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doktorinwien 2022/06

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MITTEILUNGEN DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN <strong>06</strong> <strong>2022</strong><br />

DER NEUE<br />

Ärztekammerpräsident<br />

Steinhart im Interview<br />

RECHT<br />

Fortbildungspflicht<br />

nicht erfüllt<br />

Österreichische Post AG, MZ 02Z032618 M, Ärztekammer für Wien, Weihburggasse 10-12, 1010 Wien, Erscheinungsort Wien, Postaufgabenummer: <strong>06</strong><br />

ZEITENWENDE IN DER<br />

GESUNDHEITSPOLITIK<br />

Ärztekammerpräsident<br />

Johannes Steinhart und die<br />

Vizepräsidenten Stefan Ferenci<br />

und Erik Randall Huber präsentieren<br />

ihre Reformvorschläge für das<br />

Wiener Gesundheitssystem.<br />

STEUER<br />

Bauherrenmodell und<br />

Vorsorgewohnung<br />

Foto: iStock/vchal


Unser Land<br />

braucht Ärzt:innen,<br />

die an sich glauben.<br />

Und eine Bank,<br />

die an sie glaubt.<br />

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BRIEF DES PRÄSIDENTEN IN EIGENER SACHE<br />

Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!<br />

Es ist fünf nach zwölf!<br />

► Wir stehen vor einer Zeitenwende: Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass wir<br />

einerseits ein hervorragendes Gesundheitssystem haben, mit dem wir gut durch die<br />

Krise gekommen sind. Andererseits wurden die Schwächen des Systems offenbart. Denn nur<br />

durch den persönlichen Einsatz von Ihnen und allen in Gesundheitsberufen Tätigen konnte<br />

die medizinische Versorgung in unserem Land am Laufen gehalten werden. Die psychischen<br />

und physischen Belastungsgrenzen wurden dabei aber auf das Äußerste ausgereizt. In<br />

Hinblick auf die bevorstehenden Herausforderungen, mit einer möglichen Fortsetzung der<br />

Corona-Problematik, einer immer älter werdenden und damit versorgungsbedürftigeren<br />

Bevölkerung, dem schon bestehenden Ärzte- und Pflegepersonalmangel und einer Unterdotierung<br />

des gesamten Gesundheitsbereichs, sind Reformen längst an der Zeit: Denn es ist<br />

fünf nach zwölf!<br />

„In der Vergangenheit wurde<br />

Gesundheitspolitik an den<br />

direkt Betroffenen vorbei<br />

gespielt. Sofern die Politik<br />

diesen Weg weitergehen sollte,<br />

werde ich mich als unbequeme<br />

und streitbare Speerspitze in<br />

diese Schlacht werfen.“<br />

Antreiber für Reformen<br />

Ich sehe es als meine Aufgabe, dieses Bewusstsein unseren Partnerinnen und Partnern auf<br />

politischer Ebene, wie auch im Sozialversicherungsbereich, deutlich zu machen und der Antreiber<br />

für dringend nötige Reformen für den Gesundheitsstandort Österreich zu sein. Wir<br />

Ärztinnen und Ärzte sind die Expertinnen und Experten vor Ort, in den Spitälern und im<br />

niedergelassenen Bereich. Wir wissen am besten, wo es mangelt, wohin Investitionen fließen<br />

müssen und wo eingespart werden kann. Die Planungen und Konzepte der Theoretiker in<br />

den politischen und institutionellen Tintenburgen, am bürokratischen Reißbrett entworfen,<br />

gingen in der Vergangenheit zu oft an der Realität vorbei. Es braucht das Know-how von<br />

uns Praktikerinnen und Praktikern vor Ort, um wirklich praxistaugliche Lösungen für eine<br />

tatsächliche Gesundheitsreform zu finden.<br />

Foto: AEK Wien<br />

Weitere standespolitische<br />

Themen ab Seite 7.<br />

Konstruktive Zusammenarbeit<br />

Wir stehen einer intensiven und konstruktiven Zusammenarbeit mit den politisch Verantwortlichen<br />

offen und positiv gegenüber. Nur wurde in der Vergangenheit Gesundheitspolitik<br />

an den direkt Betroffenen, den Ärztinnen und Ärzten sowie den Patientinnen und Patienten,<br />

vorbei gespielt. Sofern die Politik diesen Weg weitergehen sollte, werde ich mich als unbequeme<br />

und streitbare Speerspitze in diese Schlacht werfen. Bürokratieabbau im medizinischen<br />

Alltag, eine Verbesserung der Ausbildung unserer jungen Kolleginnen und Kollegen,<br />

die längst überfällige Vereinheitlichung des Leistungskatalogs, flexiblere Arbeitszeitmodelle<br />

verbunden mit attraktiveren Gehältern und Honoraren, eine echte Digitalisierungsoffensive<br />

im gesamten Gesundheitsbereich am Stand des 21. Jahrhunderts, die Medikamentenabgabe<br />

in Ordinationen, ein Ende des Dämpfungspfades und stattdessen gezielte Investitionen in<br />

unser Gesundheitssystem, kein Rütteln an der Freiheit des Arztberufs, damit nicht ökonomische<br />

Interessen über die Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten das einzige<br />

Entscheidungskriterium werden: Das sind nur einige Schauplätze, an denen ich der Politik<br />

den Finger in die Wunde legen und gleichzeitig die nötigen Therapievorschläge für diese<br />

Probleme präsentieren werde. Damit unser Gesundheitssystem dieses exzellente bleibt, für<br />

das wir bisher in der ganzen Welt beneidet wurden!<br />

Mit besten Grüßen,<br />

Johannes Steinhart<br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 3


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EDITORIAL INHALT<br />

Inhalt<br />

3 In eigener Sache – Brief des Präsidenten<br />

Intern<br />

8 News<br />

Johannes Steinhart im Interview über seine Anliegen und Ziele als Wiener<br />

Ärztekammerpräsident.<br />

12 News<br />

Vizepräsident Erik Randall Huber möchte die oftmals angriffige Debatte über Probleme<br />

im Gesundheitswesen versachlichen.<br />

14 Kammerbereich<br />

Coverstory<br />

16 Zeitenwende in der Gesundheitspolitik<br />

Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart und die Vizepräsidenten Stefan Ferenci<br />

und Erik Randall Huber präsentieren ihre Reformvorschläge für das Wiener<br />

Gesundheitssystem – plus Stefan Ferenci im Interview.<br />

Service<br />

20 Fortbildung, Vorträge, Tagungen, Symposien<br />

23 Medizin<br />

Das Jahr 2021 brachte 41 neue Medikamente.<br />

24 Medizin<br />

Ein neues KI-System kann mithilfe von Blutwerten bei COVID-19-Prognosen unterstützen.<br />

28 Medizin<br />

Medizinische Expertinnen und Experten diskutierten und referierten im Mai bei den<br />

Praevenire Gesundheitstagen in Seitenstetten.<br />

30 Informationen der Zahnärztekammer<br />

32 Chronik<br />

34 Steuer<br />

Für langfristige Veranlagungen bieten sich die Konzepte des Bauherrenmodells<br />

und der Vorsorgewohnungen an.<br />

35 Bücher<br />

36 Recht<br />

Ein Arzt mit zu wenig DFP-Punkten erhob Beschwerde beim Verwaltungsgericht, mit dem<br />

Argument, er würde sich mit der Lektüre von Fachartikeln fortbilden.<br />

37 Kleinanzeigen<br />

IMPRESSUM Herausgeber und Medieninhaber: Ärztekammer für Wien, Körperschaft des öffentlichen Rechts, vertreten durch den<br />

Präsidenten, 1010 Wien, Weihburggasse 10–12, T 01/515 01, F 01/515 01-1289, Mail: pressestelle@aekwien.at. Redaktions vorsitz:<br />

Dr. Franz Mayrhofer Redaktion: Mag. a Elisa Cavalieri (Chefin vom Dienst), Mag. a Kathrin McEwen, Dr. Hans-Peter Petutschnig,<br />

Mag. Bernhard Salzer, Mag. Alexandros Stavrou, Carla Constanceanu (Sekretariat). Verleger: MedTriX GmbH, Forum Schönbrunn,<br />

1120 Wien, Grünbergstraße 15, Stg. 1, T 01/54 600-0, F DW 710, Mail: at-office@medtrix.group. Abo verwaltung:<br />

Carla Constanceanu, T 01/515 01-1223, Mail: constanceanu@aekwien.at Anzeigenleitung: Fritz Tomaschek T 01/54 600-520,<br />

friedrich.tomaschek@medtrix.group. Anzeigensekretariat: Anita Radl, T 01/54 600-446, E-Mail: anita.radl@medtrix.group.<br />

Herstellung: Friedrich Druck & Medien GmbH, A-4020 Linz, Zamenhof straße 43–45, www.friedrichdruck.com.<br />

Offenlegung nach § 25 Mediengesetz: www.aekwien.at/impressum<br />

Editorial<br />

Hinter den Kulissen<br />

„Es geht nur gemeinsam“<br />

– das war die<br />

Antwort, die Kammeramtsdirektor<br />

Thomas<br />

Holzgruber kürzlich in<br />

einem <strong>doktorinwien</strong>-<br />

Interview auf die Frage<br />

gegeben hat, inwiefern<br />

die Arbeit der gewählten Funktionärinnen<br />

und Funktionäre eigentlich mit der Arbeit<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

Ärztekammer zusammenhängt.<br />

Genauso verhält es sich bei der Gestaltung<br />

der Wiener Ärztekammer-Zeitung<br />

dok torinwien. Viele Leute sind daran<br />

beteiligt, um Sie Ausgabe für Ausgabe mit<br />

standespolitischen, berufsrelevanten und<br />

unterhaltsamen Themen zu versorgen. Auf<br />

der einen Seite kommen Funktionärinnen<br />

und Funktionäre laufend mit Ideen und<br />

Berichterstattungswünschen auf die Redaktion<br />

zu, die dann von uns entsprechend<br />

verpackt und aufbereitet werden.<br />

Auf der anderen Seite leisten auch die<br />

Leute „im Haus“ – unsere Kolleginnen und<br />

Kollegen aus sämtlichen Ärztekammer-<br />

Abteilungen – einen wichtigen Beitrag für<br />

die Zeitung, indem sie aktuelle Themen<br />

aus ihren Bereichen an uns herantragen, die<br />

für Sie interessant sein könnten. Die Palette<br />

reicht dabei von Hinweisen zu Service-<br />

Leistungen und Veranstaltungen der Ärztekammer<br />

bis hin zu relevanten Informationen<br />

für den ärztlichen Berufsalltag.<br />

Unsere Aufgabe in der Redaktion ist es<br />

dann, die Themen zusammenzutragen,<br />

zu planen, die vielen losen Enden zu einem<br />

Ganzen zu verknüpfen, zu schreiben, an<br />

Formulierungen zu feilen, uns Gedanken<br />

über die optische Aufbereitung zu machen<br />

und schlussendlich ein ansprechendes<br />

Gesamtprodukt zu gestalten. Soweit ein<br />

kleiner Blick „hinter die Kulissen“.<br />

In der nächsten Ausgabe wird sich an dieser<br />

Stelle schon der oder die neu gewählte<br />

Redaktionsvorsitzende an Sie wenden.<br />

Und wenn Sie Feedback, Wünsche und<br />

Anregungen für <strong>doktorinwien</strong> haben, freuen<br />

wir uns in der Pressestelle immer über Ihre<br />

Nachricht an pressestelle@aekwien.at.<br />

Mit lieben Grüßen,<br />

Elisa Cavalieri, Chefin vom Dienst<br />

Foto: Stefan Seelig<br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 5


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NEWS INTERN<br />

ÖÄK begrüßt Pflegemilliarde<br />

Die Österreichische Ärztekammer begrüßte die<br />

am 12. Mai <strong>2022</strong> von Sozial- und Gesundheitsminister<br />

Johannes Rauch präsentierten Pläne<br />

zur Pflegereform, für die eine Milliarde Euro in<br />

die Hand genommen werden soll.<br />

Die Pflegemilliarde sei ein wichtiger Baustein<br />

für eine stabile Gesundheitsversorgung in<br />

Österreich: „Damit wird ein ganz wichtiger<br />

Eckpfeiler endlich gestärkt – wir dürfen aber<br />

das große Ganze nicht aus den Augen verlieren.<br />

Die Pandemie ist noch nicht vorbei, das österreichische<br />

Gesundheitssystem muss generell<br />

weiter gestärkt werden, um auch in Zukunft auf<br />

alle auf uns zukommenden gesundheitspolitischen<br />

Herausforderungen optimal vorbereitet<br />

zu sein“, so ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres.<br />

„Das war längst überfällig und honoriert<br />

verdientermaßen die großartigen Leistungen<br />

in der Pflege – schon vor Corona, und insbesondere<br />

während der Pandemie, in der die<br />

Belastungen ein ungeahntes Niveau erreicht<br />

haben. Dennoch kann das nur der Anfang und<br />

erste Schritt sein. Damit es erst gar nicht zu<br />

vermehrten Pflegefällen kommt und wir die<br />

dramatische Pflegesituation in Österreich in<br />

den Griff bekommen, sind weitere umfassende<br />

Investitionen ins österreichische Gesundheitssystem<br />

dringend nötig“, sagte Johannes<br />

Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen<br />

Ärztekammer und Bundeskurienobmann der<br />

niedergelassenen Ärzte.<br />

Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen<br />

Ärztekammer und Bundeskurienobmann<br />

der angestellten Ärzte, zeigte sich<br />

einerseits von den Plänen grundsätzlich<br />

angetan, wies aber zugleich darauf hin „dass<br />

es nicht zielführend sein kann, die Gesundheitsberufe<br />

auseinander zu dividieren“. Mayer<br />

weiter: „Eine derart weitreichende Reform ist<br />

wertlos, wenn man nicht alle Sparten in der<br />

Gesundheitsversorgung und Pflege inkludiert<br />

und gleichzeitig auch Anreize für die involvierten<br />

Ärztinnen und Ärzte setzt, die in der<br />

Pflege eine wichtige Säule sind. Wenn man<br />

diese links liegen lässt, wird es traurig enden.<br />

Daher sollte es auch für die Ärztinnen und<br />

Ärzte einen finanziellen Bonus geben – so<br />

wäre unter anderem auch für die Ausbildung<br />

im klinisch-praktischen Jahr für die Medizinstudierenden<br />

endlich eine angemessene<br />

Entschädigung fällig.“ <br />

ÖÄK<br />

GO2ORDI – der<br />

Ärztekammer Gründerservice<br />

Podcast<br />

Wo soll die Toilette in der Ordination<br />

hinkommen, wieviel Personal brauche<br />

und wann gehe ich eigentlich zur Bank?<br />

Klingt unwichtig? Ist es aber nicht! Im<br />

Laufe des Gründungs dschungels haben<br />

Sie sich wahrscheinlich oft gefragt, ob<br />

Sie die richtige Entscheidung getroffen<br />

haben oder ob Sie als einzige Person<br />

kein Land mehr sehen? Zur Beruhigung:<br />

Sie sind nicht alleine!<br />

Freuen Sie sich auf eine spannende<br />

Episode #1 mit Ärztekammerpräsident<br />

Johannes Steinhart, Naghme<br />

Kamaleyan-Schmied (stellvertretende<br />

Obfrau Kurie niedergelassene Ärzte)<br />

und Erik Randall Huber (Obmann<br />

Kurie niedergelassene Ärzte und<br />

Vizepräsident der Ärztekammer für<br />

Wien), in dem sie aus dem Nähkästchen<br />

plaudern und über ihre ganz<br />

persönlichen Erfahrungen berichten.<br />

Online unter www.aekwien.at/<br />

go2ordipodcast oder über Amazon,<br />

Apple Podcasts, Google und Spotify.<br />

Ausschreibungen für Einzel- und Gruppenpraxen für Juni <strong>2022</strong><br />

Foto: iStock/Dean Mitchell/spaxiax<br />

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) schreibt gemäß § 7 der Richtlinie für die Auswahl und Invertragnahme von Vertragsärztinnen und<br />

-ärzten für Allgemeinmedizin und Vertragsfachärztinnen und -ärzten iVm § 6 Abs 1 Gesamtvertrag vom 1. Jänner 2011 sowie gemäß § 7 der Richtlinien<br />

für die Auswahl und Invertragnahme von Gesellschaftern von Vertragsgruppenpraxen iVm § 9 Gruppenpraxengesamtvertrag vom 1. Jänner 2011<br />

gemeinsam mit der Versicherungsanstalt öffentlich Bediensteter, Eisenbahnen und Bergbau (BVAEB), der Sozialversicherung der Selbstständigen<br />

(SVS), sowie der Krankenfürsorgeanstalt der Stadt Wien (KFA Wien) im Einvernehmen mit der Ärztekammer für Wien Vertragsarztstellen aus.<br />

Basierend auf den Änderungen der Reihungskriterien für Bewerbungen ab 1. Mai 2018 finden Sie die Ausschreibungen für Einzelpraxen sowie für<br />

Gruppenpraxen für Juni <strong>2022</strong> auf der Website der Ärztekammer für Wien unter www.aekwien.at beziehungsweise unter<br />

www.aekwien.at/ausschreibungen-allgemeinmedizin und www.aekwien.at/ausschreibungen-fachärzte.<br />

Ihre Bewerbungsunterlagen richten Sie bitte fristgerecht an:<br />

Kurie niedergelassene Ärzte<br />

Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin<br />

Mag. a Gabriella Milinski<br />

1010 Wien, Weihburggasse 10-12<br />

Tel.: 515 01/1222 DW<br />

E-Mail: milinski@aekwien.at<br />

Kurie niedergelassene Ärzte<br />

Fachärztinnen und Fachärzte<br />

Sabine Hubmayr<br />

1010 Wien, Weihburggasse 10-12<br />

Tel.: 515 01/1259 DW<br />

E-Mail: hubmayr@aekwien.at<br />

Die ausgeschriebenen Stellen sowie die Richtlinien zur Invertragnahme, das Punktesystem, die Bewerbungsformulare und die gesamtvertraglichen<br />

Bestimmungen finden Sie unter www.aekwien.at/reihungskriterien.<br />

Hinweis: Bitte beachten Sie das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz.<br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 7


INTERN NEWS<br />

Gesundheitspolitische Herausforderungen<br />

„Nur so können wir etwas bewegen“<br />

Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart im Interview über sein Anliegen, die Bedeutung des<br />

„freien Arztberufs“ wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken, die Notwendigkeit eines geschlossenen<br />

Auftretens der Ärztinnen und Ärzte nach außen und die Erfahrungen, die er während seiner<br />

langjährigen standespolitischen Tätigkeit gemacht hat.<br />

Von Elisa Cavalieri<br />

► <strong>doktorinwien</strong>: Herr Präsident<br />

Steinhart, Sie haben nach der<br />

Wahl gesagt, Sie möchten die Gräben<br />

zwischen den Kolleginnen und Kollegen<br />

schließen. Was meinen Sie damit genau?<br />

Steinhart: Wir Ärztinnen und Ärzte<br />

müssen zusammenhalten und dürfen<br />

uns nicht auseinanderdividieren lassen.<br />

So groß sind wir als Berufsgruppe nicht,<br />

aber unsere Gegnerinnen und Gegner<br />

sind zahlreich, und gegen mächtige Player<br />

im Gesundheitswesen, die oft stur<br />

und rücksichtlos ihre eigenen Interessen<br />

verfolgen, kann man nur geeint in<br />

den Ring steigen. Wir müssen vermeiden,<br />

dass es in Diskussionen – wie beispielsweise<br />

im Pandemiemanagement<br />

– zu Polarisierungen kommt, und dass<br />

wir stattdessen zu einem kollegialen<br />

und dem Gegenüber aufgeschlossenen<br />

Dialog zurückfinden. Wir stehen als<br />

Ärzteschaft mehr denn je vor immensen<br />

Herausforderungen. Sei es die Bürokratisierung<br />

und die drohende Konzernisierung<br />

der Medizin oder die in sämtlichen<br />

Bereichen spürbaren Sparmaßnahmen,<br />

unter denen letztendlich nicht<br />

nur wir, sondern auch die Patientinnen<br />

und Patienten leiden. Man kann nur<br />

mit einer starken Geschlossenheit Paroli<br />

bieten. Deshalb ist es ganz wichtig,<br />

dass wir Ärztinnen und Ärzte unsere gemeinsamen<br />

über etwaige divergierende<br />

Interessen stellen und nach außen hin<br />

geeint auftreten. Nur so können wir etwas<br />

bewegen.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Was ist Ihnen als Ärztekammerpräsident<br />

ein zentrales Anliegen?<br />

Steinhart: Ich möchte die Wertigkeit<br />

und die Bedeutung des ärztlichen<br />

Berufs wieder stärker ins Bewusstsein<br />

rücken – und zwar des „freien Berufs“<br />

Arzt und Ärztin. Frei nicht im<br />

Sinne von freiberuflich, sondern frei<br />

im Sinne von unabhängig. Die medi-<br />

Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart: „Man kann nur mit einer starken Geschlossenheit Paroli bieten.“<br />

„Ich möchte<br />

die Wertigkeit<br />

und<br />

die Bedeutung<br />

des<br />

ärztlichen<br />

Berufs wieder<br />

stärker<br />

ins Bewusstsein<br />

rücken<br />

– und zwar<br />

des ‚freien<br />

Berufs‘ Arzt<br />

und Ärztin.“<br />

zinischen Richtlinien und das Wohl<br />

der Patientinnen und Patienten müssen<br />

bei einer Behandlung immer im<br />

Vordergrund stehen, und keinesfalls<br />

politische, ökonomische oder bürokratische<br />

Interessen, die uns von außen<br />

aufgezwungen werden. Der freie Beruf<br />

Arzt und Ärztin ist kein Privileg, vielmehr<br />

ist es so, dass Patientinnen und<br />

Patienten das Recht darauf haben, von<br />

Medizinerinnen und Medizinern behandelt<br />

zu werden, die ihnen auch mit<br />

diesem Verständnis begegnen.<br />

Die Politik neigt außerdem dazu, das<br />

Thema Krankheiten schönzufärben.<br />

Wir haben eine „Gesundheitskasse“,<br />

einen „Gesundheitsverbund“ und sogenannte<br />

„Gesundheitsdiensteanbieter“.<br />

Wir Ärztinnen und Ärzte leisten zwar<br />

einen wesentlichen Beitrag in der Gesundheitsvorsorge,<br />

aber wir begleiten<br />

und behandeln auch kranke und schwer<br />

kranke Menschen. Das ist gesellschaftlich<br />

eine extrem wichtige Verantwortung,<br />

die wir in unserem Beruf tragen,<br />

und das müssen wir wieder stärker<br />

herausarbeiten. Es muss den politisch<br />

Verantwortlichen endlich klar werden,<br />

dass es ein sehr großes Problem ist, dass<br />

immer weniger Ärztinnen und Ärzte<br />

ihren Job unter den vorherrschenden<br />

Bedingungen machen möchten. Und<br />

dass man nur gegensteuern kann, indem<br />

man den Beruf wieder attraktiver<br />

gestaltet.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Und wie kann man den<br />

