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Industrieanzeiger 14.2022

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02.11.2022 Ausgabe 14 | 2022 www.industrieanzeiger.de<br />

Interview<br />

Werkzeugbau<br />

Datenanalyse zur Steigerung des<br />

Kundennutzens<br />

» Seite 20<br />

Formnext<br />

Highlights des Branchentreffpunkts<br />

für den 3D-Druck<br />

» Seite 25<br />

Energieeffizienz<br />

Nutzung industrieller Abwärme<br />

erschließt erhebliche Potenziale<br />

» Seite 54<br />

Tanja Hänchen über die strate -<br />

gische Ausrichtung<br />

des gleich namigen<br />

Hydraulik -<br />

spezialisten<br />

» Seite 66<br />

SPECIAL<br />

Additives Fertigen<br />

Vom 3D-Druck profitieren<br />

inzwischen immer mehr<br />

Fertigungsprozesse<br />

» ab Seite 25<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion


STILLSTAND UND<br />

WARTEZEITEN<br />

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» MEINUNG<br />

Eine Frage des Wollens<br />

Im Oktober hat der Deutsche Maschinenbau-Gipfel in Berlin stattgefunden.<br />

Die Schlüsselbranche der deutschen Industrie nutzte ihr Gipfeltreffen<br />

in der Hauptstadt zur Überprüfung des Status quo. Die Botschaft<br />

kurz zusammengefasst: Es läuft zwar nicht gut, aber es wird immerhin<br />

nicht noch schlimmer. So ist in den ersten sieben Monaten dieses Jahres<br />

die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau nach Angaben des Statistischen<br />

Bundesamtes um 0,8 % gesunken. Aber es gebe eine „leichte Entspannung<br />

bei den Materialengpässen“, wie VDMA-Präsident Karl Haeusgen<br />

sagte. Gemeinsam mit den hohen Auftragsbeständen, die den Unternehmen<br />

Beschäftigung für rund ein Jahr sichern, könne das in das geschätzte<br />

Produktionswachstum für 2022 münden. Den Risiken durch den Ukraine-<br />

Krieg zum Trotz.<br />

Das wirklich überraschende war, dass die Frage aufkam, ob die Branche<br />

ihre technologische Expertise ausreichend nutzt. Mit Michael Finkler war<br />

es ein Insider, der klar Stellung bezog. Finkler ist Geschäftsführer der<br />

Unternehmensgruppe Pro-Alpha in Rheinland-Pfalz, die sich auf Software<br />

für den Mittelstand spezialisiert hat. Darüber hinaus ist er Vorstandsvorsitzender<br />

des VDMA-Fachverbands Software und Digitalisierung. In dieser<br />

Funktion stellte er pointierte Thesen auf. Zum Beispiel: Es gebe „null Produktivitätsfortschritt<br />

nach zehn Jahren Industrie 4.0“; die breite Masse<br />

der Unternehmen sei kaum vorangekommen; statt zu organisieren und zu<br />

standardisieren sei „die Verschwendung digitalisiert“ worden. Das waren<br />

starke Vorwürfe.<br />

Es mag wohl sein, dass nicht jeder Mittelständler eine Smart Factory<br />

sein Eigen nennt. Und das vielleicht auch aus gutem Grund: Der ein oder<br />

andere Unternehmer mag von Cloud-Lösungen und einer globalen Vernetzung<br />

seiner Maschinen nicht überzeugt sein. Sei es aus IT-Sicherheitsgründen<br />

oder auch aus Kostengründen. Es ist also eine Frage des Wollens<br />

und nicht des Könnens. Jedes Unternehmen sollte dies für sich selbst<br />

entscheiden können.<br />

Alexander Gölz<br />

Chefredakteur <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

alexander.goelz@konradin.de<br />

Halle 7, Stand 250<br />

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Erleben Sie spannende<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 3


» INHALT 14 | 2022 144. JAHRGANG<br />

SPECIAL<br />

Additives Fertigen<br />

Der 3D-Druck erweitert<br />

Fertigungsmöglichkeiten<br />

» ab Seite 25<br />

Bild: Mesago/Marc Jaquemin<br />

3D-Druck und klassische Verfahren ergänzen sich. Das richtige Nachbearbeiten<br />

additiv gefertigter Bauteile spart Zeit und Geld.<br />

» ab Seite 25<br />

NEWS & MANAGEMENT<br />

Industrienews<br />

VDMA: Maschinenbau braucht ruhigeres Fahrwasser 08<br />

PEM eröffnet Forschungsstandort für E-Motoren 10<br />

Studie: Widerstandsfähig und nachhaltig agieren 12<br />

Lieferfähigkeit<br />

Schnell und verlässlich liefern trotz Krisenzeiten 18<br />

Datenbasierte Dienstleistungen<br />

Vom Werkzeughersteller zum Produktivitätsbefähiger 20<br />

Nachhaltigkeit<br />

Voller Fokus auf die Lieferkette 22<br />

MESSE FORMNEXT<br />

Allgemeine Messeinformationen<br />

Formnext 2022 ist vielseitiger und umfangreicher denn je 26<br />

Werkzeugmaschinen<br />

3D-Druck und konventionelle Verfahren kombiniert 28<br />

Liquid Metal Printing<br />

Anlage druckt schnell konturnahe Aluminiumteile 29<br />

Kunststoff-3D-Druck<br />

Große Bauteile schnell in Serie fertigen 30<br />

Post Processing<br />

Richtiges Nachbearbeiten spart Zeit und Geld 31<br />

TECHNIK<br />

Additive Fertigung<br />

Online-Marktplatz für die industrielle additive Fertigung 32<br />

Mikroteilefertigung<br />

Schneller als Stereolithographie – der 3D-Lichtblattdruck 43<br />

Interview<br />

Der 3D-Druck könne ein Katalysator für Veränderungen sein,<br />

sagt Materialise-CTO Bart van der Schueren 44<br />

Präzisionswerkzeuge<br />

Additives Fertigen ergänzt die spanende Bearbeitung 46<br />

Projekt-Engineering<br />

Zerspanungslösung von Ceratizit verhilft dem Formula<br />

Student Team der Uni Stuttgart zu Erfolgen 48<br />

Ramp-up<br />

Kegelmann ermöglicht bei einem Allrad-Steuergehäuse ein<br />

schnelles Ramp-up von der Klein- zur Großserie 50<br />

Lieferengpässe<br />

Wie 3D-Druck die Pandemie-bedingten Lieferschwierigkeiten<br />

bei GM, Siemens Mobility und Airbus abfederte 52<br />

Energieeffizienz<br />

Die Nutzung von industrieller Abwärme bietet<br />

reichlich Potenziale 54<br />

TITEL » Automatisierung<br />

Mit Nupano stellt Lenze eine Open Automation Plattform vor,<br />

die Raum für digitale Innovationen bietet 58<br />

Qualitätssicherung<br />

Cobot LBR iisy von Kuka unterstützt Kunststoffveredler<br />

FMO Surface bei der Qualitätssicherung 60<br />

Arbeitsschutz<br />

Spezielle Arbeitsplattformen von Munk steigern die<br />

Arbeitssicherheit bei Fahrzeugkran-Spezialisten Liebherr 64<br />

Interview<br />

Wie Hänchen immer weiter ins Thema Antriebssysteme eintaucht,<br />

erläutert Tanja Hänchen, Geschäftsführende<br />

Gesellschafterin des Familienunternehmens 66<br />

Antriebstechnik<br />

Linearführungen in Verpackungsmaschinen sorgen<br />

für Höchstleistungen 68<br />

Robotik<br />

Der UR20 von Universal Robots ist zugleich der Startschuss<br />

für eine neue Serie von leistungsstarken Cobots 70<br />

PRODUKTE & SERVICE<br />

Meinung 03<br />

Augenblicke der Technik 06<br />

Produkte 72<br />

Impressum 72<br />

Vorschau 73<br />

Zuletzt 74<br />

4 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Jetzt neu:<br />

Additive Fertigung für<br />

Keramikkomponenten<br />

Bild: APchanel/stock.adobe.com<br />

Industrielle Abwärme vielfältig nutzen: Neben Nähwärmenetzen bietet sich<br />

auch die Möglichkeit zur Verstromung.<br />

» Seite 54<br />

Wie sich Hänchen um<br />

den Hydraulik-Zylinder<br />

herum und darüber<br />

hinaus weiterentwickelt<br />

hat, erläutert Tanja<br />

Hänchen, geschäftsführende<br />

Gesellschafterin<br />

des Familienunternehmens.<br />

» Seite 66<br />

Bild: Hänchen<br />

» ZUM TITELBILD<br />

Die Automatisierungsspezialisten von Lenze setzen bei Ihrer<br />

neuen Open Automation Plattform Nupano auf einen No-Code-<br />

Ansatz. Näheres dazu auf Seite 58.<br />

Präzise und<br />

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Keramik kommt zum Einsatz,<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 5<br />

Anzeige_maxon_Ceramic_60x270_3D.indd 1 17.10.2022 10:02:31


Der Softwarehersteller Micropsi Industries und der Roboterbauer<br />

Fanuc kooperieren, um die Grenzen der Industrierobotik<br />

zu erweitern. Den Unternehmen ist es jetzt gelungen, das Kabelstecken<br />

zu automatisieren, eine repetitive, manuelle Anwendung<br />

aus dem industriellen Alltag. Ob Flachbandkabel für die Elektronikbranche<br />

oder Industriestecker im Automobilbereich – alle Applikationen<br />

zeichnen sich durch eine hohe Flexibilität und Forminstabilität<br />

aus, mit denen Roboter überhaupt nicht zurechtkommen.<br />

Die sogenannte Auge-Hand-Koordination, die beim Menschen<br />

naturgegeben ist und viele vermeintlich triviale Tätigkeiten erst<br />

ermöglicht, geht dem Roboter komplett ab. Aber mit der KI-Software<br />

Mirai von Micropsi Industries können Fanuc-Roboter nun in<br />

Echtzeit auf ihre Umwelt reagieren und mit Varianzen umgehen.<br />

Dazu sind die Modelle mit Kameras und Sensoren ausgestattet. Das<br />

Kabelstecken, eine Königsdisziplin in der Automatisierung, sei nur<br />

ein Vorgeschmack. Die Entwickler von Micropsi Industries wollen<br />

mittel- bis langfristige das industrielle Arbeiten von Grund auf revolutionieren.<br />

Bild: Micropsi Industries<br />

6 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


» Augenblicke<br />

der Technik<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 7


» NACHRICHTEN<br />

VDMA: Ruhigeres Fahrwasser<br />

wird dringend benötigt<br />

Am 11 und 12.10. hat in Berlin der 13. Maschinenbaugipfel stattgefunden.<br />

VDMA-Präsident Karl Haeusgen äußerte sich zu den derzeitigen Belastungen<br />

für die Maschinen- und Anlagenbauer: Man brauche dringend ruhigeres<br />

Fahrwasser, damit die Produktion sicher weiterlaufen kann.<br />

Bild: Igor Groshev/stock.adobe.com<br />

Nicht nur bei Gaspreis<br />

und Strompreisbremse<br />

hakt es. Auch das<br />

deutsche exportorientierte<br />

Wirtschafts -<br />

modell ist in die Kritik<br />

geraten. Gerade für den<br />

Mittelstand gilt jedoch:<br />

Offene Grenzen und<br />

resiliente Lieferketten<br />

sind auch zukünftig<br />

überlebenswichtig.<br />

Der Maschinen- und Anlagenbau sieht gute<br />

Chancen, dass die Vorschläge der Gaspreiskommission<br />

zu einer Entlastung der Betriebe entlang der<br />

Wertschöpfungsketten führen werden. „Das Ergebnis<br />

geht in die richtige Richtung: Die Deckelung des<br />

Gaspreises für 70 % des Verbrauchs ist ein ehrgeiziges<br />

und gutes Gerüst. Der dabei angesetzte Preis von<br />

7 Cent je Kilowattstunde plus Abgaben entspricht<br />

ungefähr dem Preisdeckel von 12 Cent, der für Privathaushalte<br />

angesetzt wurde. Dies ist als Brücke zu<br />

einem neuen Normalzustand aus heutiger Sicht passend.<br />

Zugleich bleiben Anreize zum Energiesparen<br />

für die Industrie erhalten“, sagte VDMA-Präsident<br />

Karl Haeusgen.<br />

Belastet werden die Maschinen- und Anlagenbauer<br />

aber nicht nur durch die stark gestiegenen Gaspreise,<br />

sondern auch durch andere direkten und indirekten<br />

Energiekosten. „Das Thema Strompreisbremse<br />

ist noch völlig offen und wird unsere Branche deutlich<br />

mehr beschäftigen. Wir haben jetzt mit der Gaspreisbremse<br />

eine Blaupause, die hoffentlich die Arbeit<br />

an der Strompreisbremse erleichtert und beschleunigt“,<br />

sagte Haeusgen.<br />

Außerdem bangen viele Mittelständler um Anschlussverträge<br />

für Strom und Gas. „Noch können<br />

wir auf ein sehr gutes Auftragspolster bauen. Aber<br />

wir brauchen dringend wieder ein ruhigeres Fahrwasser,<br />

damit die Produktion sicher weiterlaufen<br />

kann und wir unseren Teil dazu beitragen, dass die zu<br />

erwartende Rezession verkraftbar wird“, betonte der<br />

VDMA-Präsident.<br />

Wichtig sei dabei auch, dass die Neuordnung des<br />

Gas- und Strommarkts nicht zu einer Dauersubventionierung<br />

von Energie führt, ergänzte er. „Und sie<br />

muss in den europäischen Rahmen passen. Im<br />

Grundsatz gilt für uns: Hohe Preise sind immer auch<br />

ein Anreiz für Transformation und Investitionen in<br />

neue Technologien. Sie können den Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien spürbar beschleunigen und damit<br />

im Kampf gegen den Klimawandel helfen.“<br />

Trotz der steigenden Belastungen bekräftigten die<br />

VDMA-Volkswirte ihre Produktionsschätzungen von<br />

real plus 1 % für dieses Jahr und minus 2 % für 2023.<br />

In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres<br />

ist die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau<br />

nach Angaben von Destatis zwar um real 0,8 %<br />

zum Vorjahr gesunken. „Aber eine leichte Ent -<br />

spannung bei den Materialengpässen könnte, zusammen<br />

mit den hohen Auftragsbeständen von rund<br />

einem Jahr, in Summe noch zu dem von uns geschätzten<br />

Pro duktionswachstum 2022 führen“, sagte<br />

Haeusgen. „Aber klar ist auch: die Risiken sind durch<br />

die Folgen des Ukraine-Kriegs weiter angestiegen.“<br />

Zuversicht schöpfe die Branche wiederum aus den<br />

Personal plänen der Unternehmen. Die jüngste<br />

Umfrage des Verbands unter 640 Mitgliedsfirmen<br />

ergab, dass die Hälfte der Unternehmen 2023 ihre<br />

Be legschaften aufstocken wollen. 30 % der Firmen<br />

planen einen Stellenaufbau um bis zu 5 %, knapp<br />

20 % sogar noch mehr. Lediglich 15 % der Firmen<br />

rechnen mit einem Stellenabbau, überwiegend bis<br />

zu 5 % der Belegschaft. „Wir gehen davon aus,<br />

dass die Unternehmen wieder einmal alles daran -<br />

setzen, qualifizierte Fachkräfte zu halten und<br />

auch neue einzustellen, denn gute Leute sind knapp<br />

und werden es bleiben“, betonte der VDMA-Präsident.<br />

(ag)<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Aus Prinzip nachhaltiger als<br />

gekaufte Berufsbekleidung:<br />

Das Mewa-Mehrwegsystem.<br />

Mewa Textilsharing<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 9


» NACHRICHTEN<br />

Ticker<br />

» Kooperation | Das französische<br />

Konsortium Confiance.ai und der<br />

Verband der Elektrotechnik Elektronik<br />

Informationstechnik e.V. (VDE)<br />

haben eine Kooperation im Bereich<br />

Künstliche Intelligenz (KI) vereinbart.<br />

Bis 2023 wollen beide Partner<br />

ein kombiniertes deutsch-französisches<br />

Label für vertrauenswürdige<br />

und verantwortungsvolle KI schaffen.<br />

» Digitalisierung | Auf dem Deutschen<br />

Maschinenbau-Gipfel hat<br />

eine Arbeitsgruppe des VDMA-Fachverbandes<br />

Software und Digitalisierung<br />

die aktuelle Publikation<br />

„Business Transformation – Die<br />

Chance für den Maschinen- und Anlagenbau“<br />

vorgestellt. Sie soll insbesondere<br />

dem industriellen Mittelstand<br />

die erfolgreiche Entwicklung<br />

einer Strategie und Roadmap zur<br />

Digitalisierung ermöglichen.<br />

Bild: Alexander Bertrams<br />

E-Motor-Komponenten<br />

PEM eröffnet Forschungsstandort für E-Motoren<br />

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur<br />

überzeugt sich mit Professor Achim Kampker<br />

(Mitte) von der Hairpin-Herstellung im<br />

Rahmen des Forschungsprojekts HaPiPro².<br />

Der Lehrstuhl Production Engineering<br />

of E-Mobility Components (PEM)<br />

der RWTH Aachen hat bei den<br />

Ford-Werken in Köln auf 1.000 m²<br />

einen neuen Forschungsstandort für<br />

1794039-4.pdf - Oktober 17, 2022<br />

Anzeige lk_az_inselanzeigen_prozesstechnik_90x30mm_druck.pdf - Oktober 17, 2022 x<br />

