Gesund & Leben 2022 / 06
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<strong>06</strong>/22, 17. Jahrgang, € 2,40<br />
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MEIN<br />
GESUNDER<br />
URLAUB<br />
STILLER FEIND<br />
BLUTHOCHDRUCK<br />
Rechtzeitig Herzinfarkte und<br />
Schlaganfälle verhindern<br />
DIE PILLE FÜR<br />
DEN MANN<br />
Forscher arbeiten an neuen<br />
Verhütungsmethoden<br />
PUBERTÄT UND<br />
WECHSELJAHRE<br />
Schöne Haut – auch in Zeiten<br />
hormoneller Umstellungen<br />
LONG COVID<br />
UND DIABETES<br />
Starker Anstieg an Diabetesfällen<br />
nach Covid-Erkrankung
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WUSSTEN<br />
SIE, DASS …<br />
... Avocados vor Herzerkrankungen<br />
schützen? Das hat eine aktuelle<br />
Studie der renommierten US-Universität<br />
Harvard herausgefunden, die Daten von mehr als<br />
100.000 weiblichen und männlichen Probanden<br />
ausgewertet hat. Das Ergebnis: Menschen,<br />
MEDIZIN KOMPAKT<br />
die häufiger als zweimal wöchentlich Avocados<br />
aßen, wiesen ein um 16 % geringeres Risiko für<br />
Herzkrankheiten aus als Avocado-Verweigerer.<br />
Die Gefahr eines Herzinfarkts war sogar um 21 %<br />
verringert. Auf das Schlaganfall-Risiko hatten<br />
Avocados jedoch keinen signifikanten Einfluss. n<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO_PROSTOCK-STUDIO_ PROSTOCK-STUDIO_ MYSTOCKIMAGES<br />
13 % ...<br />
... der österreichischen Bevölkerung leiden<br />
an Migräne. Das sind insgesamt mehr<br />
als eine Million Menschen. Das geht aus<br />
einer Studie der Universitätsklinik für<br />
Neurologie in Innsbruck hervor. Frauen<br />
sind häufiger betroffen als Männer. n<br />
n ZAHL DES MONATS<br />
THERAPIE-HOFFNUNG FÜR<br />
KOPF-HALS-TUMORE<br />
Eine neue Studie der MedUni Wien konnte feststellen,<br />
dass Kopf-Hals-Karzinome, die<br />
durch humane Papillomaviren (HPV)<br />
verursacht werden, mit CBP-Inhibitoren<br />
effektiv behandelt werden können. Der<br />
Grund: Bei dieser Art von Tumoren ist das schützende<br />
Protein CBP in stark erhöhtem Maß aktiv.<br />
CBP-Inhibitoren sind Medikamente, die aktuell in<br />
Entwicklung sind und in den nächsten Jahren zur<br />
Verfügung stehen sollen. Sie wirken zielgerichtet<br />
und weisen weniger Nebenwirkungen als eine<br />
Chemo- oder Strahlentherapie auf. n<br />
n BUCHTIPP DES MONATS<br />
Sie haben Ihre Kalorienzufuhr<br />
bereits auf ein Minimum<br />
reduziert, essen fast<br />
nichts mehr und nehmen trotzdem<br />
nicht ab? Ernährungsberaterin<br />
und Motivationscoach Ursula<br />
Vybiral weiß, wieso: Weil man<br />
nur abnimmt, wenn man auch<br />
isst! Genau darum geht es auch<br />
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– Abnehmen funktioniert nur mit<br />
Essen“. Darin erfahren Leser und<br />
Leserinnen, wie sie mit der easyeating-Methode<br />
die Ernährung<br />
nachhaltig verändern – ohne Kalorienzählen<br />
und ohne Verzicht, sondern<br />
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Essen. Mit vielen konkreten Tipps<br />
und schmackhaften Rezepten! n<br />
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n GESUNDHEITSTIPP DES MONATS<br />
Wenn es draußen wieder wärmer wird, ist eine kalte Dusche<br />
morgens oder abends eine angenehme Abkühlung, die erfrischend<br />
auf Kreislauf und Seele wirkt. Zahlreiche Studien haben<br />
aber ergeben, dass sie noch viel mehr kann! Kalt zu duschen,<br />
verbessert das Hautbild, stärkt die Haarstruktur, kurbelt die<br />
Immunabwehr an, senkt den Stress-Level und hilft sogar beim<br />
Abnehmen, weil die Fettverbrennung angeregt wird. n<br />
GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
5
30<br />
Endlich Urlaub! Für<br />
perfekte Erholung<br />
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EDITORIAL<br />
KOMPETENZ UND<br />
MENSCHLICHKEIT<br />
12<br />
Anderen zu helfen, ist wichtiger denn<br />
je. Und gut für die eigene Psyche.<br />
4-Seiten-Spezial<br />
GESUND IN WIEN<br />
Seite 8 bis 11<br />
n LEBENSFREUDE<br />
5 Medizin kompakt<br />
12 Helfend durch die Krise<br />
Wir stellen fünf Menschen vor,<br />
die für andere da sind.<br />
18 Fleißige Bienen, gesunder Honig<br />
Zu Besuch bei einem Imker: So gesund<br />
sind Honig und Bienenerzeugisse.<br />
22 Meal Prep<br />
Vorzukochen, liegt im Trend. So ist eine<br />
gesunde Ernährung leicht möglich!<br />
25 Das lasse ich mir schmecken!<br />
Drei gesunde Rezepte<br />
zum Nachkochen.<br />
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n LEBENSKRAFT<br />
30 Reiseapotheke<br />
Zehn Dinge, die in jede Reiseapotheke<br />
gehören – plus weitere Tipps für Ihren Urlaub.<br />
38 Pille für den Mann<br />
Wissenschafter arbeiten an neuen<br />
Verhütungsmethoden für den Mann.<br />
Impressum: GESUND & LEBEN in WIEN ist das offizielle <strong>Gesund</strong>heitsmagazin der Wiener Ärztekammer. Zielgruppe & Richtung des Magazins:<br />
<strong>Gesund</strong>heitsrelevante und wichtige medizinische Informationen für alle gesundheitsbewussten Wienerinnen und Wiener. Medieninhaber, Verlag, Redaktion:<br />
ÄrzteVerlag GmbH, 1090 Wien, Währingerstraße 65. Herausgeber: Komm.-Rat Axel C. Moser, Mag. Philipp Ita. Mitglied der Geschäftsleitung: Petra Hubert-<br />
Schimek. Chefredakteur: Mag. Ralf Strobl. Chefin vom Dienst: Beate Barth. Artdirektion: DI Lissa Weissenbacher (Ltg.), Verena Ohnewas, BSc. Coverfoto:<br />
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Daniela Rittmannsberger, Mag. Claudia Sebunk. Key Account: Gerlinde Taferner. Medieninhaber: ÄrzteVerlag GmbH, 1090 Wien, Währingerstraße 65. Hersteller:<br />
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201920021<br />
siehe www.gesundundleben.at. Die Angaben und Äußerungen in Anzeigen, Inseraten, Advertorials & Promotions geben nicht zwingend die<br />
Meinung der Redaktion und/oder des Medieninhabers wieder. Für diese wird keine Haftung übernommen. Weiterführende Details finden Sie<br />
unter www.gesundundleben.at.<br />
40 Bluthochdruck<br />
Bluthochdruck rechtzeitig erkennen.<br />
Plus: Mythen im Faktencheck.<br />
44 Long Covid und Diabetes<br />
Nach einer Covid-Infektion steigt das Risiko<br />
für Diabetes massiv an. Die Hintergründe.<br />
48 Wundermittel Spermidin<br />
Forschungsergebnisse zeigen: dank<br />
Spermidin länger und gesünder leben.<br />
52 Aktiv gegen Rheuma<br />
Beschwerden können immer besser<br />
gelindert werden.<br />
n LEBENSNAH<br />
54 Haut und hormonelle Umstellung<br />
Pubertät, Wechseljahre: schöne Haut auch<br />
in herausfordernden <strong>Leben</strong>sphasen.<br />
58 <strong>Gesund</strong>heits-Kreuzworträtsel<br />
Lösen Sie unser Rätsel – und<br />
gewinnen Sie!<br />
22<br />
Vorzukochen, liegt<br />
im Trend. Das gilt<br />
es zu beachten.<br />
NEU<br />
FOTOS: ISTOCK_SYCHUGINAELENA_MAYALIS_MAKO_JULIAMIKHAYLOVA; STEFAN SEELIG<br />
LIEBE LESERINNEN UND LESER!<br />
Nach zwei Jahren Corona-Pandemie<br />
und zwei Sommern, in denen wir alle<br />
nur eingeschränkt unsere Urlaube genießen<br />
konnten, scheint es so, dass<br />
heuer endlich wieder ein mehr oder<br />
weniger unbeschwerter Sommer vor<br />
uns steht.<br />
Die Pandemie hatte uns alle vor schwere<br />
Herausforderungen gestellt. Unser <strong>Leben</strong><br />
hatte sich privat und beruflich komplett verändert,<br />
vor allem auch für uns alle, die wir<br />
in <strong>Gesund</strong>heitsberufen tätig sind und<br />
bei der Bekämpfung des Corona-Virus<br />
an vorderster Front standen und stehen.<br />
Wir wissen natürlich auch, dass<br />
die Pandemie noch nicht vorbei ist<br />
und im Herbst mit einer weiteren<br />
Coronawelle zu rechnen ist. Es ist aber<br />
zu hoffen, und die Expertinnen und Experten<br />
deuten dies auch an, dass wir mit<br />
den kommenden CoV-Varianten besser<br />
umgehen werden können. Trotzdem sollten wir<br />
alle weiter auf gewisse Vorsorgemaßnahmen achten, wie eine<br />
regelmäßige Handhygiene, Abstand halten und im Bedarfsfall<br />
auch eine Maske aufsetzen.<br />
In dieser Ausgabe unserer Patientenzeitung stellen wir Ihnen<br />
die im Mai gewählte neue Führung der Ärztekammer vor.<br />
Wir zeigen Ihnen auch, welche Pläne wir für den <strong>Gesund</strong>heitsstandort<br />
Wien haben, um für Sie dessen gewohnt hohes<br />
Niveau erhalten und verbessern zu können.<br />
Selbstverständlich finden Sie auch andere Themen in diesem<br />
Heft: Wir stellen Ihnen etwa fünf Menschen vor, die mit<br />
ihren Aktivitäten einen Teil zur Verbesserung unserer Welt beitragen<br />
wollen, weil sie ihre Berufung zum Beruf gemacht haben.<br />
Sie erfahren Interessantes über die Bienen und das „Medizin-Wundermittel“<br />
Honig, und natürlich stellen wir Ihnen wieder<br />
gesunde und schmackhafte Rezepte zum Nachkochen vor.<br />
Wir wünschen Ihnen wieder eine spannende Lektüre mit unserer<br />
Patientenzeitung, den vielleicht einen oder anderen für<br />
Sie wichtigen <strong>Gesund</strong>heitstipp und vor allem eines: Bleiben Sie<br />
gesund!<br />
n<br />
Herzlich<br />
Johannes Steinhart und Erik Randall Huber<br />
Präsident und Vizepräsident<br />
der Ärztekammer für Wien<br />
6 GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
7
GESUND IN WIEN<br />
DIE PLÄNE<br />
DER<br />
NEUEN<br />
Verbesserte Arbeitsbedingungen für<br />
Spitalsärztinnen und -ärzte, die Attraktivierung<br />
des niedergelassenen Kassenbereichs sowie<br />
die Sicherstellung einer wohnortnahen<br />
niederschwelligen <strong>Gesund</strong>heitsversorgung: So<br />
lautet das Arbeitsprogramm der Ärztekammer<br />
für die kommenden Jahre.<br />
A<br />
m 3. Mai <strong>2022</strong> hat die Wiener<br />
Ärztekammer eine neue Führung<br />
gewählt. Neuer Präsident ist<br />
nunmehr Johannes Steinhart, für die Belange<br />
der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ist<br />
Erik Randall Huber sowie für die der angestellten<br />
Ärztinnen und Ärzte Stefan Ferenci zuständig.<br />
Alle drei Funktionäre eint die jahrelange<br />
ärztliche sowie standespolitische Erfahrung.<br />
„WIR SEHEN DRINGEND ANSTEHENDE<br />
VERBESSERUNGEN UND REFORMEN IM<br />
HEIMISCHEN GESUNDHEITSSYSTEM. DAFÜR<br />
IST EIN GESCHLOSSENES AUFTRETEN DER<br />
ÄRZTESCHAFT NOTWENDIG.“<br />
Dr. Johannes Steinhart<br />
Die neue Kammerführung hat sich bereits mit<br />
einem umfangreichen Programm im Sinne des<br />
Ausbaus eines solidarisch finanzierten <strong>Gesund</strong>heitssystems<br />
und von Leistungen für Patientinnen<br />
und Patienten im kassenärztlichen Bereich<br />
lautstark zu Wort gemeldet.<br />
BESTMÖGLICHE GESUNDHEITLICHE<br />
VERSORGUNG<br />
In seiner neuen Position als Ärztekammerpräsident<br />
möchte sich Johannes Steinhart als „Interessenvertreter<br />
aller Kolleginnen und Kollegen“<br />
etablieren. Ein geschlossenes und einheitliches<br />
Auftreten der Ärzteschaft nach außen sei auch<br />
ÄRZTEKAMMERFÜHRUNG<br />
notwendig, um die „dringend anstehenden Verbesserungen<br />
und Reformen im heimischen <strong>Gesund</strong>heitssystem<br />
im Sinne einer bestmöglichen<br />
medizinischen Versorgung der Patientinnen<br />
und Patienten auch zukünftig zu gewährleisten“,<br />
betont Steinhart.<br />
Als größte Herausforderung für die nächsten<br />
Jahre sieht Steinhart die Verbesserung der<br />
Arbeitsbedingungen von Spitalsärztinnen und<br />
-ärzten, die Attraktivierung des niedergelassenen<br />
Kassenbereichs sowie die Sicherstellung<br />
einer wohnortnahen niederschwelligen<br />
<strong>Gesund</strong>heitsversorgung vor dem Hintergrund<br />
einer stetig wachsenden und älter werdenden<br />
Bevölkerung in Wien. Dafür sei es notwendig,<br />
flexiblere Vertragsgestaltungen speziell für jüngere<br />
Kolleginnen und Kollegen zu schaffen,<br />
bürokratische Hürden zu minimieren sowie die<br />
Honorierungen für Ärztinnen und Ärzte zu verbessern.<br />
Sosehr Primärversorgungseinheiten als<br />
„eine von mehreren“ Versorgungsformen im<br />
niedergelassenen Bereich grundsätzlich zu<br />
begrüßen sind, so wenig könnten sie als Allheilmittel<br />
angesehen werden, betont Steinhart. Aus<br />
seiner Sicht sollte vielmehr Netzwerken der Vorzug<br />
gegeben werden. Diese würden Synergien<br />
und damit eine effizientere Patientenbetreuung<br />
ermöglichen, ohne aber die Wohnortnähe, die<br />
für viele Patientinnen und Patienten vor allem<br />
im ländlichen Bereich wichtig ist, zu gefährden.<br />
ENTBEHRLICHE DISKUSSION<br />
UM WAHLARZTORDINATIONEN<br />
Für den neuen Obmann der Kurie niedergelassene<br />
Ärzte und Vizepräsidenten der Ärztekammer<br />
für Wien, Erik Randall Huber, steht<br />
die „Offenheit in der Diskussion mit dem Ziel,<br />
Polarisierungen zu reduzieren und gemeinsame<br />
Lösungen zu finden“, an erster Stelle,<br />
wenn es darum geht, Verbesserungen für die<br />
Patientinnen und Patienten hinsichtlich eines<br />
Leistungsausbaus in den Ordinationen zu<br />
erreichen.<br />
FOTO: ISTOCK_ALASHI; STEFAN SEELIG<br />
Dr. Johannes<br />
Steinhart,<br />
Präsident der<br />
Ärztekammer für<br />
Wien<br />
Dr. Erik Randall Huber,<br />
Obmann der Kurie niedergelassene<br />
Ärzte<br />
und Vizepräsident der<br />
Ärztekammer für Wien<br />
Dr. Stefan Ferenci,<br />
Obmann der Kurie<br />
angestellte Ärzte und<br />
Vizepräsident der<br />
Ärztekammer für Wien<br />
Bei den Verhandlungen mit der Österreichischen<br />
<strong>Gesund</strong>heitskasse (ÖGK) und den<br />
politisch Verantwortlichen liegt für Huber der<br />
Schwerpunkt in der grundsätzlichen Attraktivierung<br />
des Kassensystems, um so wieder<br />
mehr Kolleginnen und Kollegen für die Übernahme<br />
eines Kassenvertrags zu gewinnen.<br />
Die aktuell von der ÖGK losgetretene Debatte<br />
über die Abschaffung des Wahlarztsystems<br />
hält Huber für mehr als entbehrlich: „Wahlarztordinationen<br />
sind eine wichtige versorgungsrelevante<br />
Stütze in der Patientenversorgung.<br />
Eine ersatzlose Abschaffung des<br />
Wahlarztkostenrückersatzes wäre nur eine<br />
Bestrafung für die Patientinnen und Patienten<br />
und würde der ÖGK keine einzige zusätzliche<br />
Kassenstelle bringen“ (siehe dazu auch<br />
Bericht auf Seite 10).<br />
„Ich selbst bin ein leidenschaftlicher Kassenvertragsarzt<br />
und dankbar dafür, dass es uns<br />
im österreichischen Sozialsystem möglich ist,<br />
jeden Menschen mit Respekt und Wertschätzung<br />
unabhängig von Einkommen und sozialem<br />
Status zu behandeln“, so Huber. Dazu<br />
gehöre aber auch ein moderner einheitlicher<br />
Leistungskatalog als Grundlage aller kassenärztlichen<br />
Leistungen in Österreich. Huber:<br />
„Die Ärztekammern haben einen solchen<br />
bereits entwickelt. Ich werde in meiner Funktion<br />
als Kurienobmann dessen Umsetzung von<br />
der <strong>Gesund</strong>heitskasse vehement einfordern,<br />
denn die veralteten Leistungskataloge tragen<br />
auch dazu bei, dass sich immer weniger Medizinerinnen<br />
und Mediziner für den Schritt in<br />
eine Kassenordination entscheiden.“<br />
Einen weiteren Fokus wird Huber auf die<br />
Förderung der Ausbildung angehender niedergelassener<br />
Kolleginnen und Kollegen legen.<br />
Dazu gehöre etwa die Vermittlung von unternehmerischem<br />
Know-how, das im Medizinstudium<br />
derzeit überhaupt nicht vorkommt.<br />
„Die Kurie niedergelassene Ärzte in Wien hat<br />
für Ordinationsgründerinnen und -gründer<br />
bereits ein umfangreiches Paket an Service-<br />
leistungen entwickelt.“ Dies gelte es, auch in<br />
Zukunft weiter auszubauen, so Huber.<br />
BESSERE ARBEITSBEDINGUNGEN<br />
FÜR SPITALSÄRZTE<br />
Der neue Obmann der Kurie angestellte Ärzte<br />
und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien,<br />
Stefan Ferenci, wiederum möchte sich in der<br />
kommenden Funktionsperiode vor allem für<br />
eine Attraktivierung der Arbeitsbedingungen<br />
auf allen Ebenen für Spitalsärztinnen und -ärzte<br />
einsetzen. Dazu gehöre unter anderem ein<br />
deutliches Mehr an Wertschätzung gegenüber<br />
den Ärztinnen und Ärzten seitens der Spitalserhalter<br />
und der Politik, eine Infrastruktur- und<br />
Digitalisierungsoffensive, Arbeitszeitflexibilisierungen,<br />
Bürokratieabbau sowie auch konkurrenzfähige<br />
Gehälter.<br />
Ein besonderes Anliegen ist Ferenci die Verbesserung<br />
der ärztlichen Ausbildung. Hier habe<br />
es in der Vergangenheit massive Versäumnisse<br />
gegeben, die „mit ein Grund dafür waren, dass<br />
immer mehr junge Kolleginnen und Kollegen<br />
Österreich den Rücken kehrten und lieber im<br />
Ausland tätig sind“. Ferenci ist überzeugt, dass<br />
nur durch eine nachhaltige Verbesserung der<br />
Ausbildungssituation der Exodus junger Ärztinnen<br />
und Ärzte ins Ausland zukünftig verhindert<br />
werden kann.<br />
„Die Arbeitsbelastung, die mangelhafte Ausbildungssituation<br />
und damit einhergehend die<br />
Frustration vieler Spitalsärztinnen und -ärzte<br />
in Wien sind bereits jetzt besorgniserregend.“<br />
Besonders betroffen seien derzeit die Bereiche<br />
Pädiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Kardiologie<br />
und Anästhesie. „Wenn die Politik hier<br />
nicht rasch gegensteuert, befürchte ich, dass<br />
schon sehr bald auch alle anderen ärztlichen<br />
Fachgruppen von einem dramatischen Ärztemangel<br />
im öffentlichen <strong>Gesund</strong>heitssystem<br />
betroffen sein könnten.“ Und dies hätte „fatale<br />
Auswirkungen“ auf die Betreuung der Patientinnen<br />
und Patienten in den Spitälern in Wien,<br />
warnt Ferenci.<br />
n<br />
8 GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
9
WAHLÄRZTE:<br />
ÄRZTE EMPÖRT ÜBER<br />
ZWANGSARBEITSFORDERUNG<br />
VON MINISTER RAUCH<br />
Die Ärztekammer verwehrt sich ganz klar<br />
gegen die Forderung von <strong>Gesund</strong>heitsminister<br />
Johannes Rauch nach Zwangsarbeit<br />
von Jungärztinnen und -ärzten<br />
– diese sollen seiner Ansicht nach dazu verpflichtet<br />
werden, für eine bestimmte Zeit als Kassenarzt zu<br />
arbeiten. „Ausgerechnet eine Berufsgruppe, die während<br />
der Pandemie Übermenschliches geleistet hat,<br />
derart disziplinieren zu wollen, ist mehr als enttäuschend.<br />
Wir hätten uns Anerkennung erwartet und<br />
nicht, dass uns der zuständige Minister Zwangsarbeit<br />
in Aussicht stellt“, lautete es aus der Ärztekammer.<br />
Der drohende Ärztemangel sei sicher nicht durch<br />
Zwang abzuwenden, „viel wichtiger wäre es, endlich<br />
die Tätigkeit des Kassenarztes zu attraktivieren – mit<br />
weniger Administration sowie besserer Honorierung<br />
für Zuwendung und ärztliches Gespräch. Und vielleicht<br />
sollte man endlich faktenbasiert herausfinden,<br />
wie viele Kassenstellen wirklich nachbesetzt werden<br />
können. Bevor man Menschen zu etwas zwingt, sollte<br />
man die Situation nüchtern bewerten.“<br />
Das Bevölkerungswachstum<br />
stellt die<br />
<strong>Gesund</strong>heitsversorgung vor<br />
neuen Herausforderungen.<br />
Es gibt einen erhöhten<br />
Bedarf an mutigen<br />
und kreativen<br />
Präventionsmaßnahmen.<br />
TOTALITÄRE IDEEN<br />
STATT KONSTRUKTIVER POLITIK<br />
Der Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident<br />
der Ärztekammer für Wien, Erik Randall<br />
Huber, weist zudem darauf hin, dass Änderungen<br />
dieser Art erst Jahre später wirksam würden: „Werden<br />
Politiker dann in zehn Jahren oder mehr die Verantwortung<br />
übernehmen und tatsächlich auf Ärztinnen<br />
und Ärzte setzen, die zwangsweise tätig sind?“ Zudem<br />
könne man nicht willkürlich in die <strong>Leben</strong>splanung<br />
einer ganzen Berufsgruppe eingreifen. „Warum eigentlich<br />
wir Ärztinnen und Ärzte? Und warum nicht<br />
ähnliche Überlegungen bei anderen Berufen, für deren<br />
Ausführung man im Vorfeld ebenfalls studieren<br />
muss? Müssen diese dann auch Zwangsdienste verrichten?<br />
Wird es dann auch ein Auswanderungsverbot<br />
geben? Ich lehne das kategorisch ab.“<br />
Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart zeigt<br />
sich ebenfalls über die Aussagen des <strong>Gesund</strong>heitsministers<br />
entsetzt: „Ich habe eigentlich gedacht, dass wir<br />
in einem freien Land leben und nicht in einem Land,<br />
in dem man offen totalitären Ideen von Zwangsarbeit<br />
nachhängt. Der Arztberuf ist ein freier Beruf, und das<br />
