Ausgabe 203
Magazin mit Berichten von der Politik bis zur Kultur: ab 2022 vier Mal jährlich mit bis zu 170 Seiten Österreich.
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ÖSTERREICH JOURNAL NR. <strong>203</strong> / 04. 07. 2022<br />
Österreich, Europa und die Welt<br />
40<br />
Arbeitsbesuch in Tschechien<br />
„Es hat mich gefreut, heute in Prag Premierminister<br />
Petr Fiala zu treffen. Mit einem<br />
Handelsvolumen von fast 14 Milliarden Eu -<br />
ro ist Tschechien nicht nur unser wichtigster<br />
Handelspartner in Mittel- und Osteuropa, es<br />
übernimmt auch den europäischen Ratsvorsitz<br />
in einer ganz entscheidenden Phase für<br />
die EU angesichts des russischen Angriffskriegs<br />
auf die Ukraine“, sagte Bundeskanzler<br />
Karl Nehammer am 17. Mai im Zuge<br />
eines Arbeitstreffens mit seinem tschechischen<br />
Amtskollegen in Prag.<br />
Das NATO-Mitglied Tschechien hat die<br />
Ukraine nach dem Angriff durch die russische<br />
Föderation mit zahlreichen Waffenlieferungen<br />
unterstützt. Zudem haben laut<br />
aktuellen Schätzungen mehr als 200.000 vertriebene<br />
UkrainerInnen im Land Zuflucht ge -<br />
funden.<br />
„Es muß unser Ziel sein, rasch eine Deeskalation<br />
zu bewirken, weiterhin humanitäre<br />
Hilfe zu leisten und die globale Ernährungssicherheit<br />
über grüne Korridore sicherzustellen“,<br />
hielt der österreichische Regierungschef<br />
zur Ukraine weiter fest.<br />
Beide Regierungschefs waren sich dar -<br />
über einig, daß ein geschlossenes Auftreten<br />
der EU hinsichtlich weiterer Sanktionen ge -<br />
gen Rußland unumgänglich sei. Nehammer<br />
forderte die EU-Kommission auf, Ergebnis -<br />
se erst nach Abschluß der Verhandlungen zu<br />
präsentieren, denn: „je schärfer, je tiefgehender,<br />
je weitergehender Sanktionen angedacht<br />
werden, desto wichtiger ist es, diese vorher<br />
ausreichend mit den einzelnen Mitgliedstaaten<br />
zu diskutieren, damit dann eben nicht<br />
nach außen der Eindruck eines Dissens entsteht“,<br />
sagte Nehammer. Weiters warnten bei -<br />
den Regierungschefs erneut vor einem möglichen<br />
Gasembargo: „Das geht für unsere<br />
Staaten nicht.“<br />
n<br />
Österreich nominiert erstmals<br />
Frau zu Richterin am EuG<br />
Die Funktionsperiode der aktuell amtierenden<br />
österreichischen Richter am Gericht<br />
der Europäischen Union (EuG) endet mit 31.<br />
August 2022. Österreich ist daher aufgerufen,<br />
zwei Personen zur Nachfolge zu nominieren.<br />
Die Amtsperiode der Richter am EuG<br />
dauert 6 Jahre, der Nominierungszeitraum<br />
ist damit 2022-2028. Ernannt werden können<br />
Personen mit umfassenden juristischen<br />
Fähigkeiten, langjähriger einschlägiger Be -<br />
rufserfahrung und unter anderem Kenntnis<br />
mehrerer Amtssprachen der Europäischen<br />
Union.<br />
Foto: BKA / Andy Wenzel<br />
Foto: Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten<br />
Am 17. Mai reiste Bundeskanzler Karl Nehammer (l.) zu einem Arbeitsbesuch beim tschechischen<br />
Ministerpräsidenten Petr Fiala nach Prag<br />
Botschafterin Elisabeth Tichy-Fisslberger<br />
Eine Richterstelle wurde öffentlich im<br />
Amtsblatt der Wiener Zeitung ausgeschrieben.<br />
Die BewerberInnen wurden von einer<br />
Kommission im Bundeskanzleramt auf die<br />
Erfüllung der Kriterien geprüft. Von den in<br />
Frage kommenden KandidatInnen hat sich<br />
die Bundesregierung auf den Vorschlag von<br />
Botschafterin Elisabeth Tichy-Fisslberger,<br />
Ständige Vertreterin Österreichs bei den Vereinten<br />
Nationen in Genf, geeinigt. Bundesministerin<br />
für EU und Verfassung Karoline<br />
Edtstadler betont: „Ich freue mich, daß wir<br />
mit Elisabeth Tichy-Fisslberger erstmals<br />
eine Frau als Richterin am EuG nominieren.<br />
»Österreich Journal« – https://kiosk.oesterreichjournal.at<br />
Sie ist eine exzellente Juristin und aufgrund<br />
ihrer jahrelangen Expertise bestens für dieses<br />
Amt geeignet. An dieser Stelle möchte ich<br />
auch Dr. Viktor Kreuschitz für seine Tätigkeit<br />
als Richter am EuG herzlich danken.“<br />
Gerhard Hesse, früherer Leiter des Verfassungsdienstes<br />
im Bundekanzleramt, wur -<br />
de erst 2019 zum Richter am EuG nominiert.<br />
Österreich hatte als Folge des Brexit eine<br />
zweite Richterstelle erhalten. Der Europaund<br />
Verfassungsrechtsexperte wurde damals<br />
vom zuständigen Auswahl-Ausschuß auf EU-<br />
Ebene (der aus sieben ehemaligen europäischen<br />
und nationalen Höchstrichtern zusam -<br />
mengesetzt ist) für die Funktion eines Richters<br />
als im hohen Maße geeignet beurteilt<br />
und dementsprechend bestellt. „Gerhard<br />
Hesse verfügte bereits vor seiner Nominierung<br />
über 20 Jahre Erfahrung als Prozeßvertreter<br />
Österreichs vor dem EuGH und EuG<br />
und kennt diese Institutionen daher wie kaum<br />
ein anderer. Ich darf auch ihm dafür danken,<br />
daß er nun zur Nominierung für eine volle<br />
Funktionsperiode von sechs Jahren zur Verfügung<br />
steht“, so Edtstadler.<br />
Am 25. Mai wurde im Hauptausschuß<br />
des Nationalrates das Einvernehmen über den<br />
Vorschlag der Bundesregierung hergestellt.<br />
In weiterer Folge wird sich Tichy-Fisslberger<br />
noch dem Hearing vor dem zuständigen<br />
Ausschuß auf EU-Ebene stellen.<br />
Gemeinsam mit dem Europäischen Ge -<br />
richtshof (EuGH) ist das EuG für die Wahrung<br />
der korrekten Auslegung und Anwendung<br />
von EU-Recht verantwortlich. n