigt,<br />
dass sowohl die Versicherten als auch Ärztinnen<br />
und Ärzte höchst verantwortungsvoll<br />
mit der Möglichkeit der telefonischen<br />
Krankschreibung umgegangen seien. Auch<br />
die Zahl der Krankenstände sei nicht<br />
gestiegen, sondern sogar gesunken.<br />
Die von der Österreichischen Gesundheitskasse<br />
als Ersatz vorgeschlagene telemedizinische<br />
Krankmeldung „ist technisch noch<br />
unausgereift und steckt in den Kinderschuhen“,<br />
sagt Steinhart: „Der Vorschlag ist also<br />
völlig unbrauchbar und wird nur Patientinnen<br />
und Patienten sowie Ärztinnen und<br />
Ärzte, die eine zuverlässige Abwicklung<br />
gewohnt sind, verwirren und verärgern.“<br />
Nur weil die Pandemie anscheinend eine<br />
Pause einlege, sei das kein Grund, das<br />
sinnvolle Werkzeug der telefonischen<br />
Krankschreibung so überstürzt über Bord<br />
zu werfen, betont Steinhart. „Selbst<br />
die ÖGK hat die positiven Erfahrungen<br />
hervorgehoben und zugegeben, dass<br />
Patientinnen und Patienten, Ärztinnen<br />
und Ärzte dieses Tool sehr schätzen. Zum<br />
wiederholten Male fordern wir also die<br />
ÖGK auf, die telefonische Krankschreibung<br />
beizubehalten und aufzuhören, alle<br />
Beteiligten mit ihrem Zick-Zack-Kurs<br />
und unausgegorenen Alternativen zu<br />
verwirren.“ <br />
ÖÄK<br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 11
INTERN NEWS<br />
Gesundheitswesen<br />
Debatte über Probleme versachlichen<br />
Erik Randall Huber, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für<br />
Wien, möchte die von Gesundheitsminister Johannes Rauch und dem Vizeobmann der Österreichischen<br />
Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss, sehr angriffige Debatte über das österreichische Gesundheitssystem<br />
wieder auf einen sachlichen Boden zurückführen.<br />
► „Unser Gesundheitssystem, um<br />
das wir in aller Welt beneidet<br />
werden, ist zu wichtig, als es mit Polemik<br />
krankzureden. Setzen wir uns<br />
lieber an einen Tisch, analysieren die<br />
Probleme und finden gemeinsam Lösungen“,<br />
so Huber.<br />
Zu kurz gedacht<br />
Gerade in der aktuellen Debatte um<br />
Wahlarztordinationen wurde vonseiten<br />
des Ministers und des ÖGK-<br />
Vizeobmanns zu kurz gedacht. Eine<br />
Abschaffung des dualen Systems von<br />
Kassenordinationen auf der einen und<br />
Wahlarztordinationen auf der anderen<br />
Seite würde mehr Probleme bewirken,<br />
als lösen. Huber: „Anstatt alles daran<br />
zu setzen, das Kassensystem für Jungmedizinerinnen<br />
und -mediziner so<br />
attraktiv zu gestalten, damit sich auch<br />
genügend Interessentinnen und Interessenten<br />
finden, wird nur über die Abschaffung<br />
eines versorgungsrelevanten<br />
Teils des Systems diskutiert“ – mit nicht<br />
mitgedachten, aber schwerwiegenden<br />
Folgen.<br />
Falsche Richtung<br />
Wenn den Patientinnen und Patienten<br />
diese Möglichkeit genommen würde,<br />
wäre die Folge, dass die Patientenströme<br />
in eine vollkommen falsche Richtung<br />
geleitet werden, so Huber, „nämlich<br />
in Spitalsambulanzen, die jetzt<br />
schon überfüllt sind. Das spart der<br />
ÖGK zwar Geld, ist aber keine Lösung<br />
und kann auch nicht im Sinne der für<br />
das Funktionieren des Gesundheitssystems<br />
Verantwortlichen sein.“ Das<br />
niedergelassene Kassensystem könne<br />
aus einem simplen Grund diese Patientinnen<br />
und Patienten nicht einfach<br />
übernehmen: Weil es zu wenig Kassenordinationen<br />
gebe. Huber: „Das<br />
liegt aber auch an der ÖGK selbst, weil<br />
sie gemeinsam geplante und im Regio-<br />
„Wir haben<br />
schon<br />
etliche neue<br />
Modelle erarbeitet,<br />
die<br />
nur auf die<br />
Umsetzung<br />
warten.“<br />
nalen Strukturplan Gesundheit (RSG)<br />
beschlossene Kassenplanstellen nicht<br />
freigibt.“<br />
Einstieg erleichtern<br />
Seitens der Ärztekammer bestehe<br />
selbstverständlich Gesprächsbereitschaft<br />
über Reformen im niedergelassenen<br />
Gesundheitssystem. „Wir haben<br />
diesbezüglich auch schon etliche neue<br />
Modelle erarbeitet, die nur auf die Umsetzung<br />
warten“, so Huber, etwa ein<br />
PVE-Modell für Kinderärztinnen und<br />
-ärzte oder die Forcierung von Primärversorgungsnetzwerken,<br />
die gerade im<br />
großstädtischen Bereich von Vorteil<br />
sind. Huber: „Zusätzlich müssen Praxisgründungsfördermodelle<br />
vor allem<br />
in Wien ausgebaut werden, um jungen<br />
Kolleginnen und Kollegen den Einstieg<br />
in eine eigene Niederlassung zu erleichtern.“<br />
Duales System<br />
Ein weiteres wichtiges Anliegen ist für<br />
Huber eine Reform der ärztlichen Ausbildung<br />
hin zu einem dualen System:<br />
„Neben der klassischen Ausbildung in<br />
Krankenhäusern muss unbedingt ein<br />
verstärkter Schwerpunkt direkt in Ausbildungsordinationen<br />
etabliert werden,<br />
damit die jungen Kolleginnen und Kollegen<br />
den Ordinationsalltag und die<br />
doch unterschiedlichen Anforderungen<br />
von Patientinnen und Patienten im niedergelassenen<br />
Bereich besser kennenlernen.“<br />
Anreize für Umstieg<br />
Erik Randall Huber<br />
fordert den Ausbau<br />
von Praxisgrün-<br />
dungsfördermodel-<br />
len, um jungen Kolleginnen<br />
und Kollegen<br />
den Einstieg in eine<br />
eigene Niederlassung<br />
zu erleichtern.<br />
Weiters müsse der veraltete Honorarkatalog<br />
endlich einerseits vereinheitlicht<br />
und andererseits Leistungen, die<br />
darin bis jetzt nicht oder nur unterdotiert<br />
vorkommen, aufgewertet werden.<br />
Vorstellbar wären auch Umstiegsprämien<br />
für Wahlarztordinationen, sofern<br />
sie einen Kassenvertrag annehmen wollen.<br />
„Mein Angebot an unser Gegenüber<br />
steht: Versuchen wir abseits von<br />
gegenseitigen Anschüttungen gemeinsam<br />
zu einer konsensualen und damit<br />
der besten Lösung für die Probleme unseres<br />
Gesundheitssystems zu kommen“,<br />
so Huber abschließend. (bs)<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
12 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>
IHRE KURIENSERVICES<br />
Unterstützung für Ihre<br />
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INTERN MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH<br />
ERNENNUNGEN<br />
Dr. in Giurgea Georgiana-Aura, Innere Medizin<br />
Dr. Grisold Simon, Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />
Dr. Könighofer Martin, Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />
Dr. Kroboth Wolfgang, Allgemeinmedizin<br />
Dr. in Kubista Katharina, Augenheilkunde und Optometrie<br />
Dr. Marschalek Julian Philipp, Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Dr. Reck Carlos, Kinder- und Jugendchirurgie<br />
Dr. in Rittenschober-Böhm Judith Cornelia, Kinder- und Jugendheilkunde<br />
Dr. Rohla Miklos, PhD, Innere Medizin und Kardiologie<br />
DDr. Schnaubelt Sebastian, Turnusarzt<br />
Dr. Schriefl Christoph, Turnusarzt<br />
Dr. Winter Max-Paul, Innere Medizin<br />
Privatdozentin<br />
Stellvertretender ärztlicher Leiter Amubluatorium ESRA<br />
Privatdozent<br />
Medizinalrat<br />
Universitätsprofessorin<br />
Privatdozent<br />
Privatdozent<br />
Privatdozentin<br />
Privatdozent<br />
Privatdozent<br />
Privatdozent<br />
Privatdozent<br />
NAMENSÄNDERUNGEN<br />
Dr. in Birsak Theresa Sophie<br />
Dr. in Dautermann Anna Maria<br />
Dr. in Latzenhofer Birgit<br />
Dr. in Lice Annija<br />
Dr. in Rampitsch Andrea Claudia<br />
in: Dr. in Stadler Theresa Sophie<br />
in: Dr. in Bundy Anna Maria<br />
in: Dr. in Feichter Birgit<br />
in: Dr. in Egle Annija<br />
in: Dr. in Zleptnig Andrea Claudia<br />
PRAXISERÖFFNUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
Dr. in Böck Nina 1010, Schottengasse 7/5<br />
Dr. Bope Destin 1140, Leegasse 2/8<br />
Dr. in Ehm Astrid Michaela 1040, Tilgnerstraße 3/3b<br />
Dr. El-Fadel Atef<br />
1170, Hernalser Hauptstraße 177/EG<br />
Dr. Frenzel Florian<br />
1010, Goethegasse 3/3 A<br />
Dr. Litos Franz 1120, Am Schöpfwerk 64/14/5<br />
Dr. Ott Branko 1120, Stüber-Gunther-Gasse 7<br />
Dr. Polat Ismail<br />
1220, Stadlauer Straße 64/5/1 A<br />
Dr. in Predorf Claudia 1030, Barichgasse 20/2<br />
Dr. Redinger Christian 1010, Getreidemarkt 8<br />
Dr. in Sahin Tuhba<br />
1160, Ottakringer Straße 35/5 A<br />
Dr. Schmitz Thomas Christian 1150, Gablenzgasse 7/10<br />
Dr. in Szameit-Jeckl Larissa 1<strong>06</strong>0, Joanelligasse 10/11<br />
Dr. Tesar-Böhm Benjamin 1220, Strohblumengasse 84<br />
Dr. Weber Wolfgang 1140, Linzer Straße 372/1/1<br />
Dr. Weinhappel Wolfgang 1<strong>06</strong>0, Mariahilfer Straße 95/12<br />
Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />
dr. med. univ.mag.med. Dakovic Bacalja Inga<br />
1030, Obere Viaduktgasse 24<br />
Univ.-Prof. Dr.med. Strobel Oliver, MBA<br />
1090, Lazarettgasse 25<br />
Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />
Dr. in Bertz Katja 1110, Wilhelm-Weber-Weg 1<br />
Augenheilkunde und Optometrie<br />
Dr. Ahmed-Balestra Daniel 1110, Rinnböckstraße 35-43/16/5<br />
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />
Priv.-Doz. Dr. Vyskocil Erich 1180, Hans-Sachs-Gasse 10-12<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Dr. Nordberg Joachim 1080, Lange Gasse 70/5 **<br />
Dr. Rainer Günther 1020, Große Sperlgasse 8/2/2<br />
Innere Medizin<br />
Dr. Bresztowanszky Gerfried 1190, Chimanistraße 1<br />
Dr. Ott Branko 1120, Stüber-Gunther-Gasse 7<br />
Dr. Redinger Christian 1010, Getreidemarkt 8<br />
Kinder- und Jugendheilkunde<br />
Dr. in Klinger-Panhofer Irene 1190, Friedlgasse 50/2<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />
Dr. in Ebner Nina Alexandra 1160, Ottakringer Straße 145/2<br />
Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie<br />
Dr. Riha Markus 1230, Schillingergasse 21<br />
DDr. in Weber Stefanie 1090, Liechtensteinstraße 104<br />
Neurologie<br />
Dr. Frenzel Florian<br />
1010, Goethegasse 3/3 A<br />
Priv.-Doz. Dr. Greisenegger Stefan 1190, Chimanistraße 1 **<br />
Dr. in Knoop Ina 1090, Porzellangasse 39/8<br />
Orthopädie und Traumatologie<br />
Priv.-Doz. DDr. Böhler Christoph 1180, Gentzgasse 137/9<br />
Dr. Steinbach Thomas 1010, Schwarzenbergplatz 16<br />
Dr. in Wallner Tanja 1120, Wilhelmstraße 53/1<br />
Dr. in Wolfram Julia 1190, Billrothstraße 78 **<br />
Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation<br />
Dr. in Krug Anna 1220, Steigenteschgasse 16 **<br />
Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie<br />
Dr. in Karle Birgit 1080, Laudongasse 25/11 **<br />
Psychiatrie<br />
Dr. in Kimberger-Bodner Kathrin 1160, Neulerchenfelder Straße 14<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />
Dr. Distel Florian 1130, Hietzinger Hauptstraße 145/5<br />
Dr. in Harmankaya Elisabeth 1010, Kärntner Ring 6/4<br />
Dr. in Knoop Ina 1090, Porzellangasse 39/8<br />
Dr. med. Wolff Marc 1090, Garnisongasse 7/27 **<br />
Strahlentherapie-Radioonkologie<br />
Prim. a Dr. in Steffal Claudia 1050, Schußwallgasse 5/4<br />
Urologie<br />
Dr. in Eschlböck-Zsutty Julia 1150, Neubaugürtel 47/OG 5<br />
Dr. Lenart Sebastian 1020, Haidgasse 15/2<br />
Priv.-Doz. Dr. Ponholzer Anton Rudolf Maria<br />
1020, Große Sperlgasse 8/2/2 **<br />
Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />
Dr. Ganger Clemens 1140, Linzer Straße 296<br />
Dr. in Miri Soleiman Ilnaz 1080, Josefstädter Straße 91/1/15<br />
Dr. Saremi-Rad Kasra 1080, Lange Gasse 65<br />
(** Zweitpraxis)<br />
14 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>
MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH INTERN<br />
PRAXISVERLEGUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
Dr. Khaled Hamiddullah 1220, Wagramer Straße 111/3 1220, Kagraner Platz 49/3<br />
Dr. in Lovas-Romvary Fruzsina 1220, Siebenbürgerstraße 16-26/33/1 1220, Siebenbürgerstraße 14/Top 12 A<br />
Dr. Nikzad Ramin 1100, Wiedner Gürtel 13 1120, Rauchgasse 40/32<br />
Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />
Dr. Reichhalter Robert 1170, Neuwaldegger Straße 2 1170, Maximilian-Schober-Gasse 7<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Dr. in Kellner Alevtina 1040, Favoritenstraße 20 1230, Anton-Baumgartner-Straße<br />
44/Top 55<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Dr. Harmankaya Kaan 1010, Freyung 4/17 1010, Kärntner Ring 6/4<br />
Dr. Ponholzer Peter Paul 1190, Billrothstraße 4 1220, Erzherzog-Karl-Straße 7a<br />
Innere Medizin<br />
Priv.-Doz.Dr. Goliasch Georg, PhD 1010, Tuchlauben 7 1180, Gentzgasse 65<br />
Dr.-Med Itariu Bianca-Karla, PhD 1090, Borschkegasse 7/4 1180, Antonigasse 12/1<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Säemann Marcus 1190, Billrothstraße 78 1080, Krotenthallergasse 3/3<br />
Dr. in Thun Maya 1010, Tuchlauben 17/1/8 A 1010, Schottengasse 3-3a/2/31<br />
Kinder- und Jugendheilkunde<br />
Priv.-Doz. in Dr. in Pichler Judith 1180, Semperstraße 29/2 1180, Semperstraße 29/7<br />
Dr. in Soleman Nadia 1010, Neuer Markt 1/4/17 1010, Postgasse 6<br />
Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />
Dr. Fellner Gottfried 1130, Feldkellergasse 30A/3 1210, Trillergasse 8/8<br />
Neurologie<br />
Dr. in Gomari Azita 1130, Hietzinger Hauptstraße 143 1090, Währinger Straße 63<br />
Dr. in Rauch-Shorny Sigrid 1050, Zeuggasse 3 1130, Rosenhügelstraße 192a<br />
Dr. Thun Peter 1030, Mohsgasse 20/2 1010, Schottengasse 3-3a/2/31<br />
Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />
Dr. Buchleitner Stefan 1130, Dommayergasse 2 1130, Lainzer Straße 16<br />
Orthopädie und Traumatologie<br />
Dr. Timmel Gustav 1030, Marxergasse 48/11 1030, Invalidenstraße 11/2a<br />
Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />
Dr. Schjerve Jan 1080, Feldgasse 7 1160, Neulerchenfelder Straße 14/4<br />
Dr. Stuller Michael, MSc 1080, Alser Straße 43/4 1010, Ebendorferstraße 10/6a<br />
PRAXISABMELDUNGEN<br />
Allgemeinmedizin<br />
DDr. Gindl Erich, MSc 1120<br />
Dr. Lakani Kassra 1110<br />
Dr. in Lakani Nailya 1110<br />
Dr. Li Bor-Wen 1<strong>06</strong>0<br />
Dr. Macke Veit 1130 **<br />
Dr. Mayrhofer Franz 1<strong>06</strong>0<br />
Dr. in Meraner Sabine 1140<br />
Dr. Papadimitropoulos Vassilios 1220<br />
Dr. in Pirich Erika Christine 1030 **<br />
Dr. Sartor Henning 1030<br />
Dr. Varkonyi Thomas 1220 **<br />
Dr. Wagenleitner Rudolf 1150<br />
Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />
Dr. in Seyr Gudrun 1130<br />
Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />
Dr. in Kottmel Andrea 1100 **<br />
Dr. in Lehner-Rothe Eva 1010<br />
Dr. Li Bor-Wen 1<strong>06</strong>0<br />
Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />
Dr. Rainer Günther 1190<br />
Innere Medizin und Pneumologie<br />
Dr. in Kaufmann Monika 1110<br />
Kinder- und Jugendchirurgie<br />
Dr. Pokall Stefan 1100<br />
Kinder- und Jugendheilkunde<br />
Dr. Papadimitropoulos Vassilios 1220<br />
Lungenkrankheiten<br />
Dr. Ritschka Leopold 1080<br />
Dr. Wallner Gerhard 1230<br />
Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />
Dr. Dittrich Stefan 1130<br />
Dr. Keusch Rudolf 1230 **<br />
Unfallchirurgie<br />
Dr. Barisani Georg Rüdiger 1030<br />
Dr. in Schweitzer-Ehrenreich Andrea 1190**<br />
Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-,<br />
Mund- und Kieferheilkunde<br />
Dr. in Ganger Ursula 1140<br />
Dr. Kittl Ingomar-Herdegen 1080<br />
Dr. in Leyh Marie-Luise 1090<br />
Dr.med.univ. et med. dent.<br />
Weinländer Stephen, MBA 1080<br />
Dr. Valdec Silvio 1170<br />
(** Zweitpraxis)<br />
TODESFÄLLE R.I.P.<br />
Dr. Bammer Peter 05.02.1956 23.03.<strong>2022</strong><br />