muss auch so bleiben. Deshalb wehre ich mich entschieden<br />
dagegen, dass mit derartigen Ideen in das<br />
<strong>Leben</strong> von jungen Menschen eingegriffen werden soll<br />
und wir in Österreich planwirtschaftlichen Träumereien<br />
erliegen, die seit Jahrzehnten zu Recht im Mistkübel<br />
der Geschichte liegen.“<br />
GESUND IN WIEN<br />
BELASTUNG DES<br />
ÖFFENTLICHEN GESUNDHEITSSYSTEMS<br />
Einer aktuellen Trendumfrage der Wiener Ärztekammer<br />
unter Spitalsärztinnen und -ärzten mit Wahlarztordination<br />
zufolge würde die Zerschlagung des<br />
derzeit bestehenden und gut funktionierenden pa-rallelen<br />
Systems von Kassen- und Wahlarztordinationen<br />
zu keinen positiven Effekten führen. Vielmehr würden<br />
die Patientenströme in eine falsche Richtung geleitet.<br />
Die Folge wäre eine massive Überlastung der ohnehin<br />
schon an der Grenze des Machbaren arbeitenden<br />
Spitalsambulanzen. Bei einer Abschaffung des Wahlarztsystems<br />
– wie von Teilen der Leitung der Österreichischen<br />
<strong>Gesund</strong>heitskasse (ÖGK) gefordert – würden<br />
den Umfrageergebnissen zufolge 97 Prozent der<br />
derzeitigen Wahlärztinnen und -ärzte in Form einer<br />
ausschließlichen Privatordination weiterarbeiten und<br />
dementsprechend auf einen Kassenvertrag verzichten.<br />
Das hätte zur Folge, dass jene Patientinnen und Patienten,<br />
die derzeit Wahlarztordinationen aufsuchen<br />
und danach 80 Prozent des ÖGK-Honorars rückerstattet<br />
bekommen, sich nach anderen Optionen für ihre<br />
<strong>Gesund</strong>heitsversorgung umsehen müssten.<br />
Das Problem dabei: Diese Optionen gibt es eigentlich<br />
nicht. Die bestehenden Kassenordinationen sind<br />
derzeit schon komplett überlastet, wodurch die einzige<br />
Alternative für diese Patientinnen und Patienten<br />
das Aufsuchen von Spitalsambulanzen wäre. Aber<br />
auch diese arbeiten bereits am Limit, ein zusätzlicher<br />
Ansturm würde deren Kollaps bedeuten. „Das kann<br />
sicher nicht im Sinne der ÖGK sein, unser an sich hervorragendes<br />
Spitalssystem so an die Wand zu fahren“,<br />
warnt die Ärztekammer. Vielmehr müsse die ÖGK alles<br />
daransetzen, die bestehenden Kassenverträge für niedergelassene<br />
Ärztinnen und Ärzte attraktiver zu gestalten,<br />
um somit dem Kassenärztemangel zu begegnen.<br />
Grundsätzlich sollte künftig die Möglichkeit bestehen,<br />
neben einer Spitalstätigkeit in einer öffentlichen<br />
Krankenanstalt auch eine Kassenordination führen zu<br />
können – mehr als ein Drittel der Befragten würde eine<br />
solche Tätigkeit gerne annehmen. n<br />
MUTIGE IDEEN FÜR EIN GESUNDES ÖSTERREICH<br />
Bedingt durch Zuwanderung und Migration<br />
hat Österreich vor Kurzem die Neun-Millionen-Einwohner-Marke<br />
„geknackt“. Neben<br />
den positiven Aspekten insbesondere für die<br />
Wirtschaft steht Österreich damit aber auch vor<br />
besonderen Herausforderungen hinsichtlich der<br />
<strong>Gesund</strong>heitsversorgung der Österreicherinnen<br />
und Österreicher. Neue Herausforderungen ergeben<br />
sich insbesondere durch die Überalterung der<br />
Bevölkerung sowie die Steigerung des <strong>Gesund</strong>heitsbewusstseins,<br />
speziell bei sozial benachteiligten<br />
Bevölkerungsgruppen und Personen, die<br />
katastrophen- und kriegsbedingt nach Österreich<br />
gekommen sind. Gerade Letztere benötigten<br />
eine Aufarbeitung der erlittenenTraumen und<br />
müssten auch erst mit dem österreichischen<br />
<strong>Gesund</strong>heitssystem vertraut gemacht werden.<br />
Kreative Ansätze sind laut der Ärztekammer auch<br />
bei der Etablierung von Maßnahmen zur Primär-,<br />
Sekundär- und Tertiärprävention gefordert. Dies<br />
betreffe vor allem Klimaschutzmaßnahmen, die<br />
aus gesundheitspolitischer Sicht viel ernster<br />
genommen werden müssten. „Mehr Mut und<br />
Kreativität“ fordert daher der Umweltmedizinexperte<br />
der Ärztekammer, Piero Lercher. So müssten<br />
Grünflächen als Bewegungsraum, aber<br />
auch als Anbau- und Klimaregulationsfläche<br />
erhalten<br />
bleiben. Auch sollten<br />
hinsichtlich der Etablierung<br />
erneuerbarer Energieformen<br />
verstärkt Hausdächer<br />
und bebaute Flächen für<br />
die Montage von Fotovoltaikanlagen<br />
genutzt werden.<br />
Hinsichtlich Windenergie<br />
empfiehlt Lercher die<br />
Etablierung von Vertikal-<br />
Piero Lercher,<br />
Umweltmedizinexperte<br />
der<br />
Ärztekammer<br />
Für übermenschliche Leistungen<br />
in der Pandemie gebührt Ärztinnen<br />
und Ärzten höchster Dank und<br />
keine Disziplinarmaßnahmen. Die<br />
Ärztekammer fordert dringend die<br />
Attraktivierung der Kassenarzttätigkeit.<br />
Wir benötigen kreative<br />
Ansätze etwa auch in<br />
Sachen Klimaschutz,<br />
der auch aus<br />
gesundheitspolitischer<br />
Sicht viel ernster<br />
genommen werden<br />
muss.<br />
und Mikrowindkraftanlagen. Als Montageflächen<br />
könnten beispielsweise Pfeiler von<br />
Autobahnüberführungen oder bebaute Flächen<br />
dienen, die bereits einem verstärkten Lärmaufkommen<br />
ausgesetzt sind. „Keinesfalls dürfen<br />
neue Bodenflächen oder gar sensibler Alpenraum<br />
dafür geopfert werden“, so Lercher.<br />
Neue kreative Ansätze sind auch notwen-<br />
dig, um das <strong>Gesund</strong>heitsbewusstsein in der<br />
Bevölkerung zu fördern und diese zu einer<br />
gesunden und selbstbestimmten <strong>Leben</strong>sweise<br />
zu motivieren. Hierbei spielen laut Lercher<br />
neben einer medizinischen Versorgung insbesondere<br />
<strong>Leben</strong>sstilfaktoren wie ausreichende<br />
körperliche Aktivität und bewusste und gesunde<br />
Ernährung eine große Rolle. n<br />
FOTO: ISTOCK_VERONIKA OLIINYK_ ASHVA73; ÄRZTEKAMMER FÜR WIEN/ MANFRED BAUMANN<br />
10 GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22 11
HELFEN<br />
Krieg, Klimakrise, Corona –<br />
viele psychische Belastungen<br />
setzen uns derzeit zu und lassen<br />
ein Gefühl von Ohnmacht<br />
entstehen. Hilflos sind wir aber<br />
ganz und gar nicht – denn:<br />
Helfen hilft! Anderen<br />
und uns selbst.<br />
GESUND & LEBEN<br />
beleuchtet die psychologischen<br />
Hintergründe und stellt fünf<br />
Menschen vor, die die Welt<br />
bereits täglich ein kleines Stück<br />
besser machen.<br />
NUR NOCH<br />
SCHNELL DIE<br />
ELT<br />
RETTEN<br />
Die schrecklichen Bilder des<br />
Krieges wenige Stunden<br />
von der österreichischen<br />
Grenze entfernt, die drohende<br />
Klimakrise, die sich<br />
durch alle Schlagzeilen zieht,<br />
steigende Preise und eine Pandemie, die nach<br />
zwei schwierigen Jahren die Welt nach wie vor<br />
in Atem hält – all das belastet unsere Psyche<br />
immer stärker, bestätigt Psychotherapeut<br />
Christian Beer, MSC, aus Wien: „Wir merken<br />
das auch in der Praxis. Immer mehr Klientinnen<br />
und Klienten leiden unter latenten<br />
Störungen, die unter normalen Bedingungen<br />
nicht auffallen, aber unter steigender Belastung<br />
akut werden.“ Besonders schwer laste<br />
der nahe Ukraine-Krieg auf unserer Psyche.<br />
„Es ist ein psychologisches Phänomen – je<br />
näher uns Leid geografisch ist, desto mehr<br />
berührt es uns“, so Beer. Dazu komme ein<br />
Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit. Das<br />
sei jedoch völlig normal, betont der Psychotherapeut:<br />
„Die Welt ist kein schlechterer Ort<br />
als bisher, nur unsere unmittelbare Umgebung<br />
ist gefährlicher geworden und die Gemeinschaft,<br />
in der wir leben, bedroht. Deshalb ist<br />
es völlig natürlich, dass uns diese Geschehnisse<br />
aufrütteln.“ Genau das jedoch könne<br />
jeder Einzelne dazu nutzen, aktiv zu werden,<br />
denn, so Beer: „Wir sind für solche Situationen<br />
ausgestattet. Der Mensch wurde in der<br />
Evolution mit dem Rüstzeug für schwierige<br />
Herausforderungen versehen und deshalb<br />
werden wir unter Belastung stärker – das gilt<br />
für die Muskeln genauso wie für die Psyche“,<br />
so Beer. Ebenfalls ein Erbe der Evolution: ein<br />
Gefühl für Gemeinschaft und das Wissen, dass<br />
es zusammen besser geht. Das Bedürfnis, mit<br />
FOTO: ISTOCK_SYCHUGINAELENA<br />
12 GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
13
HELFEN<br />
anderen Menschen verbunden zu sein und sie<br />
in schwierigen Phasen zu unterstützen, ist tief<br />
in unserem Wesen verankert, einander zu helfen<br />
Teil unserer DNA.<br />
GUTES TUN LÖST GUTES AUS<br />
Aktiv zu helfen, statt passiv in dieser schwierigen<br />
Zeit zu verharren, tut nicht nur anderen,<br />
sondern auch der eigenen Psyche gut, bestätigt<br />
Lisa Strebinger, die seit Mitte März einer<br />
ukrainischen Familie eine sichere Unterkunft<br />
bietet: „Ich bin viel dankbarer für alles geworden,<br />
was bisher als selbstverständlich galt,<br />
„WIR HABEN TAUSENDE<br />
VON JAHREN IN<br />
KLEINGEMEINSCHAFTEN<br />
GELEBT UND<br />
DABEI GELERNT,<br />
DASS ES ZUSAMMEN<br />
BESSER FUNKTIONIERT.“<br />
und Oxytocin, das ausgeschüttet wird, wenn<br />
wir Verbundenheit und Zusammengehörigkeit<br />
empfinden.<br />
KLEINE GESTEN, GROSSER EFFEKT<br />
Schon kleine Gesten können dabei einen großen<br />
Effekt haben, wie auch Christian Beer<br />
bestätigt: „Machen Sie sich die Konsequenzen<br />
Ihres Handelns bewusst“, rät der Psychotherapeut.<br />
„Wer zum Beispiel regelmäßig einen<br />
kleinen Teil seines Einkommens spenden<br />
und damit möglichst vielen Menschen helfen<br />
möchte, könnte etwa eine Malaria-Organisa-<br />
Christian Beer, MSc.<br />
Psychotherapie,<br />
Coaching, Supervision,<br />
Aufstellungen. Wiener Couch<br />
– Zentrum für Psychotherapie<br />
und Persönlichkeitsentwicklung,<br />
Wien<br />
In der Mitte (6. v. l.)<br />
Kathrin Limpel,<br />
die Initiatorin des<br />
Vereins<br />
WENN DIE BERUFUNG<br />
ZUM BERUF WIRD<br />
Kathrin Limpel startete ihr soziales Engagement während der Flüchtlingskrise im Jahr 2015.<br />
Heute ist sie Geschäftsführerin des Vereins „Fremde werden Freunde“. Das Ziel? Gelebte Integration.<br />
SO KÖNNEN<br />
SIE HELFEN<br />
Besuche im Freunde-Salon, wo Kulturen<br />
aufeinandertreffen und Integration gelebt<br />
wird (aktuelles Programm unter<br />
www.facebook.com/fremdewerdenfreunde.at/<br />
und www.instagram.com/<br />
fremdewerdenfreunde). Ehrenamtliche<br />
Mitarbeit und Corporate Volunteering;<br />
finanzielle Unterstützung.<br />
Alle Informationen unter<br />
www.fremdewerdenfreunde.at<br />
„ICH WOLLTE MICH EIGENTLICH SCHON LANGE SOZIAL ENGAGIEREN, aber da hatte ich das Gefühl, dass ich jetzt<br />
etwas tun muss. Plötzlich war alles so nah“, erinnert sich Kathrin Limpel an den Herbst 2015, als plötzlich Tausende Geflüchtete<br />
vorwiegend aus Syrien, dem Irak und Afghanistan in Wien ankamen. „Ich bin einfach zum Hauptbahnhof gefahren und habe<br />
geholfen, gespendete Kleidung zu sortieren und auszugeben“, so die 39-jährige Kommunikationsexpertin. „Aber bald war mir<br />
das zu wenig und ich wollte meine Ressourcen effektiver einsetzen“, so Limpel, die schließlich in einem ehrenamtlichen Team<br />
half, Deutschkurse zu organisieren. „Ich habe von Anfang an gespürt, dass es mir guttut, zu helfen, selbst anzupacken. Man<br />
fühlt sich dann in Krisensituationen weniger ohnmächtig“, so Limpel. Heute, sieben Jahre später, ist ihre Berufung zum Beruf<br />
geworden: Gemeinsam mit anderen Engagierten gründete sie den Verein „Fremde werden Freunde“ – ein Ort, an dem Menschen<br />
zusammenkommen, sich austauschen können und Hilfe finden. „Wir haben uns mit den Bedürfnissen der Personen, die<br />
zu uns kommen, weiterentwickelt“, erläutert die Wienerin. „Am Anfang ging es vor allem darum, Deutsch zu lernen und im Land<br />
anzukommen. Mittlerweile bieten wir auch Bewerbungstrainings, Job-Coaching oder psychologische Betreuung an“, so Limpel.<br />
Möglich machen das neben Spenden auch geförderte Forschungsprojekte der EU oder des Sozialministeriums. „Unser Herzstück<br />
ist aber nach wie vor der Freunde-Salon“, strahlt Limpel. In diesem Vereinslokal im 9. Bezirk wird etwa montags Schach gespielt,<br />
der Mittwoch steht unter dem Motto „Frauen plaudern“, freitags schließlich wird im „Sprachcafé“ das im Kurs gelernte Deutsch<br />
in der Praxis erprobt: „Wir lernen voneinander und neue Ideen kommen von allen Seiten.“ Jüngstes Beispiel ist eine Laufgruppe,<br />
ins <strong>Leben</strong> gerufen von Abd, einem gebürtigen Syrer. Neben dem guten Gefühl, zu helfen, habe sie auch viel über andere Kulturen<br />
gelernt, eigene Vorurteile abgebaut und ihren Freundschaftskreis um viele Nationen erweitert, freut sich Limpel. „Und wenn man<br />
sieht, wie viele persönliche Einzelschicksale sich zum Positiven gewendet haben, ist das der schönste Lohn!“<br />
n<br />
FOTO: ISTOCK_ -VICTOR; KITO PHOTOGRAPHY; PRIVAT BEIGESTELLT<br />
und ich freue mich, meinen Teil beitragen zu<br />
können“, so die 33-jährige Niederösterreicherin.<br />
Kathrin Limpel, die einen Verein für<br />
Menschen mit Fluchthintergrund ins <strong>Leben</strong><br />
gerufen hat, ergänzt: „Ich habe von Anfang an<br />
gespürt, dass es mir guttut, zu helfen, selbst<br />
anzupacken. Man fühlt sich dann in Krisensituationen<br />
weniger ohnmächtig.“ Wie sie engagieren<br />
sich rund 46 Prozent der Bevölkerung<br />
hierzulande sozial und ehrenamtlich. Fast drei<br />
Viertel leisten Unterstützung finanzieller Natur<br />
und stellten im Vorjahr mit rund 850 Millionen<br />
Euro einen erneuten Spendenrekord auf. „Es<br />
löst in uns ein gutes Gefühl aus, Gutes zu tun“,<br />
erklärt Christian Beer. Verursacht wird dieses<br />
Glücksgefühl auch durch Botenstoffe, die beim<br />
Helfenden freigesetzt werden, während gleichzeitig<br />
die Stresshormone sinken. Das bestätigt<br />
die wissenschaftliche „Vorfreude-Studie“ der<br />
kalifornischen Loma Linda University. Tragend<br />
sind dabei Dopamin, das besonders für<br />
das Empfinden von Freude verantwortlich<br />
ist, Serotonin, das freigesetzt wird, wenn wir<br />
Anerkennung und Wertschätzung erfahren,<br />
tion unterstützen. Denn diese Krankheit führt<br />
zu sehr vielen Todesfällen, Medikamente dagegen<br />
sind aber kostengünstig.“ Genauso gut sei<br />
es, einen einzelnen Menschen aus dem nahen<br />
Umfeld zu unterstützen: „Wir haben Tausende<br />
von Jahren in Kleingemeinschaften gelebt und<br />
dabei gelernt, dass es zusammen besser funktioniert“,<br />
erläutert der Experte den Hintergrund.<br />
Egal ob Geld-, Sach- oder Zeitspenden, das<br />
Gründen eigener Initiativen, die Unterstützung<br />
für Mitmenschen, Vereinstätigkeit oder kleine<br />
Freundschaftsgesten – Möglichkeiten,<br />
zu helfen, gibt es<br />
unzählige. GESUND &<br />
LEBEN stellt Ihnen<br />
fünf Menschen vor,<br />
die bereits aktiv<br />
geworden sind.<br />
Lassen Sie sich<br />
inspirieren – und<br />
machen wir die<br />
Welt wieder ein<br />
Stück besser!<br />
CLAUDIA SEBUNK n<br />
SO KÖNNEN<br />
SIE HELFEN<br />
Jede und jeder kann selbst zur<br />
Häkel- oder Stricknadel greifen,<br />
beim Zusammennähen helfen,<br />
Wolle spenden oder auch finanziell<br />
unterstützen. Alle Informationen<br />
finden Sie online unter<br />
www.diewollweiber.at.<br />
KLEINE FLECKEN, GROSSES GLÜCK<br />
Coroana-Pandemie<br />
als Startpunkt<br />
dieses Herzensprojekts:<br />
Monika und ihre<br />
Freundin Herta.<br />
Mit Wolle Wärme und Geborgenheit spenden – das haben sich Herta Zuber<br />
und Monika Nemetz mit ihrem Projekt Wollweiber zum Ziel gesetzt.<br />
HELFEN MACHT GLÜCKLICH – egal,<br />
ob es sich um große oder kleine Gesten<br />
handelt. Bei den Wollweibern lässt sich die<br />
gute Tat sogar auf Zentimeter genau messen.<br />
14 x 14 cm groß sind die gehäkelten<br />
oder gestrickten Fleckerl, die sie später in<br />
einer Patchworkdecke wiederfinden und jenen<br />
Wärme spenden, die es brauchen. „Die<br />
Idee wurde während der Corona-Pandemie<br />
geboren“, erinnert sich Herta Zuber, die gemeinsam<br />
mit ihrer Freundin Monika Nemetz<br />
die „Wollweiber“ gründete. „Mit Wolle zu<br />
arbeiten, ist unser Hobby und wir haben uns<br />
überlegt, dass wir auch andere motivieren<br />
könnten, während der Pandemie die Zeit zu<br />
nützen und mitzuhäkeln bzw. -zustricken.“<br />
Was zunächst als Projekt im Freundes- und<br />
Bekanntenkreis startete, zählt nun über<br />
1.000 Unterstützerinnen – und Unterstützer,<br />
denn auch ein erster Mann sorgt bereits für<br />
Fleckerl-Nachschub. Dank zahlreicher fleißiger<br />
Hände sei es schließlich möglich gewesen,<br />
über 55.000 Wollflecken aus ganz<br />
Österreich zu verschenken. „Wir haben die<br />
Wolldecken an Organisationen für Menschen<br />
mit Behinderung, Pflegeheime oder<br />
andere soziale Einrichtungen übergeben“,<br />
freut sich Zuber. „Aber auch Einzelpersonen,<br />
die eine schwere Zeit durchleben,<br />
haben sich über unsere Decken gefreut.“<br />
Nemetz betont, dass jede und jeder mithelfen<br />
kann: „Wir finden, dass einem gerade<br />
in dieser krisengeschüttelten Zeit nicht der<br />
Mut verlassen darf. Jeder in unserer Gesellschaft<br />
kann unsere Welt ein Stück bunter<br />
und freundlicher machen!“<br />
n<br />
14<br />
GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
15
HELFEN<br />
Matilda und ihre<br />
Freundinnen zeigen<br />
Engagement!<br />
■ KOLUMNE<br />
Gemeinsam mit ihren<br />
Freundinnen und Freunden setzt<br />
sich Matilda Nigsch Añaños<br />
für den Umweltschutz ein –<br />
und das auf allen Ebenen.<br />
„WIR MÜSSEN SCHNELL HAN-<br />
DELN, SONST IST ES ZU SPÄT!“<br />
Wer sich mit Matilda Nigsch Añaños<br />
unterhält, spürt, wie sehr ihr das Thema<br />
Umwelt am Herzen liegt: „Für meine Generation<br />
ist einfach die Dringlichkeit eine<br />
ganz andere, es geht um unsere nahe<br />
Zukunft“, bringt die 16-jährige Schülerin<br />
ihr Engagement, sich für Umweltthemen<br />
einzusetzen, auf den Punkt. Und das tut<br />
sie – wie ihr gesamter Freundeskreis –<br />
UMWELT GEHT UNS ALLE AN!<br />
FAMILIENSACHE<br />
Lisa<br />
Lisa Strebinger<br />
mit ihrem<br />
Jüngsten<br />
und die<br />
27-jährige<br />
Valeriia.<br />
SO KÖNNEN<br />
SIE HELFEN<br />
Zahlreiche Hilfsorganisationen wie die<br />
Caritas, Nachbar in Not, Volkshilfe,<br />
das Rote Kreuz, Diakonie, Ärzte ohne<br />
Grenzen, SOS-Kinderdorf oder Samariterbund<br />
haben Hilfsmöglichkeiten von<br />
finanzieller Unterstützung über Sachspenden,<br />
Wohnraum für Geflüchtete<br />
bis zu ehrenamtlicher Tätigkeit online<br />
übersichtlich aufgelistet.<br />
Strebinger bietet einer aus dem Krieg<br />
geflüchteten sechsköpfigen Familie aus<br />
der Ukraine eine Unterkunft in Sicherheit.<br />
OFT GEHT ES SCHNELLER, ALS MAN DENKT – das kann auch<br />
Lisa Strebinger bestätigen. „Als der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist,<br />
wollten wir unbedingt helfen“, erzählt die Niederösterreicherin. Die Idee:<br />
Ein frisch saniertes, leer stehendes Haus im Familienbesitz als Unterkunft<br />
für Geflüchtete anzubieten. „Kaum hatte ich den Gedanken im Bekanntenkreis<br />
laut ausgesprochen, erhielt ich schon eine Nachricht: Ich habe eine<br />
Familie für dich! Sie kommen übermorgen.“ Eine Herausforderung für die<br />
Mutter von drei Kindern, das jüngste erst acht Monate alt: „Ich habe zwei<br />
Tage lang nur geputzt, Freunde und Bekannte haben währenddessen geholfen,<br />
eine Erstausstattung an Kleidung, Bettwäsche, Spielsachen und<br />
Nahrungsmitteln aufzustellen“, erinnert sich die freiberufliche Journalistin<br />
und Diplomierte Ernährungstrainerin an die turbulente Zeit Mitte März.<br />
Heute wohnt hier eine Großfamilie aus der Donbass-Region: Großmutter<br />
Valentyna, Großvater Ivan, deren Tochter Iryna, die zwei Enkelinnen Valeriia<br />
und Anastasiia, Cousine Natalja und ihre Mutter Lyubov. Das<br />
älteste Familienmitglied ist 80 Jahre alt, das jüngste knappe<br />
eineinhalb Jahre. „Zu Beginn drehte sich unsere Kommunikation,<br />
die uns das Google-Übersetzungsprogramm ermöglicht,<br />
noch um die wichtigsten Dinge, wie Behördenwege, Einkaufsmöglichkeiten<br />
oder Ärzte in der Umgebung“, so Strebinger.<br />
Rund zehn Wochen später habe sich bereits eine Freundschaft<br />
entwickelt und persönliche Themen bestimmten das<br />