Prozesstechnik für<br />

Industrie und Gewerbe!<br />

Elektromotoren in Betrieb genommen.<br />

Im Zuge des vom Wirtschafts- und<br />

Klimaschutzministerium Nordrhein-<br />

Westfalen geförderten Vorhabens<br />

HaPiPro² mit einem Gesamtvolumen<br />

von 5,3 Mio. Euro soll mit weiteren<br />

Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft<br />

bis August 2023 eine der<br />

wichtigsten E-Motor-Komponenten –<br />

der sogenannte Hairpin-Stator – weiterentwickelt<br />

werden. Auf einer prototypischen<br />

Demonstrationslinie soll<br />

künftig die Produktionstechnologie<br />

für unterschiedliche Varianten dieses<br />

für die Leistung und Effizienz entscheidenden<br />

E-Motoren-Bestandteils<br />

vorangetrieben werden.<br />

» Korrossionsschutz | Am Standort<br />

Schloß Neuhaus hat die Benteler-Gruppe<br />

eine neue Verzinkungsanlage<br />

für Hydraulik-Leitungsrohre<br />

in Betrieb genommen. Dafür investierte<br />

das Unternehmen 1,7 Mio.<br />

Euro in das Rohrwerk. Mit der neuen<br />

Anlage entsteht das eigenen<br />

Angaben zufolge größte Oberflächenzentrum<br />

für Rohre in Europa.<br />

» Automatisierung | SMC, Anbieter<br />

von Automatisierungslösungen<br />

für die Industrie, wurde in den Nikkei<br />

Stock Average aufgenommen.<br />

Das Unternehmen rückt damit in<br />

die Top-Liga japanischer Unternehmen<br />

auf. Der Nikkei-Index der Börse<br />

in Tokio, umfasst die 225 größten<br />

Unternehmen Japans.<br />

Bild: TeamViewer<br />

Digitalisierung<br />

Teamviewer und Hyundai gehen Partnerschaft ein<br />

Teamviewer, Lösungsanbieter für Remote<br />

Connectivity, hat seine Partnerschaft<br />

mit dem Automobilhersteller<br />

Hyundai bekannt gegeben. Ziel der<br />

Kooperation ist es, den Nutzen der<br />

Digitalisierung in der Smart Factory<br />

mit Hilfe der Augmented-Reality-<br />

WEITERE INFORMATIONEN<br />

AUF DER HOMEPGAGE!<br />

Die Partnerschaft ermöglicht<br />

den Zugang<br />

zu einer Augmented-<br />

Reality-Plattform und<br />

künstlicher Intelligenz,<br />

um Produktivität, Präzision<br />

und Arbeitssicherheit<br />

in einer intelligenten<br />

Fabrik zu verbessern.<br />

Plattform Teamviewer Frontline zu<br />

maximieren. Die Partnerschaft soll<br />

dazu beitragen, in den Produktions -<br />

linien der Automobilindustrie die<br />

Produktivität, Präzision, Geschwindigkeit<br />

und Arbeitssicherheit zu verbessern.<br />

10 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


VDW-Symposium in Bangkok<br />

Thailand bleibt ein interessanter Markt<br />

Bild: AHK Thailand<br />

Zwölf Jahre nach dem ersten VDW-Symposium<br />

in Thailands Hauptstadt Bangkok<br />

und nach mehr als zwei Jahren Corona-<br />

Pandemie hat der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken<br />

e.V. (VDW),<br />

Frankfurt/M., erstmals wieder ein Symposium<br />

als Präsenzveranstaltung durchgeführt.<br />

„Wir freuen uns sehr, nach 2010<br />

und 2014 die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie<br />

gemeinsam mit acht deutschen<br />

Herstellern erneut in Thailand präsentieren<br />

zu können“, sagt Klaus-Peter<br />

Kuhnmünch, beim VDW verantwortlich<br />

für die Auslandssymposien.<br />

Unter dem Motto „Innovationen in der<br />

Fertigungstechnik – Werkzeugmaschinen<br />

aus Deutschland“ stellten acht deutsche<br />

Hersteller am 28. September dieses Jahres<br />

ihre technologische Kompetenz vor. Mehr<br />

als 100 Teilnehmer aus Thailands Maschinenbau,<br />

der Automobil- und Zulieferindustrie,<br />

der Luftfahrtindustrie sowie der<br />

Elektro- und Elektronikindustrie informierten<br />

sich im Rahmen des eintägigen<br />

Symposiums.<br />

„Thailand ist ein regionaler Produktionshub<br />

in den Bereichen Fahrzeuge und<br />

Fahrzeugteile, Nahrungsmittel und -verarbeitung,<br />

Elektronik und Elektrotechnik<br />

sowie Petrochemie“, erklärt Dr. Roland<br />

Wein, Geschäftsführer der AHK Thailand.<br />

Beim Ausbau dieser Industrien seien deutsche<br />

Maschinenbauer gesuchte Partner.<br />

Werkzeugmaschinenindustrie der wichtigste<br />

Markt in Südostasien, heißt es weiter.<br />

Im vergangenen Jahr lagen die Exporte<br />

bei rund 20 Mio. Euro, exakt auf gleicher<br />

Höhe wie 2010, als der VDW erst-<br />

Das VDW-Symposium stieß in Bangkok<br />

auf reges Interesse<br />

mals ein Symposium im Bangkok organisiert<br />

hatte. „Zeitweise wurden Werkzeugmaschinen<br />

im Wert von knapp 40 Millionen<br />

Euro nach Thailand verkauft“, berichtet<br />

Kuhnmünch. Die beiden Coronajahre<br />

hätten jedoch rückläufige Ergebnisse beschert.<br />

2022 zieht das Geschäft erneut<br />

stark an: Im 1. Halbjahr wurden Werkzeugmaschinen<br />

im Wert von 12,5 Mio.<br />

Euro nach Thailand verkauft. Das entspricht<br />

einem Anstieg von 69 %. Thailand<br />

steht auf Rang 10 der wichtigsten Herstellerländer<br />

von Fahrzeugen. Rund 2,5<br />

Mio. Fahrzeuge werden jährlich produziert,<br />

vor allem von japanischen Herstellern.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 11


» NACHRICHTEN<br />

Ericsson-Studie<br />

Proaktiv statt reaktiv handeln<br />

Bild: Ericsson<br />

Auch IKT-gestützte Konzepte können Unternehmen<br />

dabei helfen, widerstandsfähig und nachhaltig zu<br />

bleiben.<br />

Das schwedische Unternehmen Ericsson<br />

hat seinen neuen Bericht „Future of Enterprises“<br />

veröffentlicht, in dem die<br />

Wichtigkeit für Unternehmen hervorgehoben<br />

wird, angesichts von Störungen<br />

proaktiv und widerstandsfähig zu sein.<br />

Dem Bericht zufolge glauben derzeit 42 %<br />

der Entscheidungsträger, dass ihr Unternehmen<br />

in naher Zukunft durch Naturkatastrophen,<br />

die durch den Klimawandel<br />

verursacht werden, beeinträchtigt werden<br />

wird. Auch die Energiekrise, Pandemien<br />

und globale Konflikte werden voraussichtlich<br />

zu Herausforderungen führen.<br />

Die gute Nachricht laut den Autoren sei,<br />

dass die Unternehmen die Resilienzplanung<br />

ernst nehmen: 49 % geben an, dass<br />

sie über eine definierte Strategie ver -<br />

fügen. Diese Vorbereitung werde dank<br />

starker Investitionen durch die Digitalisierung<br />

und Automatisierung vorangetrieben.<br />

Es sei jedoch wichtig, den Wert<br />

proaktiver zu erkennen. Es müsse mehr<br />

getan werden.<br />

„Unsere Welt wird komplexer, und es ist<br />

an der Zeit, Resilienzstrategien zu entwickeln“,<br />

betont Patrik Hedlund, Senior Researcher<br />

Consumer & Industrylab bei<br />

Ericsson. „Für Unternehmen war dies<br />

noch nie so wichtig wie heute, wenn sie<br />

langfristig wettbewerbsfähig und nachhaltig<br />

bleiben wollen.“ Die Studie unter-<br />

streiche die Notwendigkeit einer Verlagerung<br />

von kurzfristiger, auf Redundanz basierender<br />

Resilienz zu einer langfristigen,<br />

auf Effizienz basierenden Strategie.<br />

Durch proaktivere Strategien könne mehr<br />

getan werden, um Störungen abzumildern,<br />

indem Warnzeichen gegeben werden<br />

und die potenziellen Auswirkungen<br />

verstanden werden. Sechs von zehn Entscheidern<br />

beispielsweise sind der Meinung,<br />

dass KI-basierte Dienste und VR-<br />

Resilienz-Schulungen, die nach Störungsereignissen<br />

implementiert wurden, für die<br />

Bewältigung künftiger Störungen von<br />

entscheidender Bedeutung sind.<br />

Der Bericht skizziert auch sieben IKTgestützte<br />

Konzepte, die Unternehmen<br />

dabei helfen können, angesichts von Störungen<br />

widerstandsfähig und nachhaltig<br />

zu bleiben. Zusätzlich erörtert er die verschiedenen<br />

Wege, die Unternehmen einschlagen<br />

können, um widerstandsfähigere<br />

Organisationen zu werden.<br />

IT-Sicherheit<br />

Schutz vor Cyberattacken durch Active Patching<br />

Cyberattacken auf IT-Systeme verur -<br />

sachen weltweit große Schäden. SSI<br />

Schäfer bietet jetzt ein leistungsfähiges<br />

Servicemodul und einen umfassenden<br />

Sicherheits-Service an. Beim Active<br />

Patching werden dabei Sicherheitslücken<br />

an der Quelle beseitigt und proaktiv<br />

eliminiert.<br />

Der Versicherer Hiscox kommt in seinem<br />

Cyber Readiness Report 2020 auf einen<br />

Schaden durch Cyberangriffe auf deutsche<br />

Unternehmen von durchschnittlich<br />

72.000 Euro pro Unternehmen. Die Zahl<br />

möglicher Einfallstore wächst, beispielsweise<br />

durch ungenügend geschützte Laptops,<br />

USB-Sticks, versendete Phishing-<br />

Mails und angreifbare Schnittstellen entlang<br />

der Lieferketten.<br />

Mit dem Active Patching besteht die<br />

Möglichkeit, Cyber-Security-Probleme zu<br />

lösen und Schäden fernzuhalten. Dazu<br />

steht rund um die Uhr ein Expertenteam<br />

Bild: SSI Schäfer<br />

Beim Acitve Patching werden Sicherheitslücken<br />

direkt an der Quelle beseitigt und somit proaktiv<br />

eliminiert.<br />

für Notfälle zur Verfügung. Sicherheits -<br />

lücken in der Software kann laut Unternehmensangaben<br />

auf zweierlei Arten begegnet<br />

werden: Beim Virtual Patching<br />

überbrückt ein virtueller Patch die Lücke<br />

und blockiert ihre Benutzung. Dies sei vor<br />

allem für ältere Anlagen eine Lösung, für<br />

die es keine Updates mehr gibt.<br />

Active Patching geht einen Schritt weiter:<br />

Die Versionen des Systems werden mit<br />

den Patches abgeglichen. Komponenten<br />

mit identifizierten Schwachstellen werden<br />

via Update gepatcht und der<br />

Angriffsvektor dadurch eliminiert. Das<br />

Modul lässt sich auch individuell bei älteren<br />

Anlagen einsetzen.<br />

„Mit Active Patching bieten wir ein Servicemodul,<br />

bei dem Sicherheitslücken<br />

proaktiv beseitigt werden“, sagt Wolfgang<br />

Haar, Global Head of System Support<br />

bei SSI Schäfer.<br />

Verglichen mit den möglichen Schäden<br />

entsprächen die Aufwände für ein aktives<br />

Patch-Management nur einem Bruchteil<br />

der möglichen Folgekosten eines Worst-<br />

Case-Szenarios. Anstehende Modernisierungen<br />

und Erweiterungen seien ein idealer<br />

Zeitpunkt, dies mit vergleichsweise<br />

geringem Aufwand parallel zum Upgrade<br />

der IT zu implementieren.<br />

12 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


POWER TO MOVE.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 13


» NACHRICHTEN<br />

Digital integrierte Produktion<br />

Fraunhofer IPK präsentiert Trends rund um Forschung und Entwicklung<br />

Digital Twin mit HoloLense.<br />

Bild: Fraunhofer IPK, Katharina Strohmeier<br />

Das Fraunhofer IPK hat Industrievertretende<br />

gefragt, welche Herausforderungen<br />

und Bedarfe Fertigungsunternehmen in<br />

Zukunft beschäftigen werden. Das Ergebnis:<br />

Fünf Themenfelder haben Priorität,<br />

damit Hersteller alltägliche Kundenerwartungen<br />

erfüllen und auch Krisen bewältigen<br />

können.<br />

Datenmanagement und Datenanalyse<br />

Effizientes Datenhandling, sichere Datenübertragung<br />

und intelligente Datennutzung<br />

heben die Wertschöpfung auf eine<br />

neue Stufe. Prozesse können vereinfacht<br />

und beschleunigt werden, beispielsweise<br />

mit Künstlicher Intelligenz (KI) und<br />

Maschinellem Lernen. Intelligente Ablaufsteuerung<br />

und adaptive Assistenzsysteme<br />

werden Realität.<br />

Datengetriebene Fertigungssysteme<br />

Eine datengetriebene, vernetzte Fertigung<br />

bringt Flexibilität in die Produktion. Hersteller<br />

favorisieren zunehmend modulare<br />

Anlagensysteme, die flexibel miteinander<br />

vernetzt werden, um Varianten eines<br />

Produkts oder unterschiedliche Produkte<br />

zu fertigen. Automatisierungslösungen<br />

adressieren Produktions- und Montageprozesse<br />

sowie die Intraprozesslogistik im<br />

Shopfloor.<br />

Intelligente Anlagentechnik<br />

Integrierte Sensorik und Netzwerktechnologien<br />

helfen, den Zustand und das<br />

Verhalten von Anlagen zu überwachen<br />

und in digitalen Zwillingen abzubilden.<br />

Damit lassen sich Prozesse effizienter<br />

einstellen. Moderne Kraftregelung und<br />

neue Lösungen zur Mensch-Roboter-Kooperation<br />

machen Roboter zu universell<br />

einsetzbar. Bearbeitungsstrategien für<br />

neue umweltfreundliche Hochleistungswerkstoffe<br />

sind ebenso relevant wie urformende<br />

Verfahren.<br />

Wissen und Assistenz in der Produktion<br />

Hochkomplexe Technologien müssen für<br />

die Bedienenden beherrschbar gemacht<br />

werden, auch bei nicht optimaler Qualifizierung.<br />

Kontextsensitive Assistenzsysteme<br />

unterstützen situationsgerecht und<br />

sichern das Know-how von Prozessexpertinnen<br />

und -experten. Weiterbildungen,<br />

Serious Games und Lernfabriken ver -<br />

mitteln Produktionsmanagement- und<br />

-steuerungsmethoden interaktiv.<br />

Nachhaltig und umweltverträglich<br />

Verlangsamte oder geschlossene Energieund<br />

Materialkreisläufe in einer Kreislaufwirtschaft<br />

helfen, den Ressourcen- und<br />

Energieverbrauch zu reduzieren. Ein<br />

wichtiger Schlüssel liegt dabei im Remanufacturing<br />

und Refurbishing. Am Ende<br />

der Nutzungszeit werden Produkte nicht<br />

entsorgt, sondern aufgearbeitet oder in<br />

Bestandteile zerlegt, die verwertet oder<br />

sogar weiterverwendet werden können.<br />

„Es wird sich eine Produktionswelt etablieren,<br />

in der alle beteiligten Ressourcen<br />

Daten erheben, ihren Zustand kommunizieren<br />

und Aufgaben interaktiv koordinieren“,<br />

sagt Prof. Dr. h. c. Dr.-Ing. Eckart<br />

Uhlmann, Institutsleiter des Fraunhofer<br />

IPK. „So kommt in der Praxis an, was als<br />

Industrie 4.0 postuliert wurde und was<br />

wir als digital integrierte Produktion bezeichnen.“<br />

Die Entwicklung konkreter<br />

Lösungen und Technologien, habe für das<br />

Institut Priorität, betont Uhlmann.<br />

Anzeige<br />

Open Automation Plattform Nupano<br />

Neue Perspektiven für moderne Softwaretechnologie<br />

02.11.2022 Ausgabe 14 | 2022 www.industrieanzeiger.de<br />

Maschinenbauer sehnen sich nach digitalen<br />

Geschäftsmodellen. Bei vielen Firmen<br />

mangelt es an Zeit, an Ideen und am<br />

Fachpersonal. Der Automatisierungsspezialist<br />

Lenze aus Niedersachsen will mit<br />

seiner kürzlich vorgestellten Plattform<br />

Nupano die Maschinen- und Anlagenbauer<br />

unterstützen. Die Kunden sollen<br />

nicht Commodity-Apps runterladen, sondern<br />

selbst auf der Plattform mit Lenze-<br />

Expertinnen und Experten gemeinsam<br />

entwickeln. Die Automatisierungsspezialisten<br />

setzen dabei auf einen No-Code-<br />

Ansatz, damit auch Nicht-Entwickler, die<br />

Vorteile der Plattform schnell erkennen<br />

und für sich nutzen können. Über den<br />

digitalen Zwilling gelangen die Anwendungen<br />

in einen Industrie-PC. Dort werden<br />

sie von der Runtime ausgeführt.<br />

Nupano steht für eine neue Generation in<br />

der Automatisierung.<br />

Werkzeugbau<br />

Datenanalyse zur Steigerung des<br />

Kundennutzens<br />

» Seite 20<br />

SPECIAL<br />

Additives Fertigen<br />

Vom 3D-Druck profitieren<br />

inzwischen immer mehr<br />

Fertigungsprozesse<br />

» ab Seite 25<br />

Formnext<br />

Highlights des Branchentreffpunkts<br />

für den 3D-Druck<br />

» Seite 25<br />

Energieeffizienz<br />

Nutzung industrieller Abwärme<br />

erschließt erhebliche Potenziale<br />

» Seite 54<br />

Wissen für Entscheider in der Produktion<br />

Interview<br />

Tanja Hänchen über die strate -<br />

gische Ausrichtung<br />

des gleich namigen<br />

Hydraulik -<br />

spezialisten<br />

» Seite 66<br />

Bild: Lenze<br />

14 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Nachhaltigkeit<br />

WZL-Studie beleuchtet Innovationsmanagement<br />

braucht es, um Nachhaltigkeit<br />

im Unternehmen zu verankern?<br />

Die Industrie steht vor der<br />

Nachhaltigkeitswende, deren<br />

Umsetzung den wirtschaft -<br />

lichen Erfolg und den gesellschaftlichen<br />

Wohlstand beeinflusst.<br />

Ein heute ansetzendes,<br />

nachhaltiges Innovationsmanagement<br />

kann den<br />

entscheidenden Wettbewerbsvorteil<br />

bringen und<br />

helfen die Klimaziele zu erreichen.<br />

Das Werkzeugmaschinenlabor<br />

WZL der RWTH Aachen<br />

betrachtet deswegen zusammen<br />

mit der Complexity Management<br />

Academy in einer<br />

internationalen Konsortial-<br />

Benchmarking Studie die Erfolgsfaktoren<br />

für ein solches<br />

Innovationsmanagement. Im<br />

Fokus stehen dabei Produkt,<br />

Prozess, Geschäftsmodell,<br />

Strategie, Organisation und<br />

Kultur.<br />

Interessierte Unternehmen<br />

können als Partner die<br />

Schwerpunkte der Studie<br />

festlegen und ihre Fragestellungen<br />

definieren. Aus den<br />

Ergebnissen werden Unternehmen<br />

identifiziert, die bereits<br />

erfolgreich verschiedene<br />

Aspekte eines nachhaltigkeitsorientierten<br />

Innovati-<br />

Welche Strategie befähigt Unternehmen<br />

dazu, Nachhaltigkeit zu operationalisieren<br />

und wie kann die Erfüllung der Nachhaltigkeitsziele<br />

bemessen werden? Wie<br />

können Produkte, Dienstleistungen und<br />

Geschäftsmodelle unter Berücksichtigung<br />

der ESG-Kriterien entwickelt werden?<br />

Wie muss der Innovationsprozess gestal-<br />

tet werden, um die Entwicklung<br />

von nachhaltigen Innovationen<br />

zu fördern? Welche<br />

organisationalen und kulturellen<br />

Voraussetzungen<br />

onsmanagements implementiert haben.<br />

Diese werdenbesucht, um die Ansätze<br />

kennenzulernen und sie mit den Unternehmen<br />

zu diskutieren. Hieraus werden<br />

schließlich praxiserprobte Faktoren ermittelt,<br />

welche die Konsortial-Partner für<br />

sich und Ihr Unternehmen nutzen können.<br />

Am 7.2.2023 geht es los.<br />

GF Machining Solutions<br />

AgieCharmilles<br />

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Innovative<br />

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ohne Kompromisse bei der Produktivität<br />

