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M<br />
Mit »Frau am Bau« gegen<br />
überholte Klischees<br />
Barbara Hagedorn spricht über eine Kampagne<br />
mit Weitblick<br />
6 Barbara Hagedorn<br />
(bew) Unsere Großmütter und Urgroßmütter haben nach dem 2. Weltkrieg<br />
als Trümmerfrauen Deutschland wieder mitaufgebaut. In der ehemaligen<br />
DDR waren Maschinenführerinnen aller Art völlig normal. Eigentlich alles<br />
lange her, trotzdem brauchen wir im Jahr <strong>2022</strong> immer noch Aufrufe, um<br />
Frauen die Baubranche schmackhaft zu machen. Wie <strong>das</strong> gelingen kann,<br />
zeigen die Spezialisten der Hagedorn Unternehmensgruppe mit ihrer Kampagne<br />
»Frau am Bau«. Im Interview erläutert Geschäftsführerin Barbara<br />
Hagedorn, was es damit auf sich hat.<br />
Das Stadtgespräch: »Frau am Bau« reimt sich, geht ins Ohr und macht im<br />
besten Fall neugierig. Welches Ziel verfolgt die Firma Hagedorn konkret<br />
mit dieser Kampagne?<br />
Barbara Hagedorn: Dass die Arbeit auf dem Bau nur etwas für Männer ist,<br />
gilt nach wie vor als weit verbreitetes Klischee. Dabei ist diese Annahme<br />
dank neuer Arbeitsmethoden und des technischen Fortschritts längst überholt.<br />
Statt purer Muskelkraft, zählen Köpfchen und Fingerspitzengefühl.<br />
Davon abgesehen, können wir es uns nicht mehr leisten, für Frauen uninteressant<br />
zu sein. In kaum einer anderen Branche ist der Frauenanteil so<br />
gering wie im Baugewerbe. Hinzu kommt, <strong>das</strong>s in den nächsten zehn Jahren<br />
ein Viertel der deutschen Baufacharbeiter altersbedingt ausscheiden wird.<br />
Kurz gesagt: Wir brauchen Frauen auf dem Bau und wir möchten Gesicht<br />
zeigen und Vorbilder sein.<br />
Das Stadtgespräch: Wann ist die Kampagne gestartet und wie sind die<br />
Rückmeldungen bisher?<br />
Barbara Hagedorn: Wir starteten Ende 2020 mit der Kampagne und seither<br />
haben wir viele positive Rückmeldungen erhalten und es ist viel passiert. Wir<br />
haben halb Gütersloh plakatiert, viele Interviews gegeben, ein branchenweites<br />
Netzwerk mit über 25 Firmen etabliert und einen Instagram-Kanal<br />
aufgebaut. Besonders stolz sind wir auch darauf, <strong>das</strong>s im August letzten<br />
Jahres erstmals vier junge Frauen ihre Ausbildung im gewerblichen Bereich<br />
starteten – drei angehende Baugeräteführerinnen und eine Tiefbaufacharbeiterin.<br />
In der Branche ist <strong>das</strong> eine absolute Seltenheit.<br />
Das Stadtgespräch: Als weiteres Stichwort auf Ihrer Internetseite fällt der<br />
Begriff »Strukturwandler:in« ins Auge: Was verbirgt sich für Sie persönlich<br />
dahinter und welche Kompetenzen bringt eine Bewerberin idealerweise mit?<br />
Barbara Hagedorn: Unser Ziel ist es, Strukturen zu wandeln. Das geht nicht<br />
von heute auf morgen und natürlich können wir nicht von einem auf den<br />
anderen Tag die Welt verändern, aber wir möchten, <strong>das</strong>s ein Umdenken<br />
stattfindet. Frauen auf der Baustelle sollten selbstverständlich sein. Dafür<br />
müssen Probleme offen angesprochen und Konzepte entwickelt werden,<br />