Gespräch. Konversationen, die nicht immer einfach seien, so<br />
die 33-jährige Niederösterreicherin. „Der Krieg ist natürlich<br />
immer präsent, schließlich mussten auch alle Männer bis auf<br />
den Großvater in der Ukraine bleiben.“ Die 27-jährige Valeriia<br />
bestätigt: „Der Krieg geht uns nicht aus dem Kopf. Wir schauen<br />
fast jede freie Minute die Nachrichten, nachts haben wir<br />
Albträume. Mein Freund wird in Charkiw regelmäßig beschossen,<br />
men“, freut sich Matilda, betont aber im<br />
selben Moment, dass generell noch viel zu<br />
wenig passiere. „Deshalb gehen wir auch<br />
auf die Straße, denn egal, was wir alle individuell<br />
ändern, um nachhaltiger zu leben<br />
– im Wesentlichen liegt es in der Hand der<br />
Regierungen, bei den großen Umweltsünden<br />
tätig zu werden, wie zum Beispiel die<br />
Klimasteuer endlich umzusetzen.“ Zu demonstrieren<br />
und auf das Thema Umwelt<br />
und Klimaschutz aufmerksam zu machen,<br />
hält die Schülerin für die größte Aufgabe<br />
ihrer Generation. „Auf Demos zu gehen,<br />
gibt mir aber auch ein Gefühl von Gemeinauf<br />
mehrfache Weise: „Wir konsumieren<br />
alle sehr wenig, und wenn, dann kaufen<br />
wir nur in Secondhand-Läden, viele von<br />
uns essen kein Fleisch, und auch in unserer<br />
Schule wird das Thema Umwelt<br />
und Klimaschutz Gott sei Dank sehr ernst<br />
genommen.“ Aktuell arbeitet die stellvertretende<br />
Schulsprecherin mit den Schülerinnen<br />
und Schülern des GRG Rahlgasse<br />
an einer Fassadenbegrünung für das<br />
Schulgebäude. Ein weiteres Ziel ist, eine<br />
autofreie Schule zu werden: „Wir haben<br />
es schon geschafft, dass ein paar Parkplätze<br />
zugunsten einer Grätzl-Oase wegkomschaft<br />
und dass man ein Zeichen setzt!“<br />
Auch wenn es für Matilda in Sachen Klimaschutz<br />
noch viel zu langsam geht – auf ihre<br />
Umgebung hat sie bereits abgefärbt: „Viele<br />
meiner Familienmitglieder leben schon<br />
viel nachhaltiger, kaufen und reisen<br />
weniger, achten einfach mehr auf<br />
ihren persönlichen Fußabdruck“,<br />
freut sie sich. „Ich weiß, dass<br />
wir allein die Welt nicht retten<br />
werden, aber ich denke, dass<br />
jede und jeder dazu beitragen<br />
kann, sie ein Stück weit besser<br />
zu machen.“ n<br />
16 GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
FOTO: ISTOCK_ -VICTOR; PRIVAT BEIGESTELLT; LISA STREBINGER<br />
SO KÖNNEN<br />
SIE HELFEN<br />
„Jeder Schritt zählt, egal ob es<br />
darum geht, sein Reise- oder<br />
Konsumverhalten zu ändern, zu<br />
demonstrieren, Petitionen zu<br />
unterzeichnen und zu teilen oder<br />
Umweltorganisationen finanziell<br />
zu unterstützen“,<br />
betont Matilda.<br />
unser Volk ist täglich in Gefahr.“ Entspannen könne sich die Familie nicht,<br />
so die Ukrainerin, aber sie sei froh, unter friedlichem Himmel leben zu können.<br />
„Wir sind angenehm überrascht von der Haltung der Österreicher und<br />
dankbar für die Menschen, denen das Unglück anderer nicht gleichgültig<br />
ist. Lisa hat ein großes Herz!“ Das habe auch die gesamte Gemeinde Gutenstein,<br />
so Strebinger: „Schon in der Syrienkrise hat sich die Gemeinde<br />
sehr engagiert und jetzt ist es genauso.“ Zweimal pro Woche besuche die<br />
Familie Deutschkurse, Schnupper-Arbeitstage habe es ebenfalls bereits<br />
gegeben. „Bald beginnt hier die Saison und vor allem in der Gastronomie<br />
werden dringend Arbeitskräfte gesucht. Iryna und Natalya werden bald als<br />
Küchenkräfte beginnen“, freut sich die Niederösterreicherin. Valeriia geht<br />
noch ihrem ukrainischen Job nach. Sie ist im IT-Sektor tätig und arbeitet<br />
vom Laptop aus. Lisa Strebinger selbst schöpft Kraft aus der geleisteten<br />
Hilfe: „Ich bin einerseits viel dankbarer geworden für alles, was wir sonst<br />
als selbstverständlich hinnehmen. Und andererseits freue ich mich allein<br />
schon deshalb von Herzen, weil dem kleinen Mädchen die furchtbaren<br />
Kriegserfahrungen erspart bleiben werden.“<br />
n<br />
Die Großfamilie aus der Donbass-Region:<br />
Großvater Ivan, Natalja mit ihrer Mutter<br />
Lyubov, Iryna mit ihren Töchtern Anastasiia<br />
und Valeriia (v.l.n.r.)<br />
PHARMIG-Präsident<br />
Philipp von Lattorff, MBA<br />
LIEBE LESERINNEN<br />
UND LESER!<br />
<strong>Gesund</strong>heit ist die wichtigste Sache im<br />
<strong>Leben</strong>. Gleichzeitig ist sie nicht selbstverständlich.<br />
<strong>Gesund</strong> bleiben, Krankheiten<br />
bekämpfen, das gelingt uns dank<br />
der Meilensteine aus der Arzneimittelforschung.<br />
Das sollte die Politik jetzt,<br />
wo immer mehr Corona-Sicherheitsmaßnahmen<br />
fallen und die Sonne des<br />
Sommers die Schatten der Pandemie<br />
verdrängt, nicht vergessen.<br />
Sehen wir der Realität ins Auge: Die<br />
Zahl der klinischen Medikamentenstudien<br />
in Österreich liegt seit Jahren<br />
auf einem niedrigen Niveau. Auch<br />
wenn bzw. gerade weil unser Land<br />
schon aufgrund seiner Bevölkerungszahl<br />
nicht so viele Studienteilnehmende<br />
aufbringen kann wie andere<br />
Staaten, müssen wir uns fragen: Wollen<br />
wir Forschung weiterhin im Land halten?<br />
Wenn ja, dann muss dafür Sorge<br />
getragen werden, dass beispielsweise<br />
die Forschungstätigkeit als Arbeitszeit<br />
anerkannt, dass die Ausstattung der<br />
Studienzentren verbessert oder auch,<br />
dass mehr Personal für Forschungsprojekte<br />
bereitgestellt wird. Wandern<br />
Forschungsprojekte und Spitzenpersonal<br />
ins Ausland, sollten wir dies<br />
als Alarmsignal wahrnehmen.<br />
Für viele Patientinnen und Patienten ist<br />
die Teilnahme an Arzneimittelstudien<br />
eine Chance, um von den modernsten<br />
Medikamenten zu profitieren – und<br />
zwar noch bevor diese am Markt erhältlich<br />
sind. Außerdem tragen die von der<br />
Industrie finanzierten Studien dazu bei,<br />
unser <strong>Gesund</strong>heitssystem zu entlasten.<br />
Ohne eine Arzneimittelforschung gibt<br />
es weder Innovationen noch Verbesserungen<br />
unserer medizinischen Versorgung.<br />
Daher muss uns und ganz speziell<br />
der Politik Forschung in Österreich<br />
etwas wert sein.<br />
Eine Initiative der<br />
© MARION CARNIEL<br />
WERBUNG 17
BIENEN<br />
In einem Bienenstock leben durchschnittlich<br />
60.000 Bienen auf engstem<br />
Raum. Ohne Streit, in perfekter<br />
Arbeitsteilung – und Harmonie.<br />
Von den Bienen kann man sich viel<br />
abschauen, ist Imker Roland Heinzle<br />
überzeugt. Der gebürtige Vorarlberger errichtete<br />
2010 den Bienenpark in Klein-Pöchlarn in<br />
Niederösterreich, um seine Leidenschaft für die<br />
Insekten und sein angesammeltes Wissen weiterzugeben.<br />
S CHAU<br />
„MAN SCHÜTZT SICH SELBST“<br />
Roland Heinzles Leidenschaft für die Bienen<br />
stecke in seinen Genen, erklärt der 49-Jährige:<br />
Sein Vater war ebenfalls Imker. So begeistert<br />
er sich schon in frühen Kindheitstagen<br />
für die besonderen Lebewesen, wenngleich<br />
das Interesse dafür in seiner Jugend kurzzeitig<br />
einschläft. Als er 1992 nach Klein-Pöchlarn<br />
kommt, stößt er erneut auf Bienen, denn sein<br />
Schwiegervater widmet sich der Imkerei. Von<br />
da an sei es mit seiner Imkerkarriere steil bergauf<br />
gegangen, erzählt Heinzle. 2010 beginnt der<br />
engagierte Imker dann, das Thema Bienen auch<br />
nach außen zu tragen. „Tu Gutes und sprich<br />
darüber“ lautet sein Motto. Mitten in der kleinen<br />
Gemeinde, entlang der Donau zwischen<br />
Donauradweg und Straße, befindet sich zu<br />
der Zeit ein verwilderter Grünstreifen. Heinzle<br />
pachtet ihn und beginnt, darauf einen Bienenpark<br />
zu errichten. Unterstützung bekommt er<br />
nicht nur von seiner Ehefrau Petra, sondern<br />
auch von einem befreundeten Grafiker, der die<br />
Homepage rund um den Bienenpark erstellt.<br />
Sie gründen den Verein „Bee Support“ und<br />
eröffnen den Bienenpark mit einem großen<br />
Fest. Die Besucherinnen und Besucher führt<br />
ein Weg durch den Park. Überall verteilt wach-<br />
Roland Heinzle und seine Frau Petra in<br />
ihrem Bienenpark im wabenförmigen<br />
Pavillon, in dem sich alles um die Themen<br />
Bienen und Honig dreht.<br />
sen Bäume, die im Frühjahr farbenprächtig<br />
blühen. Bienen-Weidepflanzen wachsen auf<br />
der Wiese oder in Beeten. In einer alten Badewanne<br />
pflanzt der Imker Kräuter, die als Futter<br />
für die Bienen dienen. Außerdem gibt es Wildbienen-Nisthilfen<br />
und Infotafeln im ganzen<br />
Bienenpark verteilt. Heinzle sieht sein Engagement<br />
als Bildungsauftrag für Umwelt- und<br />
Bienenschutz: „Wenn man die Bienen schützt,<br />
schützt man die Natur, schützt man sich selbst.<br />
Man ist mit der Natur untrennbar verbunden.“<br />
Deshalb führt der Imker vor allem Schulklassen<br />
durch den Park. Die Kinder schlüpfen dabei in<br />
die verschiedenen Rollen der Bienen im Bienenstock<br />
– und davon gibt es eine Vielzahl: Die<br />
Baubiene etwa baut das Wabennest, die Wächterbiene<br />
bewacht den Stock – und die Königin<br />
gibt den Ton an. Die Schülerinnen und Schüler<br />
lernen dabei nicht nur hautnah, wie die Arbeit<br />
der Bienen funktioniert, sondern auch den<br />
Zusammenhalt in der Gruppe, wie ihn auch die<br />
Bienen leben.<br />
FOTO: ISTOCKFILO_ DIVVECTOR; DANIELA FÜHRER<br />
Bienen bestäuben<br />
unsere Pflanzen,<br />
sind faszinierende,<br />
soziale Wesen.<br />
Und sie können<br />
auf vielfältige<br />
Weise unsere<br />
<strong>Gesund</strong>heit<br />
unterstützen.<br />
GESUND<br />
& LEBEN<br />
besuchte einen<br />
Bienenpark –<br />
und ließ sich<br />
von den Insekten<br />
verzaubern …<br />
MAL,<br />
WAS<br />
DA<br />
SUMMT<br />
MEDIZIN-WUNDERMITTEL HONIG<br />
Apitherapie (lateinisch „Apis“ = Biene) ist die Anwendung<br />
von Bienenprodukten wie Honig, Bienengift, Propolis, Pollen,<br />
Gelée royale und Bienenwachs, um Krankheiten vorzubeugen<br />
oder zu heilen. Die medizinische Verwendung lässt sich bis in<br />
das antike China und in das Reich der Pharaonen zurückverfolgen.<br />
Auch Hippokrates und Paracelsus schätzten Bienenprodukte.<br />
Gezielt für die Therapie von Krankheiten dürfen nur<br />
Medizinerinnen und Mediziner die Bienenprodukte einsetzen.<br />
Ansonsten gelten Honig & Co als <strong>Leben</strong>smittel und Nahrungsergänzungsmittel.<br />
n Honig Im Honig sind nicht nur über 100 verschiedene<br />
Duft- und Aromastoffe enthalten, sondern auch antibakterielle<br />
Substanzen. Diese sogenannten Inhibine sind für die<br />
lindernde Wirkung des Honigs bei Infektionen der oberen<br />
Luftwege verantwortlich. Honig enthält außerdem verschiedene<br />
Zuckerarten und einen hohen Anteil an Fruchtzucker.<br />
Dadurch werden die Zuckerstoffe langsamer im<br />
Körper aufgenommen und die „Unterzuckerung“ bleibt<br />
aus. Außerdem sorgen Inhaltsstoffe wie Enzyme, Säuren,<br />
Vitamine und Spurenelemente für eine positive Wirkung<br />
auf einzelne Organe.<br />
n Propolis Propolis entsteht dadurch, dass die Bienen<br />
die Grundsubstanz, Harze und Balsame von den Knospen<br />
und Baumrinden sammeln und mit körpereigenen Sekreten<br />
und Wachs anreichern. Propolis enthält unter anderem<br />
Bienenwachs, ätherische Öle sowie Vitamine, Mineralstoffe<br />
und Spurenelemente und verfügt über antibiotische,<br />
antimykotische und virostatische Eigenschaften. Propolis<br />
wird vor allem bei Herpes, Hautkrankheiten, Entzündungen<br />
und unterstützend in der Behandlung bestimmter Krebser-<br />
FOTO: ISTOCKFILO_ DIVVECTOR; DANIELA FÜHRER<br />
krankungen angewandt, entweder als Tropfen oder als Creme.<br />
Auch zur Behandlung von bakteriell verursachter Gastritis kann<br />
eine Propoliskur unterstützend zum Einsatz kommen.<br />
n Blütenpollen Diese bestehen aus einer Vielzahl von Mikrosporen,<br />
die in den Antheren (Staubblättern) von Blüten gebildet<br />
werden und den männlichen Samen der Blüten darstellen. Für<br />
den Menschen sind Blütenpollen wertvoll, da sie unter anderem<br />
Aminosäuren, Proteine und eine Vielzahl an Mineralstoffen<br />
und Spurenelementen sowie fast alle Vitamine enthalten.<br />
Blütenpollen können die natürliche Regeneration des Körpers<br />
fördern und die körperliche und geistige Leistungsbereitschaft<br />
steigern.<br />
n Gelée royale Das weißliche Produkt wird im Schlunddrüsensystem<br />
der Ammenbienen produziert und hat einen säuerlichen,<br />
leicht süßlichen Geschmack. Gelée royale wird entweder<br />
in Cremehonig eingerührt oder man lässt es pur unter der Zunge<br />
zergehen. Es hat eine stimulierende Wirkung auf Erneuerungsprozesse<br />
im Körper und wird häufig in der Naturkosmetik<br />
verwendet.<br />
n Entdeckelungswachs Diese Mischung aus frisch erzeugtem<br />
und bestehendem Wachs entsteht beim Wabenbau.<br />
Dieses Wachs kann man kauen, am besten zehn Minuten lang.<br />
Es unterstützt bei beginnender Verkühlung, Schnupfen oder<br />
Schluckbeschwerden. Bei einer fortgeschrittenen Verkühlung<br />
kann man das Wachs gemeinsam mit Propolis kauen. n<br />
Mehr über den Bienenpark Klein-Pöchlarn<br />
finden Sie unter www.bee-support.at<br />
18 GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
19
BIENEN<br />
GESUND<br />
MIT IHRER<br />
WIENER APOTHEKE<br />
10<br />
HONIG-<br />
FAKTEN<br />
Honig ist das Nahrungsmittel<br />
der Bienen und wird als Vorrat für<br />
den Winter angelegt.<br />
Jedes Bienenvolk produziert<br />
15 bis 50 Kilogramm Honig<br />
im Jahr.<br />
Ein Glas mit 500 Gramm Honig<br />
stellt die <strong>Leben</strong>sleistung von<br />
bis zu 200 Bienen dar.<br />
Jede(r) Österreicher(in) isst im<br />
Jahr 1,02 Kilogramm Honig.<br />
Honig aus Österreich deckt nur<br />
mehr zu 50 % den heimischen Bedarf<br />
ab – Tendenz sinkend.<br />
Jeder naturbelassene<br />
Honig kristallisiert.<br />
Es gibt knapp 32.000 Imkerinnen<br />
und Imker mit 426.000<br />
Bienenvölkern in Österreich.<br />
Rein rechnerisch fliegt eine Biene<br />
für 500 Gramm Honig dreimal<br />
um die Erde.<br />
Durch Rühren kann der Prozess<br />
des Kristallisierens verlangsamt<br />
werden.<br />
Für ein Kilogramm Honig besuchen<br />
Bienen bis zu 10 Millionen<br />
Blüten.<br />
MUMIEN DANK PROPOLIS<br />
Als die Anfragen an Heinzle zunehmen, errichtet<br />
er 2018 einen Bienen-Pavillon inmitten<br />
des Parks. Nun haben die Besucherinnen und<br />
Besucher selbst Zugang zu den zahlreichen<br />
Informationen rund um die Bienen im wabenförmigen<br />
Pavillon. In den Sommermonaten<br />
gibt es außerdem einen Schaubienenstock.<br />
Hinter Glas können die Besucherinnen und<br />
QUELLE: BIENE ÖSTERREICH – IMKEREIDACHVERBAND, PURE BEE<br />
Besucher die Bienen beobachten. Er möchte<br />
das Wissen um die Biene so einfach wie möglich<br />
zugänglich machen, erklärt Heinzle. Seit<br />
drei Monaten gibt es im Park außerdem die<br />
„Bee Bar“, ein kleines Lokal. Roland und Petra<br />
Heinzle arbeiten hauptberuflich in der Gastronomie<br />
und kamen so auf die Idee, selbst<br />
einen Betrieb aufzumachen. Natürlich im Stil<br />
der Biene: An der Decke leuchten Bienenwaben,<br />
neben regionalen Gerichten kann man<br />
die verschiedenen Bienenprodukte des Ehepaares<br />
verkosten: Sechs verschiedene Sorten<br />
Met – auch Honigwein genannt – gibt es dort<br />
ebenso wie verschiedene Honige und Honigessig.<br />
Während der Verkostung erzählt Heinzle<br />
Wissenswertes über die Wirkung von Honig:<br />
Etwa, dass er gegen Viren und Pilze hilft. Und<br />
Propolis, das von den Bienen hergestellte Harz,<br />
wurde im alten Ägypten verwendet, um die<br />
Verstorbenen einzubalsamieren.<br />
EIN GARTEN VOLLER BLÜTEN<br />
Wenige Kilometer entfernt, versteckt zwischen<br />
Wald und Fluss, befindet sich ein privater Bienenstock<br />
des Imkers. Mithilfe von Rauch lockt<br />
er die Bienen, die zwischen den Blumen und<br />
blühenden Bäumen hin und her fliegen, zurück<br />
in den Bienenstock. Der Rauch signalisiere<br />
Brandgefahr und die Bienen kehren zurück in<br />
den Stock, um den Nektar zu retten, erklärt der<br />
49-Jährige. Wenn er hier inmitten der Natur bei<br />
den Bienen ist, kann er vollkommen entspannen.<br />
Was aber kann man für die Bienen tun,<br />
wenn man kein Imker ist? Vor allem blühende<br />
Ecken voller Blumen, blühende Bäume und<br />
Sträucher pflanzen, ist seine Antwort. Wichtig<br />
ist, dass die Pflanzen heimisch sind. Und nicht<br />
jede Blüte ist automatisch ideal für die Bienen:<br />
Sind er beispielsweise gefüllte Blüten, kommen<br />
die Bienen nicht bis zu den Pollen hinein. Man<br />
muss aber nicht gleich eine ganze Blumenwiese<br />
oder Bienenweide pflanzen, um etwas<br />
beitragen zu können. Es reiche aus, wenn man<br />
den Garten mit Blüh-Ecken bepflanzt. Es gibt<br />
rund 700 verschiedene Wildbienen-Arten, die<br />
häufig auf nur ein oder zwei Pflanzen spezialisiert<br />
sind. Honigbienen sind hingegen nicht so<br />
wählerisch. Daher sei es wichtig, den Bienen<br />
und generell Insekten im Garten eine Vielfalt<br />
zu bieten, sagt Heinzle. Eine Vielfalt, bei der<br />
man vor allem auch auf Spritzmittel verzichtet.<br />
Ansonsten ist für den Imker Regionalität das A<br />
und O: „Je regionaler wir unser <strong>Leben</strong> gestalten,<br />
umso weniger schädigen wir die Umwelt<br />
und damit auch die Bienen. Man muss die<br />
Menschen wieder zusammenbringen und die<br />
Regionalität stärken.“<br />
<br />
DANIELA RITTMANNSBERGER n<br />
In der „Bee Bar“<br />
leuchten Bienenwaben<br />
an der Decke und man kann<br />
verschiedene Bienenprodukte<br />
verkosten, wie z. B. Met.<br />
Der Imkerf ührt vor<br />
allem Schulklassen<br />
durch den Park.<br />
Informationen rund<br />
um die Bienen im<br />
wabenförmigen<br />
Pavillon.<br />
FOTO: ISTOCKFILO_ DIVVECTOR; DANIELA FÜHRER<br />
WERBUNG FOTOS: SABINE KLIMPT, ISTOCK_ FOTOSTORM_ MORSA IMAGES_ NASTCO<br />
SICHER<br />
REISEN<br />
MIT KINDERN<br />
Der Sommerurlaub<br />
soll für die<br />
Priv.-Doz. DDr.<br />
gesamte Familie<br />
Philipp Saiko, Präsident,<br />
Spaß und Erholung<br />
& Mag. pharm. Susanne<br />
bringen. Doch leider<br />
kann es auch<br />
Ergott-Badawi, Vizepräsidentin<br />
Apothekerkammer Wien<br />
auf Reisen passieren,<br />
dass Kinder<br />
erkranken oder<br />
dass kleine medizinische Notfälle eintreten. Daran sollte man bereits<br />
bei der Urlaubsplanung denken und nicht nur die E-Card, sondern auch<br />
eine gut sortierte Reiseapotheke von zuhause einpacken, damit man<br />
im Fall des Falles bestens gerüstet ist. Verreist man mit Kindern, so ist<br />
es besonders wichtig, die Medikamente auf deren Bedürfnisse abzustimmen<br />
und auf eine kindgerechte Arzneiform zu achten. Zäpfchen<br />
oder Säfte lassen sich in der Regel leichter verabreichen als Tabletten.<br />
Transportieren Sie die Reiseapotheke möglichst kühl, trocken und<br />
lichtgeschützt – am besten in der Originalverpackung. Denn auch<br />
wenn die meisten Arzneimittel kurzfristige Temperaturschwankungen<br />
vertragen, sollte man gerade bei Hitzeperioden und längeren Reisen<br />
auf den Schutz der Medikamente achten und sie keinesfalls im Auto<br />
aufbewahren, da dieses innerhalb kürzester Zeit sehr hohe Temperaturen<br />
erreichen kann. Dosieraerosole, Zäpfchen oder Arzneipflaster<br />
können dadurch unbrauchbar oder unwirksam werden.<br />
Ihre Apothekerinnen und Apotheker ums Eck geben Ihnen gerne<br />
weitere hilfreiche Tipps für einen gesunden Sommer und beraten Sie<br />
zur optimalen und kindgerechten Zusammenstellung Ihrer Reiseapotheke!<br />
n<br />
n GUT GESCHÜTZT DIE<br />
SONNE GENIESSEN<br />
Kinder halten sich gerne und viel im Freien in der Sonne<br />
auf. Deshalb sollten besonders Babys und Kleinkinder<br />
draußen immer eine Kopfbedeckung und ein T-Shirt<br />
mit UV-Schutz tragen. Auch eine gute Sonnenschutzcreme<br />
darf im Reisegepäck nicht fehlen. Setzen Sie<br />
hierbei auf spezielle Produkte für Kinder, die einen sehr<br />
hohen Schutzfaktor (mindestens LSF 30, besser LSF<br />
50) aufweisen und gut hautverträglich sind. Den Sonnenschutz<br />
trägt man am besten schon eine Stunde vor<br />
dem Aufenthalt im Freien auf und erneuert ihn regelmäßig,<br />
besonders nach dem Baden! Achtung: Auch<br />
wasserfeste Produkte müssen nach dem Plantschen<br />