Dr. Barisani Georg Rüdiger 11.09.1960 12.03.<strong>2022</strong><br />
MR Dr. Hermann Rudolf 05.09.1946 01.04.<strong>2022</strong><br />
Dr. König Uwe 03.<strong>06</strong>.1956 20.04.<strong>2022</strong><br />
Univ.-Prof. Dr. Kristen Herbert 19.<strong>06</strong>.1939 31.03.<strong>2022</strong><br />
Dr. in Mersich Elvira 08.03.1929 09.04.<strong>2022</strong><br />
Univ.-Prof. in Dr. in Pavelka Margit 23.01.1945 22.03.<strong>2022</strong><br />
Dr. Pridun Nestor 16.10.1941 24.03.<strong>2022</strong><br />
Dr. Rosak Michael 31.08.1924 02.04.<strong>2022</strong><br />
Dr. in Schramm Annemarie 17.07.1941 04.12.2021<br />
Dr. Sefidpar Mohsen 04.03.1939 20.04.<strong>2022</strong><br />
Dr. in Seiler Judith 26.11.1926 30.03.<strong>2022</strong><br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 15
AM PULS COVERSTORY<br />
►<br />
Zeitenwende in der Gesundheitspolitik<br />
Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart und die Vizepräsidenten Stefan Ferenci und<br />
Erik Randall Huber präsentierten bei ihrer Antrittspressekonferenz ihre Reformvorschläge<br />
für das Wiener Gesundheitssystem.<br />
16 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>
COVERSTORY AM PULS<br />
► Am 19. Mai <strong>2022</strong> traten Ärztekammerpräsident<br />
Johannes Steinhart<br />
und die beiden Kurienobmänner und<br />
Vizepräsidenten, Stefan Ferenci und Erik<br />
Randall Huber, erstmals gemeinsam vor<br />
die Presse, um ihre Vorstellungen für ihre<br />
kommende Amtsperiode von fünf Jahre<br />
auszuführen.<br />
Johannes Steinhart hat sich als oberstes<br />
Ziel gesetzt, „eine Zeitenwende in der<br />
Gesundheitspolitik einzuleiten und diese<br />
von den politisch Verantwortlichen<br />
einzufordern, um endlich davon wegzukommen,<br />
unser Gesundheitssystem an<br />
allen Ecken und Enden krankzusparen“.<br />
Dazu gehöre eine wirklich ernst gemeinte<br />
Gesundheitsreform verbunden mit der<br />
mittlerweile schon vor Jahren politisch<br />
angekündigten „Patientenmilliarde“, von<br />
der noch nichts zu sehen sei.<br />
Johannes Steinhart: „Man muss<br />
davon wegkommen, das Gesundheitssystem<br />
an allen Ecken und<br />
Enden krankzusparen.“<br />
Fotos: iStock/vchal; Stefan Seelig (3)<br />
Bürokratieabbau<br />
Generell müsse das öffentliche Gesundheitssystem<br />
attraktiver werden,<br />
sowohl für die darin Beschäftigten als<br />
auch für die Patientinnen und Patienten.<br />
Dazu gehöre der Abbau von Bürokratie,<br />
die für das ärztliche wie auch<br />
für das Pflegepersonal viel zu viel Zeit<br />
in Anspruch nimmt, die letztendlich<br />
bei den Patientinnen und Patienten<br />
fehlt. „Längst an der Zeit ist auch die<br />
Umsetzung eines einheitlichen Leistungskatalogs<br />
für ganz Österreich“, so<br />
Steinhart in Richtung Österreichische<br />
Gesundheitskasse (ÖGK).<br />
Die Ärztekammern haben einen solchen<br />
bereits vor zwei Jahren entwickelt.<br />
Steinhart: „Es liegt nur an der ÖGK,<br />
diesen auch umzusetzen. Die Landesgebietskrankenkassen<br />
wurden zwar mit<br />
viel Aufwand fusioniert, im Leistungskatalog<br />
herrscht aber nach wie vor derselbe<br />
Wildwuchs wie vor der Fusionierung.“<br />
Flexiblere Arbeitszeiten<br />
Für alle Angestellten im Gesundheitsbereich<br />
müssten von den öffentlichen<br />
Trägern flexiblere Arbeitszeitmodelle<br />
erarbeitet und angeboten werden. „Nur<br />
so können wir mehr junge Menschen<br />
für Gesundheitsberufe motivieren. Dazu<br />
gehören selbstverständlich auch bessere<br />
Gehälter und Honorare, damit wir<br />
gerade in den schon jetzt bestehenden<br />
Mangelfächern die Engpässe wieder<br />
ausgleichen und für die Zukunft, bei einer<br />
steigenden Bevölkerungszahl, noch<br />
mehr Ärztinnen und Ärzte gewinnen<br />
können, um so nicht nur den Status<br />
quo der medizinischen Versorgung zu<br />
halten, sondern auch noch zu verbessern“,<br />
betont Steinhart.<br />
Mehr Investitionen<br />
Österreich hat die 9-Millionen-Einwohnermarke<br />
übersprungen, und in<br />
Wien leben bereits zwei Millionen<br />
Menschen. Die ärztliche Versorgung<br />
wird aber heruntergefahren, weil in der<br />
Gesundheitspolitik seit Jahren das Diktum<br />
von „Dämpfungspfaden“ herrsche.<br />
Steinhart: „Überall sonst spricht man<br />
von ‚nötigen Investitionen in die Zukunft‘,<br />
nur bei der Zukunft der Gesundheitsversorgung<br />
in Österreich ist die Politik<br />
auf einem Auge blind.“<br />
Es brauche Investitionen in die Gesundheitsversorgung,<br />
damit alle diagnostischen<br />
und therapeutischen Möglichkeiten,<br />
die die moderne Medizin<br />
bietet, auch wirklich allen Menschen<br />
„Überall<br />
sonst spricht<br />
man von<br />
‚nötigen<br />
Investitionen<br />
in die<br />
Zukunft‘,<br />
nur bei der<br />
Zukunft der<br />
Gesundheitsversorgung<br />
in<br />
Österreich<br />
ist die Politik<br />
auf einem<br />
Auge blind.“<br />
Stefan Ferenci: „Wartezeiten auf notwendige Behandlungen und Operationen<br />
nehmen zu.“<br />
im Sinne eines solidarisch finanzierten<br />
Gesundheitssystems angeboten werden<br />
können. Die Politik definiere ständig<br />
Wachstumsbereiche, bei denen sich<br />
Investitionen für den Standort Österreich<br />
rentieren. Vergessen werde dabei<br />
aber immer der Gesundheitsbereich,<br />
wo sich Investitionen bei einer größer<br />
und älter werdenden Bevölkerungszahl<br />
nachhaltig und langfristig lohnen.<br />
Dialog statt Polemik<br />
Die Pandemie habe gezeigt, dass die Politik<br />
unter Druck auch rasch Mittel zur<br />
Verfügung stellen kann. „Der Druck im<br />
Gesundheitssystem ist so hoch wie bei<br />
COVID. Nur ist das in der Politik noch<br />
nicht angekommen“, warnt Steinhart.<br />
Die Einsparungen haben bereits zu<br />
Versorgungsengpässen geführt. Dem<br />
bestehenden Ärztemangel wolle man<br />
jetzt mit Zwangsmaßnahmen und<br />
weiteren Kürzungen im Gesundheitsbereich<br />
begegnen, wenn man an die<br />
Wahlarztdebatte denkt. Steinhart: „Das<br />
sind aber nur verzweifelte Versuche,<br />
ein sinkendes Schiff wieder seetauglich<br />
zu machen. Das Gesundheitssystem<br />
unseres Landes, alle die dafür ihr Bestes<br />
geben, und die Patientinnen und Patienten<br />
haben sich aber mehr verdient als<br />
Polemik.“<br />
Steinhart sieht sich als „Brückenbauer“,<br />
der mit den politisch Verantwortlichen<br />
– vom Gesundheitsminister, über den<br />
Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann<br />
bis hin zu den Expertinnen<br />
und Experten in der Sozialversicherung<br />
– in den Dialog treten will, um<br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 17
AM PULS COVERSTORY<br />
„gemeinsam das wirklich Beste für die<br />
Gesundheitsstandorte Wien und Österreich<br />
zu erreichen.“<br />
Warnung vor Mangelversorgung<br />
Für Stefan Ferenci, Obmann der Kurie<br />
angestellte Ärzte und Vizepräsident<br />
der Ärztekammer für Wien, ist ein<br />
Umstand, der Wien zu „einer der lebenswertesten<br />
Städte der Welt macht“,<br />
sicher auch „das an sich hervorragende<br />
Gesundheitssystem“.<br />
Wiens Spitäler waren immer ein Garant<br />
dafür, dass jede und jeder, unabhängig<br />
von Herkunft oder sozialem Status,<br />
bei Bedarf Spitzenmedizin erhalten<br />
hat. „Aber in den letzten Jahren hat das<br />
System angefangen zu bröckeln. Wartezeiten<br />
auf notwendige Behandlungen<br />
und Operationen nehmen zu, und in<br />
vielen Bereichen findet nur mehr eine<br />
Mangelversorgung statt“, warnt Ferenci.<br />
Zur Behebung der bestehenden Mängel<br />
brauche es rasche Initiativen. Ferenci:<br />
„An erster Stelle steht dabei der Faktor<br />
Zeit – mehr Zeit für Ausbildung, mehr<br />
Zeit für Patientinnen und Patienten<br />
und mehr Zeit für die Regeneration des<br />
Gesundheitspersonals.“ Dazu gehöre<br />
zu allererst ein effektiver Bürokratieabbau<br />
im Spitalsalltag, damit die Ärzteschaft<br />
weniger Zeit für bürokratische<br />
Papierarbeiten aufbringen müsse.<br />
Dringend nötig sei auch eine Reform der<br />
medizinischen Ausbildung in den Spitälern.<br />
Derzeit finde diese wegen zeitlicher<br />
und finanzieller Ressourcenknappheit<br />
eher „nebenbei“ statt. „Eine gute Ausbildung<br />
funktioniert aber nur unter direkter<br />
Supervision einer Fachärztin oder<br />
eines Facharztes, daher benötigen wir<br />
keine Erhöhung des Ausbildungsschlüssels,<br />
sondern deutlich mehr Fachärztinnen<br />
und Fachärzte“, so Ferenci.<br />
Als erste schnell umsetzbare Maßnahme<br />
im Bereich der Ausbildung fordert Ferenci<br />
daher die Abschaffung der Basisausbildung,<br />
um den jungen Kolleginnen<br />
und Kollegen den raschen Einstieg in ihr<br />
Wunschfach zu ermöglichen.<br />
Ausgliederung des WIGEV<br />
Neben mehr Ärztinnen und Ärzten für<br />
Wiens Spitäler müsse auch an einer<br />
Attraktivierung der Arbeitsbedingungen<br />
gearbeitet werden. Ferenci: „Für<br />
entsprechende Verbesserungen ist die<br />
Personal- und Finanzhoheit des Wiener<br />
Gesundheitsverbunds (WIGEV) nötig.<br />
Daher fordere ich die Stärkung des WI<br />
Erik Randall Huber: „Ein Schwerpunkt muss künftig direkt in Ausbildungsordinationen<br />
etabliert werden.“<br />
„Die Honorare<br />
für<br />
die Mutter-<br />
Kind-Pass-<br />
Untersuchungen<br />
wurden seit<br />
28 Jahren<br />
nicht einmal<br />
der Inflation<br />
angepasst“.<br />
GEV durch dessen Ausgliederung, damit<br />
er schnell und flexibel auf Probleme<br />
reagieren kann, bevor sie ein Ausmaß<br />
annehmen, das nur unter massivem Kostenaufwand<br />
bewältigbar ist.“<br />
Dass es bei entsprechendem Reformwillen<br />
und einem Miteinander aller<br />
Beteiligten zu guten Ergebnissen im<br />
Gesundheitsbereich kommen kann,<br />
zeige sich auch daran, dass die effektivste<br />
Maßnahme der letzten Jahre zur<br />
Entlastung des Spitalspersonals durch<br />
die Kooperation der Stadt Wien mit der<br />
Ärztekammer entstanden ist: „Die den<br />
Gemeindespitälern vorgelagerten Erstversorgungsambulanzen<br />
EVA, betrieben<br />
vom Ärztefunkdienst, sorgen dafür, dass<br />
Patientenströme rasch erstversorgt und<br />
danach direkt zu den richtigen Stellen<br />
weitergeleitet werden. Das zeigt, dass<br />
wir nur miteinander Wiens Spitäler zu<br />
dem attraktiven Arbeitsplatz machen<br />
können, der er früher einmal war – zum<br />
Vorteil der Ärztinnen und Ärzte, aber<br />
vor allem zum Vorteil der Patientinnen<br />
und Patienten!“<br />
Ausbildungsordinationen<br />
Auch Erik Randall Huber, Obmann der<br />
Kurie niedergelassen Ärzte und Vizepräsident<br />
der Ärztekammer für Wien,<br />
fordert eine Ausbildungsreform: „Ein<br />
Schwerpunkt muss künftig direkt in Ausbildungsordinationen<br />
etabliert werden.“<br />
Eine zweijährige Ausbildung in Ausbildungsordinationen<br />
hätte viele Vorteile:<br />
„Die angehenden Ärztinnen und Ärzte<br />
lernen dabei Krankheitsbilder kennen,<br />
die sie im Spital in dieser Vielfalt nicht<br />
erleben. Mit diesem umfangreichen<br />
Basiswissen ausgestattet, können sie<br />
danach im Spitalsbereich auch besser<br />
eingesetzt werden und erhalten so jene<br />
Aufmerksamkeit, die ihnen derzeit oft<br />
nicht gegeben wird.“<br />
Die aktuelle Wahlarztdebatte hält Huber<br />
für entbehrlich und seitens der Kritiker<br />
für unüberlegt: „Die Zerschlagung<br />
des gut funktionierenden dualen Systems<br />
von Kassen- und Wahlarztordinationen<br />
hätte nur zur Folge, dass jene<br />
Patientinnen und Patienten, die derzeit<br />
Wahlarztordinationen aufsuchen und<br />
danach 80 Prozent des ÖGK-Honorars<br />
rückerstattet bekommen, sich nach anderen<br />
Optionen für ihre Gesundheitsversorgung<br />
umsehen müssten. Nur gibt<br />
es diese Optionen nicht.“<br />
Stattdessen sollte die ÖGK besser an der<br />
Attraktivierung der Arbeits- und Versorgungsbedingungen<br />
im niedergelassenen<br />
Bereich aktiv mitarbeiten. Allein<br />
die Honorierung der Kassenärztinnen<br />
und -ärzte durch die Sozialversicherung<br />
entspreche nicht dem Aufwand<br />
ihrer Leistung. Das beste Beispiel: „Die<br />
Honorare für die Mutter-Kind-Pass-<br />
Untersuchungen wurden seit 28 Jahren<br />
nicht einmal der Inflation angepasst“.<br />
Versäumnisse mit Folgen<br />
Der durch Versäumnisse der Politik und<br />
Sozialversicherung verursachte Rückgang<br />
der Zahl an Kassenordinationen<br />
betrifft fast alle Fachrichtungen. Gab es<br />
2010 in Wien noch 1.745 Kassenordinationen,<br />
so waren es 2021 nur noch 1.592<br />
– bei einer gestiegenen Bevölkerungszahl<br />
um 200.000 Personen, was der<br />
Größenordnung von Linz entspricht. Es<br />
sei nicht nachvollziehbar, warum derart<br />
viele Überlegungen darum kreisen,<br />
Wahlärztinnen und -ärzte abzuschaffen<br />
und damit die Patientinnen und<br />
Patienten zu bestrafen, „anstatt unsere<br />
vielen Vorschläge aufzugreifen, wie der<br />
Kassenbereich attraktiver gestaltet werden<br />
kann“, so Huber.<br />
So sollte etwa das PVE-Modell für Allgemeinmedizin<br />
für Kinderärztinnen und<br />
-ärzte ermöglicht werden. Huber: „Das<br />
Konzept dafür haben wir entwickelt, es<br />
liegt an der ÖGK, es umzusetzen.“ Ebenso<br />
müssten seitens der Stadt Wien die<br />
Fördermodelle für Niederlassungsgründungen<br />
erweitert werden, und auch Umstiegsprämien<br />
für Wahlärztinnen und<br />
-ärzte seien denkbar, um diesen einen<br />
Anreiz zu bieten, offene Kassenplanstellen<br />
zu übernehmen. (bs/hpp)<br />
18 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>
COVERSTORY AM PULS<br />
Ärztlicher Berufsalltag<br />
„Kein Sprint, sondern ein Marathon“<br />
Stefan Ferenci, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien,<br />
im Gespräch über eine Ausgliederung des WIGEV und die Wichtigkeit des Faktors Zeit für Ärztinnen<br />
und Ärzte – für die beste Behandlung der Patientinnen und Patienten, für die Ausbildung und für ihre<br />
eigene Regeneration.<br />
Foto: Stefan Seelig<br />
► <strong>doktorinwien</strong>: Herr Vizepräsident,<br />
Sie haben gleich in Ihrer<br />
Antrittspressekonferenz für Aufsehen gesorgt,<br />
weil Sie den WIGEV ausgliedern<br />
möchten. Sind Sie also für die Privatisierung<br />
des Gesundheitssystems?<br />
Ferenci: Natürlich nicht. Ich bin ein<br />
entschiedener Verfechter eines solidarischen<br />
und öffentlich finanzierten<br />
Gesundheitssystems. Ich habe vollstes<br />
Vertrauen in die Stadt Wien, dass eine<br />
Ausgliederung so gestaltet werden<br />
kann, dass unsere Spitäler vor dem Zugriff<br />
privater Investoren geschützt sind,<br />
wie es übrigens in den anderen acht<br />
Bundesländern oder der Stadt Wien<br />
bei den Wiener Linien und der Wien<br />
Energie auch gelungen ist.<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Worum geht es Ihnen<br />
dann?<br />
Ferenci: Am besten erkläre ich das am<br />
Beispiel meines Fachs, der Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrie; hier bricht in Wien<br />
nämlich gerade die Versorgung zusammen.<br />
Da gibt es zum Beispiel eine Kollegin,<br />
die wollte Stunden reduzieren<br />
und weil das nicht möglich war, hat sie<br />
gekündigt. Dann gibt es einen Kollegen,<br />
der wollte neben seiner Kassenstelle<br />
weiterhin 14 Stunden im Spital<br />
arbeiten. Auch das war nicht möglich.<br />
Kolleginnen in Mutterschutz oder Kolleginnen<br />
und Kollegen im Burn-out können<br />
nur teilweise nachbesetzt werden,<br />
weil nur der vorhandene Dienstposten<br />
