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LebensArt Herbstausgabe 2022

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VOM<br />

HÖREN<br />

ZUR<br />

SKULPTUR<br />

Foto, Illustration: Gabriele Meyer, Adobe Stock/gina<br />

Zart und blond steht sie da im dunklen<br />

Keller des Schlosses Neuenbürg, das lange<br />

Haar ausnahmsweise nicht zu einem Zopf<br />

geflochten. An einer gespannten Leine befestigt<br />

sie mit Wäscheklammern Din-A-4-Papierblätter,<br />

weiter vorne hat sie bereits<br />

Skulpturen aufgebaut – miteinander verschlungene<br />

Geflechte, die sich in unterschiedlichsten<br />

Formaten zu einer runden<br />

Einheit fügen. „Hörnester“ nennt Mirja<br />

Wellmann sie und macht damit deutlich, was<br />

die Grundlage ihres künstlerischen Schaffens<br />

ist: Geräusche visuell sichtbar zu machen.<br />

Das bedingt zunächst die konzentrierte Auseinandersetzung<br />

mit den Geräuschen. Für<br />

Mirja Wellmann ist alles, was sie hörbar umgibt,<br />

akustisches Material, das visuell umgesetzt<br />

werden kann. Auch vor kurzem, beim<br />

Bildhauersymposium in Neuenbürg, zieht<br />

sie sich in eine Ecke des Parks zurück, um<br />

sich den Ort über seine Geräusche anzueignen.<br />

Stundenlang kann sie so sitzen und<br />

Hörprotokolle erstellen – manchmal geht<br />

das Erfassen des Raumes schneller: „Ich habe<br />

so eine Art schnelles Hörsystem entwickelt“.<br />

Hören, das ist wie akustisch gemaltes Leben.<br />

Einmal hat sie sich lange in einem schalldichten<br />

Raum aufgehalten; seitdem weiß sie, wie<br />

wichtig die Impulse und Reize, die über das<br />

Ohr gehen, für die Bestimmung des Ortes<br />

sind. Einer Bewertung der verschiedenen<br />

Geräusche in ihrer Klanglichkeit oder Lautstärke<br />

nimmt sie nicht vor, macht aber natürlich<br />

in der künstlerischen Umsetzung einen<br />

Unterschied „zwischen einem Presslufthammer<br />

und Vogelgezwitscher“.<br />

„Geräusche<br />

stellen einen<br />

Raum her,<br />

stecken ihn ab.“<br />

Mirja Wellmann<br />

Die Besucherströme im Schlosspark stören<br />

sie nicht, sie möchte auch anderen ihre Erfahrungen<br />

vermitteln, verteilt das mitgebrachte<br />

Papier und fordert zur Erstellung<br />

von Hörprotokollen auf. Die sind es auch,<br />

die an der langen Leine im Schlosskeller hän-<br />

gen, manche wirken wie grafische Arbeiten.<br />

Sie enthalten für Mirja Wellmann die Antworten<br />

auf die Frage: Wo befinde ich mich?<br />

„Geräusche stellen einen Raum her, stecken<br />

ihn ab“, erläutert Wellmann noch einmal.<br />

Das stößt auf Interesse, und mancher erkennt:<br />

Auch Hören will gelernt sein. „Man<br />

muss mit offenen Ohren durch die Welt gehen“,<br />

sagt Mirja Wellmann, die aus einem allgemeinen<br />

Geräuschpegel verschiedene<br />

Stränge zu lösen vermag: „Es muss aber immer<br />

etwas Interessantes haben, egal ob Stadt<br />

oder Land. Manchmal ist es Gegensätzliches,<br />

was miteinander kommuniziert, manchmal<br />

sind es reizvolle Kombinationen.“ So hat sie<br />

einmal ein Ort fasziniert, wo vor dem frühen<br />

Schlag der Kirchturmglocken pünktlich der<br />

Hahn krähte.<br />

WIE WELLEN AM MEER<br />

Im Schlosskeller dagegen ist eine andere Verortung<br />

zu sehen. Die miteinander verschlungenen<br />

Holzleisten dokumentieren das Spiel<br />

und die Brechung der Wellen am<br />

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Bei Mirja Wellmann verwischen die Grenzen<br />

zwischen akustischer und visueller Kunst.<br />

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Arnoldstraße 1 | 73614 Schorndorf<br />

Tel. 07181 602-6004 | forscherfabrik@schorndorf.de<br />

Onlineshop www.forscherfabrik-shop.de<br />

Die Science-Erlebniswelt<br />

für Kinder<br />

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