25.12.2012 Aufrufe

18. OKTOBER 2004 - Ihr Einkauf

18. OKTOBER 2004 - Ihr Einkauf

18. OKTOBER 2004 - Ihr Einkauf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

GESUNDES LEBEN<br />

von Dr. Ruediger Dahlke<br />

Die weibliche Brust<br />

als Symbol<br />

Männer reagieren unterschiedlich auf verschiedene Brusttypen. Alle Arten<br />

von Brustformen locken bestimmte Männer an – an den Extremen spiegeln<br />

sich dann die jeweiligen Männer-Typen besonders deutlich.<br />

Zu reifen Brüsten neigen eher<br />

reife Männer, aber auch die an<br />

ihrem Mamabild hängen gebliebenen<br />

Buben. An den kleinen<br />

mädchenhaften Knospen bei insgesamt<br />

knabenhafter Figur hängen<br />

mehr die unreifen Typen, die Angst<br />

vor erwachsenen Frauen haben<br />

und eigentlich einen Kameraden<br />

oder Kumpel suchen.<br />

Ganz offensichtlich<br />

lieben Große Brüste<br />

Männer, die auf den verschrecken jene großen<br />

Mond-Archetyp und Buben, die sich dem<br />

damit Mütterlichkeit Weiblichen noch nicht<br />

stehen, große Brü- gewachsen fühlen<br />

ste. <strong>Ihr</strong> Traum, in reifer<br />

Weiblichkeit zu<br />

versinken, kann daher rühren, dass<br />

sie nie wirklich losgekommen sind<br />

von der Mama und weist dann<br />

ebenso auf Unreife hin wie im umgekehrten<br />

Fall, wo sie nie im Leben<br />

genug Mutter bekommen haben.<br />

Die Brüste als Symbol reifer Weiblichkeit<br />

stehen sowohl für Verständnis<br />

und bedingungslose<br />

(Mutter-)Liebe, wie auch für erotische<br />

Verlockung. Die US-Cowboys<br />

zum Beispiel brauchen in ihrer Bubenhaftigkeit<br />

diese Fülle, die Erfüllung<br />

verheißt. <strong>Ihr</strong> Problem wird im<br />

Namen deutlich. Der Junge ist unreif<br />

und auf die Kuh, das klassische<br />

milchspendende Muttersymbol,<br />

bezogen. Die Kuhjungen versuchen<br />

mit entsprechenden Spielen<br />

und Ritualen an Männlichkeit heranzukommen,<br />

um damit jedenfalls<br />

auf der Leinwand kuhäugigen<br />

Blondinen, die ihre Brüste nur gerade<br />

noch gezähmt bekommen, zu<br />

imponieren oder sie noch besser<br />

aus den Fängen des Bösen zu retten.<br />

Buben, die sich unter einer<br />

überbehütenden Mutter nicht entwickeln<br />

konnten, haben allerdings<br />

häufig auch Angst vor solchen Brüsten,<br />

fürchten manchmal geradezu<br />

zwischen ihnen erstickt zu werden,<br />

so wie seinerzeit ihre Lebensimpulse<br />

erstickt wurden. Jede typische<br />

„Superfrau“ kann sie an diese frühkindliche<br />

Gefangenschaft erinnern.<br />

Solche Kindmänner, die sich nur<br />

äußerlich von ihren Übermüttern<br />

gelöst haben, ekeln sich manchmal<br />

so vor mächtigen Brüsten, in denen<br />

sie die eigene Mutter bekämpfen,<br />

dass sie ihre entsprechenden<br />

Partnerinnen zur Operation nötigen.<br />

Natürlich scheitert der Versuch,<br />

auf diesem Weg der Glucke<br />

Foto: IMSI<br />

zu entkommen. Dazu müsste er<br />

schon selbst etwas tun. Im anderen<br />

Fall versucht er die Besitzerin<br />

dieser Brüste stellvertretend für die<br />