besetzt werden darf. Und der ist ja – formal<br />
– besetzt. Kurzum: es entscheiden<br />
Bürokraten, die nicht verstehen, welche<br />
Auswirkungen ihre Entscheidung<br />
haben, oder das starre Dienstrecht lässt<br />
ihnen keinen Entscheidungsspielraum.<br />
Wenn der WIGEV ausgegliedert wäre<br />
– wie übrigens die Landeskliniken in<br />
den acht anderen Bundesländern auch –<br />
hätte die Generaldirektion die Entscheidungskompetenz<br />
und könnte auch an<br />
ihren Entscheidungen gemessen<br />
werden. Das erscheint mir<br />
tatsächlich sinnvoller.<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Sie fordern<br />
auch mehr Zeit für Ärztinnen<br />
und Ärzte. Was meinen Sie damit?<br />
Ferenci: Meine Forderung<br />
nach mehr Zeit bezieht sich auf<br />
drei Bereiche: Erstens: Zeit für<br />
Patientinnen und Patienten.<br />
Ich bin Arzt geworden, weil ich<br />
meine Patientinnen und Patienten<br />
bestmöglich behandeln<br />
möchte. Damit ich das gut machen<br />
kann, brauche ich Zeit.<br />
Wenn die Medizin dazu verkommt,<br />
dass wir Ärztinnen und<br />
Ärzte wie am Fließband Patientinnen<br />
und Patienten „abfertigen“<br />
müssen, ist das nicht die<br />
Art von Medizin, die ich machen<br />
möchte. Folglich brauchen wir die<br />
Zeit, die notwendig ist, um unsere Patientinnen<br />
und Patienten gut behandeln zu<br />
können. Zweitens: Zeit für Ausbildung.<br />
Ich habe in meiner Ausbildung zum<br />
Facharzt davon profitiert, dass ich anfangs<br />
unter direkter Supervision gearbeitet habe.<br />
Der Facharzt ist dabeigesessen, während<br />
ich meine ersten Untersuchungen<br />
gemacht habe und danach hat er ergänzt.<br />
Im Anschluss hat er mit mir alleine den<br />
Fall nochmal durchbesprochen. Diese<br />
Form der Ausbildung benötigt Zeit; das<br />
kann man nicht nebenher machen. Eine<br />
gute Ausbildung unserer Kolleginnen<br />
und Kollegen erfordert ausreichend zeitliche<br />
Ressourcen für die Ausbildung.<br />
Und ehrlicherweise glaube ich, dass auch<br />
die Bevölkerung von gut ausgebildeten<br />
Ärztinnen und Ärzten behandelt werden<br />
möchte. Deshalb brauchen wir keine Erhöhung<br />
des Ausbildungsschlüssels, sondern<br />
mehr Fachärztinnen und Fachärzte<br />
in den Spitälern.<br />
Stefan Ferenci: „Ich bin Arzt geworden,<br />
weil ich meine Patientinnen und Patienten<br />
bestmöglich behandeln möchte. Damit ich<br />
das gut machen kann, brauche ich Zeit.“<br />
„Wenn wir<br />
von Beginn<br />
an an und<br />
über unsere<br />
Grenzen<br />
gehen, ist<br />
die logische<br />
Konsequenz<br />
eine hohe<br />
Burn-out-<br />
Rate in<br />
späteren<br />
Jahren.“<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Und drittens?<br />
Ferenci: Meine dritte Forderung<br />
ist die nach Zeit für<br />
Regeneration! Wenn wir<br />
Ärztinnen und Ärzte nicht<br />
zu 100 Prozent physisch wie<br />
psychisch fit sind, können wir<br />
unsere Patientinnen und Patienten<br />
nicht optimal behandeln.<br />
Dazu müssen wir auch<br />
stehen. Das Arbeitsleben ist<br />
kein Sprint, sondern ein Marathon.<br />
Wenn wir von Beginn<br />
an an und über unsere Grenzen<br />
gehen, ist die logische<br />
Konsequenz eine hohe Burnout-Rate<br />
in späteren Jahren.<br />
<strong>doktorinwien</strong>: Sie sprechen<br />
auch viel von Wertschätzung.<br />
Was verstehen Sie darunter?<br />
Ferenci: Wertschätzung heißt,<br />
auf die individuellen Bedürfnisse<br />
und Lebenssituationen der Kolleginnen<br />
und Kollegen einzugehen. Uns<br />
Ärztinnen und Ärzten das Gefühl zu<br />
geben, dass die Spitalserhalter froh sind,<br />
uns als engagierte Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter zu haben. Stattdessen bekommen<br />
wir häufig das Gefühl vermittelt,<br />
austauschbar zu sein. Das war vielleicht<br />
vor 20 Jahren so, aber heutzutage<br />
muss ich mich um meine Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter bemühen. Diese<br />
„Take it or leave it“-Mentalität führt zu<br />
einer zunehmenden Abwanderung aus<br />
den Spitälern. Aufgrund von Personalmangel<br />
sind deshalb bereits ganze Stationen<br />
gesperrt.<br />
Und Wertschätzung würde auch bedeuten,<br />
die Expertise der Ärztinnen<br />
und Ärzte dankend anzunehmen und<br />
mit uns gemeinsam an den Problemen<br />
und Herausforderungen zu arbeiten,<br />
bevor es zu spät sein wird und das<br />
Wiener Spitalssystem zusammengebrochen<br />
ist. <br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 19
SERVICE KONGRESSE<br />
AUGUST BIS OKTOBER <strong>2022</strong><br />
25. Ärztetage Velden<br />
Ort: Velden am Wörthersee<br />
Termin: 21. – 27.8.<strong>2022</strong><br />
Veranstalter: Österreichische Akademie der Ärzte GmbH<br />
Information: AIM Group International - Vienna Office,<br />
1030 Wien, Löwengasse 3/6, Tel.: +43/1/402 77 55 399,<br />
E-Mail: velden@aimgroup.eu<br />
Information: MAW Kongressbüro, 1010 Wien, Freyung 6,<br />
Mag. a Maria Hamata, Tel.: +43/1/536 63-38 DW,<br />
E-Mail: maria.hamata@media.co.at, www.maw.co.at<br />
Anmeldung: https://aimgroup.eventsair.com/arztetagevelden-<strong>2022</strong>/registratur-arztetage-velden/Site/Register<br />
3 Verbände-Strahlenschutztagung<br />
Ort: Technische Universität Wien, 1040 Wien,<br />
Gußhausstraße 27-29<br />
Termin: 29.9 – 1.10.<strong>2022</strong><br />
Kongressorganisation: Bettina Ibi (ÖGMP), Franz Kabrt<br />
(ÖVS), Josef Preitfellner (VSMÖ)<br />
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Medizinische<br />
Physik (ÖGMP), Österreichischer Verband für Strahlenschutz<br />
(ÖVS), Verband für Medizinischen Strahlenschutz in<br />
Österreich in Kooperation mit TU Wien<br />
Information: AZ med.info, 1014 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />
Tel.: +43/1/531 16-41 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at,<br />
www.strahlenschutztagung.org<br />
Anmeldung und Kontakt: https://www.strahlenschutztagung.org/anmeldung/,<br />
Mag. a Betinna Kohl, MAS,<br />
E-Mail: bettina.kohl@gesundheitsverbund.at<br />
4. Autoimmun-Symposium<br />
Ort: Online-Fortbildung<br />
Termin: 30.9 – 1.10.<strong>2022</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: OÄ Dr. in Marija<br />
Geroldinger-Simic, PhD, Prim. Univ.-Prof. Dr. Norbert Sepp<br />
Veranstalter: Abteilung für Dermatologie, Venerologie<br />
und Allergologie sowie dem Autoimmunzentrum am<br />
Ordensklinikum Linz<br />
Information: Ordensklinikum Linz GmbH Elisabethinen,<br />
4020 Linz, Fadingerstraße 1, Tel.: +43/0/732 7676-0,<br />
E-Mail: elisabethinen@ordensklinikum.at,<br />
www.ordensklinikum.at<br />
Anmeldung: http://www.ordensklinikum.at/<br />
autoimmun<strong>2022</strong><br />
Teilnahmegebühr: Ärzt*innen € 100,-<br />
Kardiologie St. Pölten <strong>2022</strong><br />
Ort: Reitschule/Auditorium Grafenegg, 3485 Grafenegg,<br />
10-11 Grafenegg<br />
Termin: 8.10.<strong>2022</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. a Univ.-Prof. in Dr. in<br />
Julia Mascherbauer<br />
Veranstalter: Universitätsklinikum St. Pölten<br />
Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und<br />
Werbegesellschaft, 1010 Wien, Freyung 6, Sophia Skibicki,<br />
Stefanie Skodler, Tel.: +43/1/536 63-74 oder 84 DW,<br />
E-Mail: kardio@maw.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardionoe22<br />
ZAFI – ZAHNÄRZTLICHE FORTBILDUNG<br />
ZAFI – Zahnärztliche Fortbildung der Landeszahnärztekammer für Wien<br />
1<strong>06</strong>0 Wien, Gumpendorferstraße 83/4, Tel.:+43/1/597 33 57/10-12 DW, Fax: 13 DW<br />
E-Mail: spitzhuetl@zafi.at<br />
Professionelle Zahnreinigung mit Schall- und Ultraschallinstrumenten<br />
(Seminar für Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Elisabeth Köhler<br />
24. – 25.6.<strong>2022</strong><br />
Tipps und Tricks in der Prothetik<br />
Dr. Florian Rummer, ZTM Andreas Wunsch<br />
10.9.<strong>2022</strong><br />
Effiziente Kieferorthopädie<br />
Dr. Stefano Troiani<br />
15. – 16.9., 7. – 8.10., 2. – 3.12.<strong>2022</strong><br />
Praxismanagement – Administration und Verwaltung<br />
(Seminar für zahnärztliche Assistent*innen)<br />
Dr. in Johannna Treer, Mag. Thomas Vilinsky<br />
23.9.<strong>2022</strong><br />
Die Durchführung der Abrechnung der zahnärztlichen Leistungen<br />
mit den Krankenkassen (Seminar für das Team)<br />
Dr. Werner Ossmann, Mag. Martin Schmuck<br />
24.9.<strong>2022</strong><br />
Orale Prophylaxe von 18 bis 88+ mit Nachhaltigkeit, Gutes Geld<br />
für geniale Gesundheits – Leistungen und gewitzte Gespräche<br />
(Seminar für Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Annette Schmidt<br />
30.9.<strong>2022</strong><br />
Refresher <strong>2022</strong> für Prophylaxe Profis Paro- und<br />
Peri-Mundhygiene mit Strategie<br />
(Seminar für Prophylaxe-Assistent*innen)<br />
Annette Schmidt<br />
1.10.<strong>2022</strong><br />
Die Assistenz in der Kieferorthopädie<br />
(Seminar für zahnärztliche Assistent*innen)<br />
Dr. in Christiane Stokreiter-Ebner<br />
14. – 15.10.<strong>2022</strong><br />
Notfallmanagement in der Zahnärztlichen Ordination<br />
Dr. Rainer Schmid<br />
15.10.<strong>2022</strong><br />
Die Assistenz in der zahnärztlichen Chirurgie<br />
(Seminar für zahnärztliche Assistent*innen)<br />
Priv.-Doz. in DDr. in Gabriella Dvorak<br />
21. – 22.10.<strong>2022</strong><br />
Zahnaufhellung – Bleaching<br />
(Ein Workshop für das zahnärztliche Team)<br />
Tanja Bogenreiter, Dr. in Theresa Reichsthaler<br />
22.10.<strong>2022</strong><br />
Fachausdrücke – Fachenglisch<br />
DDr. in Katharina Gillinger<br />
29.10.<strong>2022</strong><br />
Dental Fitness : Prophylaxe Teamkurs<br />
(Zahnärzt*innen, Prophylaxe-Assistent*innen und Assistent*innen)<br />
Prof. Dr. Ivo Krejci<br />
4.11.<strong>2022</strong><br />
Assistenz und Verhaltensführung in der Kinderzahnbehandlung<br />
(Seminar für Assistent*innen)<br />
Dr. in Dinah Fräßle-Fuchs<br />
4. – 5.11.<strong>2022</strong><br />
20 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>
KONGRESSE SERVICE<br />
HERBSTTAGUNG <strong>2022</strong> – ! ACHTUNG, NEUER TERMIN !<br />
Österreichische Gesellschaft für Klinische Pathologie und Molekularpathologie<br />
Ort: Kongress- und Theater-Haus Bad Ischl, 4820 Bad Ischl, Kurhausstrasse 48<br />
Termin: 22. – 24.9.<strong>2022</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof. in Dr. in Renate Kain, PhD<br />
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Klinische Pathologie und<br />
Molekularpathologie c/o MAW - Medizinische Ausstellungs- und<br />
Werbegesellschaft, 1010 Wien, Freyung 6/3, E-Mail: office@pathology.at<br />
Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft,<br />
1010 Wien, Freyung 6/3, Tel.: +43/1/536 63-33 DW, E-Mail: maw@media.co.at<br />
Anmeldung: AZ med.info, 1011 Wien, P.O. Box 155, Helferstorferstraße 2,<br />
Tel.: +43/1/531 16-326 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
SYMPOSIUM: HERAUSFORDERUNGEN IN DER HERZCHIRURGIE:<br />
ENDOKARDITIS UND KREISLAUFERSATZ<br />
Termin: 30.09. – 1.10.<strong>2022</strong><br />
Ort: Alpenhotel Gösing, 3221 Gösing Gösing 4,<br />
Wissenschaftliche Leitung: OA Dr. Wolfgang Dietl,<br />
Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Holzinger<br />
Veranstalter: Karl Landsteiner Gesellschaft<br />
Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft, 1010 Wien,<br />
Freyung 6, Tel.: +43/1/536 63-34 DW, Barbara Horak, E-Mail: kardio@maw.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardiogoesing22<br />
HERZINSUFFIZIENZ – UPDATE <strong>2022</strong><br />
Ort: Hotel Park Inn by Radisson Linz, 4020 Linz, Hessenplatz 16-18<br />
Termin: 4.11.<strong>2022</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: OA Dr. Christian Ebner,<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr. Martin Martinek<br />
Veranstalter: Krankenhaus Elisabethinen – Abteilung für Kardiologie<br />
Information: AZ med.info, 1014 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />
Tel.: +43/1/531 16-68 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardiolinz22<br />
Teilnahmegebühr: € 100,-<br />
JAHRESTAGUNG <strong>2022</strong> DER ÖSTERREICHISCHEN GESELLSCHAFT<br />
FÜR DERMATOLOGIE UND VENEROLOGIE<br />
Ort: Hofburg Wien, 1010 Wien, Heldenplatz<br />
Termin: 1. – 3.12.<strong>2022</strong><br />
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie<br />
Kongresspräsident: Univ.-Prof. Dr. Johann Bauer, MBA<br />
Kongresssekretär: Priv.-Doz. DDr. Peter Kölblinger, MBA<br />
Kongressanmeldung: Mondial Congress & Events, 1040 Wien, Operngasse 20 B,<br />
Tel: +43/1/588 04-0, E-mail: oegdv@mondial-congress.com,<br />
www.mondial-congress.com<br />
GASTRO-HIGHLIGHTS <strong>2022</strong><br />
Ort: Vienna Marriott Hotel, 1010 Wien, Parkring 12A<br />
Termin: 10.12.<strong>2022</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Rainer Schöfl<br />
Veranstalter: ÖGGH – Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie<br />
und Hepatologie<br />
Information: MAW Kongressbüro, 1010 Wien, Freyung 6,<br />
Tel.: +43/1/536 63-37 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
Anmeldung: gastrohighlights@media.co.at<br />
OKTOBER BIS DEZEMBER <strong>2022</strong><br />
39. Jahrestagung <strong>2022</strong> der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Radioonkologie, Radiobiologie<br />
und Medizinische Radiophysik (ÖGRO)<br />
Ort: Congress Center Villach, 9500 Villach, Europaplatz 1<br />
Termin: 14. – 15.10.<strong>2022</strong><br />
Tagungspräsident: Prim. Dr. Wolfgang Raunik<br />
Tagungssekretärin: Dr. in Christine Orasch<br />
Veranstalter: Österreichischen Gesellschaft für Radioonkologie,<br />
Radiobiologie und Medizinische Radiophysik<br />
(ÖGRO)<br />
Information und Anmeldung: AZ med.info, 1010 Wien,<br />
Helferstorferstraße 2, Tel.: +43/1/531 16-70 DW,<br />
E-Mail: oegro.jahrestagung@media.co.at,<br />
www.oegro-jahrestagung.at<br />
Bugam - Seminar der Burgenländischen Gesellschaft<br />
für Allgemein- und Familienmedizin<br />
Ort: Vinatrium Deutschkreutz, 7301 Deutschkreuz,<br />
Hauptstraße 55<br />
Termin: 5.11.<strong>2022</strong><br />
Tagungsleitung: Burgenländische Gesellschaft für<br />
Allgemein- und Familienmedizin, Dr. Helmut Radakovits<br />
Organisation: Dr. Michael Heinrich jr.<br />
Anmeldung: E-Mail: bugam@bnet.at, gerald@koeniger.at<br />
Information: AZ med.info, 1014 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />
Tel.: +43/1/531 16-85 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />
Jahrestagung <strong>2022</strong> der Österreichischen Gesellschaft<br />
für Physikalische Medizin und Rehabilitation<br />
Ort: IMC Fachhochschule Krems, 3500 Krems,<br />
Piaristengasse 1<br />
Termin: 11. – 12.11.<strong>2022</strong><br />
Kongresspräsident: Prim. Dr. Roland Celoud, MSc<br />
Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für<br />
Physikalische Medizin und Rehabilitation c/o Health Care<br />
Company GmbH, 1010 Wien, Franz Josefs Kai 49/16,<br />
Tel.: +43/1/535 16-42, E-Mail: office@oegpmr.at<br />
Information: www.oegpmr.at<br />
Kardiologische Fortbildungsseminare<br />
Antithrombotische Therapie bei Herzerkrankungen<br />
Ort: Hotel Schloss Wilhelminenberg, 1160 Wien,<br />
Savoyenstraße 2<br />
Termin: 3.12.<strong>2022</strong><br />
Veranstalter: Verein zur Förderung der Forschung<br />
auf dem Gebiet der Arteriosklerose, Thrombose und<br />
vaskulären Biologie<br />
Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber<br />
Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und<br />