Beruf wieder attraktiver machen?<br />

Steinhart: Junge Kolleginnen und Kollegen<br />

müssen positiv motiviert werden<br />

und nicht gleich einmal gezwungen<br />

werden, nach ihrer Ausbildung mindestens<br />

fünf Jahre im Spital zu arbeiten,<br />

wie es der Wiener Gesundheitsstadtrat<br />

Peter Hacker kürzlich vorgeschlagen<br />

hat. Nicht nur die Arbeit als Kassenärztin<br />

und Kassenarzt, sondern auch die<br />

Arbeit als Spitalsärztin und Spitalsarzt<br />

muss inhaltlich attraktiver werden, und<br />

zwar in Bezug auf die Ausbildung, die<br />

Honorierung, die Arbeitslast und die<br />

Arbeitszeitflexibilität. Anstatt Zwangsverpflichtungen<br />

zu implementieren,<br />

sollten sich die Politikerinnen und Po-<br />

Fotos: Katharina Fröschl-Roßboth<br />

8 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>


NEWS INTERN<br />

litker vielleicht einmal fragen, warum<br />

viele Kolleginnen und Kollegen ins<br />

Wahlarztsystem gehen möchten, anstatt<br />

beispielsweise eine Kassenplanstelle<br />

zu übernehmen oder im Spital Nachtdienste<br />

zu schieben.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Sie haben jahrzehntelange<br />

Erfahrung in der Standespolitik.<br />

Was ist Ihrer Meinung nach notwendig,<br />

um standespolitische Interessen möglichst<br />

gut durchzusetzen?<br />

Steinhart: Kommunizieren, kommunizieren,<br />

kommunizieren. Meine<br />

Arbeit in der Ärztekammer dreht sich<br />

fast ausschließlich um eine gute und<br />

konstruktive Kommunikation, sowohl<br />

mit meinen ärztlichen Kolleginnen und<br />

Kollegen aus unterschiedlichsten Fraktionen<br />

als auch mit politischen Verhandlungspartnerinnen<br />

und -partnern.<br />

Und es ist schon so, dass man auch hin<br />

und wieder die Konfrontation suchen<br />

muss. Wenn man immer nur freundlich<br />

ist und gleich einmal nachgibt,<br />

kann man bei Verhandlungen nicht<br />

weit kommen. <br />

Johannes Steinhart persönlich<br />

Ich bin Arzt geworden, weil…<br />

… es mich gereizt hat, zu helfen und weil mich<br />

die Materie interessiert hat. Es war bei mir kein<br />

epochales Erweckungserlebnis à la „Der Theodor<br />

Billroth ruft nach mir“, aber Medizin hat mich<br />

auf jeden Fall sehr angesprochen. Ich war immer<br />

gerne Arzt und bin es bis heute noch (Johannes<br />

Steinhart führt eine Kassenordination für<br />

Urologie in Simmering, Anm.). Als ich noch im<br />

Gymnasium war, wollte ich übrigens auch eine<br />

Zeit lang Architekt werden.<br />

Ich habe die Facharztausbildung zum Urologen<br />

gemacht, weil…<br />

… ich nach meinem Turnus vorerst im Spital<br />

bleiben wollte und auf der Urologie eine Stelle<br />

frei war. Ich konnte gut mit den Leuten dort<br />

und was mir an der Urologie gefallen hat, ist,<br />

dass man sowohl konservativ als auch technisch<br />

und operativ relativ aufwändig arbeiten kann.<br />

Ich hatte aber auch immer ein großes Faible für<br />

Sportmedizin und Orthopädie.<br />

Standespolitik interessiert mich, weil…<br />

… ich generell ein politisch interessierter<br />

Mensch bin. Ich komme aus einem gemischten<br />

Elternhaus: Mein Vater war Betriebsrat,<br />

meine Mutter war aus bäuerlich konservativem<br />

Milieu, und es war spannend für mich, beide<br />

Seiten vorgelebt zu bekommen. Ich habe schon<br />

als junger Mensch das Verständnis für Politik<br />

als „öffentliche Angelegenheit“ entwickelt. In<br />

Kontakt mit der ärztlichen Standespolitik bin ich<br />

übrigens in jungen Jahren durch meinen Job als<br />

Ärztevertreter im Krankenhaus Göttlicher Heiland<br />

gekommen, wo ich später auch viele Jahre<br />

lang als ärztlicher Direktor tätig war.<br />

Vom Berufsalltag abschalten kann ich am<br />

besten…<br />

… beim Autofahren und beim Sport.<br />

Das wichtigste Tool zur Online-Suche von Ärztinnen und Ärzten in Wien<br />

Im Praxisplan der Ärztekammer für Wien können Sie online unter www.praxisplan.at<br />

Informationen zu Ihrer Ordination aktualisieren, ergänzen oder Ihr Foto hochladen.<br />

Falls Sie Fragen zum Login haben, setzen Sie sich bitte mit der Abteilung Neue Medien der Ärztekammer für Wien<br />

in Verbindung: Tel.: 515 01/1414 DW oder 515 01/1444 DW, E-Mail: internet@aekwien.at.


NEWS INTERN<br />

Ärztekammer-Präsidium:<br />

Angelobung beim Bürgermeister<br />

Steinhart will telefonische<br />

Krankmeldung<br />

beibehalten<br />

Mit dem Ende der Maskenpflicht ab 1.<br />

Juni endet auch die telefonische Krankmeldung.<br />

Seitens der Österreichischen<br />

Gesundheitskasse wird dies mit dem<br />

Infektionsgeschehen und der großteils<br />

fallenden Maskenpflicht begründet.<br />

Fotos: Stefan Seelig (2); iStock/asbe<br />

v.l.n.r.: Stefan Konrad, Michael Ludwig,<br />

Stefan Ferenci, Johannes Steinhart und Erik<br />

Randall Huber im Wiener Rathaus.<br />

Am Mittwoch, 11. Mai <strong>2022</strong>, fand die offizielle<br />

Angelobung des neu gewählten Präsidiums der<br />

Ärztekammer für Wien im Wiener Rathaus<br />

statt. Präsident Johannes Steinhart und seine<br />

Vizepräsidenten Stefan Ferenci, Erik Randall<br />

Huber und Stefan Konrad wurden von<br />

Bürgermeister Michael Ludwig empfangen<br />

und angelobt. Bei dieser Gelegenheit kam es<br />

auch zu einem ersten Austausch über Stand,<br />

Pläne und Probleme des Wiener Gesundheitssystems<br />

im niedergelassenen wie auch im<br />

Spitals-Bereich. <br />

Ärztekammer: Große Reformschritte<br />

in erster Vorstandssitzung<br />

Am 31. Mai <strong>2022</strong> hat der neu gewählte Vorstand<br />

der Ärztekammer für Wien zum ersten Mal<br />

getagt. In der Sitzung wurden Reformschritte<br />

beschlossen und richtungsweisende Beschlüsse<br />

gefasst. So wurden beispielsweise die Vorschläge<br />

des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker,<br />

Ärztinnen und Ärzte nach der Ausbildung<br />

zu verpflichten, fünf Jahre im Spital arbeiten<br />

zu müssen, von allen Sitzungsmitgliedern<br />

vehement abgelehnt. Ärztekammerpräsident Johannes<br />

Steinhart bekräftigte zudem, dass es hier<br />

seitens der Ärztekammer große Unterstützung<br />

gebe, dieses Vorhaben unbedingt zu verhindern.<br />

Dazu passend wurde auch das wichtige Thema<br />

Ausbildung besprochen, bei der die Vorstandsmitglieder<br />

dringenden Handlungsbedarf sehen,<br />

einerseits die Qualität zu verbessern, andererseits<br />

die Attraktivität zu steigern, jedoch alles<br />

nur unter Einbindung seitens der Ärztekammer.<br />

Ein wesentlicher Punkt des Vorstands war auch<br />

der Beschluss über Ausschreibungen zur Unterstützung<br />

der Ärztekammer bei der politischen<br />

Lobbyingarbeit, die künftig aus Transparenzgründen<br />

nach den Regeln des Bundesvergaberechts<br />

durchgeführt werden. Lobbying ist<br />

ein wesentlicher Bestandteil der politischen<br />

Arbeit der Ärztekammer, um die Interessen der<br />

Im Zuge der Angelobung kam es zu einem ersten gemeinsamen<br />

Austausch mit Bürgermeister Michael Ludwig.<br />

Ärztinnen und Ärzte auf allen Ebenen bestmöglich<br />

zu sichern. Zudem konnte die Empfehlung<br />

einer Haftpflichtversicherung für alle Ärztinnen<br />

und Ärzte beschlossen werden. Nach einer Ausschreibung<br />

wurde im Auftrag der Wiener Ärztekammer<br />

über einen Versicherungsmakler eine<br />

günstige Haftpflichtversicherung erarbeitet, die<br />

den Mitgliedern nun zur Verfügung steht.<br />

Neben der Reihung zahlreicher Kassenverträge,<br />

die nach der gesetzlichen Ausschreibung<br />

durchgeführt wurden, konnten auch zwei neue<br />

Primärversorgungseinheiten gereiht werden,<br />

eine davon mit einem Geriatrieschwerpunkt.<br />

Auch innerhalb der Kammer kam es zu einigen<br />

Änderungen. So wurde im Vorstand beschlossen,<br />

dass eine Photovoltaikanlage auf dem Dach<br />

des Gebäudes der Ärztekammer gebaut wird,<br />

um von dort den Strom für den Betrieb der<br />

Kammer zu 100 Prozent zu ermöglichen – ein<br />

wichtiger Schritt in Richtung Nachhaltigkeit.<br />

Die ehemals 77 Referate wurden auf 46 reduziert,<br />

die Anzahl der Funktionärinnen und Funktionäre<br />

in den Referaten wurde ebenfalls reduziert,<br />

um Kosten zu sparen. Zudem ist ein Vorschlag<br />

für die Vollversammlung erarbeitet worden, der<br />

zusätzlich die Kosten für die Funktionärinnen<br />

und Funktionäre drastisch senken soll. (kmc)<br />

Für den Wiener Ärztekammerpräsidenten<br />

Johannes Steinhart kommt dieses Aus<br />

aber viel zu früh. „Der Zusammenhang<br />

mit der Maskenpflicht erschließt sich mir<br />

erstens überhaupt nicht“, sagt Steinhart.<br />

Zudem gäbe es keine nachvollziehbaren<br />

Gründe für diese quasi ersatzlose Streichung.<br />

„Es ist höchst bedauerlich, dass der<br />

ÖGK-Wirtschaftskammerflügel auch nach<br />

zwei Jahren Pandemie sein Misstrauen<br />

gegenüber den Versicherten immer noch<br />

nicht ablegen kann“, sagt Steinhart. Alle<br />

Untersuchungen hätten bisher gezeigt,<br />

dass sowohl die Versicherten als auch Ärztinnen<br />

und Ärzte höchst verantwortungsvoll<br />

mit der Möglichkeit der telefonischen<br />

Krankschreibung umgegangen seien. Auch<br />

die Zahl der Krankenstände sei nicht<br />

gestiegen, sondern sogar gesunken.<br />

Die von der Österreichischen Gesundheitskasse<br />

als Ersatz vorgeschlagene telemedizinische<br />

Krankmeldung „ist technisch noch<br />

unausgereift und steckt in den Kinderschuhen“,<br />

sagt Steinhart: „Der Vorschlag ist also<br />

völlig unbrauchbar und wird nur Patientinnen<br />

und Patienten sowie Ärztinnen und<br />

Ärzte, die eine zuverlässige Abwicklung<br />

gewohnt sind, verwirren und verärgern.“<br />

Nur weil die Pandemie anscheinend eine<br />

Pause einlege, sei das kein Grund, das<br />

sinnvolle Werkzeug der telefonischen<br />

Krankschreibung so überstürzt über Bord<br />

zu werfen, betont Steinhart. „Selbst<br />

die ÖGK hat die positiven Erfahrungen<br />

hervorgehoben und zugegeben, dass<br />

Patientinnen und Patienten, Ärztinnen<br />

und Ärzte dieses Tool sehr schätzen. Zum<br />

wiederholten Male fordern wir also die<br />

ÖGK auf, die telefonische Krankschreibung<br />

beizubehalten und aufzuhören, alle<br />

Beteiligten mit ihrem Zick-Zack-Kurs<br />

und unausgegorenen Alternativen zu<br />

verwirren.“ <br />

ÖÄK<br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 11


INTERN NEWS<br />

Gesundheitswesen<br />

Debatte über Probleme versachlichen<br />

Erik Randall Huber, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für<br />

Wien, möchte die von Gesundheitsminister Johannes Rauch und dem Vizeobmann der Österreichischen<br />

Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss, sehr angriffige Debatte über das österreichische Gesundheitssystem<br />

wieder auf einen sachlichen Boden zurückführen.<br />

► „Unser Gesundheitssystem, um<br />

das wir in aller Welt beneidet<br />

werden, ist zu wichtig, als es mit Polemik<br />

krankzureden. Setzen wir uns<br />

lieber an einen Tisch, analysieren die<br />

Probleme und finden gemeinsam Lösungen“,<br />

so Huber.<br />

Zu kurz gedacht<br />

Gerade in der aktuellen Debatte um<br />

Wahlarztordinationen wurde vonseiten<br />

des Ministers und des ÖGK-<br />

Vizeobmanns zu kurz gedacht. Eine<br />

Abschaffung des dualen Systems von<br />

Kassenordinationen auf der einen und<br />

Wahlarztordinationen auf der anderen<br />

Seite würde mehr Probleme bewirken,<br />

als lösen. Huber: „Anstatt alles daran<br />

zu setzen, das Kassensystem für Jungmedizinerinnen<br />

und -mediziner so<br />

attraktiv zu gestalten, damit sich auch<br />

genügend Interessentinnen und Interessenten<br />

finden, wird nur über die Abschaffung<br />

eines versorgungsrelevanten<br />

Teils des Systems diskutiert“ – mit nicht<br />

mitgedachten, aber schwerwiegenden<br />

Folgen.<br />

Falsche Richtung<br />

Wenn den Patientinnen und Patienten<br />

diese Möglichkeit genommen würde,<br />

wäre die Folge, dass die Patientenströme<br />

in eine vollkommen falsche Richtung<br />

geleitet werden, so Huber, „nämlich<br />

in Spitalsambulanzen, die jetzt<br />

schon überfüllt sind. Das spart der<br />

ÖGK zwar Geld, ist aber keine Lösung<br />

und kann auch nicht im Sinne der für<br />

das Funktionieren des Gesundheitssystems<br />

Verantwortlichen sein.“ Das<br />

niedergelassene Kassensystem könne<br />

aus einem simplen Grund diese Patientinnen<br />

und Patienten nicht einfach<br />

übernehmen: Weil es zu wenig Kassenordinationen<br />

gebe. Huber: „Das<br />

liegt aber auch an der ÖGK selbst, weil<br />

sie gemeinsam geplante und im Regio-<br />

„Wir haben<br />

schon<br />

etliche neue<br />

Modelle erarbeitet,<br />

die<br />

nur auf die<br />

Umsetzung<br />

warten.“<br />

nalen Strukturplan Gesundheit (RSG)<br />

beschlossene Kassenplanstellen nicht<br />

freigibt.“<br />

Einstieg erleichtern<br />

Seitens der Ärztekammer bestehe<br />

selbstverständlich Gesprächsbereitschaft<br />

über Reformen im niedergelassenen<br />

Gesundheitssystem. „Wir haben<br />

diesbezüglich auch schon etliche neue<br />

Modelle erarbeitet, die nur auf die Umsetzung<br />

warten“, so Huber, etwa ein<br />

PVE-Modell für Kinderärztinnen und<br />

-ärzte oder die Forcierung von Primärversorgungsnetzwerken,<br />

die gerade im<br />

großstädtischen Bereich von Vorteil<br />

sind. Huber: „Zusätzlich müssen Praxisgründungsfördermodelle<br />

vor allem<br />

in Wien ausgebaut werden, um jungen<br />

Kolleginnen und Kollegen den Einstieg<br />

in eine eigene Niederlassung zu erleichtern.“<br />

Duales System<br />

Ein weiteres wichtiges Anliegen ist für<br />

Huber eine Reform der ärztlichen Ausbildung<br />

hin zu einem dualen System:<br />

„Neben der klassischen Ausbildung in<br />

Krankenhäusern muss unbedingt ein<br />

verstärkter Schwerpunkt direkt in Ausbildungsordinationen<br />

etabliert werden,<br />

damit die jungen Kolleginnen und Kollegen<br />

den Ordinationsalltag und die<br />

doch unterschiedlichen Anforderungen<br />

von Patientinnen und Patienten im niedergelassenen<br />

Bereich besser kennenlernen.“<br />

Anreize für Umstieg<br />

Erik Randall Huber<br />

fordert den Ausbau<br />

von Praxisgrün-<br />

dungsfördermodel-<br />

len, um jungen Kolleginnen<br />

und Kollegen<br />

den Einstieg in eine<br />

eigene Niederlassung<br />

zu erleichtern.<br />

Weiters müsse der veraltete Honorarkatalog<br />

endlich einerseits vereinheitlicht<br />

und andererseits Leistungen, die<br />

darin bis jetzt nicht oder nur unterdotiert<br />

vorkommen, aufgewertet werden.<br />

Vorstellbar wären auch Umstiegsprämien<br />

für Wahlarztordinationen, sofern<br />

sie einen Kassenvertrag annehmen wollen.<br />

„Mein Angebot an unser Gegenüber<br />

steht: Versuchen wir abseits von<br />

gegenseitigen Anschüttungen gemeinsam<br />

zu einer konsensualen und damit<br />

der besten Lösung für die Probleme unseres<br />

Gesundheitssystems zu kommen“,<br />

so Huber abschließend. (bs)<br />

Foto: Stefan Seelig<br />

12 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>


IHRE KURIENSERVICES<br />

Unterstützung für Ihre<br />

Ordination von Anfang an<br />

Die Kurienservices<br />

der Ärztekammer für Wien<br />

bieten Ihnen eine Reihe<br />

von Dienstleistungen,<br />

um Sie bei Ihrem Abenteuer<br />

Ordination zu begleiten.<br />

DAS ÄRZTEKAMMER-<br />

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begleitet und unterstützt<br />

Sie kostenlos beim Weg<br />

zur eigenen Ordination.<br />

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HONORARBERATUNGSSERVICE<br />

analysiert kostenlos Ihre<br />

ÖGK-Abrechnungsdaten,<br />

um Quartalsabrechnungen<br />

nicht mehr kommentarlos<br />

hinnehmen zumüssen.<br />

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Ihrer Ordinationen<br />

bereits ab dem ersten<br />

Schritt ins Wartezimmer.<br />

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Ihres Personals.<br />

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medizinischen Produkten<br />

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Ihre Ordination.


INTERN MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH<br />

ERNENNUNGEN<br />

Dr. in Giurgea Georgiana-Aura, Innere Medizin<br />

Dr. Grisold Simon, Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />

Dr. Könighofer Martin, Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />

Dr. Kroboth Wolfgang, Allgemeinmedizin<br />

Dr. in Kubista Katharina, Augenheilkunde und Optometrie<br />

Dr. Marschalek Julian Philipp, Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Dr. Reck Carlos, Kinder- und Jugendchirurgie<br />

Dr. in Rittenschober-Böhm Judith Cornelia, Kinder- und Jugendheilkunde<br />

Dr. Rohla Miklos, PhD, Innere Medizin und Kardiologie<br />

DDr. Schnaubelt Sebastian, Turnusarzt<br />

Dr. Schriefl Christoph, Turnusarzt<br />

Dr. Winter Max-Paul, Innere Medizin<br />

Privatdozentin<br />

Stellvertretender ärztlicher Leiter Amubluatorium ESRA<br />

Privatdozent<br />

Medizinalrat<br />

Universitätsprofessorin<br />

Privatdozent<br />

Privatdozent<br />

Privatdozentin<br />

Privatdozent<br />

Privatdozent<br />

Privatdozent<br />

Privatdozent<br />

NAMENSÄNDERUNGEN<br />

Dr. in Birsak Theresa Sophie<br />

Dr. in Dautermann Anna Maria<br />

Dr. in Latzenhofer Birgit<br />

Dr. in Lice Annija<br />

Dr. in Rampitsch Andrea Claudia<br />

in: Dr. in Stadler Theresa Sophie<br />

in: Dr. in Bundy Anna Maria<br />

in: Dr. in Feichter Birgit<br />

in: Dr. in Egle Annija<br />

in: Dr. in Zleptnig Andrea Claudia<br />

PRAXISERÖFFNUNGEN<br />

Allgemeinmedizin<br />

Dr. in Böck Nina 1010, Schottengasse 7/5<br />

Dr. Bope Destin 1140, Leegasse 2/8<br />

Dr. in Ehm Astrid Michaela 1040, Tilgnerstraße 3/3b<br />

Dr. El-Fadel Atef<br />

1170, Hernalser Hauptstraße 177/EG<br />

Dr. Frenzel Florian<br />

1010, Goethegasse 3/3 A<br />

Dr. Litos Franz 1120, Am Schöpfwerk 64/14/5<br />

Dr. Ott Branko 1120, Stüber-Gunther-Gasse 7<br />

Dr. Polat Ismail<br />

1220, Stadlauer Straße 64/5/1 A<br />

Dr. in Predorf Claudia 1030, Barichgasse 20/2<br />

Dr. Redinger Christian 1010, Getreidemarkt 8<br />

Dr. in Sahin Tuhba<br />

1160, Ottakringer Straße 35/5 A<br />

Dr. Schmitz Thomas Christian 1150, Gablenzgasse 7/10<br />

Dr. in Szameit-Jeckl Larissa 1<strong>06</strong>0, Joanelligasse 10/11<br />

Dr. Tesar-Böhm Benjamin 1220, Strohblumengasse 84<br />

Dr. Weber Wolfgang 1140, Linzer Straße 372/1/1<br />

Dr. Weinhappel Wolfgang 1<strong>06</strong>0, Mariahilfer Straße 95/12<br />

Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie<br />

dr. med. univ.mag.med. Dakovic Bacalja Inga<br />

1030, Obere Viaduktgasse 24<br />

Univ.-Prof. Dr.med. Strobel Oliver, MBA<br />

1090, Lazarettgasse 25<br />

Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

Dr. in Bertz Katja 1110, Wilhelm-Weber-Weg 1<br />

Augenheilkunde und Optometrie<br />

Dr. Ahmed-Balestra Daniel 1110, Rinnböckstraße 35-43/16/5<br />

Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />

Priv.-Doz. Dr. Vyskocil Erich 1180, Hans-Sachs-Gasse 10-12<br />

Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />

Dr. Nordberg Joachim 1080, Lange Gasse 70/5 **<br />

Dr. Rainer Günther 1020, Große Sperlgasse 8/2/2<br />

Innere Medizin<br />

Dr. Bresztowanszky Gerfried 1190, Chimanistraße 1<br />

Dr. Ott Branko 1120, Stüber-Gunther-Gasse 7<br />

Dr. Redinger Christian 1010, Getreidemarkt 8<br />

Kinder- und Jugendheilkunde<br />

Dr. in Klinger-Panhofer Irene 1190, Friedlgasse 50/2<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />

Dr. in Ebner Nina Alexandra 1160, Ottakringer Straße 145/2<br />

Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie<br />

Dr. Riha Markus 1230, Schillingergasse 21<br />

DDr. in Weber Stefanie 1090, Liechtensteinstraße 104<br />

Neurologie<br />

Dr. Frenzel Florian<br />

1010, Goethegasse 3/3 A<br />

Priv.-Doz. Dr. Greisenegger Stefan 1190, Chimanistraße 1 **<br />

Dr. in Knoop Ina 1090, Porzellangasse 39/8<br />

Orthopädie und Traumatologie<br />

Priv.-Doz. DDr. Böhler Christoph 1180, Gentzgasse 137/9<br />

Dr. Steinbach Thomas 1010, Schwarzenbergplatz 16<br />

Dr. in Wallner Tanja 1120, Wilhelmstraße 53/1<br />

Dr. in Wolfram Julia 1190, Billrothstraße 78 **<br />

Physikalische Medizin und allgemeine Rehabilitation<br />

Dr. in Krug Anna 1220, Steigenteschgasse 16 **<br />

Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie<br />

Dr. in Karle Birgit 1080, Laudongasse 25/11 **<br />

Psychiatrie<br />

Dr. in Kimberger-Bodner Kathrin 1160, Neulerchenfelder Straße 14<br />

Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />

Dr. Distel Florian 1130, Hietzinger Hauptstraße 145/5<br />

Dr. in Harmankaya Elisabeth 1010, Kärntner Ring 6/4<br />

Dr. in Knoop Ina 1090, Porzellangasse 39/8<br />

Dr. med. Wolff Marc 1090, Garnisongasse 7/27 **<br />

Strahlentherapie-Radioonkologie<br />

Prim. a Dr. in Steffal Claudia 1050, Schußwallgasse 5/4<br />

Urologie<br />

Dr. in Eschlböck-Zsutty Julia 1150, Neubaugürtel 47/OG 5<br />

Dr. Lenart Sebastian 1020, Haidgasse 15/2<br />

Priv.-Doz. Dr. Ponholzer Anton Rudolf Maria<br />

1020, Große Sperlgasse 8/2/2 **<br />

Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde<br />

Dr. Ganger Clemens 1140, Linzer Straße 296<br />

Dr. in Miri Soleiman Ilnaz 1080, Josefstädter Straße 91/1/15<br />

Dr. Saremi-Rad Kasra 1080, Lange Gasse 65<br />

(** Zweitpraxis)<br />

14 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>


MITTEILUNGEN AUS DEM KAMMERBEREICH INTERN<br />

PRAXISVERLEGUNGEN<br />

Allgemeinmedizin<br />

Dr. Khaled Hamiddullah 1220, Wagramer Straße 111/3 1220, Kagraner Platz 49/3<br />

Dr. in Lovas-Romvary Fruzsina 1220, Siebenbürgerstraße 16-26/33/1 1220, Siebenbürgerstraße 14/Top 12 A<br />

Dr. Nikzad Ramin 1100, Wiedner Gürtel 13 1120, Rauchgasse 40/32<br />

Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

Dr. Reichhalter Robert 1170, Neuwaldegger Straße 2 1170, Maximilian-Schober-Gasse 7<br />

Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Dr. in Kellner Alevtina 1040, Favoritenstraße 20 1230, Anton-Baumgartner-Straße<br />

44/Top 55<br />

Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />

Dr. Harmankaya Kaan 1010, Freyung 4/17 1010, Kärntner Ring 6/4<br />

Dr. Ponholzer Peter Paul 1190, Billrothstraße 4 1220, Erzherzog-Karl-Straße 7a<br />

Innere Medizin<br />

Priv.-Doz.Dr. Goliasch Georg, PhD 1010, Tuchlauben 7 1180, Gentzgasse 65<br />

Dr.-Med Itariu Bianca-Karla, PhD 1090, Borschkegasse 7/4 1180, Antonigasse 12/1<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr. Säemann Marcus 1190, Billrothstraße 78 1080, Krotenthallergasse 3/3<br />

Dr. in Thun Maya 1010, Tuchlauben 17/1/8 A 1010, Schottengasse 3-3a/2/31<br />

Kinder- und Jugendheilkunde<br />

Priv.-Doz. in Dr. in Pichler Judith 1180, Semperstraße 29/2 1180, Semperstraße 29/7<br />

Dr. in Soleman Nadia 1010, Neuer Markt 1/4/17 1010, Postgasse 6<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie<br />

Dr. Fellner Gottfried 1130, Feldkellergasse 30A/3 1210, Trillergasse 8/8<br />

Neurologie<br />

Dr. in Gomari Azita 1130, Hietzinger Hauptstraße 143 1090, Währinger Straße 63<br />

Dr. in Rauch-Shorny Sigrid 1050, Zeuggasse 3 1130, Rosenhügelstraße 192a<br />

Dr. Thun Peter 1030, Mohsgasse 20/2 1010, Schottengasse 3-3a/2/31<br />

Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />

Dr. Buchleitner Stefan 1130, Dommayergasse 2 1130, Lainzer Straße 16<br />

Orthopädie und Traumatologie<br />

Dr. Timmel Gustav 1030, Marxergasse 48/11 1030, Invalidenstraße 11/2a<br />

Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin<br />

Dr. Schjerve Jan 1080, Feldgasse 7 1160, Neulerchenfelder Straße 14/4<br />

Dr. Stuller Michael, MSc 1080, Alser Straße 43/4 1010, Ebendorferstraße 10/6a<br />

PRAXISABMELDUNGEN<br />

Allgemeinmedizin<br />

DDr. Gindl Erich, MSc 1120<br />

Dr. Lakani Kassra 1110<br />

Dr. in Lakani Nailya 1110<br />

Dr. Li Bor-Wen 1<strong>06</strong>0<br />

Dr. Macke Veit 1130 **<br />

Dr. Mayrhofer Franz 1<strong>06</strong>0<br />

Dr. in Meraner Sabine 1140<br />

Dr. Papadimitropoulos Vassilios 1220<br />

Dr. in Pirich Erika Christine 1030 **<br />

Dr. Sartor Henning 1030<br />

Dr. Varkonyi Thomas 1220 **<br />

Dr. Wagenleitner Rudolf 1150<br />

Anästhesiologie und Intensivmedizin<br />

Dr. in Seyr Gudrun 1130<br />

Frauenheilkunde und Geburtshilfe<br />

Dr. in Kottmel Andrea 1100 **<br />

Dr. in Lehner-Rothe Eva 1010<br />

Dr. Li Bor-Wen 1<strong>06</strong>0<br />

Haut- und Geschlechtskrankheiten<br />

Dr. Rainer Günther 1190<br />

Innere Medizin und Pneumologie<br />

Dr. in Kaufmann Monika 1110<br />

Kinder- und Jugendchirurgie<br />

Dr. Pokall Stefan 1100<br />

Kinder- und Jugendheilkunde<br />

Dr. Papadimitropoulos Vassilios 1220<br />

Lungenkrankheiten<br />

Dr. Ritschka Leopold 1080<br />

Dr. Wallner Gerhard 1230<br />

Orthopädie und orthopädische Chirurgie<br />

Dr. Dittrich Stefan 1130<br />

Dr. Keusch Rudolf 1230 **<br />

Unfallchirurgie<br />

Dr. Barisani Georg Rüdiger 1030<br />

Dr. in Schweitzer-Ehrenreich Andrea 1190**<br />

Zahnärztinnen, Zahnärzte/ Zahn-,<br />

Mund- und Kieferheilkunde<br />

Dr. in Ganger Ursula 1140<br />

Dr. Kittl Ingomar-Herdegen 1080<br />

Dr. in Leyh Marie-Luise 1090<br />

Dr.med.univ. et med. dent.<br />

Weinländer Stephen, MBA 1080<br />

Dr. Valdec Silvio 1170<br />

(** Zweitpraxis)<br />

TODESFÄLLE R.I.P.<br />

Dr. Bammer Peter 05.02.1956 23.03.<strong>2022</strong><br />

Dr. Barisani Georg Rüdiger 11.09.1960 12.03.<strong>2022</strong><br />

MR Dr. Hermann Rudolf 05.09.1946 01.04.<strong>2022</strong><br />

Dr. König Uwe 03.<strong>06</strong>.1956 20.04.<strong>2022</strong><br />

Univ.-Prof. Dr. Kristen Herbert 19.<strong>06</strong>.1939 31.03.<strong>2022</strong><br />

Dr. in Mersich Elvira 08.03.1929 09.04.<strong>2022</strong><br />

Univ.-Prof. in Dr. in Pavelka Margit 23.01.1945 22.03.<strong>2022</strong><br />

Dr. Pridun Nestor 16.10.1941 24.03.<strong>2022</strong><br />

Dr. Rosak Michael 31.08.1924 02.04.<strong>2022</strong><br />

Dr. in Schramm Annemarie 17.07.1941 04.12.2021<br />

Dr. Sefidpar Mohsen 04.03.1939 20.04.<strong>2022</strong><br />

Dr. in Seiler Judith 26.11.1926 30.03.<strong>2022</strong><br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 15


AM PULS COVERSTORY<br />

►<br />

Zeitenwende in der Gesundheitspolitik<br />

Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart und die Vizepräsidenten Stefan Ferenci und<br />

Erik Randall Huber präsentierten bei ihrer Antrittspressekonferenz ihre Reformvorschläge<br />

für das Wiener Gesundheitssystem.<br />

16 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>


COVERSTORY AM PULS<br />

► Am 19. Mai <strong>2022</strong> traten Ärztekammerpräsident<br />

Johannes Steinhart<br />

und die beiden Kurienobmänner und<br />

Vizepräsidenten, Stefan Ferenci und Erik<br />

Randall Huber, erstmals gemeinsam vor<br />

die Presse, um ihre Vorstellungen für ihre<br />

kommende Amtsperiode von fünf Jahre<br />

auszuführen.<br />

Johannes Steinhart hat sich als oberstes<br />

Ziel gesetzt, „eine Zeitenwende in der<br />

Gesundheitspolitik einzuleiten und diese<br />

von den politisch Verantwortlichen<br />

einzufordern, um endlich davon wegzukommen,<br />

unser Gesundheitssystem an<br />

allen Ecken und Enden krankzusparen“.<br />

Dazu gehöre eine wirklich ernst gemeinte<br />

Gesundheitsreform verbunden mit der<br />

mittlerweile schon vor Jahren politisch<br />

angekündigten „Patientenmilliarde“, von<br />

der noch nichts zu sehen sei.<br />

Johannes Steinhart: „Man muss<br />

davon wegkommen, das Gesundheitssystem<br />

an allen Ecken und<br />

Enden krankzusparen.“<br />

Fotos: iStock/vchal; Stefan Seelig (3)<br />

Bürokratieabbau<br />

Generell müsse das öffentliche Gesundheitssystem<br />

attraktiver werden,<br />

sowohl für die darin Beschäftigten als<br />

auch für die Patientinnen und Patienten.<br />

Dazu gehöre der Abbau von Bürokratie,<br />

die für das ärztliche wie auch<br />

für das Pflegepersonal viel zu viel Zeit<br />

in Anspruch nimmt, die letztendlich<br />

bei den Patientinnen und Patienten<br />

fehlt. „Längst an der Zeit ist auch die<br />

Umsetzung eines einheitlichen Leistungskatalogs<br />

für ganz Österreich“, so<br />

Steinhart in Richtung Österreichische<br />

Gesundheitskasse (ÖGK).<br />

Die Ärztekammern haben einen solchen<br />

bereits vor zwei Jahren entwickelt.<br />

Steinhart: „Es liegt nur an der ÖGK,<br />

diesen auch umzusetzen. Die Landesgebietskrankenkassen<br />

wurden zwar mit<br />

viel Aufwand fusioniert, im Leistungskatalog<br />

herrscht aber nach wie vor derselbe<br />

Wildwuchs wie vor der Fusionierung.“<br />

Flexiblere Arbeitszeiten<br />

Für alle Angestellten im Gesundheitsbereich<br />

müssten von den öffentlichen<br />

Trägern flexiblere Arbeitszeitmodelle<br />

erarbeitet und angeboten werden. „Nur<br />

so können wir mehr junge Menschen<br />

für Gesundheitsberufe motivieren. Dazu<br />

gehören selbstverständlich auch bessere<br />

Gehälter und Honorare, damit wir<br />

gerade in den schon jetzt bestehenden<br />

Mangelfächern die Engpässe wieder<br />

ausgleichen und für die Zukunft, bei einer<br />

steigenden Bevölkerungszahl, noch<br />

mehr Ärztinnen und Ärzte gewinnen<br />

können, um so nicht nur den Status<br />

quo der medizinischen Versorgung zu<br />

halten, sondern auch noch zu verbessern“,<br />

betont Steinhart.<br />

Mehr Investitionen<br />

Österreich hat die 9-Millionen-Einwohnermarke<br />

übersprungen, und in<br />

Wien leben bereits zwei Millionen<br />

Menschen. Die ärztliche Versorgung<br />

wird aber heruntergefahren, weil in der<br />

Gesundheitspolitik seit Jahren das Diktum<br />

von „Dämpfungspfaden“ herrsche.<br />

Steinhart: „Überall sonst spricht man<br />

von ‚nötigen Investitionen in die Zukunft‘,<br />

nur bei der Zukunft der Gesundheitsversorgung<br />

in Österreich ist die Politik<br />

auf einem Auge blind.“<br />

Es brauche Investitionen in die Gesundheitsversorgung,<br />

damit alle diagnostischen<br />

und therapeutischen Möglichkeiten,<br />

die die moderne Medizin<br />

bietet, auch wirklich allen Menschen<br />

„Überall<br />

sonst spricht<br />

man von<br />

‚nötigen<br />

Investitionen<br />

in die<br />

Zukunft‘,<br />

nur bei der<br />

Zukunft der<br />

Gesundheitsversorgung<br />

in<br />

Österreich<br />

ist die Politik<br />

auf einem<br />

Auge blind.“<br />

Stefan Ferenci: „Wartezeiten auf notwendige Behandlungen und Operationen<br />

nehmen zu.“<br />

im Sinne eines solidarisch finanzierten<br />

Gesundheitssystems angeboten werden<br />

können. Die Politik definiere ständig<br />

Wachstumsbereiche, bei denen sich<br />

Investitionen für den Standort Österreich<br />

rentieren. Vergessen werde dabei<br />

aber immer der Gesundheitsbereich,<br />

wo sich Investitionen bei einer größer<br />

und älter werdenden Bevölkerungszahl<br />

nachhaltig und langfristig lohnen.<br />

Dialog statt Polemik<br />

Die Pandemie habe gezeigt, dass die Politik<br />

unter Druck auch rasch Mittel zur<br />

Verfügung stellen kann. „Der Druck im<br />

Gesundheitssystem ist so hoch wie bei<br />

COVID. Nur ist das in der Politik noch<br />

nicht angekommen“, warnt Steinhart.<br />

Die Einsparungen haben bereits zu<br />

Versorgungsengpässen geführt. Dem<br />

bestehenden Ärztemangel wolle man<br />

jetzt mit Zwangsmaßnahmen und<br />

weiteren Kürzungen im Gesundheitsbereich<br />

begegnen, wenn man an die<br />

Wahlarztdebatte denkt. Steinhart: „Das<br />

sind aber nur verzweifelte Versuche,<br />

ein sinkendes Schiff wieder seetauglich<br />

zu machen. Das Gesundheitssystem<br />

unseres Landes, alle die dafür ihr Bestes<br />

geben, und die Patientinnen und Patienten<br />

haben sich aber mehr verdient als<br />

Polemik.“<br />

Steinhart sieht sich als „Brückenbauer“,<br />

der mit den politisch Verantwortlichen<br />

– vom Gesundheitsminister, über den<br />

Wiener Bürgermeister und Landeshauptmann<br />

bis hin zu den Expertinnen<br />

und Experten in der Sozialversicherung<br />

– in den Dialog treten will, um<br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 17


AM PULS COVERSTORY<br />

„gemeinsam das wirklich Beste für die<br />

Gesundheitsstandorte Wien und Österreich<br />

zu erreichen.“<br />

Warnung vor Mangelversorgung<br />

Für Stefan Ferenci, Obmann der Kurie<br />

angestellte Ärzte und Vizepräsident<br />

der Ärztekammer für Wien, ist ein<br />

Umstand, der Wien zu „einer der lebenswertesten<br />

Städte der Welt macht“,<br />

sicher auch „das an sich hervorragende<br />

Gesundheitssystem“.<br />

Wiens Spitäler waren immer ein Garant<br />

dafür, dass jede und jeder, unabhängig<br />

von Herkunft oder sozialem Status,<br />

bei Bedarf Spitzenmedizin erhalten<br />

hat. „Aber in den letzten Jahren hat das<br />

System angefangen zu bröckeln. Wartezeiten<br />

auf notwendige Behandlungen<br />

und Operationen nehmen zu, und in<br />

vielen Bereichen findet nur mehr eine<br />

Mangelversorgung statt“, warnt Ferenci.<br />

Zur Behebung der bestehenden Mängel<br />

brauche es rasche Initiativen. Ferenci:<br />

„An erster Stelle steht dabei der Faktor<br />

Zeit – mehr Zeit für Ausbildung, mehr<br />

Zeit für Patientinnen und Patienten<br />

und mehr Zeit für die Regeneration des<br />

Gesundheitspersonals.“ Dazu gehöre<br />

zu allererst ein effektiver Bürokratieabbau<br />

im Spitalsalltag, damit die Ärzteschaft<br />

weniger Zeit für bürokratische<br />

Papierarbeiten aufbringen müsse.<br />

Dringend nötig sei auch eine Reform der<br />

medizinischen Ausbildung in den Spitälern.<br />

Derzeit finde diese wegen zeitlicher<br />

und finanzieller Ressourcenknappheit<br />

eher „nebenbei“ statt. „Eine gute Ausbildung<br />

funktioniert aber nur unter direkter<br />

Supervision einer Fachärztin oder<br />

eines Facharztes, daher benötigen wir<br />

keine Erhöhung des Ausbildungsschlüssels,<br />

sondern deutlich mehr Fachärztinnen<br />

und Fachärzte“, so Ferenci.<br />

Als erste schnell umsetzbare Maßnahme<br />

im Bereich der Ausbildung fordert Ferenci<br />

daher die Abschaffung der Basisausbildung,<br />

um den jungen Kolleginnen<br />

und Kollegen den raschen Einstieg in ihr<br />

Wunschfach zu ermöglichen.<br />

Ausgliederung des WIGEV<br />

Neben mehr Ärztinnen und Ärzten für<br />

Wiens Spitäler müsse auch an einer<br />

Attraktivierung der Arbeitsbedingungen<br />

gearbeitet werden. Ferenci: „Für<br />

entsprechende Verbesserungen ist die<br />

Personal- und Finanzhoheit des Wiener<br />

Gesundheitsverbunds (WIGEV) nötig.<br />

Daher fordere ich die Stärkung des WI­<br />

Erik Randall Huber: „Ein Schwerpunkt muss künftig direkt in Ausbildungsordinationen<br />

etabliert werden.“<br />

„Die Honorare<br />

für<br />

die Mutter-<br />

Kind-Pass-<br />

Untersuchungen<br />

wurden seit<br />

28 Jahren<br />

nicht einmal<br />

der Inflation<br />

angepasst“.<br />

GEV durch dessen Ausgliederung, damit<br />

er schnell und flexibel auf Probleme<br />

reagieren kann, bevor sie ein Ausmaß<br />

annehmen, das nur unter massivem Kostenaufwand<br />

bewältigbar ist.“<br />

Dass es bei entsprechendem Reformwillen<br />

und einem Miteinander aller<br />

Beteiligten zu guten Ergebnissen im<br />

Gesundheitsbereich kommen kann,<br />

zeige sich auch daran, dass die effektivste<br />

Maßnahme der letzten Jahre zur<br />

Entlastung des Spitalspersonals durch<br />

die Kooperation der Stadt Wien mit der<br />

Ärztekammer entstanden ist: „Die den<br />

Gemeindespitälern vorgelagerten Erstversorgungsambulanzen<br />

EVA, betrieben<br />

vom Ärztefunkdienst, sorgen dafür, dass<br />

Patientenströme rasch erstversorgt und<br />

danach direkt zu den richtigen Stellen<br />

weitergeleitet werden. Das zeigt, dass<br />

wir nur miteinander Wiens Spitäler zu<br />

dem attraktiven Arbeitsplatz machen<br />

können, der er früher einmal war – zum<br />

Vorteil der Ärztinnen und Ärzte, aber<br />

vor allem zum Vorteil der Patientinnen<br />

und Patienten!“<br />

Ausbildungsordinationen<br />

Auch Erik Randall Huber, Obmann der<br />

Kurie niedergelassen Ärzte und Vizepräsident<br />

der Ärztekammer für Wien,<br />

fordert eine Ausbildungsreform: „Ein<br />

Schwerpunkt muss künftig direkt in Ausbildungsordinationen<br />

etabliert werden.“<br />

Eine zweijährige Ausbildung in Ausbildungsordinationen<br />

hätte viele Vorteile:<br />

„Die angehenden Ärztinnen und Ärzte<br />

lernen dabei Krankheitsbilder kennen,<br />

die sie im Spital in dieser Vielfalt nicht<br />

erleben. Mit diesem umfangreichen<br />

Basiswissen ausgestattet, können sie<br />

danach im Spitalsbereich auch besser<br />

eingesetzt werden und erhalten so jene<br />

Aufmerksamkeit, die ihnen derzeit oft<br />

nicht gegeben wird.“<br />

Die aktuelle Wahlarztdebatte hält Huber<br />

für entbehrlich und seitens der Kritiker<br />

für unüberlegt: „Die Zerschlagung<br />

des gut funktionierenden dualen Systems<br />

von Kassen- und Wahlarztordinationen<br />

hätte nur zur Folge, dass jene<br />

Patientinnen und Patienten, die derzeit<br />

Wahlarztordinationen aufsuchen und<br />

danach 80 Prozent des ÖGK-Honorars<br />

rückerstattet bekommen, sich nach anderen<br />

Optionen für ihre Gesundheitsversorgung<br />

umsehen müssten. Nur gibt<br />

es diese Optionen nicht.“<br />

Stattdessen sollte die ÖGK besser an der<br />

Attraktivierung der Arbeits- und Versorgungsbedingungen<br />

im niedergelassenen<br />

Bereich aktiv mitarbeiten. Allein<br />

die Honorierung der Kassenärztinnen<br />

und -ärzte durch die Sozialversicherung<br />

entspreche nicht dem Aufwand<br />

ihrer Leistung. Das beste Beispiel: „Die<br />

Honorare für die Mutter-Kind-Pass-<br />

Untersuchungen wurden seit 28 Jahren<br />

nicht einmal der Inflation angepasst“.<br />

Versäumnisse mit Folgen<br />

Der durch Versäumnisse der Politik und<br />

Sozialversicherung verursachte Rückgang<br />

der Zahl an Kassenordinationen<br />

betrifft fast alle Fachrichtungen. Gab es<br />

2010 in Wien noch 1.745 Kassenordinationen,<br />

so waren es 2021 nur noch 1.592<br />

– bei einer gestiegenen Bevölkerungszahl<br />

um 200.000 Personen, was der<br />

Größenordnung von Linz entspricht. Es<br />

sei nicht nachvollziehbar, warum derart<br />

viele Überlegungen darum kreisen,<br />

Wahlärztinnen und -ärzte abzuschaffen<br />

und damit die Patientinnen und<br />

Patienten zu bestrafen, „anstatt unsere<br />

vielen Vorschläge aufzugreifen, wie der<br />

Kassenbereich attraktiver gestaltet werden<br />

kann“, so Huber.<br />

So sollte etwa das PVE-Modell für Allgemeinmedizin<br />

für Kinderärztinnen und<br />

-ärzte ermöglicht werden. Huber: „Das<br />

Konzept dafür haben wir entwickelt, es<br />

liegt an der ÖGK, es umzusetzen.“ Ebenso<br />

müssten seitens der Stadt Wien die<br />

Fördermodelle für Niederlassungsgründungen<br />

erweitert werden, und auch Umstiegsprämien<br />

für Wahlärztinnen und<br />

-ärzte seien denkbar, um diesen einen<br />

Anreiz zu bieten, offene Kassenplanstellen<br />

zu übernehmen. (bs/hpp)<br />

18 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>


COVERSTORY AM PULS<br />

Ärztlicher Berufsalltag<br />

„Kein Sprint, sondern ein Marathon“<br />

Stefan Ferenci, Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien,<br />

im Gespräch über eine Ausgliederung des WIGEV und die Wichtigkeit des Faktors Zeit für Ärztinnen<br />

