29.07.2022 Aufrufe

Tabu – Reden ist Gold

Herzlich willkommen in der Tabuzone! Lassen Sie uns über Dinge sprechen, die bei vielen Menschen ein unangenehmes Gefühl auslösen. Zum Beispiel Ekel, wenn es um körperliche Ausscheidungen geht. Angst, wenn es sich um den Tod handelt. Neid beim Vergleich der Penisgröße. Scham, wenn es im Intimbereich juckt und brennt. Na, fühlen Sie sich ertappt? Auch wenn wir heute in einer Gesellschaft leben, die nicht müde wird zu betonen, dass für sie gar keine mehr existieren, gibt es sie immer noch zur Genüge: Tabuthemen. Meist fristen sie ein Dasein ohne große Erklärung, sondern basieren häufig auf dem seit der Kindheit vertrauten, peinlich berührten „Darüber spricht man nicht“. Damit ist jetzt Schluss – zumindest in dieser Lektüre. Wir laden Sie dazu ein, die Tabuzone tatsächlich und ohne komische Gefühle zu verlassen, indem wir aufklären, kein Blatt vor den Mund nehmen und vor allem zeigen, warum es für uns alle wichtig ist, über Tabuthemen zu sprechen.

Herzlich willkommen in der Tabuzone! Lassen Sie uns über Dinge sprechen, die bei vielen Menschen ein unangenehmes Gefühl auslösen. Zum Beispiel Ekel, wenn es um körperliche Ausscheidungen geht. Angst, wenn es sich um den Tod handelt. Neid beim Vergleich der Penisgröße. Scham, wenn es im Intimbereich juckt und brennt. Na, fühlen Sie sich ertappt? Auch wenn wir heute in einer Gesellschaft leben, die nicht müde wird zu betonen, dass für sie gar keine mehr existieren, gibt es sie immer noch zur Genüge: Tabuthemen. Meist fristen sie ein Dasein ohne große Erklärung, sondern basieren häufig auf dem seit der Kindheit vertrauten, peinlich berührten „Darüber spricht man nicht“. Damit ist jetzt Schluss – zumindest in dieser Lektüre.
Wir laden Sie dazu ein, die Tabuzone tatsächlich und ohne komische Gefühle zu verlassen, indem wir aufklären, kein Blatt vor den Mund nehmen und vor allem zeigen, warum es für uns alle wichtig ist, über Tabuthemen zu sprechen.

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4<br />

<strong>Tabu</strong><br />

Das A und O <strong>ist</strong> eine<br />

Facharztberatung<br />

Auch minimalinvasive Eingriffe wie Faltenunterspritzungen<br />

bergen Risiken.<br />

SCHÖNHEITS-OPS I VON NADINE EFFERT<br />

In der ästhetischen Chirurgie gibt es kaum<br />

Grenzen, auch wenn nicht jeder Eingriff sinnvoll<br />

erscheint. Bei den minimalinvasiven Eingriffen<br />

findet eine Enttabuisierung statt, die<br />

vermehrt zu einer Verharmlosung führt. Hingegen<br />

der Intimbereich bei Frau und Mann<br />

nach wie vor ein gesellschaftliches <strong>Tabu</strong> <strong>ist</strong>.<br />

Größere Brüste, flacher Bauch, gerade Nase,<br />

weniger Falten <strong>–</strong> die me<strong>ist</strong>en Deutschen machen<br />