Werbegesellschaft, Sonja Chmella, Stefanie Skodler,<br />
1010 Wien, Freyung 6, Tel.: +43/1/536 63-32 oder 84 DW,<br />
E-Mail: maw@media.co.at<br />
Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardioanti22<br />
BITTE BEACHTEN SIE<br />
Das gesamte wissenschaftliche Programm der Gesellschaft der<br />
Ärzte in Wien können Sie auf www.billrothhaus.at nachlesen.<br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 21
®<br />
®<br />
Fortbildung -Der fallorientierte Samstag<br />
mit Tipps für die Praxis<br />
EIN SPITAL<br />
STELLT SICH<br />
VOR<br />
Moderation und Einleitung:<br />
Prim. a Dr. in Anna Kreil und<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Christian Madl<br />
9:00<br />
Begrüßung<br />
Dir.Dr. Ernst Felix Kreimel, MSc, MBA<br />
EINLADUNG |15. Oktober <strong>2022</strong><br />
Klinik Landstraße<br />
9:05<br />
20 Abteilungen und Institute der Klinik<br />
Landstraße –Überblick mit Bilddokumentation<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr.Michael Hermann<br />
9:20<br />
Der akute Schlaganfall -Zerebrale Thrombektomie bei<br />
akuten Verschlüssen großer Hirngefässe -das VIMS-<br />
Zentrum (Vienna Interventional Management of Stroke)<br />
Prim. a Univ.-Prof. in Dr. in Elisabeth Fertl<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr.Rüdiger Schernthaner<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr.Martin Ortler<br />
10:00<br />
Die akute Netzhautabhebung/<br />
Volkskrankheit Altersbed. Makuladegeneration –<br />
Das Netzhautzentrum des WIGEV<br />
Priv.-Doz. in Dr. in EvaSmretschnig<br />
Priv.-Doz. Dr.Siamak Ansari-Shahrezaei<br />
10:20<br />
Referenzzentrum Schilddrüse und Nebenschilddrüse<br />
–Highlights und Tipps<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr.Michael Hermann<br />
10:30<br />
HNO-Zentrum: Operative Schwerpunkte<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr.Peter Franz<br />
OA Dr.Dominik Gleich<br />
10:40 -11:10<br />
Kaffepause und „meet the experts“ für<br />
persönliche Gespräche mit den Vortragenden<br />
Moderation:<br />
Prim. Univ.-Doz. Dr.GerhardSliutz und<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr. Klemens Rappersberger<br />
11:10<br />
Das zertifizierte Brustgesundheitszentrum –<br />
interdisziplinäres Tumorboard<br />
OÄ Dr. in Heidi Uher,<br />
Prim. Univ.-Doz. Dr.GerhardSliutz<br />
Prim. Univ.-Doz. Dr.Rupert Koller<br />
OÄ Dr. in BarbaraPacher-Hengl<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr.Roland Sedivy<br />
OÄ Dr. in Verena Sagaster,<br />
OÄ Dr. in Karin Brinda-Raitmayr<br />
11:30<br />
Modernes gynäkologisch-onkologisches<br />
Case-Management<br />
Prim. Univ.-Doz. Dr.GerhardSliutz<br />
11:45<br />
Das Dermatologie Zentrum des WIGEV –<br />
klinische Herausforderungen<br />
Prim. Univ.-Prof. Dr.Klemens Rappersberger<br />
Prim. Priv.-Doz. Dr.PhD Christian Posch<br />
12:05<br />
Psychische Erkrankungen in Krisenzeiten<br />
Prim. a Dr. in Ursula Goedl-Fleischhacker,MBA<br />
12:15<br />
Diskussion mit dem Auditorium<br />
KURSORT:<br />
TECHNISCHES<br />
MUSEUM<br />
MARIAHILFERSTR. 212,<br />
1140 WIEN<br />
12:30<br />
Highlight-Führung im Techn. Museum<br />
Die ersten Flugzeuge, ein riesiger Schmelztiegel und<br />
ein ganzes Wasserkraftwerk –das TMWbeherbergt<br />
ganz besondereKostbarkeiten.<br />
Anmeldung:<br />
Eine Anmeldung erfolgt per E-Mail oder Fax:<br />
E-Mail: fortbildung@aekwien.at<br />
Fax: 01/512 60 23 DW 1243 oder DW 1246 oder DW 1281<br />
Wenn Sie an der Highlight-Führung um 12.30 teilnehmen<br />
möchten, geben Sie das bitte explizit bei Ihrer Anmeldung an.<br />
Kurskosten:<br />
FürMitglieder einer Landesärztekammer sowie<br />
Medizinstudierende ist diese Veranstaltung kostenlos.<br />
FürNicht-Mitglieder wirdein Kostenbeitrag von EUR 35,–<br />
eingehoben.<br />
Stornobedingungen:<br />
Bei Nichterscheinen bzw.Nichtabmeldung zur Präsenzveranstaltung<br />
(bis zu einem Tagvor Veranstaltungsbeginn möglich)<br />
ist ein Unkostenbeitrag von EUR 25,-fällig.<br />
Die Veranstaltung ist mit 4DFP-Punkten approbiert.<br />
ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN
MEDIZIN SERVICE<br />
Arzneimittel<br />
2021 brachte 41 neue Medikamente<br />
41 Medikamente sind im Vorjahr in der EU und damit in Österreich neu zugelassen worden. Nach 39<br />
Wirkstoffen im Jahr 2020 ist das ein kleines Plus. Einen leichten Zuwachs verzeichnete man auch bei<br />
den im Land durchgeführten klinischen Studien von 273 (2020) auf 289 (2021). Immerhin 24 derartige<br />
Studien befassten sich mit dem Thema COVID-19.<br />
Foto: iStock/Fahroni<br />
► Neben den vier im Vorjahr zugelassenen<br />
COVID-19-Impfstoffen<br />
wurden auch drei COVID-Therapeutika<br />
„bedingt zugelassen“, so Christa Wirthumer-Hoche<br />
von der AGES am 10. Mai<br />
bei einer Pressekonferenz mit dem Forum<br />
der forschenden pharmazeutischen<br />
Industrie (FOPI).<br />
Dazu kamen unter anderem vier Wirkstoffe<br />
gegen seltene Erkrankungen<br />
bei Kindern, wie etwa Kleinwüchsigkeit,<br />
und zehn neue Medikamente zur<br />
Krebsbehandlung. Die weiteren zugelassenen<br />
Produkte umfassen zum Beispiel<br />
Wirkstoffe gegen Multiple Sklerose,<br />
Malaria oder Psoriasis.<br />
Am Ball bleiben<br />
Bei den COVID-Therapeutika müsse<br />
man genau im Auge behalten, dass der<br />
SARS-CoV-2-Erreger sich weiter verändert.<br />
So entpuppte sich etwa eines der<br />
Mittel als kaum mehr wirksam gegen die<br />
Omikron-Variante. Die bedingte Zulassung<br />
bleibe aber aufrecht, weil es schwer<br />
einzuschätzen sei, wie der Erreger weiter<br />
mutiert und ob dann nicht alle Medikamente<br />
wieder mehr gebraucht werden,<br />
so Wirthumer-Hoche.<br />
Ein Vorteil sei, dass die EU-Arzneimittelbehörde<br />
EMA mit der Einführung<br />
des „Rolling Review“-Verfahrens, bei<br />
dem die Behörde schon mit der Prüfung<br />
der Daten beginnt, wenn noch<br />
nicht alle Studien abgeschlossen sind,<br />
einen Schritt nach vorne gemacht habe.<br />
Aufseiten der COVID-19-Impfstoffe<br />
stünden daher wieder neue „Wirkstoffe<br />
vor der Zielgerade“. Das sei mit Blick<br />
auf den Herbst und etwaige vierte Boosterimpfungen<br />
positiv.<br />
Neue EU-Richtlinie<br />
Beim Blick auf für die Zulassungen notwendige<br />
klinische Studien erleichtere<br />
seit kurzem eine neue EU-Richtlinie<br />
die Anträge. Ist man damit erfolgreich,<br />
können solche Untersuchungen dann<br />
automatisch europaweit durchgeführt<br />
werden. In Bezug auf COVID-19 sei<br />
das ein großer Vorteil, denn insgesamt<br />
können man sagen, dass „zu viele kleine<br />
Studien gestartet wurden, deren Aussagekraft<br />
nicht sehr hoch ist“, so die<br />
AGES-Expertin.<br />
Dass man nicht mehr in jedem Land<br />
einzeln ansuchen muss, sei insgesamt<br />
ein Vorteil – für Österreich aber<br />
nicht unbedingt, so FOPI-Präsident<br />
Bernhard Ecker. Bisher habe der Forschungsstandort<br />
damit gepunktet, dass<br />
auf rasche Verfahren vertraut werden<br />
konnte. Dieser Standortvorteil falle<br />
nun weg. Wie Österreich für klinische<br />
Studien möglichst interessant bleiben<br />
kann, sollte man daher nun überlegen.<br />
Solche Untersuchungen würden<br />
jedenfalls Top-Medizinerinnen und<br />
Top-Mediziner im Land halten oder<br />
anziehen, den Zugang zu neuen Entwicklungen<br />
gewährleisten, letztlich eine<br />
hohe Wertschöpfung erzielen und<br />
dem Gesundheitssystem Geld sparen,<br />
sagte Ecker.<br />
Digitalisierungsoffensive<br />
Ein „öffentliches Bekenntnis zu klinischen<br />
Studien“ und zur Finanzierung<br />
zentraler Strukturen dafür wünscht<br />
sich daher der Präsident der Österreichischen<br />
Gesellschaft für Hämatologie<br />
& Medizinische Onkologie, Wolf-<br />
Neue Therapeutika<br />
gibt es beispielsweise<br />
für COVID, Multiple<br />
Sklerose, Malaria<br />
oder Psoriasis.<br />
Viele Menschen<br />
würden<br />
immer noch<br />
glauben,<br />
dass eine<br />
Teilnahme<br />
an einer<br />
klinischen<br />
Studie bedeute,<br />
ein<br />
„Versuchskaninchen“<br />
zu<br />
sein.<br />
gang Hilbe. Dass die Untersuchungen<br />
durchgeführt werden, hänge vielfach<br />
immer noch zu sehr am Engagement<br />
einzelner Praktikerinnen und Praktiker.<br />
Zudem brauche es in Österreich<br />
eine „Digitalisierungsoffensive“ an<br />
vielen Krankenhäusern, die teils noch<br />
mit EDV-Systemen aus 1990er-Jahren<br />
arbeiten. Dementsprechend fehle es an<br />
der Vernetzung von auch für die Forschung<br />
wichtigen Daten.<br />
Hoher Forschungsbedarf<br />
Die vielen Fortschritte in der Krebsbehandlung<br />
erlauben es mittlerweile sehr<br />
vielen, vor allem älteren Menschen,<br />
länger zu leben. Bei der zu erwarteten<br />
starken Zunahme der älteren Bevölkerung<br />
gebe es „große Herausforderungen“<br />
und hohen Forschungsbedarf,<br />
wie man Menschen, die mitunter viele<br />
verschiedene Medikamente einnehmen,<br />
bestmöglich onkologisch behandeln<br />
kann. „Wir müssen wissen, was da<br />
passiert“, wenn Krebspatientinnen und<br />
-patienten etwa auch Blutdruckmedikamente<br />
oder Schlafmittel einnehmen,<br />
so Hilbe.<br />
Für eine stärkere Einbindung der Betroffenen<br />
auch in die klinische Forschung<br />
und Entwicklung sprach sich Helga<br />
Thurner von der „Allianz onkologischer<br />
PatientInnenorganisationen“ aus. Ein<br />
stärkerer Blick auf die Patientinnen und<br />
Patienten könne auch für Forschende<br />
inspirierend sein. Allerdings mangele<br />
es oft noch an Aufklärungsarbeit, denn<br />
viele Menschen würden immer noch<br />
glauben, dass eine Teilnahme an einer<br />
klinischen Studie bedeute, ein „Versuchskaninchen“<br />
zu sein. APA<br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 23
Schwere Corona-Verläufe<br />
KI-System für<br />
bessere Prognose<br />
Im Zentrum der<br />
Analysen des<br />
„COVID-19 Disease Outcome<br />
Predictors“ (CODOP)<br />
stehen zwölf Blutwerte, die<br />
bei der Spitalsaufnahme<br />
erhoben werden.<br />
Anhand von Werten aus Routine-Blutuntersuchungen kann ein neues Vorhersage-Instrument, das<br />
auf Künstliche Intelligenz-Methoden beruht, Ärztinnen und Ärzte mit COVID-19-Prognosen für<br />
einzelne Patientinnen und Patienten unterstützen. Der Algorithmus „lernte“ anhand von Daten über<br />
Corona-Verläufe einzuschätzen, welche Personen eher einen schweren Verlauf mit Bedarf an Intensivbehandlung<br />
oder Todesfolge nehmen werden.<br />
► Das Team mit Wiener Beteiligung<br />
stellt die Erkenntnisse im<br />
Fachblatt eLife vor.<br />
„Wir werden wahrscheinlich weiter<br />
Krankenhäuser unter Druck sehen“,<br />
schreiben die Forschenden um David<br />
Gómez-Varela von der Division für<br />
Pharmakologie und Toxikologie der<br />
Universität Wien sowie unter anderem<br />
Kolleginnen und Kollegen vom Max-<br />
Planck-Institut für Multidisziplinäre<br />
Naturwissenschaften in Göttingen<br />
(Deutschland) und aus Finnland in der<br />
Arbeit. Angesichts des mutierenden<br />
SARS-CoV-2-Erregers und mit der Zeit<br />
schwindender durch Impfung oder Erkrankung<br />
aufgebauter Immunität sieht<br />
man auch in Zukunft Bedarf an Systemen,<br />
die Medizinerinnen und Medizinern<br />
helfen können, wenn es zu Triage-<br />
Situationen kommt.<br />
Maschinelles Lernen<br />
Auch bei viel Erfahrung mit CO-<br />
VID-19 sind die Erkrankungsverläufe<br />
sehr schwer zu prognostizieren. Daher<br />
erhofft man sich mancherorts einiges<br />
von maschinellem Lernen. Solche<br />
Systeme können in hochkomplexen<br />
Datenhaufen einzelne Parameter und<br />
deren Zusammenspiel analysieren und<br />
mit einem Ergebnis in Verbindung<br />
bringen. Dazu braucht es jedoch viele<br />
Trainingsdaten. Diese erhielten die<br />
Forschenden aus Spanien, den USA,<br />
„Wir werden<br />
wahrscheinlich<br />
weiter<br />
Krankenhäuser<br />
unter Druck<br />
sehen.“<br />
Honduras, Bolivien und Argentinien.<br />
Darin enthalten waren Informationen<br />
aus routinemäßigen Blutabnahmen<br />
von nahezu 30.000 Patientinnen und<br />
Patienten, die zwischen März 2020<br />
und Februar <strong>2022</strong> in über 150 Krankenhäusern<br />
lagen. Verglichen wurden<br />
die Werte dann jeweils damit, ob eine<br />
Person Intensivbehandlung benötigte,<br />
später entlassen werden konnte oder<br />
verstarb, so in einer Aussendung der<br />
Uni Wien.<br />
Frühwarnsystem<br />
In dem Datensatz gab es Informationen<br />
über Personen, die im Pandemie-<br />
Verlauf hinweg mit allen dominanten<br />
SARS-CoV-2-Varianten zu kämpfen<br />
hatten. Ebenso unterschiedlich war<br />
ihr Impf- und Immunitätsstatus. Im<br />
Zentrum der Analysen des „COVID-19<br />
Disease Outcome Predictors“ (CO-<br />
DOP) stehen zwölf Blutwerte, die bei<br />
der Spitalsaufnahme erhoben werden.<br />
Das unter https://gomezvarelalab.<br />
em.mpg.de/codop frei zugängliche<br />
„Frühwarnsystem“ könne die Verläufe<br />
durchaus verlässlich abschätzen. In<br />
den Blutwerten stecke also viel Information<br />
über potenzielle Hochrisikopatientinnen<br />
und -patienten. Bis zu neun<br />
Tage im Voraus konnte der Algorithmus<br />
das Überleben oder den Tod von<br />
Patientinnen und Patienten vorherberechnen.<br />
Knappe Ressourcen<br />
Solche „klinisch relevante und verallgemeinerbare<br />
Triage-Tools“ brauche es<br />
„besonders an Orten, an denen die Ressourcen<br />
knapp sind. Diese Instrumente<br />
müssen jedoch dem sich ständig ändernden<br />
Szenario einer globalen Pandemie<br />
gerecht werden und einfach zu<br />
implementieren sein“, so Gómez-Varela.<br />
Daher kann das System auch an die<br />
jeweiligen Erfordernisse angepasst werden:<br />
Stehen etwa noch viele Betten zur<br />
Verfügung, kann es so eingestellt werden,<br />
dass die Wahrscheinlichkeit höher<br />
ist, dass auch Menschen als Hochrisikopatientinnen<br />
und -patienten eingestuft<br />
werden, die dies eigentlich nicht<br />
sind – man geht in der „Overtriage“-<br />
Version eher auf „Nummer sicher“.<br />
Over- und Undertriage<br />
Steigt der Druck, kann das System nach<br />
dem „Undertriage“-Modell betrieben<br />
werden, das es nahezu ausschließt,<br />
dass Menschen mit niedrigem Sterberisiko<br />
fälschlicherweise in die Risikogruppe<br />
kommen. In weiterer Folge soll<br />
mit CODOP die Notwendigkeit einer<br />
Krankenhauseinweisung innerhalb von<br />
24 Stunden für Patientinnen und Pateinten<br />
in der Primärversorgung und<br />
Verlegung auf die Intensivstation innerhalb<br />
von 48 Stunden für bereits hospitalisierte<br />
Patientinnen und Patienten<br />
vorhergesagt werden. <br />
APA<br />
Foto: iStock/Totojang<br />
24 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>
MEDIZIN SERVICE<br />
Unterschiedliche Subtypen beim kleinzelligen Lungenkrebs definiert<br />
Kleinzelliger Lungenkrebs (SCLC) ist eine<br />
bösartige Erkrankung mit besonders hoher<br />
Sterblichkeit. Laut einer neuen multizentrischen<br />
Studie unter Leitung der MedUni<br />
Wien, die gemeinsam mit Forschenden aus<br />
der Tschechischen Republik, Ungarn, Slowenien,<br />
Schweden und den Vereinigten Staaten<br />
durchgeführt wurde, kann SCLC in verschiedene<br />
Untergruppen des klinischen Verhaltens<br />
unterteilt werden. Diese Subtypen sprechen<br />
unterschiedlich auf Chemotherapeutika und<br />
zielgerichtete Medikamente an. Damit eröffnen<br />
sich Möglichkeiten zur personalisierten<br />
Therapie auch bei dieser Tumorart.<br />
SCLC ist ein besonders aggressiver Tumor, der<br />