im kühlen Nass neuerlich aufgetragen werden, um den<br />
vollen Schutz nützen zu können. In Ihrer Apotheke finden<br />
Sie eine große Auswahl an speziellen Produkten<br />
für empfindliche Kinderhaut. <br />
n<br />
Kopfbedeckung für<br />
Kinder und<br />
Produkte mit hohem<br />
Schutzfaktor sollten<br />
nie im Reisegepäck<br />
fehlen.<br />
20
MEAL PREP<br />
DAS<br />
ABC<br />
DES<br />
MEAL PREPPING<br />
EINFACH VORKOCHEN –<br />
UND GESUND GENIESSEN<br />
Wir alle wissen genau, wie es sich<br />
anfühlt, wenn schwere Mahlzeiten<br />
sprichwörtlich auf den Magen<br />
schlagen. Oder wie wenig genussvoll<br />
es ist, wenn wir unter Zeitdruck<br />
in die nächstbeste Wurstsemmel beißen. Dabei<br />
ist Essen nicht nur etwas Schönes, sondern vor<br />
allem etwas Wichtiges. „Eine gesunde Ernährung<br />
ist die Grundlage unseres Wohlgefühls<br />
– und zwar sowohl in körperlicher als auch in<br />
mentaler Hinsicht“, bestätigt die Ernährungswissenschafterin<br />
Teresa Schmit von der Sportordination<br />
in Wien.<br />
KEINE ZEIT? DAS IST EINE AUSREDE!<br />
Eigentlich weiß jedes Kind, wie wichtig gute<br />
Ernährung ist. Aber woran liegt es dann, dass<br />
unser Speiseplan trotzdem oft unausgewogen<br />
ist? „Keine Zeit“, ist die Antwort, die die<br />
Expertin am häufigsten auf diese Frage zu<br />
hören bekommt. „Ich erlebe es immer wieder,<br />
dass Menschen im Alltag derart eingespannt<br />
sind, dass sie glauben, keine Zeit für gesunde<br />
Ernährung zu haben. Dabei brauchen wir für<br />
einen guten Speiseplan überhaupt nicht viel<br />
Zeit oder Aufwand. Das ist einer der größten<br />
Irrtümer überhaupt. Sogar das Gegenteil ist der<br />
Fall. Durch eine gute Planung und Vorbereitung<br />
spare ich im Alltag sogar Zeit“, so Schmit. Eine<br />
Keine Lust zum Kochen? Keine Zeit zum<br />
Essen? GESUND & LEBEN verrät, wie<br />
Sie sich trotzdem gesund, köstlich und<br />
vor allem extrem unkompliziert ernähren<br />
können. Die Zauberformel heißt<br />
„Meal Prep“ – einfach clever vorkochen!<br />
der besten Methoden, sich sowohl gesund zu<br />
ernähren als auch Zeit zu sparen, heißt „Meal<br />
Prep“. Dies ist der moderne Begriff dafür, was<br />
Großmütter seit Genrationen wissen: Wer klug<br />
vorkocht, hat immer etwas zu essen parat.<br />
Ohne viel Arbeit. Und dafür mit großem Genuss<br />
und maximaler Abwechslung. An dieser Regel<br />
hat sich bis heute nichts geändert.<br />
MEAL PREP: WAS IST DAS EIGENTLICH?<br />
Der Begriff Meal Prep kommt aus dem Englischen<br />
und leitet sich aus den Worten „meal“<br />
(= Mahlzeit) und preparation (= Vorbereitung)<br />
ab. Kurz gesagt: Wer seine Mahlzeiten für die<br />
nächsten Tage vorplant und vorkocht, hat die<br />
optimale Kontrolle über seine Ernährung und<br />
gleichzeitig einen köstlichen und ausgewoge-<br />
einzelnei<br />
Portioneni<br />
viel Gemüse und<br />
Eiweiß<br />
MEAL PREP FÜRIANFÄNGER:<br />
Die Grundregeln des Vorkochens<br />
n Wochenende nutzen Die Vorbereitungen<br />
für das Meal Prep trifft man am<br />
besten am Wochenende. Der Samstag<br />
lässt sich vor allem für das Suchen von Rezeptideen,<br />
Wochenplanung und Einkäufe<br />
nutzen. Am Sonntag ist dann genug Zeit,<br />
um in Ruhe für die Woche vorzukochen.<br />
n Gute <strong>Leben</strong>smittel wählen Damit<br />
ein Gericht gesund wird, gibt es eine<br />
einfache Regel: Je mehr unverarbeitete<br />
<strong>Leben</strong>smittel man verwendet, desto besser.<br />
Statt des fixfertigen Erdbeerjoghurts<br />
kauft man also lieber ein klassisches Naturjoghurt<br />
und frische Erdbeeren. Oder<br />
statt des süßen Knuspermüslis wählt man<br />
Haferflocken, Nüsse und Trockenfrüchte.<br />
n Richtig verpacken und einfrieren<br />
Damit ein frisch gekochtes Gericht auch<br />
Tage später noch genießbar ist, friert man<br />
es in einzelnen Portionen ein. Wer Mahlzeiten<br />
für den nächsten Tag vorbereitet<br />
und im Kühlschrank lagert, achtet beim<br />
Abpacken darauf, dass trockene <strong>Leben</strong>smittel<br />
(z. B. Pasta) und feuchte Speisen (z.<br />
B. Gemüse oder Sauce) getrennt aufbewahrt<br />
werden, damit sie sich nicht gegenseitig<br />
aufweichen.<br />
n Haltbarkeit richtig einschätzen<br />
Ob ein <strong>Leben</strong>smittel auch nach etwas längerer<br />
Lagerung noch genießbar ist, wird<br />
am besten durch Sinneswahrnehmung<br />
getestet. Schauen Sie<br />
sich das Produkt<br />
zunächst genau<br />
an. Sieht<br />
es aus wie<br />
immer? Oder<br />
unverarbeitete<br />
und saisonale<br />
<strong>Leben</strong>smittel<br />
sind Veränderungen<br />
zu<br />
erkennen? Dann<br />
riechen Sie an<br />
dem <strong>Leben</strong>smittel.<br />
Das Aroma gibt deutliche<br />
Hinweise auf die<br />
Genießbarkeit. Anschließend<br />
kann man einen kleinen<br />
Bissen probieren. Über<br />
lager- und transportfähige<br />
Aufbewahrung<br />
den Geschmack bekommt man in jedem<br />
Fall Sicherheit. Übrigens: Auch die Verpackung<br />
kann Aufschluss über die Haltbarkeit<br />
geben. Hat eine Plastikverpackung an<br />
Volumen zugenommen, ist sie unter Spannung<br />
oder wölbt sich der Metalldeckel auf<br />
einem Glas nach oben, sind das Zeichen<br />
dafür, dass die Ware verdorben ist.<br />
n Kalt oder warm Ideal sind Meal-<br />
Prep-Rezepte, die sowohl warm als auch<br />
kalt genossen werden können, wie z. B.<br />
Porridge oder Quiche. Gerade Menschen,<br />
die viel unterwegs sind, haben nicht immer<br />
die Möglichkeit, ihr Essen aufzuwärmen.<br />
n Snacks für unterwegs Nüsse, hart<br />
gekochte Eier, Rohkoststicks oder selbst<br />
gebackene, gesunde Kekse sind ideale<br />
Snacks, die man zusätzlich in den normalen<br />
Wochenspeiseplan einbauen kann.<br />
VORKOCHEN UND PLANEN:<br />
Das brauchen Sie<br />
n Speiseplan in Kalenderform Am<br />
besten schreiben Sie sich für jeden Tag der<br />
Woche auf, was Sie wann essen wollen.<br />
Das hat nicht nur den Vorteil der Übersichtlichkeit,<br />
sondern macht auch eine optimale<br />
Verwertung von <strong>Leben</strong>smitteln möglich.<br />
So kann beispielsweise eine Packung Nudeln<br />
gekocht und für unterschiedliche Gerichte<br />
verwendet werden (z. B. Nudelauflauf<br />
und Nudelsalat). Vordrucke für solche<br />
Kochkalender gibt es übrigens online zum<br />
Gratisdownload. Oder Sie schreiben sich<br />
einfach selbst einen Wochenplan – wie es<br />
Ihnen lieber ist.<br />
n Richtige Aufbewahrung Vorgekochtes<br />
Essen muss lager- und transportfähig<br />
sein. Beschaffen Sie daher ausreichend<br />
viele Portionsboxen, sodass Sie<br />
wenigstens drei Mahlzeiten für fünf bis<br />
sieben Tage abpacken können. Dafür brauchen<br />
Sie also etwa 20 Boxen. Am besten<br />
eignen sich übrigens solche, die in einzelne<br />
Portionsfächer gegliedert sind. So können<br />
unterschiedliche Speisen transportiert<br />
werden, ohne sich zu vermischen. Nachhaltig<br />
sind dabei vor allem Verpackungen<br />
aus Glas oder Aluminium. Wer sich nicht<br />
extra neue Boxen kaufen möchte, kann<br />
auch alte Marmelade- und Vorratsgläser<br />
zum Verpacken benutzen. Achten Sie darauf,<br />
dass die Verpackungen idealerweise<br />
stapelbar sind, um den Platz in Kühlschrank<br />
und Eisfach bestmöglich zu nutzen.<br />
n Kühlen & wärmen Wer seine<br />
Meal-Prep-Mahlzeiten unterwegs essen<br />
möchte, muss auf Genuss-Komfort nicht<br />
verzichten. Moderne Kühltaschen halten<br />
Gerichte über Stunden frisch und perfekt<br />
temperiert. Gleiches gilt für heiße Speisen,<br />
die in hochwertige Thermoboxen oder -becher<br />
gefüllt wurden.<br />
MEAL-PREP-LEBENSMITTEL:<br />
Welche eignen sich? Welche nicht?<br />
n Kohlenhydratquellen Damit eine<br />
Mahlzeit lange sättigt, sind gesunde Kohlenhydrate<br />
eine wichtige Basis. Idealerweise<br />
verwenden Sie hierfür unverarbeitete<br />
Produkte wie z. B. Reis, Erdäpfel oder<br />
Hülsenfrüchte. Wer Getreide mag, achtet<br />
auf Vollkornprodukte und meidet Weißmehl.<br />
n <strong>Gesund</strong>es Gemüse Es liefert Vi-tamine<br />
und Ballaststoffe und sollte daher bei<br />
keiner Mahlzeit fehlen. Für Meal-Prep-Gerichte<br />
eignen sich dabei vor allem Gemüsesorten<br />
mit einem vergleichsweise geringen<br />
Wasseranteil, wie z. B. Karotten, Kohlrabi,<br />
Kohlsprossen oder Paprika. Wasserreiche<br />
<strong>Leben</strong>smittel (z. B. Gurke, Salat, Paradeiser)<br />
werden schnell welk oder matschig.<br />
n Natürliches Eiweiß Hülsenfrüchte<br />
und Tofu sind natürliche Eiweißquellen<br />
und ein köstlicher Fleischersatz. Natürlich<br />
kann man zum Meal Prep auch auf klassische<br />
Fleischsorten setzen; wegen der<br />
limitierten Haltbarkeit ist es aber sinnvoll,<br />
Fleischgerichte möglichst rasch zu verzehren.<br />
n Milchprodukte Grundsätzlich eignen<br />
sich auch frische Milchprodukte zum<br />
Meal Prep. Hierbei gilt es aber, besonders<br />
gewissenhaft auf eine ununterbrochene<br />
Kühlung zu achten. Je zügiger Milchprodukte<br />
verzehrt werden, desto besser. n<br />
FOTO: ISTOCK_PROSTOCK-STUDIO_ JULIAMIKHAYLOVA<br />
22<br />
GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
23
MEAL PREP<br />
„WIR BRAUCHEN FÜR EINEN<br />
GUTEN SPEISEPLAN ÜBERHAUPT<br />
NICHT VIEL ZEIT ODER AUFWAND.<br />
DAS IST EINER DER GRÖSSTEN<br />
IRRTÜMER ÜBERHAUPT. SOGAR<br />
DAS GEGENTEIL IST DER FALL.<br />
DURCH EINE GUTE PLANUNG UND<br />
VORBEREITUNG SPARE ICH IM<br />
ALLTAG SOGAR ZEIT.“<br />
Teresa Schmit,<br />
Ernährungswissenschafterin<br />
in der Sportordination, Wien<br />
Abendessen Snack/Jause Mittagessen Frühstück<br />
Montag<br />
Porridge<br />
mit<br />
Früchten<br />
und<br />
Honig<br />
Nüsse<br />
und Apfel<br />
Nüsse<br />
und<br />
Schokoriegel<br />
Gemüseragout<br />
mit Lachs<br />
Wochenspeiseplan<br />
Dienstag Mittwoch Donnerstag<br />
Gemüse<br />
und<br />
Hühnerfleisch<br />
Chiapudding<br />
mit<br />
Früchten<br />
Gemüse<br />
und<br />
Reis<br />
Nüsse<br />
und<br />
Beeren<br />
Porridge<br />
mit<br />
Früchten<br />
und<br />
Honig<br />
Lachs<br />
und<br />
Gemüse<br />
Gemüseragout<br />
mit<br />
Kichererbsen<br />
Gemüseragout<br />
mit<br />
Filetsteak<br />
Chiapudding<br />
mit<br />
Früchten<br />
Nudelaufaulauf<br />
mit Käse<br />
Nüsse<br />
und<br />
Joghurt<br />
Freitag Samstag Sonntag<br />
Porridge<br />
mit<br />
Früchten<br />
und<br />
Honig<br />
Omelette<br />
mit<br />
Gemüse<br />
Omelette<br />
mit Lachs<br />
✁<br />
n 1 Hokkaido-Kürbis<br />
n 300 g Karotten<br />
n etwas geriebenen Ingwer<br />
n 250 ml Kokosmilch<br />
n 2 frische Chili<br />
n Pfeffer und Salz zum Abschmecken<br />
Zutaten für<br />
4 Portionen<br />
n KÜRBISSUPPE<br />
nen Genuss. Denn Sie bestimmen nicht nur<br />
selbst, welche Zutaten und <strong>Leben</strong>smittel verwendet<br />
werden, sondern vermeiden auch Schokolade-<br />
oder Keksexzesse; schließlich haben<br />
Sie immer eine (gesunde) Mahlzeit griffbereit.<br />
Heißhunger und damit verbundene Naschereien<br />
sind übrigens einer der Hauptgründe für<br />
Gewichtsprobleme. So freut sich also nicht nur<br />
der Magen, sondern auch die Bikinifigur, wenn<br />
Sie stets die passende Mahlzeit vorbereitet und<br />
griffbereit haben.<br />
VORKOCHEN: EINFACHER,<br />
ALS MAN DENKT<br />
„<strong>Gesund</strong>e Ernährung ist eine Frage des Wissens<br />
und der inneren Einstellung zu Ernährung,<br />
aber nicht der Zeit“, betont die Expertin noch<br />
einmal und ergänzt: „Sich eine Tiefkühlpizza<br />
zuzubereiten dauert sogar länger als das Braten<br />
von zwei Spiegeleiern. Auch wer eine gesunde<br />
Mahlzeit am Vorabend vorbereitet und ins Büro<br />
mitnimmt, spart sich den Weg zum nächsten<br />
Imbiss.“ Außerdem erklärt Schmit, worauf<br />
es bei einer gesunden Ernährung ankommt:<br />
„Grundsätzlich plädiere ich dafür, dass wir über<br />
den Tag verteilt drei Hauptmahlzeiten zu uns<br />
nehmen, die sich aus Kohlenhydraten (z. B.<br />
Erdäpfel, Haferflocken oder Quinoa), Proteinen<br />
(z. B. Fisch, Eier) und Fetten (z. B. Nüsse, hochwertige<br />
Pflanzenöle) zusammensetzen. Dazu<br />
sollte stets eine etwa handgroße Menge an Obst<br />
und Gemüse gegessen werden. Auf diese Weise<br />
erreichen wir nicht nur eine permanente Sättigung,<br />
sondern auch einen konstanten Blutzuckerspiegel,<br />
was wiederum Heißhungerattacken<br />
vorbeugt.“ Auf den Anteil von Obst und<br />
Gemüse legt die Expertin übrigens besonderen<br />
Wert. Sie sagt: „Es wird viel zu oft unterschätzt,<br />
welch wichtigen Beitrag an Ballaststoffen und<br />
24<br />
Montag<br />
Mittwoch<br />
Dienstag<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
Mikronährstoffen Obst und Gemüse liefern.<br />
Außerdem füllen sie den Magen, ohne den Körper<br />
mit allzu viel Kalorien zu belasten. Obst und<br />
Gemüse kann man quasi nicht genug essen.“<br />
TRINKEN NICHT VERGESSEN!<br />
Auch das Trinken ist ein wichtiger Teil unserer<br />
Ernährung. Nur wenn wir ausreichend hydriert<br />
sind, funktioniert unser gesamter Stoffwechsel<br />
einwandfrei. „Außerdem stelle ich oft fest, dass<br />
Menschen das Gefühl von Hunger mit jenem<br />
von Durst verwechseln. Wenn es leicht im<br />
Magen zu grummeln beginnt, muss das nicht<br />
automatisch ein Zeichen von Hunger sein. Es<br />
ist auch möglich, dass wir einfach zu wenig<br />
getrunken haben. Machen Sie den Versuch und<br />
trinken Sie bei einem leichten Hungergefühl<br />
zunächst ein großes Glas Wasser. Wenn sich der<br />
Magen dann besser anfühlt, ist es oft noch gar<br />
nicht an der Zeit für die nächste Mahlzeit“, so<br />
Schmit.<br />
NASCHEN ERLAUBT!<br />
Auch wer sich seine Mahlzeiten vorkocht und<br />
mit zur Arbeit nimmt, ist vor der Lust auf Süßes<br />
nicht immer gefeit. Schmit: „Das liegt ganz einfach<br />
daran, dass wir nicht nur für den Magen,<br />
sondern auch für die Seele essen. Und daran<br />
ist auch nichts verkehrt. Wer 80 Prozent seines<br />
Speiseplans ausgewogen und gesund gestaltet,<br />
darf natürlich auch naschen. Ich empfehle<br />
allerdings, nicht die typischen Schokoladetafeln<br />
oder Zuckerlsackerl zu kaufen, sondern<br />
die Mini-Packungen zu nehmen, die oft an der<br />
Kasse stehen. Damit reduziert man automatisch<br />
die Menge an Süßkram. Und spart sich<br />
damit auch das schlechte Gewissen. Essen soll<br />
Spaß machen. Dann wirkt es nämlich gleich<br />
doppelt gesund.“ LINDA FREUTEL n<br />
FOTO: ISTOCK_SVITLANA HASHYMOVA_ SAY-CHEESE; BEIGESTELLT<br />
✁<br />
FOTO: ISTOCK_ HONG VO_ TREXDIGITAL_ VIKIF_ BADMANPRODUCTION_ ARX0NT_ KAORINNE<br />
n 2 sehr reife Banane<br />
n 100 g Haferflocken<br />
n eine Prise Zimt<br />
n eine Handvoll Walnüsse<br />
n 150 ml Kokoswasser<br />
n 1 EL Chiasmen<br />
n 1 Prise Zimt<br />
n Mark einer Vanilleschote<br />
n eine Handvoll Erdbeeren und<br />
Heidelbeeren<br />
Zutaten für<br />
1 Portion<br />
Zutaten für<br />
1 Blech<br />
n CHIA-FRÜHSTÜCKSPUDDING<br />
n BANANENKEKSE
✁<br />
✁<br />
n KÜRBISCREMESUPPE MIT SCHUSS<br />
n KÜRBISSUPPE ZUM EINFRIEREN<br />
REZEPTKARTEN<br />
Zubereitung:<br />
Das Gemüse in gleichgroße<br />
Stücke schneiden, garen und im<br />
Anschluss zu einer feinen Masse<br />
pürieren. Das Ganze mit Kokosmilch<br />
sowie Ingwer und den klein<br />
gehackten Chili vermischen, mit<br />
Salz und Pfeffer abschmecken,<br />
kurz aufkochen und nach dem<br />
Abkühlen portionsweise<br />
einfrieren. n<br />
n CHIA-FRÜHSTÜCKSPUDDING<br />
Zubereitung:<br />
Die Chiasamen werden mit Kokoswasser sowie<br />
Zimt und Vanillemark vermengt und über Nacht<br />
quellen gelassen. Im Kühlschrank hält dieser Pudding<br />
circa 2 bis 3 Tage. Vor dem Verzehr noch ein<br />
paar frische Erdbeeren und Heidelbeeren darübergeben<br />
und fertig ist das Meal Prep.<br />
n<br />
DER NEUE SAMMELSPASS: REZEPTKARTEN ZUM AUSSCHNEIDEN UND GENIESSEN!<br />
✁<br />
Praktisch: Auf der Vorderseite<br />
finden Sie unser<br />
neues Farbleitsystem.<br />
1<br />
Rezepte zum Sammeln. Ab sofort finden Sie in jeder Ausgabe<br />
von GESUND & LEBEN drei Rezeptkarten zum Sammeln.<br />
Auf der Vorderseite sehen Sie auf einen Blick die Speise als Foto –<br />
und ob es sich um eine Vor-, Haupt- oder Nachspeise handelt.<br />
Die Rezeptseite entlang der<br />
strichlierten Linien ausschneiden.<br />
Sie haben nun drei Karten!<br />
2<br />
n VORSPEISE<br />
n CHINESISCHE RINDERKRAFTSUPPE<br />
n FISCHSUPPE MIT LACHS<br />
n CHINESISCHE<br />
RINDERKRAFTSUPPE<br />
Zubereitung: Saubere Gans kräftig mit den Gewürzen<br />
innen und außen einreiben – Achtung: nicht übersalzen!<br />
Äpfel in die Bauchöffnung geben. In eine Deckelpfanne<br />
mit zwei Finger hoch Wasser mit der Brustseite nach<br />
unten legen. Bei 240°C zugedeckt in den Backofen<br />
stellen. Nach einer Stunde doch Wasser mit der Brustseite<br />
nach unten legen. Bei 240°C zugedeckt in den<br />
Backofen stellen. Nach einer Stunde den Ofen auf 200°C<br />
zurückdrehen und eine weitere Stunde braten. Das<br />
Gansl umdrehen – Brustseite nach oben – eine weitere<br />
Stunde zugedeckt braten. Abdecken und kontrollieren,<br />
ob die Gans weich ist. Dann die Gans wieder wenden<br />
und offen bei 190°C bräunen, wieder umdrehen, mit<br />
dem Bratensaft begien stellen. Nach einer Stunde den<br />
Ofen auf 200°C zurückdrehen und eine weitere Stunde<br />
braten. Das Gansl umdrehen – Brustseite nach oben –<br />
eine weitere Stunde zugedeckt braten. Abdecken und<br />
kontrollieren, ob die Gans weich ist. Dann die Gans<br />
n KÜRBISCREMESUPPE<br />
MIT SCHUSS<br />
Zubereitung: Saubere Gans kräftig mit den Gewürzen<br />
innen und außen einreiben – Achtung: nicht übersalzen!<br />
Äpfel in die Bauchöffnung geben. In eine Deckelpfanne<br />
mit zwei Finger hoch Wasser mit der Brustseite nach<br />
unten legen. Bei 240°C zugedeckt in den Backofen<br />
stellen. Nach einer Stunde doch Wasser mit der Brustseite<br />
nach unten legen. Bei 240°C zugedeckt in den<br />
Backofen stellen. Nach einer Stunde den Ofen auf 200°C<br />
zurückdrehen und eine weitere Stunde braten. Das<br />
Gansl umdrehen – Brustseite nach oben – eine weitere<br />
Stunde zugedeckt braten. Abdecken und kontrollieren,<br />
ob die Gans weich ist. Dann die Gans wieder wenden<br />
und offen bei 190°C bräunen, wieder umdrehen, mit<br />
dem Bratensaft begien stellen. Nach einer Stunde den<br />
Ofen auf 200°C zurückdrehen und eine weitere Stunde<br />
braten. Das Gansl umdrehen – Brustseite nach oben –<br />
eine weitere Stunde zugedeckt braten. Abdecken und<br />
kontrollieren, ob die Gans weich ist. Dann die Gans<br />
Karte in der Mitte<br />
falten …<br />
Entspannt an<br />
n FISCHSUPPE MIT LACHS<br />
Zubereitung: Saubere Gans kräftig mit den Gewürzen<br />
innen und außen einreiben – Achtung: nicht übersalzen!<br />
Äpfel in die Bauchöffnung geben. In eine Deckelpfanne<br />
mit zwei Finger hoch Wasser mit der Brustseite nach<br />
unten legen. Bei 240°C zugedeckt in den Backofen<br />
stellen. Nach einer Stunde doch Wasser mit der Brustseite<br />
nach unten legen. Bei 240°C zugedeckt in den<br />
Backofen stellen. Nach einer Stunde den Ofen auf 200°C<br />
zurückdrehen und eine weitere Stunde braten. Das<br />
Gansl umdrehen – Brustseite nach oben – eine weitere<br />
Stunde zugedeckt braten. Abdecken und kontrollieren,<br />
ob die Gans weich ist. Dann die Gans wieder wenden<br />
und offen bei 190°C bräunen, wieder umdrehen, mit<br />
dem Bratensaft begien stellen. Nach einer Stunde den<br />
Ofen auf 200°C zurückdrehen und eine weitere Stunde<br />
braten. Das Gansl umdrehen – Brustseite nach oben –<br />
eine weitere Stunde zugedeckt braten. Abdecken und<br />
kontrollieren, ob die Gans weich ist. Dann die Gans<br />
TIPP FÜR DEN<br />
KOCH DAHEIM<br />
Julienne: NÖ Hilfswerk<br />
bietet Schulsozialarbeit<br />
bereits seit<br />
zehn Jahren an. In<br />
erster Linie ist diese<br />
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dem schulischen<br />
Umfeld.<br />
Brunoise: Doris<br />
Fleischer-Wiesgrill,<br />
Tel.: <strong>06</strong>76/878743302,<br />
www.hilfswerk.at<br />
wieder wenden und offen bei 190°C bräunen, wieder<br />
umdrehen, mit dem Bratensaft begißen und bräunen,<br />
bis die Haut knusprig ist. Gansl aus der Pfanne auf einen<br />
warmen Telleren Ofen auf 200°C zurückdrehen und eine<br />