und Ärzte – für die beste Behandlung der Patientinnen und Patienten, für die Ausbildung und für ihre<br />

eigene Regeneration.<br />

Foto: Stefan Seelig<br />

► <strong>doktorinwien</strong>: Herr Vizepräsident,<br />

Sie haben gleich in Ihrer<br />

Antrittspressekonferenz für Aufsehen gesorgt,<br />

weil Sie den WIGEV ausgliedern<br />

möchten. Sind Sie also für die Privatisierung<br />

des Gesundheitssystems?<br />

Ferenci: Natürlich nicht. Ich bin ein<br />

entschiedener Verfechter eines solidarischen<br />

und öffentlich finanzierten<br />

Gesundheitssystems. Ich habe vollstes<br />

Vertrauen in die Stadt Wien, dass eine<br />

Ausgliederung so gestaltet werden<br />

kann, dass unsere Spitäler vor dem Zugriff<br />

privater Investoren geschützt sind,<br />

wie es übrigens in den anderen acht<br />

Bundesländern oder der Stadt Wien<br />

bei den Wiener Linien und der Wien<br />

Energie auch gelungen ist.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Worum geht es Ihnen<br />

dann?<br />

Ferenci: Am besten erkläre ich das am<br />

Beispiel meines Fachs, der Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie; hier bricht in Wien<br />

nämlich gerade die Versorgung zusammen.<br />

Da gibt es zum Beispiel eine Kollegin,<br />

die wollte Stunden reduzieren<br />

und weil das nicht möglich war, hat sie<br />

gekündigt. Dann gibt es einen Kollegen,<br />

der wollte neben seiner Kassenstelle<br />

weiterhin 14 Stunden im Spital<br />

arbeiten. Auch das war nicht möglich.<br />

Kolleginnen in Mutterschutz oder Kolleginnen<br />

und Kollegen im Burn-out können<br />

nur teilweise nachbesetzt werden,<br />

weil nur der vorhandene Dienstposten<br />

besetzt werden darf. Und der ist ja – formal<br />

– besetzt. Kurzum: es entscheiden<br />

Bürokraten, die nicht verstehen, welche<br />

Auswirkungen ihre Entscheidung<br />

haben, oder das starre Dienstrecht lässt<br />

ihnen keinen Entscheidungsspielraum.<br />

Wenn der WIGEV ausgegliedert wäre<br />

– wie übrigens die Landeskliniken in<br />

den acht anderen Bundesländern auch –<br />

hätte die Generaldirektion die Entscheidungskompetenz<br />

und könnte auch an<br />

ihren Entscheidungen gemessen<br />

werden. Das erscheint mir<br />

tatsächlich sinnvoller.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Sie fordern<br />

auch mehr Zeit für Ärztinnen<br />

und Ärzte. Was meinen Sie damit?<br />

Ferenci: Meine Forderung<br />

nach mehr Zeit bezieht sich auf<br />

drei Bereiche: Erstens: Zeit für<br />

Patientinnen und Patienten.<br />

Ich bin Arzt geworden, weil ich<br />

meine Patientinnen und Patienten<br />

bestmöglich behandeln<br />

möchte. Damit ich das gut machen<br />

kann, brauche ich Zeit.<br />

Wenn die Medizin dazu verkommt,<br />

dass wir Ärztinnen und<br />

Ärzte wie am Fließband Patientinnen<br />

und Patienten „abfertigen“<br />

müssen, ist das nicht die<br />

Art von Medizin, die ich machen<br />

möchte. Folglich brauchen wir die<br />

Zeit, die notwendig ist, um unsere Patientinnen<br />

und Patienten gut behandeln zu<br />

können. Zweitens: Zeit für Ausbildung.<br />

Ich habe in meiner Ausbildung zum<br />

Facharzt davon profitiert, dass ich anfangs<br />

unter direkter Supervision gearbeitet habe.<br />

Der Facharzt ist dabeigesessen, während<br />

ich meine ersten Untersuchungen<br />

gemacht habe und danach hat er ergänzt.<br />

Im Anschluss hat er mit mir alleine den<br />

Fall nochmal durchbesprochen. Diese<br />

Form der Ausbildung benötigt Zeit; das<br />

kann man nicht nebenher machen. Eine<br />

gute Ausbildung unserer Kolleginnen<br />

und Kollegen erfordert ausreichend zeitliche<br />

Ressourcen für die Ausbildung.<br />

Und ehrlicherweise glaube ich, dass auch<br />

die Bevölkerung von gut ausgebildeten<br />

Ärztinnen und Ärzten behandelt werden<br />

möchte. Deshalb brauchen wir keine Erhöhung<br />

des Ausbildungsschlüssels, sondern<br />

mehr Fachärztinnen und Fachärzte<br />

in den Spitälern.<br />

Stefan Ferenci: „Ich bin Arzt geworden,<br />

weil ich meine Patientinnen und Patienten<br />

bestmöglich behandeln möchte. Damit ich<br />

das gut machen kann, brauche ich Zeit.“<br />

„Wenn wir<br />

von Beginn<br />

an an und<br />

über unsere<br />

Grenzen<br />

gehen, ist<br />

die logische<br />

Konsequenz<br />

eine hohe<br />

Burn-out-<br />

Rate in<br />

späteren<br />

Jahren.“<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Und drittens?<br />

Ferenci: Meine dritte Forderung<br />

ist die nach Zeit für<br />

Regeneration! Wenn wir<br />

Ärztinnen und Ärzte nicht<br />

zu 100 Prozent physisch wie<br />

psychisch fit sind, können wir<br />

unsere Patientinnen und Patienten<br />

nicht optimal behandeln.<br />

Dazu müssen wir auch<br />

stehen. Das Arbeitsleben ist<br />

kein Sprint, sondern ein Marathon.<br />

Wenn wir von Beginn<br />

an an und über unsere Grenzen<br />

gehen, ist die logische<br />

Konsequenz eine hohe Burnout-Rate<br />

in späteren Jahren.<br />

<strong>doktorinwien</strong>: Sie sprechen<br />

auch viel von Wertschätzung.<br />

Was verstehen Sie darunter?<br />

Ferenci: Wertschätzung heißt,<br />

auf die individuellen Bedürfnisse<br />

und Lebenssituationen der Kolleginnen<br />

und Kollegen einzugehen. Uns<br />

Ärztinnen und Ärzten das Gefühl zu<br />

geben, dass die Spitalserhalter froh sind,<br />

uns als engagierte Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter zu haben. Stattdessen bekommen<br />

wir häufig das Gefühl vermittelt,<br />

austauschbar zu sein. Das war vielleicht<br />

vor 20 Jahren so, aber heutzutage<br />

muss ich mich um meine Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter bemühen. Diese<br />

„Take it or leave it“-Mentalität führt zu<br />

einer zunehmenden Abwanderung aus<br />

den Spitälern. Aufgrund von Personalmangel<br />

sind deshalb bereits ganze Stationen<br />

gesperrt.<br />

Und Wertschätzung würde auch bedeuten,<br />

die Expertise der Ärztinnen<br />

und Ärzte dankend anzunehmen und<br />

mit uns gemeinsam an den Problemen<br />

und Herausforderungen zu arbeiten,<br />

bevor es zu spät sein wird und das<br />

Wiener Spitalssystem zusammengebrochen<br />

ist. <br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 19


SERVICE KONGRESSE<br />

AUGUST BIS OKTOBER <strong>2022</strong><br />

25. Ärztetage Velden<br />

Ort: Velden am Wörthersee<br />

Termin: 21. – 27.8.<strong>2022</strong><br />

Veranstalter: Österreichische Akademie der Ärzte GmbH<br />

Information: AIM Group International - Vienna Office,<br />

1030 Wien, Löwengasse 3/6, Tel.: +43/1/402 77 55 399,<br />

E-Mail: velden@aimgroup.eu<br />

Information: MAW Kongressbüro, 1010 Wien, Freyung 6,<br />

Mag. a Maria Hamata, Tel.: +43/1/536 63-38 DW,<br />

E-Mail: maria.hamata@media.co.at, www.maw.co.at<br />

Anmeldung: https://aimgroup.eventsair.com/arztetagevelden-<strong>2022</strong>/registratur-arztetage-velden/Site/Register<br />

3 Verbände-Strahlenschutztagung<br />

Ort: Technische Universität Wien, 1040 Wien,<br />

Gußhausstraße 27-29<br />

Termin: 29.9 – 1.10.<strong>2022</strong><br />

Kongressorganisation: Bettina Ibi (ÖGMP), Franz Kabrt<br />

(ÖVS), Josef Preitfellner (VSMÖ)<br />

Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Medizinische<br />

Physik (ÖGMP), Österreichischer Verband für Strahlenschutz<br />

(ÖVS), Verband für Medizinischen Strahlenschutz in<br />

Österreich in Kooperation mit TU Wien<br />

Information: AZ med.info, 1014 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />

Tel.: +43/1/531 16-41 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at,<br />

www.strahlenschutztagung.org<br />

Anmeldung und Kontakt: https://www.strahlenschutztagung.org/anmeldung/,<br />

Mag. a Betinna Kohl, MAS,<br />

E-Mail: bettina.kohl@gesundheitsverbund.at<br />

4. Autoimmun-Symposium<br />

Ort: Online-Fortbildung<br />

Termin: 30.9 – 1.10.<strong>2022</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung: OÄ Dr. in Marija<br />

Geroldinger-Simic, PhD, Prim. Univ.-Prof. Dr. Norbert Sepp<br />

Veranstalter: Abteilung für Dermatologie, Venerologie<br />

und Allergologie sowie dem Autoimmunzentrum am<br />

Ordensklinikum Linz<br />

Information: Ordensklinikum Linz GmbH Elisabethinen,<br />

4020 Linz, Fadingerstraße 1, Tel.: +43/0/732 7676-0,<br />

E-Mail: elisabethinen@ordensklinikum.at,<br />

www.ordensklinikum.at<br />

Anmeldung: http://www.ordensklinikum.at/<br />

autoimmun<strong>2022</strong><br />

Teilnahmegebühr: Ärzt*innen € 100,-<br />

Kardiologie St. Pölten <strong>2022</strong><br />

Ort: Reitschule/Auditorium Grafenegg, 3485 Grafenegg,<br />

10-11 Grafenegg<br />

Termin: 8.10.<strong>2022</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung: Prim. a Univ.-Prof. in Dr. in<br />

Julia Mascherbauer<br />

Veranstalter: Universitätsklinikum St. Pölten<br />

Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und<br />

Werbegesellschaft, 1010 Wien, Freyung 6, Sophia Skibicki,<br />

Stefanie Skodler, Tel.: +43/1/536 63-74 oder 84 DW,<br />

E-Mail: kardio@maw.co.at<br />

Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardionoe22<br />

ZAFI – ZAHNÄRZTLICHE FORTBILDUNG<br />

ZAFI – Zahnärztliche Fortbildung der Landeszahnärztekammer für Wien<br />

1<strong>06</strong>0 Wien, Gumpendorferstraße 83/4, Tel.:+43/1/597 33 57/10-12 DW, Fax: 13 DW<br />

E-Mail: spitzhuetl@zafi.at<br />

Professionelle Zahnreinigung mit Schall- und Ultraschallinstrumenten<br />

(Seminar für Prophylaxe-Assistent*innen)<br />

Elisabeth Köhler<br />

24. – 25.6.<strong>2022</strong><br />

Tipps und Tricks in der Prothetik<br />

Dr. Florian Rummer, ZTM Andreas Wunsch<br />

10.9.<strong>2022</strong><br />

Effiziente Kieferorthopädie<br />

Dr. Stefano Troiani<br />

15. – 16.9., 7. – 8.10., 2. – 3.12.<strong>2022</strong><br />

Praxismanagement – Administration und Verwaltung<br />

(Seminar für zahnärztliche Assistent*innen)<br />

Dr. in Johannna Treer, Mag. Thomas Vilinsky<br />

23.9.<strong>2022</strong><br />

Die Durchführung der Abrechnung der zahnärztlichen Leistungen<br />

mit den Krankenkassen (Seminar für das Team)<br />

Dr. Werner Ossmann, Mag. Martin Schmuck<br />

24.9.<strong>2022</strong><br />

Orale Prophylaxe von 18 bis 88+ mit Nachhaltigkeit, Gutes Geld<br />

für geniale Gesundheits – Leistungen und gewitzte Gespräche<br />

(Seminar für Prophylaxe-Assistent*innen)<br />

Annette Schmidt<br />

30.9.<strong>2022</strong><br />

Refresher <strong>2022</strong> für Prophylaxe Profis Paro- und<br />

Peri-Mundhygiene mit Strategie<br />

(Seminar für Prophylaxe-Assistent*innen)<br />

Annette Schmidt<br />

1.10.<strong>2022</strong><br />

Die Assistenz in der Kieferorthopädie<br />

(Seminar für zahnärztliche Assistent*innen)<br />

Dr. in Christiane Stokreiter-Ebner<br />

14. – 15.10.<strong>2022</strong><br />

Notfallmanagement in der Zahnärztlichen Ordination<br />

Dr. Rainer Schmid<br />

15.10.<strong>2022</strong><br />

Die Assistenz in der zahnärztlichen Chirurgie<br />

(Seminar für zahnärztliche Assistent*innen)<br />

Priv.-Doz. in DDr. in Gabriella Dvorak<br />

21. – 22.10.<strong>2022</strong><br />

Zahnaufhellung – Bleaching<br />

(Ein Workshop für das zahnärztliche Team)<br />

Tanja Bogenreiter, Dr. in Theresa Reichsthaler<br />

22.10.<strong>2022</strong><br />

Fachausdrücke – Fachenglisch<br />

DDr. in Katharina Gillinger<br />

29.10.<strong>2022</strong><br />

Dental Fitness : Prophylaxe Teamkurs<br />

(Zahnärzt*innen, Prophylaxe-Assistent*innen und Assistent*innen)<br />

Prof. Dr. Ivo Krejci<br />

4.11.<strong>2022</strong><br />

Assistenz und Verhaltensführung in der Kinderzahnbehandlung<br />

(Seminar für Assistent*innen)<br />

Dr. in Dinah Fräßle-Fuchs<br />

4. – 5.11.<strong>2022</strong><br />

20 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>


KONGRESSE SERVICE<br />

HERBSTTAGUNG <strong>2022</strong> – ! ACHTUNG, NEUER TERMIN !<br />

Österreichische Gesellschaft für Klinische Pathologie und Molekularpathologie<br />

Ort: Kongress- und Theater-Haus Bad Ischl, 4820 Bad Ischl, Kurhausstrasse 48<br />

Termin: 22. – 24.9.<strong>2022</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung: Univ.-Prof. in Dr. in Renate Kain, PhD<br />

Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Klinische Pathologie und<br />

Molekularpathologie c/o MAW - Medizinische Ausstellungs- und<br />

Werbegesellschaft, 1010 Wien, Freyung 6/3, E-Mail: office@pathology.at<br />

Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft,<br />

1010 Wien, Freyung 6/3, Tel.: +43/1/536 63-33 DW, E-Mail: maw@media.co.at<br />

Anmeldung: AZ med.info, 1011 Wien, P.O. Box 155, Helferstorferstraße 2,<br />

Tel.: +43/1/531 16-326 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

SYMPOSIUM: HERAUSFORDERUNGEN IN DER HERZCHIRURGIE:<br />

ENDOKARDITIS UND KREISLAUFERSATZ<br />

Termin: 30.09. – 1.10.<strong>2022</strong><br />

Ort: Alpenhotel Gösing, 3221 Gösing Gösing 4,<br />

Wissenschaftliche Leitung: OA Dr. Wolfgang Dietl,<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr. Christoph Holzinger<br />

Veranstalter: Karl Landsteiner Gesellschaft<br />

Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und Werbegesellschaft, 1010 Wien,<br />

Freyung 6, Tel.: +43/1/536 63-34 DW, Barbara Horak, E-Mail: kardio@maw.co.at<br />

Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardiogoesing22<br />

HERZINSUFFIZIENZ – UPDATE <strong>2022</strong><br />

Ort: Hotel Park Inn by Radisson Linz, 4020 Linz, Hessenplatz 16-18<br />

Termin: 4.11.<strong>2022</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung: OA Dr. Christian Ebner,<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr. Martin Martinek<br />

Veranstalter: Krankenhaus Elisabethinen – Abteilung für Kardiologie<br />

Information: AZ med.info, 1014 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />

Tel.: +43/1/531 16-68 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardiolinz22<br />

Teilnahmegebühr: € 100,-<br />

JAHRESTAGUNG <strong>2022</strong> DER ÖSTERREICHISCHEN GESELLSCHAFT<br />

FÜR DERMATOLOGIE UND VENEROLOGIE<br />

Ort: Hofburg Wien, 1010 Wien, Heldenplatz<br />

Termin: 1. – 3.12.<strong>2022</strong><br />

Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für Dermatologie und Venerologie<br />

Kongresspräsident: Univ.-Prof. Dr. Johann Bauer, MBA<br />

Kongresssekretär: Priv.-Doz. DDr. Peter Kölblinger, MBA<br />

Kongressanmeldung: Mondial Congress & Events, 1040 Wien, Operngasse 20 B,<br />

Tel: +43/1/588 04-0, E-mail: oegdv@mondial-congress.com,<br />

www.mondial-congress.com<br />

GASTRO-HIGHLIGHTS <strong>2022</strong><br />

Ort: Vienna Marriott Hotel, 1010 Wien, Parkring 12A<br />

Termin: 10.12.<strong>2022</strong><br />

Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Rainer Schöfl<br />

Veranstalter: ÖGGH – Österreichische Gesellschaft für Gastroenterologie<br />

und Hepatologie<br />

Information: MAW Kongressbüro, 1010 Wien, Freyung 6,<br />

Tel.: +43/1/536 63-37 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

Anmeldung: gastrohighlights@media.co.at<br />

OKTOBER BIS DEZEMBER <strong>2022</strong><br />

39. Jahrestagung <strong>2022</strong> der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Radioonkologie, Radiobiologie<br />

und Medizinische Radiophysik (ÖGRO)<br />

Ort: Congress Center Villach, 9500 Villach, Europaplatz 1<br />

Termin: 14. – 15.10.<strong>2022</strong><br />

Tagungspräsident: Prim. Dr. Wolfgang Raunik<br />

Tagungssekretärin: Dr. in Christine Orasch<br />

Veranstalter: Österreichischen Gesellschaft für Radioonkologie,<br />

Radiobiologie und Medizinische Radiophysik<br />

(ÖGRO)<br />

Information und Anmeldung: AZ med.info, 1010 Wien,<br />

Helferstorferstraße 2, Tel.: +43/1/531 16-70 DW,<br />

E-Mail: oegro.jahrestagung@media.co.at,<br />

www.oegro-jahrestagung.at<br />

Bugam - Seminar der Burgenländischen Gesellschaft<br />

für Allgemein- und Familienmedizin<br />

Ort: Vinatrium Deutschkreutz, 7301 Deutschkreuz,<br />

Hauptstraße 55<br />

Termin: 5.11.<strong>2022</strong><br />

Tagungsleitung: Burgenländische Gesellschaft für<br />

Allgemein- und Familienmedizin, Dr. Helmut Radakovits<br />

Organisation: Dr. Michael Heinrich jr.<br />

Anmeldung: E-Mail: bugam@bnet.at, gerald@koeniger.at<br />

Information: AZ med.info, 1014 Wien, Helferstorferstraße 4,<br />

Tel.: +43/1/531 16-85 DW, E-Mail: azmedinfo@media.co.at<br />

Jahrestagung <strong>2022</strong> der Österreichischen Gesellschaft<br />

für Physikalische Medizin und Rehabilitation<br />

Ort: IMC Fachhochschule Krems, 3500 Krems,<br />

Piaristengasse 1<br />

Termin: 11. – 12.11.<strong>2022</strong><br />

Kongresspräsident: Prim. Dr. Roland Celoud, MSc<br />

Veranstalter: Österreichische Gesellschaft für<br />

Physikalische Medizin und Rehabilitation c/o Health Care<br />

Company GmbH, 1010 Wien, Franz Josefs Kai 49/16,<br />

Tel.: +43/1/535 16-42, E-Mail: office@oegpmr.at<br />

Information: www.oegpmr.at<br />

Kardiologische Fortbildungsseminare<br />

Antithrombotische Therapie bei Herzerkrankungen<br />

Ort: Hotel Schloss Wilhelminenberg, 1160 Wien,<br />

Savoyenstraße 2<br />

Termin: 3.12.<strong>2022</strong><br />

Veranstalter: Verein zur Förderung der Forschung<br />

auf dem Gebiet der Arteriosklerose, Thrombose und<br />

vaskulären Biologie<br />

Wissenschaftliche Leitung: Prim. Univ.-Prof. Dr. Kurt Huber<br />

Information: MAW - Medizinische Ausstellungs- und<br />

Werbegesellschaft, Sonja Chmella, Stefanie Skodler,<br />

1010 Wien, Freyung 6, Tel.: +43/1/536 63-32 oder 84 DW,<br />

E-Mail: maw@media.co.at<br />

Anmeldung: https://registration.maw.co.at/kardioanti22<br />

BITTE BEACHTEN SIE<br />

Das gesamte wissenschaftliche Programm der Gesellschaft der<br />

Ärzte in Wien können Sie auf www.billrothhaus.at nachlesen.<br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 21


®<br />

®<br />

Fortbildung -Der fallorientierte Samstag<br />

mit Tipps für die Praxis<br />

EIN SPITAL<br />

STELLT SICH<br />

VOR<br />

Moderation und Einleitung:<br />

Prim. a Dr. in Anna Kreil und<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Christian Madl<br />

9:00<br />

Begrüßung<br />

Dir.Dr. Ernst Felix Kreimel, MSc, MBA<br />

EINLADUNG |15. Oktober <strong>2022</strong><br />

Klinik Landstraße<br />

9:05<br />

20 Abteilungen und Institute der Klinik<br />

Landstraße –Überblick mit Bilddokumentation<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr.Michael Hermann<br />

9:20<br />

Der akute Schlaganfall -Zerebrale Thrombektomie bei<br />

akuten Verschlüssen großer Hirngefässe -das VIMS-<br />

Zentrum (Vienna Interventional Management of Stroke)<br />

Prim. a Univ.-Prof. in Dr. in Elisabeth Fertl<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr.Rüdiger Schernthaner<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr.Martin Ortler<br />