damit sich etwas bewegt. Je mehr Menschen diese Überzeugung teilen und<br />
je mehr Unterstützer wir gewinnen, umso eher findet ein Strukturwandel<br />
statt. Und was Bewerberinnen mitbringen müssen, ist allein die Lust und<br />
<strong>das</strong> Interesse für den Bau.<br />
Das Stadtgespräch: Muss nicht auch ein Umdenken oder, um beim Begriff<br />
zu bleiben, ein Strukturwandel bei den Männern her, wenn im Idealfall<br />
künftig mehr Frauen auf den Baustellen tätig sind?<br />
Barbara Hagedorn: Das Umdenken gilt für alle. Umso wichtiger ist es, <strong>das</strong>s<br />
alle gemeinsam an einem Strang ziehen und Dinge voranbringen. Ich halte<br />
es aber gleichzeitig für unabdingbar, <strong>das</strong>s wir dabei nicht in immer gleiche<br />
Klischees verfallen, sondern beide Geschlechter sollten ihre Stärken<br />
vereinen. So entsteht letztendlich ein unschlagbares Team, davon bin ich<br />
überzeugt.<br />
Das Stadtgespräch: Der Fachkräftemangel betrifft nahezu alle Branchen,<br />
gleichzeitig wird den Arbeitnehmer:innen eine ausgewogene Work-Life-<br />
Balance und gutes Arbeitsklima immer wichtiger. Welche Benefits stellt Ihr<br />
Unternehmen zur Verfügung, um gut ausgebildete Angestellte langfristig<br />
zu halten?<br />
Barbara Hagedorn: Arbeitnehmer:innen profitieren bei uns von einer eigenen<br />
Akademie zur fachlichen Aus- und Weiterbildung. Ebenso von flexiblen<br />
Arbeitszeitmodellen, betrieblicher Altersvorsorge, einer privaten Krankenzusatzversicherung<br />
oder Angeboten für Gesundheit und Fitness. Ein besonderer<br />
Benefit ist Europas modernster Baggersimulator. Wie in der Luft- und<br />
Raumfahrtausbildung kann dort jeder mithilfe von Virtual Reality praxisnah<br />
seine Fähigkeiten schulen. Darüber hinaus setzt <strong>das</strong> Unternehmen auch auf<br />
unkonventionelle Ansätze. Besonders beliebt sind der hauseigene »Gentlemen’s<br />
Barber Shop« und die »Cook and Chill-Zone«.<br />
Das Stadtgespräch: Auch die Suche nach einem Job mit Sinn scheint gerade<br />
bei der jüngeren Generation immer mehr an Bedeutung zu gewinnen.<br />
Spüren Sie diesen Wandel als Arbeitgeber und inwieweit können Sie diesem<br />
Anspruch gerecht werden?<br />
Barbara Hagedorn: Ja, viele Bewerber möchten mit ihrer Arbeit etwas bewegen,<br />
Verantwortung übernehmen und einen Mehrwert für die Gesellschaft<br />
schaffen. Wir bei Hagedorn können <strong>das</strong> bieten. Wir packen zum Beispiel<br />
ausgediente Industriebrachen an und machen sie wieder wertvoll. So sorgen<br />
wir dafür, <strong>das</strong>s keine neuen Grünflächen versiegelt werden, sondern aus<br />
Altem Neues entsteht. Wir modernisieren Industrie, Straßen und Brücken,<br />
unterstützen beim Ausbau von Windkraft, engagieren uns in vielerlei Hinsicht<br />
sozial und sind in der Branche Vorreiter in Sachen Digitalisierung.<br />
Somit ermöglichen wir potenziellen Bewerbern abwechslungsreiche Jobs<br />
mit Zukunft, die gerade im Hinblick auf die Einhaltung der Klimaziele und<br />
der Sanierung von maroder Infrastruktur besonders sinnhaft sind.<br />
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