weitere Stunde braten. Das Gansl umdrehen – Brustseite<br />
nach oben – eine weitere Stunde zugedeckt braten.<br />
Abdecken und kontrollieren, ob die Gans weich ist. Dann<br />
die Gans wieder wenden und offen bei 190°C bräunen,<br />
wieder umdrehen, mit dem Bratensaft begien stellen.<br />
Nach einer Stunde den Ofen auf 200°C zurückdrehen<br />
und eine weitere Stunde braten. Das Gansl umdrehen –<br />
Brustseite nach oben – eine weitere Stunde zugedeckt<br />
braten. Abdecken und kontrollieren, ob die Gans weich<br />
ist. Dann die Gans wieder wenden und offen bei 190°C<br />
bräunen, wieder umdrehen, mit dem Bratensaft begißen<br />
und bräunen, bis die Haut knusprig ist. Gansl aus der<br />
Pfanne auf einen warmen Teller Exped quiatatur aces<br />
nonseque num apitem quo con con repudae ento ommo<br />
illore volupti totatiur simetum ex etur aut ad quundantur?<br />
Tem. Nam facitium autem nonet eatur, sandita tiassun<br />
tustis rempore ditium utentent.<br />
Ma etur, nonse lique pores pelite pre, occaecu ptatur<br />
… und fertig! Die Zutaten<br />
sind auf der Rückseite, die<br />
Zubereitung im Inneren.<br />
wieder wenden und offen bei 190°C bräunen, wieder<br />
umdrehen, mit dem Bratensaft begißen und bräunen,<br />
bis die Haut knusprig ist. Gansl aus der Pfanne auf einen<br />
warmen Telleren Ofen auf 200°C zurückdrehen und eine<br />
weitere Stunde braten. Das Gansl umdrehen – Brustseite<br />
nach oben – eine weitere Stunde zugedeckt braten.<br />
Abdecken und kontrollieren, ob die Gans weich ist. Dann<br />
die Gans wieder wenden und offen bei 190°C bräunen,<br />
Auf der Rückseite gibt es die Zutatenliste mit praktischen Zusatztipps.<br />
Auf der Innenseite ist die Schritt-für-Schritt-Anleitung abgedruckt.<br />
So gelingt jedes Gericht mühelos – und schmeckt fantastisch.<br />
GESUND & LEBEN wünscht gutes Gelingen!<br />
3<br />
n HAUPTSPEISE<br />
n DESSERT<br />
✁<br />
✁<br />
Ihrer Seite.<br />
n KNUSPRIGE BANANENKEKSE<br />
Jetzt in ganz Österreich<br />
Zubereitung:<br />
Die Bananen mit der<br />
Gabel in einer Schüssel<br />
zerdrücken und mit den<br />
Haferflocken, Zimt und<br />
den gehackten Walnüssen<br />
mischen. Den Teig<br />
portionsweise auf einem<br />
mit Backpapier ausgelegten<br />
Backblech verteilen<br />
und bei 180 Grad für 20<br />
Minuten backen. n<br />
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EMPFEHLUNGENdes Monats<br />
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Das Schwarzwälder Unternehmen verfolgt das Ziel mit<br />
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Produkte für Haut, Haare, Nägel sowie für einen gesunden<br />
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FRAUEN UND IHR<br />
ENERGIEHAUSHALT<br />
Ein ganz normaler Alltag<br />
kann ziemlich fordernd sein:<br />
Um Beruf, Familie und<br />
soziale Verpflichtungen zu<br />
vereinen, braucht es oft<br />
Nerven wie Drahtseile.<br />
Wenn es darauf ankommt,<br />
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starke Partner. Sie greifen<br />
dem Energiestoffwechsel<br />
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wichtige Nährstoffe – allen voran bestimmte B-Vitamine.<br />
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die Messwerte auf dem Dexcom G6 nicht Ihren Symptomen oder<br />
Erwartungen entsprechen, verwenden Sie ein Blutzuckermessgerät,<br />
um Behandlungsentscheidungen zu Ihrem Diabetes zu treffen.<br />
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Wer Probleme beim Hören oder Verstehen feststellt,<br />
sollte nicht lange zögern. Je früher Hörgeräte zum Einsatz<br />
kommen, desto besser können die Probleme kompensiert<br />
werden. Hörgeräte-Elektronik reagiert zum Teil empfindlich<br />
auf hohe Feuchtigkeit, nicht so das neue, wasserdichte<br />
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<strong>Leben</strong>slagen. „Viele Männer ab 50<br />
stellen mit Sorge fest: Im Beruf, beim<br />
Freizeitsport sowie im alltäglichen<br />
<strong>Leben</strong> kommt es zu einem Verlust an<br />
Energie. Dahinter steckt ein Mangel<br />
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wissenschaftlichen Studien konnte eine Zunahme der Knochendichte<br />
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mit dringend notwendiger Hilfe zu unterstützen.<br />
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DICHTE BLASE – G’SUNDER DARM!<br />
Unter Kontinenz versteht man,<br />
Wiener<br />
bewusst zur richtigen Zeit und<br />
Kontinenz-Tag<br />
am richtigen Ort seine Blase<br />
am 22.<strong>06</strong>.22 ab<br />
oder den Darm zu entleeren.<br />
16:00 Uhr im<br />
800.000 Menschen in Österreich<br />
sind Störungen der<br />
Göttlicher Heiland<br />
Krankenhaus –<br />
Kontinenz betroffen. Vielen ist<br />
Vorträge und<br />
es nach wie vor peinlich, hier<br />
persönliche Beratung,<br />
Hilfe zu suchen. Dabei gibt es<br />
Eintritt frei<br />
viele moderne Methoden, um<br />
hier Hilfe zu leisten.<br />
Was versteht man unter einer normalen Harn- oder<br />
Stuhlentleerung? Für das Harnlassen bzw. Stuhlabsetzen<br />
sollte man sich immer genügend Zeit nehmen – auch im<br />
Berufsleben. Tagsüber geht man durchschnittlich bis zu<br />
achtmal Harn lassen. Toilettenbesuche in der Nacht sind<br />
nicht normal (außer bei Frauen nach dem Wechsel, einmal<br />
pro Nacht). Als Trinkmenge sind 1,5 bis zwei Liter optimal<br />
und ausreichend. Diese sollte, außer aus medizinischen<br />
Gründen oder bei erhöhtem Flüssigkeitsbedarf z. B. durch<br />
Sport kaum unter- bzw. überschritten werden.<br />
Eine Abklärung bzw. eine Beratung bei einer Entleerungsstörung<br />
oder Inkontinenz ist immer empfehlenswert.<br />
Es sollte Ihnen auf keinen Fall peinlich sein, dieses Thema<br />
beim Arztbesuch oder einer Kontinenzberatungsstelle<br />
anzusprechen. www.khgh.at<br />
Oberärztin Dr. Michaela Lechner, berät im Göttlicher Heiland<br />
Krankenhaus Betroffene umfassend zu den Behandlungsmöglichkeiten<br />
rund um das Thema Kontinenz<br />
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DIE PERFEKTE REISEAPOTHEKE<br />
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URLAUB<br />
PERSÖNLICHE<br />
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Sommerzeit ist Ferienzeit! Damit<br />
Ihr Urlaubsvergnügen nicht von<br />
gesundheitlichen Problemen getrübt<br />
wird, hat GESUND & LEBEN<br />
die zehn Must-haves für die<br />
Reiseapotheke zusammengestellt.<br />
ERSTE-HILFE-SET<br />
SONNENSCHUTZ<br />
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MEDIKAMENTE<br />
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INSEKTENSCHUTZ<br />
SCHMERZMITTEL<br />
ALLERGIEN<br />
30 GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
31
-<br />
REISEAPOTHEKE<br />
32<br />
Eine laue Brise umspielt die<br />
gebräunte Haut, im Ohr nichts<br />
als das sanfte Rauschen der<br />
Wellen, am Himmel trifft Azurblau<br />
auf Sonnengelb – so oder<br />
so ähnlich schauen sie aus, die<br />
Bilder, die wir mit Urlaub assoziieren. Leider gesellen<br />
sich in der Realität andere Erfahrungen hinzu:<br />
Heißere Temperaturen, ungewohnte Speisen und<br />
Gewürze, ansteckende Viren und Bakterien, zu<br />
viel Sonne, aggressive Insekten oder schmerzhafte<br />
Verletzungen – all das kann dafür sorgen, dass<br />
das Urlaubsvergnügen durch so unangenehme<br />
Begleiter wie Reiseübelkeit, Sonnenbrand oder<br />
die berüchtigte Rache Montezumas getrübt wird.<br />
Damit Sie für alle Fälle gerüstet sind, hat Mag.<br />
Johannes Hochleitner, PhD, Apotheker aus Eferding<br />
(OÖ), für Sie zusammengefasst, was unbedingt<br />
mit in die Reiseapotheke muss.<br />
SONNENSCHUTZ<br />
Im Sommerurlaub ist Sonnenschutz natürlich<br />
unerlässlich, egal ob es in die Berge, in eine<br />
Stadt oder ans Meer geht. „Im Gebirge ist es<br />
wichtig, schnell einziehende Produkte mit<br />
einer leichten Formulierung zu verwenden,<br />
weil man viel schwitzt“, rät Apotheker Mag.<br />
pharm. Johannes Hochleitner. „Wenn Sie<br />
hingegen viel Zeit im Wasser verbringen,<br />
raten wir zu wasserfestem Sonnenschutz<br />
mit dem Zusatz ‚extra resistent‘. Dieser<br />
sorgt auch bei schweißtreibenden Aktivitäten<br />
für sicheren Sonnenschutz.“ Falls Sie einen<br />
Urlaub in Korallengebieten planen, greifen Sie<br />
zu korallenfreundlichen Produkten ohne Octinoxat<br />
und Oxybenzon! Bezüglich des Schutzfaktors<br />
empfiehlt Hochleitner, immer einen sehr hohen<br />
Sonnenschutz mit dem Faktor 50 zu verwenden:<br />
„Ein Großteil der Personen trägt zu wenig Sonnencreme<br />
auf, durch den hohen Faktor ist dann<br />
trotzdem sicherer Schutz gewährleistet.“<br />
REISEÜBELKEIT<br />
Mag. pharm.<br />
Johannes Hochleitner,<br />
PhD, Eferding<br />
Manchmal ist der Weg das Ziel, manchmal hingegen<br />
eine Tortur. Reiseübelkeit sorgt oft schon<br />
bei der Anreise zum Wunschort für Beschwerden<br />
und trübt auch so manchen Segel- oder<br />
Schiffsausflug. „Mit Ingwerkapseln ist man bei<br />
Reiseübelkeit immer gut beraten“, so Hochleitner.<br />
Da in der Wurzel Substanzen stecken, die<br />
den brechreizauslösenden Botenstoffen des<br />
Körpers entgegenwirken, kommt die Pflanze<br />
auch in der Frühschwangerschaft häufig zum<br />
Einsatz. „Bei einer schon<br />
bestehenden Übelkeit empfehle<br />
ich, einen Kaugummi<br />
mit dem Wirkstoff Dimenhydrinat<br />
zu verwenden.<br />
Das ist die bessere Alternative,<br />
da man hier keine Kapseln<br />
schlucken und etwas<br />
nachtrinken muss“, weiß<br />
der Apotheker.<br />
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PERSONEN TRÄGT ZU<br />
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AUF. DURCH EINEN HOHEN<br />
FAKTOR IST ABER TROTZDEM<br />
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MAGEN UND DARM<br />
Der Magen-Darm-Trakt kann in<br />
Urlaubsdestinationen gehörig<br />
ins Wanken kommen. Berühmtberüchtigt:<br />
die Reise-Diarrhoe.<br />
„Reisedurchfall wird meist durch<br />
fremde Bakterien, die nicht der<br />
eigenen Darmflora entsprechen,<br />
ausgelöst“, so der Apotheker.<br />
„Probiotika, die schon<br />
vor dem Urlaub eingenommen<br />
werden können, sorgen<br />
für Prävention.“ Im Akutfall<br />
rät der Experte zu Aktivkohletabletten,<br />
die „im Magen-Darm-Trakt verbleiben,<br />
dort die Toxine binden und aus dem Körper<br />
ausschleusen.“ Aber auch Verstopfung kann<br />
den Urlaub trüben. Ausgelöst durch Faktoren<br />
wie Zeitverschiebung, ein ungewohntes Klima,<br />
exotische Speisen und Getränke oder auch Flüssigkeitsmangel<br />
können pflanzliche Mittel aus<br />
der Apotheke für Abhilfe sorgen. „Pflaumensaft<br />
oder Flohsamenschalen wirken zum Beispiel<br />
als sanftes Abführmittel“, so Hochleitner.<br />
Darmprobleme – ein sehr häufiges Auftreten<br />
in der Bevölkerung! Was kann helfen?<br />
Wahrscheinlich kennt es jeder von uns: unspezifische Darmprobleme (z. B. Durchfall, Blähungen, Flatulenzen)<br />
die über einen kurzen Zeitraum auftreten und wieder abklingen. Nach Abklärung mit dem Arzt<br />
könnte ein mögliches Reizdarmsyndrom (RDS) festgestellt werden.<br />
3 Fragen an Ernährungsexpertin<br />
Mag. Sandra Eisenwagen<br />
Ernährungswissenschafterin,<br />
Diätologin i.A.<br />
Frau Mag. Eisenwagen, welchen Einfluss hat der <strong>Leben</strong>sstil<br />
bzw. die Ernährung auf einen Reizdarm?<br />
Die Wahl der <strong>Leben</strong>smittel bzw. Nährstoffe spielt hier sicher<br />
eine entscheidende Rolle. Es geht vor allem darum,<br />
die auslösenden <strong>Leben</strong>smittel zu erkennen, um danach<br />
gezielt das Ernährungsverhalten umzustellen. Am häufigsten<br />
finden sich Intoleranzen bei Kaffee, rohem Obst<br />
(Zitrusfrüchte), gebratenen und fetten Speisen, Milch<br />
und Fruktose, alkoholischen Getränken, Sorbit oder<br />
auch Weizen.<br />
Auch ein Zusammenhang zwischen RDS und einer Störung<br />
der Darm-Hirn-Achse wird unter den Experten zunehmend<br />
diskutiert.<br />
Welche Tipps können Sie Reizdarm-Betroffenen als<br />
Ernährungswissenschafterin geben?<br />
Eine einheitliche Ernährungstherapie gibt es nicht und<br />
daher ist es wichtig, auf die jeweilige Situation des Betroffenen<br />
einzugehen. Hier gilt es, die individuelle Verträglichkeit<br />
von Speisen zu beachten, kleine Mahlzeitenmengen<br />
über den Tag zu verteilen, diese besonders<br />
gut zu kauen und langfristig achtsam mit Maß und<br />
Ziel vorzugehen. Eine Patient:innen-Schulung einschließlich<br />
Diätberatung können oft schon zu einer<br />
50%igen Verbesserung der Schmerzsymptomatik<br />
führen.<br />
Basis der Ernährung ist eine leicht verdauliche<br />
Kost, wie z. B. Wurzelgemüse, Art der Zubereitung<br />
– dünsten und nicht frittieren – sowie mit frischen<br />
Kräutern würzen.<br />
Man hört immer wieder von dem Vulkanmineral<br />
PMA-Zeolith! Welche Erfahrungen haben Sie damit<br />
gemacht?<br />
Ergänzend zur Therapie kann ich ebenfalls die Einnahme<br />
von PMA-Zeolith sehr empfehlen.<br />
Meine Erfahrungen zeigen, dass eine Vielzahl von<br />
Darmbeschwerden gelindert werden.<br />
Diese positiven Erfahrungen spiegeln sich auch im<br />
Feedback von Ärzt:innen wider – Darmentzündungen,<br />
Blähungen und Bauchschmerzen werden gelindert<br />
und der Stuhlgang wird reguliert. Wichtig ist<br />
jedoch auch zu wissen, dass es sich beim PMA-Zeolith<br />
um ein zugelassenes Medizinprodukt aus Österreich<br />
handelt, welches durch stetige Forschung und<br />
Entwicklung auch beweist, was es verspricht. Daher<br />
auch meine Empfehlung zu diesem Wirkstoff.<br />
5 -fach<br />
gegen<br />
Wirkt<br />
Bauchschmerzen<br />
Blähungen<br />
Durchfall<br />
Entzündungen<br />
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INSEKTENSCHUTZ<br />
„Wenn es nicht in exotische Gefilde<br />
geht, bietet pflanzlicher Insektenschutz<br />
mit ätherischen Ölen wie<br />
Eukalyptus ausreichenden Schutz<br />
gegen Insektenstiche“, so Hochleitner.<br />
In Malariagebieten müsse hingegen<br />
zu sogenannten Repellents<br />
gegriffen werden. Die chemische<br />
Substanz wirkt über den Geruchssinn<br />
abstoßend auf die Insekten,<br />
ohne ihnen zu schaden. „Ich rate<br />
auch zu einem Aloe-vera-Gel, das eine kühlende<br />
und regenerierende Wirkung auf die Haut<br />
hat und auch nach einem Sonnenbrand hilft“,<br />
so der Apotheker, der zum Insektenthema passend<br />
schließt: „So schlägt man gleich zwei Fliegen<br />
mit einer Klappe.“<br />
SCHMERZMITTEL<br />
Egal ob Kopfweh, erkältungsbedingte<br />
Beschwerden oder Ursachen<br />
anderer Art: Schmerzen<br />
braucht man nie, aber im Urlaub<br />
schon gar nicht. „Je nach persönlicher<br />
Verträglichkeit rate ich zu<br />
allgemein wirkenden Schmerztabletten,<br />
die entweder die Wirkstoffe<br />
Ibuprofen, Paracetamol<br />
oder Acetylsalicylsäure (ASS)<br />
enthalten“, so Hochleitner.<br />
PERSÖNLICHE<br />
MEDIKAMENTE<br />
Wenn es um die individuelle Medikation<br />
geht, empfiehlt der Apotheker,<br />
einen Medikationsplan vorzubereiten,<br />
der neben Produktnamen,<br />
Dosierung und Anwendung auch<br />
die Wirkstoffe der einzelnen Medikamente<br />
enthält. „Falls diese verloren<br />
gehen, kann man dann am Urlaubsort<br />
leichter Ersatz besorgen.“ Auch<br />
auf die passende Lagerung – kühl,<br />
lichtgeschützt, trocken<br />
– ist zu achten. Spezielle<br />
Kühltaschen aus<br />
der Apotheke sorgen<br />
bei sensiblen Medikamenten<br />
für sicheren<br />
Transport.<br />
ERSTE-HILFE-SET<br />
Es gibt bereits vorgepackte SOS-Sets zu erwerben,<br />
bei Platzmangel hat Hochleitner aber<br />
folgende Must-haves: „Ich rate zu Hand- und<br />
Wunddesinfektionsmitteln, Pflaster zum<br />
Zuschneiden, einer Schere, einem Dreieckstuch,<br />
einem Fieberthermometer und einer<br />
Rettungsdecke.“ Letztere ist einfach und<br />
leicht zu transportieren und schützt sowohl<br />
vor Sonneneinstrahlung, falls kein Schatten<br />
verfügbar ist, als auch vor Wärmeverlust –<br />
zum Beispiel nach Verletzungen im Gebirge.<br />
„ICH RATE ZU HAND-<br />
UND WUNDDESINFEKTIONS-<br />
MITTELN, PFLASTER ZUM<br />
ZUSCHNEIDEN, EINER<br />
SCHERE, EINEM<br />
DREIECKSTUCH, EINEM<br />
FIEBERTHERMOMETER<br />
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Wirkungen informieren Gebrauchsinformation, Arzt oder Apotheker.<br />
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NASEN UND OHREN<br />
Verschlagene Ohren können beim Fliegen<br />
oder Tauchen entstehen. Ein abschwellender<br />
Nasenspray sorgt rasch dafür,<br />
dass der Druckausgleich wieder möglich<br />
ist, und kann auch bei Erkältungsbeschwerden<br />
wie einer laufenden<br />
Nase für Linderung sorgen. „Ist man<br />
empfänglich für Ohrenbeschwerden,<br />
können Ohrentropfen helfen,<br />
den äußeren Gehörgang nach<br />
dem Schwimmen und Tauchen<br />
rascher zu trocknen sowie den sauren<br />
pH-Wert der Haut wiederherzustellen. Dies kann<br />
Entzündungen vorbeugen“, so Hochleitner.<br />
SCHUTZ FÜR<br />
DIE BLASE<br />
Gerade im Urlaub hat auch sie<br />
Hochsaison: die Blasenentzündung,<br />
die auf Reisen unter anderem<br />
durch Badevergnügen, nasse<br />
Badesachen oder luftige Sommerbekleidung<br />
entsteht. „Hier<br />
gibt es schon sehr gute pflanzliche<br />
Mittel mit den Inhaltsstoffen<br />
Rosmarin, Tausendguldenkraut<br />
und Liebstöckel. Sie wirken antientzündlich<br />
und schmerzlindernd“, so Hochleitner. Gelingt<br />
es auf diese Weise nicht, die Blasenentzündung<br />
in den Griff zu bekommen, bleibt ein Arztbesuch<br />
aber nicht aus.<br />
„GERADE IM URLAUB<br />
HAT DIE<br />
BLASENENTZÜNDUNG<br />
DURCH DAS<br />
BADEVERGNÜGEN<br />
HOCHSAISON. “<br />
ALLERGIEN<br />
Egal ob Gräser, Pollen oder<br />
Nahrungsmittel – wer allergisch<br />
reagiert, sollte darauf<br />
achten, seine gängigen Medikamente<br />
rechtzeitig zu besorgen<br />
und einzupacken. Auch Informationen über<br />
die Flora im Urlaubsdomizil sollten eingeholt<br />
werden. „Wenn Sie einen Aktivurlaub planen,<br />
gibt es mittlerweile auch Produkte, die nicht so<br />
schnell müde machen, zum Beispiel jene mit<br />
dem Wirkstoff Fexofenadin. CLAUDIA SEBUNK n<br />
Bestens bewährt:<br />
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D-Mannose erweitert.<br />
Das Zusammenwirken zweier Aktivstoffe kann sowohl im<br />
Akutfall, das heißt beim Spüren erster Alarmsignale von<br />
Vorteil sein, als auch in Fällen, wo der Cranberry-Extrakt<br />
allein keine ausreichende Schutzwirkung in der langfristigen<br />
Anwendung erreichte.<br />
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36 GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
37
VERHÜTUNG<br />
VERHÜTU<br />
IST AUCH<br />
MÄNNERSACHE<br />
Carl Djrassi revolutionierte in<br />
den 1960er-Jahren das <strong>Leben</strong><br />
von Frauen: mit der Erfindung<br />
der Pille. Nun wird an einer für<br />
Männer geforscht – bei Mäusen<br />
ist sie vielversprechend.<br />
Ob das auf die Spezies Mann<br />
übertragbar ist, erklärt der<br />
Leiter der Urologie des<br />
Wiener AKHs.<br />
NG<br />
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DIE PILLE FÜR SIE WÜRDE<br />
ER NICHT SCHLUCKEN<br />
Zahlen aus den USA belegen, dass Verhütung zu<br />
70 Prozent Frauensache ist. In den USA wie in<br />
Europa ist die Hälfte aller Schwangerschaften<br />
ungewollt. In Amerika finden pro Jahr eine Million<br />
Abtreibungen statt. Die Pille für den Mann<br />
wäre eine neue Verhütungsmöglichkeit für ihn<br />
– neben dem 200 Jahre alten Kondom und der<br />
irreversiblen Vasektomie, der Sterilisation. Doch<br />
steht ER auch bei der Empfängniskontrolle seinen<br />
Mann?<br />
Shariat ist guter Hoffnung: „Ich beobachte eine<br />
Veränderung der Gender-Rollen, einen Wandel<br />
der patriarchalischen Gesellschaft. Immer mehr<br />
Männer wollen Verantwortung übernehmen,<br />
auch bei der Verhütung.“ Allerdings existiere<br />
ein kleiner großer Unterschied zwischen den<br />
Geschlechtern: „Studien aus den USA zeigen,<br />
dass Männer nur eine Pille einnehmen würden,<br />
die keine Nebenwirkungen hat. Jene der hormonellen<br />
Pille für die Frau – mit Stimmungsschwankungen,<br />
einen erhöhten Thrombose-Risiko etc.<br />
– würde Mann nicht schlucken. Aber er trägt<br />
auch nicht die Konsequenz einer unerwünschten<br />