eigene Mutter niederzuringen. Andererseits<br />

können große Brüste<br />

auch jene großen Buben im ersten<br />

Moment verschrecken, die sich<br />

dem Weiblichen einfach noch nicht<br />

gewachsen fühlen.<br />

Dabei würden sie<br />

schon mögen wollen,<br />

wenn sie sich<br />

trauen täten.<br />

Ewige Jünglinge<br />

stehen dagegen<br />

wieder auf mütterliche<br />

bedingungslose<br />

Liebe an großen „Theken“. Sie sind<br />

im allgemeinen von ihren Müttern<br />

zu etwas ganz Besonderem „aufgebaut“<br />

worden und wollen weiterhin<br />

entsprechend bewundert und<br />

verwöhnt werden. Und genau das<br />

erwarten sie sich bei reifer Mütterlichkeit.<br />

Natürlich kann „frau“ mit jeder<br />

Brustform gut leben, wenn sie zu<br />

sich und ihren Brüsten steht, so<br />

wie „mann“ auch jede Brust lieben<br />

kann, wenn er die zugehörige Frau<br />

liebt. Auf Seiten der Frauen ist es<br />

im allgemeinen ein Problem des<br />

Selbstwertgefühls, das hier angesprochen<br />

wird und zu den angeführten<br />

medizinischen Aktionen<br />

verleiten kann. Letztlich entstehen<br />

all diese Probleme durch die Orientierung<br />

an der Umwelt und aus<br />

dem Vergleich mit Zeitgeistidealen.<br />

Wenn ein heranwachsendes,<br />

mit schwachem Selbstbewusstsein<br />

ausgestattetes Mädchen für seinen<br />

FRAUEN<br />

großen Busen gehänselt wird, beginnt<br />

es, ihn zu verstecken, was<br />

schließlich bis zu körperlichen<br />

Schäden führen kann. Was sich zuerst<br />

in momentanen Fehlhaltungen<br />

und seelischen Schmerzen<br />

äußert, wird mit der Zeit auch zu<br />

einem physischen Problem. Die<br />

Haltung mit weit nach vorn gezogenen<br />

Schultern ist das genaue<br />

Gegenteil des Sich-brüstens. Das<br />

Verstecken der Brust aus Scham<br />

führt auf die Dauer zu Verspannungen<br />

und Verhärtungen im Schulter-<br />

Nackenbereich. Die Betroffene<br />

wird hartnäckig und krumm. Der<br />

Körper bildet ab, wie sie sich unter<br />

der Verhöhnung krümmt und unter<br />

den Nackenschlägen duckt. Sie<br />

kann nicht zu sich und ihrer Erscheinung<br />

stehen, verkriecht sich<br />

gleichsam im Stehen. Hieraus erwächst<br />

– jedenfalls im alten Europa<br />

– nicht selten der Wunsch nach<br />

Brustverkleinerungen im jugendlichen<br />

Alter. Kaum werden solche<br />

Mädchen dann zu Frauen und<br />

kommen an einen entwickelteren<br />

Mann, wird der sich nach ihren ursprünglichen<br />

reifen Formen sehnen<br />

und das nächste Drama kann<br />

chirurgisch inszeniert werden.<br />

Dieser Trend dürfte allerdings<br />

auch bei uns allmählich vom USamerikanischen<br />

Ideal abgelöst<br />

werden: der „um jeden<br />

Preis“ und zu<br />

jeder Zeit großen<br />

Brust. So wie wir jeden<br />

US-Trend aufs<br />

Peinlichste kopieren,<br />

werden wohl<br />

auch hierzulande<br />

bald die Kugelbusen<br />

das Brustfeld beherrschen.<br />

Hinter der Welle der Schönheitsoperationen<br />

steckt letztlich die<br />

Idee des „Mehr scheinen als sein“,<br />

die im europäischem Wertesystem<br />