typischerweise bei Raucherinnen und Rauchern<br />
auftritt und ein schnelles Wachstum<br />
sowie eine hohe Neigung zur Metastasierung<br />
aufweist. Jüngste Studien deuten darauf hin,<br />
dass SCLC in spezifische molekulare Subtypen<br />
differenziert werden könnte. Aufgrund<br />
des erheblichen Mangels an Tumormaterial<br />
und der Problematik der Tumorheterogenität<br />
war die Validierung dieser Informationen in<br />
den Kliniken jedoch wenig effektiv.<br />
In der Forschungsarbeit wurde mit 386<br />
mitteleuropäischen Fällen eine der bisher<br />
größten Kohorten chirurgisch behandelter<br />
Patientinnen und Patienten untersucht. Die<br />
Ergebnisse bestätigten, dass die differentielle<br />
Expression von ASCL1-, NEUROD1-<br />
und POU2F3-Proteinen im Tumorgewebe<br />
biologisch unterschiedliche SCLC-Subtypen<br />
definiert, die auch unterschiedliche Krankheitsprognosen<br />
bei chirurgisch behandelten<br />
Personen haben.<br />
„Im Gegensatz zu den zunehmend personalisierten<br />
Ansätzen, die bei nicht-kleinzelligem<br />
Lungenkrebs beobachtet werden, wird SCLC<br />
immer noch als homogenes Krankheitsbild<br />
betrachtet und sowohl in den Kliniken als auch<br />
im Labor einheitlich behandelt“, erklärt Erstautor<br />
Zsolt Megyesfalvi vom Translational Thoracic<br />
Oncology Lab der Universitätsklinik für<br />
Thoraxchirurgie der Medizinischen Universität<br />
Wien. „Jetzt zeigen wir, dass die unterschiedliche<br />
Expression der wichtigsten Transkriptionsregulatoren<br />
fünf große SCLC-Subtypen<br />
deutlich unterscheidet.“ Darüber hinaus<br />
zeigen die Ergebnisse, dass eine hohe ASCL1-<br />
Proteinexpression ein unabhängiger negativer<br />
prognostischer Marker ist, während eine hohe<br />
POU2F3-Proteinexpression mit verbesserten<br />
Überlebensergebnissen verbunden ist.<br />
Die Forschenden erstellten auch ein umfassendes<br />
Expressionsprofil mittels Massenspektrometrie-basierter<br />
Proteomik in SCLC Zelllinien,<br />
um die therapeutische Relevanz der<br />
jeweiligen Subtyp-Definitionen im Labor zu<br />
bewerten. Studienleiter Balazs Döme, Leiter<br />
des Programms Translational Thoracic Oncology<br />
an der Medizinischen Universität Wien,<br />
dazu: „Durch Experimente mit Tumorzellen<br />
konnten wir zeigen, dass die Häufigkeit der<br />
Subtyp-definierenden Marker auch in vitro<br />
das Ansprechen auf verschiedene zielgerichteter<br />
und chemotherapeutische Wirkstoffe<br />
beeinflusst. Insbesondere korrelierte eine<br />
hohe POU2F3-Expression, welche mit besserem<br />
Überleben assoziiert ist, mit der Sensitivität<br />
gegen Standard-Chemotherapeutika.<br />
Eine hohe YAP1-Proteinexpression hingegen<br />
korrelierte mit schlechtem Ansprechen auf<br />
Chemotherapie. Darüber hinaus war die Fülle<br />
an subtypdefinierenden Proteinen auch mit<br />
der Wirksamkeit bestimmter zielgerichteter<br />
Wirkstoffe wie CDK-, AURK- und IGF-1R-<br />
Inhibitoren verbunden.“<br />
Die Studie ist von hoher klinischer Relevanz,<br />
da sie die Vielfalt des SCLC beleuchtet und<br />
hilft, die Umsetzung subtypspezifischer<br />
personalisierter Ansätze für Therapien und<br />
Nachsorgestrategien bei dieser Krankheit zu<br />
erleichtern. <br />
MedUni Wien<br />
Virusinfektion in Schwangerschaft: Möglicher Einfluss<br />
auf Fürsorgeverhalten<br />
Foto: iStock/Blue Planet Studio<br />
Virale Infektionen während der Schwangerschaft<br />
könnten das Gehirn der Mutter und ihr<br />
Fürsorgeverhalten nach der Geburt beeinträchtigen.<br />
Zu diesen Erkenntnissen kommt eine<br />
Studie der MedUni Wien, die im Mausmodell<br />
durchgeführt wurde. Die Ergebnisse wurden in<br />
Molecular Psychiatry veröffentlicht.<br />
Es gibt bereits Studien im Mausmodell darüber,<br />
dass sich virale Infektionen während der<br />
Schwangerschaft auf das sich entwickelnde<br />
Gehirn der Jungen in-utero mit lebenslangen<br />
Konsequenzen für Gehirnfunktion und Verhalten<br />
auswirken können.<br />
Nun konnte eine präklinische Studie zum<br />
ersten Mal zeigen, dass eine virale Infektion<br />
während der Schwangerschaft auch das<br />
mütterliche Gehirn und vor allem auch das<br />
Fürsorgeverhalten der Mutter nach der Geburt<br />
beeinträchtigt. Das zeigte eine Forschungsgruppe<br />
rund um die Verhaltensbiologin Daniela<br />
Pollak von der Abteilung Neurophysiologie<br />
und -pharmakologie am Zentrum für Physiologie<br />
und Pharmakologie der MedUni Wien<br />
gemeinsam mit Forschenden der Abteilung für<br />
Molekulare Neurowissenschaften am Zentrum<br />
für Hirnforschung der MedUni Wien und der<br />
Columbia University (USA).<br />
Für die Studie wurde eine chemische Substanz<br />
verwendet, welche die gleichen Rezeptoren<br />
aktiviert wie Viren, woraufhin eine Immunaktivierung<br />
einsetzt, die mit dem typischen<br />
Krankheitsverlauf einer viralen Infektion<br />
vergleichbar ist. Nach der Geburt der Jungen<br />
wurde das Fürsorgeverhalten der Muttertiere<br />
in einem Verhaltenstest untersucht. „Mütter,<br />
die eine Virusinfektion durchlaufen haben,<br />
kümmerten sich weniger um ihre Jungen<br />
als die Tiere der Kontrollgruppe“, beschreibt<br />
Daniela Pollak die Ergebnisse. „Der von Natur<br />
aus sehr starke Trieb, sich um den eigenen<br />
Nachwuchs zu kümmern und ihn vor Gefahren<br />
in Sicherheit zu bringen, war deutlich weniger<br />
ausgeprägt. Auch das Bindungsverhalten war<br />
signifikant verringert.“<br />
Nicht nur im Verhalten der Muttertiere,<br />
auch in deren Gehirnen waren strukturelle,<br />
molekulare und funktionelle Veränderungen<br />
erkennbar und einige der zugrundeliegenden<br />
Mechanismen konnten aufgedeckt werden.<br />
Auch wenn sich Ergebnisse im Tiermodell<br />
nicht sofort deckungsgleich auf den Menschen<br />
umlegen lassen, ist es laut Studienteam doch<br />
ein Signal dafür, dass virale Infektionen das<br />
Verhalten der Mütter ihren Babys gegenüber,<br />
verändern können. <br />
MedUni Wien<br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 25
SERVICE MEDIZIN<br />
Ungesunde Lebensmittel: Werberichtlinien für Instagram & Co gefordert<br />
Drei Viertel der Produkte,<br />
über die deutschsprachige<br />
Influencerinnen und Influencer<br />
auf verschiedenen<br />
Social-Media-Kanälen<br />
Beiträge verbreiten, sind so<br />
ungesund, dass sie gegen<br />
die Werbestandards der<br />
Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) für Kinder<br />
verstoßen.<br />
Das geht aus neuen Forschungsergebnissen<br />
eines<br />
Teams um Eva Winzer vom<br />
Zentrum für Public Health<br />
der MedUni Wien hervor,<br />
die auf dem diesjährigen<br />
European Congress on Obesity (Europäischer<br />
Kongress zu Adipositas) in Maastricht präsentiert<br />
wurden.<br />
Die Analyse der Forschenden zeigt, dass<br />
Teenager auf TikTok, Instagram und YouTube<br />
jede Stunde mit der Werbung von 18 Produkten<br />
konfrontiert werden, meist ohne es zu<br />
merken.<br />
Im Rahmen der Studie analysierte das Forschungsteam<br />
der MedUni Wien Mahlzeiten,<br />
Snacks und Getränke, die in Posts und Videos<br />
von sechs der beliebtesten deutschsprachigen<br />
Influencerinnen und Influencer auf TikTok,<br />
YouTube und Instagram auftauchten. Zusammen<br />
erreichen und beeinflussen diese jeweils<br />
drei Männer und Frauen mit ihren Beiträgen<br />
mehr als 35 Millionen Follower, Abonnentinnen<br />
und Abonnenten der Altersgruppe 13<br />
bis 17.<br />
Bei der Untersuchung zeigte sich, dass 75<br />
Prozent der vorgestellten Lebensmittel und<br />
Getränke einen so hohen Salz-, Fett- oder<br />
Zuckergehalt aufweisen, dass sie gemäß<br />
WHO-Richtlinien nicht an Kinder vermarktet<br />
werden dürfen. Außerdem waren die<br />
meisten Posts und Videos nicht eindeutig als<br />
Werbung gekennzeichnet. „Das unterstreicht<br />
die dringende Notwendigkeit von Richtlinien<br />
und einer wirksamen Regulierung des<br />
Influencer-Marketings für Kinder“, betont<br />
Studienleiterin Eva Winzer.<br />
Die Studienergebnisse sind vor dem Hintergrund<br />
zu sehen, dass weltweit bereits<br />
20 Prozent der Kinder und Jugendlichen<br />
übergewichtig oder adipös<br />
sind. Denn die Bewerbung<br />
ungesunder Pro-<br />
Die Bewerbung<br />
ungesunder Produkte<br />
dukte gilt als wichtiger<br />
beeinflusst das Essverhalten<br />
nachhaltig.<br />
Faktor für Übergewicht<br />
im Kindesalter und beeinflusst<br />
Ernährungspräferenzen<br />
sowie Essverhalten<br />
nachhaltig. Zum Einfluss<br />
von deutschsprachigen Social<br />
Media-Beiträgen über Getränke<br />
und Lebensmittel wurde<br />
bisher kaum geforscht. Vor<br />
allem über Häufigkeit und<br />
Inhalt der visuellen Darstellung<br />
von Lebensmitteln und<br />
Getränken durch Influencerinnen<br />
und Influencer im deutschsprachigen<br />
Raum war bis anhin wenig bekannt.<br />
„Wie können wir von unseren Kindern erwarten,<br />
dass sie sich gesund ernähren, wenn<br />
die Inhalte in den sozialen Medien auf fett-,<br />
salz- und zuckerreiche Lebensmittel ausgerichtet<br />
sind?“ fragt Eva Winzer angesichts der<br />
Erkenntnisse aus ihrer Studie und fordert:<br />
„Die Politik muss in diesem Zusammenhang<br />
verstärkt gegen soziale Medien vorgehen. In<br />
den meisten Ländern gibt es keine Beschränkungen<br />
für die Vermarktung von ungesunden<br />
Lebensmitteln auf Websites, in sozialen Medien<br />
oder mobilen Anwendungen. Regierungen<br />
müssen Maßnahmen setzen, die sicherstellen,<br />
dass Kinder zu einer gesunden Lebensweise<br />
ermutigt werden.“ <br />
MedUni Wien<br />
Saisonale Grippeviren direkte Abkömmlinge der Pandemie von 1918<br />
Über 100 Jahre nach der Spanischen Grippe-<br />
Pandemie 1918 untersuchte ein Team von<br />
Forschenden Virenerbgut aus Lungenpräparaten<br />
damaliger Opfer. Zwei Veränderungen<br />
schützten die Grippeviren besser vor dem<br />
menschlichen Immunsystem und eine weitere<br />
beschleunigte die Vermehrung. Die saisonalen<br />
Grippeviren, die Menschen bevorzugt im<br />
Winterhalbjahr heimsuchen, sind laut der<br />
Erbgutanalysen direkte Nachkommen der<br />
Pandemie-Viren von 1918, so die Forschenden<br />
im Fachjournal Nature Communications.<br />
Ein Team um Thorsten Wolff und Sébastien<br />
Calvignac-Spencer vom Robert Koch Institut<br />
in Berlin entnahm Proben aus konservierten<br />
Lungen, die von Opfern der Spanischen Grippe<br />
stammen und in medizinischen Archiven in Österreich<br />
und Deutschland aufbewahrt werden.<br />
Aus einem Lungenpräparat der Charité in Berlin<br />
konnten sie das Virenerbgut komplett sequenzieren,<br />
bei zwei weiteren Proben teilweise. In zwei<br />
Präparaten aus der medizinischen Sammlung<br />
des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien<br />
im Narrenturm in Wien-Alsergrund war hingegen<br />
kein Virenerbgut mehr nachzuweisen, heißt<br />
es in der Arbeit.<br />
Die Forschenden verglichen darin die<br />
Virenerbgut-Sequenzen aus den drei Berliner<br />
Proben mit bisher bekannten Spanische<br />
Grippeviren-Sequenzen von Opfern in den<br />
US-Bundesstaaten New York und Alaska und<br />
analysierten Veränderungen der Viren im Lauf<br />
der Pandemie. Sie lief genau so wie die aktuelle<br />
COVID-19-Pandemie in Wellen ab und<br />
erreichte ihren Höhepunkt im Herbst 1918,<br />
erklären sie.<br />
Die Erbgut-Sequenzen zeigen, dass die Spanische<br />
Grippe ebenfalls durch lokale Ansteckung<br />
sowie fallweise Verbreitung über große<br />
Entfernungen kursierte. Zwei Veränderungen<br />
an einem Eiweißstoff schützten das Erbgut der<br />
Grippeviren aus der Hauptwelle wohl besser<br />
vor dem menschlichen Immunsystem als die<br />
Viren davor, erklärte Wolff bei einer Online-<br />
Pressekonferenz. Außerdem war jenes Enzym<br />
„getunt“, das ihr Erbgut vermehrt. Sie waren<br />
demnach für die Vermehrung in menschlichen<br />
Zellen optimiert und hatten sich an ihre neuen<br />
Opfer angepasst.<br />
Das Virus von 1918 stammte wahrscheinlich<br />
aus wilden Vögeln, möglicherweise kam es<br />
durch einen Zwischenschritt über Nutzgeflügel<br />
zum Menschen, sagte Calvignac-Spencer. Dort<br />
blieb es offensichtlich bis heute, denn laut der<br />
Erbgutanalysen sind die Viren der saisonalen<br />
Grippe allesamt direkte Nachkommen des<br />
ursprünglichen Pandemie-Stammes. APA<br />
Foto: iStock/Albina Gavrilovic<br />
26 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>
25.-26. November <strong>2022</strong><br />
Wiener Medizinische Tage<br />
SOFIENSÄLE<br />
Marxergasse 17, 1030 Wien<br />
FREITAG, 25.11.<strong>2022</strong><br />
SAMSTAG, 26.11.<strong>2022</strong><br />
©Rainer Iglar/Sofiensäle<br />
17.00 –17.10 Uhr ERÖFFNUNG DURCH DEN<br />
PRÄSIDENTEN DER<br />
ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN<br />
17.10 –17.15 Uhr ERÖFFNUNG DURCH DEN<br />
FORTBILDUNGSREFERENTEN<br />
Schwerpunkt: jugendliche Gynäkologie und Urologie<br />
17.15 –18.00 Uhr GYNÄKOLOGISCHE ASPEKTE BEI<br />
JUGENDLICHEN<br />
Dr. in Daniela Marianne Dörfler,<br />
Medizinische Universität Wien<br />
18.00 –19.00 Uhr WIE IST DAS NUN MIT DER<br />
ÖSTROGENLAST FÜR DEN MANN –<br />
STERBEN MÄNNER ECHT AUS<br />
Univ.-Prof. Dr. Eugen Plas,<br />
Hanusch-Krankenhaus<br />
19.00 –19.45 Uhr PAUSE<br />
Schwerpunkt: Ernährung<br />
19.45 –20.30 Uhr DIABETES: MODERNE STRATEGIEN<br />
DER ORGANPROTEKTION<br />
Dr. Roland Edlinger,<br />
Karl Landsteiner Institut für Stoffwechselerkrankungen<br />
und Nephrologie &Klinik Hietzing<br />
20.30 –21.15 Uhr LIPIDSTOFFWECHSELSTÖRUNGEN<br />
UND DEREN THERAPIE HEUTE<br />
Univ.-Prof. Dr. Thomas Stulnig,<br />
Karl Landsteiner Institut für Stoffwechselerkrankungen<br />
und Nephrologie &Klinik Hietzing<br />
21.15 –22.00 Uhr ERNÄHRUNG UND COVID-19<br />
Univ.-Doz. Dr. Cem Ekmekcioglu,<br />
Medizinische Universität Wien<br />
Schwerpunkt: Auswirkungen von Covid19<br />
9.00 –9.10 Uhr ERÖFFNUNG DURCH DEN<br />
PRÄSIDENTEN DER<br />
ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN<br />
9.10 –9.15 Uhr ERÖFFNUNG DURCH DEN<br />
FORTBILDUNGSREFERENTEN<br />
9.15 –10.15 Uhr LONG COVID AUS<br />
NEUROLOGISCHER SICHT<br />
Dr. Michael Stingl,<br />
Praxis in 1090 Wien<br />
10.15 –11.15 Uhr DIE AUSWIRKUNGEN DER PANDEMIE<br />
AUS SICHT DES ORTHOPÄDEN<br />
Dr. Thomas Rustler,<br />
Orthopädisches Spital Speising<br />
11.15 –12.15 Uhr AUSWIRKUNGEN DER REZENTEN<br />
GESELLSCHAFTLICHEN KRISEN AUF<br />
DIE PSYCHISCHE SITUATION DER<br />
KINDER UND JUGENDLICHEN<br />
Dr. Georg Sojka,<br />
Institut für Erziehungshilfe<br />
12.15 –13.00 Uhr PAUSE<br />
13.00 –14.00 Uhr COVID-19 UND PSYCHISCHE BELAS-<br />
TUNGEN BEI KINDERN UND JUGEND-<br />
LICHEN: KRISE, CHANCE UND DER<br />
WEG ZURÜCK IN DIE NORMALITÄT<br />
Univ.-Prof. Dr. Paul Plener, MHBA,<br />
Medizinische Universität Wien<br />
14.00 –15.00 Uhr RÜCKENSCHMERZEN -VORBEUGEN<br />
UND KONSERVATIV BEHANDELN<br />
Ao.Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna, MSc MSc MBA,<br />
Medizinische Universität Wien<br />
Information und Anmeldung:<br />
Die Wiener Medizinische Tage finden als Hybrid-Veranstaltung statt.<br />
Sie können vor Ort oder online via Live-Stream teilnehmen.<br />
Anmeldung für die Teilnahme an der Präsenzveranstaltung:<br />
Referat für ärztliche Fortbildung der Ärztekammer für Wien<br />
Michaela Wörgötter, E-Mail: woergoetter@aekwien.at<br />
Für die Teilnahme am Webinar registrieren Sie sich unter<br />
folgendem Link:<br />
https://derbrutkasten.clickmeeting.com/wiener-medizinischetage-<strong>2022</strong>/register<br />