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Die Studie trägt dazu bei, herauszufinden, wie<br />

verschiedene Aspekte des nachhaltigkeitsorientierten<br />

Innovationsmanagements erfolgreich<br />

umgesetzt werden können.<br />

Bild: Pexels<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 15


» MENSCHEN<br />

Bild: Microsoft Deutschland<br />

Neue Leitung<br />

bei Microsoft<br />

Nico Hartmann leitet als Industry Lead Manufacturing das<br />

Geschäft mit der Fertigungsindustrie bei Microsoft<br />

Deutschland. Er berichtet an die Vorsitzende der Geschäftsführung,<br />

Dr. Marianne Janik. Hartmann war zuletzt für die<br />

Weinig-Gruppe tätig, ein Unternehmen für Holzbearbeitungsmaschinen<br />

und -systeme. Dort verantwortete er den<br />

Bereich Systems Solutions Business. Zuvor arbeitete der<br />

41-Jährige als Partner im Bereich Manufacturing Industry<br />

bei der Strategieberatung Oliver Wyman und war Geschäftsführer<br />

seiner eigenen Beratungsgesellschaft. Insgesamt<br />

bringt er mehr als 15 Jahre Erfahrung als unabhängiger<br />

Strategieberater in seine neue Aufgabe bei Microsoft<br />

Deutschland ein.<br />

Syntegon ernennt<br />

Dr. Peter Hackel<br />

zum CFO<br />

Die Syntegon-Gruppe,<br />

Anbieter von Prozess- und<br />

Verpackungstechnologie mit<br />

Sitz in Waiblingen (Baden-<br />

Württemberg), plant, Dr. Peter<br />

Hackel zum Jahresbeginn 2023 in die Geschäftsführung zu<br />

bestellen. In seiner neuen Rolle als Geschäftsführer und<br />

Chief Financial Officer (CFO) soll er die Bereiche Finance &<br />

Controlling, Foreign Trade und IT verantworten. Seinen<br />

Arbeitssitz wird er in Beringen in der Schweiz haben.<br />

Peter Hackel ist ein vielseitiger Manager, der sowohl im Vertrieb<br />

als auch im Finanzwesen erfahren ist und seit mehr als<br />

neun Jahren als Chief Financial Officer in verschiedenen<br />

Unternehmen tätig war. Er begann seine Karriere bei<br />

McKinsey & Company Inc., gefolgt von der Geistlich Pharma<br />

AG und der Oerlikon Corporation AG. Zuletzt hat er bei der<br />

Straumann Holding AG, seit 2014 als Group Chief Financial<br />

Officer und Mitglied der Konzernleitung, maßgeblich zur<br />

Entwicklung des Unternehmens beigetragen. Hackel folgt<br />

auf Dr. Walter Bickel, Mitglied der Geschäftsführung von<br />

Syntegon mit Verantwortung für den Bereich Transformation<br />

(CTO) und seit dem 1.7.2020 zusätzlich CFO.<br />

Bild: Syntegon<br />

Baack wird<br />

Geschäftsführer<br />

bei Interroll<br />

Zum 1.10.2022 hat Thomas<br />

Baack die Geschäftsführung der<br />

Interroll Trommelmotoren GmbH in Hückelhoven-Baal<br />

übernommen. Der 39-jährige Wirtschaftsingenieur leitet<br />

den Standort und die zugehörigen globalen Kompetenzzentren<br />

Trommelmotoren und Hygienische Lösungen. Seine berufliche<br />

Erfahrung umfasst mehr als zehn Jahre in führenden<br />

Positionen im Produktionsmanagement. Nach dem Studium<br />

des Maschinenbaus und der Wirtschaftswissenschaften<br />

an der RWTH Aachen und der UPM Madrid begann er<br />

seine Karriere bei der Saint-Gobain Glass Deutschland<br />

GmbH in Köln. Ab 2014 war er für die Pleiger Maschinenbau<br />

GmbH & Co. KG in Witten tätig, einem mittelständischen<br />

Hersteller von hydraulischen Komponenten und Anlagen,<br />

sowie Abwasserpumpen und NE-Metallprodukten, wo er<br />

verschiedene Leitungspositionen in der Produktion bekleidete,<br />

ehe ihm 2019 die Leitung der gesamten Technik &<br />

Produktion übertragen wurde. In seiner neuen Position bei<br />

Interroll berichtet Thomas Baack an Jens Strüwing, Executive<br />

Vice President Products & Technology und Mitglied der<br />

Interroll-Konzernleitung.<br />

Rittal hat einen<br />

neuen CTO<br />

Philipp Guth verantwortet<br />

seit dem 1.10.2022 den<br />

Bereich F&E beim Schaltschrank-<br />

und Systemspezialisten<br />

Rittal. Damit treibt er<br />

künftig die Innovationen insbesondere<br />

in der Verbindung von mechanischer Produkt- und<br />

Software-Entwicklung sowie digital gestützten Prozessen<br />

voran. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit Philipp Guth einen<br />

erfahrenen Manager gewonnen haben“, sagt Markus Asch,<br />

CEO Rittal International und Rittal Software Systems: „Er<br />

verfügt über herausragende Fachexpertise und Erfahrung im<br />

Ausbau von Innovationsführerschaft durch Digitalisierung<br />

sowie im Aufbau internationaler Entwicklungsverbünde.“ In<br />

den vergangenen zehn Jahren war Guth in Top Management-Positionen<br />

bei Bosch Rexroth und der Wittenstein AG<br />

tätig, zuletzt als Projektleiter Digitalisierung im Zentralbereich<br />

von Bosch Rexroth und bis 2021 als CEO der Business<br />

Unit Automation & Electrification Solutions.<br />

Bild: Interroll<br />

Bild: Rittal GmbH & Co. KG<br />

16 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Eckard Eberle ist<br />

neuer CEO von<br />

Siemens GBS<br />

Seit 1.10.2022 ist Eckard<br />

Eberle neuer CEO von Siemens<br />

Global Business Services<br />

(GBS). Der 57-Jährige berichtet direkt<br />

an Judith Wiese, Mitglied des Vorstands der Siemens<br />

AG und Chief People and Sustainability Officer (CPSO). GBS<br />

konzipiert, entwickelt und betreibt Business Services für die<br />

Siemens AG, die Siemens Healthineers AG, die Siemens<br />

Energy AG sowie weitere Unternehmen. Eberle folgte auf<br />

Hannes Apitzsch (64), der GBS seit 2019 als CEO führte und<br />

nach über 40 Jahren im Unternehmen in den Ruhestand gewechselt<br />

ist. Apitzsch wird Siemens noch bis zum Jahresende<br />

in beratender Funktion unterstützen. „Ich freue mich,<br />

dass ein so erfahrener Manager wie Eckard Eberle künftig<br />

die Siemens Global Business Services führen wird“, betont<br />

Judith Wiese. Mit seiner Ausrichtung auf die Erweiterung<br />

der Kundenbasis und den digitalen Wandel sei er die ideale<br />

Besetzung, um den Wertbeitrag für Siemens zu steigern.<br />

Bild: Siemens<br />

Neuer Vorstandsvorsitzender<br />

bei Ziehl-<br />

Abegg<br />

Der Aufsichtsrat der Ziehl-Abegg SE hat<br />

Dr. Marc Wucherer zum neuen Vorstandsvorsitzenden<br />

des Unternehmens berufen. Der 52-Jährige<br />

wird die neue Aufgabe im Dezember 2022 übernehmen.<br />

Seit 2017 war Dr. Marc Wucherer Mitglied des Vorstands<br />

der Bosch Rexroth AG mit globaler Zuständigkeit für den<br />

Vertrieb und das Marketing, sowie später zusätzlich für den<br />

Bereich der Fabrikautomatisierung. Dr. Marc Wucherer sei<br />

ein Vollblutmanager mit einem großen Erfahrungsschatz in<br />

vielen unternehmerischen Bereichen, heißt es von dem<br />

Künzelsauer Industrieunternehmen. Neben Kompetenz und<br />

Verlässlichkeit sei seine internationale berufliche Erfahrung<br />

eine gute Voraussetzung, um das weitere globale Wachstum<br />

von Ziehl-Abegg aktiv zu gestalten.<br />

Bild: Ziehl-Abegg<br />

Innovationen<br />

Thermoformen von UV-Lack-beschichteten Materialien und<br />

Aushärtung in einem Prozess<br />

Für hochwertige Dekorteile werden<br />

thermoplastische Folien oder auch Platten<br />

mit speziellen Beschichtungen für<br />

besondere Eigenschaften wie z.B.<br />

Kratzfestigkeiten eingesetzt. Dafür<br />

müssen diese Beschichtungen zunächst<br />

die Formgebung unbeschadet überstehen,<br />

um dann mittels UV-Licht aktiviert zu<br />

werden. Die dabei entstehenden<br />

Temperaturen dürfen aber die Formgebung<br />

nicht negativ beeinflussen.<br />

Deshalb wurde bei GEISS auf Basis der<br />

aktuellen Thermoformmaschinenserie eine<br />

Anlage für die Verarbeitung von<br />

unbeschichteten oder beschichteten<br />

dünnwandigen Folien oder dickeren<br />

Platten entwickelt, um in einem Zyklus<br />

sowohl das thermoplastische Bauteil<br />

herzustellen als auch gegebenenfalls die<br />

UV-Aushärtungen zu realisieren.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 17<br />

1772950-4.indd 1 10.08.21 09:13


Bild: Igus<br />

Igus arbeitet daran, die<br />

eigene Energieeffizienz<br />

kontinuierlich zu verbessern.<br />

So werden zum<br />

Beispiel die Spritzgussmaschinen<br />

durch 40 %<br />

energieeffizientere<br />

Modelle ausgetauscht.<br />

Lieferfähigkeit in Krisenzeiten<br />

Schnell und verlässlich liefern<br />

trotz Krisenzeiten<br />

Störungen in den Lieferketten und massive Preissteigerungen bei Rohstoffen und Energie<br />

zwingen Unternehmen zum Umdenken. Um auch in der Krisenzeit lieferfähig zu bleiben,<br />

hat Igus auf die veränderten Marktbedingungen frühzeitig reagiert und sich in vielen<br />

Bereichen neu ausgerichtet – von Energieeinsparungen über nachhaltigere Materialien bis<br />

hin zum Aufstocken der Lagerbestände und Investitionen in den Werkzeugbau.<br />

» Tobias Vogel, Geschäftsführer Gleitlager & Lineartechnik, Igus<br />

Im Zuge der Corona-Pandemie sind die<br />

Lieferketten weltweit ins Stocken geraten.<br />

90 % der Unternehmen im Maschinenbau,<br />

der Elektroindustrie und der Automobilbranche<br />

berichten, sie kämen<br />

nicht an alle Materialien und Vorprodukte.<br />

Sie erwarten eine Materialknappheit<br />

bis 2023. Das zeigt eine Umfrage des Instituts<br />

für Wirtschafsforschung (Ifo).<br />

Kunden des Kunststoff-Spezialisten Igus<br />

profitieren von einem entscheidenden<br />

Vorteil: Bei Igus kommt alles aus einer<br />

Hand. Von Lagertechnik über Leitungen<br />

bis zu Energieführungen produzieren die<br />

Kölner alles selbst.<br />

Um jederzeit liefern zu können, hat<br />

man frühzeitig begonnen, seine Kapazitäten<br />

am Haupt-Produktionsstandort in<br />

Köln auszubauen. Auch konfektioniert<br />

wird in Köln und je nach Produktkategorie<br />

auch in den Niederlassungen, sodass auch<br />

mit Steckern konfektionierte Leitungen<br />

oder mit Leitungen bestückte Energieketten<br />

schnell am Einsatzort sind. Außerdem<br />

setzt man in der Fabrik auch zunehmend<br />

auf Automatisierung. So kommen zum<br />

Beispiel Igus Low Cost Roboter und Montageautomaten<br />

zum Einsatz. Die Logistikwege<br />

wurden mit fahrerlosen Transportsystemen<br />

optimiert, was die Durchlaufzeiten<br />

innerhalb der Fabrik verringert. Das<br />

Ergebnis: Das Produktionsvolumen und<br />

die Produktivität der Fabrik konnten<br />

deutlich erhöht werden.<br />

Wie schnell Kunden trotz Krisenzeiten<br />

beliefert werden können, zeigt Igus unter<br />

anderem mit seinen Chainflex-Leitungen,<br />

die innerhalb von nur 36 Stunden versandfertig<br />

sind. Durch das Netzwerk aus<br />

30 Niederlassungen, von denen 16 eigene<br />

Lager und 14 eigene Konfektionierungen<br />

besitzen, sowie Partnern in über 80 Ländern,<br />

ist die Lieferfähigkeit weltweit gesichert.<br />

Bereits vor einiger Zeit wurde auch<br />

speziell für den Einkauf ein Risikomanagement<br />

und eine Mehrlieferantenstrategie<br />

etabliert. Dabei setzt Igus auf langjährige<br />

und vertrauensvolle Beziehungen<br />

zu seinen Lieferanten.<br />

Um aus den Kunststoffen qualitativ<br />

hochwertige Bauteile fertigen zu können,<br />

bedarf es auch präziser Werkzeuge. Daher<br />

fertigt Igus die Werkzeuge für den Spritzguss<br />

im firmeneigenen Werkzeugbau, der<br />

iform, selbst an. Von der Entwicklung<br />

über die Fertigung und Bemusterung bis<br />

zur Qualitätskontrolle läuft alles über<br />

Igus. Und kurze Wege bedeuten weniger<br />

Zeit. Dadurch ist es auch möglich, individuelle<br />

Bauteile kurzfristig und in hoher<br />

Qualität umzusetzen. Seit 2021 bietet die<br />

iform den FastLine-Service an, der eine<br />

schnelle Lieferung von Spritzguss-Sondergleitlagern<br />

innerhalb von nur sieben<br />

Tagen ermöglicht. Dabei können nicht nur<br />

die geeigneten Materialien, sondern auch<br />

18 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


MANAGEMENT «<br />

die passenden Herstellungsverfahren ausgewählt<br />

werden, um die Gesamtkosten zu<br />

senken. Denn je nach Auftragsvolumen<br />

kann ein Werkzeug auch als „print2mold“<br />

im 3D-Druck erstellt werden – ebenfalls<br />

aus den bewährten Hochleistungskunststoffen<br />

und in kurzer Zeit. In dem Online-<br />

Tool „iglidur Designer“ kann der Kunde die<br />

Abmessungen seines Gleitlagers eingeben,<br />

das gewünschte Material auswählen,<br />

die Menge definieren und bekommt direkt<br />

eine Übersicht der möglichen Fertigungsverfahren<br />

mit entsprechenden Kosten angezeigt.<br />

Auch das Thema Energieeffizienz spielt<br />

in Zeiten steigender Energiepreise eine<br />

wichtige Rolle. Daher hat Igus daran gearbeitet,<br />

sein Energiemanagement zu verbessern<br />

und hat dafür in diesem Jahr die<br />

Zertifizierung nach DIN ISO 50001 erhalten.<br />

Gleichzeitig kommt Igus damit auch<br />

seinem Ziel von 100 % Klimaneutralität<br />

bis 2025 einen wichtigen Schritt näher.<br />

So werden zum Beispiel die Spritzgussmaschinen,<br />

die mit 36 % den größten Anteil<br />

des Gesamtenergieverbrauchs ausmachen,<br />

durch 40 % energieeffizientere<br />

Modelle ausgetauscht.<br />

Kreislaufwirtschaft von<br />

Kunststoffen ausgeweitet<br />

Um auch die Reduzierung des absoluten<br />

Stromverbrauchs weiter voranzutreiben,<br />

laufen diverse Projekte wie der Austausch<br />

der Hallenbeleuchtung mit insgesamt 590<br />

Lampen. Das spart 32 % Energie für die<br />

Beleuchtung, was dem Verbrauch von 190<br />

Vier-Personen-Haushalten pro Jahr entspricht.<br />

Der Stromverbrauch konnte 2021<br />

in Relation zu den gestiegenen Produktionsstunden<br />

um 11 % reduziert werden.<br />

Um Ressourcen zu schonen und den Produktzyklus<br />

zu verlängern, setzt Igus auf<br />

die Einbindung von Kunststoffen in eine<br />

Kreislaufwirtschaft. Das Unternehmen<br />

nutzt 99 % des in der Produktion anfallenden<br />

Kunststoffabfalls als neues Granulat<br />

für die Spritzgussmaschinen. Daraus<br />

entsteht seit diesem Jahr auch eine ECO-<br />

Gleitlagerserie. 2019 hat man mit „Chainge“<br />

zudem ein eigenes Recycling-Programm<br />

für ausgediente Energie- und<br />

Schleppketten ins Leben gerufen, das<br />

auch Basis für die Entwicklung der ersten<br />

Energiekette aus 100 % recyceltem Material<br />

war. Damit Kunststoff zur nachhaltigen<br />

Ressource wird, investiert Igus zudem<br />

in das zukunftsweisende Recycling-<br />

Projekt der britischen Firma Mura Technology.<br />

Mit der HydroPRS-Technologie<br />

können Kunststoffabfälle mit Hitze, Wasser<br />

und Druck in nur 30 Minuten wieder<br />

in Rohöl umgewandelt werden. Die erste<br />

HydroPRS-Anlage wird in der ersten Jahreshälfte<br />

2023 in Betrieb gehen. Durch<br />

solch gezielte Investitionen und frühzeitige<br />

Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität<br />

ist Igus auch für zukünftige<br />

Herausforderungen gut vorbereitet.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 19


Bild: Adobe Stock<br />

Datenbasierte Dienstleistungen und die Fähigkeit, flexibel auf Kundenbedürfnisse zu reagieren, ist ein essenzieller Baustein für langfristigen Erfolg.<br />

Datenbasierte Dienstleistungen im Werkzeugbau<br />

Vom Werkzeughersteller zum<br />

Produktivitätsbefähiger<br />

Die produzierende Industrie steht einem hohen Kosten- und Wettbewerbsdruck gegenüber –<br />

auch der Werkzeugbau. Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, ist die Erhöhung<br />

der Produktivität essenziell. Eine Differenzierung allein durch Qualität ist nicht länger<br />

ausreichend. Vielmehr nimmt die unternehmerische Fähigkeit, Kundenbedürfnisse flexibel<br />

und anforderungsgerecht zu adressieren, eine Schlüsselrolle ein.<br />

» Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Boos, MBA; Gerret Lukas, M.Sc.; Bernd Haase, M.Sc.; Viktoria Krömer, M.Sc.<br />