als durchaus unseriös beleumundet<br />

ist. Was aber hierzulande in der<br />

klassischen Erziehung lange Zeit<br />

verworfen wurde, kommt jetzt als<br />

letzter Schrei aus den USA auf uns<br />

zurück. Insofern könnte man vermuten,<br />

dass dort auch viel europäischer<br />

Schatten gelebt wird.<br />

Wie im Mikrokosmos neigen wir<br />

natürlich auch im Makrokosmos<br />

dazu, vieles unter den Teppich zu<br />

kehren und in Sondermülldeponien<br />

und Zwischenlagern zu verstecken,<br />

was wir an der Oberfläche<br />

nicht ertragen können. Wir versen-<br />

Ewige Jünglinge stehen<br />

auf mütterliche<br />

bedingungslose Liebe an<br />

großen „Theken“<br />

Nr. 20/18-10-<strong>2004</strong><br />

Seite 20<br />

ken im Meer und verbuddeln in<br />

der Erde, den beiden archetypisch<br />

weiblichen Elementereichen, was<br />

der männliche Verstand zwar geschaffen<br />

hat, aber nicht lösen und<br />

nicht konfrontieren kann. Er will es<br />

sich dann wenigstens aus dem Gesichtsfeld<br />

schaffen. Das ist eine Politik,<br />

die auf beiden Ebenen, im Mikro-<br />

wie im Makrokosmos, den Tatsachen<br />

nicht ins Auge schauen und<br />

die Konsequenzen der eigenen Lebenswirklichkeit<br />

nicht ertragen<br />

kann. Aus der Psychotherapie wissen<br />

wir hinlänglich, dass Verdrängung<br />

nichts nützt, sondern im Gegenteil<br />

die Probleme unter der geschönten<br />

Oberfläche nur eskalieren<br />

lässt. Da man es in beiden Fällen<br />

lange nicht merkt, ist das späte<br />

Erwachen dann umso schlimmer.<br />

Die wohl einzig sinnvolle Lösung<br />

zeigt die Psychotherapie: Es<br />

führt auf die Dauer kein Weg an<br />

der Konfrontation der Wirklichkeit<br />

vorbei. Wer das weiß, kann sich<br />

und seiner Welt jeden Aufschub<br />

von vornherein ersparen und damit<br />

einiges an überflüssigem Leid.<br />

Und natürlich lässt sich auch jede<br />

Brustform deuten, wobei hier die<br />

kulturellen Unterschiede gewaltig<br />

sind. Während zum Beispiel archaische<br />

Menschen die hängende<br />

Brust als Ausdruck eines gelebten<br />

Frauenlebens schätzen,<br />

ist sie in moder-<br />

nen Gesellschaften,<br />

die im Rahmen ihres<br />

Jugendkultes gar<br />

kein Frauen- sondern<br />

ein<br />

Mädchenideal haben,<br />

verpönt. So<br />

wird es der modernen Frau naturgemäß<br />

schwer gemacht, zu ihrer<br />

gelebten Figur zu stehen. Trotzdem<br />

wäre das die einzige schlüssige Lösung.<br />

Denn selbst wenn man<br />

äußerlich alles wieder verspannen<br />

lässt vom Gesicht über die Brust<br />

bis zum Po, wird der Inhalt davon<br />

doch nicht verjüngt, sondern die<br />

Kluft zwischen äußerem Schein<br />

und innerem Sein wird größer und<br />

damit auch die Chance auf Krankheit<br />

und Leid. Die eigene Form und<br />

Figur zu deuten und anzunehmen,<br />

ist da der ungleich entwicklungsförderlichere<br />

Weg.<br />

Literatur: „Frauen-Heil-Kunde“,<br />

CD „Frauenprobleme“ (beides<br />

Goldmann Verlag); „Von der Weisheit<br />

des Körpers“ (Knaur Verlag)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!