heutzutage kein großes Geheimnis um<br />

„gemachte“ Optimierungen des eigenen Körpers.<br />

Die Schönheitschirurgie boomt weltweit.<br />

Deutschland liegt auf Platz vier der Länder mit<br />

der höchsten Anzahl an Schönheitsoperationen,<br />

die in unserer Gesellschaft weitestgehend akzeptiert<br />

werden. Warum sich Frauen und Männer<br />

für eine Schönheits-OP entscheiden, hat<br />

eine Umfrage der Deutschen Gesellschaft für<br />

Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) im<br />

Gründe für eine Schönheitsoperation<br />

in Deutschland im Jahr 2021<br />

57,5 %<br />

Reduzierung meines<br />

ästhetischen Makels<br />

21,7 %<br />

(wieder) dem eigenen<br />

Schönheitsideal entsprechen<br />

2,3 %<br />

bessere Chancen bei<br />

der Partnersuche<br />

37,9 %<br />

Verbesserung des<br />

eigenen Selbstwerts<br />

12,1 %<br />

Linderung gesundheitlicher<br />

Beschwerden<br />

2 %<br />

Korrektur durch unsachgemäße<br />

Behandlung<br />

November 2021 herausgefunden. Das sind die<br />

Top-3-Gründe: „Reduzierung meines ästhetischen<br />

Makels“ (57,5 %), „Verbesserung des<br />

eigenen Selbstwerts“ (37,9 %) und „(wieder) dem<br />

eigenen Schönheitsideal entsprechen“ (21,7 %).<br />

Minimalinvasive Eingriffe boomen<br />

Fakt <strong>ist</strong>: Ästhetisch-Plastische Behandlungen<br />

und Eingriffe sind gefragter denn je. Gemäß<br />

den aktuellsten Daten der „DGÄPC-Stat<strong>ist</strong>ik<br />

2020-2021“ gibt es insbesondere auf die nichtund<br />

minimalinvasiven Methoden wie Faltenunterspritzungen<br />

sowie Botulinum- und Laserbehandlungen<br />

einen regelrechten Run: 73,5<br />

Prozent der zwischen Juli 2020 und Juni 2021<br />

angefragten und durchgeführten Behandlungen<br />

in Facharztpraxen der DGÄPC waren minimalinvasiv<br />

<strong>–</strong> 2018 waren es 30,8 Prozent. Insbesondere<br />

die unter 20-Jährigen werden laut<br />

der DGÄPC von Social Media beeinflusst <strong>–</strong> sei<br />

es, weil sie sich selbst mit Selfies<br />

und Fotos anderer Personen vergleichen<br />

oder weil auch einige Influencer<br />

offen über ihre Eingriffe<br />

plaudern, als wäre es etwas völlig<br />

Normales. Ein Trend, vor dem Fachleute<br />

wie Dr. Alexander Hilpert, Präsident<br />

der DGÄPC und Facharzt<br />

für Plastische, Rekonstruktive und<br />

Ästhetische Chirurgie, warnen: „Es<br />

handelt sich bei minimalinvasiven<br />

Behandlungen nicht um Wellness-<br />

Anwendungen, sondern um medizinische<br />

Eingriffe mit Risiken.“<br />

<strong>Tabu</strong>zone Intimbereich<br />

Nicht immer steckt pure Eitelkeit<br />

hinter dem Wunsch nach Veränderung,<br />

sondern auch ein hoher<br />

Leidensdruck. Wenn zum Beispiel<br />

nach erfolgter Geburt die inneren<br />

Schamlippen (Labien) zu groß geworden<br />

sind oder das männliche<br />

Selbstwertgefühl und Liebesleben<br />

unter einem kleinen Penis leiden.<br />

Wenn es um diesen „intimen Bereich“<br />

geht, endet der offene Umgang<br />

mit ästhetischen Eingriffen<br />

jedoch sozusagen an der Gürtellinie.<br />

„Die menschliche Körpermitte<br />

spielt nach ästhetischen Gesichtspunkten<br />

eine sehr große Rolle. Das<br />

Aussehen der weiblichen Vulva<br />

kann als genauso unangenehm<br />

wahrgenommen werden wie abstehende Ohren.<br />

Betroffene, die mit ihrem Intimbereich unzufrieden<br />

sind, leiden sehr stark darunter“,<br />

erklärt Dr. med. Marwan Nuwayhid in einem<br />

Interview gegenüber dem „Top Magazin“. Der<br />

Frauenarzt <strong>ist</strong> der Präsident der Internationalen<br />

Gesellschaft für Rekon-struktive und Ästhetische<br />

Intimbehandlung (ISRAIT), die mit dem Ziel, einer<br />

Stigmatisierung entgegenzuwirken, im Jahr 2018<br />

gegründet worden <strong>ist</strong>.<br />

Eingriffe im Intimbereich<br />

sind immer noch mit einem<br />

Stigma behaftet.<br />

Denn eine Stigmatisierung kann genauso wie die<br />

eigene Scham dazu führen, dass Betroffene sich<br />

erst nach Jahren mit ihrem vermeintlichen Makel<br />

in eine fachärztliche Praxis trauen. Dabei gibt es<br />

zum Beispiel im Fall der Schamlippen auch medizinische<br />

Gründe für eine Verkleinerung, etwa<br />

Schmerzen beim Sitzen oder Radfahren.<br />

Individuelle, fachliche Beratung<br />

Für Fachleute im Bereich Intimchirurgie sind<br />

auch solche Eingriffe kein <strong>Tabu</strong>thema, sondern<br />

Alltag. Wie Dr. Hilpert betont, sei die beste<br />

Informationsquelle immer noch das aufklärende<br />

Facharztgespräch, insbesondere bei operativen<br />

Eingriffen. Dabei geht es auch um das transparente<br />

Aufzeigen von Risiken und die Klärung<br />

der Frage, ob die Patientin oder der Patient real<strong>ist</strong>ische<br />

Erwartungen an den Eingriff hat. Kommt<br />

am Ende ein ärztliches Go, dann steht einer<br />

„Selbstoptimierung“, ob aus ästhetischen oder<br />

medizinischen Gründen, nichts im Wege. <br />

iStock / Oleksandr But<br />

1,1 %<br />

Verbesserungen der<br />

Berufschancen<br />

Quelle: DGÄPC, 2021

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