Langfristiger Erfolg bedarf eines Wandels vom reinen<br />

Werkzeughersteller hin zum Produktivitätsbefähiger.<br />

Wegbereiter für diese Transformation sind<br />

datenbasierte Dienstleistungen, die dann als datenbasiert<br />

gelten, wenn Daten einen Großteil zur Erbringung<br />

der Dienstleistung beitragen. Befähigt durch<br />

eine intelligent vernetzte IT-Infrastruktur sowie eine<br />

kontinuierliche Datensammlung in Verbindung mit<br />

physischen Produkten ermöglichen sie eine Steigerung<br />

des Kundennutzens und die Senkung der eigenen<br />

Kosten. Ein Beispiel hierfür ist eine signifikante<br />

Standzeiterhöhung bei nur geringfügig höheren Total<br />

Cost of Ownership. Datenbasierte Dienstleistungen<br />

adressieren dadurch die Herausforderungen der produzierenden<br />

Industrie im Allgemeinen als auch die<br />

des Werkzeugbaus im Speziellen.<br />

Datenbasierte Dienstleistungen lassen sich nach<br />

dem Data Analytics-Reifegradmodell in vier Kategorien<br />

steigender Komplexität einteilen:<br />

1. Descriptive Analytics<br />

Descriptive Analytics zielen darauf ab, Daten zu gewinnen<br />

und Transparenz über definierte Vorgänge im<br />

Werkzeug zu erzeugen. Integrierte Sensorik sowie<br />

Datenplattformen ermöglichen die kontinuierliche<br />

Überwachung und Bereitstellung ausgewählter<br />

Werkzeugparameter und das Angebot darauf abgestimmter<br />

Dienstleistungen. Unter anderem kann dadurch<br />

eine vernetzte Werkzeugüberwachung realisiert<br />

werden, indem Werkzeugbau und Kunde auf<br />

den durch Sensorik erfassten und in Echtzeit gespeicherten<br />

Werkzeugzustand zugreifen können. Infolgedessen<br />

besteht gesteigerte Transparenz hinsichtlich<br />

Betriebsstunden der Werkzeuge oder Reparaturhistorie<br />

und -bedarf.<br />

2. Diagnostic Analytics<br />

Dienstleistungen dieser Kategorie basieren auf der<br />

Verknüpfung von Daten mit dem Ziel, Ursache-Wirkungs-Beziehungen<br />

aufzudecken. Dadurch gewinnen<br />

20 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


MANAGEMENT «<br />

der Werkzeugbaubetrieb und der Kunde ein tiefgreifendes<br />

Verständnis über Produktionsprozesse und<br />

Werkzeugverhalten und können gezielt Fehler und<br />

Optimierungspotenziale detektieren. Ergänzend zu<br />

der Notwendigkeit von Sensorik und Datenplattformen<br />

ist eine sinnvolle, durch Algorithmen befähigte<br />

Datenverknüpfung für die Umsetzung von Diagnostic<br />

Analytics essenziell. Diese wiederum erfordert hoch<br />

qualifiziertes Personal.<br />

Ermöglicht wird dadurch bspw. die Umsetzung eines<br />

datenunterstützten Try-Outs, indem Fehlerbilder<br />

in der Einarbeitung mit werkzeugspezifischen Betriebsdaten<br />

verknüpft werden. Die selektive Anpassung<br />

von Parametern aufgrund von effizienter Ursachendetektion<br />

sorgt dafür, dass die für den Werkzeuganlauf<br />

notwendigen Iterationsschleifen deutlich<br />

gesenkt werden können.<br />

3. Predictive Analytics<br />

Unter Predictive Analytics fallende Dienstleistungen<br />

basieren auf der Prognosefähigkeit zukünftiger<br />

Werkzeugzustände. Dadurch können Werkzeugverschleiß<br />

frühzeitig erkannt und proaktiv Maßnahmen<br />

ergriffen werden, um werkzeugbedingten Produktionsausfällen<br />

entgegenzuwirken. Aufbauend auf historischen<br />

Daten werden mithilfe intelligenter Algorithmen<br />

Modelle erstellt, die die zukünftige Prognosefähigkeit<br />

befähigen.<br />

Daraus ergibt sich die Möglichkeit, Bauteile und<br />

Werkzeuge vorausschauend datenbasiert zu optimieren.<br />

Durch die exakte Zustandserfassung der Verzahnung<br />

von Bauteil und Werkzeug können Handlungsfelder<br />

für die Verbesserung der Funktionalität von<br />

beiden vorgeschlagen werden. Eine echtzeitnahe An-<br />

zeige der Auswirkungen der Optimierungsmaßnahmen<br />

vereinfacht den Entscheidungsprozess.<br />

4. Prescriptive Analytics<br />

Datenbasierte Dienstleistungen in der Kategorie<br />

Prescriptive Analytics gehen über die Prognose von<br />

Zuständen hinaus, indem Prognosemodelle zu Entscheidungsmodellen<br />

erweitert werden. Dadurch können<br />

Maßnahmen zur Erreichung eines Zielzustands<br />

automatisiert definiert und eingeleitet werden. Im<br />

Werkzeugbau resultiert dies in intelligenten und<br />

selbstoptimierten Werkzeugen. Für die Umsetzung<br />

dieser datenbasierten Dienstleistungen bedarf es neben<br />

Aktorik und Regelungstechnik ebenfalls geeigneter<br />

Entscheidungsmodelle.<br />

Dadurch werden unter anderem intelligente Tryouts<br />

möglich, bei denen ein Großteil der Parameteranpassung<br />

von Produktionsanlage und Werkzeug eigenständig<br />

übernommen wird. Dadurch können Iterationsschleifen<br />

minimiert sowie die Abhängigkeit<br />

von der Mitarbeiterqualifikation verringert werden.<br />

Hierfür werden inline sowohl Werkzeug- als auch<br />

Bauteilparameter erfasst. Durch eine fortlaufende<br />

Erfassung der produzierten Bauteile, einem Soll-Ist-<br />

Abgleich und folgender Parameteradaption durch<br />

Werkzeug und Anlage nähert sich das Produkt iterativ<br />

seinem Zielzustand an.<br />

Gesteigerter Kundennutzen<br />

Die beschriebenen datenbasierten Dienstleistungen<br />

zeigen, wie der Werkzeugbau gezielt als Produktivitätsbefähiger<br />

agieren kann. Dadurch wird nicht nur<br />

der Kundennutzen signifikant gesteigert, sondern auch<br />

die eigene Rolle im Wettbewerb langfristig gestärkt.<br />

Datenbasierte Dienstleistungen<br />

nach dem<br />

Data-Analytics-Reife -<br />

gradmodell.<br />

Bild: Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 21


» MANAGEMENT<br />

Bild: Waleed/stock.adobe.com<br />

Klimaneutralität und<br />

Nachhaltigkeit in der<br />

Lieferkette stehen auf<br />

der Agenda vieler<br />

Unternehmen. Spätestens<br />

ab 2024 sind Unternehmen<br />

ab 1000<br />

Mitarbeitern mit dem<br />

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />

in der<br />

Pflicht, sich mit Arbeitsbedingungen<br />

und<br />

Produktionsverfahren<br />

ihrer Zulieferer auseinanderzusetzen.<br />

Treibhausgas-Emissionen<br />

Voller Fokus auf die Lieferkette<br />

In einer Zeit, in der Klimaneutralität und Nachhaltigkeit eine immer bedeutendere Rolle spielen,<br />

stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Treibhausgas-Emissionen zu erfassen.<br />

Ein kostenloses Web-Tool hilft bei der Ermittlung der Emissionen aus der Lieferkette.<br />

» Dr. Christian Kühne, Geschäftsführer des Thinktank Industrielle Ressourcenstrategien<br />

Um Scope-1– und –2-Emissionen zu bilanzieren,<br />

stehen Unternehmen in der Regel ausreichend<br />

Informationen zur Verfügung. Komplexer verhält es<br />

sich mit Scope 3, also der Lieferkette. In einer ein -<br />

zigen Maschine können Vorprodukte von mehreren<br />

Kontinenten verbaut sein. Woher deren Einzelteile<br />

wiederum stammen, lässt sich angesichts der globalen<br />

Handelsverflechtungen kaum nachvollziehen. Mit<br />

Inkrafttreten des Lieferkettengesetzes Anfang 2023<br />

kommen zudem strenge Sorgfalts- und Haftungsregeln<br />

auf Unternehmen ab 3000 Mitarbeitern zu. Sie<br />

sind in der Pflicht, sich mit Arbeitsbedingungen und<br />

Produktionsverfahren ihrer Zulieferer auseinanderzusetzen<br />

und Verantwortung dafür zu übernehmen.<br />

Es sind also Antworten auf Fragen zu finden, wie<br />

beispielsweise, ob Emissionen vornehmlich durch bestimmte<br />

Stoffe oder vermehrt durch die Zulieferung<br />

aus bestimmten Herkunftsländern verursacht werden.<br />

Hilfestellung kann der scope3analyzer leisten,<br />

ein Programm, das im Rahmen eines Projekts des<br />

Thinktank Industrielle Ressourcenstrategien von der<br />

Hochschule Pforzheim und der Systain Consulting<br />

GmbH entwickelt wurde. Es ermöglicht Unternehmen,<br />

den Treibhausgasausstoß ihrer Lieferketten einfach<br />

und berichtstauglich zu ermitteln. Da das Projekt<br />

vom Land Baden-Württemberg und vom Umweltministerium<br />

des Landes gefördert wurde, ist die<br />

Nutzung kostenlos.<br />

Vorhandene Daten verwenden<br />

Besonders für Unternehmen mit einer umfangreichen<br />

Lieferkette stellt das Programm eine geeignete<br />

Methode dar, ihre Scope-3-Emissionen mit vergleichsweise<br />

geringem Aufwand verlässlich abzuschätzen.<br />

Da das Tool bestimmte Gütergruppen<br />

zusammenfasst, sind Ermittlung und Eingabe der<br />

erforderlichen Zahlen einfach – ohne, dass die Aus -<br />

sagekraft darunter leidet: Es werden lediglich die<br />

22 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


ANZEIGE<br />

Foto: Würth Industrie Service GmbH & Co. KG<br />

3D-Druck Lösungen der Würth Industrie Service<br />

Foto: Würth Industrie Service GmbH & Co. KG<br />

Die 3D-Druck-Experten stehen bei allen<br />

Prozessschritten beratend zur Seite.<br />

3D-Druck: Alles aus einer Hand<br />

Unter der Marke CPS ® WAM trägt die Würth Industrie Service dazu bei Erstmuster, Prototypen,<br />

Serienteile, Ersatzteile und Werkzeuge ab Losgröße 1 aus einer Hand zu realisieren.<br />

Ein umfassendes Sortiment an 3D-Druckern und Verbrauchsmaterialien ausgewählter<br />

Partner sowie Beratungen und Dienstleistungen runden den Service ab.<br />

Die Expertinnen und Experten des Bereichs<br />

CPS ® WAM begleiten Unternehmen von der Idee,<br />

über das fertig gedruckte Teil, bis hin zur Qualitätssicherung.<br />

Egal ob groß oder klein. Egal ob Einzelteil,<br />

Kleinserie oder echte Serienfertigung. Egal ob Konstruktionszeichnung<br />

oder vollwertiges 3D-Modell.<br />

Unterschiedliche Technologien und additive Fertigungsverfahren<br />

sowie ein leistungsfähiges Netzwerk<br />

an Partnern schaffen mehr Effizienz in der Supply<br />

Chain, reduzieren Entwicklungszeiten und ermöglichen<br />

eine optimale Erfüllung der Kundenbedürfnisse.<br />

Von leistungsstarken, gummiartigen oder transparenten<br />

Kunststoffen über Aluminium, Edelstahl,<br />

Werkzeugstahl bis hin zu hochtemperaturbeständigem<br />

Stahl oder Titan: Aus verschiedenen Materialien<br />

kann die passende Lösung für den individuellen Anwendungsfall<br />

gewählt und mit Hilfe verschiedenster<br />

Technologien wie Laserschmelzen, Lasersintern, Stereolithographie,<br />

3D-Metalldruck oder PolyJet umgesetzt<br />

werden. Unternehmen, die ihre Bedarfe bereits<br />

selbst drucken oder drucken möchten, bietet die<br />

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3D-Druckern, 3D-Scannern und Verbrauchsmaterialien.<br />

Als Teil der Würth Additive Group können sich<br />

Kunden auch im Bereich der additiven Fertigung weltweit<br />

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KONTAKT<br />

Würth Industrie Service GmbH & Co. KG<br />

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Telefon: +49 7931 91–3288<br />

E-Mail: additivemanufacturing@wuerth-industrie.com<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 23


» MANAGEMENT<br />

Grafik: Inec Hochschule Pforzheim<br />

Emissionen und wo sie entstehen<br />

Im Unternehmen lassen sich Emissionen in drei Kategorien<br />

unterscheiden: direkte Emissionen (Scope 1) eines Unternehmens,<br />

indirekte Emissionen (Scope 2), die durch<br />

den Energiebezug entstehen, sowie sonstige Emissionen<br />

(Scope 3) aus der Lieferkette (Tier-1 bis -n), dazu zählen<br />

importierte Rohstoffe sowie Vorprodukte und Güter aller<br />

Art. Der Anteil von Scope 3 an der Gesamtbilanz kann bei<br />

produzierenden Unternehmen bei 70 % und mehr liegen.<br />

Einkaufsdaten aus dem Wareneinkaufssystem benötigt,<br />

unter anderem Einkaufsvolumina unterschieden<br />

nach Warengruppen und Herkunftsländern. Der Anwender<br />

erhält unmittelbar die Ergebnisse und kann<br />

sie lokal abspeichern. Eine Speicherung im System<br />

erfolgt nicht, was gewährleistet, dass Nutzer anonym<br />

bleiben und die Sicherheit ihrer Daten gewahrt ist.<br />

Die Auswertungen lassen sich zwar nicht auf einzelne<br />

Produkte herunterbrechen, aber auf Standorte,<br />

Unternehmen oder Unternehmensbereiche. Deshalb<br />

gilt: Je mehr Lieferanten und Produkte ein Unternehmen<br />

hat, desto mehr profitiert es von diesem Tool.<br />

Produktionsbetriebe mit einer überschaubaren Lieferkette<br />

können die entsprechenden Emissionsdaten<br />

hingegen erheben, indem sie ihre Lieferanten direkt<br />

befragen.<br />

Das Institut für Industrial Ecology (INEC) der<br />

Hochschule Pforzheim, das den scope3analyzer mitentwickelt<br />

hat, steuert ein zwar fiktives, aber realistisches<br />

Beispiel bei, das die Ergebnisse des Tools veranschaulicht.<br />

Die vorliegenden Daten stellen einen<br />

Die Verteilung der Emissionen nach Produktgruppen kann dem Unternehmen als<br />

Entscheidungshilfe für etwaige Veränderungen dienen.<br />

Mittelständler aus der Maschinenbau-Branche dar:<br />

einen Produzenten von Heizungs- und Wasserrohr-<br />

Systemen mit 200 Mitarbeitern und einem Umsatz<br />

von 43 Mio. EUR (2021), dessen wichtigste eingekaufte<br />

Materialien Aluminium, Kupfer und Stahl<br />

sind. Die Auswertung der Einkaufsdaten mit dem<br />

scope3analyzer zeigt, dass mit 9.790 t CO 2 knapp<br />

94 % der CO 2 -Gesamtemissionen auf den Scope 3<br />

entfallen – und hier insbesondere auf den Einkauf<br />

von Stahl („Roheisen / Stahl, Ferrolegierungen und<br />

erste Produkte daraus“).<br />

Die Verteilung der Emissionen nach Produktgruppen<br />

kann dem Unternehmen als Entscheidungshilfe<br />

für etwaige Veränderungen dienen. Jedoch muss abgewogen<br />

werden, wo Einsparungen oder Umstellungen<br />

überhaupt realisierbar sind. Dass das Beispiel-<br />

Unternehmen das einzukaufende Material nicht austauschen<br />

kann, liegt auf der Hand – der Stahleinkauf<br />

bietet zwar das größte Effizienzpotenzial, bleibt für<br />

den Produktionsbetrieb jedoch die elementare Komponente<br />

seines Tagesgeschäfts. Wie kann das Unternehmen<br />

dennoch Anpassungen vornehmen, um dem<br />

Ziel der Nachhaltigkeit näherzukommen? Ein Blick<br />

auf den CO 2 -Fußabdruck der Herkunftsländer der Zulieferer<br />

könnte sich lohnen und die Einschätzung erlauben,<br />

ob eventuell Hersteller in anderen Ländern<br />

mit moderneren und nachhaltigeren Technologien<br />

arbeiten.<br />

Web-Tool hilft, Strategien abzuleiten<br />

Insbesondere für Unternehmen mit vielen Vorprodukten<br />

und einer umfangreichen Lieferkette kann der<br />

scope3analyzer von Nutzen sein. Dessen Ergebnisse<br />

erlauben valide Aussagen zu Scope-3-Emissionen<br />

und ermöglichen die Ableitung von Strategien und<br />

Maßnahmen fürs Lieferketten-Management. Zu dem<br />

ist es empfehlenswert, das Tool in der Lieferkette<br />

weiterzureichen. Verwenden die Lieferanten es ebenfalls,<br />

quasi rekursiv, verbessert sich die Ermittlung<br />

der Emissionen immer weiter, da sich Informationen<br />

über die Scope-1– und –2-Emissionen von Stufe zu<br />

Stufe verdichten. Somit schärft sich auch die Berichtstauglichkeit<br />

der Daten (etwa für Nachhaltigkeitsberichte)<br />

mit jeder weiteren Nutzung.<br />

Wenn es darum geht, nationale Klimaziele zu<br />

erreichen, müssen sich Unternehmen in erster Linie<br />

um Scope 1 und 2 kümmern. Unternehmen aus dem<br />

produzierenden Gewerbe sollte jedoch angesichts<br />

des hohen Anteils von 70 % und mehr an der<br />

CO 2 -Gesamtbilanz klar sein, dass Verbesserungen im<br />

Scope 3 auf globaler Ebene viel mehr dazu beitragen,<br />

das Klima zu schützen. Der scope3analyzer gibt eine<br />

Hilfestellung, um diesen Überblick im eigenen Unternehmen<br />

zu erhalten.<br />

24 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


SPECIAL<br />

» Formnext 2022<br />

Als die Branchenplattform für additive Fertigung und industriellen<br />

3D-Druck soll die Messe Formnext, die vom 15. bis 18.11.2022 in<br />

Frankfurt am Main stattfindet, ein internationaler Treffpunkt für<br />

die intelligente industrielle Produktion sein.<br />

Branchen-Treffpunkt<br />

für den 3D-Druck<br />

» Seite 26<br />

Additive und konventionelle<br />

Fertigung in Kombination<br />

» Seite 28<br />

Liquid Metal Printing zur<br />

Herstellung endkonturnaher<br />

Alu minium-Bauteile<br />

» Seite 29<br />

Additive Serienfertigung<br />

großer Kunststoff-Bauteile<br />

» Seite 30<br />

Richtiges Nachbearbeiten<br />

spart Zeit und Geld<br />

» Seite 31<br />

Bild: Mesago/Mathias Kutt<br />

Die Formnext soll 2022 thematisch so vielseitig und umfangreich sein wie noch nie.<br />

Eine wichtige Rolle spielt dabei auch das Partnerland Frankreich.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 25


Bild: Mesago/Marc Jacquemin<br />

Die Formnext 2022, internationale Messe für additive Fertigung, kann bereits 740 Aussteller vermelden.<br />

Vielseitiges Angebotsportfolio aus Frankreich<br />

Branchen-Treffpunkt<br />

für den 3D-Druck<br />

Nach dem vielversprechenden Restart als Präsenzmesse im vergangenen Jahr setzt<br />

die Formnext ihre erfolgreiche Entwicklung auch 2022 weiter fort: Ende September<br />

konnte die Messe für additive Fertigung bereits 740 Aussteller und eine gebuchte<br />

Bruttofläche von über 50.000 m² vermelden. Gleichzeitig verspricht die internationale<br />

