Ratgeber für Familien in Dresden 2022
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RATGEBER FÜR FAMILIEN IN DRESDEN<br />
Auf den Spuren des Bergbaus<br />
Die familienfreundliche Runde um Z<strong>in</strong>nwald und Altenberg, die zu großen Teilen e<strong>in</strong>em ausgeschilderten<br />
Lehrpfad folgt, hält jede Menge Entdeckungen bereit.<br />
Nicht erst, seit die Montanregion Erzgebirge/Krušnohorí<br />
2019 zum Unesco-Welterbe<br />
erklärt wurde, ist die Erkundung der sächsischen<br />
Bergbautradition e<strong>in</strong>e spannende<br />
Sache. Denn man kann ihren Zeugen nicht<br />
nur im Museum oder Schaubergwerk begegnen,<br />
sondern auch mitten <strong>in</strong> der Natur – beispielsweise<br />
auf e<strong>in</strong>er Tour rund um Altenberg<br />
und Z<strong>in</strong>nwald. Die familienfreundliche<br />
Wanderung verb<strong>in</strong>det das Entdecken und<br />
Lernen mit Bewegung und frischer Luft.<br />
Beg<strong>in</strong>nen lässt sich die reichlich zehn<br />
Kilometer lange Runde beispielsweise am<br />
Parkplatz des Besucherbergwerks Z<strong>in</strong>nwald.<br />
Dort stößt man auf den Aschergraben,<br />
e<strong>in</strong>en künstlichen Wasserlauf aus der<br />
Frühzeit des Erzabbaus <strong>in</strong> der Region, und<br />
folgt ihm auf malerischem Weg mit kaum<br />
spürbarem Gefälle. Markiert ist dieser mit<br />
dem Bergbausymbol „Schlägel und Eisen“<br />
und e<strong>in</strong>em grünen Diagonalbalken – was<br />
auch se<strong>in</strong>e Zugehörigkeit zum <strong>in</strong>sgesamt 40<br />
Kilometer langen „Grenzüberschreitenden<br />
Bergbaulehrpfad“ zwischen Krupka im Südosten<br />
und den Altenberger Galgenteichen<br />
im Nordwesten ausweist.<br />
Auf den Tafeln am Wegesrand erfahren die<br />
Wanderer unter anderem, dass der Z<strong>in</strong>nerzabbau<br />
<strong>in</strong> der Region im 15. Jahrhundert<br />
begann und lange Zeit <strong>in</strong> vielen kle<strong>in</strong>en,<br />
vone<strong>in</strong>ander unabhängigen Gruben betrieben<br />
wurde. Im 19. Jahrhundert eroberte<br />
Wolframerz <strong>für</strong> die Stahlherstellung allmählich<br />
die Hauptrolle im Revier, und h<strong>in</strong>zu kam<br />
Lithiumglimmer, auch Z<strong>in</strong>nwaldit genannt.<br />
Das Leichtmetall Lithium wird vielfältig<br />
verwendet, unter anderem <strong>in</strong> der Mediz<strong>in</strong><br />
und als Legierungselement. Heute hat es<br />
größte Bedeutung <strong>für</strong> die Herstellung von<br />
Akkus, weshalb über e<strong>in</strong>e Reaktivierung<br />
des Abbaus <strong>in</strong> Z<strong>in</strong>nwald nachgedacht wird.<br />
Doch es gibt auch Zeitzeugen ganz anderer<br />
Art zu entdecken: So kreuzt der Weg e<strong>in</strong>e<br />
ehemalige Bobbahn, die 1907/08 angelegt und<br />
kurz darauf bis zur 808 Meter hohen Scharspitze<br />
erweitert wurde. Die Nordhanglage,<br />
so heißt es, machte die Bahn damals zu den<br />
schneesichersten und beliebtesten Anlagen<br />
ihrer Art <strong>in</strong> den deutschen Mittelgebirgen.<br />
Die <strong>in</strong> Naturste<strong>in</strong> gesetzten Kurven er<strong>in</strong>nern<br />
noch heute an die Anfänge des Bobsports<br />
Bergbaumuseum<br />
<strong>in</strong> Altenberg<br />
Foto: Uwe Petzold<br />
Besucherbergwerk<br />
Z<strong>in</strong>nwald<br />
Foto: Tourist-Information<br />
Altenberg<br />
im Osterzgebirge, wo heute auch e<strong>in</strong>e der<br />
bekanntesten modernen Bobbahnen zu<br />
f<strong>in</strong>den ist.<br />
Es verwundert nicht allzu sehr, dass auch<br />
der reiselustige Johann Wolfgang von<br />
Goethe im Z<strong>in</strong>nwalder Revier zu Gast war:<br />
Gehörte zu den vielen Ämtern des geologisch<br />
<strong>in</strong>teressierten Dichters doch auch das des<br />
