<strong>Erfolg</strong> Heiner Lauterbach: DER ALTE NEUE MEISTER 12 www.erfolg-magazin.de . <strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>/<strong>2022</strong> . ERFOLG magazin
<strong>Erfolg</strong> Im Interview verrät Schauspiel- Legende Heiner Lauterbach, wie er heute über seine ersten Jobs denkt, ob Fehler ein Muss sind und warum er mit fast 70 noch mal ein Unternehmen gegründet hat. Herr Lauterbach, Sie haben nach einer Ausbildung zum Installateur mit der Schauspielerei angefangen. Das war damals nicht so normal wie vielleicht heute. Wie kam dieser Wechsel? Das ging ziemlich parallel. Ich bin auf die Schauspielschule gegangen, wo ich am Wochenende und abends gefordert wurde. Ich habe das parallel zu meiner Lehre gemacht. Ich habe schon mit elf Jahren im Internat in Form von Schüleraufführungen Laienspiel betrieben und wollte damals schon Schauspieler werden. Und familiär wurde das mitgetragen? Mein Vater wollte natürlich, dass ich die Firma übernehme (Lauterbachs Vater betrieb mit seinem Bruder eine Installateurfirma, Anm. d. Red.) und dann fängt man das zumindest an und versucht das. Aber ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass ich kein Kaufmann bin und habe dann die Schauspielerei weiterverfolgt. Ihre ersten Rollen waren spannend. War das damals aus der Ungeduld geboren, den Fuß in die Tür zu bekommen? Welche Rollen meinen Sie? Die berühmten Erotikfilme. Die sind für Sie spannend? Interessant. Ich hatte jedenfalls zuvor schon Theater gespielt, synchronisiert und alles Mögliche gemacht. Wenn man jung ist, ist man wild, zügellos und klar, man muss irgendwie sein Geld verdienen. Und wie sagte der Pate so schön theatralisch: »Wie ein Mann sein Geld verdient, geht keinen etwas an.« In meinem ersten großen »Stern«-Interview habe ich das mal, nicht ahnend, dass das immer wieder angesprochen wird, thematisiert. Dabei hatte ich meist die Rollen bekommen, die was zu spielen, sprich zu reden, hatten, die anderen mussten, oder durften, wie man will, nur bumsen. Ich war mehr der Verklemmte, der kein Mädchen kriegt, der Introvertierte, der längere Texte bekam, weil ich’s eben konnte. Insofern musste ich mich kaum ausziehen. In cirka 20 Filmen danach habe ich mich deutlicher ausgezogen. einem Schauspieler, der Großes vorhat, dazu raten, ganz genau aufzupassen, welche Rolle man annimmt. Wie war das bei Ihnen? Es ist in der Tat so, dass sich das ein bisschen verändert hat. Es gab damals zwar auch ein paar Streber, die kein Interview unterhalb des »Stern«-Niveaus gegeben haben, aber alles in allem haben wir das schon lockerer gesehen als heute. Heute beobachte ich die jungen Kollegen, wie sie telefonieren, wie vernetzt sie sind und wie strukturiert sie ihre Karrieren aufbauen. Ich habe ja teilweise Filme angenommen, »Ich habe schon mit elf Jahren im Internat in Form von Schüleraufführungen Laienspiel betrieben und wollte damals schon Schauspieler werden.« ohne das Buch vorher gelesen zu haben. Wenn da stand, dass der Film in Thailand gedreht wird, war ich dabei. Im Flieger habe ich dann meine Kollegen gefragt, worum es darin geht. Günther Maria Halmer war mal einer diesen Kollegen. Der sagte dann: »Ehrlich gesagt wollte ich dich das auch gerade fragen.« Er wollte wohl auch mal nach Thailand. Wir haben das lockerer gesehen damals. Sie haben mal in einem Interview gesagt, es gebe Leute, die Glück haben, und es gebe Leute, die Pech haben. Glauben Sie, dass es Stellschrauben gibt, mit denen man sowohl das eine als auch das andere beeinflussen kann? So intelligente Sachen habe ich schon gesagt? Ich habe es in einem meiner Bücher mal formuliert: Das Leben kann man mit einem Marathonlauf vergleichen. Wir alle müssen diesen Lauf beginnen, wir fangen ihn an mit der Geburt. Wir starten dabei mit sehr unterschiedlichen Voraussetzungen. Manche laufen in tollen Nike Schuhen los, bei schönem Wetter und auf ebener Strecke. Andere müssen bei Regen anfangen, barfuß und bergauf. Das heißt aber nicht, dass der mit den Nikes vor dem anderen ankommt. Der sieht vielleicht ein schönes Restaurant, haut sich die Wampe voll und hat dann Seitenstechen, und der andere überholt ihn peu à peu. Das ist alles möglich. Der mit den Nikes hat natürlich einen wesentlich besseren Start gehabt, der hat Glück gehabt. Aber im Laufe dieses Laufes, sprich des Lebens, ist alles möglich. Das wollen wir ja auch auf unserer Internetplattform »Meet your Master« vermitteln. Man kann alles lernen im Leben, alles erreichen. Alles ist möglich. Das ist unsere Botschaft. Sie haben eine Professur an der Medienhochschule. Diese Wissensvermittlung scheint Ihnen offensichtlich richtig am Herzen zu liegen. Wann fing das an? Ich bin ja auch Regisseur hin und wieder, und wenn man diese Tendenz hat, ist Bilder: Jens Hartmann Im Anschluss sind Sie einer der bedeutendsten Schauspieler der jüngeren deutschen Geschichte geworden und mit Preisen überhäuft worden. Ich kann mir vorstellen, dass viele Agenten Im Bayerischen Hof in München trafen sich Verleger Julien Backhaus und Schauspieler Heiner Lauterbach. ERFOLG magazin . <strong>Ausgabe</strong> <strong>06</strong>/<strong>2022</strong> . www.erfolg-magazin.de 13