10:00<br />

Die akute Netzhautabhebung/<br />

Volkskrankheit Altersbed. Makuladegeneration –<br />

Das Netzhautzentrum des WIGEV<br />

Priv.-Doz. in Dr. in EvaSmretschnig<br />

Priv.-Doz. Dr.Siamak Ansari-Shahrezaei<br />

10:20<br />

Referenzzentrum Schilddrüse und Nebenschilddrüse<br />

–Highlights und Tipps<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr.Michael Hermann<br />

10:30<br />

HNO-Zentrum: Operative Schwerpunkte<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr.Peter Franz<br />

OA Dr.Dominik Gleich<br />

10:40 -11:10<br />

Kaffepause und „meet the experts“ für<br />

persönliche Gespräche mit den Vortragenden<br />

Moderation:<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr.GerhardSliutz und<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Klemens Rappersberger<br />

11:10<br />

Das zertifizierte Brustgesundheitszentrum –<br />

interdisziplinäres Tumorboard<br />

OÄ Dr. in Heidi Uher,<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr.GerhardSliutz<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr.Rupert Koller<br />

OÄ Dr. in BarbaraPacher-Hengl<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr.Roland Sedivy<br />

OÄ Dr. in Verena Sagaster,<br />

OÄ Dr. in Karin Brinda-Raitmayr<br />

11:30<br />

Modernes gynäkologisch-onkologisches<br />

Case-Management<br />

Prim. Univ.-Doz. Dr.GerhardSliutz<br />

11:45<br />

Das Dermatologie Zentrum des WIGEV –<br />

klinische Herausforderungen<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr.Klemens Rappersberger<br />

Prim. Priv.-Doz. Dr.PhD Christian Posch<br />

12:05<br />

Psychische Erkrankungen in Krisenzeiten<br />

Prim. a Dr. in Ursula Goedl-Fleischhacker,MBA<br />

12:15<br />

Diskussion mit dem Auditorium<br />

KURSORT:<br />

TECHNISCHES<br />

MUSEUM<br />

MARIAHILFERSTR. 212,<br />

1140 WIEN<br />

12:30<br />

Highlight-Führung im Techn. Museum<br />

Die ersten Flugzeuge, ein riesiger Schmelztiegel und<br />

ein ganzes Wasserkraftwerk –das TMWbeherbergt<br />

ganz besondereKostbarkeiten.<br />

Anmeldung:<br />

Eine Anmeldung erfolgt per E-Mail oder Fax:<br />

E-Mail: fortbildung@aekwien.at<br />

Fax: 01/512 60 23 DW 1243 oder DW 1246 oder DW 1281<br />

Wenn Sie an der Highlight-Führung um 12.30 teilnehmen<br />

möchten, geben Sie das bitte explizit bei Ihrer Anmeldung an.<br />

Kurskosten:<br />

FürMitglieder einer Landesärztekammer sowie<br />

Medizinstudierende ist diese Veranstaltung kostenlos.<br />

FürNicht-Mitglieder wirdein Kostenbeitrag von EUR 35,–<br />

eingehoben.<br />

Stornobedingungen:<br />

Bei Nichterscheinen bzw.Nichtabmeldung zur Präsenzveranstaltung<br />

(bis zu einem Tagvor Veranstaltungsbeginn möglich)<br />

ist ein Unkostenbeitrag von EUR 25,-fällig.<br />

Die Veranstaltung ist mit 4DFP-Punkten approbiert.<br />

ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN


MEDIZIN SERVICE<br />

Arzneimittel<br />

2021 brachte 41 neue Medikamente<br />

41 Medikamente sind im Vorjahr in der EU und damit in Österreich neu zugelassen worden. Nach 39<br />

Wirkstoffen im Jahr 2020 ist das ein kleines Plus. Einen leichten Zuwachs verzeichnete man auch bei<br />

den im Land durchgeführten klinischen Studien von 273 (2020) auf 289 (2021). Immerhin 24 derartige<br />

Studien befassten sich mit dem Thema COVID-19.<br />

Foto: iStock/Fahroni<br />

► Neben den vier im Vorjahr zugelassenen<br />

COVID-19-Impfstoffen<br />

wurden auch drei COVID-Therapeutika<br />

„bedingt zugelassen“, so Christa Wirthumer-Hoche<br />

von der AGES am 10. Mai<br />

bei einer Pressekonferenz mit dem Forum<br />

der forschenden pharmazeutischen<br />

Industrie (FOPI).<br />

Dazu kamen unter anderem vier Wirkstoffe<br />

gegen seltene Erkrankungen<br />

bei Kindern, wie etwa Kleinwüchsigkeit,<br />

und zehn neue Medikamente zur<br />

Krebsbehandlung. Die weiteren zugelassenen<br />

Produkte umfassen zum Beispiel<br />

Wirkstoffe gegen Multiple Sklerose,<br />

Malaria oder Psoriasis.<br />

Am Ball bleiben<br />

Bei den COVID-Therapeutika müsse<br />

man genau im Auge behalten, dass der<br />

SARS-CoV-2-Erreger sich weiter verändert.<br />

So entpuppte sich etwa eines der<br />

Mittel als kaum mehr wirksam gegen die<br />

Omikron-Variante. Die bedingte Zulassung<br />

bleibe aber aufrecht, weil es schwer<br />

einzuschätzen sei, wie der Erreger weiter<br />

mutiert und ob dann nicht alle Medikamente<br />

wieder mehr gebraucht werden,<br />

so Wirthumer-Hoche.<br />

Ein Vorteil sei, dass die EU-Arzneimittelbehörde<br />

EMA mit der Einführung<br />

des „Rolling Review“-Verfahrens, bei<br />

dem die Behörde schon mit der Prüfung<br />

der Daten beginnt, wenn noch<br />

nicht alle Studien abgeschlossen sind,<br />

einen Schritt nach vorne gemacht habe.<br />

Aufseiten der COVID-19-Impfstoffe<br />

stünden daher wieder neue „Wirkstoffe<br />

vor der Zielgerade“. Das sei mit Blick<br />

auf den Herbst und etwaige vierte Boosterimpfungen<br />

positiv.<br />

Neue EU-Richtlinie<br />

Beim Blick auf für die Zulassungen notwendige<br />

klinische Studien erleichtere<br />

seit kurzem eine neue EU-Richtlinie<br />

die Anträge. Ist man damit erfolgreich,<br />

können solche Untersuchungen dann<br />

automatisch europaweit durchgeführt<br />

werden. In Bezug auf COVID-19 sei<br />

das ein großer Vorteil, denn insgesamt<br />

können man sagen, dass „zu viele kleine<br />

Studien gestartet wurden, deren Aussagekraft<br />

nicht sehr hoch ist“, so die<br />

AGES-Expertin.<br />

Dass man nicht mehr in jedem Land<br />

einzeln ansuchen muss, sei insgesamt<br />

ein Vorteil – für Österreich aber<br />

nicht unbedingt, so FOPI-Präsident<br />

Bernhard Ecker. Bisher habe der Forschungsstandort<br />

damit gepunktet, dass<br />

auf rasche Verfahren vertraut werden<br />

konnte. Dieser Standortvorteil falle<br />

nun weg. Wie Österreich für klinische<br />

Studien möglichst interessant bleiben<br />

kann, sollte man daher nun überlegen.<br />

Solche Untersuchungen würden<br />

jedenfalls Top-Medizinerinnen und<br />

Top-Mediziner im Land halten oder<br />

anziehen, den Zugang zu neuen Entwicklungen<br />

gewährleisten, letztlich eine<br />

hohe Wertschöpfung erzielen und<br />

dem Gesundheitssystem Geld sparen,<br />

sagte Ecker.<br />

Digitalisierungsoffensive<br />

Ein „öffentliches Bekenntnis zu klinischen<br />

Studien“ und zur Finanzierung<br />

zentraler Strukturen dafür wünscht<br />

sich daher der Präsident der Österreichischen<br />

Gesellschaft für Hämatologie<br />

& Medizinische Onkologie, Wolf-<br />

Neue Therapeutika<br />

gibt es beispielsweise<br />

für COVID, Multiple<br />

Sklerose, Malaria<br />

oder Psoriasis.<br />

Viele Menschen<br />

würden<br />

immer noch<br />

glauben,<br />

dass eine<br />

Teilnahme<br />

an einer<br />

klinischen<br />

Studie bedeute,<br />

ein<br />

„Versuchskaninchen“<br />

zu<br />

sein.<br />

gang Hilbe. Dass die Untersuchungen<br />

durchgeführt werden, hänge vielfach<br />

immer noch zu sehr am Engagement<br />

einzelner Praktikerinnen und Praktiker.<br />

Zudem brauche es in Österreich<br />

eine „Digitalisierungsoffensive“ an<br />

vielen Krankenhäusern, die teils noch<br />

mit EDV-Systemen aus 1990er-Jahren<br />

arbeiten. Dementsprechend fehle es an<br />

der Vernetzung von auch für die Forschung<br />

wichtigen Daten.<br />

Hoher Forschungsbedarf<br />

Die vielen Fortschritte in der Krebsbehandlung<br />

erlauben es mittlerweile sehr<br />

vielen, vor allem älteren Menschen,<br />

länger zu leben. Bei der zu erwarteten<br />

starken Zunahme der älteren Bevölkerung<br />

gebe es „große Herausforderungen“<br />

und hohen Forschungsbedarf,<br />

wie man Menschen, die mitunter viele<br />

verschiedene Medikamente einnehmen,<br />

bestmöglich onkologisch behandeln<br />

kann. „Wir müssen wissen, was da<br />

passiert“, wenn Krebspatientinnen und<br />

-patienten etwa auch Blutdruckmedikamente<br />

oder Schlafmittel einnehmen,<br />

so Hilbe.<br />

Für eine stärkere Einbindung der Betroffenen<br />

auch in die klinische Forschung<br />

und Entwicklung sprach sich Helga<br />

Thurner von der „Allianz onkologischer<br />

PatientInnenorganisationen“ aus. Ein<br />

stärkerer Blick auf die Patientinnen und<br />

Patienten könne auch für Forschende<br />

inspirierend sein. Allerdings mangele<br />

es oft noch an Aufklärungsarbeit, denn<br />

viele Menschen würden immer noch<br />

glauben, dass eine Teilnahme an einer<br />

klinischen Studie bedeute, ein „Versuchskaninchen“<br />

zu sein. APA<br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 23


Schwere Corona-Verläufe<br />

KI-System für<br />

bessere Prognose<br />

Im Zentrum der<br />

Analysen des<br />

„COVID-19 Disease Outcome<br />

Predictors“ (CODOP)<br />

stehen zwölf Blutwerte, die<br />

bei der Spitalsaufnahme<br />

erhoben werden.<br />

Anhand von Werten aus Routine-Blutuntersuchungen kann ein neues Vorhersage-Instrument, das<br />

auf Künstliche Intelligenz-Methoden beruht, Ärztinnen und Ärzte mit COVID-19-Prognosen für<br />

einzelne Patientinnen und Patienten unterstützen. Der Algorithmus „lernte“ anhand von Daten über<br />

Corona-Verläufe einzuschätzen, welche Personen eher einen schweren Verlauf mit Bedarf an Intensivbehandlung<br />

