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TE KW 27

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ÖVP gerät beim „Wolfproblem“ unter Druck<br />

Oppositionsparteien unterstützen die Landwirte und bringen im Landtag einen Dringlichkeitsantrag ein<br />

Die vorgezogenen Landtagswahlen<br />

stehen vor der Türe,<br />

nun stellen sich plötzlich –<br />

bis auf die Grünen – alle im<br />

Landtag vertretenen Parteien<br />

hinter die Landwirtschaft bzw.<br />

die Schafbauern, die seit zwei<br />

Jahren von Wölfen und Bären<br />

gehetzt werden. „Weidezone<br />

Tirol“-Obmann Stefan Brugger<br />

hatte vergangenen Donnerstag<br />

am „Maxnhof“ in Innsbruck-<br />

Arzl zu einer Pressekonferenz<br />

geladen, bei der von Georg<br />

Dornauer (SPÖ), Markus Abwerzger<br />

(FPÖ), Markus Sint<br />

(Liste Fritz) und Andreas Leitgeb<br />

(NEOS) endlich Klartext<br />

gesprochen wurde.<br />

Von Gebi G. Schnöll<br />

Heuer wurden bereits 43 Nutztiere<br />

von einem Wolf bzw. Bären gerissen<br />

Dabei handelt es sich vorwiegend<br />

um Schafe, die sich vor der Almsaison<br />

auf sogenannten Heimweiden<br />

in unmittelbarer Nähe zu besiedelten<br />

Gebieten befanden. Sogar in der<br />

Nähe eines Kindergartens und einer<br />

Bushaltestelle, an der Schüler auf<br />

den Schulbus warteten, wurden im<br />

Frühjahr Wölfe gesichtet, die sich<br />

jetzt wohl in höhere Regionen zurückgezogen<br />

haben, um dort ihrem<br />

bestialischen Trieb freien Lauf zu<br />

lassen. „Die Bedrohung durch große<br />

Beutegreifer wirkt sich zunehmend<br />

auf die Almwirtschaft aus, insbesondere<br />

im Unterland, wo heuer viele<br />

Almen nicht mehr mit Schafen und<br />

Ziegen bestoßen werden“, schildert<br />

Stefan Brugger, der Obmann des<br />

Vereins „Weidezone Tirol“, der bereits<br />

weit mehr als 15.000 Mitglieder<br />

zählt. Die VP-Bauernvertreter<br />

verschanzten sich bisher in Sachen<br />

„Entnahme von Problem-Beutegreifern“<br />

hinter Normen und EU-<br />

Richlinien, als endlich in „Mander<br />

s'isch Zeit“-Manier nach vorne zu<br />

preschen und wirksame Methoden<br />

zur Bekämpfung des „Wolf- und Bärenproblems“<br />

in die Gänge zu bringen.<br />

Kurz vor den vorgezogenen<br />

Landtagswahlen hat man sich jetzt<br />

bei der ÖVP offenbar doch noch<br />

besonnen und den Landwirten effiziente<br />

Unterstützung zugesichert.<br />

Bilder bestialisch gerissener Schafe und Ziegen wird es auch heuer wieder geben.<br />

Voriges Jahr lag die Zahl der getöteten und vermissten Tiere bei 619, heuer sind es<br />

bereits 43 Schafe, die von einem Wolf bzw. einem Bären gerissen wurden. Foto: privat<br />

Andreas Leitgeb (NEOS), Markus Sint (Liste Fritz), Markus Abwerzger (FPÖ) und Georg Dornauer (SPÖ) unterstützen die<br />