(Sie registrieren sich unter oben angeführtem<br />
Link mit Ihrem Vor- und Nachnamen und Ihrer<br />
E-Mail-Adresse. Sie erhalten dann auf diese<br />
E-Mail eine Registrierungsbestätigung (inklusive<br />
Kalender-Export-Funktion) und einem Button<br />
TEILNEHMEN.<br />
Kurskosten:<br />
Für Mitglieder einer Landesärztekammer sowie Medizinstudent*innen<br />
ist die Veranstaltung kostenlos.<br />
Für Nicht-Mitglieder wird ein Kostenbeitrag von EUR 35,- eingehoben.<br />
Stornobedingungen:<br />
Bei Nichterscheinen bzw. Nichtabmeldung (bis zu einem Tagvor Veranstaltungsbeginn<br />
möglich) ist ein Unkostenbeitrag von EUR 25,- fällig.<br />
Veranstalter:<br />
Die Veranstaltung ist mit 11 medizinischen Punkten<br />
für das DFP der ÖÄK approbiert.<br />
ZENTRUM FÜR<br />
ALLGEMEINMEDIZINSCHE<br />
AUS- UND FORTBILDUNG<br />
DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN<br />
Referat für ärztliche<br />
Fortbildung, Zentrum für<br />
allgemeinmedizinische<br />
Aus- und Fortbildung
SERVICE MEDIZIN<br />
Praevenire Gesundheitstage<br />
Forschung, Erfahrung und Diskussion<br />
Von 18. bis 20. Mai fanden im niederösterreichischen Stift Seitenstetten zum siebenten Mal die Praevenire<br />
Gesundheitstage statt, wo namhafte Fachleute über aktuelle Entwicklungen im Gesundheitswesen<br />
referierten und diskutierten. Von neunen medizinischen Erkenntnissen bis hin zum Thema<br />
Pandemie teilten Expertinnen und Experten ihre Erfahrungsberichte und zeigten auch Problemfelder<br />
und Lösungsansätze auf.<br />
► Einer der vielen behandelten<br />
Themenpunkte war die Knappheit<br />
von Arzneimitteln. Nicht zuletzt die<br />
COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass<br />
Europa, auch viele andere Weltregionen,<br />
extrem anfällig für Lieferengpässe<br />
bei Arzneimitteln und Medizinprodukten<br />
ist. Neue gesetzgeberische Maßnahmen<br />
und innovative Produktionsstrategien<br />
sollen hier Abhilfe schaffen.<br />
„An erster Stelle der europäischen<br />
Arzneimittelstrategie für die nächsten<br />
Jahre muss die Verfügbarkeit von Arzneimitteln<br />
stehen. Was nützen uns die<br />
Entwicklung und die Zulassung hervorragender<br />
innovativer Arzneimittel,<br />
wenn sie dann nicht verfügbar sind?“,<br />
sagte Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin<br />
der AGES Medizinmarktaufsicht.<br />
Starke Abhängigkeit<br />
„Wir sind sehr abhängig vom asiatischen<br />
Raum“, betonte die Expertin. 80<br />
bis 90 Prozent der Wirkstoffe für Arzneimittel<br />
kommen beispielsweise aus<br />
China. Das macht den Rest der Welt<br />
anfällig für Lieferkettenprobleme und<br />
Engpässe, wie Johannes Khinast vom<br />
Institut für Prozess- und Partikeltechnik<br />
der TU-Graz feststellte.<br />
Eine für die EU erstellte Studie hat<br />
ergeben, dass 51 Prozent der Arzneimittelengpässe<br />
auf Probleme bei der<br />
Herstellung zurückzuführen sind. Bei<br />
immer weniger Produktionsstätten<br />
wirkt sich deshalb der Ausfall eines<br />
Standortes oft schon gravierend aus. Ein<br />
Viertel der Fälle von mangelnder Verfügbarkeit<br />
von Arzneimitteln hat aber<br />
auch kommerzielle Gründe – für Unternehmen<br />
zahlt sich die Produktion wegen<br />
zu geringer Preise nicht mehr aus.<br />
Österreich hat schon vor einiger Zeit mit<br />
einem Register, in das die Pharmaunternehmen<br />
absehbare Probleme mit Produkten<br />
zumindest vier Wochen vorher<br />
„An erster<br />
Stelle der<br />
europäischen<br />
Arzneimittelstrategie<br />
für<br />
die nächsten<br />
Jahre muss<br />
die Verfügbarkeit<br />
von<br />
Arzneimitteln<br />
stehen.“<br />
eintragen müssen, einen wichtigen<br />
Schritt gesetzt. Die EU folgte jetzt auf<br />
der Basis der Erfahrungen während der<br />
COVID-19-Pandemie mit einer Gesetzgebung,<br />
welche kritische Produkte<br />
definiert und eine Datenbank für ganz<br />
Europa schafft.<br />
„80 Prozent der Lieferengpässe betreffen<br />
nicht ganz Europa“, so Wirthumer-<br />
Hoche. In solchen Fällen kann der<br />
Austausch von Produkten helfen. Hinzu<br />
kommen Informationen über die<br />
Lagerhaltung, Produktionsstandorte et<br />
cetera. Das alles soll die Verlässlichkeit<br />
der Arzneimittelversorgung stärken.<br />
Neue Methoden<br />
Auch neue Produktionsmethoden können<br />
helfen. „Wir brauchen schnellere<br />
und bessere Produktionstechnologien.<br />
Heute werden Medikamente im Batch-<br />
Verfahren hergestellt“, sagte Khinast.<br />
Diese Produktion großer Mengen binnen<br />
einer gewissen Zeit führe zu einem<br />
Vorlauf bis zur Verfügbarkeit von bis zu<br />
einem Jahr. „Wir schlagen eine kontinuierliche<br />
Produktionskette 24 Stunden<br />
an sieben Tagen der Woche mit viel<br />
kleineren Anlagen vor.“<br />
An der TU-Graz steht beispielsweise<br />
eine nur 40 Quadratmeter umfassende<br />
automatisierte Produktionsanlage für<br />
Medikamente in Tablettenform. „Wir<br />
können damit zehn Millionen Tabletten<br />
pro Woche produzieren“, sagte der<br />
Experte. Solche Anlagen seien flexibel,<br />
überall installierbar und im Fall des<br />
Falles schnell verfügbar. Die Wissenschafterinnen<br />
und Wissenschafter wollen<br />
in den kommenden Jahren in Graz<br />
eine Pharma-Produktionsstätte auf<br />
600 Quadratmetern Grundfläche (drei<br />
Stockwerke) für die kontinuierliche<br />
Herstellung von Wirkstoffen für 100<br />
bis 200 Millionen Tabletten pro Jahr<br />
errichten. Auch das wäre eine Strategie,<br />
um auf Krisensituationen im Arzneimittelsektor<br />
besser vorbereitet zu sein.<br />
Lernprozess durch COVID-19<br />
Über die Herausforderungen und Lehren<br />
aus der COVID-Pandemie sprach<br />
bei den Praevenire Gesundheitstagen<br />
unter anderem die Wiener Vakzinologin<br />
Ursula Wiedermann-Schmidt. So<br />
sei in der Bekämpfung der Pandemie<br />
von Beginn an extrem schnelles Handeln<br />
notwendig. „Wir mussten ständig<br />
lernen und tun das jetzt noch, was zum<br />
Beispiel die langfristige Wirkung der<br />
Impfung betrifft“.<br />
Mit dem Aufkommen der Pandemie zu<br />
Beginn des Jahres 2020 war plötzlich<br />
eine weltweite Krise gegeben. „Der Erreger<br />
musste identifiziert werden. Die<br />
Entwicklung von Impfstoffen wurde<br />
begonnen, gleichzeitig musste eine<br />
Impfstrategie entwickelt werden. Lernen<br />
mussten wir aber auch, wie<br />
COVID-19 übertragen<br />
wird“, sagte die Expertin.<br />
Bewegliches Ziel<br />
Die Entwicklung der COVID-19-Vakzine<br />
binnen weniger Monate war ein<br />
enormer Erfolg. Gleichzeitig stellte<br />
sich aber auch heraus, dass es sich<br />
bei SARS-CoV-2 um ein „bewegliches<br />
Ziel” handelt. Die ständig auftre-<br />
28 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>
MEDIZIN SERVICE<br />
tenden Mutationen veränderten das<br />
Virus. „Beim Wuhan-Virus steckte eine<br />
Person im Durchschnitt 2,3 bis 2,6<br />
andere Menschen an. Bei der Delta-<br />
Variante waren es schon fünf bis acht,<br />
bei Omikron 18 weitere Infizierte. Das<br />
ist infektiös wie die Masern. Damit<br />
haben sich die Rahmenbedingungen<br />
für Entscheidungen ständig geändert.<br />
COVID-19 ist ein Chamäleon“, sagte<br />
die Leiterin des Nationalen Impfgremiums<br />
Österreichs.<br />
Schon am Beginn der Pandemie war<br />
klar, dass es zunächst um den Schutz<br />
der am meisten Gefährdeten, betagte<br />
Menschen und Personen mit Risikofaktoren<br />
gehen müsse. An zweiter Stelle<br />
sei der Schutz des Gesundheitspersonals<br />
gestanden, schließlich habe man<br />
eine Priorisierung bei den Impfungen<br />
nach dem dringendsten Bedarf durchführen<br />
müssen. „Wir haben zunächst<br />
nicht gewusst, wann es welche Impfstoffe<br />
geben wird und wie groß die zur<br />
Verfügung stehenden Mengen sind“,<br />
sagte Ursula Wiedermann-Schmidt.<br />
Auch zu Fehleinschätzungen sei es bei<br />
allen Bemühungen um möglichst exaktes<br />
Wissen gekommen. Die Vakzinologin:<br />
„Mit der Zulassung des ersten<br />
Impfstoffes und der Erhältlichkeit ab<br />
27. Dezember 2020 hat man gerechnet,<br />
die Pandemie sei bald vorbei.“ Es kam<br />
anders – und die Menschheit musste<br />
auch lernen, dass die Vakzine bei drei<br />
Teilimpfungen im richtigen Abstand<br />
weiterhin hoch wirksam in der Verhinderung<br />
von schweren COVID-19-Erkrankungen<br />
und Todesfällen ist, jedoch<br />
beim Schutz vor einer Infektion Schwächen<br />
aufweisen.<br />
„Die dritte Impfung schützt weiterhin<br />
zu 86 Prozent vor einer Hospitalisierung<br />
bei einer Erkrankung. Drei Teilimpfungen<br />
sind notwendig, um eine<br />
stabile und breite Immunantwort zu<br />
bekommen. Aber das ist bei den meisten<br />
anderen Impfungen auch so der<br />
Fall“, sagte die Expertin.<br />
Manko in Österreich<br />
Ein mögliches Manko des österreichischen<br />
Systems: In Österreich entscheidet<br />
die Politik über die Impfungen.<br />
Ursula Wiedermann-Schmidt: „Das<br />
Nationale Impfgremium ist ein reines<br />
Beratungsgremium. Wir haben nicht<br />
die Möglichkeit, Entscheidungen zu<br />
treffen. Die Ständige Impfkommission<br />
Deutschlands kann Entscheidungen<br />
treffen. Die Politik hat sie umzusetzen.“<br />
Freilich habe COVID-19 auch einige<br />
positive Effekte gebracht. So kam es zu<br />
einem Schub in der Digitalisierung<br />
der Arbeitswelt und des Gesundheitswesens.<br />
Ursu-<br />
„Das Nationale<br />
Impfgremium<br />
ist<br />
ein reines<br />
Beratungsgremium.<br />
Wir haben<br />
nicht die<br />
Möglichkeit,<br />
Entscheidungen<br />
zu<br />
treffen.“<br />
la Wiedermann-Schmidt: „Es hat zum<br />
Beispiel dazu geführt, dass wir endlich<br />
den elektronischen Impfpass etabliert<br />
haben. Ohne die Pandemie hätte das<br />
noch einmal zehn Jahre gedauert.“<br />
Schwierige Vorhersagen<br />
Auch eine künftige Entwicklung der<br />
COVID-19-Pandemie wurde bei den<br />
Praevenire Gesundheitstagen diskutiert.<br />
„Die Evolution von SARS-CoV-2 ist<br />
schwer vorherzusagen. Wir brauchen<br />
an die Mutationen angepasste Impfstoffe.<br />
Wir brauchen leichtere Zulassungsverfahren<br />
und eine intranasale<br />
Impfung sowie multivalente Impfstoffe“,<br />
erklärte der aus Österreich<br />
stammende Vakzin-Forscher Florian<br />
Krammer von der Icahn School of Medicine/New<br />
York in einer Video-Zuschaltung.<br />
Derzeit steuern sowohl das US-Unternehmen<br />
Moderna als auch Pfizer-<br />
BioNTech mit adaptierten mRNA-<br />
Vakzinen die Zulassung an. Doch das<br />
SARS-CoV-2-Virus verändert sich<br />
schnell und „chaotisch“, wie der Experte<br />
erklärte. Das sei ganz anders als<br />
zum Beispiel bei bestimmten Influenza<br />
A-Stämmen. Das zweite Problem:<br />
„Die bisherigen Vakzine erzeugen eine<br />
schlechte mukosale Immunantwort.<br />
Wichtig wären daher intranasal anwendbare<br />
Impfstoffe.“<br />
Mit solchen Vakzinen sollte es möglich<br />
werden, SARS-CoV-2-Infektionen viel<br />
besser zu verhüten, weil der Infektionsweg<br />
eben über die oberen Atemwege<br />
funktioniert und eine gute lokale Immunantwort<br />
eine Prävention ermöglichen<br />
würde. Unklar ist auch, wie es<br />
längerfristig mit den Coronaviren weitergeht.<br />
Laut Krammer könnten sich die Erreger<br />
entweder in Richtung saisonaler Influenza<br />
mit jährlich hoher Krankheitslast<br />
und Todesfällen entwickeln. Es sei aber<br />
auch möglich, dass SARS-CoV-2 in<br />
Richtung jener „humanen“ Coronaviren<br />
mutiert, die offenbar seit urdenklichen<br />
Zeiten für banale Erkältungen<br />
sorgen und gegen die keine Impfung<br />
wie jene gegen die Influenza notwendig<br />
ist. <br />
APA/red<br />
Foto: iStock/PetlinDmitry<br />
„COVID-19 ist ein Chamäleon.”<br />
Service: Mehr zu den Praevenire<br />
Gesundheitstagen sowie das gesamte<br />
Programm finden Sie online unter:<br />
www.praevenire.at<br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 29
SERVICE ZAHNÄRZTEKAMMER<br />
Hinter einer<br />
erfolgreichen<br />
Frau steht…<br />
… ja, wer denn eigentlich?<br />
Von Noémi-Katalin Marković<br />
► Ich war auf einer Fortbildung.<br />
Nicht nur auf einem Onlineseminar,<br />
sondern einem richtigen Tageskurs<br />
von neun bis fünf. Der Vortragende,<br />
ein gutaussehender Zahnarzt in<br />
meinem Alter, sportlich, sympathisch,<br />
zeigte uns Teilnehmenden seine Methode,<br />
Patientinnen und Patienten in<br />
der Praxis zu versorgen. Sehr beeindruckend<br />
für einen kleinen „Kassenzahnarzt“<br />
wie mich. Voller Enthusiasmus<br />
und Tatendrang überlegte ich mir sogleich,<br />
wie ich das Erlernte vertiefen<br />
und es im Ordinationsalltag umsetzen<br />
kann. Ich würde den Anschlusskurs<br />
buchen und mich noch weiter in die<br />
Materie einarbeiten, mir mehr Wissen<br />
aneignen. So der Plan also. Aber wann<br />
soll sich das zeitlich ausgehen?<br />
Eine lange Liste<br />
Das Buchstabenbuffet für die erste<br />
Klasse muss ausgerichtet werden, das<br />
Judogewand gewaschen, der Kindergarten<br />
braucht neue Windeln, die<br />
Eingangstür in der Ordination muss<br />
repariert werden und der Röntgenraum<br />
ausgemalt. Die Liste ist lang.<br />
Wie schafft der junge, sympathische<br />
und beruflich erfolgreiche Zahnarzt das<br />
alles, der auch zwei kleine Kinder hat<br />
wie ich? Ah ja, seine Frau kümmert sich<br />
um die Kinder. Ein eingespieltes Team<br />
mit klassischer Rollenverteilung. Für<br />
viele Familien noch immer die gängige<br />
Arbeitsaufteilung.<br />
Ich jedoch habe mich bewusst gegen<br />
dieses Familienmodell entschieden.<br />
Schließlich habe ich jahrelang studiert,<br />
um Zahnärztin zu werden, wie<br />
auch viele meiner Kolleginnen. Nun<br />
sind wir selbstständig, haben einen<br />
Auch wir<br />
als Kammer<br />
wollen helfen<br />
und unterstützen.<br />
Mehr als<br />
50 Prozent<br />
des zahnärztlichen<br />
Fachpersonals<br />
sind<br />
Frauen, und<br />
der Anteil an<br />
Kolleginnen<br />
steigt von<br />
Jahr zu Jahr.<br />
Noémi-Katalin Marković: „Alle von uns brauchen Unterstützung, um<br />
erfolgreich zu sein.“<br />
laufenden Kredit, eine eigene Praxis,<br />
Patientinnen und Patienten, Angestellte<br />
und „nebenbei“ Kinder, für die wir<br />
Verantwortung tragen. Tagtäglich versuchen<br />
wir, diese Bälle in der Luft zu<br />
jonglieren und hoffen, dass wir keinen<br />
fallen lassen.<br />
Beruf, Familie und Interessen<br />
Wie bekommt man also Kinder, den<br />
Beruf und nicht zuletzt die eigenen persönlichen<br />
Interessen unter einen Hut?<br />
Das ist die Frage, die uns Zahnärztinnen<br />
Tag für Tag beschäftigt. Sicher<br />
ist, man braucht einen straff organisierten<br />
Tagesplan, einen Partner, der einen<br />
unterstützt und ein (soziales) Netz, das<br />
einen auffängt, wenn einmal nicht alles<br />
nach Plan läuft. Und solche Situationen<br />
gibt es zur Genüge.<br />
Was wir brauchen, sind starke Nerven<br />
und ja, eine gewisse Gelassenheit. An<br />
beiden arbeite ich noch. Letztendlich<br />
müssen wir uns eingestehen, dass der<br />
Tag auch für uns nur 24 Stunden hat<br />
und nicht alle geplanten Dinge erledigt<br />
werden können.<br />
Wir müssen lernen, Prioritäten zu setzen,<br />
nicht alles selbst zu erledigen und<br />
auch mal die Kontrolle abzugeben. Wir<br />
können nicht überall perfekt sein und<br />
ja, wir brauchen auch mal Hilfe.<br />
Sei es beim Haushalt mit Unterstützung<br />
einer Putzfrau, bei der Kinderbetreuung<br />
durch einen Babysitter oder in<br />