Messe für additive Fertigung ein umfangreiches Rahmenprogramm.<br />

Formnext für Besucher<br />

Die Formnext, als Branchenhighlight der AM-Community, bietet Input,<br />

Kontakte und Lösungen für die Herausforderungen von morgen.<br />

Termin: 15. bis 18. November 2022<br />

Ort: Messe Frankfurt, Hallen 11 und 12<br />

Öffnungszeiten: 9 bis 18 Uhr, Freitag: bis 16 Uhr<br />

Veranstalter: Mesago Messe Frankfurt GmbH<br />

Ideeller Träger: VDMA Arbeitsgemeinschaft Additive Manufacturing<br />

Als eine der Branchenplattformen für<br />

additive Fertigung und industriellen<br />

3D-Druck ist die Formnext, die vom 15.<br />

bis 18. November 2022 stattfindet, ein<br />

internationaler Treffpunkt für die intelligente<br />

industrielle Produktion. Zu den angemeldeten<br />

Ausstellern zählen Unternehmen<br />

wie 3D Systems, Additive Industries,<br />

AddUp, Arburg, BigRep, Carbon, Desktop<br />

Metal, DMG Mori, Dyemansion, EOS, Evonik,<br />

Farsoon, Formlabs, GE Additive, HP,<br />

Keyence, Markforged, Materialise, Renis-<br />

26 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


MESSE FORMNEXT «<br />

Bild: Mesago/Marc Jaquemin<br />

haw, Ricoh, Siemens, Sisma, SLM Solutions<br />

Group, Stratasys, Trumpf, Voxeljet,<br />

Xerox, XJet und Zeiss. Daneben zeigen<br />

zahlreiche internationale Konzerne ihre<br />

Lösungen entlang der gesamten Prozesskette,<br />

unter anderem BASF, Covestro,<br />

Evonik, GKN Sinter Metals Components,<br />

Höganäs, Linde, Mitsubishi Chemical,<br />

Oerlikon, Sandvik und viele mehr.<br />

„Diese erfolgreiche Entwicklung zeigt,<br />

dass die Aussteller die Formnext nach wie<br />

vor als wichtigsten Branchentreffpunkt<br />

und äußerst wertvolle Messeplattform<br />

sehen“, sagt Sascha F. Wenzler, Vice President<br />

Formnext beim Veranstalter Mesago<br />

Messe Frankfurt GmbH. Die Messe unterstreiche,<br />

dass für viele Unternehmen<br />

der AM-Branche persönliche Begegnungen<br />

unverzichtbar sind, um erfolgreich ihr<br />

Business zu betreiben, Entwicklungen voranzubringen<br />

oder Partner und Investoren<br />

zu finden.<br />

Additive Fertigung in Frankreich<br />

In diesem Jahr werden mehr als 30 französische<br />

Unternehmen, Verbände und<br />

Forschungseinrichtungen auf der Messe<br />

vertreten sein. Dabei zeigt die französische<br />

AM-Branche ein vielseitiges Angebotsportfolio<br />

entlang der gesamten Prozesskette.<br />

Darunter finden sich international<br />

etablierte AM-Größen wie Addup,<br />

zahlreiche junge Unternehmen wie<br />

Lynxter, Pollen AM und andere renommierte<br />

Industrieunternehmen wie Arkema,<br />

BINC Industries, Constellium, Granges,<br />

für die die additive Fertigung eine<br />

immer größere Rolle spielt. In Frankreich<br />

bieten nicht nur die starke Luftfahrt- und<br />

Additive gefertigt Bauteile, deren innenliegende<br />

Stützstrukturen zu erkennen sind.<br />

Automobilindustrie vielversprechende<br />

Anwendungsfelder für die additive Fertigung,<br />

sondern auch die Bereiche Bau und<br />

Architektur, Weinbau und Medizin. Mit<br />

France Additive, Cimes, CCI Nouvelle-<br />

Aquitaine und dem Carnot network for<br />

additive manufacturing werden sich zudem<br />

französische Partner und wichtige<br />

AM-Verbände, Regionen und Forschungseinrichtungen<br />

auf der Messe<br />

präsentieren.<br />

Vielfältiges Rahmenprogramm<br />

Die Formnext findet in den Hallen 11 und<br />

12 der Messe Frankfurt statt. Im vielfältigen<br />

Rahmenprogramm werden etablierte<br />

Events fortgeführt und ausgebaut. So findet<br />

bereits zum achten Mal die Start-up<br />

Challenge statt, die tragfähige Geschäftsideen<br />

junger Unternehmen auszeichnet.<br />

Die Aussteller der Start-up Area präsentieren<br />

sich in Pitches auf der AM4U-Bühne,<br />

zudem gibt es spannende Beiträge<br />

zum Thema Investment und Funding. Der<br />

Ideenwettbewerb purmundus challenge<br />

feiert sein 10. Jubiläum mit einem Empfang<br />

und einer Sonderschau „Best of 10<br />

Years“. Neben den Discover3Dprinting-<br />

Seminaren (in Deutsch und Englisch),<br />

können sich die Besucher auf der Plattform<br />

AM4U zum Beispiel über die vielfältigen<br />

Karrieremöglichkeiten in der AM-<br />

Industrie informieren.<br />

Darüber hinaus wird auch 2022 das<br />

vom Partner TCT organisierte Konferenzprogramm<br />

aktuelle Trends und Entwicklungen<br />

der additiven Fertigung thematisieren.<br />

Der VDMA zeigt eine Sonderschau<br />

mit wertvollen AM-Anwendungen aus der<br />

Welt des Maschinenbaus und gibt mit<br />

Vorträgen auf der AM4U-Bühne dazu<br />

weitere Einblicke.<br />

Die Sonderschau BE-AM zeigt die Entwicklungen<br />

aus dem Bereich 3D-Druck in<br />

der Bauindustrie, gleichzeitig präsentiert<br />

die BE-AM-Konferenz zahlreiche Hintergründe<br />

in diesem Feld. Das für die gesamte<br />

AM-Industrie und Anwender wichtige<br />

Thema Normen und Standards wird auch<br />

in diesem Jahr wieder von Experten und<br />

Entscheidern aus der gesamten Welt auf<br />

dem ASTM Standards- Forum am Vortag<br />

der Messe diskutiert. (fr)<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 27


» MESSE FORMNEXT<br />

Blauer Laser bietet besonders gutes Absorptionsverhalten<br />

Additive und konventionelle<br />

Fertigung kombiniert<br />

Zu den Highlights von DMG Mori (Halle 12.0, Stand D139) gehört ein blauer Laser für die<br />

Hybridmaschine. Er bietet ein besseres Absorptionsverhalten, was beispielsweise die<br />

Verarbeitung von reinem Kupfer ermöglicht. Hinzu kommen neue Features im AM Assistant.<br />

Bearbeitungszentren<br />

wie die DMP 35<br />

komplettieren den<br />

Prozess rund um die<br />

additive Fertigung in<br />

der hochgenauen<br />

Nachbearbeitung.<br />

Der blaue Laser für die Lasertec DED hybrid Modelle<br />

hat eine Wellenlänge von 450 nm und<br />

zeichnet sich durch ein besonders gutes Absorptionsverhalten<br />

aus. Insbesondere bei reflektierenden Materialien<br />

wie etwa Kupfer ist dies von Vorteil. Die Absorptionsrate<br />

liegt in diesem Fall bei 44 % – ver -<br />

glichen mit 2 % bei Infrarotlicht.<br />

Aufgrund seiner guten Wärmeleitfähigkeit verleiht<br />

Kupfer zum Beispiel Spritzgussformen und Umformwerkzeugen<br />

verbesserte Kühleigenschaften. In der<br />

Luft- und Raumfahrttechnik kommt es – als Bi-<br />

Metall mit Nickelbasis-Superlegierungen – in Hitzeschildern<br />

von Raketendüsen zum Einsatz. Die guten<br />

Gleiteigenschaften von Buntmetall ermöglichen darüber<br />

hinaus neue Anwendungen – beispielsweise<br />

kupferbeschichtete Gleitlager in Windkraftanlagen.<br />

Reparatur von Werkzeugformen<br />

In der Fertigung von Werkzeugformen spielen Multimaterialanwendungen<br />

eine große Rolle, die in dieser<br />

Form nur mittels additiver Fertigung realisierbar sind.<br />

Bild: DMG Mori<br />

So können Druckgussformen mit einem Kern aus<br />

einer Bronzelegierung versehen werden. Eine Lasertec<br />

65 DED hybrid baut diesen Kern auf und fräst im<br />

selben Prozess hochfunktionale Kühlkanäle, was für<br />

eine optimale Wärmeabfuhr sorgt. Anschließend<br />

wird dieser Kern mit einem Mantel aus Warmarbeitsstahl<br />

versehen.<br />

Auch die Reparatur von Werkzeugformen ist mit<br />

den Maschinen der Lasertec DED hybrid Baureihe<br />

möglich. Auf eine beschädigte Stelle wird zunächst<br />

Material aufgetragen. Im nachfolgenden Fräsprozess<br />

erfolgt die Fertigbearbeitung in Originalqualität. Je<br />

nach Größe der Bauteile bietet sich bei solchen Anwendungen<br />

auch eine Lasertec 125 DED hybrid mit<br />

deutlich mehr Arbeitsraum an.<br />

Für eine optimale und vor allem nachweisbare<br />

Werkstückqualität ist es in der additiven Fertigung<br />

entscheidend, die wichtigen Prozessgrößen durchgängig<br />

zu überwachen und zu regeln. Der AM Assistant,<br />

eine Kombination aus Hard- und Software für<br />

Lasertec DED und Lasertec DED hybrid Maschinen,<br />

überwacht daher Prozessgrößen wie beispielsweise<br />

die Laserleistung, den Pulvermassenstrom, das<br />

Schutzgas, sowie die Schmelzbadtemperatur. Somit<br />

wird ein ebenso stabiler wie transparenter Fertigungsprozess<br />

erreicht, der einerseits den Maschinenbediener<br />

entlastet und gleichzeitig die Prozessentwicklung<br />

deutlich vereinfacht.<br />

Zwei Pulverbett-Prozessketten<br />

Zwei Prozessketten lassen sich mit der Lasertec SLM<br />

Baureihe von DMG Mori realisieren: Zum einen können<br />

Anwender additiv gefertigte Werkstücke auf einer<br />

Fräsmaschine wie der 5-achsigen DMP 35 mit<br />

der erforderlichen Oberflächenqualität nachbearbeiten.<br />

Zum anderen können die Modelle der Lasertec<br />

SLM Baureihe im Pulverbett zuvor gefräste Grundplatten<br />

oder -körper ganz ohne Stützstrukturen fertigstellen.<br />

(fr)<br />

28 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Liquid-Metal-Printing-Anlage baut schnell Aluminium-Teile<br />

Aluminiumbauteile<br />

endkonturnah 3D-drucken<br />

Bild: Grob<br />

Werkzeugmaschinenhersteller Grob (Halle 11.0, Stand C51) präsentiert<br />

mit der GMP300 erstmals auf der Messe Formnext sein Fertigungsver -<br />

fahren Liquid Metal Printing zur Herstellung endkonturnaher Bauteile.<br />

Mit der GMP300 von Grob<br />

können endkonturnahe<br />

Aluminiumbauteile in<br />

Serie hergestellt werden.<br />

Gezeigt wird die GMP300 für die Einzel-<br />

und Kleinserienfertigung von Aluminiumbauteilen.<br />

Dabei steht GMP für<br />

Grob Metal Printing und die 300 für die<br />

Größe des Arbeitsraumes 300 mm x<br />

300 mm x 300 mm. Die GMP300 ist mit<br />

einer 3-Achs-Kinematik und einer maximalen<br />

Achsgeschwindigkeit von 30 m/min<br />

ausgestattet. Die inerte Atmosphäre sorgt<br />

für gleichbleibend gute Materialeigenschaften.<br />

Das aktuell im Metallbereich am weitesten<br />

verbreitete Verfahren ist das<br />

Powder-Bed Fusion (PBF) Verfahren unter<br />

Einsatz einer Laserstrahlquelle. Es weist<br />

allerdings einige kritische Aspekte auf,<br />

wie die hohen Kosten für das Ausgangsmaterial<br />

verbunden mit dem Aufwand<br />

rund um die Pulverhandhabung, die geringen<br />

Aufbauraten vieler Anlagen und<br />

den damit hohen Prozesszeiten sowie den<br />

hohen Aufwand für die notwendigen<br />

Post-Processing Schritte. Vor diesem Hintergrund<br />

und um den zunehmenden Anforderungen<br />

der Märkte nach individuell<br />

angepassten und endkonturnahen Produkten<br />

gerecht werden zu können, wurde<br />

bei Grob mit Liquid Metal Printing (LMP)<br />

ein wirtschaftliches und gleichzeitig flexibles<br />

additives Fertigungsverfahren entwickelt,<br />

das die Nachteile traditioneller,<br />

metallverarbeitender additiver Fertigungsverfahren<br />

beseitigen soll.<br />

Draht als Ausgangsmaterial<br />

Im Gegensatz zu den bekannten Pulverbettverfahren<br />

ist bei dem von Grob entwickelten<br />

LMP-Verfahren das Ausgangsmaterial<br />

Draht. Dadurch werden die Materialkosten<br />

reduziert und es gibt keine<br />

Gesundheits- oder Explosionsgefahr.<br />

Beim LMP-Verfahren handelt es sich um<br />

einen Mikrogießprozess, der im Gegensatz<br />

zum Schweißen keinen oder nur geringen<br />

thermischen Verzug aufweist. Das<br />

LMP-Verfahren erzeugt ein homogenes<br />

Mikrogefüge bei Streckgrenzen,<br />

die gleich oder<br />

zum Teil auch über den<br />

Werten des Ausgangsmaterials<br />

liegen.<br />

Darüber hinaus punktet<br />

das Verfahren durch<br />

seine hohe Flexibilität<br />

und Produktivität. Die<br />

Flexibilität wird erreicht<br />

durch die Möglichkeit eines<br />

schnellen Material-<br />

Bild: Grob<br />

Die GMP300 von Grob nutzt<br />

das Liquid Metal Printing<br />

(LMP)-Verfahren bei dem als<br />

Ausgangsmaterial ein Draht<br />

zum Einsatz kommt.<br />

wechsels, durch die hohe Variabilität des<br />

Tropfendurchmessers, und dadurch, dass<br />

sich der Druckkopf sowie die Bauplatten<br />

schnell wechseln lassen.<br />

Die hohe Produktivität entsteht in erster<br />

Linie durch die erreichbaren hohen<br />

Aufbauraten, durch den reduzierten<br />

Nachbearbeitungsaufwand und der Tatsache,<br />

dass die Bauteilkosten nur gering<br />

über den Füllgrad der Bauplatte skalieren.<br />

Höhere Aufbaurate<br />

Die LMP-Technologie ist auf dem Markt<br />

so gut wie noch nicht bekannt. Trotzdem<br />

wird sie bei Grob als eine wichtige Erweiterung<br />

der im Markt existierenden, metallverarbeitenden<br />

additiven Fertigungsverfahren<br />

gesehen. Dabei punktet das<br />

Verfahren mit einer höheren Aufbaurate<br />

als vergleichbare PBF-Anlagen bei einer<br />

besseren Bauteilauflösung verglichen mit<br />

aktuellen DED (Direct Energy Deposition)<br />

Verfahren.<br />

Bereits bei der Entwicklung der<br />

GMP300 hat Grob auf eine robuste und<br />

industrietaugliche Umsetzung geachtet.<br />

„Ohne Pulverhandhabung sowie der Verzicht<br />

auf jegliche Strahlquellen ermöglichen<br />

die Integration der Anlagen in eine<br />

bestehende Fertigung ohne erhöhte<br />

Sicherheitsvorkehrungen“, weiß Dr.-Ing.<br />

Johannes Glasschröder, bei Grob zu -<br />

ständiger Teamleiter für die additive<br />

Fertigung, einen weiteren Vorteil zu<br />

schätzen. „Zudem sehen wir durch die<br />

Notwendigkeit der Nachbearbeitung von<br />

Funktionsflächen additiv gefertigter Bauteile<br />

starke Synergieeffekte mit unserem<br />

bereits bestehenden Portfolio im Bereich<br />

der zerspanenden Fertigung“. (fr)<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 29


» MESSE FORMNEXT<br />

Lösungen für spezielle additive Fertigungsaufgaben<br />

Freeformer für die Serienfertigung<br />

großer Bauteile<br />

Ein besonderes Augenmerk legt Arburg (Halle 12.1, Stand D61) auf die Kunststoff-<br />

3D- Druck- Anlage Freeformer 750–3X, deren Bauraum sich zur schnellen Serienfertigung<br />

großer Bauteile beziehungsweise mehrerer Artikel pro Bauauftrag eignet.<br />

Als Weltleitmesse sei die Formnext für<br />

Arburg-additive eine der wichtigsten<br />

Fachmessen überhaupt“, erklärt Geschäftsführer<br />

Dr. Victor Roman. „Deshalb<br />

sind wir mit einem entsprechend umfangreichen<br />

Auftritt präsent.“ Besonders<br />

im Fokus steht dabei die neue<br />

Kunststoff-3D-Druck- Anlage Freeformer<br />

750-3X, in deren Bauraum sich große Teile<br />

in Serie oder mehrere Artikel pro Bauauftrag<br />

fertigen lassen. Das Prinzip der<br />

Materialaufbereitung bleibt bei dem Freeformer<br />

750-3X gleich, allerdings ist das<br />

gesamte System – Aufbereitung und Austragseinheiten<br />

– optimiert, sodass die neue<br />

Baueinheit kompakter konstruiert werden<br />

konnte. Äußerlich ist der Freeformer<br />

750–3X nicht vom 300–3X zu unterscheiden,<br />

da er über die gleichen Außenabmessungen<br />

verfügt. Rund 2,5-mal größer ist<br />

jedoch der Bauteilträger mit rund 750 cm.<br />

Der signifikant vergrößerte Bauraum<br />

mit den Maßen 330 mm x 230 mm x<br />

230 mm, in dem die Temperaturen ganz<br />

ohne speziellen Luftfluss beziehungsweise<br />

-umlauf stabil gehalten werden, entsteht<br />

im Detail durch mehrere technische<br />

Neuerungen. Dazu gehören optimierte<br />

Massedruckerzeuger zum Dosieren und<br />

Einspritzen, bei denen Servo-Motoren von<br />

AMKmotion, einem Unternehmen der Arburg-Familie,<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Die drei Austragseinheiten können dadurch<br />

enger und kompakter zueinander<br />

angeordnet werden. Aufgrund von neuen<br />

Softwarefeatures der Steuerung konnte<br />

die Druckgeschwindigkeit erheblich gesteigert<br />

werden. So lassen sich zum Bei-<br />

Dr. Viktor Roman, Geschäftsführer, Arburg-additive<br />

spiel prozessoptimierte gitterförmige<br />

Stützstrukturen realisieren, bei denen die<br />

Bauzeit um bis zu 55 % schneller ist als<br />

bei herkömmlich aufgebauten.<br />

Weichmaterialien verarbeiten<br />

Der Freeformer 200–3X soft eignet sich<br />

vor allem zur Verarbeitung von Weichmaterialien<br />

wie etwa TPE in einer großen<br />

Shorehärten-Bandbreite. Die Materialtrocknung,<br />

die beim Verarbeiten von<br />

Weichmaterialien notwendig ist, ist integriert<br />

und über die Steuerung programmierbar.<br />

Durch ihre schonende Plastifizierung<br />

kann die Maschine auch zur Herstellung<br />

von Bauteilen mit hoher mechanischer<br />

Festigkeit eingesetzt werden.<br />

Ebenfalls auf dem Stand vertreten ist<br />

das Arburg-Familienmitglied innovatiQ.<br />

Dessen Systeme verarbeiten FFF-Filamente<br />

(Fused Filament Fabrication) sowie LSR<br />

(Liquid Silicone Rubber). (fr)<br />

Bild: Arburg<br />

Bild: Arburg<br />

Der Freeformer 750-3X verfügt über<br />

einen signifikant vergrößerten Bauraum<br />

und eignet sich daher für die schnelle<br />

Serienfertigung großer Bauteile.<br />

30 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Anlagen für das Post-Processing<br />

Richtiges Nachbearbeiten<br />

spart Zeit und Geld<br />

Bild: AM Solutions<br />

Mit dem kontinuierlichen Wachstum des 3D-Drucks als echte<br />

Produktionstechnologie wird die Qualität der Oberflächenbeschaffenheit<br />

und die Reproduzierbarkeit exakter Toleranzen immer wichtiger.<br />

Additiv gefertigte Bauteile<br />

und Komponenten können<br />

eine außerordentliche<br />

Komplexität der Geometrie<br />

und der inneren Kanäle aufweisen,<br />

was im Post Processing<br />

zu Problemen führen<br />

kann. Bei bestimmten Fertigungstechnologien<br />

und Materialien<br />

ist es außerdem nötig,<br />

Stützstrukturen oder Pulver zu<br />

entfernen, was die Nachbearbeitung<br />

zusätzlich erschwert.<br />

„Post Processing ist ein extrem<br />

wichtiges Thema im<br />

3D-Druck Bereich, was nicht<br />

überrascht, da bei vielen Anwendungen<br />

die Nachbearbeitungsschritte<br />

zwischen 20 und<br />

50 % der gesamten Stückkosten<br />

eines Bauteils ausmachen<br />

können“, erklärt Daniel Hund,<br />

Marketingleiter bei Rösler/AM<br />

Solutions (Halle 12.0, Stand<br />

C81). „Deshalb ist es unser<br />

Ziel, den Zeit- und Kostenaufwand<br />

des Post Processing<br />

deutlich zu reduzieren und<br />

gleichzeitig die notwendige<br />

Präzision und Wiederholbarkeit<br />

im Auge zu behalten.<br />

Auf diese Weise sollen die<br />

automatisierten Nachbearbeitungstechnologien<br />

von AM<br />

Solutions die zuweilen langsame,<br />

kostspielige und unzusammenhängende<br />

Prozesskette<br />

überwinden und sicherstellen,<br />

dass die additive Fertigung<br />

zu einer effizienten und<br />

realisierbaren Produktionsalternative<br />

wird.<br />

Innovation<br />

braucht<br />

Dialog.<br />

Wir entwickeln die<br />

besten Automatisierungs-<br />

lösungen. Gemeinsam.<br />

Mit Ihnen. Heute für<br />

morgen.<br />

Besuchen Sie uns auf der SPS in Nürnberg vom<br />

8. bis 10. November 2022, in Halle 7, Stand 391 –<br />

mehr auf www.lenze.com<br />

Für die Nachbearbeitung 3D-gedruckter Teile bietet<br />

AM Solutions neben unterschiedlichen Verfahrensmitteln<br />

auch ein umfangreiches Maschinenportfolio<br />

an Eigen- und Partneranlagen an.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 31