Schwangerschaft.“ Die Frau habe durch die<br />
Pille auch indirekt profitiert: Sie gehe ab 14 Jahren<br />
jährlich zum Gyn-Check und habe so viele<br />
gesundheitliche Vorteile. „Die Pille für den Mann<br />
würde auch seiner <strong>Gesund</strong>heit zugutekommen.<br />
Die meisten gehen erst mit 60 zur Internistin oder<br />
dem Urologen, wenn erste Probleme auftauchen.“<br />
Übrigens: In Entwicklung ist trotz aller Bedenken<br />
seitens der Männer auch eine hormonelle Pille<br />
für ihn. Shariat: „Sie soll die Spermienproduktion<br />
reduzieren. Aber diese Tablette hat Nebenwirkungen.<br />
Und es gibt große Unterschiede in der Wirkung,<br />
auch zwischen einzelnen Ethnien.“<br />
Doch die Zukunft scheint klar zu sein: Künftig<br />
kann sie oder aber er die Pille schlucken – in<br />
puncto Verhütung zieht Gleichberechtigung ein. <br />
<br />
KARIN LEHNER n<br />
Universitätsprofessor<br />
Dr. Shahrokh Shariat,<br />
Klinikleiter der Urologie<br />
an der Medizinischen<br />
Universität Wien am<br />
Allgemeinen Krankenhaus<br />
(AKH)<br />
„STUDIEN AUS DEN USA<br />
ZEIGEN, DASS MÄNNER<br />
NUR EINE PILLE<br />
EINNEHMEN WÜRDEN, DIE<br />
KEINE NEBENWIRKUNGEN HAT.“<br />
Schon die alten Ägypter praktizierten<br />
Empfängnisverhütung: mit einem<br />
Gemisch aus Krokodilkot, Honig und<br />
Kalzium in der weiblichen Vagina.<br />
Im Mittelalter trugen Frauen ohne<br />
Babywunsch ein Strumpfband mit Hoden von<br />
Wieseln. Und Casanova empfahl in seinem Buch<br />
eine halbe Zitrone – als natürliches Diaphragma.<br />
VITAMIN A STATT HORMONEN<br />
Heute existieren wirkungsvollere Methoden zur<br />
Empfängnisverhütung: Die Pille verhindert bei<br />
perfekter Anwendung eine ungewollte Schwangerschaft<br />
zu 99 Prozent. In Zukunft könnte es<br />
auch eine für den Mann geben, erklärt Universitätsprofessor<br />
Dr. Shahrokh Shariat, Klinikleiter<br />
der Urologie an der Medizinischen Universität<br />
Wien am Allgemeinen Krankenhaus (AKH): „Die<br />
Pille für den Mann ist derzeit in Entwicklung<br />
und wird frühestens in fünf Jahren auf den Markt<br />
kommen. Aber erste Daten aus Tierstudien<br />
sind sehr vielversprechend.“ Wissenschafterinnen<br />
und Wissenschafter aus den USA sprechen<br />
bereits von einem Durchbruch: dank des Mittels<br />
mit dem kryptischen Namen YCT529. Im<br />
Maus-Modell zeigte es nach einer vierwöchigen<br />
Verabreichung eine Wirksamkeit von 99 Prozent.<br />
Klinische Studien am Menschen sollen noch in<br />
diesem Jahr starten.<br />
Im Unterschied zur Pille für die Frau basiert<br />
jene für den Mann aber nicht auf Hormonen,<br />
sondern auf Vitamin A. Wie Forschende seit 90<br />
Jahren wissen, spielt es bei der Spermatogenese<br />
– der Bildung männlicher Keimzellen – eine<br />
große Rolle. Aktuell ist sein Alpha-Rezeptor im<br />
Fokus: „Bei Mäusen wurde dieser Retinsäure-<br />
Rezeptor durch die Pille komplett blockiert. Es<br />
fand keine Prokreation statt, also keine Zeugung.<br />
IM UNTERSCHIED ZUR PILLE<br />
FÜR DIE FRAU BASIERT JENE FÜR DEN<br />
MANN NICHT AUF HORMONEN,<br />
SONDERN AUF VITAMIN A.<br />
Die Spermienzahl war drastisch reduziert“, so<br />
der Urologe. Die Vorteile der nicht hormonellen<br />
Pille liegen für den Experten auf der Hand: „Ihre<br />
Wirkung ist reversibel. Einige Wochen nach dem<br />
Absetzen waren die männlichen Mäuse wieder<br />
zeugungsfähig. Außerdem zeigt das Präparat<br />
keinerlei Nebenwirkungen, ist einfach zu verabreichen,<br />
hochwirksam und günstig in der Produktion.“<br />
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BLUTHOCHDRUCK<br />
Wussten Sie, dass Bluthochdruck<br />
weltweit als Todesursache<br />
Nummer 1 gilt? Schließlich<br />
führt der dauerhaft<br />
erhöhte Druck in den Gefäßen<br />
unbehandelt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen<br />
wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Aortenaneurysma.<br />
Aber auch Impotenz, Nierenversagen<br />
oder vaskuläre Demenz können die langfristige<br />
Folge von Hypertonie – so der medizinische<br />
Fachbegriff für Bluthochdruck – sein. Allein in<br />
Österreich ist rund ein Drittel der erwachsenen<br />
Bevölkerung von Bluthochdruck betroffen, weltweit<br />
sind es laut der Fachzeitschrift „The Lancet“<br />
mindestens 1,1 Milliarden Menschen. Die Dunkelziffer<br />
ist aber vermutlich höher, denn: Bluthochdruck<br />
verläuft über lange Zeit ohne Anzeichen<br />
und ist oft nicht zu spüren. „Es ist daher<br />
sehr wichtig, seine eigenen Werte zu kennen,<br />
sie regelmäßig zu kontrollieren und auch leichten<br />
Bluthochdruck schon frühzeitig zu behandeln“,<br />
betont Univ.-Prof. PD Dr. Thomas Weiss,<br />
Facharzt für innere Medizin, Kardiologie und<br />
internistische Intensivmedizin. Für GESUND &<br />
LEBEN überprüft der Mediziner die gängigsten<br />
Mythen rund um diese Erkrankung.<br />
VON BLUTHOCHDRUCK SIND<br />
NUR MÄNNER BETROFFEN<br />
Falsch<br />
„Bluthochdruck ist keine Männersache.<br />
Das belegen auch die Zahlen<br />
unserer aktuellen Studie“, so Weiss. „Wir haben<br />
den Blutdruck von Kundinnen und Kunden<br />
eines Friseurs in Hernals gemessen und festgestellt,<br />
dass 65 Prozent aller Teilnehmenden Bluthochdruck<br />
hatten. Der Unterschied zwischen<br />
Frauen und Männern war dabei nicht signifikant.“<br />
Vor allem ab einem Alter von 50 Jahren steigt<br />
das Risiko für Frauen, Bluthochdruck zu entwickeln.<br />
Dabei spielt auch das Zusammenspiel der<br />
Hormone im weiblichen Körper während der<br />
Wechseljahre eine Rolle. Wie Daten des Robert-<br />
Koch-Instituts belegen, überholen Frauen in der<br />
Altersgruppe 60 bis 69 die Männer sogar: Rund<br />
55 Prozent sind hier von Hypertonie betroffen,<br />
bei den Männern sind es rund 52 Prozent.<br />
WENN ICH KEINE<br />
BESCHWERDEN HABE, IST MEIN<br />
Falsch<br />
BLUTDRUCK IN ORDNUNG<br />
„Das ist leider ein Irrglaube“, betont<br />
der Arzt. „Auch in unserer Studie hat sich<br />
gezeigt, dass von den 65 Prozent der von Bluthochdruck<br />
Betroffenen 63 Prozent nicht davon<br />
wussten und sogar drei Viertel nicht in ärztlicher<br />
Behandlung waren.“ Nicht umsonst werde<br />
Hypertonie im Englischen als Silent Killer – stiller<br />
Mörder – bezeichnet, so<br />
der Internist. „Bluthochdruck<br />
entwickelt sich oft schleichend<br />
und unbemerkt. Häufig ist das<br />
erste Symptom eines zu hohen<br />
Blutdrucks dann der Schlaganfall.<br />
Folgen von unbehandelter<br />
Hypertonie können aber auch<br />
Nierenversagen, Herzinfarkt,<br />
Demenz oder Erektionsstörungen<br />
sein“, warnt Weiss. Daher sei<br />
es besonders wichtig, den eigenen<br />
Blutdruck zu kennen und<br />
regelmäßig zu kontrollieren.<br />
WER BLUTHOCHDRUCK<br />
HAT, MUSS AUF KAFFEE Stimmt<br />
UND SALZ VERZICHTEN teilweise<br />
„Bei Kaffee stimmt das<br />
nicht, den kann man ruhig trinken,<br />
wobei natürlich die Dosis das<br />
Gift macht“, so der Experte. Drei<br />
bis vier Tassen pro Tag seien jedoch<br />
unbedenklich. „Der Salzkonsum hat<br />
hingegen schon eine Auswirkung auf<br />
den Blutdruck.“ Salz bindet Wasser<br />
im Körper und erhöht dadurch das<br />
Volumen des Blutes. Die Folge: Der<br />
Druck in den Gefäßen wächst und der Blutdruck<br />
klettert nach oben. „Nur Salz alleine zu reduzieren,<br />
ist allerdings zu wenig. Es geht um eine allgemeine<br />
Ernährungsumstellung“, betont Weiss.<br />
„Bei einer gesunden Ernährungsweise nehme<br />
ich automatisch weniger Salz zu mir.“<br />
SELBST MESSEN<br />
BRINGT DOCH NICHTS<br />
Falsch<br />
„Ganz im Gegenteil“, betont der<br />
Experte. „Ich rate dazu, den Blutdruck<br />
immer wieder sporadisch zu messen, wenn<br />
sich die Gelegenheit dazu bietet.“ Das könne<br />
bei Familienmitgliedern oder Bekannten mit<br />
Blutdruckmessgerät sein, in der Apotheke oder<br />
beim Hausarzt. Sporadische Messungen dienten<br />
als Hinweis und um gegebenenfalls ein Warnlämpchen<br />
aufleuchten zu lassen, so Weiss. „Um<br />
die Diagnose zu bestätigen, benötigen wir die<br />
strukturierte Heimmessung.“ Bei dieser wird der<br />
Blutdruck über eine Woche lang drei Mal morgens<br />
und drei Mal abends gemessen und danach<br />
der Durchschnittswert ausgerechnet. „Wichtig<br />
ist, die Messung morgens mit leerer Blase und<br />
vor dem Frühstück durchzuführen und abends<br />
in einer Ruhephase vor oder zwei Stunden nach<br />
dem Essen“, erklärt Weiss. Der durchschnittliche<br />
Wert, der sich aus den 42 Werten ergibt, soll<br />
unter 135/85 liegen bzw. für Bluthochdruck-<br />
Betroffene mit Therapie unter 130/80.<br />
BLUTHOCHDRUCK<br />
AUF EINEN BLICK<br />
Rund 100.000-mal schlägt unser<br />
Herz pro Tag, um sauerstoffreiches<br />
Blut von der Lunge in alle Körperregionen<br />
zu pumpen. Zieht sich der Herzmuskel<br />
zusammen, erzeugt er einen Druck,<br />
um das Blut aus der Herzkammer zu<br />
pressen. Diese Phase beschreibt den<br />
oberen Blutdruckwert, die Systole.<br />
Entspannt sich der Herzmuskel danach<br />
wieder, nimmt der Druck ab und das<br />
Blut kann wieder in die Herzkammer<br />
strömen. Während der Füllungsphase<br />
misst man den unteren Blutdruckwert,<br />
die sogenannte Diastole. Zwei<br />
wesentliche Faktoren bestimmen den<br />
Blutdruck: Die Kraft, mit der das Herz<br />
das Blut in den Kreislauf pumpt, und die<br />
Elastizität sowie der Durchmesser der<br />
Gefäße. Gemessen wird der Blutdruck<br />
in Millimeter Quecksilbersäule, abgekürzt<br />
mm Hg.<br />
Im Laufe eines Tages schwankt der<br />
Blutdruck je nach Entspannung und<br />
Anstrengung. Ist der Druck in den Arterien<br />
dauerhaft hoch, sprechen wir von<br />
Univ.-Prof. PD<br />
Dr. Thomas Weiss,<br />
PhD FESC (European Society<br />
of Cardiology), Facharzt<br />
für innere Medizin, Kardiologie<br />
und Internistische<br />
intensivmedizin, Wien<br />
FOTO: ISTOCK_YODIYIM; INTERFOTO<br />
Bluthochdruck. In der Medizin wird zwischen<br />
primärer und sekundärer Hypertonie,<br />
so der Fachbegriff, unterschieden. In<br />
rund 90 Prozent der Fälle liegt ein primärer<br />
Bluthochdruck vor. Eine genaue Ursache ist<br />
nicht bekannt, jedoch begünstigen Faktoren<br />
wie erbliche Vorbelastung, Alter, Übergewicht,<br />
Bewegungsmangel, ungesunde<br />
Ernährung, Tabakkonsum<br />
oder Stress die Erkrankung. Die<br />
sekundäre Hypertonie, die<br />
vergleichsweise seltener<br />
vorkommt, wird hingegen<br />
durch organische<br />
Grunderkrankungen<br />
wie hormonelle<br />
Störungen<br />
oder Nierenerkrankungen<br />
hervorgerufen.<br />
n<br />
Unter<br />
DRUCK<br />
LEICHTER BLUTHOCHDRUCK MUSS<br />
NICHT BEHANDELT WERDEN Falsch<br />
„Das stimmt so nicht“, widerlegt Weiss.<br />
„Es ist nicht immer gleich eine medikamentöse<br />
Therapie notwendig, aber behandelt<br />
werden muss auch leichter Bluthochdruck.“ Mit<br />
einem Zahlenbeispiel belegt Weiss die Dringlichkeit:<br />
„Ist der systolische Wert um 20 und der<br />
diastolische Wert um 10 höher – also 140/90,<br />
was in vielen Köpfen als normal gilt – dann verdoppelt<br />
sich bereits das Risiko, einen Schlaganfall<br />
zu erleiden.“ Als ersten Behandlungsschritt<br />
empfiehlt Weiss bei leichtem Bluthochdruck<br />
„Ich habe keine Beschwerden, deshalb<br />
ist mein Blutdruck in Ordnung“,<br />
„Das haben doch nur Männer“<br />
oder „Im Alter ist erhöhter Blutdruck<br />
nicht so schlimm“ – wenn<br />
es um Hypertonie geht,<br />
so der medizinische Fachbegriff,<br />
halten sich diese und andere<br />
Mythen leider beständig.<br />
GESUND & LEBEN schafft Klarheit!<br />
40<br />
GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
41
BLUTHOCHDRUCK<br />
Ausdauersport. „2,5 Stunden pro Woche sollten<br />
Sie ins Schwitzen kommen – das sind beispielsweise<br />
täglich unter der Woche 30 Minuten auf<br />
dem Ergometer. Auch ergänzender Kraftsport<br />
eignet sich gut.“<br />
BLUTHOCHDRUCK BETRIFFT NUR<br />
MENSCHEN MIT ÜBERGEWICHT<br />
Falsch<br />
„Das stimmt so nicht. Auch schlanke<br />
Menschen können von Hypertonie<br />
betroffen sein, aber Übergewicht ist ein Risikofaktor<br />
für Bluthochdruck“, erläutert Weiss. Deshalb<br />
rät der Arzt dazu, abzunehmen. „Schon<br />
eine Gewichtsreduktion von zehn Kilogramm<br />
bewirkt so viel wie ein blutdrucksenkendes<br />
Medikament!“, so der Mediziner.<br />
BLUTHOCHDRUCK IST<br />
VERANLAGUNG<br />
Jein!<br />
„Das ist nicht ganz korrekt“, erklärt<br />
der Bluthochdruck-Spezialist. „Die<br />
Gene spielen natürlich eine Rolle, aber auch<br />
der <strong>Leben</strong>sstil, die Ernährung, der Salzkonsum,<br />
der Mangel an Sport, Tabakkonsum, die<br />
Beschaffenheit der Gefäße und die Blutfette“,<br />
so Weiss. „Bei Letzteren sprechen wir von der<br />
Kardiometabolik. Kardiometabolisch belastete<br />
Menschen haben ein höheres Risiko für Hypertonie.“<br />
Während in 90 Prozent der Fälle – der<br />
primären Hypertonie – diese Faktoren eine<br />
Rolle spielen, werden zehn Prozent der Fälle<br />
von dahinterliegenden Krankheiten verursacht,<br />
dabei spricht man von sekundärer Hypertonie.<br />
BLUTDRUCK IST BEI ÄLTEREN<br />
MENSCHEN NICHT SO SCHLIMM<br />
FALSCH! „Das stimmt natürlich<br />
nicht“, betont Weiss. „Es ist richtig,<br />
IST MEIN<br />
BLUTDRUCK ZU HOCH?<br />
BEWERTUNG SYSTOLISCH DIASTOLISCH<br />
(mm Hg)<br />
(mmHg)<br />
optimaler Blutdruck < 120 < 80<br />
normaler Blutdruck 120–129 80–84<br />
hochnormaler Blutdruck 130–139 85–89<br />
milde Hypertonie (Stufe 1) 140–159 90–99<br />
mittlere Hypertonie (Stufe 2) 160–179 100–109<br />
schwere Hypertonie (Stufe 3) > 180 >110<br />
isolierte systolische Hypertonie > 140 > 90<br />
Quelle: Weltgesundheitsorganisation (WHO)<br />
Falsch<br />
dass der Blutdruck mit dem Alter korreliert<br />
und steigt, je älter wir werden, aber man muss<br />
auch hier zwischen verschiedenen Ausprägungen<br />
der Hypertonie unterscheiden.“ Drei<br />
entscheidende Gruppen mit erhöhtem Schlaganfallrisiko<br />
führt der Internist an: „Gefährlich<br />
ist es, wenn der Bluthochdruck nachts nicht<br />
fällt – das ist die Gruppe der sogenannten<br />
Non-Dipper. Die zweite Gruppe betrifft Menschen<br />
bis zu 60 Jahren mit einem hohen diastolischen<br />
Wert und schließlich sind in der dritten<br />
Gruppe ältere Personen mit einem hohen<br />
systolischen Wert besonders gefährdet, einen<br />
Schlaganfall zu erleiden.“ Das Risiko steige, je<br />
weiter der erhöhte erste und der zweite Wert<br />
auseinanderlägen, so Weiss. „Hier wird eigentlich<br />
die Gefäßsteifigkeit und der Pulsdruck in<br />
den Gefäßen gemessen.“ Wichtig sei jedoch<br />
zu betonen, dass auch jüngere Menschen und<br />
sogar Kinder an Bluthochdruck leiden können,<br />
so Weiss.<br />
MEDIKAMENTE SIND NUR<br />
VORÜBERGEHEND NOTWENDIG Falsch,<br />
Eine medikamentöse Therapie senkt aber ...<br />
das Risiko für Schlaganfall, Herzschwäche,<br />
Infarkt, Niereninsuffizienz und Augenschäden<br />
erheblich. Wichtig ist dabei allerdings,<br />
dass die verordneten Medikamente<br />
nicht nur bei Bedarf oder willkürlich, sondern<br />
regelmäßig – und in vielen Fällen ein <strong>Leben</strong><br />
lang – eingenommen werden. „Ein neuerer<br />
Ansatz bezieht aber im Sinne des sogenannten<br />
‚patient empowerment‘ Betroffene aktiver<br />
ein“, erläutert Weiss. „Hier wird ein Zielwert<br />
vereinbart, der Patient berechnet anhand<br />
der strukturierten Heimmessung selbst seine<br />
wöchentlichen Durchschnittswerte und kann<br />
innerhalb eines vereinbarten Therapiekorridors<br />
seinen Medikationsplan freier anpassen“,<br />
so der Kardiologe. „Studien belegen, dass<br />
dies sehr gut funktioniert, wenn bestimmte<br />
Voraussetzungen wie eine gute Arzt-Patienten-Kommunikation,<br />
vereinbarte Schemata<br />
und regelmäßige ärztliche Kontrolltermine<br />
bestehen.“<br />
BLUTHOCHDRUCK ERKENNT MAN<br />
AN EINEM ROTEN KOPF<br />
„Natürlich gibt es manchmal unspezifische<br />
Anzeichen wie die Gesichtsröte<br />
verbunden mit Kopfschmerzen“, erklärt Weiss.<br />
Auch andere Symptome wie Schwindel, Sehstörungen<br />
oder Kurzatmigkeit können auf<br />
Hypertonie hinweisen, so der Experte. „Regelmäßige<br />
Blutdruckkontrollen verschaffen<br />
Ihnen Sicherheit!“<br />
CLAUDIA SEBUNK n<br />
Stimmt<br />
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entsprechen, verwenden Sie ein BZ-Messgerät,<br />
um Diabetes-Behandlungsentscheidungen zu treffen.<br />
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auch bei medizinischen Notfällen.<br />
1<br />
Lind M et al. Continuous Glucose Monitoring vs<br />
Conventional Therapy for Glycemic Control in Adults<br />
With Type 1 Diabetes Treated With Multiple Daily<br />
Injections – The GOLD Randomized Clinical Trial.<br />
JAMA. 2017;317(4):379-387.<br />
2<br />
Beck RW et al. Effect of initiating use of an insulin<br />
pump in adults with type 1 diabetes using multiple<br />
daily insulin injections and continuous glucose monitoring<br />
(DIAMOND): a multicentre, randomised conrolled<br />
trial. [published online ahead of print July 12,<br />
2017]. The Lancet Diabetes & Endocrinology.<br />
3<br />
Beck RW et al. Continuous glucose monitoring vs<br />
usual care in type 2 diabetes on multiple daily injections:<br />
a randomized trial. Ann Int Med. 2017 Sep<br />
19;167(6):365-374<br />
© <strong>2022</strong> Dexcom Inc. Alle Rechte vorbehalten.<br />
www.Dexcom.com | +1.858.200.0200 |<br />
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LBL019503 Rev001<br />
42
LONG COVID<br />
ZUCKERSCHOCK<br />
NACH CORONA<br />
„KOMMT ES ZU EINER INFEKTION MIT SARS-COV-2,<br />
LIEGT IN ABHÄNGIGKEIT WEITERER RISIKOFAKTOREN<br />
WIE ÜBERGEWICHT, BLUTHOCHDRUCK UND DEM LANGZEIT-<br />
ZUCKERWERT HBA1C EINE HOCHRISIKOSITUATION VOR,<br />
DIE UNBEDINGT BEACHTET WERDEN MUSS.“<br />
Univ.-Prof. Primar<br />
Dr. Martin Clodi,<br />
Präsident der Österreichischen<br />
Diabetesgesellschaft<br />
und Vorstand der Internen<br />
Abteilung des Allgemeinen<br />
öffentlichen Krankenhaus der<br />
Barmherzigen Brüder, Linz<br />
Von Covid-19 genesen, heißt nicht immer<br />
gesund. Aktuelle Studien zeigen, dass nach einer<br />
Erkrankung das Diabetes-Risiko um 40 Prozent<br />
steigt. Folgt nach Corona die Zuckerkrankheitswelle?<br />
Der Präsident der Österreichischen<br />
Diabetesgesellschaft klärt in<br />
GESUND & LEBEN auf.<br />
FOTO: ISTOCK_MAJIVECKA; PRIVAT<br />
Endlich. Nach der Corona-Erkrankung klingen<br />
die Symptome ab – es geht wieder aufwärts.<br />
Wer mag da an Spätfolgen denken?! Leider ist<br />
die Liste möglicher Nachwirkungen nun um ein<br />
Leiden länger geworden: Diabetes.<br />
Dass Menschen mit der Zuckerstoffwechselstörung,<br />
die an Corona erkranken, ein erhöhtes<br />
Risiko für schwere Verläufe haben, war bereits<br />
kurz nach Pandemie-Beginn klar. Das österreichische<br />
Covid-19-Diabetesregister vermerkt<br />
bei 24,4 Prozent der an Corona verstorbenen<br />
Personen, dass sie an Diabetes erkrankt waren.<br />
75,6 Prozent hatten die Diagnose Diabetes Typ<br />
2. Diese Form macht den Großteil aller heimischen<br />
Fälle aus und ist erworben – im Unterschied<br />
zur Autoimmunerkrankung Diabetes Typ<br />
1. Auch Primar und Universitätsprofessor Dr.<br />
Martin Clodi, Präsident der Österreichischen<br />
Diabetesgesellschaft und Vorstand der Internen<br />
Abteilung (mit Intensiv- und Notfallmedizin,<br />
Gastroenterologie, Diabetologie und Rheumatologie)<br />
des Allgemeinen öffentlichen Krankenhaus<br />
der Barmherzigen Brüder Linz, sieht<br />
ein erhöhtes Risiko für Menschen mit Diabetes:<br />
„Kommt es zu einer Infektion mit SARS-CoV-2,<br />
liegt in Abhängigkeit weiterer Risikofaktoren wie<br />
Übergewicht, Bluthochdruck und dem Langzeitzuckerwert<br />
HbA1c eine Hochrisikosituation<br />
vor, die unbedingt beachtet werden muss.“<br />
„FOLGESCHÄDEN INKLUSIVE DIABETES“<br />
Aktuelle Untersuchungen zeigen nun aber:<br />
44 GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
45
LONG COVID<br />
KRANK NACH CORONA –<br />
ABSEITS VON DIABETES<br />
Corona und kein Ende – von Long<br />
beziehungsweise Post Covid sind 10 bis<br />
20 Prozent aller Erkrankten betroffen.<br />
Zu den häufigsten Symptomen gehören<br />
neurologische Schäden wie die Störung<br />