der Praxis mit einer Vertretung.<br />
Hinter jeder erfolgreichen Frau, wie<br />
auch jedem erfolgreichen Mann, stehen<br />
viele Menschen, die uns tagtäglich<br />
helfen.<br />
Auch wir als Kammer wollen helfen<br />
und unterstützen. Mehr als 50 Prozent<br />
des zahnärztlichen Fachpersonals sind<br />
Frauen, und der Anteil an Kolleginnen<br />
steigt von Jahr zu Jahr. Die meisten von<br />
uns stehen vor denselben Aufgaben und<br />
Herausforderungen: Schwangerschaft<br />
und die Vereinbarkeit von Arbeit und<br />
Familie. Und alle von uns brauchen<br />
Unterstützung, um erfolgreich zu sein.<br />
Gerne leisten auch wir als Eure Interessenvertretung<br />
unseren Beitrag dazu! <br />
Noémi-Katalin Marković ist Referentin<br />
für Gender, Soziales und<br />
Jungzahnärzt:innen. Sprechstunde: 1.<br />
Freitag im Monat 12.00 bis 13.00 Uhr<br />
nach Voranmeldung unter office@<br />
wr.zahnaerztekammer.at<br />
https://wr.zahnaerztekammer.at/<br />
ueber-uns/referate<br />
Fotos: agile digital twins; iStock/holaillustrations<br />
30 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>
ZAHNÄRZTEKAMMER SERVICE<br />
Nichterscheinen von Patientinnen und Patienten<br />
Honorarforderung nach<br />
Terminversäumnis<br />
Im Allgemeinen erfolgt die Terminvergabe bei Zahnärztinnen und Zahnärzten nach Voranmeldung.<br />
Muss ein Termin abgesagt werden sollte dies wenn möglich einen Tag vorher erfolgen.<br />
Dadurch können andere Patientinnen und Patienten in der freigewordenen Zeit behandelt werden,<br />
die möglicherweise dringend auf einen Termin warten.<br />
Von Roland Scholz<br />
Fotos: agile digital twins; iStock/Stadtratte<br />
► Wird ein vereinbarter Termin<br />
nicht wahrgenommen und auch<br />
nicht abgesagt, kann ein Entgelt für den<br />
reservierten Behandlungstermin gefordert<br />
werden. Dies ist dann möglich,<br />
wenn in der Zeit des nicht wahrgenommenen<br />
Termins kein anderer Patient<br />
beziehungsweise keine andere Patientin<br />
behandelt werden konnte.<br />
Der entstandene finanzielle Verlust<br />
kann eingeklagt werden, unabhängig<br />
davon, ob der Patient beziehungsweise<br />
die Patientin für das Versäumen des<br />
Termins verantwortlich ist oder nicht.<br />
Allerdings muss die Honorarforderung<br />
angemessen sein und es ist eine allfällige<br />
Ersparnis durch die nicht erfolgte<br />
Behandlung zu berücksichtigen.<br />
Vom Einzelfall abhängig<br />
Rechtsgrundlage für Honorarforderungen<br />
beziehungsweise Entgeltansprüche<br />
ist § 1168 Abs. 1 ABGB. Bisher<br />
gibt es bezüglich solcher Fälle keine<br />
Rechtsprechungen des OGH auf die<br />
verwiesen werden kann, daher ist die<br />
Rechtsprechung vom Einzelfall abhängig.<br />
Aufgrund der in der Regel hohen<br />
Auslastung von Zahnarztpraxen ist<br />
anzunehmen, dass Zahnärztinnen und<br />
Zahnärzte statt im Fall eines ausgefallenen<br />
Patienten eine andere Person<br />
behandeln kann. Der Erwerb der Ersatzbehandlung<br />
ist voll anzurechnen,<br />
Roland Scholz: „Wird ein vereinbarter Termin<br />
nicht wahrgenommen und auch nicht abgesagt,<br />
kann ein Entgelt für den reservierten Behandlungstermin<br />
gefordert werden.“<br />
wodurch im Allgemeinen kaum Verluste<br />
geltend gemacht werden können.<br />
In der Patientencharta (Vereinbarung<br />
gemäß Art. 15a B-VG zwischen Bund<br />
und Ländern zur Sicherstellung der<br />
Wiener Internationale<br />
Dentalausstellung<br />
Patientenrechte) ist im Artikel 16 allgemein<br />
festgehalten: „Patientinnen und<br />
Patienten sind im Vorhinein über die<br />
voraussichtlichen Kosten zu informieren.<br />
Der § 18 Abs. 1 ZÄG entspricht<br />
dem Artikel 16.“<br />
Wird ein Patient oder eine Patientin<br />
zum Beispiel im Anamnesebogen oder<br />
mittels eines gut sichtbaren Hinweisschildes<br />
in der Ordination darüber<br />
informiert, dass ein Ausfallshonorar<br />
in Rechnung gestellt werden kann und<br />
festgelegt, bis wann eine Absage erfolgen<br />
muss, steigen die Chancen, die Ansprüche<br />
durchsetzen zu können. <br />
Roland Scholz ist Referent für Forensik<br />
und Schlichtung der Landeszahnärztekammer<br />
für Wien.<br />
Nach zwei Jahren Pause öffnete die „Wiener Internationale<br />
Dentalausstellung“ heuer wieder ihre Tore. Die Ausstellung<br />
fand vom 20. bis 22. Mai in der Messe Wien statt –<br />
erstmals war auch die Landeszahnärztekammer für Wien<br />
mit einem Stand vertreten. Nach zwei Messetagen blickt<br />
das Team der Standesvertretung auf sehr viele spannende<br />
Gespräche, zahlreiche Anregungen und vor allem unglaublich<br />
viel Anerkennung für die bisherige Arbeit des letzten<br />
Jahres zurück.<br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 31
SERVICE CHRONIK<br />
FGF23: Katharina Dörr ist „Researcher of the Month“<br />
Katharina Dörr wurde im Mai anlässlich ihrer<br />
im Journal Circulation Research erschienenen<br />
Arbeit „Randomized Trial of Etelcalcetide for<br />
Cardiac Hypertrophy in Hemodialysis“ als Wissenschafterin<br />
des Monats ausgezeichnet.<br />
Patientinnen und Patienten mit chronischer<br />
Nierenfunktionseinschränkung entwickeln<br />
häufig eine Verdickung des Herzmuskels, eine<br />
sogenannte Linksventrikelhypertrophie. Das ist<br />
insbesondere bei niereninsuffizienten Patientinnen<br />
und Patienten in spätem Stadium, also<br />
bei jenen, die eine Nierenersatztherapie wie die<br />
Hämodialyse benötigen, besonders ausgeprägt.<br />
Die Gefahr dieser Herzmuskelverdickung liegt<br />
in einer deutlichen Erhöhung des Risikos für<br />
akute Herz-Kreislauferkrankungen wie zum<br />
Beispiel plötzlichem Herztod. Patientinnen und<br />
Patienten an der Hämodialyse haben etliche Risikofaktoren<br />
für die Entwicklung einer solchen<br />
Herzmuskelverdickung. Einer davon ist die<br />
Erhöhung des sogenannten Fibroblast-Growth-<br />
Factor 23 (FGF23), eines Proteins, welches mit<br />
schlechter werdender Nierenfunktion steigt.<br />
FGF23 kann jedoch durch Medikamente in<br />
verschiedene Richtungen beeinflusst werden.<br />
In der randomisiert kontrollierten Studie erhielten<br />
62 Patientinnen und Patienten aus zwei<br />
Katharina Dörr<br />
Dialysezentren in Wien (AKH Wien, Wiener<br />
Dialysezentrum) über den Zeitraum von einem<br />
Jahr entweder das Medikament Etelcalcetide<br />
(aus der Medikamentengruppe der Calcimimetika)<br />
oder Alfacalcidol (Vitamin D). Beide<br />
Medikamente werden primär zur Therapie<br />
einer Knochenkrankheit eingesetzt, welche bei<br />
nierenkranken Patientinnen und Patienten<br />
häufig vorkommt (sekundärer Hyperparathyreoidismus).<br />
Die Therapie wurde den Patientinnen und Patienten<br />
nach jeder Dialysebehandlung intravenös<br />
verabreicht. Mithilfe einer Magnetresonanzuntersuchung<br />
wurde die Herzmuskeldicke am<br />
Anfang und am Ende der Studie gemessen.<br />
Mit dieser Studie konnte gezeigt werden,<br />
dass in der Etelcalcetide-Therapiegruppe die<br />
FGF23-Werte deutlich gesenkt wurden und die<br />
Herzmuskelmasse nach einem Jahr gleichblieb,<br />
während es bei Patientinnen und Patienten<br />
unter Alfacalcidol-Therapie zu einer Erhöhung<br />
von FGF23 und einer weiteren Zunahme der<br />
Herzmuskelverdickung kam. Eine Senkung von<br />
FGF23 konnte ein Voranschreiten der pathologischen<br />
Linksventrikelhypertrophie um sechs<br />
bis acht Prozent innerhalb eines Jahres verringern.<br />
Eine effektive Therapie dieser Erkrankung<br />
könnte das Risiko des plötzlichen Herztods in<br />
dieser Gruppe, die ohnehin bereits ein deutlich<br />
erhöhtes Herzkreislaufrisiko hat, senken. <br />
Zur Person: Katharina Dörr hat an der MedUni<br />
Wien Humanmedizin studiert. Nach Abschluss<br />
ihres Studiums begann sie als Turnusärztin in<br />
niederösterreichischen Kliniken zu arbeiten und<br />
wechselte 2015 an die klinische Abteilung für<br />
Nephrologie und Dialyse der Universitätsklinik<br />
für Innere Medizin III der MedUni Wien. 2020<br />
schloss sie sowohl ihr PhD-Studium als auch ihr<br />
Masterstudium in Gesundheitsmanagement ab<br />
und ist seit 2021 als Fachärztin an der Nephrologie<br />
der MedUni Wien tätig.<br />
Nach Medizinstudium in Österreich: Drei<br />
Viertel der Deutschen gehen ins Ausland<br />
77 Prozent der deutschen Absolventinnen<br />
und Absolventen eines Medizinstudiums an<br />
einer österreichischen Uni gehen innerhalb<br />
von drei Jahren ins Ausland. Das zeigt eine<br />
Auswertung der Statistik Austria. Demgegenüber<br />
verlassen nur acht Prozent der österreichischen<br />
Absolventinnen und Absolventen<br />
das Land – zuletzt blieben sogar wieder mehr<br />
in Österreich.<br />
Insgesamt hat sich die Statistik Austria die<br />
Wegzüge und Berufseinstiege von Universitätsabsolventinnen<br />
und -absolventen aus den Jahren<br />
2008/09 bis 2018/19 näher angesehen – mit<br />
einem besonderen Fokus auf die Humanmedizin.<br />
Demnach haben in diesem Zeitraum 13.123<br />
Österreicherinnen und Österreicher sowie 2360<br />
Deutsche das Studium an den drei Medizin-Unis<br />
Wien, Graz und Innsbruck beendet (für das neue<br />
Studium in Linz gab es noch keine Zahlen). 75<br />
Prozent der Studienplätze sind für Personen mit<br />
österreichischem Maturazeugnis reserviert, weitere<br />
20 Prozent für Studenten aus EU-Staaten.<br />
Obwohl rund fünfeinhalb mal mehr Absolventinnen<br />
und Absolventen aus Österreich<br />
stammen, sind damit in absoluten Zahlen<br />
wesentlich mehr Deutsche (rund 1800) als<br />
Österreicherinnen und Österreicher (1050)<br />
ins Ausland gegangen.<br />
Betrachtet man nur die österreichischen<br />
Medizin-Absolventinnen und Absolventen,<br />
fällt auf, dass sie im Vergleich zu anderen<br />
Ausbildungsfeldern relativ häufig wegziehen.<br />
In den vergangenen Jahren ging dieser Anteil<br />
allerdings leicht zurück.<br />
Ähnlich Resultate erhält man, wenn man sich<br />
die Erwerbstätigkeit der Absolventinnen und<br />
Absolventen ansieht. Lediglich 21 Prozent der<br />
deutschen Diplom-Absolventinnen und 24<br />
Prozent der deutschen Diplom-Absolventen in<br />
der Humanmedizin waren demnach 18 Monate<br />
nach dem Abschluss in Österreich erwerbstätig.<br />
Bei den österreichischen Absolventinnen liegt<br />
der entsprechende Anteil bei 78 Prozent, bei<br />
den Absolventen bei 81 Prozent. <br />
Fotos: MedUni Wien: iStock/EmiliaU<br />
32 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>
CHRONIK SERVICE<br />
„Lange Nacht der Forschung“: MedUni Wien bot zahlreiche Attraktionen<br />
Am Freitag, 20. Mai <strong>2022</strong>, gab es bei der<br />
Langen Nacht der Forschung einen großen<br />
Run auf die zahlreichen Aktionen der<br />
MedUni Wien. Allein der Live-Übertragung<br />
einer Gehirn-OP, die heuer erstmals auf<br />
dem Programm stand, sahen mehr als 800<br />
Interessierte zu. Aber auch die Live-Herz-OP<br />
stieß wieder auf reges Interesse. Insgesamt<br />
tauchten an den rund 100 Stationen an acht<br />
Standorten am und rund um den MedUni<br />
Campus AKH zwischen 17 und 23 Uhr 7.171<br />
Begeisterte in die Faszination der medizinischen<br />
Wissenschaft ein.<br />
Die meisten Wissensdurstigen strömten zu den<br />
Mitmachstationen, Workshops und Vorträgen<br />
rund um die Themen „Herz und Hirn“, zwei<br />
zentrale Organe des Körpers, die im Mittelpunkt<br />
der Medizinischen Forschungsmeile der<br />
MedUni Wien bei der diesjährigen Langen<br />
Nacht der Forschung standen. Dabei zogen<br />
nicht nur die Live-Übertragungen der mikrochirurgischen<br />
Versorgung eines Aneurysmas im<br />
Gehirn und der Implantation einer Herzklappenprothese<br />
ein besonders großes Publikum<br />
Interessierte bei den Workshops „Das menschliche Gehirn hautnah“ und „Implantation einer Herzklappe“.<br />
in ihren Bann. In exklusiven Workshops versuchten<br />
sich die Besucherinnen und Besucher<br />
unter professioneller Anleitung am Herzmodell<br />
auch selbst als Chirurginnen und Chirurgen<br />
oder erkundeten gleichsam aus der Perspektive<br />
von Forschenden das Innenleben des Gehirns.<br />
Auch bei den weiteren Schwerpunktstationen<br />
zu Themen wie Krebsforschung, Immunsystem,<br />
Notfall-, High-Tech- und Zahnmedizin<br />
tummelten sich zahlreiche Besucherinnen<br />
und Besucher. Auf besonderes Interesse<br />
stießen die verschiedenen Inhalte zu Themen<br />
der Kindergesundheit: Viele griffen zu den<br />
bereitgestellten Virtual Reality-Brillen, um<br />
mehr über das Notfallmanagement bei Frühgeburten<br />
zu erfahren, oder informierten sich<br />
in einem Video mit zugehörigem Vortrag, wie<br />
kranke Kinderherzen geheilt werden. <br />
„Objektiv <strong>2022</strong>“: Corona dominierte die besten Pressefotos des Jahres<br />
Fotos: HELMUT PLOBERGER/ APA/picturedesk.com; MedUni Wien/Harson<br />
Eine der ersten in Österreich verabreichten<br />
Corona-Impfungen, ein Horrorclown auf einer<br />
Corona-Demo, ein Zwei-Meter-Abstand<br />
bei einem Leichtathletikbewerb: Das Thema<br />
„Corona“ dominiert die am 17. Mai <strong>2022</strong> in<br />
der Wirtschaftskammer Österreich prämierten<br />
besten Pressefotos der vergangenen<br />
beiden Jahre. Über den „Objektiv Pressefotopreis<br />
<strong>2022</strong>“ und je 5000 Euro durften sich die<br />
Fotografinnen und Fotografen Lisi Niesner,<br />
Hans Ringhofer, Helmut Ploberger und Nina<br />
Strasser freuen.<br />
Die Wiener Fotografin Niesner von der<br />
Nachrichtenagentur Reuters setzte sich in der<br />
„Zwei Meter Abstand<br />
halten“ – das Siegerbild<br />
in der Kategorie Sport von<br />
Helmut Ploberger.<br />
Kategorie „Chronik, Wirtschaft, Umwelt“ des<br />
von der Bundesinnung der Berufsfotografen<br />
vergebenen Preises durch. Ihr Foto zeigt den<br />
Infektiologen Christoph Wenisch, wie er seine<br />
Faust in die Höhe reckt, nachdem ihm<br />
eine der ersten Corona-Impfungen in<br />
Österreich verabreicht wurde. Das<br />
Bild schaffte es auch auf das Cover<br />
der New York Times. Der Wiener<br />
Pressefotograf Ringhofer wurde in<br />
der Kategorie „Innenpolitik“ ausgezeichnet.<br />
Sein Siegerfoto zeigt einen<br />
Mann mit Horrorclown-Maske und<br />
blauen Handschuhen, der auf einer Corona-<br />
Demonstration vor einem großen Transparent<br />
mit der Aufschrift „Ihr seid die Krankheit und<br />
wir die Medizin“ steht.<br />
In der Kategorie „Sport“ holte sich der oberösterreichische<br />
Fotograf Ploberger den „Objektiv-Pressefotopreis“.<br />
Auf seinem Bild sind zwei<br />
Läufer bei einem Leichtathletik-Wettbewerb in<br />
Vorarlberg zu sehen, die sich nahezu exakt an<br />
den im Hintergrund auf einem Banner festgehaltenen,<br />
wohl für das Publikum vorgeschriebenen<br />
coronabedingten Zwei-Meter-Abstand<br />
halten. Einzig in der Kategorie „Kultur“, wo die<br />
Wiener Pressefotografin Strasser überzeugte,<br />
spielte die Corona-Pandemie und deren Begleiterscheinungen<br />
keine Rolle. <br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 33
SERVICE STEUER<br />
Vermögensanlage<br />
Bauherrenmodell und<br />
Vorsorgewohnung<br />
Viele Menschen sind aufgrund der hohen Inflationsrate auf der<br />
Suche nach sinnvollen Investitionen und krisensicheren Geldanlagen.<br />
Für langfristige Veranlagungen bieten sich die Konzepte<br />
des Bauherrenmodells und der Vorsorgewohnungen an.<br />
Von Wolfgang Leonhart<br />
► Die Zinssätze für Sparbücher<br />
und Bankeinlagen bewegen sich<br />
seit Jahren auf niedrigstem Niveau. Da<br />
diese deutlich unter der Inflationsrate<br />