» TECHNIK<br />

Online-Marktplatz für die industrielle additive Fertigung<br />

Kunden und Dienstleister<br />

intuitiv vernetzt<br />

Die in Blomberg ansässige Protiq GmbH hat sich im Bereich der industriellen<br />

additiven Fertigung etabliert. Der vom Unternehmen betriebene<br />

Online-Marktplatz soll sowohl Kunden als auch Fertigungsdienstleistern<br />

Vorteile bieten. Als Ergänzung zum reinen 3D-Druck bildet der Marketplace<br />

nun ebenfalls konventionelle Herstellungsverfahren ab.<br />

» Max Wissing, Technologiemanager additive Fertigung, Protiq<br />

Die additive Fertigung wächst seit Jahren stetig.<br />

Die steigende Nachfrage nach 3D-gedruckten<br />

Bauteilen sowie das große Interesse aller industriellen<br />

Bereiche eröffnet auf der Anbieter – ebenso wie<br />

der Kundenseite – zahlreiche Möglichkeiten. Aufgrund<br />

der schnellen technologischen Weiterentwicklung<br />

und des breiten Angebots wird es für Kunden jedoch<br />

schwierig, das richtige Verfahren für ihre Anwendung<br />

zu finden. Auf der anderen Seite stellt es<br />

für Fertigungsdienstleister mit einer innovativen,<br />

aber noch nicht ausreichend bekannten Lösung eine<br />

Herausforderung dar, mehr Sichtbarkeit auf dem immer<br />

unübersichtlicheren Markt zu erlangen.<br />

Der Protiq Marketplace, der mittlerweile fast 30<br />

Anbieter umfasst, stellt eine intuitiv bedienbare<br />

Plattform zur Verfügung, die den Bedürfnissen von<br />

Kunden und Dienstleistern gerecht wird. Protiq fokussiert<br />

sich dabei auf die hohen Anforderungen und<br />

Qualitätsstandards der Industrie, die Online-Plattform<br />

richtet sich allerdings ebenfalls bewusst an Privatkunden.<br />

Digitaler Preisvergleich<br />

Auf dem Protiq Marketplace hat der Kunde die Möglichkeit,<br />

seine Bestellung eines individuellen 3D-Bauteils<br />

zu platzieren, ohne einen langwierigen Angebots-<br />

Auf dem Protiq Marketplace<br />

hat der Kunde<br />

die Möglichkeit, seine<br />

Bestellung eines<br />

3D-Druck-Bauteils zu<br />

platzieren, ohne einen<br />

langwierigen Angebotsprozess<br />

durchlaufen<br />

zu müssen.<br />

Bild: Protiq<br />

32 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Bild: Protiq<br />

prozess durchlaufen zu müssen. Dazu kann er schon<br />

auf der Startseite den Datensatz des zu druckenden<br />

Bauteils hochladen. Zu diesem Zweck unterstützt der<br />

Marktplatz sämtliche gängigen 3D-Datenformate. Im<br />

Hintergrund überprüft ein Algorithmus den Datensatz<br />

auf die generelle Baubarkeit und geometrische Abmessungen.<br />

Eventuelle Datenfehler im Modell – beispielsweise<br />

offene Konturen – werden automatisch<br />

durch eine leistungsstarke Reparatursoftware behoben.<br />

Danach erhalten die Kunden ein visuelles Feedback<br />

ihres Bauteils und können dieses skalieren oder<br />

die reparierte Datei kostenlos herunterladen.<br />

Anschließend wählen die Kunden den gewünschten<br />

Werkstoff inklusive einer optimalen Nachbearbeitung<br />

aus dem Prozess- und Materialportfolio des<br />

Marktplatzes aus. In diesem Zusammenhang profitieren<br />

sie vom live pricing aller Anbieter, deren Angebote<br />

auf einen Blick gegenübergestellt werden. Der<br />

Protiq Marketplace beinhaltet aktuelle über 130 verschiedene<br />

Materialien, 14 unterschiedliche Fertigungsverfahren<br />

sowie 28 Dienstleister. Neben der<br />

stückzahlabhängigen Preisinformation gibt der<br />

Marktplatz Auskunft über die durchschnittliche Lieferzeit<br />

und die Versandkosten. Für den Kunden vereinfacht<br />

und verkürzt sich auf diese Weise die zeitaufwändige<br />

Online-Recherche sowie die konventionelle<br />

Einholung verschiedener Angebote.<br />

Automatisierte Angebotserstellung<br />

Im nächsten Schritt werden die konfigurierten Bauteile<br />

in den Warenkorb überführt. Die angemeldeten<br />

Kunden können nun eine interne Bestellnummer für<br />

sämtliche Begleitdokumente vermerken sowie ein offizielles<br />

Angebot der getätigten Konfiguration abspeichern<br />

und herunterladen. Nach der Auswahl der<br />

Versand- und Zahlungsart wird für den Warenkorb<br />

im letzten Schritt des Prozesses innerhalb weniger<br />

Sekunden eine Bestellung erteilt.<br />

Ein in die Plattform integriertes Rollen-Rechte-<br />

System erleichtert die internen Abläufe beim Kunden<br />

zusätzlich: Er hat die Möglichkeit, die konfigurierten<br />

Warenkörbe als Projekt zu archivieren und zu teilen.<br />

So kann der Konstrukteur oder Entwickler zum Beispiel<br />

dem operativen Einkauf eine Bestellanforderung<br />

zuweisen, was die Kommunikations- und<br />

Dienstwege verkürzt. Dabei legt der anfordernde Entwickler<br />

alle bauteilspezifischen Merkmale der Bestellung<br />

– beispielsweise das Fertigungsverfahren, die<br />

derzeitige Bauteilversion oder das ausgesuchte Material<br />

– selbst fest.<br />

Abgesehen von der additiven Fertigung umfasst<br />

das Portfolio des Marktplatzes Schulungs- und Ingenieursdienstleistungen.<br />

Die Kunden profitieren damit<br />

von der mehr als zehnjährigen Erfahrung des Unternehmens<br />

im Bereich 3D-Druck, der fertigungsgerechten<br />

Gestaltung der additiven Bauteile im Rahmen<br />

einer Konstruktionsdienstleistung sowie einer<br />

simulationsbasierten Bauteiloptimierung.<br />

Des Weiteren ist der Leistungsumfang des Protiq<br />

Marketplace im Sinne des industrial manufacturing<br />

deutlich erweitert worden. Durch die Integration der<br />

konventionellen Herstellungsverfahren des Vakuum-<br />

Als Ergänzung zum<br />

reinen 3D-Druck bildet<br />

der Marketplace nun<br />

ebenfalls konventionelle<br />

Herstellungsverfahren<br />

ab.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 33


» TECHNIK<br />

Den Protiq Marketplace<br />

nutzen mittlerweile<br />

fast 30 Anbieter.<br />

Bild: Protiq<br />

gießens, CNC-Fräsens sowie des Kunststoffspritzgießens<br />

ergeben sich erheblicher Mehrwerte für den<br />

Kunden. Neben der additiven Fertigung lassen sich so<br />

auch komplexe frästechnische Fertigungsbearbeitungen<br />

an den additiv aufgebauten Komponenten oder<br />

der klassische Werkzeugbau abbilden. Zudem bietet<br />

das Produktionsverfahren des Spritzgießens die Option,<br />

Bauteile mit sehr großen Stückzahlen in Serie<br />

herzustellen.<br />

Das Leistungsportfolio von Protiq beinhaltet folglich<br />

den kompletten Bauteillebenszyklus von der frühen<br />

Bauteilentwicklung über erste Funktionsprototypen<br />

und Vorserienmuster bis zur vollständigen Serienproduktion.<br />

Im Bereich „materials and more“ bietet<br />

der Protiq Marketplace außerdem Verbrauchsmaterial<br />

und Waren rund um die industrielle additive<br />

Fertigung.<br />

Vollständig Transparenz<br />

Ein weiterer Vorteil des Marktplatzes liegt in der<br />

Transparenz: Die Kunden können bewusst entscheiden,<br />

welchem Anbieter sie einen Fertigungsauftrag<br />

erteilen wollen. Abgesehen von den individuellen<br />

Preisen der unterschiedlichen Dienstleister unterstützen<br />

Angaben zu den durchschnittlichen Lieferzeiten<br />

sowie ein sternebasiertes Bewertungssystem<br />

den Besteller bei seiner Entscheidung. Darüber hinaus<br />

zieht er einen Nutzen aus der verbesserten<br />

Sichtbarkeit weniger bekannter Technologien mit<br />

neuen verarbeitbaren Materialien und innovativen<br />

Lösungen. Für die Anbieter des Marktplatzes liefert<br />

die Transparenz eine Grundlage, um mit eigenem Namen<br />

und Logo aufzutreten sowie von der Bekanntheit<br />

der Plattform zu profitieren. Durch die Teilnahme<br />

am Protiq Marketplace erweitern sie die eigenen<br />

Geschäftsfelder als Basis für eine Expansion. Bedingt<br />

durch das stetige Wachstum der gesamten Branche<br />

sorgt das immer umfassendere Herstellerangebot dafür,<br />

dass es insbesondere für kleine und mittelständische<br />

3D-Druck-Dienstleister deutlich schwieriger<br />

wird, sich auf dem Markt zu positionieren. Deshalb<br />

ist es wichtig, dass sie die Potenziale des Onlinehandels<br />

für sich erkennen und heben.<br />

Vor allem bei industriellen Kunden kommt der Datensicherheit<br />

auf der digitalen Ebene eine besondere<br />

Bedeutung zu. Zur Erfüllung dieser Anforderung setzt<br />

Protiq auf die bestmögliche Verschlüsselung der Online-Plattform<br />

sowie eine eigene professionell gesicherte<br />

Serverarchitektur auf dem eigenen Unternehmensgelände.<br />

Durch diese Maßnahmen ergibt sich<br />

eine hohe Datensicherheit. Ferner werden die hochgeladenen<br />

Bauteildaten lediglich bei einem offiziell<br />

erstellten Angebot und einer erfolgreichen Auftragserteilung<br />

gespeichert. Alle anderen Daten werden<br />

nach kurzer Zeit wieder gelöscht. Die Daten sind ausschließlich<br />

dem jeweiligen Fertigungsdienstleister<br />

zugänglich, der sie im Bedarfsfall erst nach einer<br />

Rücksprache mit dem Kunden weitergibt.<br />

Qualitätsanspruch<br />

Wesentliche Voraussetzung für ein Teilnahme am<br />

Marktplatz ist, dass die Anbieter über ein zuverlässiges<br />

Qualitätssicherungskonzept verfügen sowie einschlägige<br />

Zertifizierungen – zum Beispiel gemäß ISO<br />

9001 – vorlegen können. Die erfolgreiche Freischaltung<br />

eines neuen Anbieters auf dem Marketplace bedarf<br />

stets eines persönlichen Qualifizierungsprozesses.<br />

Zudem haben die Kunden die Möglichkeit, die<br />

Qualität und Lieferzeiten der Dienstleister mit einem<br />

öffentlichen Sternesystem zu bewerten.<br />

34 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Data courtesy of GKN Metallurgy<br />

Ihr weltweiter Partner von der<br />

Einzel- bis zur Serienproduktion<br />

in der Additiven Fertigung<br />

LASSEN SIE UNS MÖGLICHKEITEN<br />

SCHAFFEN<br />

Neben der bewährten Multi Jet Fusion-Technologie<br />

für die Additive Fertigung von Kunststoffbauteilen<br />

bietet HP ab sofort auch eine Lösung für Metallbauteile:<br />

Die Metal Jet S100 beschleunigt innovative<br />

Designs und Produkte und ermöglicht zudem<br />

auch den digitalen Druck hochwertiger Teile in<br />

großen Stückzahlen. Wir zeigen Ihnen auf den<br />

nächsten Seiten wie HP Unternehmen von der<br />

Einzel- bis zur Serienproduktion als weltweiter<br />

Partner in der Additiven Fertigung unterstützen<br />

kann.<br />

Data courtesy of Campetella<br />

In Kooperation mit


Nachgefragt<br />

Meaghan Ferris und Raffi Beglarian, HP Personalization & 3D Printing<br />

Mit der Multi Jet Fusion-Technologie bietet HP ein bewährtes 3D-Druck-System für die<br />

Fertigung von Endkundenbauteilen – von der Losgröße 1 bis zur Serienproduktion. Für den<br />

Metall-3D-Druck bietet HP mit der Metal Jet S100 nun ein völlig neues Gesamtsystem,<br />

das ebenfalls in der Serienproduktion zum Einsatz kommen kann. Meaghan Ferris, Global<br />

Head of 3D Metal Printing Go-To-Market and Business Development und Raffi Beglarian,<br />

3D Printing Sales Manager EMEA zeigen, wie Unternehmen mit den beiden Systemen<br />

effektiver produzieren können.<br />

Für welche Unternehmen eignet sich der 3D-Druck besonders?<br />

Ferris: Grundsätzlich glaube ich, dass fast jedes Unternehmen,<br />

das konstruiert, fertigt, repariert oder liefert, in welcher<br />

Form auch immer, vom 3D-Druck profitieren kann! Und das<br />

unabhängig von der Branche.<br />

Wie muss sich ein Unternehmen aufstellen, um den 3D-<br />

Druck – auch in der Serienfertigung – sinnvoll einsetzen zu<br />

können?<br />

Beglarian: Je nach Größe und Struktur des Unternehmens<br />

beginnt alles entweder mit Einzelinitiativen sozusagen im<br />

Kleinen oder mit einer firmenweiten<br />

Strategie. Je nach<br />

Aufstellung sind auch große<br />

Unterschiede zu erkennen.<br />

Unternehmen mit 3D-Druck-<br />

Konstruktionskompetenz, Mut<br />

zu Neuem oder einfach aus<br />

einem entstandenen Bedarf<br />

heraus, werden entsprechend<br />

mit schnelleren Konstruktionszyklen,<br />

Time-to-part, Time-tomarket<br />

und, gerade in diesen<br />

Zeiten, mit einer höheren Teileverfügbarkeit<br />

belohnt.<br />

Gründe und sinnvolle Anwendungsbereiche<br />

für Additive<br />

Fertigungsverfahren und die<br />

daraus resultierenden Differenzierungsmöglichkeiten<br />

gibt<br />

es heute genug.<br />

Meaghan Ferris<br />

Warum sollte ein Unternehmen<br />

gerade auf die Multi Jet Fusion-Technologie von HP setzen?<br />

Beglarian: Die MJF-Technologie ist derzeit die beste und<br />

wirtschaftlichste, die es auf dem Markt gibt. Eine gerade<br />

veröffentlichte weltweite Umfrage von Wohlers ergab, dass<br />

sich die Mehrheit der Unternehmen für die HP-Technologie<br />

entscheiden würde, wenn sie sich jetzt entscheiden müsste.<br />

HP hat auf der IMTS in Chicago mit der Metal Jet S100 ein<br />

völlig neues Metall-3D-Druck-System präsentiert. Was ist<br />

das Besondere an der HP Metal Jet-Technologie?<br />

Ferris: Die neue revolutionäre HP Metal Jet Lösung ist die<br />

weltweit fortschrittlichste 3D-Drucktechnologie für Metalle,<br />

die die Fertigung verändern und die Serienproduktion von<br />

3D-Druck-Metallbauteilen zum ersten Mal zu einer skalierbaren<br />

Realität machen soll.<br />

HP hat bei der Metal Jet S100 seine enorme Erfahrung im<br />

3D-Druck mit Kunststoffen<br />

genutzt, um auch für den<br />

Metallbereich eine revolutioniere<br />

Technologie anzubieten.<br />

Mit der Metal Jet-Lösung<br />

bietet HP gerade für Unternehmen<br />

aus der Medizinindustrie,<br />

dem allgemeinem<br />

Maschinenbau und der<br />

gesamten Automotive-Bereich<br />

eine effektive Produktionsanlage.<br />

Die HP Metal Jet-Technologie<br />

kann dabei als Teil einer<br />

digitalen Fertigung in den<br />

bestehenden Prozess integriert<br />

werden und das sowohl<br />

bei kleinen und als auch bei<br />

großen Stückzahlen. Dabei<br />

bleibt die Produktivität und<br />

Qualität bei wettbewerbsfähigen<br />

Kosten pro Teil konstant hoch. Mit der HP Metal Jet-<br />

Lösung können Kunden größere und kompliziertere Teile<br />

herstellen, die mit anderen Technologien nicht realisierbar<br />

gewesen wären.