oder Todesfolge nehmen werden.<br />

► Das Team mit Wiener Beteiligung<br />

stellt die Erkenntnisse im<br />

Fachblatt eLife vor.<br />

„Wir werden wahrscheinlich weiter<br />

Krankenhäuser unter Druck sehen“,<br />

schreiben die Forschenden um David<br />

Gómez-Varela von der Division für<br />

Pharmakologie und Toxikologie der<br />

Universität Wien sowie unter anderem<br />

Kolleginnen und Kollegen vom Max-<br />

Planck-Institut für Multidisziplinäre<br />

Naturwissenschaften in Göttingen<br />

(Deutschland) und aus Finnland in der<br />

Arbeit. Angesichts des mutierenden<br />

SARS-CoV-2-Erregers und mit der Zeit<br />

schwindender durch Impfung oder Erkrankung<br />

aufgebauter Immunität sieht<br />

man auch in Zukunft Bedarf an Systemen,<br />

die Medizinerinnen und Medizinern<br />

helfen können, wenn es zu Triage-<br />

Situationen kommt.<br />

Maschinelles Lernen<br />

Auch bei viel Erfahrung mit CO-<br />

VID-19 sind die Erkrankungsverläufe<br />

sehr schwer zu prognostizieren. Daher<br />

erhofft man sich mancherorts einiges<br />

von maschinellem Lernen. Solche<br />

Systeme können in hochkomplexen<br />

Datenhaufen einzelne Parameter und<br />

deren Zusammenspiel analysieren und<br />

mit einem Ergebnis in Verbindung<br />

bringen. Dazu braucht es jedoch viele<br />

Trainingsdaten. Diese erhielten die<br />

Forschenden aus Spanien, den USA,<br />

„Wir werden<br />

wahrscheinlich<br />

weiter<br />

Krankenhäuser<br />

unter Druck<br />

sehen.“<br />

Honduras, Bolivien und Argentinien.<br />

Darin enthalten waren Informationen<br />

aus routinemäßigen Blutabnahmen<br />

von nahezu 30.000 Patientinnen und<br />

Patienten, die zwischen März 2020<br />

und Februar <strong>2022</strong> in über 150 Krankenhäusern<br />

lagen. Verglichen wurden<br />

die Werte dann jeweils damit, ob eine<br />

Person Intensivbehandlung benötigte,<br />

später entlassen werden konnte oder<br />

verstarb, so in einer Aussendung der<br />

Uni Wien.<br />

Frühwarnsystem<br />

In dem Datensatz gab es Informationen<br />

über Personen, die im Pandemie-<br />

Verlauf hinweg mit allen dominanten<br />

SARS-CoV-2-Varianten zu kämpfen<br />

hatten. Ebenso unterschiedlich war<br />

ihr Impf- und Immunitätsstatus. Im<br />

Zentrum der Analysen des „COVID-19<br />

Disease Outcome Predictors“ (CO-<br />

DOP) stehen zwölf Blutwerte, die bei<br />

der Spitalsaufnahme erhoben werden.<br />

Das unter https://gomezvarelalab.<br />

em.mpg.de/codop frei zugängliche<br />

„Frühwarnsystem“ könne die Verläufe<br />

durchaus verlässlich abschätzen. In<br />

den Blutwerten stecke also viel Information<br />

über potenzielle Hochrisikopatientinnen<br />

und -patienten. Bis zu neun<br />

Tage im Voraus konnte der Algorithmus<br />

das Überleben oder den Tod von<br />

Patientinnen und Patienten vorherberechnen.<br />

Knappe Ressourcen<br />

Solche „klinisch relevante und verallgemeinerbare<br />

Triage-Tools“ brauche es<br />

„besonders an Orten, an denen die Ressourcen<br />

knapp sind. Diese Instrumente<br />

müssen jedoch dem sich ständig ändernden<br />

Szenario einer globalen Pandemie<br />

gerecht werden und einfach zu<br />

implementieren sein“, so Gómez-Varela.<br />

Daher kann das System auch an die<br />

jeweiligen Erfordernisse angepasst werden:<br />

Stehen etwa noch viele Betten zur<br />

Verfügung, kann es so eingestellt werden,<br />

dass die Wahrscheinlichkeit höher<br />

ist, dass auch Menschen als Hochrisikopatientinnen<br />

und -patienten eingestuft<br />

werden, die dies eigentlich nicht<br />

sind – man geht in der „Overtriage“-<br />

Version eher auf „Nummer sicher“.<br />

Over- und Undertriage<br />

Steigt der Druck, kann das System nach<br />

dem „Undertriage“-Modell betrieben<br />

werden, das es nahezu ausschließt,<br />

dass Menschen mit niedrigem Sterberisiko<br />

fälschlicherweise in die Risikogruppe<br />

kommen. In weiterer Folge soll<br />

mit CODOP die Notwendigkeit einer<br />

Krankenhauseinweisung innerhalb von<br />

24 Stunden für Patientinnen und Pateinten<br />

in der Primärversorgung und<br />

Verlegung auf die Intensivstation innerhalb<br />

von 48 Stunden für bereits hospitalisierte<br />

Patientinnen und Patienten<br />

vorhergesagt werden. <br />

APA<br />

Foto: iStock/Totojang<br />

24 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>


MEDIZIN SERVICE<br />

Unterschiedliche Subtypen beim kleinzelligen Lungenkrebs definiert<br />

Kleinzelliger Lungenkrebs (SCLC) ist eine<br />

bösartige Erkrankung mit besonders hoher<br />

Sterblichkeit. Laut einer neuen multizentrischen<br />

Studie unter Leitung der MedUni<br />

Wien, die gemeinsam mit Forschenden aus<br />

der Tschechischen Republik, Ungarn, Slowenien,<br />

Schweden und den Vereinigten Staaten<br />

durchgeführt wurde, kann SCLC in verschiedene<br />

Untergruppen des klinischen Verhaltens<br />

unterteilt werden. Diese Subtypen sprechen<br />

unterschiedlich auf Chemotherapeutika und<br />

zielgerichtete Medikamente an. Damit eröffnen<br />

sich Möglichkeiten zur personalisierten<br />

Therapie auch bei dieser Tumorart.<br />

SCLC ist ein besonders aggressiver Tumor, der<br />

typischerweise bei Raucherinnen und Rauchern<br />

auftritt und ein schnelles Wachstum<br />

sowie eine hohe Neigung zur Metastasierung<br />

aufweist. Jüngste Studien deuten darauf hin,<br />

dass SCLC in spezifische molekulare Subtypen<br />

differenziert werden könnte. Aufgrund<br />

des erheblichen Mangels an Tumormaterial<br />

und der Problematik der Tumorheterogenität<br />

war die Validierung dieser Informationen in<br />

den Kliniken jedoch wenig effektiv.<br />

In der Forschungsarbeit wurde mit 386<br />

mitteleuropäischen Fällen eine der bisher<br />

größten Kohorten chirurgisch behandelter<br />

Patientinnen und Patienten untersucht. Die<br />

Ergebnisse bestätigten, dass die differentielle<br />

Expression von ASCL1-, NEUROD1-<br />

und POU2F3-Proteinen im Tumorgewebe<br />

biologisch unterschiedliche SCLC-Subtypen<br />

definiert, die auch unterschiedliche Krankheitsprognosen<br />

bei chirurgisch behandelten<br />

Personen haben.<br />

„Im Gegensatz zu den zunehmend personalisierten<br />

Ansätzen, die bei nicht-kleinzelligem<br />

Lungenkrebs beobachtet werden, wird SCLC<br />

immer noch als homogenes Krankheitsbild<br />

betrachtet und sowohl in den Kliniken als auch<br />

im Labor einheitlich behandelt“, erklärt Erstautor<br />

Zsolt Megyesfalvi vom Translational Thoracic<br />

Oncology Lab der Universitätsklinik für<br />

Thoraxchirurgie der Medizinischen Universität<br />

Wien. „Jetzt zeigen wir, dass die unterschiedliche<br />

Expression der wichtigsten Transkriptionsregulatoren<br />

fünf große SCLC-Subtypen<br />

deutlich unterscheidet.“ Darüber hinaus<br />

zeigen die Ergebnisse, dass eine hohe ASCL1-<br />

Proteinexpression ein unabhängiger negativer<br />

prognostischer Marker ist, während eine hohe<br />

POU2F3-Proteinexpression mit verbesserten<br />

Überlebensergebnissen verbunden ist.<br />

Die Forschenden erstellten auch ein umfassendes<br />

Expressionsprofil mittels Massenspektrometrie-basierter<br />

Proteomik in SCLC Zelllinien,<br />

um die therapeutische Relevanz der<br />

jeweiligen Subtyp-Definitionen im Labor zu<br />

bewerten. Studienleiter Balazs Döme, Leiter<br />

des Programms Translational Thoracic Oncology<br />

an der Medizinischen Universität Wien,<br />

dazu: „Durch Experimente mit Tumorzellen<br />

konnten wir zeigen, dass die Häufigkeit der<br />

Subtyp-definierenden Marker auch in vitro<br />

das Ansprechen auf verschiedene zielgerichteter<br />

und chemotherapeutische Wirkstoffe<br />

beeinflusst. Insbesondere korrelierte eine<br />

hohe POU2F3-Expression, welche mit besserem<br />

Überleben assoziiert ist, mit der Sensitivität<br />

gegen Standard-Chemotherapeutika.<br />

Eine hohe YAP1-Proteinexpression hingegen<br />

korrelierte mit schlechtem Ansprechen auf<br />

Chemotherapie. Darüber hinaus war die Fülle<br />

an subtypdefinierenden Proteinen auch mit<br />

der Wirksamkeit bestimmter zielgerichteter<br />

Wirkstoffe wie CDK-, AURK- und IGF-1R-<br />

Inhibitoren verbunden.“<br />

Die Studie ist von hoher klinischer Relevanz,<br />

da sie die Vielfalt des SCLC beleuchtet und<br />

hilft, die Umsetzung subtypspezifischer<br />

personalisierter Ansätze für Therapien und<br />

Nachsorgestrategien bei dieser Krankheit zu<br />

erleichtern. <br />

MedUni Wien<br />

Virusinfektion in Schwangerschaft: Möglicher Einfluss<br />

auf Fürsorgeverhalten<br />

Foto: iStock/Blue Planet Studio<br />

Virale Infektionen während der Schwangerschaft<br />

könnten das Gehirn der Mutter und ihr<br />

Fürsorgeverhalten nach der Geburt beeinträchtigen.<br />

Zu diesen Erkenntnissen kommt eine<br />

Studie der MedUni Wien, die im Mausmodell<br />

durchgeführt wurde. Die Ergebnisse wurden in<br />

Molecular Psychiatry veröffentlicht.<br />

Es gibt bereits Studien im Mausmodell darüber,<br />

dass sich virale Infektionen während der<br />

Schwangerschaft auf das sich entwickelnde<br />

Gehirn der Jungen in-utero mit lebenslangen<br />

Konsequenzen für Gehirnfunktion und Verhalten<br />

auswirken können.<br />

Nun konnte eine präklinische Studie zum<br />

ersten Mal zeigen, dass eine virale Infektion<br />

während der Schwangerschaft auch das<br />

mütterliche Gehirn und vor allem auch das<br />

Fürsorgeverhalten der Mutter nach der Geburt<br />

beeinträchtigt. Das zeigte eine Forschungsgruppe<br />

rund um die Verhaltensbiologin Daniela<br />

Pollak von der Abteilung Neurophysiologie<br />

und -pharmakologie am Zentrum für Physiologie<br />

und Pharmakologie der MedUni Wien<br />

gemeinsam mit Forschenden der Abteilung für<br />

Molekulare Neurowissenschaften am Zentrum<br />

für Hirnforschung der MedUni Wien und der<br />

Columbia University (USA).<br />

Für die Studie wurde eine chemische Substanz<br />

verwendet, welche die gleichen Rezeptoren<br />

aktiviert wie Viren, woraufhin eine Immunaktivierung<br />

einsetzt, die mit dem typischen<br />

Krankheitsverlauf einer viralen Infektion<br />

vergleichbar ist. Nach der Geburt der Jungen<br />

wurde das Fürsorgeverhalten der Muttertiere<br />

in einem Verhaltenstest untersucht. „Mütter,<br />

die eine Virusinfektion durchlaufen haben,<br />

kümmerten sich weniger um ihre Jungen<br />

als die Tiere der Kontrollgruppe“, beschreibt<br />

Daniela Pollak die Ergebnisse. „Der von Natur<br />

aus sehr starke Trieb, sich um den eigenen<br />

Nachwuchs zu kümmern und ihn vor Gefahren<br />

in Sicherheit zu bringen, war deutlich weniger<br />

ausgeprägt. Auch das Bindungsverhalten war<br />

signifikant verringert.“<br />

Nicht nur im Verhalten der Muttertiere,<br />

auch in deren Gehirnen waren strukturelle,<br />

molekulare und funktionelle Veränderungen<br />

erkennbar und einige der zugrundeliegenden<br />

Mechanismen konnten aufgedeckt werden.<br />

Auch wenn sich Ergebnisse im Tiermodell<br />

nicht sofort deckungsgleich auf den Menschen<br />

umlegen lassen, ist es laut Studienteam doch<br />

ein Signal dafür, dass virale Infektionen das<br />

Verhalten der Mütter ihren Babys gegenüber,<br />

verändern können. <br />

MedUni Wien<br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 25


SERVICE MEDIZIN<br />

Ungesunde Lebensmittel: Werberichtlinien für Instagram & Co gefordert<br />

Drei Viertel der Produkte,<br />

über die deutschsprachige<br />

Influencerinnen und Influencer<br />

auf verschiedenen<br />

Social-Media-Kanälen<br />

Beiträge verbreiten, sind so<br />

ungesund, dass sie gegen<br />

die Werbestandards der<br />

Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) für Kinder<br />

verstoßen.<br />

Das geht aus neuen Forschungsergebnissen<br />

eines<br />

Teams um Eva Winzer vom<br />

Zentrum für Public Health<br />

der MedUni Wien hervor,<br />

die auf dem diesjährigen<br />

European Congress on Obesity (Europäischer<br />

Kongress zu Adipositas) in Maastricht präsentiert<br />

wurden.<br />

Die Analyse der Forschenden zeigt, dass<br />

Teenager auf TikTok, Instagram und YouTube<br />

jede Stunde mit der Werbung von 18 Produkten<br />

konfrontiert werden, meist ohne es zu<br />

merken.<br />

Im Rahmen der Studie analysierte das Forschungsteam<br />

der MedUni Wien Mahlzeiten,<br />

Snacks und Getränke, die in Posts und Videos<br />

von sechs der beliebtesten deutschsprachigen<br />

Influencerinnen und Influencer auf TikTok,<br />

YouTube und Instagram auftauchten. Zusammen<br />

erreichen und beeinflussen diese jeweils<br />

drei Männer und Frauen mit ihren Beiträgen<br />

mehr als 35 Millionen Follower, Abonnentinnen<br />

und Abonnenten der Altersgruppe 13<br />

bis 17.<br />

Bei der Untersuchung zeigte sich, dass 75<br />

Prozent der vorgestellten Lebensmittel und<br />

Getränke einen so hohen Salz-, Fett- oder<br />

Zuckergehalt aufweisen, dass sie gemäß<br />

WHO-Richtlinien nicht an Kinder vermarktet<br />

werden dürfen. Außerdem waren die<br />

meisten Posts und Videos nicht eindeutig als<br />

Werbung gekennzeichnet. „Das unterstreicht<br />

die dringende Notwendigkeit von Richtlinien<br />

und einer wirksamen Regulierung des<br />

Influencer-Marketings für Kinder“, betont<br />

Studienleiterin Eva Winzer.<br />

Die Studienergebnisse sind vor dem Hintergrund<br />

zu sehen, dass weltweit bereits<br />

20 Prozent der Kinder und Jugendlichen<br />

übergewichtig oder adipös<br />

sind. Denn die Bewerbung<br />

ungesunder Pro-<br />

Die Bewerbung<br />

ungesunder Produkte<br />

dukte gilt als wichtiger<br />

beeinflusst das Essverhalten<br />

nachhaltig.<br />

Faktor für Übergewicht<br />

im Kindesalter und beeinflusst<br />

Ernährungspräferenzen<br />

sowie Essverhalten<br />

nachhaltig. Zum Einfluss<br />

von deutschsprachigen Social<br />

Media-Beiträgen über Getränke<br />

und Lebensmittel wurde<br />

bisher kaum geforscht. Vor<br />

allem über Häufigkeit und<br />

Inhalt der visuellen Darstellung<br />

von Lebensmitteln und<br />

Getränken durch Influencerinnen<br />

und Influencer im deutschsprachigen<br />

Raum war bis anhin wenig bekannt.<br />

„Wie können wir von unseren Kindern erwarten,<br />

dass sie sich gesund ernähren, wenn<br />

die Inhalte in den sozialen Medien auf fett-,<br />

salz- und zuckerreiche Lebensmittel ausgerichtet<br />

sind?“ fragt Eva Winzer angesichts der<br />

Erkenntnisse aus ihrer Studie und fordert:<br />

„Die Politik muss in diesem Zusammenhang<br />

verstärkt gegen soziale Medien vorgehen. In<br />

den meisten Ländern gibt es keine Beschränkungen<br />

für die Vermarktung von ungesunden<br />

Lebensmitteln auf Websites, in sozialen Medien<br />

oder mobilen Anwendungen. Regierungen<br />

müssen Maßnahmen setzen, die sicherstellen,<br />

dass Kinder zu einer gesunden Lebensweise<br />

ermutigt werden.“ <br />

MedUni Wien<br />

Saisonale Grippeviren direkte Abkömmlinge der Pandemie von 1918<br />

Über 100 Jahre nach der Spanischen Grippe-<br />

Pandemie 1918 untersuchte ein Team von<br />

Forschenden Virenerbgut aus Lungenpräparaten<br />

damaliger Opfer. Zwei Veränderungen<br />

schützten die Grippeviren besser vor dem<br />

menschlichen Immunsystem und eine weitere<br />

beschleunigte die Vermehrung. Die saisonalen<br />

Grippeviren, die Menschen bevorzugt im<br />

Winterhalbjahr heimsuchen, sind laut der<br />

Erbgutanalysen direkte Nachkommen der<br />

Pandemie-Viren von 1918, so die Forschenden<br />

im Fachjournal Nature Communications.<br />

Ein Team um Thorsten Wolff und Sébastien<br />

Calvignac-Spencer vom Robert Koch Institut<br />

in Berlin entnahm Proben aus konservierten<br />

Lungen, die von Opfern der Spanischen Grippe<br />

stammen und in medizinischen Archiven in Österreich<br />

und Deutschland aufbewahrt werden.<br />

Aus einem Lungenpräparat der Charité in Berlin<br />

konnten sie das Virenerbgut komplett sequenzieren,<br />

bei zwei weiteren Proben teilweise. In zwei<br />

Präparaten aus der medizinischen Sammlung<br />

des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien<br />

im Narrenturm in Wien-Alsergrund war hingegen<br />

kein Virenerbgut mehr nachzuweisen, heißt<br />

es in der Arbeit.<br />

Die Forschenden verglichen darin die<br />

Virenerbgut-Sequenzen aus den drei Berliner<br />

Proben mit bisher bekannten Spanische<br />

Grippeviren-Sequenzen von Opfern in den<br />

US-Bundesstaaten New York und Alaska und<br />

analysierten Veränderungen der Viren im Lauf<br />

der Pandemie. Sie lief genau so wie die aktuelle<br />

COVID-19-Pandemie in Wellen ab und<br />

erreichte ihren Höhepunkt im Herbst 1918,<br />

erklären sie.<br />

Die Erbgut-Sequenzen zeigen, dass die Spanische<br />

Grippe ebenfalls durch lokale Ansteckung<br />

sowie fallweise Verbreitung über große<br />

Entfernungen kursierte. Zwei Veränderungen<br />

an einem Eiweißstoff schützten das Erbgut der<br />

Grippeviren aus der Hauptwelle wohl besser<br />

vor dem menschlichen Immunsystem als die<br />

Viren davor, erklärte Wolff bei einer Online-<br />

Pressekonferenz. Außerdem war jenes Enzym<br />

„getunt“, das ihr Erbgut vermehrt. Sie waren<br />

demnach für die Vermehrung in menschlichen<br />

Zellen optimiert und hatten sich an ihre neuen<br />

Opfer angepasst.<br />

Das Virus von 1918 stammte wahrscheinlich<br />

aus wilden Vögeln, möglicherweise kam es<br />

durch einen Zwischenschritt über Nutzgeflügel<br />

zum Menschen, sagte Calvignac-Spencer. Dort<br />

blieb es offensichtlich bis heute, denn laut der<br />

Erbgutanalysen sind die Viren der saisonalen<br />

Grippe allesamt direkte Nachkommen des<br />

ursprünglichen Pandemie-Stammes. APA<br />

Foto: iStock/Albina Gavrilovic<br />

26 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>


25.-26. November <strong>2022</strong><br />

Wiener Medizinische Tage<br />

SOFIENSÄLE<br />

Marxergasse 17, 1030 Wien<br />

FREITAG, 25.11.<strong>2022</strong><br />

SAMSTAG, 26.11.<strong>2022</strong><br />

©Rainer Iglar/Sofiensäle<br />

17.00 –17.10 Uhr ERÖFFNUNG DURCH DEN<br />

PRÄSIDENTEN DER<br />

ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN<br />

17.10 –17.15 Uhr ERÖFFNUNG DURCH DEN<br />

FORTBILDUNGSREFERENTEN<br />

Schwerpunkt: jugendliche Gynäkologie und Urologie<br />

17.15 –18.00 Uhr GYNÄKOLOGISCHE ASPEKTE BEI<br />

JUGENDLICHEN<br />

Dr. in Daniela Marianne Dörfler,<br />

Medizinische Universität Wien<br />

18.00 –19.00 Uhr WIE IST DAS NUN MIT DER<br />

ÖSTROGENLAST FÜR DEN MANN –<br />

STERBEN MÄNNER ECHT AUS<br />

Univ.-Prof. Dr. Eugen Plas,<br />

Hanusch-Krankenhaus<br />

19.00 –19.45 Uhr PAUSE<br />

Schwerpunkt: Ernährung<br />

19.45 –20.30 Uhr DIABETES: MODERNE STRATEGIEN<br />

DER ORGANPROTEKTION<br />

Dr. Roland Edlinger,<br />

Karl Landsteiner Institut für Stoffwechselerkrankungen<br />

und Nephrologie &Klinik Hietzing<br />

20.30 –21.15 Uhr LIPIDSTOFFWECHSELSTÖRUNGEN<br />

UND DEREN THERAPIE HEUTE<br />

Univ.-Prof. Dr. Thomas Stulnig,<br />

Karl Landsteiner Institut für Stoffwechselerkrankungen<br />

und Nephrologie &Klinik Hietzing<br />

21.15 –22.00 Uhr ERNÄHRUNG UND COVID-19<br />

Univ.-Doz. Dr. Cem Ekmekcioglu,<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Schwerpunkt: Auswirkungen von Covid19<br />

9.00 –9.10 Uhr ERÖFFNUNG DURCH DEN<br />

PRÄSIDENTEN DER<br />

ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN<br />

9.10 –9.15 Uhr ERÖFFNUNG DURCH DEN<br />

FORTBILDUNGSREFERENTEN<br />

9.15 –10.15 Uhr LONG COVID AUS<br />

NEUROLOGISCHER SICHT<br />

Dr. Michael Stingl,<br />

Praxis in 1090 Wien<br />

10.15 –11.15 Uhr DIE AUSWIRKUNGEN DER PANDEMIE<br />

AUS SICHT DES ORTHOPÄDEN<br />

Dr. Thomas Rustler,<br />

Orthopädisches Spital Speising<br />

11.15 –12.15 Uhr AUSWIRKUNGEN DER REZENTEN<br />

GESELLSCHAFTLICHEN KRISEN AUF<br />

DIE PSYCHISCHE SITUATION DER<br />

KINDER UND JUGENDLICHEN<br />

Dr. Georg Sojka,<br />

Institut für Erziehungshilfe<br />

12.15 –13.00 Uhr PAUSE<br />

13.00 –14.00 Uhr COVID-19 UND PSYCHISCHE BELAS-<br />

TUNGEN BEI KINDERN UND JUGEND-<br />

LICHEN: KRISE, CHANCE UND DER<br />

WEG ZURÜCK IN DIE NORMALITÄT<br />

Univ.-Prof. Dr. Paul Plener, MHBA,<br />

Medizinische Universität Wien<br />

14.00 –15.00 Uhr RÜCKENSCHMERZEN -VORBEUGEN<br />

UND KONSERVATIV BEHANDELN<br />

Ao.Univ.-Prof. Dr. Richard Crevenna, MSc MSc MBA,<br />

Medizinische Universität Wien<br />

Information und Anmeldung:<br />

Die Wiener Medizinische Tage finden als Hybrid-Veranstaltung statt.<br />

Sie können vor Ort oder online via Live-Stream teilnehmen.<br />

Anmeldung für die Teilnahme an der Präsenzveranstaltung:<br />

Referat für ärztliche Fortbildung der Ärztekammer für Wien<br />

Michaela Wörgötter, E-Mail: woergoetter@aekwien.at<br />

Für die Teilnahme am Webinar registrieren Sie sich unter<br />

folgendem Link:<br />

https://derbrutkasten.clickmeeting.com/wiener-medizinischetage-<strong>2022</strong>/register<br />

(Sie registrieren sich unter oben angeführtem<br />

Link mit Ihrem Vor- und Nachnamen und Ihrer<br />

E-Mail-Adresse. Sie erhalten dann auf diese<br />

E-Mail eine Registrierungsbestätigung (inklusive<br />

Kalender-Export-Funktion) und einem Button<br />

TEILNEHMEN.<br />

Kurskosten:<br />

Für Mitglieder einer Landesärztekammer sowie Medizinstudent*innen<br />

ist die Veranstaltung kostenlos.<br />

Für Nicht-Mitglieder wird ein Kostenbeitrag von EUR 35,- eingehoben.<br />

Stornobedingungen:<br />

Bei Nichterscheinen bzw. Nichtabmeldung (bis zu einem Tagvor Veranstaltungsbeginn<br />

möglich) ist ein Unkostenbeitrag von EUR 25,- fällig.<br />

Veranstalter:<br />

Die Veranstaltung ist mit 11 medizinischen Punkten<br />

für das DFP der ÖÄK approbiert.<br />

ZENTRUM FÜR<br />

ALLGEMEINMEDIZINSCHE<br />

AUS- UND FORTBILDUNG<br />

DER ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN<br />

Referat für ärztliche<br />

Fortbildung, Zentrum für<br />

allgemeinmedizinische<br />

Aus- und Fortbildung


SERVICE MEDIZIN<br />

Praevenire Gesundheitstage<br />

Forschung, Erfahrung und Diskussion<br />

Von 18. bis 20. Mai fanden im niederösterreichischen Stift Seitenstetten zum siebenten Mal die Praevenire<br />

Gesundheitstage statt, wo namhafte Fachleute über aktuelle Entwicklungen im Gesundheitswesen<br />

referierten und diskutierten. Von neunen medizinischen Erkenntnissen bis hin zum Thema<br />

Pandemie teilten Expertinnen und Experten ihre Erfahrungsberichte und zeigten auch Problemfelder<br />