liegen, erhält man als Sparerin und<br />
Sparer weniger Zinsen als das bestehende<br />
Kapital an Kaufkraft verliert. Um<br />
dieser schleichenden Geldentwertung<br />
entgegenzutreten, sind viele Leute auf<br />
der Suche nach alternativen Veranlagungsformen.<br />
Eine davon ist die Möglichkeiten<br />
ist die Investition in Immobilien,<br />
was im Einzelfall aber zumeist<br />
einen erheblichen punktuellen Kapitaleinsatz<br />
erfordert. Eine Variante sind<br />
die die sogenannten Bauherrnmodelle<br />
und Vorsorgewohnungen, hier steht allerdings<br />
die langfristige Veranlagung<br />
im Vordergrund.<br />
Das Bauherrenmodell<br />
Wolfgang Leonhart:<br />
„Der Kauf einer<br />
Vorsorgewohnung<br />
als Kapitalanlage und<br />
Aufbesserung einer<br />
künftigen Pension<br />
gehört zu den beliebtesten<br />
Anlagemöglichkeiten.“<br />
Die „kleinen“<br />
Bauherrenmodelle<br />
haben ein<br />
geringeres<br />
Risiko, da<br />
hier Baukosten<br />
garantiert<br />
werden<br />
können.<br />
herren von ihrer Bemessungsgrundlage<br />
für die Einkommensteuer absetzen<br />
können und somit eine Reduktion der<br />
Einkommensteuer im betreffenden<br />
Jahr erreichen.<br />
Bauherrenmodelle „erfordern“ von der<br />
steuerlichen Konzeption her in den<br />
nächsten fünfzehn Jahren meist die<br />
Höchststeuerklasse. Sie sind eher für<br />
„Krisenresistente“ interessant, wer mit<br />
stärkeren Einkommensschwankungen<br />
nach unten rechnet, sollte sich ein solches<br />
Engagement gut überlegen.<br />
Die Immobilie kostet mit diesem Steuervorteil<br />
auf den ersten Blick weniger,<br />
dies ist freilich keine Ersparnis, sondern<br />
eine Steuerstundung. Schließlich<br />
muss die Bauherrengemeinschaft innerhalb<br />
von bis zu 25 Jahren (zuzüglich<br />
drei Jahren für Neu-/Umbau) einen<br />
„Totalüberschuss“ erwirtschaften. Was<br />
vorher vom Fiskus an Steuern zurückgeholt<br />
wurde, fällt im Zuge des zu erzielenden<br />
Totalüberschuss in späteren<br />
Jahren wieder an, allenfalls zu einem<br />
niedrigeren Steuersatz infolge zwischenzeitiger<br />
Pensionierung. Natürlich<br />
kann man immer wieder ein solches<br />
Modell abschließen.<br />
Die Beteiligten besitzen natürlich nur<br />
einen prozentualen Anteil am gesamten<br />
Haus. Eine etwaige spätere Aufteilung<br />
des sanierten Hauses fix zu<br />
planen, wäre steuerschädlich. Beim<br />
Bauherrenmodell wäre es allenfalls<br />
möglich, nach etwa 20 bis 25 Jahren<br />
zu parifizieren, also auf Eigentumsobjekte<br />
aufzuteilen. Allerdings muss man<br />
damit rechnen, dass die Wohnungen<br />
dann nicht bestandsfrei sind, da die<br />
Mietverträge wegen der Landesförderung<br />
nämlich unbefristet und zu sehr<br />
Ein komplexes Konstrukt: Gemeinsam<br />
kaufen die Investoren beziehungsweise<br />
Investorinnen ein (meist sanierungsbedürftiges)<br />
Haus, suchen um Sanierungsförderungen<br />
an, erweitern oft das<br />
Objekt zum Beispiel um einen Dachbodenausbau<br />
und vermieten die renovierten<br />
Wohnungen zu besseren Konditionen.<br />
Die anfallenden Kosten können<br />
größtenteils auf 15 Jahre abgeschrieben<br />
werden, da für geförderte Investitionen<br />
eine Sonderregelung gilt (Normalerweise<br />
muss ein Zubau auf 67 Jahre abgeschrieben<br />
werden).<br />
Die Bauherren kaufen mit etwas Eigenkapital<br />
und viel Kredit, der Ausbau<br />
kostet meist das Vielfache der Anschaffung.<br />
In der Anfangsphase „erwirtschaftet“<br />
das Modell jedes Jahr einen<br />
steuerlichen Verlust aus „Vermietung<br />
und Verpachtung“, welchen die Bauguten<br />
Konditionen abgeschlossen werden<br />
müssen.<br />
Klein oder groß<br />
Die Unterscheidung zwischen „kleinem“<br />
und „großen“ Bauherrenbegriff ist für<br />
die Beurteilung durch das Finanzamt<br />
von wesentlicher Bedeutung:<br />
Die „kleinen“ Bauherrenmodelle haben<br />
ein geringeres Risiko, da hier<br />
Baukosten garantiert werden können.<br />
Beim „großen Bauherrenmodell“ geht<br />
die Initiative von den Bauherren aus,<br />
diese tragen das volle Risiko, was zu<br />
einem finanziellen Totalschaden führen<br />
kann. Allerdings haben „große<br />
Bauherren“ – in der Praxis geht das<br />
bei maximal fünf Personen – einen<br />
weiteren Steuervorteil. Sie zahlen die<br />
Grunderwerbssteuer nur vom Preis<br />
der Immobilie, während „kleine“<br />
Bauherren die Steuer für das gesamte<br />
„Package“ inklusive der Investitionen<br />
zahlen und weniger Werbungskosten<br />
abschreiben können.<br />
Die Vorsorgewohnung<br />
Der Kauf einer Vorsorgewohnung als<br />
Kapitalanlage und Aufbesserung einer<br />
künftigen Pension gehört zu den beliebtesten<br />
Anlagemöglichkeiten. Bei<br />
entsprechend langfristiger Vermietungsabsicht<br />
(allfällige Veräußerung<br />
oder Privatnutzung wird erst nach 20<br />
Jahren ins Auge gefasst) empfiehlt sich<br />
ein Kauf mit Ausweis der Umsatzsteuer<br />
im Kaufvertrag samt Vorsteuerabzug.<br />
Als Vorsorgewohnungen bezeichnet<br />
man Eigentumswohnungen, die für<br />
die langfristige Vermietung zu Wohnzwecken<br />
erworben werden. Für Wohnraumvermietung<br />
fallen grundsätzlich<br />
Foto: Leonhart; iStock/BrianAJackson<br />
34 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>
STEUER / BÜCHER SERVICE<br />
Hirnforschung<br />
„Cécile Vogt. Pionierin der Hirnforschung“ von Birgit Kofler-Bettschart.<br />
<strong>2022</strong>. 240 Seiten. ISBN 978-3-8000-7786-1. Carl Ueberreuter Verlag, Wien.<br />
Die Neurowissenschaftlerin Cécile Vogt gehört zu den wichtigen Wegbereiterinnen<br />
für Frauenkarrieren in der Naturwissenschaft. Von den<br />
Nationalsozialisten vertrieben aus dem von ihr gemeinsam mit ihrem<br />
Mann Oskar aufgebauten Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung<br />
in Berlin, ist sie nach ihrem Tod in Vergessenheit geraten. Dieses Buch<br />
holt die geniale Wissenschaftlerin vor den Vorhang und skizziert die<br />
vielfältigen Facetten einer ungewöhnlichen Frau. <br />
Anders normal<br />
10 Prozent Umsatzsteuer an. Sofern man<br />
als Kleinunternehmer beziehungsweise<br />
Kleinunternehmerin gelten kann (umsatzsteuerpflichtigen<br />
Einnahmen eines Jahres<br />
unter 35.000 Euro netto), wäre es möglich,<br />
ohne Umsatzsteuer zu vermieten. Aber<br />
Kleinunternehmer und Kleinunternehmerinnen<br />
können optieren, um zur Möglichkeit<br />
des Vorsteuerabzugs für den Wohnungserwerb<br />
zu kommen.<br />
Der Vorsteuerabzug steht nach Fertigstellung<br />
der Wohnung und frühestens mit der<br />
Bezahlung des Kaufpreises zu. Erst nach<br />
Wohnungsübergabe kann man die gesamte<br />
Vorsteuer geltend machen. Die Vorsteuer<br />
auf Anzahlungen bekommt man nur dann<br />
rückerstattet, wenn die Vermietungsabsicht<br />
nachgewiesen werden kann. Die Vorsteuer<br />
kann auch auf den Verkäufer beziehungsweise<br />
die Verkäuferin der Wohnung überrechnet<br />
werden.<br />
Mit einer Vorsorgewohnung ist man flexibler,<br />
auch wenn auf die großzügigen<br />
Abschreibungsmöglichkeiten verzichtet<br />
werden muss. Damit das Finanzamt anfängliche<br />
Verluste steuerlich anerkennt,<br />
muss die Erzielung eines Totalgewinnes<br />
spätestens innerhalb von 20 Jahren (plus<br />
zusätzlich drei Jahre für Bauführung oder<br />
Umbau) rechnerisch nachgewiesen werden.<br />
Der spätere Verkauf einer Vorsorgewohnung<br />
ist ohne zivilrechtliche Einschränkung<br />
möglich, allerdings muss in diesem<br />
Fall innerhalb von 20 Jahren eine anteilige<br />
Rückerstattung von geltend gemachten<br />
Vorsteuern an das Finanzamt erfolgen. <br />
Wolfgang Leonhart ist Steuerberater in<br />
Wien 7. und Verfasser des im Verlag der<br />
Österreichischen Ärztekammer erschienenen<br />
Buchs „Arzt und Steuern“.<br />
„Anders normal. Ein Transmann und eine Hormonspezialistin erzählen,<br />
wie man wird, wer man ist“ von Sam Vincent Schweiger, Katharina Maria<br />
Burkhardt. <strong>2022</strong>. 184 Seiten. ISBN 978-3-99052-235-6. Verlagshaus der<br />
Ärzte, Wien.<br />
Im Ratgeber „Anders normal” beantworten ein Transmann und eine<br />
Hormonspezialistin offen und ehrlich über 130 Fragen zum Thema<br />
Transidentität, die sich vor, während und nach einer Geschlechtsangleichung<br />
ergeben, und gewähren dabei tiefe Einblicke in unser hormonelles<br />
Innenleben und die ganz normale Welt der Emotionen. <br />
Psychosoziale Kompetenz<br />
„Psychosoziale, psychosomatische und psychotherapeutische Medizin“<br />
von Josef W. Egger. <strong>2022</strong>. 308 Seiten. ISBN 978-3-7011-0478-9. Leykam<br />
Verlag, Graz.<br />
Zeitgemäße wissenschaftliche Medizin verlangt nach Ärztinnen und<br />
Ärzten, die im Umgang mit kranken Menschen nicht nur technischchirurgische<br />
Fertigkeiten und pharmakologisches Wissen aufweisen,<br />
sondern auch eine psychosoziale Kompetenz besitzen. Dieses Buch unterstützt<br />
bei der Gestaltung der Beziehung von Ärztinnen und Ärzten zu<br />
ihren Patientinnen und Patienten mit einer Vielzahl von erprobten Unterlagen<br />
für die ärztliche Praxis entlang der Struktur der PSY-Curricula. <br />
Denkmal<br />
„Wenn Namen leuchten. Von der Universität Wien 1938 bis 1945 vertriebene<br />
Geschichte-Studierende und -Lehrende: ein Denkmal“ von Herbert<br />
Posch, Martina Fuchs (Hg.). <strong>2022</strong>. 224 Seiten. ISBN 978-3-643-511<strong>06</strong>-5.<br />
Lit Verlag, Wien.<br />
An der Universität Wien wurden mit der Machtübernahme durch den<br />
Nationalsozialismus 3000 Studierende und Lehrende entlassen, vertrieben<br />
und/oder ermordet – darunter auch 120 Studierende und acht<br />
Lehrende des Fachs Geschichte. Das Buch zeichnet den Prozess der Vertreibung<br />
nach, skizziert die Biographien der Vertriebenen und beschreibt<br />
den langen Weg zum Denkmal „Wenn Namen leuchten“, das im Mai<br />
<strong>2022</strong> an der Uni Wien eröffnet wurde. <br />
<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 35
SERVICE RECHT<br />
Zu wenig DFP-Punkte<br />
Fortbildungsverpflichtung nicht erfüllt<br />
Der Verwaltungsgerichtshof hatte sich unlängst mit der Frage auseinanderzusetzen, ob die Fortbildungsverpflichtung<br />
eines Arztes als erfüllt anzusehen ist, wenn sich dieser durch die sorgfältige<br />
Lektüre von Fachartikeln am Laufenden hält und nicht durch anerkannte Fortbildungsprogramme.<br />
Von Alexandra Lichtenegger<br />
► Der niedergelassene Facharzt für<br />
Innere Medizin wurde vom Disziplinarrat<br />
der Österreichischen Ärztekammer<br />
schuldig erkannt, seine Berufspflichten<br />
verletzt zu haben, indem er<br />
anstatt der nach dem Ärztegesetz geforderten<br />
150 Fortbildungspunkte (DFP-<br />
Punkte) lediglich 9 DFP-Punkte nachgewiesen<br />
hat. Er konnte damit nicht<br />
ausreichend glaubhaft machen, seine<br />
Pflicht zur Fortbildung erfüllt zu haben.<br />
Über ihn wurde eine Disziplinarstrafe<br />
in Höhe von 1500 Euro verhängt.<br />
Andere Art der Fortbildung<br />
Der Arzt erhob Beschwerde beim Verwaltungsgericht<br />
und wandte ein, dass<br />
er die Fortbildungspflicht nicht verletzt<br />
habe, da er sich laufend fortgebildet habe,<br />
aber eben anders. Er beziehe Fachzeitschriften,<br />
werte diese aus und führe<br />
Exzerpte davon in die von ihm betreute<br />
Datenbank ein. Darüber hinaus studiere<br />
er regelmäßig die Quellen und<br />
recherchiere in diesen. Diese Art der<br />
Fortbildung würde in der Woche etwa<br />
acht bis zehn Stunden betragen. Somit<br />
meinte er, würde er seine Fortbildungsverpflichtung<br />
sehr wohl erfüllen.<br />
Das Verwaltungsgericht gab ihm Recht<br />
und war der Meinung, dass es Ärztinnen<br />
und Ärzten durchaus freistehe,<br />
sich anders als durch den Erwerb von<br />
DFP-Punkten fortzubilden. Darüber<br />
hinaus würde den Arzt auch nur ein geringes<br />
Verschulden treffen, da zum einen<br />
in der Zeitschrift der Ärztekammer<br />
ein Vertreter der Ärztekammer Kärnten<br />
anführte, dass die Glaubhaftmachung<br />
der Fortbildung auch anders als durch<br />
das Sammeln von DFP-Punkten möglich<br />
sei und zum anderen die Rechtslage<br />
unklar sei.<br />
Der Verwaltungsgerichtshof ließ die<br />
außerordentliche Revision gegen dieses<br />
Erkenntnis zu und hat Folgendes dazu<br />
erwogen:<br />
Wer die Fortbildungspflicht verletzt, begeht ein Ungehorsamsdelikt.<br />
Der Arzt<br />
erhob<br />
Beschwerde<br />
beim<br />
Verwaltungsgericht<br />
und wandte<br />
ein, dass er<br />
die Fortbildungspflicht<br />
nicht verletzt<br />
habe, da er<br />
sich laufend<br />
fortgebildet<br />
habe.<br />
Die rechtlichen Bestimmungen zur<br />
Fortbildungsverpflichtung von Ärztinnen<br />
und Ärzten finden sich zum<br />
einen im Ärztegesetz 1998 und zum anderen<br />
in der Verordnung der Österreichischen<br />
Ärztekammer über ärztliche<br />
Fortbildung.<br />
Ärztinnen und Ärzte haben sich laufend<br />
im Rahmen anerkannter Fortbildungsprogramme<br />
der Ärztekammern<br />
in den Bundesländern oder<br />
der Österreichischen Ärztekammer<br />
oder im Rahmen anerkannter ausländischer<br />
Fortbildungsprogramme<br />
fortzubilden. Ihre absolvierten Fortbildungen<br />
müssen sie zumindest alle drei<br />
Jahre gegenüber der Österreichischen<br />
Ärztekammer glaubhaft machen.<br />
Diese Meldungen sind spätestens bis<br />
zum Ablauf von drei Monaten nach<br />
dem jeweiligen Fortbildungszeitraum<br />
(Sammelzeitraum) zu erstatten. Nachzuweisen<br />
sind zumindest 150 DFP-<br />
Punkte, davon mindestens 120 Punkte<br />
durch fachspezifische Fortbildung und<br />
maximal 30 Punkte im Rahmen sonstiger<br />
Fortbildung oder zum Stichtag<br />
des Sammelzeitraumes ein gültiges<br />
DFP Diplom.<br />
Sicherstellung der Qualität<br />
Das DFP-Programm der Österreichischen<br />
Ärztekammer dient der Sicherstellung<br />
von Qualitätskriterien und<br />
insbesondere auch der Unabhängigkeit<br />
der ärztlichen Fortbildung. Wurde<br />
der Führung des Fortbildungskontos<br />
nicht ausdrücklich widersprochen,<br />
ist der erforderliche Mindestumfang<br />
an DFP-Punkten als Berufspflicht<br />
eines Arztes beziehungsweise<br />
einer Ärztin nach den Regeln der Verordnung<br />
über ärztliche Fortbildung<br />
nachzuweisen. Es bleibt Ärztinnen und<br />
Ärzten nicht gänzlich selbst überlassen,<br />
wie sie sich fortbilden. Die Ansicht<br />
des Arztes, dass jedwedes Literaturstudium<br />
und die Bearbeitung von Fachartikeln<br />
durch die Einführung in eine<br />
eigene Datenbank bei der Frage der Erfüllung<br />
der Fortbildungspflicht zu berücksichtigen<br />
sei, ist nach Ansicht des<br />
Verwaltungsgerichtshofs verfehlt. Wer<br />
die Fortbildungspflicht verletzt, begeht<br />
ein Ungehorsamsdelikt. Das öffentliche<br />
Interesse an der Einhaltung der<br />
Fortbildungspflicht eines Arztes beziehungsweise<br />
einer Ärztin und deren Bedeutung<br />
ist als sehr hoch einzuschätzen.<br />
Die Folgen von Übertretungen<br />
der Fortbildungspflicht sind jedenfalls<br />
nicht unbedeutend im Hinblick auf<br />
deren Schutzzweck, nämlich der Qualitätssicherung<br />
für Patientinnen und<br />
Patienten und der Sicherstellung der<br />
bestmöglichen Behandlung. So sieht<br />
der VwGH auch das Verschulden des<br />
Arztes nicht als gering an, wie es vom<br />
Verwaltungsgericht behauptet wurde.<br />
Der VwGH hob das Erkenntnis des Verwaltungsgerichts<br />
auf, welches nun neuerlich<br />
zu entscheiden hat. <br />
Sollten Sie Fragen haben, so steht Ihnen<br />
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