Was ist das Besondere an dem seit Jahren bewährten<br />

Multi Jet Fusion-Verfahren?<br />

Beglarian: Das HP Multi Jet Fusion-Verfahren ist eine<br />

pulverbasierte 3D-Technologie, bei der mit HP-Druckköpfen<br />

spezielle Flüssigkeiten (fusion und detailing agent) auf das<br />

Pulver aufgebracht werden und mit thermischer Energie<br />

eine chemische Verschmelzung des Kunststoffs erreicht<br />

wird. Mit diesem Verfahren erzielen wir besonders hohe<br />

Produktionsgeschwindigkeiten bei einer sehr hohen Isotropie<br />

innerhalb der Bauteile. Hinzu kommen die geringeren<br />

Bauteilkosten im Vergleich zu anderen Additiven Verfahren,<br />

wie z.B. SLS.<br />

Die zahlreichen Industriepolymere (PA12, PA11, PA12GB, PP,<br />

TPA, TPU) für die MJF-Technologie ermöglichen es das MJF-<br />

Verfahren in einer Vielzahl von Branchen, vom allgemeinen<br />

Maschinenbau über die<br />

Automobilindustrie bis hin zu<br />

Konsumgütern und medizinischen<br />

Produkten einzusetzen.<br />

Die MJF-Technologie ist<br />

insbesondere für die Serienfertigung<br />

optimiert worden.<br />

Wie wird die hierfür benötigte<br />

hohe Bauteilqualität sichergestellt?<br />

Beglarian: Die speziellen fusion<br />

und detailing agents ermöglichen<br />

sehr gute Oberflächeneigenschaften<br />

und eine<br />

hohe Isotropie, insbesondere<br />

in z-Richtung. Darüber hinaus<br />

können Prüfkörper automatisch<br />

zur Qualitätskontrolle in<br />

den Bauraum integriert werden.<br />

Damit kann eine hochpräzise<br />

Dimensionsprüfung mittels 3D-Scanning erfolgen<br />

und individualisierte Qualitätsprüfungsprozesse ähnlich<br />

wie bei konventionellen Fertigungsverfahren eingesetzt<br />

werden. Um langfristig eine gleichbleibende Bauteilqualität<br />

zu erhalten, ist eine (präventive) Wartung der Anlage<br />

zudem unerlässlich. Für die Koordination der verschiedenen<br />

3D-Drucker gibt es die Softwarelösung Process<br />

Control. Im Allgemeinen wird die Genauigkeit nach IT13 mit<br />

einer Prozesssicherheit von Cpk 1,0-1,33 erreicht.<br />

Raffi Beglarian<br />

Kann ich die MJF-Technologie auch zur Fertigung von Einzelteilen<br />

und Prototypen sinnvoll einsetzen?<br />

Beglarian: Die Herstellung von Einzelteilen und Prototypen<br />

mittels MJF bietet mehrere Vorteile gegenüber der manuellen<br />

Einzelteilfertigung oder alternativen Prototyping-<br />

Technologien, da das MJF-Verfahren direkt am Einzelteil als<br />

serienreife Technologie bewertet werden kann und nach<br />

erfolgreicher Umsetzung auch Serien mit der gleichen Maschine<br />

produziert werden können. Darüber hinaus können<br />

Einzelteile zusammen mit bereits bestehenden Produktionen<br />

im Bauraum untergebracht werden, was die Kostenverteilung<br />

zusätzlich verbessert. Wie andere additive Verfahren<br />

erlaubt auch MJF Designanpassungen ohne Zeitverlust<br />

für den Formenbau in jedem Bauauftrag oder die parallele<br />

Fertigung mehrerer Designiterationen.<br />

Wie unterscheidet sich die neue Metal Jet-Lösung von bestehenden<br />

additiven Technologien?<br />

Ferris: Von den ersten Entwürfen bis hin zur Produktion<br />

durchbricht HP Metal Jet die Produktivitäts-, Qualitäts- und<br />

Kostenbeschränkungen bestehender 3D-Drucktechnologien<br />

für Metalle. HP ist jetzt bereit als globaler Partner in<br />

die Massenproduktion einzusteigen. HP Metal Jet ist die<br />

erste Anlagen-Technologie, die auch wirtschaftlich skaliert<br />

werden kann. Sie bietet zudem eine end-to-end-Lösung<br />

sowohl in Software als auch in Hardware (z. B. Betriebszeit,<br />

Ausbeute und OE), die unsere Kunden durch eine Lernkurve<br />

führen kann.<br />

Die Kundenorientierung ist das Herzstück der Geschäftstätigkeit<br />

von HP. Wir denken ständig über die Bedürfnisse<br />

unserer Kunden nach und betrachten die Entwicklung<br />

geeigneter Lösungen als Ganzes,<br />

anstatt uns nur auf das<br />

Endprodukt zu konzentrieren.<br />

Wir verbringen viel Zeit und<br />

Mühe mit unseren Kunden<br />

und bieten eine Reihe von<br />

Dienstleistungen während<br />

der gesamten Produktentwicklung<br />

an - von der Idee und<br />

dem Konzept bis hin zur Entwicklung<br />

und Fertigstellung<br />

des Endprodukts.<br />

Kann die Metal Jet-Technologie<br />

auch zur Additiven<br />

Fertigung von Bauteilen in<br />

großen Stückzahlen eingesetzt<br />

werden?<br />

Ferris: Auf jeden Fall: Die<br />

kommerzielle Verfügbarkeit<br />

der Metal Jet Lösung eröffnet<br />

nun Möglichkeiten für die Massenproduktion von Metallen<br />

mit neuen Partnern und Kunden auf der ganzen Welt, wie<br />

zum Beispiel Schneider Electric. Durch die Beschleunigung<br />

innovativer Designs und Produkte und den digitalen Druck<br />

großer Stückzahlen an qualitativ hochwertigen Bauteilen<br />

wird HP Metal Jet die Fertigung verändern. So wird Massenproduktion<br />

von 3D-Druck-Metallbauteilen zum ersten Mal<br />

zu einer skalierbaren Realität, und wir sind entschlossen,<br />

unsere Kunden beim Scale-up in die Massenproduktion zu<br />

unterstützen.<br />

Als führendes Unternehmen in der 3D-Druckbranche ist<br />

HP gut positioniert, um die Skalierung von Metallen in die<br />

Massenproduktion durch transformative digitale Metalllösungen<br />

in vielen Branchen zu unterstützen.<br />

Gibt es auch schon Partner in Deutschland, die die<br />

Metal Jet-Technologie nutzen?<br />

Ferris: Unsere Metal Jet-Technologie wird bereits von<br />

Dienstleistern genutzt, die von den Möglichkeiten der<br />

Technologie begeistert sind. Die Metal Jet 3D-Drucklösung<br />

bietet den Kunden ein hohes Maß an technischen<br />

und geschäftlichen Vorteilen, einschließlich erstklassiger<br />

Produktionsmöglichkeiten, integrierter Arbeitsabläufe,<br />

Abonnement- und Serviceangebote.<br />

Praxisbeispiele<br />

aus der Industrie


Fertigung ohne Grenzen – 3D-D<br />

HP Metal Jet: Schneider Electric druckt<br />

komplexe Gitterfilter<br />

Data courtesy of Schneider Electric<br />

Anwendung: Luftfilter /<br />

690V-Schutzschalter<br />

Material: HP Metal Jet SS 316L<br />

Nachbearbeitung: Keine<br />

Schneider Electric ist ein führendes Unternehmen für<br />

elektrische Ausrüstungen, das weltweit eine Vielzahl<br />

an Branchen bedient.<br />

Durch den Einsatz der HP Metal Jet-Technologie konnte<br />

Schneider Electric einen kostengünstigen qualitativ<br />

hochwertigen Metallfilter für seine Leistungsschalter<br />

entwickeln, der schneller als jede andere Lösung produziert<br />

werden kann.<br />

MEHRWERT<br />

• Konsolidierung der Montage<br />

• Benutzerfreundlichkeit für den Anwender<br />

• Gewichtsreduzierung<br />

Data courtesy<br />

of Lumenium


uck-Lösungen aus der Industrie<br />

Legor nutzt HP Metal Jet zur Herstellung von<br />

Mode- und Schmuckteilen in großem Maßstab<br />

Anwendungen: Ringe und Anhänger<br />

Material: HP Metal Jet SS 316L<br />

Nachbearbeitung: Keine<br />

Legor, ein führender Mode-Schmucklieferant, ist ein Experte<br />

für Schmuckdesign und Schmuckherstellung. Seine Lieferkette<br />

und seine Produktionskapazitäten ermöglichen es<br />

Legor, einzigartige Stücke mit sehr hoher Oberflächenqualität<br />

zu entwerfen.<br />

Ziel des Unternehmens war es, ein Fertigungsverfahren<br />

zur Herstellung von Teilen mit geringer Oberflächenrauheit<br />

für die Großserienproduktion von Mode und Schmuck zu implementieren.<br />

Legor nutzt die HP Metal Jet Technologie um<br />

eine große Vielfalt an hochwertigen polierten und komplexen<br />

Bauteilen in großem Maßstab herzustellen.<br />

MEHRWERT<br />

• Freiheit im Design<br />

• Kurze time-to-market<br />

Data courtesy of Legor<br />

HP Metal Jet: Lumenium fertigt ohne<br />

Werkzeuge<br />

Anwendung: Motorkomponente<br />

Material: HP Metal Jet SS 17 4PH<br />

Nachbearbeitung: Keine<br />

Lumenium arbeitet mit großen OEMs zusammen, um bei der Entwicklung und Herstellung von Bauteilen<br />

für Motoren, Bau- und Landmaschinen zu unterstützen. Die Herausforderung bestand darin, Motorkomponenten<br />

mit geringen Toleranzen ohne Werkzeuge herzustellen.<br />

Das 3D-gedruckte Bauteil ist für einen modularen Motor bestimmt, der kleiner, leichter, leistungsfähiger<br />

und effizienter als herkömmliche Motoren ist. Es erreicht die erforderlichen Abstimmungstoleranzen<br />

und minimiert die Bearbeitungsschritte.<br />

MEHRWERT<br />

• Freiheit im Design<br />

• Kosteneinsparungen


Everex Engineering:<br />

Hämo-Einzelblutanalyse<br />

Anwendung: Medizintechnik<br />

Material: HP 3D HR PA 12<br />

Mit der HP MJF-Technologie hat Everex Engineering<br />

neue Wege für die Konstruktion seiner medizinischen<br />

Geräte gefunden, um die Anzahl der benötigten Teile<br />

zu reduzieren und so das Gewicht der Geräte zu verringern,<br />

während gleichzeitig die Produktionskosten<br />

gesenkt und Lagerfläche eingespart werden konnte.<br />

MEHRWERT<br />

• Verkürzte Vorlaufzeit<br />

• Kosteneinsparungen<br />

Data courtesy of Everex<br />

KOCH Pac-Systeme druckt Verteilerblock<br />

für die Medienversorgung<br />

Anwendung: Vakuumtechnik<br />

Material: PA 12<br />

Die Komplexität in der Geometrie dieses Verteilerblocks,<br />

bestehend aus zwei großen Profilen für Vakuum und für<br />

Druckluft und sechs Anschlüssen für die Luftregulierung,<br />

würde bei herkömmlicher Fertigung verschiedene Halterungen,<br />

Rohre, Verschraubungen eine aufwändige Bearbeitung<br />

nach sich ziehen. Mit dem 3D-Druck gibt es für die<br />

Ingenieure von KOCH Pac-Systeme kaum noch fertigungstechnische<br />

Grenzen.<br />

MEHRWERT<br />

• Optimierte Leistung<br />

• Kosteneinsparungen


Vakuum-End-of-Arm-<br />

Tooling von Waitkus 360°<br />

Anwendung: Robotik<br />

Material: HP 3D HR PA11 & HP 3D HR PA<br />

12GB<br />

Waitkus 360° hat die Flexibilität des Werkstoffs HP 3D<br />

HR PA11 und die Festigkeit von HP 3D HR PA12GB kombiniert,<br />

um ein Vakuum-End-of-Arm-Tool zu entwickeln,<br />

das zuvor aus Aluminium gefertigt wurde. Während<br />

des Konstruktionsprozesses wurden umfangreiche<br />

FEM-Analysen durchgeführt, um sicherzustellen, dass<br />

der Materialeinsatz entsprechend den Belastungsbereichen<br />

optimiert wurde. Durch die Umstellung auf den<br />

3D-Druck konnte Waitkus 360° die Kosten und die Zeit<br />

bis zur Fertigstellung des Teils um 50 % senken und<br />

gleichzeitig Luftkanäle in das Teil integrieren, wodurch<br />

die Montage entfällt.<br />

Data courtesy of Waitkus 360°<br />

MEHRWERT<br />

• Freiheit im Design<br />

• Optimierte Leistung<br />

• Kurze time-to-market<br />

Data courtesy of KOCH Pac-Systeme


Ihr weltweiter Partner<br />

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Formnext | 15. - 18. November 2022<br />

Data courtesy of Oechsler<br />

Die Formnext ist die Leitmesse für Additive Fertigung<br />

und findet vom 15.11. bis zum 18.11.2022 in Frankfurt am<br />

Main statt. Nutzen Sie die Chance und erfahren Sie von<br />

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Rabia Uenal-Doekmeci<br />

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Fabian Schuster<br />

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HP MJF<br />

Meaghan Ferris<br />

Global Lead of Metals<br />

HP Metal Jet<br />

Malte Behrens<br />

Business Development<br />

Executive<br />

HP Metal Jet<br />

Tim Weber<br />

Global Lead of Materials<br />

HP Metal Jet<br />

Lorant Botskor<br />

Raffi Beglarian<br />

Ferdinand Leitner<br />

Sales Executive<br />

HP MJF<br />

Sales Executive<br />

HP MJF<br />

Oliver Gabriel<br />

Partner Business<br />

Manager<br />

HP MJF<br />

Sales Manager<br />

HP MJF<br />

Ulf Viehoefer<br />

Application Engineer<br />

HP Metal Jet


TECHNIK «<br />

Mikrostrukturen mit roten und blauen Laserstrahlen drucken<br />

Schneller als Stereolithographie:<br />

Der 3D-Lichtblattdruck<br />

Objekte aus Kunststoff präzise, schnell und kostengünstig zu drucken, ist das Ziel<br />

vieler 3D-Druckverfahren. Geschwindigkeit und hohe Auflösung sind jedoch nach<br />

wie vor eine technologische Herausforderung. Ein Forscherteam ist diesem Ziel nun<br />

ein großes Stück nähergekommen.<br />

Beim 3D-Lichtblattdruck werden mit<br />

rotem und blauem Laserlicht präzise<br />

und schnell Objekte im Mikrometermaßstab<br />

gedruckt.<br />

Bild: Vincent Hahn, KIT<br />

Das Forscherteam des Karlsruher Instituts<br />

für Technologie (KIT), der Universität<br />

Heidelberg und der Queensland<br />

University of Technology (QUT) hat ein<br />

Laserdruckverfahren entwickelt, mit dem<br />

mikrometergroße Teile sehr schnell gedruckt<br />

werden können.<br />

Der 3D-Druck im Stereolithographie-<br />

Verfahren ist derzeit eines der beliebtesten<br />

additiven Fertigungsverfahren für<br />

Kunststoffe, sowohl für private als auch<br />

für industrielle Anwendungen. Bei der<br />

Stereolithografie werden die Schichten<br />

eines 3D-Objekts nacheinander in einen<br />

mit Harz gefüllten Behälter projiziert.<br />

Das Harz wird durch UV-Licht gehärtet.<br />

Bisherige Stereolithografie-Verfahren<br />

sind jedoch meist langsam und haben<br />

eine zu geringe Auflösung. Der von den<br />

Forschenden des KIT eingesetzte<br />

3D-Lichtblattdruck (engl. Light-Sheet 3D<br />

Printing) ist eine schnelle und hochauf -<br />

lösende Alternative.<br />

3D-Druck mit zwei Farben<br />

Beim „Light-Sheet-3D-Druck“ wird blaues<br />

Licht in einen Behälter projiziert, der mit<br />

einem flüssigen Harz gefüllt ist. Durch<br />

das blaue Licht wird das Harz voraktiviert.<br />

In einer zweiten Stufe liefert ein roter Laserstrahl<br />

die zusätzliche Energie, die zum<br />

Aushärten des Harzes erforderlich ist.<br />

Schnell drucken lassen sich aber im<br />

3D-Druck nur Harze, die rasch aus dem<br />

voraktivierten Zustand in ihren ursprünglichen<br />

Zustand zurückkehren. Erst dann<br />

kann die nächste Schicht gedruckt<br />

werden.<br />

Die Rückkehrzeit diktiert folglich die<br />

Wartezeit zwischen zwei aufeinander folgenden<br />

Schichten und damit die Druckgeschwindigkeit.<br />

„Bei dem Harz, das wir<br />

verwendet haben, betrug die Rückkehrzeit<br />

weniger als 100 Mikrosekunden, was<br />

hohe Druckgeschwindigkeiten ermöglicht“,<br />

so Vincent Hahn vom Institut für<br />

Angewandte Physik (APH) des KIT.<br />

Um die Vorteile dieses neuen<br />

Harzes zu nutzen, haben die Forscher<br />

einen speziellen 3D-Drucker<br />

gebaut. In diesem Drucker<br />

werden blaue Laserdioden verwendet,<br />

um Bilder mithilfe eines<br />

hochauflösenden Displays mit<br />

hoher Bildfrequenz in das flüssige<br />

Harz zu projizieren.<br />

Der rote Laser wird zu einem<br />

dünnen „Lichtblatt“-Strahl geformt<br />

und kreuzt den blauen<br />

Strahl senkrecht im Harz. Mit dieser Anordnung<br />

konnte das Team mikrometergroße<br />

3D-Teile in wenigen hundert Millisekunden,<br />

also in einem Wimpernschlag,<br />

drucken. Dabei soll es jedoch nicht bleiben:<br />

„Mit empfindlicheren Harzen könnten<br />

wir sogar LEDs statt Laser in unserem<br />

3D-Drucker einsetzen“, sagt Professor<br />

Martin Wegener vom APH. „Letztlich wollen<br />

wir zentimetergroße 3D-Strukturen<br />

drucken und dabei die Auflösung im Mikrometerbereich<br />

und die hohe Druckgeschwindigkeit<br />

beibehalten. “<br />

Die Publikation entstand im Rahmen<br />

des gemeinsamen Exzellenzclusters „3D<br />

Matter Made to Order“ des KIT und der<br />

Universität Heidelberg. Beteiligt seitens<br />

der Universität Heidelberg war Juniorprofessorin<br />

Dr. Eva Blasco, Leiterin einer Arbeitsgruppe<br />

am Organisch-Chemischen<br />

Institut und am Institute for Molecular<br />

Systems Engineering and Advanced Materials.<br />

(fr)<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 43


TECHNIK » Interview<br />

Bart van der Schueren, Chief Technology Officer, Materialise im Interview<br />

„Vom Wandel profitieren mit 3D-Druck“<br />

Systemische Veränderungen auf den Märkten und seismische Schocks für die Wirtschaftswelt<br />

treten immer häufiger auf. Um diese Veränderungen und Erschütterungen zu bewältigen,<br />

müssen die Unternehmen agil und flexibel sein. Die additive Fertigung kann dabei ein<br />

Katalysator für Veränderungen sein. Wie das gelingen kann, hat Bart van der Schueren,<br />

Chief Technology Officer von Materialise im Gespräch mit dem „<strong>Industrieanzeiger</strong>“ erläutert.<br />

