STADTMAGAZIN-07-2022-web
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LOKALES<br />
Foto: M. Märtens<br />
„Die Unterschiede sind sehr groß<br />
geworden, wahrscheinlich zu groß!“<br />
Werders ehemaliger Aufsichtsratchef Marco Bode über sein neues Buch „Tradition schießt keine Tore“<br />
24<br />
Von 1989 bis 2002 erzielte er für<br />
Werder Bremen in 379 Spielen<br />
101 Treffer. Marco Bode wurde<br />
mit den Grün-Weißen Deutscher<br />
Meister, Pokalsieger und holte den Europapokal<br />
der Pokalsieger, bevor er von 2014 bis<br />
2021 Aufsichtsratsvorsitzender des Vereins<br />
war. 2021 stieg der Verein nach 40 Jahren<br />
Bundesligazugehörigkeit in die zweite Liga<br />
ab. Im Oktober 2021 schied Bode freiwillig<br />
aus dem Aufsichtsrat aus. Ende Mai erschien<br />
sein Buch „Tradition schießt keine Tore“. Darin<br />
schildert er in Zusammenarbeit mit dem<br />
Autor Dietrich Schulze-Marmeling wie es zu<br />
diesem Absturz kommen konnte und warum<br />
sich Vereine wie Werder im modernen Profifußball<br />
auch abseits des Platzes zusehends<br />
schwerer tun. Im Interview spricht der ehemalige<br />
Nationalspieler über die Idee zum<br />
Buch, wie wichtig einzelne Spieler in der<br />
heutigen Zeit sind und welche Rolle der Zufall<br />
dabei spielt.<br />
Wie kam es zu dem Buch?<br />
Es begann im Frühjahr 2021. Gemeinsam<br />
Dietrich Schulze-Marmeling ist damals die<br />
Idee entstanden, ein Buch über Werder und<br />
die Fußballbranche sowie die Traditionsklubs<br />
im Speziellen zu schreiben. Und noch<br />
bevor der Abstieg feststand, kam in mir der<br />
Gedanke auf, zukünftig nicht mehr für den<br />
Aufsichtsrat bei Werder zu kandidieren. Es<br />
geht in dem Buch nicht um Werders Abstieg,<br />
sondern darum, einmal ganz unaufgeregt<br />
auf die Branche zu blicken, die sich<br />
in den letzten Jahren stark verändert hat<br />
und somit für Klubs wie Werder deutlich<br />
schwieriger geworden ist.<br />
Wann ist das Buch entstanden?<br />
Wir haben vor allem im Herbst und im<br />
Winter daran geschrieben.<br />
Wenn man Ihr Buch liest, kann man den<br />
Eindruck bekommen, dass zumindest<br />
kurz- bis mittelfristig Werder keine<br />
Chance haben wird, in obere Tabellenregionen<br />
der Bundesliga vorzudringen …<br />
Diese These wird gerade vermehrt in den<br />
Mittelpunkt gerückt, ist aber keine entscheidende<br />
des Buches. Wir gucken auf<br />
die vergangenen elf bis zwölf Jahre, also<br />
die Zeit, in der Werder nicht mehr in der<br />
Champions League vertreten war. Gerade<br />
in dieser Zeit ist es für die „normalen“ und<br />
kleineren Klubs fast unmöglich geworden,<br />
noch ganz oben in der Bundesliga mitzuspielen.<br />
Das Beispiel Eintracht Frankfurt<br />
mit dem Gewinn der Europa League hat<br />
aber auch gerade gezeigt, dass außergewöhnliche<br />
Erfolge trotzdem möglich sind.<br />
Man sollte natürlich auch niemals damit<br />
aufhören, das Maximale zu wollen und alles<br />
zu versuchen, um so die Wahrscheinlichkeit<br />
für den sportlichen Erfolg hochzuhalten.<br />
Dennoch ist so ein Beispiel wie Eintracht<br />
Frankfurt in der vergangenen Saison eher<br />
die Ausnahme. Leider.<br />
Was heißt das für die Traditionsvereine?<br />
Man sollte sich nicht wie in der Vergangenheit<br />
ausschließlich über Titel und sportliche<br />
Erfolge definieren. Verstehen Sie mich<br />
nicht falsch, der sportliche Erfolg wird für<br />
einen Bundesligaverein immer das wichtigste<br />
Ziel bleiben. Aber gerade bei einem<br />
Traditionsverein wie Werder Bremen geht<br />
es eben auch um Identifikation, es geht da-