und Lösungsansätze auf.<br />

► Einer der vielen behandelten<br />

Themenpunkte war die Knappheit<br />

von Arzneimitteln. Nicht zuletzt die<br />

COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass<br />

Europa, auch viele andere Weltregionen,<br />

extrem anfällig für Lieferengpässe<br />

bei Arzneimitteln und Medizinprodukten<br />

ist. Neue gesetzgeberische Maßnahmen<br />

und innovative Produktionsstrategien<br />

sollen hier Abhilfe schaffen.<br />

„An erster Stelle der europäischen<br />

Arzneimittelstrategie für die nächsten<br />

Jahre muss die Verfügbarkeit von Arzneimitteln<br />

stehen. Was nützen uns die<br />

Entwicklung und die Zulassung hervorragender<br />

innovativer Arzneimittel,<br />

wenn sie dann nicht verfügbar sind?“,<br />

sagte Christa Wirthumer-Hoche, Leiterin<br />

der AGES Medizinmarktaufsicht.<br />

Starke Abhängigkeit<br />

„Wir sind sehr abhängig vom asiatischen<br />

Raum“, betonte die Expertin. 80<br />

bis 90 Prozent der Wirkstoffe für Arzneimittel<br />

kommen beispielsweise aus<br />

China. Das macht den Rest der Welt<br />

anfällig für Lieferkettenprobleme und<br />

Engpässe, wie Johannes Khinast vom<br />

Institut für Prozess- und Partikeltechnik<br />

der TU-Graz feststellte.<br />

Eine für die EU erstellte Studie hat<br />

ergeben, dass 51 Prozent der Arzneimittelengpässe<br />

auf Probleme bei der<br />

Herstellung zurückzuführen sind. Bei<br />

immer weniger Produktionsstätten<br />

wirkt sich deshalb der Ausfall eines<br />

Standortes oft schon gravierend aus. Ein<br />

Viertel der Fälle von mangelnder Verfügbarkeit<br />

von Arzneimitteln hat aber<br />

auch kommerzielle Gründe – für Unternehmen<br />

zahlt sich die Produktion wegen<br />

zu geringer Preise nicht mehr aus.<br />

Österreich hat schon vor einiger Zeit mit<br />

einem Register, in das die Pharmaunternehmen<br />

absehbare Probleme mit Produkten<br />

zumindest vier Wochen vorher<br />

„An erster<br />

Stelle der<br />

europäischen<br />

Arzneimittelstrategie<br />

für<br />

die nächsten<br />

Jahre muss<br />

die Verfügbarkeit<br />

von<br />

Arzneimitteln<br />

stehen.“<br />

eintragen müssen, einen wichtigen<br />

Schritt gesetzt. Die EU folgte jetzt auf<br />

der Basis der Erfahrungen während der<br />

COVID-19-Pandemie mit einer Gesetzgebung,<br />

welche kritische Produkte<br />

definiert und eine Datenbank für ganz<br />

Europa schafft.<br />

„80 Prozent der Lieferengpässe betreffen<br />

nicht ganz Europa“, so Wirthumer-<br />

Hoche. In solchen Fällen kann der<br />

Austausch von Produkten helfen. Hinzu<br />

kommen Informationen über die<br />

Lagerhaltung, Produktionsstandorte et<br />

cetera. Das alles soll die Verlässlichkeit<br />

der Arzneimittelversorgung stärken.<br />

Neue Methoden<br />

Auch neue Produktionsmethoden können<br />

helfen. „Wir brauchen schnellere<br />

und bessere Produktionstechnologien.<br />

Heute werden Medikamente im Batch-<br />

Verfahren hergestellt“, sagte Khinast.<br />

Diese Produktion großer Mengen binnen<br />

einer gewissen Zeit führe zu einem<br />

Vorlauf bis zur Verfügbarkeit von bis zu<br />

einem Jahr. „Wir schlagen eine kontinuierliche<br />

Produktionskette 24 Stunden<br />

an sieben Tagen der Woche mit viel<br />

kleineren Anlagen vor.“<br />

An der TU-Graz steht beispielsweise<br />

eine nur 40 Quadratmeter umfassende<br />

automatisierte Produktionsanlage für<br />

Medikamente in Tablettenform. „Wir<br />

können damit zehn Millionen Tabletten<br />

pro Woche produzieren“, sagte der<br />

Experte. Solche Anlagen seien flexibel,<br />

überall installierbar und im Fall des<br />

Falles schnell verfügbar. Die Wissenschafterinnen<br />

und Wissenschafter wollen<br />

in den kommenden Jahren in Graz<br />

eine Pharma-Produktionsstätte auf<br />

600 Quadratmetern Grundfläche (drei<br />

Stockwerke) für die kontinuierliche<br />

Herstellung von Wirkstoffen für 100<br />

bis 200 Millionen Tabletten pro Jahr<br />

errichten. Auch das wäre eine Strategie,<br />

um auf Krisensituationen im Arzneimittelsektor<br />

besser vorbereitet zu sein.<br />

Lernprozess durch COVID-19<br />

Über die Herausforderungen und Lehren<br />

aus der COVID-Pandemie sprach<br />

bei den Praevenire Gesundheitstagen<br />

unter anderem die Wiener Vakzinologin<br />

Ursula Wiedermann-Schmidt. So<br />

sei in der Bekämpfung der Pandemie<br />

von Beginn an extrem schnelles Handeln<br />

notwendig. „Wir mussten ständig<br />

lernen und tun das jetzt noch, was zum<br />

Beispiel die langfristige Wirkung der<br />

Impfung betrifft“.<br />

Mit dem Aufkommen der Pandemie zu<br />

Beginn des Jahres 2020 war plötzlich<br />

eine weltweite Krise gegeben. „Der Erreger<br />

musste identifiziert werden. Die<br />

Entwicklung von Impfstoffen wurde<br />

begonnen, gleichzeitig musste eine<br />

Impfstrategie entwickelt werden. Lernen<br />

mussten wir aber auch, wie<br />

COVID-19 übertragen<br />

wird“, sagte die Expertin.<br />

Bewegliches Ziel<br />

Die Entwicklung der COVID-19-Vakzine<br />

binnen weniger Monate war ein<br />

enormer Erfolg. Gleichzeitig stellte<br />

sich aber auch heraus, dass es sich<br />

bei SARS-CoV-2 um ein „bewegliches<br />

Ziel” handelt. Die ständig auftre-<br />

28 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>


MEDIZIN SERVICE<br />

tenden Mutationen veränderten das<br />

Virus. „Beim Wuhan-Virus steckte eine<br />

Person im Durchschnitt 2,3 bis 2,6<br />

andere Menschen an. Bei der Delta-<br />

Variante waren es schon fünf bis acht,<br />

bei Omikron 18 weitere Infizierte. Das<br />

ist infektiös wie die Masern. Damit<br />

haben sich die Rahmenbedingungen<br />

für Entscheidungen ständig geändert.<br />

COVID-19 ist ein Chamäleon“, sagte<br />

die Leiterin des Nationalen Impfgremiums<br />

Österreichs.<br />

Schon am Beginn der Pandemie war<br />

klar, dass es zunächst um den Schutz<br />

der am meisten Gefährdeten, betagte<br />

Menschen und Personen mit Risikofaktoren<br />

gehen müsse. An zweiter Stelle<br />

sei der Schutz des Gesundheitspersonals<br />

gestanden, schließlich habe man<br />

eine Priorisierung bei den Impfungen<br />

nach dem dringendsten Bedarf durchführen<br />

müssen. „Wir haben zunächst<br />

nicht gewusst, wann es welche Impfstoffe<br />

geben wird und wie groß die zur<br />

Verfügung stehenden Mengen sind“,<br />

sagte Ursula Wiedermann-Schmidt.<br />

Auch zu Fehleinschätzungen sei es bei<br />

allen Bemühungen um möglichst exaktes<br />

Wissen gekommen. Die Vakzinologin:<br />

„Mit der Zulassung des ersten<br />

Impfstoffes und der Erhältlichkeit ab<br />

27. Dezember 2020 hat man gerechnet,<br />

die Pandemie sei bald vorbei.“ Es kam<br />

anders – und die Menschheit musste<br />

auch lernen, dass die Vakzine bei drei<br />

Teilimpfungen im richtigen Abstand<br />

weiterhin hoch wirksam in der Verhinderung<br />

von schweren COVID-19-Erkrankungen<br />

und Todesfällen ist, jedoch<br />

beim Schutz vor einer Infektion Schwächen<br />

aufweisen.<br />

„Die dritte Impfung schützt weiterhin<br />

zu 86 Prozent vor einer Hospitalisierung<br />

bei einer Erkrankung. Drei Teilimpfungen<br />

sind notwendig, um eine<br />

stabile und breite Immunantwort zu<br />

bekommen. Aber das ist bei den meisten<br />

anderen Impfungen auch so der<br />

Fall“, sagte die Expertin.<br />

Manko in Österreich<br />

Ein mögliches Manko des österreichischen<br />

Systems: In Österreich entscheidet<br />

die Politik über die Impfungen.<br />

Ursula Wiedermann-Schmidt: „Das<br />

Nationale Impfgremium ist ein reines<br />

Beratungsgremium. Wir haben nicht<br />

die Möglichkeit, Entscheidungen zu<br />

treffen. Die Ständige Impfkommission<br />

Deutschlands kann Entscheidungen<br />

treffen. Die Politik hat sie umzusetzen.“<br />

Freilich habe COVID-19 auch einige<br />

positive Effekte gebracht. So kam es zu<br />

einem Schub in der Digitalisierung<br />

der Arbeitswelt und des Gesundheitswesens.<br />

Ursu-<br />

„Das Nationale<br />

Impfgremium<br />

ist<br />

ein reines<br />

Beratungsgremium.<br />

Wir haben<br />

nicht die<br />

Möglichkeit,<br />

Entscheidungen<br />

zu<br />

treffen.“<br />

la Wiedermann-Schmidt: „Es hat zum<br />

Beispiel dazu geführt, dass wir endlich<br />

den elektronischen Impfpass etabliert<br />

haben. Ohne die Pandemie hätte das<br />

noch einmal zehn Jahre gedauert.“<br />

Schwierige Vorhersagen<br />

Auch eine künftige Entwicklung der<br />

COVID-19-Pandemie wurde bei den<br />

Praevenire Gesundheitstagen diskutiert.<br />

„Die Evolution von SARS-CoV-2 ist<br />

schwer vorherzusagen. Wir brauchen<br />

an die Mutationen angepasste Impfstoffe.<br />

Wir brauchen leichtere Zulassungsverfahren<br />

und eine intranasale<br />

Impfung sowie multivalente Impfstoffe“,<br />

erklärte der aus Österreich<br />

stammende Vakzin-Forscher Florian<br />

Krammer von der Icahn School of Medicine/New<br />

York in einer Video-Zuschaltung.<br />

Derzeit steuern sowohl das US-Unternehmen<br />

Moderna als auch Pfizer-<br />

BioNTech mit adaptierten mRNA-<br />

Vakzinen die Zulassung an. Doch das<br />

SARS-CoV-2-Virus verändert sich<br />

schnell und „chaotisch“, wie der Experte<br />

erklärte. Das sei ganz anders als<br />

zum Beispiel bei bestimmten Influenza<br />

A-Stämmen. Das zweite Problem:<br />

„Die bisherigen Vakzine erzeugen eine<br />

schlechte mukosale Immunantwort.<br />

Wichtig wären daher intranasal anwendbare<br />

Impfstoffe.“<br />

Mit solchen Vakzinen sollte es möglich<br />

werden, SARS-CoV-2-Infektionen viel<br />

besser zu verhüten, weil der Infektionsweg<br />

eben über die oberen Atemwege<br />

funktioniert und eine gute lokale Immunantwort<br />

eine Prävention ermöglichen<br />

würde. Unklar ist auch, wie es<br />

längerfristig mit den Coronaviren weitergeht.<br />

Laut Krammer könnten sich die Erreger<br />

entweder in Richtung saisonaler Influenza<br />

mit jährlich hoher Krankheitslast<br />

und Todesfällen entwickeln. Es sei aber<br />

auch möglich, dass SARS-CoV-2 in<br />

Richtung jener „humanen“ Coronaviren<br />

mutiert, die offenbar seit urdenklichen<br />

Zeiten für banale Erkältungen<br />

sorgen und gegen die keine Impfung<br />

wie jene gegen die Influenza notwendig<br />

ist. <br />

APA/red<br />

Foto: iStock/PetlinDmitry<br />

„COVID-19 ist ein Chamäleon.”<br />

Service: Mehr zu den Praevenire<br />

Gesundheitstagen sowie das gesamte<br />

Programm finden Sie online unter:<br />

www.praevenire.at<br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 29


SERVICE ZAHNÄRZTEKAMMER<br />

Hinter einer<br />

erfolgreichen<br />

Frau steht…<br />

… ja, wer denn eigentlich?<br />

Von Noémi-Katalin Marković<br />

► Ich war auf einer Fortbildung.<br />

Nicht nur auf einem Onlineseminar,<br />

sondern einem richtigen Tageskurs<br />

von neun bis fünf. Der Vortragende,<br />

ein gutaussehender Zahnarzt in<br />

meinem Alter, sportlich, sympathisch,<br />

zeigte uns Teilnehmenden seine Methode,<br />

Patientinnen und Patienten in<br />

der Praxis zu versorgen. Sehr beeindruckend<br />

für einen kleinen „Kassenzahnarzt“<br />

wie mich. Voller Enthusiasmus<br />

und Tatendrang überlegte ich mir sogleich,<br />

wie ich das Erlernte vertiefen<br />

und es im Ordinationsalltag umsetzen<br />

kann. Ich würde den Anschlusskurs<br />

buchen und mich noch weiter in die<br />

Materie einarbeiten, mir mehr Wissen<br />

aneignen. So der Plan also. Aber wann<br />

soll sich das zeitlich ausgehen?<br />

Eine lange Liste<br />

Das Buchstabenbuffet für die erste<br />

Klasse muss ausgerichtet werden, das<br />

Judogewand gewaschen, der Kindergarten<br />

braucht neue Windeln, die<br />

Eingangstür in der Ordination muss<br />

repariert werden und der Röntgenraum<br />

ausgemalt. Die Liste ist lang.<br />

Wie schafft der junge, sympathische<br />

und beruflich erfolgreiche Zahnarzt das<br />

alles, der auch zwei kleine Kinder hat<br />

wie ich? Ah ja, seine Frau kümmert sich<br />

um die Kinder. Ein eingespieltes Team<br />

mit klassischer Rollenverteilung. Für<br />

viele Familien noch immer die gängige<br />

Arbeitsaufteilung.<br />

Ich jedoch habe mich bewusst gegen<br />

dieses Familienmodell entschieden.<br />

Schließlich habe ich jahrelang studiert,<br />

um Zahnärztin zu werden, wie<br />

auch viele meiner Kolleginnen. Nun<br />

sind wir selbstständig, haben einen<br />

Auch wir<br />

als Kammer<br />

wollen helfen<br />

und unterstützen.<br />

Mehr als<br />

50 Prozent<br />

des zahnärztlichen<br />

Fachpersonals<br />

sind<br />

Frauen, und<br />

der Anteil an<br />

Kolleginnen<br />

steigt von<br />

Jahr zu Jahr.<br />

Noémi-Katalin Marković: „Alle von uns brauchen Unterstützung, um<br />

erfolgreich zu sein.“<br />

laufenden Kredit, eine eigene Praxis,<br />

Patientinnen und Patienten, Angestellte<br />

und „nebenbei“ Kinder, für die wir<br />

Verantwortung tragen. Tagtäglich versuchen<br />

wir, diese Bälle in der Luft zu<br />

jonglieren und hoffen, dass wir keinen<br />

fallen lassen.<br />

Beruf, Familie und Interessen<br />

Wie bekommt man also Kinder, den<br />

Beruf und nicht zuletzt die eigenen persönlichen<br />

Interessen unter einen Hut?<br />

Das ist die Frage, die uns Zahnärztinnen<br />

Tag für Tag beschäftigt. Sicher<br />

ist, man braucht einen straff organisierten<br />

Tagesplan, einen Partner, der einen<br />

unterstützt und ein (soziales) Netz, das<br />

einen auffängt, wenn einmal nicht alles<br />

nach Plan läuft. Und solche Situationen<br />

gibt es zur Genüge.<br />

Was wir brauchen, sind starke Nerven<br />

und ja, eine gewisse Gelassenheit. An<br />

beiden arbeite ich noch. Letztendlich<br />

müssen wir uns eingestehen, dass der<br />

Tag auch für uns nur 24 Stunden hat<br />

und nicht alle geplanten Dinge erledigt<br />

werden können.<br />

Wir müssen lernen, Prioritäten zu setzen,<br />

nicht alles selbst zu erledigen und<br />

auch mal die Kontrolle abzugeben. Wir<br />

können nicht überall perfekt sein und<br />

ja, wir brauchen auch mal Hilfe.<br />

Sei es beim Haushalt mit Unterstützung<br />

einer Putzfrau, bei der Kinderbetreuung<br />

durch einen Babysitter oder in<br />

der Praxis mit einer Vertretung.<br />

Hinter jeder erfolgreichen Frau, wie<br />

auch jedem erfolgreichen Mann, stehen<br />

viele Menschen, die uns tagtäglich<br />

helfen.<br />

Auch wir als Kammer wollen helfen<br />

und unterstützen. Mehr als 50 Prozent<br />

des zahnärztlichen Fachpersonals sind<br />

Frauen, und der Anteil an Kolleginnen<br />

steigt von Jahr zu Jahr. Die meisten von<br />

uns stehen vor denselben Aufgaben und<br />

Herausforderungen: Schwangerschaft<br />

und die Vereinbarkeit von Arbeit und<br />

Familie. Und alle von uns brauchen<br />

Unterstützung, um erfolgreich zu sein.<br />

Gerne leisten auch wir als Eure Interessenvertretung<br />

unseren Beitrag dazu! <br />

Noémi-Katalin Marković ist Referentin<br />

für Gender, Soziales und<br />

Jungzahnärzt:innen. Sprechstunde: 1.<br />

Freitag im Monat 12.00 bis 13.00 Uhr<br />

nach Voranmeldung unter office@<br />

wr.zahnaerztekammer.at<br />

https://wr.zahnaerztekammer.at/<br />

ueber-uns/referate<br />

Fotos: agile digital twins; iStock/holaillustrations<br />

30 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>


ZAHNÄRZTEKAMMER SERVICE<br />

Nichterscheinen von Patientinnen und Patienten<br />

Honorarforderung nach<br />

Terminversäumnis<br />

Im Allgemeinen erfolgt die Terminvergabe bei Zahnärztinnen und Zahnärzten nach Voranmeldung.<br />

Muss ein Termin abgesagt werden sollte dies wenn möglich einen Tag vorher erfolgen.<br />

Dadurch können andere Patientinnen und Patienten in der freigewordenen Zeit behandelt werden,<br />

die möglicherweise dringend auf einen Termin warten.<br />

Von Roland Scholz<br />

Fotos: agile digital twins; iStock/Stadtratte<br />

► Wird ein vereinbarter Termin<br />

nicht wahrgenommen und auch<br />

nicht abgesagt, kann ein Entgelt für den<br />

reservierten Behandlungstermin gefordert<br />

werden. Dies ist dann möglich,<br />

wenn in der Zeit des nicht wahrgenommenen<br />

Termins kein anderer Patient<br />

beziehungsweise keine andere Patientin<br />

behandelt werden konnte.<br />

Der entstandene finanzielle Verlust<br />

kann eingeklagt werden, unabhängig<br />

davon, ob der Patient beziehungsweise<br />

die Patientin für das Versäumen des<br />

Termins verantwortlich ist oder nicht.<br />

Allerdings muss die Honorarforderung<br />

angemessen sein und es ist eine allfällige<br />

Ersparnis durch die nicht erfolgte<br />

Behandlung zu berücksichtigen.<br />

Vom Einzelfall abhängig<br />

Rechtsgrundlage für Honorarforderungen<br />

beziehungsweise Entgeltansprüche<br />

ist § 1168 Abs. 1 ABGB. Bisher<br />

gibt es bezüglich solcher Fälle keine<br />

Rechtsprechungen des OGH auf die<br />

verwiesen werden kann, daher ist die<br />

Rechtsprechung vom Einzelfall abhängig.<br />

Aufgrund der in der Regel hohen<br />

Auslastung von Zahnarztpraxen ist<br />

anzunehmen, dass Zahnärztinnen und<br />

Zahnärzte statt im Fall eines ausgefallenen<br />

Patienten eine andere Person<br />

behandeln kann. Der Erwerb der Ersatzbehandlung<br />

ist voll anzurechnen,<br />

Roland Scholz: „Wird ein vereinbarter Termin<br />

nicht wahrgenommen und auch nicht abgesagt,<br />

kann ein Entgelt für den reservierten Behandlungstermin<br />

gefordert werden.“<br />

wodurch im Allgemeinen kaum Verluste<br />

geltend gemacht werden können.<br />

In der Patientencharta (Vereinbarung<br />

gemäß Art. 15a B-VG zwischen Bund<br />

und Ländern zur Sicherstellung der<br />

Wiener Internationale<br />

Dentalausstellung<br />

Patientenrechte) ist im Artikel 16 allgemein<br />

festgehalten: „Patientinnen und<br />

Patienten sind im Vorhinein über die<br />

voraussichtlichen Kosten zu informieren.<br />

Der § 18 Abs. 1 ZÄG entspricht<br />

dem Artikel 16.“<br />

Wird ein Patient oder eine Patientin<br />

zum Beispiel im Anamnesebogen oder<br />

mittels eines gut sichtbaren Hinweisschildes<br />

in der Ordination darüber<br />

informiert, dass ein Ausfallshonorar<br />

in Rechnung gestellt werden kann und<br />

festgelegt, bis wann eine Absage erfolgen<br />

muss, steigen die Chancen, die Ansprüche<br />

durchsetzen zu können. <br />

Roland Scholz ist Referent für Forensik<br />

und Schlichtung der Landeszahnärztekammer<br />

für Wien.<br />

Nach zwei Jahren Pause öffnete die „Wiener Internationale<br />

Dentalausstellung“ heuer wieder ihre Tore. Die Ausstellung<br />

fand vom 20. bis 22. Mai in der Messe Wien statt –<br />

erstmals war auch die Landeszahnärztekammer für Wien<br />

mit einem Stand vertreten. Nach zwei Messetagen blickt<br />

das Team der Standesvertretung auf sehr viele spannende<br />

Gespräche, zahlreiche Anregungen und vor allem unglaublich<br />

viel Anerkennung für die bisherige Arbeit des letzten<br />

Jahres zurück.<br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 31


SERVICE CHRONIK<br />

FGF23: Katharina Dörr ist „Researcher of the Month“<br />

Katharina Dörr wurde im Mai anlässlich ihrer<br />

im Journal Circulation Research erschienenen<br />

Arbeit „Randomized Trial of Etelcalcetide for<br />

Cardiac Hypertrophy in Hemodialysis“ als Wissenschafterin<br />

des Monats ausgezeichnet.<br />

Patientinnen und Patienten mit chronischer<br />

Nierenfunktionseinschränkung entwickeln<br />

häufig eine Verdickung des Herzmuskels, eine<br />

sogenannte Linksventrikelhypertrophie. Das ist<br />

insbesondere bei niereninsuffizienten Patientinnen<br />

und Patienten in spätem Stadium, also<br />

bei jenen, die eine Nierenersatztherapie wie die<br />

Hämodialyse benötigen, besonders ausgeprägt.<br />

Die Gefahr dieser Herzmuskelverdickung liegt<br />

in einer deutlichen Erhöhung des Risikos für<br />

akute Herz-Kreislauferkrankungen wie zum<br />

Beispiel plötzlichem Herztod. Patientinnen und<br />

Patienten an der Hämodialyse haben etliche Risikofaktoren<br />

für die Entwicklung einer solchen<br />

Herzmuskelverdickung. Einer davon ist die<br />

Erhöhung des sogenannten Fibroblast-Growth-<br />

Factor 23 (FGF23), eines Proteins, welches mit<br />

schlechter werdender Nierenfunktion steigt.<br />

FGF23 kann jedoch durch Medikamente in<br />

verschiedene Richtungen beeinflusst werden.<br />

In der randomisiert kontrollierten Studie erhielten<br />

62 Patientinnen und Patienten aus zwei<br />

Katharina Dörr<br />

Dialysezentren in Wien (AKH Wien, Wiener<br />

Dialysezentrum) über den Zeitraum von einem<br />

Jahr entweder das Medikament Etelcalcetide<br />

(aus der Medikamentengruppe der Calcimimetika)<br />

oder Alfacalcidol (Vitamin D). Beide<br />

Medikamente werden primär zur Therapie<br />

einer Knochenkrankheit eingesetzt, welche bei<br />

nierenkranken Patientinnen und Patienten<br />

häufig vorkommt (sekundärer Hyperparathyreoidismus).<br />

Die Therapie wurde den Patientinnen und Patienten<br />

nach jeder Dialysebehandlung intravenös<br />

verabreicht. Mithilfe einer Magnetresonanzuntersuchung<br />

wurde die Herzmuskeldicke am<br />

Anfang und am Ende der Studie gemessen.<br />

Mit dieser Studie konnte gezeigt werden,<br />

dass in der Etelcalcetide-Therapiegruppe die<br />

FGF23-Werte deutlich gesenkt wurden und die<br />

Herzmuskelmasse nach einem Jahr gleichblieb,<br />

während es bei Patientinnen und Patienten<br />

unter Alfacalcidol-Therapie zu einer Erhöhung<br />

von FGF23 und einer weiteren Zunahme der<br />

Herzmuskelverdickung kam. Eine Senkung von<br />

FGF23 konnte ein Voranschreiten der pathologischen<br />

Linksventrikelhypertrophie um sechs<br />

bis acht Prozent innerhalb eines Jahres verringern.<br />

Eine effektive Therapie dieser Erkrankung<br />

könnte das Risiko des plötzlichen Herztods in<br />

dieser Gruppe, die ohnehin bereits ein deutlich<br />

erhöhtes Herzkreislaufrisiko hat, senken. <br />

Zur Person: Katharina Dörr hat an der MedUni<br />

Wien Humanmedizin studiert. Nach Abschluss<br />

ihres Studiums begann sie als Turnusärztin in<br />

niederösterreichischen Kliniken zu arbeiten und<br />

wechselte 2015 an die klinische Abteilung für<br />

Nephrologie und Dialyse der Universitätsklinik<br />

für Innere Medizin III der MedUni Wien. 2020<br />

schloss sie sowohl ihr PhD-Studium als auch ihr<br />

Masterstudium in Gesundheitsmanagement ab<br />

und ist seit 2021 als Fachärztin an der Nephrologie<br />

der MedUni Wien tätig.<br />

Nach Medizinstudium in Österreich: Drei<br />

Viertel der Deutschen gehen ins Ausland<br />

77 Prozent der deutschen Absolventinnen<br />

und Absolventen eines Medizinstudiums an<br />

einer österreichischen Uni gehen innerhalb<br />

von drei Jahren ins Ausland. Das zeigt eine<br />

Auswertung der Statistik Austria. Demgegenüber<br />

verlassen nur acht Prozent der österreichischen<br />

Absolventinnen und Absolventen<br />

das Land – zuletzt blieben sogar wieder mehr<br />

in Österreich.<br />

Insgesamt hat sich die Statistik Austria die<br />

Wegzüge und Berufseinstiege von Universitätsabsolventinnen<br />

und -absolventen aus den Jahren<br />

2008/09 bis 2018/19 näher angesehen – mit<br />

einem besonderen Fokus auf die Humanmedizin.<br />

Demnach haben in diesem Zeitraum 13.123<br />

Österreicherinnen und Österreicher sowie 2360<br />

Deutsche das Studium an den drei Medizin-Unis<br />

Wien, Graz und Innsbruck beendet (für das neue<br />

Studium in Linz gab es noch keine Zahlen). 75<br />

Prozent der Studienplätze sind für Personen mit<br />

österreichischem Maturazeugnis reserviert, weitere<br />

20 Prozent für Studenten aus EU-Staaten.<br />

Obwohl rund fünfeinhalb mal mehr Absolventinnen<br />

und Absolventen aus Österreich<br />

stammen, sind damit in absoluten Zahlen<br />

wesentlich mehr Deutsche (rund 1800) als<br />

Österreicherinnen und Österreicher (1050)<br />

ins Ausland gegangen.<br />

Betrachtet man nur die österreichischen<br />

Medizin-Absolventinnen und Absolventen,<br />

fällt auf, dass sie im Vergleich zu anderen<br />

Ausbildungsfeldern relativ häufig wegziehen.<br />

In den vergangenen Jahren ging dieser Anteil<br />

allerdings leicht zurück.<br />

Ähnlich Resultate erhält man, wenn man sich<br />

die Erwerbstätigkeit der Absolventinnen und<br />

Absolventen ansieht. Lediglich 21 Prozent der<br />

deutschen Diplom-Absolventinnen und 24<br />

Prozent der deutschen Diplom-Absolventen in<br />

der Humanmedizin waren demnach 18 Monate<br />

nach dem Abschluss in Österreich erwerbstätig.<br />

Bei den österreichischen Absolventinnen liegt<br />

der entsprechende Anteil bei 78 Prozent, bei<br />

den Absolventen bei 81 Prozent. <br />

Fotos: MedUni Wien: iStock/EmiliaU<br />

32 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>


CHRONIK SERVICE<br />

„Lange Nacht der Forschung“: MedUni Wien bot zahlreiche Attraktionen<br />

Am Freitag, 20. Mai <strong>2022</strong>, gab es bei der<br />

Langen Nacht der Forschung einen großen<br />

Run auf die zahlreichen Aktionen der<br />

MedUni Wien. Allein der Live-Übertragung<br />

einer Gehirn-OP, die heuer erstmals auf<br />

dem Programm stand, sahen mehr als 800<br />

Interessierte zu. Aber auch die Live-Herz-OP<br />

stieß wieder auf reges Interesse. Insgesamt<br />

tauchten an den rund 100 Stationen an acht<br />

Standorten am und rund um den MedUni<br />

Campus AKH zwischen 17 und 23 Uhr 7.171<br />

Begeisterte in die Faszination der medizinischen<br />

Wissenschaft ein.<br />

Die meisten Wissensdurstigen strömten zu den<br />

Mitmachstationen, Workshops und Vorträgen<br />

rund um die Themen „Herz und Hirn“, zwei<br />

zentrale Organe des Körpers, die im Mittelpunkt<br />

der Medizinischen Forschungsmeile der<br />

MedUni Wien bei der diesjährigen Langen<br />

Nacht der Forschung standen. Dabei zogen<br />

nicht nur die Live-Übertragungen der mikrochirurgischen<br />

Versorgung eines Aneurysmas im<br />

Gehirn und der Implantation einer Herzklappenprothese<br />

ein besonders großes Publikum<br />

Interessierte bei den Workshops „Das menschliche Gehirn hautnah“ und „Implantation einer Herzklappe“.<br />

in ihren Bann. In exklusiven Workshops versuchten<br />

sich die Besucherinnen und Besucher<br />

unter professioneller Anleitung am Herzmodell<br />

auch selbst als Chirurginnen und Chirurgen<br />

oder erkundeten gleichsam aus der Perspektive<br />

von Forschenden das Innenleben des Gehirns.<br />

Auch bei den weiteren Schwerpunktstationen<br />

zu Themen wie Krebsforschung, Immunsystem,<br />

Notfall-, High-Tech- und Zahnmedizin<br />

tummelten sich zahlreiche Besucherinnen<br />

und Besucher. Auf besonderes Interesse<br />

stießen die verschiedenen Inhalte zu Themen<br />

der Kindergesundheit: Viele griffen zu den<br />

bereitgestellten Virtual Reality-Brillen, um<br />

mehr über das Notfallmanagement bei Frühgeburten<br />

zu erfahren, oder informierten sich<br />

in einem Video mit zugehörigem Vortrag, wie<br />

kranke Kinderherzen geheilt werden. <br />

„Objektiv <strong>2022</strong>“: Corona dominierte die besten Pressefotos des Jahres<br />