des Geruchs- oder Geschmackssinns,<br />
chronische Müdigkeit (Fatigue-Syndrom),<br />
Kopfschmerzen, Konzentrationsund<br />
Gedächtnisprobleme, depressive<br />
Verstimmungen, Schlaf- und Angststörungen.<br />
Es kann auch zu Nerven- und<br />
Muskelschwächen, Funktionsstörungen<br />
der Schilddrüse, Haarausfall, Hautausschlägen,<br />
Durchblutungsstörungen und<br />
Gelenksschmerzen kommen. Aktuellen<br />
Studien zufolge auch zu einer Einschränkung<br />
der Lungenfunktion, Herzrhythmusstörungen,<br />
Nierenversagen oder<br />
Schlaganfällen durch Blutgerinnsel.<br />
Bei Menschen, die mit Corona im<br />
Krankenhaus landeten, kam es sogar zur<br />
Erhöhung des Biomarkers für Alzheimer.<br />
SARS-CoV-2-Viren könnten ersten Untersuchungen<br />
zufolge auch eine Demenz<br />
fördern. Noch ist vieles in Erforschung.<br />
Fest steht jedoch, wer das höchste Risiko<br />
für Spätfolgen trägt: Frauen im jungen<br />
und mittleren Alter (aufgrund ihres<br />
Immunsystems), Menschen mit einem<br />
hohen Body-Mass-Index (BMI) und jene,<br />
die auf der Intensivstation künstlich beatmet<br />
werden mussten.<br />
n<br />
Auch nach einer Corona-Infektion steigt die<br />
Gefahr, an Diabetes zu erkranken. Laut einer<br />
großen amerikanischen Kohorten-Studie, die<br />
im renommierten Magazin „Lancet Diabetes<br />
& Endocrinology” veröffentlicht wurde,<br />
sogar deutlich: um 40 Prozent. Und das auch<br />
bei milden Verläufen. Die Epidemiologinnen<br />
und Epidemiologen analysierten die Daten<br />
von 181.280 Versicherten der US-Einrichtung<br />
für ehemalige Armeeangehörige. Letztere hatten<br />
ein Durchschnittsalter von 60 Jahren und<br />
waren zu 88 Prozent männlich. Zwischen 1.<br />
März 2020 und 30. September 2021 hatten alle<br />
einen positiven SARS-CoV-2-Test erhalten und<br />
waren 30 Tage später noch am <strong>Leben</strong>.<br />
Nach der Studie mussten fast 2 von 100<br />
damit rechnen, nach ihrer Corona-Infektion<br />
innerhalb eines Jahres einen Typ-2-Diabetes<br />
zu entwickeln. Faktoren wie Alter, Gewicht,<br />
ein Herz-Kreislauf-Leiden, Bluthochdruck<br />
und eine Fettstoffwechselstörung erhöhen das<br />
Risiko. Die Forschenden Yan Xie und Ziyad Al-<br />
Aly vom Zentrum für Epidemiologie und Biostatistik<br />
der Saint Louis University beziehungs-<br />
weise des Department of Veterans Affairs<br />
des US-Militärs werteten die Daten aus und<br />
kamen zum Schluss: „Es gibt starke Hinweise,<br />
dass Personen mit Covid-19 über die akute<br />
Phase einer SARS-CoV-2-Infektion hinaus eine<br />
ganze Reihe von Folgeschäden inklusive Diabetes<br />
davontragen können.“<br />
„DAS RISIKO BETRIFFT ALLE PATIENTEN“<br />
Eine Untersuchung aus Deutschland mit<br />
jüngeren Personen, die in der Fachzeitschrift<br />
„Diabetologia“ veröffentlicht wurde, liefert<br />
ähnliche Ergebnisse. Hier wurde das Risiko<br />
für Menschen nach einer milden Covid-19-Erkrankung<br />
untersucht. Das Ergebnis: Die Wahrscheinlichkeit,<br />
eine neue Diabetes-Typ-2-Diagnose<br />
zu bekommen, liegt bei 28 Prozent.<br />
Clodi plädiert dennoch für eine differenzierte<br />
Analyse der Daten: „Das Risiko nach<br />
Covid-19 an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken,<br />
ist keinesfalls linear, betrifft aber alle Patientinnen<br />
und Patienten. Jene, die bereits vor<br />
ihrer Covid-19-Erkrankung ein hohes Risiko<br />
hatten, an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkran-<br />
WAS LÖST DIE ZUCKERKRANKHEIT AUS?<br />
Dennoch ist die Datenlage noch immer dünn.<br />
Selbst Expertinnen und Experten wissen nicht,<br />
was den Anstieg an Diabetes-Erkrankungen<br />
auslöst. Hat Covid-19 einen Einfluss auf die<br />
Insulinproduktion? Oder ist der Grund eine<br />
chronische Entzündung im Körper?<br />
Clodi: „Die Mechanismen hinter dem deutlich<br />
gesteigerten Diabetes-Risiko nach einer<br />
Covid-19-Infektion sind letztlich nicht eindeutig<br />
geklärt und aktuell Gegenstand von Untersuchungen.<br />
Derzeit wird ein Zusammenhang<br />
mit dem Angiotensin-Converting-Enzym-<br />
2-Rezeptor-Protein untersucht, das im Bereich<br />
der Bauchspeicheldrüse vorkommt. Diese Proteine<br />
sind für den Eintritt von Coronaviren in<br />
die menschlichen Zellen notwendig“, analysiert<br />
der Experte.<br />
„Kleinere Studien dokumentieren, dass<br />
SARS-CoV-2 die Betazellen direkt infizieren<br />
kann. Auch weitere Mechanismen wie ein<br />
überaktives Immunsystem, die Modulation<br />
der T-Zellen (Anm.: durch Reize bzw. Signale<br />
bedingte, leicht reversible Änderung eines<br />
So häufig kommen<br />
diese Symptome bei<br />
Long Covid vor:<br />
Fatigue/Unwohlsein<br />
58 %<br />
Haarausfall<br />
25 %<br />
„ES GIBT STARKE HINWEISE, DASS PERSONEN MIT COVID-19<br />
ÜBER DIE AKUTE PHASE EINER SARS-COV-2-INFEKTION<br />
HINAUS EINE GANZE REIHE VON FOLGESCHÄDEN<br />
INKLUSIVE DIABETES DAVONTRAGEN KÖNNEN.“<br />
Kopfschmerzen<br />
44 %<br />
Geschmacksverlust<br />
23 %<br />
QUELLE: LOPEZ-LEON ET AL<br />
Husten<br />
19 %<br />
Aufmerksamkeitsverlust<br />
27 %<br />
weitere Folgesymptome<br />
19 % Gelenksschmerzen<br />
16 % Brustschmerzen<br />
16 % Übelkeit<br />
16 % Verdauungsbeschwerden<br />
13 % Angst<br />
12 % Depression<br />
11 % Schlafprobleme<br />
11 % Fieber<br />
10 % pulmonale Kapazität<br />
5 % pulmonale Fibrose<br />
4 % Diabetes mellitus<br />
1 % Nierenversagen<br />
1 % Myokarditis<br />
FOTO: ISTOCK_ALEKSEI MOROZOV<br />
ken, haben nach einer durchgemachten<br />
Covid-19-Infektion nun ein besonders hohes.“<br />
JE HEFTIGER CORONA, DESTO HÄUFIGER<br />
DIABETES?<br />
Außerdem zeigt die sogenannte Veteranenstudie<br />
aus den USA: Das Diabetes-Risiko ist<br />
vom Schweregrad der überstandenen Corona-<br />
Erkrankung abhängig. Bei Patientinnen und<br />
Patienten, die auf der Intensivstation behandelt<br />
wurden, gab es 89,<strong>06</strong> mehr Diabetes-<br />
Erkrankungen pro 1.000 Menschen. Bei nicht<br />
Hospitalisierten lag die Zahl pro 1.000 Personen<br />
bei 8,28 zusätzlichen Diabetes-Diagnosen.<br />
Auch Clodi interpretiert die Daten in diesem<br />
Sinne: „In der von Xi und seinen Kollegen<br />
publizierten Studie ließ sich ein klarer Zusammenhang<br />
darstellen. Ein schwerer Covid-<br />
19-Verlauf ist signifikant mit einem höheren<br />
Risiko assoziiert, an Diabetes mellitus Typ 2 zu<br />
erkranken.“<br />
Funktionsablaufes bzw. des Funktionszustandes<br />
einer Zelle) und eine latent subklinische<br />
(Anm.: leichte) Entzündungsreaktion werden<br />
aktuell diskutiert.“ Diabetes – ein neues Long-<br />
Covid-Symptom? Nicht für Clodi: „Die derzeit<br />
vorliegenden Untersuchungen lassen uns<br />
davon ausgehen, dass Diabetes mellitus nicht<br />
als Symptom einer Long-Covid-Erkrankung zu<br />
werten ist.“<br />
Was aber sollen Menschen mit Diabetes im<br />
Fall des Falles tun – nach einer Corona-Infektion?<br />
Die erste Anlaufstelle ist die Hausärztin<br />
beziehungsweise der Arzt des Vertrauens. Ob<br />
sich das persönliche Diabetes-Risiko erhöht<br />
hat, kann sie beziehungsweise er mit einem<br />
Bluttest klären. Seit einigen Monaten gibt es<br />
die Möglichkeit, den aussagekräftigen Langzeit-Zuckerwert<br />
überprüfen zu lassen. Auch<br />
beim Thema Diabetes und Covid-19 gilt: Vorsorge<br />
ist besser als Nachsorge.<br />
KARIN LEHNER n<br />
46 GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
47
Rund 100.000 Menschen<br />
in Österreich sind von einer<br />
demenziellen Erkrankung<br />
betroffen. Eine österreichische<br />
Studie liefert nun ermutigende<br />
Ergebnisse, wie Spermidin<br />
gegen Altersvergesslichkeit<br />
helfen kann. Der körpereigene<br />
Botenstoff, der ebenso über<br />
die Ernährung aufgenommen<br />
werden kann, ist aber auch<br />
sonst ein Anti-Aging-Superstar,<br />
wie Studienleiter Univ.-Prof.<br />
Dr. Reinhart Jarisch im Gespräch<br />
mit GESUND & LEBEN<br />
erläutert.<br />
LÄNGER<br />
LEBEN<br />
DANK<br />
SPERMIDIN<br />
Anteil von Spermidin, das seinen Namen<br />
seiner erstmaligen Entdeckung im<br />
männlichen Sperma verdankt, findet<br />
sich im Gehirn. „Für mich bedeutete<br />
das im Umkehrschluss, dass dieses<br />
Amin für das Gehirn wichtig sein<br />
muss“, so Jarisch, der sich in seiner<br />
Forschung schon seit Jahren<br />
mit dem Thema beschäftigt und<br />
von den positiven Auswirkungen<br />
auf gesundes Altern überzeugt ist.<br />
„Die Resonanz auf meinen Vortrag<br />
war nicht nur groß, sondern führte<br />
auch zu unserer groß angelegten Studie<br />
in einer steirischen Seniorenheim-<br />
Gruppe“, so Jarisch.<br />
SIGNIFIKANTE VERBESSERUNG<br />
DER KOGNITIVEN LEISTUNG<br />
In Kooperation mit der Fachhochschule<br />
Wiener Neustadt<br />
und Aribert Wendzel, dem<br />
Direktor der fünf steirischen<br />
Pflegeheime „Gepflegt Wohnen“<br />
wurde die Hypothese,<br />
dass Spermidin gegen Alters-<br />
SPERMIDIN<br />
demenz wirke, schließlich in einer multizentrischen<br />
Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie<br />
auf ihren Wirklichkeitsgehalt überprüft.<br />
Die Menge an Spermidin in den Zellen sinkt<br />
mit zunehmendem Alter. Für die Studie wurde<br />
daher über einen Zeitraum von drei Monaten<br />
die Spermidinzufuhr bei 85 Bewohnern<br />
und Bewohnerinnen in fünf Heimen über die<br />
Ernährung erhöht. Während die eine Hälfte der<br />
Teilnehmenden zum Frühstück Semmeln mit<br />
spermidinreichen Weizenkeimen verzehrte,<br />
erhielt die Placebo-Gruppe handelsübliche<br />
Backwaren. Zur Bestimmung der Spermidinkonzentration<br />
wurden den 60- bis 96-jährigen<br />
Seniorinnen und Senioren vor, während und<br />
nach der Studie Blutproben entnommen. „Die<br />
Studie zeigte eine signifikante Korrelation zwischen<br />
der Einnahme von Spermidin und der<br />
Verbesserung der kognitiven Leistung bei Personen<br />
mit leichter und mittelschwerer Demenz<br />
in der Gruppe, die die Spermidin-Dosis erhielt,<br />
wie die Resultate des MMS-Tests belegten“,<br />
fasst Jarisch die Ergebnisse zusammen. Dieser<br />
„Mini-Mental-Status-Test“ besteht aus Fragen<br />
und Handlungsaufgaben der fünf Kategorien<br />
Orientierung, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit<br />
Hilfe bei Osteoporose<br />
Tägl. 10 Minuten: Die ultimative Therapie<br />
zur Behandlung von Osteoporose<br />
Manchmal basieren große wissenschaftliche<br />
Erkenntnisse auf<br />
Zufällen“, lächelt Univ.-Prof.<br />
Dr. Reinhart Jarisch, als er an<br />
die Anfänge seiner bahnbrechenden<br />
Studie denkt. Der Arzt, Allergologe und<br />
Gründer des Allergiezentrums Floridsdorf sollte<br />
eigentlich als passionierter Winzer einen Vortrag<br />
für das Bundesamt für Weinbau halten. „Vor Ort<br />
bemerkte ich, dass sich ohnehin schon mehrere<br />
Redner demselben Thema widmen wollten.<br />
Nachdem ich aber schon einmal da war, dachte<br />
ich mir, ich spreche einfach über Spermidin.“ Die<br />
Substanz zählt wie Histamin und Serotonin zu<br />
den sogenannten biologischen Aminen, wird vom<br />
menschlichen Körper selbst hergestellt, aber auch<br />
über die Nahrung aufgenommen. Der höchste<br />
„ICH EMPFEHLE JEDEM<br />
MENSCHEN AB 50 JAHREN,<br />
MIT SPERMIDINREICHER KOST<br />
ZU BEGINNEN.“<br />
Univ.-Prof. Dr. Reinhart Jarisch,<br />
Arzt, Allergologe und Gründer<br />
des Floridsdorfer<br />
Allergiezentrums, Wien<br />
48<br />
GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
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Fast jede dritte Frau und jeder vierte Mann sind<br />
im Alter von Knochenschwund oder Osteoporose<br />
bedroht. Osteoporose ist eine Erkrankung, die Knochen<br />
abbaut und damit nach und nach ihre Struktur<br />
zerstört.<br />
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Marodyne LiV ist ein klinisch erprobtes Medizinprodukt,<br />
speziell entwickelt, um die Knochendichte<br />
und -qualität zu erhöhen (z. B. Osteoporose-<br />
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Wachstum und die Regeneration von Knochen- und<br />
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den Knochen- und<br />
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können.<br />
Mit Weizenkeimen oder geriebenen Kürbiskernen fügen Sie<br />
vielen Gerichten wie Salaten, Joghurts, Müslis oder Shakes eine gesunde<br />
Portion Spermidin hinzu.<br />
Pilze und Sojabohnen werten eiweißarme Gemüsegerichte ideal<br />
auf und sorgen so für den optimalen Eiweißgehalt.<br />
Köstlich und gesund: Käsekrusten, z. B. bei Nudelaufläufen, aus<br />
reifem Cheddarkäse enthalten ebenfalls viel Spermidin.<br />
Setzen Sie neben Pilzen auch Brokkoli auf den Speiseplan –<br />
mindestens einmal in der Woche!<br />
Mit Erbsen verfeinern Sie Reisgerichte, Suppen und Salate –<br />
und steigern so den Spermidingehalt.<br />
Am besten: Mehrere Mengen Spermidin über den Tag verteilt zu sich<br />
nehmen statt eine einmalig große Portion.<br />
Vorsicht beim Kochen! Durch Erhitzen sinkt der Spermidingehalt<br />
von <strong>Leben</strong>smitteln.<br />
n<br />
Erhitzen Sie<br />
spermidinhältige<br />
<strong>Leben</strong>smitel nicht,<br />
sondern genießen<br />
Sie Sojabohnen,<br />
Weizenkeime, Erbsen,<br />
Pilze und Kürbiskerne in<br />
Ihrer Salatschüssel.<br />
und Rechenfähigkeit, Erinnerungsfähigkeit und<br />
Sprache und kann erste wichtige Hinweise auf<br />
eine mögliche Diagnose Demenz liefern. Die<br />
maximale Punkteanzahl beträgt 30. „Zunächst<br />
konnte bei der Spermidin-Gruppe der Studie<br />
eine Steigerung um durchschnittlich zwei Punkte<br />
von 15 auf 17 erreicht werden“, so Jarisch. „Das<br />
ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass sich mit<br />
Medikamenten, die speziell für die Behandlung<br />
von Demenz entwickelt wurden, bisher nur eine<br />
Steigerung von maximal 1,37 Punkten erreichen<br />
lässt.“ Bei einer weiteren Evaluierung nach einem<br />
Jahr, in dessen Verlauf auch die Placebo-Gruppe<br />
das spermidinreiche Gebäck erhalten hatte,<br />
konnte sogar eine Verbesserung der Punktezahl<br />
um 5 von 15 auf 20 festgestellt werden. „Wenn<br />
man bedenkt, dass die Demenz bei Menschen<br />
im zunehmenden Alter schlechter wird, ist das<br />
Ergebnis nach einem Jahr noch beeindruckender:<br />
Denn bei 42 Prozent der Teilnehmenden<br />
verbesserten sich die Gedächtnisleistungen und<br />
bei 30 Prozent stabilisierten sie sich auf gleichbleibendem<br />
Niveau“, so Jarisch. Wichtig: Die<br />
Wirkung der spermidinreichen Ernährung war<br />
einerseits umso besser, je jünger die Personen<br />
waren, und andererseits zeigten sich die Verbesserungen<br />
nur bei Menschen ohne oder mit<br />
leichter bis mittelschwerer Demenz. „Auf Basis<br />
der Ergebnisse unserer meines Wissens weltweit<br />
ersten erfolgreichen Studie empfehle ich jedem<br />
Menschen ab 50, aber spätestens ab 60 Jahren,<br />
mit spermidinreicher Kost zu beginnen.“ Als<br />
Menge empfiehlt der Mediziner 4 mg. Am leichtesten<br />
gelingt dies mit Weizenkeimen, denn 100<br />
Gramm enthalten bereits 48 mg des gesunden<br />
Amins. Mit rund zwei Esslöffeln lässt sich so die<br />
empfohlene Menge über den Tag verteilt einfach<br />
erreichen. Ebenfalls spermidinreich: Sojabohnen,<br />
reifer Cheddarkäse, Brokkoli, Kürbiskerne,<br />
Erbsen, Mais, Äpfel, Haselnüsse oder Mangos.<br />
SPERMIDIN UNTERSTÜTZT<br />
KÖRPEREIGENE MÜLLABFUHR<br />
Bereits 1678 wurde die Substanz erstmals im<br />
menschlichen Sperma nachgewiesen, Berühmtheit<br />
erlangte das biogene Amin aber erst im<br />
Jahr 2009 durch Frank Madeo. Der Molekularbiologe,<br />
Altersforscher und Professor am<br />
Institut für Molekulare Biowissenschaften der<br />
Karl-Franzens-Universität Graz entdeckte mit<br />
seinem Forscherteam, dass Spermidin die Alterungsprozesse<br />
im Organismus verlangsamen<br />
kann, indem es den Prozess der Autophagie, der<br />
körpereigenen Selbstreinigung, anregt. Unsere<br />
körpereigene Müllabfuhr sorgt dafür, dass eingedrungene<br />
Krankheitserreger, fehlerhafte Proteine,<br />
die zum Beispiel für neurodegenerative Prozesse<br />
relevant sind, oder nicht mehr funktionelle<br />
Zellbestandteile abgebaut und neu verwertet<br />
werden. Praktisch: Aus alt mach neu. Um gesund<br />
zu altern und möglichst lange fit zu bleiben, ist<br />
dieser Prozess wesentlich. Das Team rund um<br />
Madeo konnte belegen, dass die Gabe von Spermidin<br />
die <strong>Leben</strong>sdauer in einfachen Organismen<br />
wie Hefe, Fruchtfliegen und Fadenwürmern<br />
verlängert. In weiteren Experimenten konnte das<br />
Forscherteam in Kooperation mit Kolleginnen<br />
und Kollegen aus Berlin und Innsbruck feststellen,<br />
dass Mäuse und Fruchtfliegen auch bessere<br />
kognitive Leistungen zeigen, wenn sie mit spermidinreicher<br />
Nahrung gefüttert werden. Ebenso<br />
zeigte sich, dass Spermidin auch die Funktion<br />
der Mitochondrien stärkt. Die Kraftwerke unserer<br />
Zellen sorgen für die Bereitstellung der nötigen<br />
Energie.<br />
GUT FÜR HERZ UND AUGEN<br />
„Ein weiterer spannender Effekt von Spermidin,<br />
der ebenfalls in Tierversuchen festgestellt werden<br />
konnte, ist, dass das Amin den systolischen Blutdruck<br />
senken kann“, so Jarisch. Der erste Wert<br />
FOTO: ISTOCK_SOMMAIL_ ARX0NT<br />
der Blutdruckmessung beschreibt den Druck<br />
beim Herzschlag – wenn sich der Herzmuskel<br />
zusammenzieht und sauerstoffreiches Blut in<br />
die Gefäße pumpt. „Ebenfalls wird der diastolische<br />
Blutdruck, der Druck während der Entspannungs-<br />
und Erweiterungsphase des Herzmuskels,<br />
verbessert und dadurch die Herzalterung<br />
verzögert. Durch hohe Spermidingabe konnte<br />
das Erkrankungsrisiko um etwa 40 Prozent<br />
gesenkt werden.“ Auch auf die Augengesundheit<br />
wirkt sich Spermidin positiv aus, wie Tierversuche<br />
belegen. Untersucht wurde die Auswirkung<br />
von Spermidin bei Mäusen mit Glaukom, einer<br />
neurodegenerativen Erkrankung des Auges, das<br />
auf lange Sicht zur Erblindung führt. „Einer der<br />
Risikofaktoren ist erhöhter oxidativer Stress.<br />
Spermidin konnte durch seine antioxidative Wirkung<br />
im Mausversuch die Glaukoma-retinale<br />
Degeneration unterdrücken. Somit könnte sich<br />
Spermidin eventuell auch für die Langzeitbehandlung<br />
des Glaukoms beim Menschen anbieten“,<br />
blickt Jarisch in die Zukunft.<br />
Bisher fehlen noch weitere Studien mit Menschen.<br />
Eine der wenigen wurde in Südtirol<br />
durchgeführt. Für die Bruneck-Studie wurden<br />
829 Menschen über einen Zeitraum von 20 Jahren<br />
medizinisch beobachtet und alle fünf Jahre<br />
nach ihren Essgewohnheiten befragt. Dabei<br />
zeigte sich bei Einnahme von spermidinreicher<br />
Kost eine Steigerung der <strong>Leben</strong>serwartung um<br />
5,7 Jahre. „Nun lassen solche Studien noch keine<br />
direkte Ursache-Wirkung-Korrelation nachweisen,<br />
aber sie geben wertvolle Hinweise“, so<br />
Jarisch. Als nächsten wichtigen Schritt wünscht<br />
sich der Mediziner, dass der Test, um den Spermidinspiegel<br />
im Blut zu bestimmen, von Labors<br />
angeboten werde. „Man könnte den Wert dann<br />
mit dem Blutbild mitbestimmen und bei niedrigem<br />
Spiegel Betroffenen spermidinreiche Nahrung<br />
ans Herz legen“, so Jarisch. Das ist allerdings<br />
einstweilen noch Zukunftsmusik. Aribert Wendzel<br />
hat inzwischen<br />
das Essen in seinen<br />
Pflegeheimen n BUCHTIPP<br />
schwerpunktmäßig<br />
auf spermidinreiche<br />
<strong>Leben</strong>smittel<br />
ausgerichtet:<br />
„Wir servieren die<br />
gemeinsam mit<br />
der Bäckerei Putz<br />
in Sinabelkirchen<br />
entwickelten Semmeln<br />
sowie ein<br />
Univ.-Prof. Dr.<br />
Reinhart Jarisch<br />
eigenes Schwarzbrot“,<br />
berichtete<br />
der Direktor.<br />
CLAUDIA SEBUNK n<br />
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50 GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
51
Rheumatische Erkrankungen sind derzeit nicht heilbar, jedoch ist in den meisten<br />
Fällen eine gute Krankheitskontrolle möglich. Neben der medikamentösen Therapie<br />
spielen vor allem Bewegung und Ernährung eine wichtige Rolle.<br />
AKTIV<br />
Rheuma ist der Überbegriff für die<br />
Gruppe von Krankheiten, bei denen<br />
Stütz- und Bewegungsapparat<br />