Bergbaum<strong>in</strong>isters im Herzogtum Sachsen-<br />
Weimar. Im Sommer 1813 nutzte er e<strong>in</strong>en<br />
Kuraufenthalt <strong>in</strong> Teplitz (heute Teplice) zu<br />
e<strong>in</strong>em Studienausflug, der ihn unter anderem<br />
an den Aschergraben führte. Daran er<strong>in</strong>nert<br />
e<strong>in</strong> Gedenkste<strong>in</strong> mit Goethe-Plakette <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em hübsch angelegten kle<strong>in</strong>en Rondell.<br />
Kurz nachdem der Lehrpfad den Graben<br />
verlassen hat, erreichen die Wanderer das<br />
Bergbaumuseum Altenberg, das auf jeden<br />
Fall e<strong>in</strong>en Besuch wert ist – schon die Geräte<br />
im Außengelände vermitteln e<strong>in</strong>en lebhaften<br />
E<strong>in</strong>druck von der Bergbautechnik im Wandel<br />
der Zeiten. Oberhalb des Museums stößt<br />
man auf weitere <strong>in</strong>teressante Zeitzeugen: Die<br />
Wetterschächte sorgten <strong>in</strong> der Spätphase des<br />
Altenberger Bergbaus <strong>für</strong> Frischluftzufuhr<br />
und Schadstoffableitung, im Pulverhaus<br />
wurde bis <strong>in</strong> die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> Schießpulver <strong>für</strong> Bohr- und<br />
Sprengarbeiten sicher aufbewahrt, und die<br />
Kopie e<strong>in</strong>es Markscheideste<strong>in</strong>s veranschaulicht,<br />
wie die Grenzen zwischen den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Gruben oberirdisch angezeigt wurden.<br />
Der Abstecher auf den reichlich 820 Meter<br />
hohen Geis<strong>in</strong>gberg gehört zwar nicht zum<br />
Lehrpfad, sorgt aber <strong>für</strong> e<strong>in</strong>en weiteren<br />
Höhepunkt und e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kehrmöglichkeit<br />
– man verlässt den Gipfel danach Richtung<br />
Altenberg. Dabei tangiert der Weg die riesige<br />
P<strong>in</strong>ge, die 1620 durch den E<strong>in</strong>sturz höhlenartiger<br />
Abbauräume entstand. Am Bahnhof<br />
der Bergstadt überquert die Route die B 170<br />
und folgt e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Stück der Rehefelder<br />
Straße, ehe sie (optional) e<strong>in</strong>en reizvollen<br />
Kr<strong>in</strong>gel um die Galgenteiche beschreibt.<br />
Auch diese künstlichen Gewässer haben<br />
natürlich mit dem Bergbau zu tun; sie wurden<br />
im 16. Jahrhundert als Wasserreservoire<br />
<strong>für</strong> Gruben und Erzaufbereitung angelegt.<br />
Vorbei an der Sommerrodelbahn quert<br />
man nun den Skihang und stößt schließlich<br />
auf den Langegassenweg, der zum<br />
Besucherbergwerk Z<strong>in</strong>nwald zurückführt.<br />
Zwar reichen Zeit und Aufmerksamkeit<br />
jetzt vielleicht nicht mehr <strong>für</strong> e<strong>in</strong> weiteres<br />
„montanes Highlight“ aus, doch man sollte<br />
es sich unbed<strong>in</strong>gt vormerken. Wer auf den<br />
Geschmack gekommen ist, erfährt hier am<br />
e<strong>in</strong>drucksvollsten, wie die Bergleute e<strong>in</strong>st<br />
gearbeitet haben.<br />
Birgit Hilbig<br />
Auf e<strong>in</strong>en Blick<br />
Streckenlänge: reichlich zehn Kilometer<br />
Anforderung: mittel, <strong>für</strong> K<strong>in</strong>der ab<br />
dem Schulalter geeignet, festes Schuhwerk<br />
empfohlen<br />
Start/Ziel: Z. B. am Besucherbergwerk<br />
Z<strong>in</strong>nwald; die Runde kann aber auch<br />
am Bahnhof Altenberg begonnen und<br />
beendet werden.<br />
Karte: z. B. „Osterzgebirge zwischen<br />
Dippoldiswalde und Teplice“ vom<br />
Verlag Sachsen Kartographie oder<br />
App mapy.cz<br />
Highlights:<br />
www.besucherbergwerk-z<strong>in</strong>nwald.de<br />
www.bergbaumuseum-altenberg.de<br />
www.geis<strong>in</strong>gberg.de (Baude)<br />
www.erlebnisberg-altenberg.de<br />
(Sommerrodelbahn und weitere<br />
Aktivitäten)