Fotos: HELMUT PLOBERGER/ APA/picturedesk.com; MedUni Wien/Harson<br />

Eine der ersten in Österreich verabreichten<br />

Corona-Impfungen, ein Horrorclown auf einer<br />

Corona-Demo, ein Zwei-Meter-Abstand<br />

bei einem Leichtathletikbewerb: Das Thema<br />

„Corona“ dominiert die am 17. Mai <strong>2022</strong> in<br />

der Wirtschaftskammer Österreich prämierten<br />

besten Pressefotos der vergangenen<br />

beiden Jahre. Über den „Objektiv Pressefotopreis<br />

<strong>2022</strong>“ und je 5000 Euro durften sich die<br />

Fotografinnen und Fotografen Lisi Niesner,<br />

Hans Ringhofer, Helmut Ploberger und Nina<br />

Strasser freuen.<br />

Die Wiener Fotografin Niesner von der<br />

Nachrichtenagentur Reuters setzte sich in der<br />

„Zwei Meter Abstand<br />

halten“ – das Siegerbild<br />

in der Kategorie Sport von<br />

Helmut Ploberger.<br />

Kategorie „Chronik, Wirtschaft, Umwelt“ des<br />

von der Bundesinnung der Berufsfotografen<br />

vergebenen Preises durch. Ihr Foto zeigt den<br />

Infektiologen Christoph Wenisch, wie er seine<br />

Faust in die Höhe reckt, nachdem ihm<br />

eine der ersten Corona-Impfungen in<br />

Österreich verabreicht wurde. Das<br />

Bild schaffte es auch auf das Cover<br />

der New York Times. Der Wiener<br />

Pressefotograf Ringhofer wurde in<br />

der Kategorie „Innenpolitik“ ausgezeichnet.<br />

Sein Siegerfoto zeigt einen<br />

Mann mit Horrorclown-Maske und<br />

blauen Handschuhen, der auf einer Corona-<br />

Demonstration vor einem großen Transparent<br />

mit der Aufschrift „Ihr seid die Krankheit und<br />

wir die Medizin“ steht.<br />

In der Kategorie „Sport“ holte sich der oberösterreichische<br />

Fotograf Ploberger den „Objektiv-Pressefotopreis“.<br />

Auf seinem Bild sind zwei<br />

Läufer bei einem Leichtathletik-Wettbewerb in<br />

Vorarlberg zu sehen, die sich nahezu exakt an<br />

den im Hintergrund auf einem Banner festgehaltenen,<br />

wohl für das Publikum vorgeschriebenen<br />

coronabedingten Zwei-Meter-Abstand<br />

halten. Einzig in der Kategorie „Kultur“, wo die<br />

Wiener Pressefotografin Strasser überzeugte,<br />

spielte die Corona-Pandemie und deren Begleiterscheinungen<br />

keine Rolle. <br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 33


SERVICE STEUER<br />

Vermögensanlage<br />

Bauherrenmodell und<br />

Vorsorgewohnung<br />

Viele Menschen sind aufgrund der hohen Inflationsrate auf der<br />

Suche nach sinnvollen Investitionen und krisensicheren Geldanlagen.<br />

Für langfristige Veranlagungen bieten sich die Konzepte<br />

des Bauherrenmodells und der Vorsorgewohnungen an.<br />

Von Wolfgang Leonhart<br />

► Die Zinssätze für Sparbücher<br />

und Bankeinlagen bewegen sich<br />

seit Jahren auf niedrigstem Niveau. Da<br />

diese deutlich unter der Inflationsrate<br />

liegen, erhält man als Sparerin und<br />

Sparer weniger Zinsen als das bestehende<br />

Kapital an Kaufkraft verliert. Um<br />

dieser schleichenden Geldentwertung<br />

entgegenzutreten, sind viele Leute auf<br />

der Suche nach alternativen Veranlagungsformen.<br />

Eine davon ist die Möglichkeiten<br />

ist die Investition in Immobilien,<br />

was im Einzelfall aber zumeist<br />

einen erheblichen punktuellen Kapitaleinsatz<br />

erfordert. Eine Variante sind<br />

die die sogenannten Bauherrnmodelle<br />

und Vorsorgewohnungen, hier steht allerdings<br />

die langfristige Veranlagung<br />

im Vordergrund.<br />

Das Bauherrenmodell<br />

Wolfgang Leonhart:<br />

„Der Kauf einer<br />

Vorsorgewohnung<br />

als Kapitalanlage und<br />

Aufbesserung einer<br />

künftigen Pension<br />

gehört zu den beliebtesten<br />

Anlagemöglichkeiten.“<br />

Die „kleinen“<br />

Bauherrenmodelle<br />

haben ein<br />

geringeres<br />

Risiko, da<br />

hier Baukosten<br />

garantiert<br />

werden<br />

können.<br />

herren von ihrer Bemessungsgrundlage<br />

für die Einkommensteuer absetzen<br />

können und somit eine Reduktion der<br />

Einkommensteuer im betreffenden<br />

Jahr erreichen.<br />

Bauherrenmodelle „erfordern“ von der<br />

steuerlichen Konzeption her in den<br />

nächsten fünfzehn Jahren meist die<br />

Höchststeuerklasse. Sie sind eher für<br />

„Krisenresistente“ interessant, wer mit<br />

stärkeren Einkommensschwankungen<br />

nach unten rechnet, sollte sich ein solches<br />

Engagement gut überlegen.<br />

Die Immobilie kostet mit diesem Steuervorteil<br />

auf den ersten Blick weniger,<br />

dies ist freilich keine Ersparnis, sondern<br />

eine Steuerstundung. Schließlich<br />

muss die Bauherrengemeinschaft innerhalb<br />

von bis zu 25 Jahren (zuzüglich<br />

drei Jahren für Neu-/Umbau) einen<br />

„Totalüberschuss“ erwirtschaften. Was<br />

vorher vom Fiskus an Steuern zurückgeholt<br />

wurde, fällt im Zuge des zu erzielenden<br />

Totalüberschuss in späteren<br />

Jahren wieder an, allenfalls zu einem<br />

niedrigeren Steuersatz infolge zwischenzeitiger<br />

Pensionierung. Natürlich<br />

kann man immer wieder ein solches<br />

Modell abschließen.<br />

Die Beteiligten besitzen natürlich nur<br />

einen prozentualen Anteil am gesamten<br />

Haus. Eine etwaige spätere Aufteilung<br />

des sanierten Hauses fix zu<br />

planen, wäre steuerschädlich. Beim<br />

Bauherrenmodell wäre es allenfalls<br />

möglich, nach etwa 20 bis 25 Jahren<br />

zu parifizieren, also auf Eigentumsobjekte<br />

aufzuteilen. Allerdings muss man<br />

damit rechnen, dass die Wohnungen<br />

dann nicht bestandsfrei sind, da die<br />

Mietverträge wegen der Landesförderung<br />

nämlich unbefristet und zu sehr<br />

Ein komplexes Konstrukt: Gemeinsam<br />

kaufen die Investoren beziehungsweise<br />

Investorinnen ein (meist sanierungsbedürftiges)<br />

Haus, suchen um Sanierungsförderungen<br />

an, erweitern oft das<br />

Objekt zum Beispiel um einen Dachbodenausbau<br />

und vermieten die renovierten<br />

Wohnungen zu besseren Konditionen.<br />

Die anfallenden Kosten können<br />

größtenteils auf 15 Jahre abgeschrieben<br />

werden, da für geförderte Investitionen<br />

eine Sonderregelung gilt (Normalerweise<br />

muss ein Zubau auf 67 Jahre abgeschrieben<br />

werden).<br />

Die Bauherren kaufen mit etwas Eigenkapital<br />

und viel Kredit, der Ausbau<br />

kostet meist das Vielfache der Anschaffung.<br />

In der Anfangsphase „erwirtschaftet“<br />

das Modell jedes Jahr einen<br />

steuerlichen Verlust aus „Vermietung<br />

und Verpachtung“, welchen die Bauguten<br />

Konditionen abgeschlossen werden<br />

müssen.<br />

Klein oder groß<br />

Die Unterscheidung zwischen „kleinem“<br />

und „großen“ Bauherrenbegriff ist für<br />

die Beurteilung durch das Finanzamt<br />

von wesentlicher Bedeutung:<br />

Die „kleinen“ Bauherrenmodelle haben<br />

ein geringeres Risiko, da hier<br />

Baukosten garantiert werden können.<br />

Beim „großen Bauherrenmodell“ geht<br />

die Initiative von den Bauherren aus,<br />

diese tragen das volle Risiko, was zu<br />

einem finanziellen Totalschaden führen<br />

kann. Allerdings haben „große<br />

Bauherren“ – in der Praxis geht das<br />

bei maximal fünf Personen – einen<br />

weiteren Steuervorteil. Sie zahlen die<br />

Grunderwerbssteuer nur vom Preis<br />

der Immobilie, während „kleine“<br />

Bauherren die Steuer für das gesamte<br />

„Package“ inklusive der Investitionen<br />

zahlen und weniger Werbungskosten<br />

abschreiben können.<br />

Die Vorsorgewohnung<br />

Der Kauf einer Vorsorgewohnung als<br />

Kapitalanlage und Aufbesserung einer<br />

künftigen Pension gehört zu den beliebtesten<br />

Anlagemöglichkeiten. Bei<br />

entsprechend langfristiger Vermietungsabsicht<br />

(allfällige Veräußerung<br />

oder Privatnutzung wird erst nach 20<br />

Jahren ins Auge gefasst) empfiehlt sich<br />

ein Kauf mit Ausweis der Umsatzsteuer<br />

im Kaufvertrag samt Vorsteuerabzug.<br />

Als Vorsorgewohnungen bezeichnet<br />

man Eigentumswohnungen, die für<br />

die langfristige Vermietung zu Wohnzwecken<br />

erworben werden. Für Wohnraumvermietung<br />

fallen grundsätzlich<br />

Foto: Leonhart; iStock/BrianAJackson<br />

34 doktor in wien <strong>06</strong>_<strong>2022</strong>


STEUER / BÜCHER SERVICE<br />

Hirnforschung<br />

„Cécile Vogt. Pionierin der Hirnforschung“ von Birgit Kofler-Bettschart.<br />

<strong>2022</strong>. 240 Seiten. ISBN 978-3-8000-7786-1. Carl Ueberreuter Verlag, Wien.<br />

Die Neurowissenschaftlerin Cécile Vogt gehört zu den wichtigen Wegbereiterinnen<br />

für Frauenkarrieren in der Naturwissenschaft. Von den<br />

Nationalsozialisten vertrieben aus dem von ihr gemeinsam mit ihrem<br />

Mann Oskar aufgebauten Kaiser-Wilhelm-Institut für Hirnforschung<br />

in Berlin, ist sie nach ihrem Tod in Vergessenheit geraten. Dieses Buch<br />

holt die geniale Wissenschaftlerin vor den Vorhang und skizziert die<br />

vielfältigen Facetten einer ungewöhnlichen Frau. <br />

Anders normal<br />

10 Prozent Umsatzsteuer an. Sofern man<br />

als Kleinunternehmer beziehungsweise<br />

Kleinunternehmerin gelten kann (umsatzsteuerpflichtigen<br />

Einnahmen eines Jahres<br />

unter 35.000 Euro netto), wäre es möglich,<br />

ohne Umsatzsteuer zu vermieten. Aber<br />

Kleinunternehmer und Kleinunternehmerinnen<br />

können optieren, um zur Möglichkeit<br />

des Vorsteuerabzugs für den Wohnungserwerb<br />

zu kommen.<br />

Der Vorsteuerabzug steht nach Fertigstellung<br />

der Wohnung und frühestens mit der<br />

Bezahlung des Kaufpreises zu. Erst nach<br />

Wohnungsübergabe kann man die gesamte<br />

Vorsteuer geltend machen. Die Vorsteuer<br />

auf Anzahlungen bekommt man nur dann<br />

rückerstattet, wenn die Vermietungsabsicht<br />

nachgewiesen werden kann. Die Vorsteuer<br />

kann auch auf den Verkäufer beziehungsweise<br />

die Verkäuferin der Wohnung überrechnet<br />

werden.<br />

Mit einer Vorsorgewohnung ist man flexibler,<br />

auch wenn auf die großzügigen<br />

Abschreibungsmöglichkeiten verzichtet<br />

werden muss. Damit das Finanzamt anfängliche<br />

Verluste steuerlich anerkennt,<br />

muss die Erzielung eines Totalgewinnes<br />

spätestens innerhalb von 20 Jahren (plus<br />

zusätzlich drei Jahre für Bauführung oder<br />

Umbau) rechnerisch nachgewiesen werden.<br />

Der spätere Verkauf einer Vorsorgewohnung<br />

ist ohne zivilrechtliche Einschränkung<br />

möglich, allerdings muss in diesem<br />

Fall innerhalb von 20 Jahren eine anteilige<br />

Rückerstattung von geltend gemachten<br />

Vorsteuern an das Finanzamt erfolgen. <br />

Wolfgang Leonhart ist Steuerberater in<br />

Wien 7. und Verfasser des im Verlag der<br />

Österreichischen Ärztekammer erschienenen<br />

Buchs „Arzt und Steuern“.<br />

„Anders normal. Ein Transmann und eine Hormonspezialistin erzählen,<br />

wie man wird, wer man ist“ von Sam Vincent Schweiger, Katharina Maria<br />

Burkhardt. <strong>2022</strong>. 184 Seiten. ISBN 978-3-99052-235-6. Verlagshaus der<br />

Ärzte, Wien.<br />

Im Ratgeber „Anders normal” beantworten ein Transmann und eine<br />

Hormonspezialistin offen und ehrlich über 130 Fragen zum Thema<br />

Transidentität, die sich vor, während und nach einer Geschlechtsangleichung<br />

ergeben, und gewähren dabei tiefe Einblicke in unser hormonelles<br />

Innenleben und die ganz normale Welt der Emotionen. <br />

Psychosoziale Kompetenz<br />

„Psychosoziale, psychosomatische und psychotherapeutische Medizin“<br />

von Josef W. Egger. <strong>2022</strong>. 308 Seiten. ISBN 978-3-7011-0478-9. Leykam<br />

Verlag, Graz.<br />

Zeitgemäße wissenschaftliche Medizin verlangt nach Ärztinnen und<br />

Ärzten, die im Umgang mit kranken Menschen nicht nur technischchirurgische<br />

Fertigkeiten und pharmakologisches Wissen aufweisen,<br />

sondern auch eine psychosoziale Kompetenz besitzen. Dieses Buch unterstützt<br />

bei der Gestaltung der Beziehung von Ärztinnen und Ärzten zu<br />

ihren Patientinnen und Patienten mit einer Vielzahl von erprobten Unterlagen<br />

für die ärztliche Praxis entlang der Struktur der PSY-Curricula. <br />

Denkmal<br />

„Wenn Namen leuchten. Von der Universität Wien 1938 bis 1945 vertriebene<br />

Geschichte-Studierende und -Lehrende: ein Denkmal“ von Herbert<br />

Posch, Martina Fuchs (Hg.). <strong>2022</strong>. 224 Seiten. ISBN 978-3-643-511<strong>06</strong>-5.<br />

Lit Verlag, Wien.<br />

An der Universität Wien wurden mit der Machtübernahme durch den<br />

Nationalsozialismus 3000 Studierende und Lehrende entlassen, vertrieben<br />

und/oder ermordet – darunter auch 120 Studierende und acht<br />

Lehrende des Fachs Geschichte. Das Buch zeichnet den Prozess der Vertreibung<br />

nach, skizziert die Biographien der Vertriebenen und beschreibt<br />

den langen Weg zum Denkmal „Wenn Namen leuchten“, das im Mai<br />

<strong>2022</strong> an der Uni Wien eröffnet wurde. <br />

<strong>06</strong>_<strong>2022</strong> doktor in wien 35


SERVICE RECHT<br />

Zu wenig DFP-Punkte<br />

Fortbildungsverpflichtung nicht erfüllt<br />

Der Verwaltungsgerichtshof hatte sich unlängst mit der Frage auseinanderzusetzen, ob die Fortbildungsverpflichtung<br />

eines Arztes als erfüllt anzusehen ist, wenn sich dieser durch die sorgfältige<br />

Lektüre von Fachartikeln am Laufenden hält und nicht durch anerkannte Fortbildungsprogramme.<br />

Von Alexandra Lichtenegger<br />

► Der niedergelassene Facharzt für<br />

Innere Medizin wurde vom Disziplinarrat<br />

der Österreichischen Ärztekammer<br />

schuldig erkannt, seine Berufspflichten<br />

verletzt zu haben, indem er<br />

anstatt der nach dem Ärztegesetz geforderten<br />

150 Fortbildungspunkte (DFP-<br />

Punkte) lediglich 9 DFP-Punkte nachgewiesen<br />

hat. Er konnte damit nicht<br />

ausreichend glaubhaft machen, seine<br />

Pflicht zur Fortbildung erfüllt zu haben.<br />

Über ihn wurde eine Disziplinarstrafe<br />

in Höhe von 1500 Euro verhängt.<br />

Andere Art der Fortbildung<br />

Der Arzt erhob Beschwerde beim Verwaltungsgericht<br />

und wandte ein, dass<br />

er die Fortbildungspflicht nicht verletzt<br />

habe, da er sich laufend fortgebildet habe,<br />

aber eben anders. Er beziehe Fachzeitschriften,<br />

werte diese aus und führe<br />

Exzerpte davon in die von ihm betreute<br />

Datenbank ein. Darüber hinaus studiere<br />

er regelmäßig die Quellen und<br />

recherchiere in diesen. Diese Art der<br />

Fortbildung würde in der Woche etwa<br />

acht bis zehn Stunden betragen. Somit<br />

meinte er, würde er seine Fortbildungsverpflichtung<br />

sehr wohl erfüllen.<br />

Das Verwaltungsgericht gab ihm Recht<br />

und war der Meinung, dass es Ärztinnen<br />

und Ärzten durchaus freistehe,<br />

sich anders als durch den Erwerb von<br />

DFP-Punkten fortzubilden. Darüber<br />

hinaus würde den Arzt auch nur ein geringes<br />

Verschulden treffen, da zum einen<br />

in der Zeitschrift der Ärztekammer<br />

ein Vertreter der Ärztekammer Kärnten<br />

anführte, dass die Glaubhaftmachung<br />

der Fortbildung auch anders als durch<br />

das Sammeln von DFP-Punkten möglich<br />

sei und zum anderen die Rechtslage<br />

unklar sei.<br />

Der Verwaltungsgerichtshof ließ die<br />

außerordentliche Revision gegen dieses<br />

Erkenntnis zu und hat Folgendes dazu<br />

erwogen:<br />

Wer die Fortbildungspflicht verletzt, begeht ein Ungehorsamsdelikt.<br />

Der Arzt<br />

erhob<br />

Beschwerde<br />

beim<br />

Verwaltungsgericht<br />

und wandte<br />

ein, dass er<br />

die Fortbildungspflicht<br />

nicht verletzt<br />

habe, da er<br />

sich laufend<br />

fortgebildet<br />

habe.<br />

Die rechtlichen Bestimmungen zur<br />

Fortbildungsverpflichtung von Ärztinnen<br />

und Ärzten finden sich zum<br />

einen im Ärztegesetz 1998 und zum anderen<br />

in der Verordnung der Österreichischen<br />

Ärztekammer über ärztliche<br />

Fortbildung.<br />

Ärztinnen und Ärzte haben sich laufend<br />

im Rahmen anerkannter Fortbildungsprogramme<br />

der Ärztekammern<br />

in den Bundesländern oder<br />

der Österreichischen Ärztekammer<br />

oder im Rahmen anerkannter ausländischer<br />

Fortbildungsprogramme<br />

fortzubilden. Ihre absolvierten Fortbildungen<br />

müssen sie zumindest alle drei<br />

Jahre gegenüber der Österreichischen<br />

Ärztekammer glaubhaft machen.<br />

Diese Meldungen sind spätestens bis<br />

zum Ablauf von drei Monaten nach<br />

dem jeweiligen Fortbildungszeitraum<br />

(Sammelzeitraum) zu erstatten. Nachzuweisen<br />

sind zumindest 150 DFP-<br />

Punkte, davon mindestens 120 Punkte<br />

durch fachspezifische Fortbildung und<br />

maximal 30 Punkte im Rahmen sonstiger<br />

Fortbildung oder zum Stichtag<br />

des Sammelzeitraumes ein gültiges<br />

DFP Diplom.<br />

Sicherstellung der Qualität<br />

Das DFP-Programm der Österreichischen<br />

Ärztekammer dient der Sicherstellung<br />

von Qualitätskriterien und<br />

insbesondere auch der Unabhängigkeit<br />

der ärztlichen Fortbildung. Wurde<br />

der Führung des Fortbildungskontos<br />

nicht ausdrücklich widersprochen,<br />

ist der erforderliche Mindestumfang<br />

an DFP-Punkten als Berufspflicht<br />

eines Arztes beziehungsweise<br />

einer Ärztin nach den Regeln der Verordnung<br />

über ärztliche Fortbildung<br />

nachzuweisen. Es bleibt Ärztinnen und<br />

Ärzten nicht gänzlich selbst überlassen,<br />

wie sie sich fortbilden. Die Ansicht<br />

des Arztes, dass jedwedes Literaturstudium<br />

und die Bearbeitung von Fachartikeln<br />

durch die Einführung in eine<br />

eigene Datenbank bei der Frage der Erfüllung<br />

der Fortbildungspflicht zu berücksichtigen<br />

sei, ist nach Ansicht des<br />

Verwaltungsgerichtshofs verfehlt. Wer<br />

die Fortbildungspflicht verletzt, begeht<br />

ein Ungehorsamsdelikt. Das öffentliche<br />

Interesse an der Einhaltung der<br />

Fortbildungspflicht eines Arztes beziehungsweise<br />

einer Ärztin und deren Bedeutung<br />

ist als sehr hoch einzuschätzen.<br />

Die Folgen von Übertretungen<br />

der Fortbildungspflicht sind jedenfalls<br />

nicht unbedeutend im Hinblick auf<br />

deren Schutzzweck, nämlich der Qualitätssicherung<br />

für Patientinnen und<br />

Patienten und der Sicherstellung der<br />

bestmöglichen Behandlung. So sieht<br />

der VwGH auch das Verschulden des<br />

Arztes nicht als gering an, wie es vom<br />

Verwaltungsgericht behauptet wurde.<br />

Der VwGH hob das Erkenntnis des Verwaltungsgerichts<br />

auf, welches nun neuerlich<br />

zu entscheiden hat. <br />

Sollten Sie Fragen haben, so steht Ihnen<br />

die Rechtsabteilung für Auskünfte gerne<br />

zur Verfügung (recht@aekwien.at).<br />

Foto: iStock/Sophie Walster<br />

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Septemberer 2016


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