betroffen sind. Grob werden sie in<br />
folgende Hauptgruppen unterteilt:<br />
n entzündlich-rheumatische Erkrankungen wie<br />
zum Beispiel die rheumatoide Arthritis,<br />
n rheumatische Erkrankungen der Weichteile<br />
wie beispielsweise die Fibromyalgie<br />
und Stoffwechselerkrankungen.<br />
Prim. Dr.<br />
Judith Sautner,<br />
Fachärztin für innere<br />
Medizin und Rheumatologie,<br />
ÖGR-Präsidentin<br />
Dr. Kerstin Klimt,<br />
Ärztliche Leiterin im<br />
<strong>Gesund</strong>heits- und Kurhotel<br />
Badener Hof<br />
der rheumatoiden Arthritis<br />
oder der Psoriasis-Arthritis<br />
ist die Ernährung<br />
eine wichtige Therapiemaßnahme,<br />
um<br />
der chronisch schwelenden<br />
Entzündung<br />
entgegenzuwirken“,<br />
betont die Expertin.<br />
Als besonders förderlich<br />
für diese Krankseitige<br />
Beanspruchung durch Beruf oder Sport<br />
begünstigen die Entstehung von Arthrosen.”<br />
RAUS AUS DER ISOLATION<br />
Rheuma geht für Patientinnen und Patienten<br />
aufgrund der Schmerzen und Mobilitätseinbußen<br />
mit vielen Herausforderungen einher: „Eine<br />
frühzeitige Diagnose und die darauf aufbauende<br />
Behandlung sind besonders wichtig. Anschließend<br />
ist es von großer Bedeutung, die Betroffenen<br />
so früh wie möglich zu mobilisieren”, lautet<br />
der Rat der Expertin: „Bewegung wirkt sich<br />
positiv, Bettruhe hingegen sehr negativ auf den<br />
Krankheitsverlauf aus. Die Patienten dürfen in<br />
keiner Isolationsspirale landen, sondern müssen<br />
herausfinden, was ihnen guttut. Regelmäßiges<br />
Krafttraining ist besonders wichtig. Dazu<br />
braucht man aber keine schweren Hanteln. Auch<br />
mit elastischen Bändern und dem eigenen Körpergewicht<br />
lassen sich Muskeln aufbauen.“ Die<br />
medikamentöse Therapie habe in den letzten<br />
Jahren ebenso große Fortschritte gemacht: Viele<br />
Patientinnen und Patienten kommen dank dem<br />
Einsatz von Biologika in Remission und können<br />
nahezu beschwerdefrei leben. Auch das Stärken<br />
mentaler Ressourcen wie Schlafhygiene oder<br />
Stressmanagement helfen den Betroffenen, ihre<br />
Krankheit besser zu bewältigen.<br />
FOKUS AUF ERNÄHRUNG<br />
Neben der medikamentösen, physikalischen<br />
und chirurgischen Therapie stellt die Ernährung<br />
einen weiteren wichtigen Faktor dar,<br />
sagt Prim. Dr. Judith Sautner, Präsidentin der<br />
Österreichischen Gesellschaft für Rheumatologie<br />
und Rehabilitation (ÖGR) sowie Leiterin<br />
des Kompetenzzentrums für Rheumatologie<br />
am Landesklinikum Stockerau. „Gerade bei<br />
entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie<br />
GEGEN RHEUMA<br />
FOTO: ISTOCK_ART4STOCK; M.SCHNITZLER, BEIGESTELLT<br />
FOTOS: GESUNDHEITS- UND KURHOTEL BADENER HOF<br />
heitsbilder habe sich die Zufuhr von mehrfach<br />
ungesättigten Fettsäuren erwiesen. <strong>Leben</strong>smittel,<br />
die reich an Omega-3 sind, beispielsweise<br />
Olivenöl und Meeresfische wie Lachs oder Makrele,<br />
zeigen hierbei positive Effekte. Ergänzend<br />
kann auch die Einnahme eines Fischölpräparats<br />
empfohlen werden. „Generell sollten Rheuma-<br />
RHEUMA<br />
So führen zum Beispiel Gichtanfälle durch die<br />
Kristalleinlagerungen in den Gelenken zu einer<br />
Entzündung und können diese dadurch zerstören.<br />
Rund zwei Millionen Österreicherinnen und<br />
Österreicher leiden unter einem dieser Krankheitsbilder.<br />
Doch wie kommt es eigentlich dazu?<br />
„Trotz intensiver Forschung ist die genaue<br />
Ursache der meisten rheumatischen Erkrankungen<br />
bis heute nicht restlos bekannt“, erklärt<br />
Dr. Kerstin Klimt, Ärztliche Leiterin im <strong>Gesund</strong>heits-<br />
und Kurhotel Badener Hof. Doch es gebe<br />
bestimmte Faktoren, die entscheidende Auslöser<br />
sein können. Bei vielen entzündlichen rheumatischen<br />
Erkrankungen liegt eine Störung des<br />
Immunsystems vor. Abwehrzellen beginnen,<br />
sich gegen körpereigene Zellen zu richten. Diese<br />
teilweise schweren Entzündungen können Knochen<br />
und Knorpel sowie Gelenke und Organe<br />
dauerhaft schädigen. Auch Viren und Bakterien<br />
und Pilze können über die Blutbahn in die Knochen<br />
gelangen und folglich eine rheumatoide<br />
Arthritis auslösen.<br />
Darüber hinaus werden auch <strong>Leben</strong>sstilfaktoren<br />
mit Rheuma in Verbindung gebracht, betont<br />
Klimt: „So wissen wir beispielsweise, dass Rauchen<br />
das Auftreten der Krankheit begünstigen<br />
und den Verlauf verschlechtern kann. Auch körperliche<br />
Überlastung durch Übergewicht, Fehlstellung<br />
wie X- oder O-Beine oder zu starke einpatientinnen<br />
und -patienten auf eine salz- und<br />
zuckerarme Ernährung achten und möglichst<br />
wenige verarbeitete <strong>Leben</strong>smittel zu sich nehmen“,<br />
sagt Sautner.<br />
VORSICHT BEI FLEISCH<br />
Die Ärztin rät außerdem dazu, den Fleischkonsum<br />
stark einzuschränken: „Insbesondere bei<br />
Gicht sollte man rotes Fleisch vom Speiseplan<br />
streichen, um den Harnsäurespiegel zu senken.<br />
Doch auch bei Personen mit genetischer Neigung<br />
zu rheumatoider Arthritis kann sich diese<br />
Krankheit durch den übermäßigen Verzehr von<br />
Fleisch manifestieren.“<br />
Eine Ernährungsumstellung sei auch deshalb<br />
anzudenken, weil durch das Erreichen und Halten<br />
von Normalgewicht ein günstigerer Krankheitsverlauf<br />
und ein besseres Ansprechen auf<br />
Medikamente erzielt wird, sagt Sautner: „Um<br />
sich an einen gesünderen Speiseplan zu gewöhnen,<br />
kann eine diätologische Betreuung eine<br />
gute Stütze sein. Das Wissen um gesunde Ernährung<br />
erlangen Patientinnen und Patienten aber<br />
auch im Rahmen eines <strong>Gesund</strong>heits- oder Kuraufenthalts.<br />
Dieser kann Initialzündung für eine<br />
<strong>Leben</strong>sstiländerung sein.“ MICHAELA NEUBAUER n<br />
Schwefel – zur Linderung von rheumatischen Erkrankungen<br />
Verbessern Sie Ihre <strong>Gesund</strong>heit bei einem GVA-, Kur- oder Privataufenthalt im<br />
<strong>Gesund</strong>heits- und Kurhotel Badener Hof.<br />
Rheuma ist die Gruppe an Krankheiten, bei der<br />
Stütz- und Bewegungsapparat betroffen sind. Es<br />
kann in jedem Alter auftreten und geht oft mit<br />
einem hohen Leidensdruck einher.<br />
UNTERSTÜTZUNG DURCH SCHWEFEL<br />
Im <strong>Gesund</strong>heits- und Kurhotel Badener Hof<br />
machen wir uns die heilsame Wirkung des<br />
Badener Schwefelheilwassers zunutze. Schwefel<br />
wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend<br />
bei chronisch degenerativen Erkrankungen<br />
des Stütz- und Bewegungsapparates,<br />
entschlackend und reinigend im Bereich des<br />
Urogenitaltraktes, regulierend im Bereich des<br />
Verdauungstraktes sowie vorbeugend gegen<br />
oxidativen Stress, Diabetes mellitus und erhöhten<br />
Cholesterinwert.<br />
FRÜHERKENNUNG –<br />
EINE WICHTIGE KOMPONENTE<br />
Die Früherkennung und vor allem Frühbehandlung<br />
von Rheuma sind wichtige Komponenten.<br />
Negative Faktoren, die den Krankheitsverlauf<br />
erschweren, gilt es im Rahmen eines <strong>Gesund</strong>heitsaufenthaltes<br />
in eine positive <strong>Leben</strong>sstilveränderung<br />
umzuwandeln.<br />
GESUNDHEITSAUFENTHALT<br />
MIT WOHLFÜHLFAKTOR<br />
Im Rahmen des <strong>Gesund</strong>heitsaufenthaltes gilt<br />
es, Stress zu reduzieren und mithilfe von regelmäßigen<br />
Bewegungseinheiten neue Weichen zu<br />
setzen – beispielsweise therapeutisches Nordic<br />
Walking, Unterwassergymnastik, Einzelheilgymnastik<br />
etc. Nützen Sie diesen Aufenthalt, um im<br />
Anschluss wieder aktiv am <strong>Leben</strong> teilzunehmen<br />
und motiviert die neuen persönlichen Ziele zu<br />
erreichen. Wir unterstützen Sie gerne dabei.<br />
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bestehende rheumatologische Erkrankung<br />
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52<br />
GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
53
HORMONE<br />
Wie funktioniert unser Körper?<br />
Warum arbeiten unsere<br />
Organe? Und welche magische<br />
Kraft ist es, die sämtliche Körperfunktionen<br />
koordiniert? „Die<br />
Antwort darauf wurde vor rund hundert Jahren<br />
entdeckt“, sagt der Endokrinologe, Gynäkologe<br />
und Vitalstoffmediziner Dr. Christian Matthai<br />
aus Wien und erklärt weiter: „Es sind kleine, für<br />
das Auge nicht sichtbare Botenstoffe, die für die<br />
Aufrechterhaltung sämtlicher <strong>Leben</strong>sprozesse<br />
sorgen.“ Besser bekannt sind diese Transmitter<br />
unter dem Begriff Hormone; was sich aus dem<br />
griechischen Wort hormao ableitet und so viel<br />
bedeutet wie Antrieb. Bis heute wurden rund<br />
150 verschiedene Hormone entdeckt. „Es wird<br />
aber vermutet, dass noch weitaus mehr Hormone<br />
aktiv sind“, so der Mediziner. Vereinfacht<br />
gesagt sind Hormone dafür zuständig, dass<br />
unser Organismus überhaupt funktioniert. So<br />
sorgt das in der Bauchspeicheldrüse produzierte<br />
Hormon Insulin für eine optimale Verwertung<br />
von Nahrung und Energie, während sein Kollege<br />
Adrenalin uns in Notsituationen zu maximaler<br />
Leistungsfähigkeit treibt oder sein Gegenspieler<br />
Melatonin dafür sorgt, dass wir uns nachts<br />
gut erholen. Und mehr noch: „Hormone wirken<br />
nicht nur auf physischer, sondern auch<br />
auf psychischer Ebene. Störungen des Hor-<br />
SCHWERE<br />
ZEITEN,<br />
SCHÖNE<br />
HAUT<br />
Pubertät und Wechseljahre: Wenn die Hormone<br />
nicht im Gleichgewicht sind, leidet bei vielen<br />
das Hautbild enorm. GESUND & LEBEN<br />
hat einen Hormonexperten befragt,<br />
wie man sich auch in herausfordernden<br />
Zeiten einen strahlenden Teint bewahrt.<br />
monhaushalts können sich empfindlich auf<br />
<strong>Gesund</strong>heit und Wohlbefinden auswirken.<br />
Das Thema ist wirklich wichtig – gerade für<br />
Frauen. So können beispielsweise Antriebslosigkeit<br />
oder anhaltende depressive Verstimmungen<br />
ihren Grund auf hormoneller<br />
Ebene haben. Im Zweifel sollte ein solcher<br />
Verdacht durch einen Hormonspezialisten<br />
abgeklärt werden“, sagt Matthai.<br />
HORMONE & SCHÖNHEIT<br />
EINE UNTRENNBARE EINHEIT<br />
Hormone haben noch eine weitere Aufgabe,<br />
nämlich die Beschaffenheit und Vitalität<br />
unserer Haut zu steuern. „Die Haut reagiert<br />
längst nicht nur auf pflegende Maßnahmen<br />
von außen, sondern vor allem auf hormonelle<br />
Impulse von innen. Diese bestimmen<br />
das Hautbild in maßgeblicher Weise“, so<br />
JOHANNISKRAUT<br />
FOTOS: ISTOCK_BAESU ALEXANDRINA MARIANA_ NATASHABREEN_ VENCAVOLRAB_<br />
TATIANAMIRONENKO_ NEMCHINOWA; HARALD EISENBERGER<br />
HOPFEN<br />
Dr. Christian Matthai,<br />
Endokrinologe, Gynäkologe<br />
und Vitalstoffmediziner, Wien<br />
Tipps für eine natürliche Hormontherapie<br />
Hormonexperte Dr. Christian Matthai<br />
meint generell: „Achten Sie auf<br />
einen gesunden Speiseplan mit viel<br />
Gemüse und Flüssigkeit. Außerdem<br />
sollten Sie Kohlenhydrate – vor allem<br />
aus Zucker und Weißmehl – so gut<br />
es geht reduzieren. Nicht nur Studien,<br />
sondern auch meine Erfahrung aus der<br />
Praxis belegen, dass eine Low-Carb-Ernährung<br />
merklich zur Verbesserung des<br />
Wohlbefindens im Allgemeinen, aber<br />
auch der Haut beiträgt.“ Auch Milchprodukte<br />
sollten nach Ratschlag des<br />
Experten möglichst reduziert werden.<br />
GESUND & LEBEN hat zudem die<br />
wichtigsten Quellen für eine gesunde<br />
Hormon-Balance:<br />
MÖNCHSPFEFFER<br />
der Arzt. Östrogene, Progesteron und Androgene<br />
sind die wohl bekanntesten Botenstoffe<br />
der Schönheit. Darüber hinaus gibt es auch<br />
Hormone, die von der Haut selbst produziert<br />
werden und ihr Erscheinungsbild beeinflussen.<br />
Die Wissenschaft geht sogar von rund 30 verschiedenen<br />
Hormongruppen aus, die im Hautgewebe<br />
aktiv sind und sich je nach <strong>Gesund</strong>heit<br />
und <strong>Leben</strong>sphase unterschiedlich auf die Haut<br />
auswirken. GESUND & LEBEN hat sich die<br />
hormonell herausforderndsten <strong>Leben</strong>sphasen<br />
genauer angesehen …<br />
n MÖNCHSPFEFFERI<br />
Mönchspfeffer gilt als<br />
natürlicher Hormon-Booster für Frauen.<br />
Er wird daher nicht nur bei Regelbeschwerden<br />
eingesetzt, sondern<br />
auch bei Kinderwunsch oder während<br />
der Menopause. Erhältlich ist Mönchspfeffer<br />
als Nahrungsergänzungsmittel<br />
(z. B. in Kapselform) oder auch als Teemischung.<br />
n IJOHANNISKRAUTI Die hierin enthaltenen<br />
Phytohormone gelten als natürliche<br />
Stimmungsaufheller, die leichten<br />
Depressionen vorbeugen sollen.<br />
Außerdem wird die Hautdurchblutung<br />
von Johanniskraut angeregt, sodass der<br />
Teint insgesamt strahlender und glatter<br />
wirkt. Johanniskraut gibt es übrigens<br />
PUBERTÄT<br />
DIE HAUT SPIELT VERRÜCKT<br />
In den Teenagerjahren spielt die Haut verrückt.<br />
Plötzlich beginnt der einst so zarte Teint ölig<br />
und unrein zu werden. Es entstehen Pickel, Pusteln<br />
und die Haut fühlt sich insgesamt rauer an.<br />
Grund hierfür ist der Einfluss des männlichen<br />
Geschlechtshormons Androgen, welches sowohl<br />
von jungen Männern als auch von heranwachdem<br />
Glanz und der möglichen Verunreinigung<br />
durch besonders hygienische Pflege Einhalt<br />
zu gebieten. Stellen Sie die Reinigung nun auf<br />
Waschessenzen um, die mit Extrakten aus Teebaumöl<br />
oder mit Zink arbeiten. Das reguliert<br />
den Talgfluss. Gleiches gilt für die anschließende<br />
Pflege. In der Parfümerie oder Drogerie<br />
gibt es Cremes, die auf die Ansprüche öliger<br />
Haut abgestimmt sind und während einer<br />
Phase der vermehrten Talgproduktion eingesetzt<br />
werden sollten.<br />
DER WEIBLICHE ZYKLUS<br />
EINE HORMON-ACHTERBAHN<br />
Mit der Pubertät setzt auch der weibliche Zyklus<br />
ein und setzt damit ebenfalls eine hormonelle<br />
Veränderung in Gang, die sich auf das Hautbild<br />
auswirken kann. Grund hierfür sind männliche<br />
Geschlechtshormone, die während des Zyklus<br />
langsam ansteigen und etwa eine Woche vor der<br />
Menstruation ihren Höchststand<br />
erreichen. In dieser<br />
GUTE ERNÄHRUNG,<br />
<br />
BESSERE HAUT<br />
senden Frauen gebildet wird. Matthai erklärt: „Es<br />
führt dazu, dass die Talgdrüsen aktiver werden<br />
und die Haut insgesamt fettiger wirkt. Zugleich<br />
nimmt die Verhornung zu, weshalb es passieren<br />
kann, dass Talgüberschüsse nicht abfließen und<br />
so die Hautporen verstopfen.“<br />
TIPP: Neigt die Haut hormonbedingt zu<br />
einer Überproduktion von Hautfett, gilt es,<br />
nicht nur als Nahrungsergänzungspräparat,<br />
sondern auch als Öl zum Einmassieren<br />
in die Haut.<br />
n HOPFEN In der natürlichen Hormontherapie<br />
wird Hopfen gegen Hitzewallungen<br />
während der Menopause<br />
sowie zur Beruhigung eingesetzt. In<br />
der Kosmetik gilt Hopfen als natürlicher<br />
Booster der Kollagenproduktion – und<br />
damit als effektive Faltenbremse.<br />
n SOJA Dass Frauen aus dem asiatischen<br />
Raum vergleichsweise seltener<br />
an menstruellen Beschwerden sowie<br />
Hautproblemen leiden, wird oft auf ihren<br />
erhöhten Konsum von Sojaprodukten zurückgeführt.<br />
Denn Soja ist ein ergiebiger<br />
Lieferant von pflanzlichen Hormonen. n<br />
Phase können betroffene Frauen eine kurze,<br />
aber sichtbare Wiederholung der Pubertät erleben;<br />
die Haut neigt zu Mitessern und Entzündungen.<br />
TIPP: Keine Panik! Da sich der Hormonhaushalt<br />
nach der Menstruation wieder von allein<br />
austariert, verschwinden die unangenehmen<br />
Begleiterscheinungen meistens auch von allein.<br />
SOJA<br />
54<br />
GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22 05/22<br />
55
HORMONE<br />
SCHWANGERSCHAFT:<br />
HAUT SO SCHÖN WIE NIE<br />
„Einen sichtbaren hormonellen Schönheitsschub<br />
erleben viele Frauen während der<br />
Schwangerschaft. Bereits unmittelbar nach<br />
der Befruchtung produziert der Körper Wachstumshormone<br />
und einen verstärkten Anteil von<br />
Östrogen und Progesteron“, sagt der Mediziner.<br />
Die Haut bindet nun vermehrt Wasser, sodass<br />
kleine Fältchen von innen heraus aufgepolstert<br />
werden und der Teint insgesamt mehr Strahlund<br />
Spannkraft erfährt. Kein Wunder, dass von<br />
schwangeren Frauen eine Art magische Aura<br />
ausgeht. Womit werdende Mamas aber ebenfalls<br />
rechnen müssen, ist eine verstärkte Anfälligkeit<br />
für Pigmentierungen. Der gestiegene Östrogen-<br />
Spiegel kann nämlich auch zu einer vermehrten<br />
Produktion des Hautfarbstoffs Melanin führen.<br />
TIPP: Gänzlich vorbeugen kann man diesem<br />
Phänomen nicht. Man kann aber so gut es geht<br />
dafür sorgen, dass die Haut keiner unmittelbaren<br />
oder gar schutzlosen UV-Strahlung ausgesetzt<br />
ist. Das sollte man übrigens ohnehin stets<br />
beachten – egal ob schwanger oder nicht.<br />
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WECHSELJAHRE<br />
EIN HORMONELLER UMBRUCH<br />
Eine deutliche Veränderung des Körpergefühls,<br />
aber auch des Hautbilds spüren Frauen ebenso<br />
während der Wechseljahre. Diese beginnen<br />
dann, wenn das individuell festgelegte Kontingent<br />
an Eizellen aufgebraucht ist. Der Körper<br />
produziert praktisch kein Progesteron mehr. In<br />
der Folge treten Unregelmäßigkeiten im Zyklusgeschehen,<br />
aber auch erste sichtbare Hautveränderungen<br />
auf. Die Haut wird merklich trockener<br />
und verliert an Spannkraft. Fältchen machen<br />
sich jetzt auch deshalb bemerkbar, weil die Talgdrüsen<br />
weniger Fett absondern und den Teint<br />
trockener und faltiger wirken lassen. Nach<br />
und nach pendelt sich der Hormonhaushalt<br />
auf einem zwar vergleichsweise<br />
niedrigem, aber konstanten Niveau<br />
ein. „Normalerweise regulieren sich<br />
auch die Beschwerden von allein.<br />
Die Haut wirkt nun nicht mehr so<br />
dynamisch wie noch vor 20 Jahren,<br />
aber balanciert sich dennoch<br />
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Radikalfänger. Spürt man, dass die Haut trockener<br />
wird, erhöht man das Feuchtigkeitsniveau (z. B. durch<br />
Masken oder professionelle Hydro-Treatments bei der<br />
Kosmetikerin).<br />
UND WAS IST MIT DEN HERREN?<br />
Natürlich unterliegt auch die männliche<br />
Haut dem Diktat der unsichtbaren<br />
Botenstoffe. Jedoch ist die<br />
Intensität der Schwankungen<br />
beim Mann deutlich<br />
geringer. Während der<br />
Pubertät treffen ihn die<br />
GESUND & LEBEN <strong>06</strong>/22<br />
aufkommenden hormonellen<br />
Impulse<br />
zwar ebenso überraschend<br />
und deutlich<br />
spürbar wie die jungen<br />
Frauen. Dafür<br />
bleibt der Hormonhaushalt<br />
während<br />
der folgenden Jahre<br />
relativ konstant.<br />
„Erst etwa ab dem 40.<br />
<strong>Leben</strong>sjahr spüren auch<br />
die Herren der Schöpfung<br />
eine wenn auch schleichende<br />
Veränderung. Die Haut verliert<br />
jetzt hormonbedingt an Spannkraft.<br />
Der Teint wirkt müder und schlaffer, oft verdicken<br />
sich die Tränensäcke“, so Matthai.<br />
Ab 40 verliert auch<br />
die Haut der Männer<br />
hormonbedingt an<br />
Spannkraft.<br />
UND WENN DIE HORMONE TOTAL<br />
VERRÜCKTSPIELEN?<br />
„Am Ende ist es eben der Körper selbst, der sich ins<br />
Gleichgewicht zu bringen versucht. Jedoch nicht immer<br />
mit Erfolg. Es gibt durchaus hormonelle Schwankungen,<br />
die sich extrem belastend für den Betroffenen<br />
anfühlen. Gewichtsschwankungen, depressive Verstimmungen<br />
oder starke Hautprobleme sind nicht<br />
selten“, erklärt der Experte und rät weiter: „Wenn Sie<br />
das Gefühl haben, Ihr Körper reagiert anhaltend ungewöhnlich<br />
oder zeigt große Veränderungen, sollten Sie<br />
sich nicht scheuen, einen Mediziner aufzusuchen.<br />
In simplen Untersuchungen lassen sich fundierte<br />
Erkenntnisse über den Hormonhaushalt herausfinden.<br />
Und natürlich gibt es auch modernste Methoden der<br />
Behandlung, die allerdings unbedingt in einer individuellen<br />
Beratung abgestimmt werden müssen.“ Denn<br />
Hormone geben zwar den Ton an, was aber noch lange<br />
nicht heißt, dass wir kein Wörtchen mitzureden haben.<br />
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