Ausgabe 203
Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: ab 2022 vier Mal jährlich mit bis zu 170 Seiten Österreich.
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>203</strong> / 04. 07. 2022<br />
Österreich, Europa und die Welt<br />
38<br />
geben die Richtung dafür vor, in die sich die<br />
Europäische Union entwickeln muß.“<br />
Foto: BKA / Andy Wenzel<br />
Bundesministerin Karoline Edtstadler präsentierte den Bericht zur EU-Zukunftskonferenz<br />
lands auf die Ukraine hat die viel zitierte<br />
Zeitenwende eingeleitet. Österreich unterstützt<br />
hier in vielfältiger Art und Weise und<br />
die Hilfsbereitschaft der Österreicherinnen<br />
und Österreicher ist großartig“, betonte Edtstadler.<br />
Bundeskanzler Karl Nehammer<br />
setze zudem europaweit Impulse, spreche mit<br />
den Parteien und versuche, zu Lösungen beizutragen,<br />
etwa zur Einrichtung humanitärer<br />
Korridore, zur Erreichung eines Waffenstillstands<br />
und letztlich zu „unserem Ziel, der<br />
Wiederherstellung des Friedens“.<br />
Weiterentwicklung der EU ist<br />
BürgerInnen in Österreich ein Anliegen<br />
Bereits vor der Pandemie und dem Krieg<br />
sei die Zukunftskonferenz angekündigt worden,<br />
so die Bundesministerin. „Unter Einbindung<br />
der Bürgerinnen und Bürger aller<br />
EU-Mitgliedsstaaten sollte über eine verbesserte<br />
Europäische Union diskutiert werden.<br />
In einem breit angelegten Diskussionsprozeß<br />
sollten Lösungen für europäische Herausforderungen<br />
aufgezeigt und Antworten auf<br />
wichtige Fragen gefunden werden.“ Österreich<br />
habe sich bei der EU-Zukunftskonferenz<br />
besonders engagiert und zähle zu den<br />
aktivsten Mitgliedern. Im Schnitt habe es im<br />
letzten Jahr jeden zweiten Tag eine Aktivität<br />
im Rahmen der Zukunftskonferenz gegeben.<br />
Die Weiterentwicklung der EU sei den BürgerInnen<br />
in Österreich ein Anliegen, das zei -<br />
ge die Vielzahl an Aktivitäten, sagte Karoline<br />
Edtstadler, die im Rahmen der Veranstaltung<br />
„nicht ganz ohne Stolz“ den Aktivitätenbericht<br />
zur „Konferenz zur Zukunft Europas“<br />
präsentierte.<br />
EU muß umgehend Reformen einleiten<br />
Dennoch müsse man sich eingestehen,<br />
daß die Zukunftskonferenz auf europäischer<br />
Ebene „leider nicht wie verhofft verlaufen<br />
ist“. Zu viel Zeit sei für prozedurale Fragen<br />
aufgewendet worden, zu wenig sei diskutiert<br />
worden. „Wir müssen über Lösungen für die<br />
entscheidenden und akuten Probleme sprechen.<br />
Unser Fortschritt und das europäische<br />
Lebensmodell sind gefährdet“, hielt die Mi -<br />
nisterin mit Blick auf den Angriffskrieg auf<br />
die Ukraine, das aufstrebende China, wirtschaftliche<br />
Abhängigkeiten und die steigende<br />
Anzahl an Autokratien fest. Man müsse<br />
sich wohl darauf einstellen, daß Europa lang -<br />
fristig mit Konflikten konfrontiert sein wer -<br />
de. Die Inflation steige, Lieferketten seien<br />
unterbrochen worden, das sei bereits während<br />
der Pandemie sichtbar geworden.<br />
„Die österreichische Bundesregierung<br />
versucht hier gegenzusteuern. Aber wir<br />
brauchen europäische Reaktionen auf diese<br />
Veränderungen. Wir brauchen den Zusam -<br />
menhalt, denn der ist unsere Stärke. Unsere<br />
Gemeinschaft ist das, was uns in der Welt<br />
stark macht“, bekräftigte die Europaministerin.<br />
Die EU müsse umgehend wesentliche<br />
Reformen einleiten. Den Anstoß dazu würden<br />
die Vorschläge der BürgerInnen, die sich<br />
an der Zukunftskonferenz beteiligt haben,<br />
geben. „Die Ideen und Lösungsansätze aus<br />
der Zivilgesellschaft und aus der Wirtschaft<br />
Grundlagen schaffen, um den „European<br />
Way of Life“ aufzubauen<br />
Die Europaministerin griff drei Ideen heraus,<br />
die ihr richtungsweisend erscheinen: Das<br />
Voranstellen geopolitischer Interessen Europas,<br />
die Rückbesinnung auf die Wirtschaftsmacht<br />
Europas und die nachhaltige Stärkung<br />
im Inneren Europas.<br />
Hinsichtlich der geopolitischen Interessen,<br />
die Edtstadler mit „Europe first“ umriß,<br />
verwies die Ministerin in erster Linie auf die<br />
Nachbarländer, die europäische Werte teilen.<br />
Als Beispiele nannte sie die Westbalkanstaaten,<br />
die Stabilität benötigen und nicht dem<br />
Einflußbereich Rußlands oder Chinas überlassen<br />
werden dürften. Aber auch eine rasche<br />
Lösung für die Vertiefung der Beziehungen<br />
zur Schweiz und zu Großbritannien müßten<br />
gefunden werden.<br />
Der Angriffskrieg auf die Ukraine habe<br />
auch gezeigt, daß es einen raschen Ausbau<br />
der Kapazitäten der europäischen Verteidigung<br />
brauche. „Der strategische Kompass,<br />
der Aktionsplan der EU zur effektiven Si -<br />
cherheits- und Verteidigungspolitik ist ein<br />
gu ter Wegweiser“. Wesentlich sei auch ein<br />
funktionierender Außengrenzschutz, der die<br />
illegale Migration eindämmen würde, denn<br />
„Asyl gibt es in Europa für diejenigen, die<br />
einen Asylgrund haben“. Weites müsse die<br />
Abhängigkeit von Rohstoffen reduziert werden:<br />
von der Energie bis zu seltenen Erden.<br />
Das Ziel sei der Ausbau der erneuerbaren<br />
Energien und die Erleichterung nachhaltiger<br />
Rohstoffgewinnung.<br />
Potentiale unseres Wirtschaftsraums<br />
voll ausschöpfen<br />
Eine „Rückbesinnung auf die Wirtschafts -<br />
macht Europas“ sei ein weiterer wesentlicher<br />
Faktor für die künftige Entwicklung der EU:<br />
„Die Europäische Union war der größte<br />
Binnenmarkt der Welt, wird heute allerdings<br />
wirtschaftlich von China und den USA abgehängt.<br />
Wir müssen die Trendumkehr schaffen,<br />
die Potentiale unseres Wirtschaftsraums<br />
wieder voll ausschöpfen und den Binnenmarkt<br />
vollenden. Unser An spruch muß es<br />
sein, Weltmeister der Innovation, Champion<br />
der Wertschöpfung und Vorreiter höchster<br />
Lebensqualität zu sein.“ Aktuell sei die EU<br />
dagegen ein „Weltmeister bei der Regulierung,<br />
teilweise der Überregulierung“. Europa<br />
müsse aber ein „Kontinent der Chancen“<br />
sein, sei es im Bereich Klimawandel, im di -<br />
gi talen Raum oder bei neuen Technologien.<br />
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