„Weidezone Tirol“, an deren Spitze Stefan Brugger steht. RS-Fotos: Schnöll<br />

DRINGLICHKEITSANTRAG.<br />

Um den Missstand brachliegender<br />

Almen, wie er sich nach hunderten<br />

Rissen von Nutztieren während der<br />

vergangenen zwei Almsommer bereits<br />

abzeichnet, zu beheben, haben<br />

die Tiroler Oppositionsparteien SPÖ,<br />

FPÖ, Liste Fritz und NEOS gemeinsam<br />

mit der „Weidezone Tirol“ einen<br />

Dringlichkeitsantrag an den Tiroler<br />

Landtag ausgearbeitet, um das Wolfund<br />

Bärenmanagement in unserem<br />

Bundesland rechtlich abzusichern<br />

und praktikabel auszugestalten. Konkret<br />

wird von den vier Oppositionsparteien<br />

die Ausweisung von drei<br />

Schutzzonen gefordert: Und zwar<br />

eine Schutzzone, in der keinerlei Entnahme<br />

von Beutegreifern stattfindet,<br />

eine Bewertungszone, in der die Entnahme<br />

von einzelnen großen Beutegreifern<br />

nach vorheriger Bewertung<br />

möglich ist, sowie eine Jagdzone,<br />

innerhalb welcher Wölfe und Bären<br />

im Rahmen des Jagdgesetzes erlegt<br />

werden dürfen.<br />

KEIN TIROL OHNE ALMEN.<br />

Für SPÖ-Landeschef Georg Dornauer<br />

ist klar, dass gegen das „Wolfund<br />

Bärenproblem“ rasch etwas unternommen<br />

werden muss.„Wie in so<br />

vielen politischen Bereichen hat die<br />

Tiroler Landesregierung beim Wolfsund<br />

Bärenmanagement zu lange<br />

weggeschaut und keine wirksamen<br />

Maßnahmen für die Tiroler Bauern<br />

zu Stande gebracht. Fakt ist: Auf der<br />

Basis der jetzigen rechtlichen Bestimmungen<br />

ist ein Nebeneinander<br />

von Almwirtschaft und großen Beutegreifern<br />

in Tirol nicht möglich.<br />

Wir als SPÖ sind nicht dazu bereit,<br />

unsere traditionelle Bewirtschaftung<br />

der Tiroler Almen aufzugeben. Insofern<br />

müssen wir dringend handeln”,<br />

so Dornauer. „Tirol ist ein schöner,<br />

aber begrenzter Lebensraum. Aufgabe<br />

der Politik ist es, die unterschiedlichen<br />

Interessen für die Nutzung<br />

unseres Landes auszugleichen – zwischen<br />

Natur, Landwirtschaft, Tourismus<br />

und den Menschen, die hier leben!“<br />

FPÖ-Chef Markus Abwerzger<br />

kritisiert die „untätige“ Regierung:<br />

„Was derzeit passiert ist unzumutbar,<br />

denn die Tiroler Alm- und vor<br />

allem Schafbauern wissen nicht<br />

mehr weiter und die ÖVP lässt sich<br />

von den Grünen an der politischen<br />

Leine durch die Arena führen. Länder<br />

wie Schweden machen es vor,<br />

damit das Problem der Wölfe gelöst<br />

wird. Man muss halt auch mal den<br />

Mut haben und ein Verfahren vor<br />

dem Europäischen Gerichtshof riskieren.<br />

Die Gesundheit geht vor, der<br />

Wolf reißt ja schon direkt vor Schulen<br />

in Tirol. Was kommt als nächstes,<br />

und wer übernimmt die Verantwortung,<br />

wenn ein Mensch, ein<br />

Kind Opfer einer Wolfsattacke wird.<br />

Markus Sint verlangt eine gesetzeskonforme<br />

Entnahme von Problem-<br />

Beutergreifern: „Wir als Liste Fritz<br />

haben schon vor zwei Jahren eine<br />

ehrliche Debatte und eine Prüfung<br />

sämtlicher möglicher Maßnahmen<br />

ohne Tabus verlangt und im Landtag<br />

beantragt. Was geht rechtlich<br />

und was geht nicht? Was ist praktisch<br />

umsetzbar und was nicht? Die<br />

schwarz-grüne Platter-Regierung hat<br />

diese Prüfung verweigert und stattdessen<br />

eine unsinnige, komplizierte<br />

und nicht praktikable Vorgangsweise<br />

erfunden. Auch NEOS-Landtagsabgeordneter<br />

Andreas Leitgeb fand<br />

deutliche Worte: „In einem konfliktfreien<br />

Zusammenleben mit dem<br />

Wolf muss immer der Mensch im<br />

Mittelpunkt stehen, und der Schutz<br />

der heimischen Nutz- und Wildtiere<br />

darf dem Artenschutz nicht untergeordnet<br />

sein. Die Bewirtschaftung<br />

der Almen ist ein Garant dafür,<br />

dass Ökologie und Ökonomie zusammenwirken,<br />

um die Vielfalt im<br />

Alpenraum zu erhalten. Darüber hinaus<br />

sind unsere Berge und Almen<br />

unverzichtbar als Erholungsraum<br />

für unsere Bevölkerung und für den<br />

Tiroler Tourismus. Daher gilt es, die<br />

heimischen Landwirte zu unterstützen,<br />

um die Natur, den Erholungsraum<br />

und den Tourismus in der aktuellen<br />

Form zu bewahren!“<br />

RUNDSCHAU Seite 8 6./7. Juli 2022

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