» Frederick Rindle, Redakteur Konradin Industrie<br />

nicht nur weil sich damit Produkte schneller entwickeln<br />

und fertigen lassen als mit traditionelleren Verfahren,<br />

sondern auch, weil sie maximale Fertigungsflexibilität<br />

bietet. Das ermöglicht schnelle Anpassungen<br />

von Produkten und Produktion ganz nach Bedarf<br />

und trägt dazu bei, die eigene Resilienz zu steigern.<br />

Zugleich besitzt Additive Manufacturing, kurz AM,<br />

enormes Potenzial zur Optimierung bestehender und<br />

Entwicklung neuer Lösungen. Mit Blick auf den Klimawandel<br />

sind zum Beispiel Gewichtseinsparungen<br />

zu nennen. Leichtbaustrukturen und meist auch<br />

Funktionsintegration senken den Energieverbrauch<br />

nicht nur von Land- und Luftfahrzeugen, sondern<br />

auch von Maschinen mit dynamisch bewegten Bauteilen<br />

wie Achsen und Roboterarmen. Weniger bewegtes<br />

Gewicht schont zudem Ressourcen, da belastete<br />

Teile in der Regel seltener durch neu produzierte<br />

Ersatzteile ausgetauscht werden müssen.<br />

Bart van der Schueren,<br />

Chief Technology<br />

Officer, Materialise<br />

Warum sind die gegenwärtigen wirtschaftlichen<br />

Unsicherheiten eine große Chance für die additive<br />

Fertigung? Welche Möglichkeiten bietet der<br />

3D-Druck in einer V.U.C.A.-Welt?<br />

Die Abkürzung V.U.C.A. steht für „volatile, uncertain,<br />

complex, ambiguous“, also für flüchtig, unsicher,<br />

komplex und mehrdeutig. Sie bringt auf den Punkt,<br />

was die aktuelle Weltlage kennzeichnet. Neue Krankheiten,<br />

Lieferengpässe, Klimawandel und zuletzt sogar<br />

ein Krieg in Europa – in diesem Umfeld benötigen<br />

Unternehmen Lösungen, mit denen sie schnell auf<br />

neue Anforderungen reagieren und sich langfristig<br />

besser aufstellen können. Eine dieser Lösungen ist<br />

der 3D-Druck. Er ist prädestiniert für V.U.C.A.-Zeiten,<br />

Bild: Materialise<br />

Wie kann die additive Fertigung die Lieferkettenproblematik<br />

verbessern? Für welche Bauteile<br />

kommt das ihrer Meinung nach in Frage?<br />

Bei der Lieferkettenproblematik punktet der 3D-Druck<br />

vor allem mit seiner hohen Flexibilität, mit seinen geringen<br />

Vorlaufzeiten. Das demonstriert zum Beispiel<br />

der Fall von CNH Industrial, einem der weltweit größten<br />

Hersteller von Industriegütern. Der Konzern hatte<br />

mit Beginn der Corona-Pandemie mit Lieferproblemen<br />

bei einem einfachen Bauteil einer wichtigen Baugruppe<br />

zu kämpfen und drei Optionen, damit umzugehen.<br />

Zwei der Optionen – ein kompletter Produktionsstopp<br />

oder die Herstellung unfertiger Baugruppen mit nachträglichem<br />

Einbau des fehlenden Bauteils – wären<br />

nicht nur teuer gewesen, sondern auch riskant hinsichtlich<br />

der Lieferzeit. Die dritte Option war der<br />

3D-Druck. Ein Prüfung ergab, dass additive Fertigung<br />

nicht nur die kostengünstigste Alternative war, sondern<br />

mit nur einer Woche Vorlaufzeit auch eine<br />

pünktliche Auftragsabwicklung gewährleisten konnte.<br />

Da CNH hohen Wert auf Service und Kundenzufrie-<br />

44 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


denheit legt, war die Entscheidung schnell gefällt. Die<br />

Realität bestätigte die Prognose und hat den Blick des<br />

Konzerns auf den 3D-Druck inzwischen nachhaltig<br />

verändert. Der Fall unterstreicht, dass sich AM auch<br />

dann lohnen kann, wenn durch Lieferengpässe sonst<br />

andere hohe Kosten entstehen oder die Kundenbeziehung<br />

belastet wird. Kurze Vorlaufzeiten in der Produktion,<br />

aber auch kurze Lieferwege aufgrund dezentraler<br />

Verfügbarkeit der Technologie können entscheidende<br />

Vorteile sein, wenn schnelle Reaktionen gefragt sind.<br />

Ist der 3D-Druck reif für die Serienproduktion?<br />

Als Betreiber einer der größten 3D-Druck-Anlagen in<br />

Europa können wir sagen: Ja, das ist sie eindeutig.<br />

Nicht nur der Fall CNH, sondern auch zahlreiche Produkte,<br />

die wir im Kundenauftrag regelmäßig in Serie<br />

fertigen, belegen das. Zu den Anwendungsbereichen,<br />

in denen wir tätig sind, zählen zum Beispiel individualisierte<br />

Verbraucherlösungen. Das können Healthcare-Produkte<br />

wie Zahnkronen sein, aber auch<br />

Brillen, Einlegesohlen oder Innenschuhe von Skistiefeln.<br />

Die Individualisierung sorgt für perfekten Sitz,<br />

für perfekte Unterstützung<br />

und ermöglicht meist hohe<br />

Margen im Verkauf. Weitere<br />

typische Einsatzfelder sind<br />

kunden- oder anwendungsspezifisch<br />

angepasste Maschinen-<br />

und Werkzeugkomponenten.<br />

In Serie fertigen<br />

wir zudem verschiedene Lösungen,<br />

bei denen die Kosten pro Bauteil weniger relevant<br />

sind als andere Faktoren. Dazu zählen geringes<br />

Gewicht, gesteigerte Funktionalität oder – wie<br />

im Fall von CNH Industrial – Kundenzufriedenheit.<br />

Auch gute Optik oder Platzersparnis können wichtiger<br />

sein als die Fertigungskosten. Wie zu sehen ist,<br />

gibt es jetzt schon zahlreiche Serienanwendungen, in<br />

denen sich AM lohnt. Und mit Maschinen und Software,<br />

die immer leistungsfähiger und raffinierter<br />

werden, sowie mit neuen externen Herausforderungen<br />

und Produktideen wird die Zahl noch wachsen.<br />

Welche Unterstützung brauchen die Kunden bei<br />

der additiven Fertigung?<br />

Viele produzierende Unternehmen nutzen den<br />

3D-Druck bereits, doch schöpfen das Potenzial bei<br />

Weitem nicht aus. Das liegt vielfach daran, dass nicht<br />

konsequent nach sinnvollen AM-Anwendungen gefahndet<br />

oder der Blick nur auf bestimmte, bewährte<br />

Einsatzfelder wie das Prototyping oder komplexe<br />

Komponenten gerichtet wird. Häufig werden auch die<br />

Kosten-Nutzen-Effekte falsch eingeschätzt. Helfen<br />

können externe Fachkräfte, die Erfahrung mit unter-<br />

» Viele produzierende<br />

Unternehmen nutzen den<br />

3D-Druck bereits, doch<br />

schöpfen das Potenzial bei<br />

Weitem nicht aus. «<br />

schiedlichsten additiven Anwendungen einbringen.<br />

Im besten Fall gehen sie mit dem Kunden gemeinsam<br />

und systematisch die Produktion und die Produkte<br />

durch und identifizieren „Verdachtsfälle“ – immer im<br />

Hinterkopf, welche Verbesserungen mit 3D-Druck<br />

hier möglich sind. Bei der Bewertung fließen anschließend<br />

nicht nur die Kosten pro Bauteil ein, sondern<br />

auch Wettbewerbsvorteile, die sich etwa durch<br />

effizientere Produktionsprozesse oder neue Mehrwerte<br />

beim Endprodukt ergeben. Mit Materialise<br />

Mindware bieten wir einen Beratungsansatz, bei dem<br />

unsere erfahrenen Fachkräfte Unternehmen nicht nur<br />

bei der Identifikation sinnvoller AM-Anwendungen<br />

unterstützen, sondern auch bei Forschung und Entwicklung.<br />

Abschließend helfen sie auf Wunsch, den<br />

Produktionsprozess zu optimieren und zu skalieren.<br />

Wie kann die additive Fertigung dazu beitragen,<br />

dass innovativere Produkte entwickelt werden?<br />

Bei der Entwicklung innovativer Produkte spielt neben<br />

dem schnellen Prototypenbau vor allem auch die Designfreiheit<br />

eine Rolle. Durch Leichtbaustrukturen oder<br />

integrierte Funktionen sind<br />

zum Teil vollkommen neuartige<br />

Lösungen möglich. Ein Beispiel<br />

hier sind neue drohnenartige<br />

Fluggeräte für den individuellen<br />

Personentransport.<br />

Viele Bauteile dort lassen<br />

sich nur mittels 3D-Druck<br />

leicht und zugleich stabil genug<br />

bauen, um nicht nur das Fliegen, sondern auch einen<br />

sicheren Betrieb zu ermöglichen. Die Designfreiheit<br />

war auch wichtig, als wir zu Beginn der Corona-<br />

Pandemie mit einem Mediziner zusammen einen<br />

Adapter entwickelten, mit dem sich klinische Standardartikel<br />

in Beatmungslösungen umwandeln lassen.<br />

Ebenso half sie, verschiedene Produktionswerkzeuge<br />

wie einen Sauggreifer oder eine Lampenhalterung<br />

deutlich zu verbessern. Und sie ist bei jedem spezifisch<br />

angepassten Serienprodukt von Bedeutung. Vollkommen<br />

neue Geschäftsmodelle wie individuell angepasste<br />

Einlegesohlen und Skistiefel-Innenschuhe wären<br />

ohne die Gestaltungsfreiheit nicht denkbar. Zu innovativen<br />

Lösungen trägt 3D-Druck auch dadurch bei, dass<br />

er von Beginn an auf digitalen Daten basiert. Das vereinfacht<br />

zum Beispiel den Aufbau datenbasierter Endto-End-Lieferketten<br />

für individualisierte Serienprodukte:<br />

Die kundenspezifischen Daten werden vor Ort digital<br />

definiert und anschließend per Knopfdruck an den<br />

Fertigungsstandort übermittelt, wo das Bauteil mit<br />

den entsprechenden Anpassungen entsteht. Das fertige<br />

Produkt geht abschließend an die gewünschte<br />

Lieferadresse.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 45


» TECHNIK<br />

Additives Fertigen ergänzt die spanende CNC-Bearbeitung<br />

Neue Philosophie der Zerspanung<br />

Mit der Weiterentwicklung des 3D-Drucks und Fortschritten bei den verwendeten Materialien ist<br />

die additive Fertigung zur effizienten Fertigungsmethode für Werkzeuge und Bauteile geworden.<br />

Spannend bleibt, wie der 3D-Druck die CNC-Bearbeitung künftig beeinflussen wird.<br />

Der Einsatz des 3D-Drucks in der Prototypenfertigung<br />

hat die Produktentwicklung<br />

erheblich verbessert. Sie ist<br />

schneller und wirtschaftlicher geworden.<br />

Damit wird diese Technologie bereits als<br />

Alternative zur CNC-Bearbeitung gehandelt.<br />

Dieser Ansatz sollte jedoch hinterfragt<br />

werden, meint Erich Timons. Der<br />

CTO von Iscar Germany sieht die Frage, ob<br />

der 3D-Druck die maschinelle Fertigung<br />

in der Smart Factory verdrängen kann, als<br />

noch nicht geklärt: „Trotz positiver Zukunftsaussichten<br />

des 3D- Drucks kann er<br />

die CNC-Bearbeitung als dominierende<br />

Technologie für die Herstellung von Metallbauteilen<br />

nicht vollständig ersetzen.“<br />

Es bestehe jedoch kein Zweifel daran,<br />

dass die additive Fertigung (AM) erhebliche<br />

Auswirkungen auf eine Reihe von<br />

Produktionsverfahren haben wird. Beide<br />

Technologien erzeugen die Geometrie eines<br />

Bauteils, indem sie den zu bearbeitenden<br />

Werkstoff Schicht für Schicht formen.<br />

Doch: Welches der Verfahren ist effektiver?<br />

Und wie wird sich die Kombination<br />

beider Lösungen künftig auf die Produktion<br />

auswirken?<br />

Um diese Fragen zu beantworten, müssen<br />

die Hauptmerkmale von 3D-Druck<br />

und CNC-Bearbeitung genau beleuchtet<br />

werden. Dazu zählen Werkstückstoffe und<br />

deren physikalische Eigenschaften, er-<br />

Nach Einschätzung von<br />

Iscar wird der 3D-Druck<br />

die CNC-Fertigung auf<br />

absehbare Zeit nicht<br />

vollständig ersetzen.<br />

zeugte Formen und die Präzision der Bearbeitung.<br />

Nichtmetalle dominieren<br />

im 3D-Druck<br />

Metalle sind die wichtigsten Werk stoffe<br />

in der CNC-Bearbeitung. Im 3D-Druck<br />

dominieren trotz eines deutlich gestiegenen<br />

Anteils von Metallen nach wie vor<br />

nichtmetallische Werkstoffe. „Gleichzeitig<br />

haben die Fortschritte in der Pulvermetallurgie<br />

den Druck von Teilen aus<br />

schwer zu bearbeitenden Materialien wie<br />

Superlegierungen auf Nickelbasis ermöglicht.<br />

Dies eröffnet neue Perspektiven für<br />

die additive Fertigung“, sagt Timons<br />

Auch die Physik spielt eine wichtige<br />

Rolle: Metalle sind isotrop. Das heißt, sie<br />

weisen in allen Richtungen die gleichen<br />

physikalischen Eigenschaften auf. Im Gegensatz<br />

dazu sind 3D-gedruckte Produkte<br />

anisotrop: Beispielsweise kann ihre Festigkeit<br />

in horizontaler Richtung höher<br />

sein als in vertikaler.<br />

Das Strukturverhalten, die Steifigkeit<br />

und die Zuverlässigkeit von Bauteilen aus<br />

isotropen Metallen lässt sich präzise<br />

berechnen. Bei 3D-Druckprodukten ist<br />

es hingegen schwieriger, genaue Vorhersagen<br />

zu treffen. Nicht zuletzt deswegen<br />

schreitet die Einführung von AM beim<br />

Herstellen von Schlüsselelementen aus<br />

Metall eher langsam voran: Die CNC-Bearbeitung<br />

ist das vorherrschende Verfahren<br />

bei der Produktion kritischer Bauteile.<br />

Bild: Iscar<br />

Stärken und Schwächen<br />

Die CNC-Bearbeitung ist vor allem dadurch<br />

eingeschränkt, dass der Zugang<br />

eines Schneidwerkzeugs zur zu bearbeitenden<br />

Oberfläche begrenzt ist. Anders<br />

der 3D-Druck: Dieser ist flexibler und<br />

erweitert die Möglichkeiten beim Herstellen<br />

komplexer Formen beträchtlich. Der<br />

46 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Bild: Iscar<br />

Ein gutes Beispiel für die Synergie zwischen<br />

3D-Druck und CNC-Bearbeitung ist die komplexe<br />

Konfiguration spezieller Werkzeuge mit Wendeschneidplatten.<br />

Metallabtrag durch Zerspanen ermöglicht<br />

das Bearbeiten von Bauteilen mit einem<br />

großen Abmessungs-Spektrum. Der<br />

3D-Druck ist da wesentlich limitierter:<br />

Prinzipiell kann ein großformatiges Bauteil<br />

additiv hergestellt werden. Hier bietet<br />

es sich an, das Teil in mehrere kleinere<br />

Komponenten aufzuteilen und diese anschließend<br />

zu fügen. „Dieses Verfahren<br />

verlängert die Produktionszeit jedoch erheblich<br />

und wirft zudem die Frage nach<br />

der geforderten Festigkeit und Steifigkeit<br />

auf“, gibt Timons zu bedenken.<br />

3D-Drucker erzielen aktuell eine Maßgenauigkeit<br />

von 0,25 mm. Die CNC-Be -<br />

arbeitung ist wesentlich präziser und erzielt<br />

mindestens zwei- bis dreifach engere<br />

Toleranzen. Das Verfahren arbeitet<br />

zudem wiederholgenauer und erzeugt<br />

höhere Oberflächengüten. Zu beachten<br />

sind aber auch die Themen Wirtschaftlichkeit<br />

und Nachhaltigkeit. Ein 3D-<br />

Drucker ist deutlich günstiger als eine<br />

moderne CNC- Maschine. Bei der CNC-<br />

Bearbeitung fallen zudem Späne an, die<br />

recycelt werden müssen. Beim 3D-Druck<br />

entsteht dagegen weniger Abfall, der<br />

Werkstoff wird effizient genutzt, und der<br />

Energieaufwand ist geringer.<br />

Endkonturnahes Fertigen<br />

Bei der additiven Fertigung metallischer<br />

Werkstücke entstehen präzise Bauteile,<br />

die der gewünschten Endform sehr nahekommen.<br />

Die Herstellung komplexer Bauteile<br />

erfordert eine CNC-Bearbeitung mit<br />

minimalem Werkstoffabtrag sowie hoher<br />

Präzision und Oberflächenqualität. „3D-<br />

Druck ermöglicht schnelle und präzise<br />

Prototyping-Ergebnisse und verkürzt so<br />

wertvolle Produktionszeit, um die optimale<br />

Lösung zu erzielen“, sagt Timons.<br />

Dennoch sei die Technologie kein Ersatz<br />

für die CNC-Bearbeitung, vielmehr ergänze<br />

sie die klassische Bearbeitungsprozesse.<br />

Es gibt bereits Maschinen auf dem<br />

Markt, die eine präzise mehrachsige Zerspanung<br />

mit 3D-Druck kombinieren.<br />

Der Einsatz des 3D-Drucks für die Herstellung<br />

von Bauteilen wirkt sich besonders<br />

auf Fräswerkzeuge aus, die komplexe<br />

Teile formen und steigende Anforderungen<br />

an Effizienz und Präzision erfüllen<br />

müssen. Um optimale Zeitspanvolumen<br />

bei geringen Aufmaßen umzusetzen, wird<br />

in der Praxis oft mit hohen Vorschüben<br />

und Drehzahlen (High Speed Manufacturing<br />

HSM) gearbeitet. Das erfordert präzise<br />

Schneidwerkzeuge, die eine prozess -<br />

sichere Zerspanung mit möglichst wenig<br />

Bearbeitungsdurchgängen und sehr guter<br />

Oberflächenqualität erlauben. Beispiele<br />

dafür sind die Vollhartmetall (VHM)-<br />

Schaftfräser, modularen Werkzeuge mit<br />

austauschbaren Schneidköpfen oder die<br />

präzisen Profilfräser mit Wendeplatten<br />

fürs wirtschaftliche Bearbeiten komplexer<br />

Formen, die Iscar anbietet.<br />

Additiv gefertigte Zerspantools<br />

Hersteller von Zerspanungswerkzeugen<br />

berücksichtigen die additiven Komponenten<br />

bei der Zusammenstellung ihres Portfolios.<br />

So hat Iscar sein Angebot an mehrschneidigen<br />

VHM-Fräsern für die Hochgeschwindigkeits-Bearbeitung<br />

erweitert.<br />

Das aktuelle Neologiq-Programm legt<br />

einen Schwerpunkt auf Schaftfräser mit<br />

speziellen Schneidengeometrien. Diese<br />

Fräser kommen bei der 5-Achs-Hochgeschwindigkeits-Bearbeitung<br />

komplexer<br />

Profile zum Einsatz und sind die passende<br />

Lösung für effiziente Schlichtverfahren.<br />

Darüber hinaus finden sich diese Plattengeometrien<br />

in einem einschneidigen<br />

Wendeschneidplatten-Werkzeug wieder,<br />

das größere Fräser-Nenndurchmesser abdeckt.<br />

Iscar hat diese Schneiden in seine<br />

modulare Multi-Master-Werkzeuglinie<br />

mit austauschbaren Fräsköpfen integriert.<br />

Sie verbindet die Vorteile von VHM- und<br />

Wendeplattenkonzepten. Ein Beispiel für<br />

die Synergie von additiver Fertigung und<br />

dem Zerspanen zeigt sich bei der Bearbeitung<br />

komplizierter Konfigurationen spezieller<br />

Wendeschneidplatten-Werkzeuge.<br />

Konstruktion profitiert<br />

Darüber hinaus bietet der 3D-Druck Vorteile<br />

in der Werkzeugkonstruktion: Er optimiert<br />

die Konstruktion eines Fräsers,<br />

insbesondere bei Gestaltung und Herstellung<br />

von Innenflächen und Kühlmittel-<br />

Kanälen für die zielgerichtete Kühlung<br />

direkt an jeder Schneidkante.<br />

Die F&E-Ingenieure von Iscar sehen im<br />

3D-Druck ein geeignetes Verfahren, um<br />

die perfekte und nachhaltige Lösung für<br />

spezielle und neu entwickelte Produkte zu<br />

finden. Einen großen Schritt nach vorn<br />

macht der 3D-Druck von Wendeschneidplatten.<br />

Die additive Herstellung von<br />

Prototypen kommt damit ohne teure<br />

Matritzensätze aus und ermöglicht das<br />

zuverlässige Prüfen verschiedener Designvarianten<br />

der Platten. Dieses Verfahren<br />

verkürzt die Entwicklungszeit deutlich,<br />

senkt die Produktionskosten und<br />

minimiert Abfall.<br />

Der 3D-Druck wird aber die CNC-Be -<br />

arbeitung auch in Zukunft nicht aus den<br />

Produktionshallen verdrängen. Erich Timons<br />

bringt es auf den Punkt: „Die Symbiose<br />

dieser beiden Technologien wird ein<br />

charakteristisches Merkmal der Metallbearbeitung<br />

der nahen Zukunft sein.“ (mw)<br />

Bild: Iscar<br />

Mittels 3D-Druck hergestellte<br />

Fräswerkzeug-<br />

Komponenten.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 47


Auf Platz 1 der Weltrangliste: Das GreenTeam war in der Saison 2021 einfach unschlagbar.<br />

Bild: Ceratizit<br />

Radträger für die Formula Student aus dem 3D-Drucker<br />

Additive Spitzenleistung<br />

Dass sich das Green-Team der Uni Stuttgart ganz vorne auf den Ranglisten der<br />

Formula Student platziert, ist nicht zuletzt dem additiv gefertigten Radträger<br />

zu verdanken. Damit dessen anspruchsvolle Endbearbeitung gelang, entwickelte<br />

das Project Engineering Team von Ceratizit eine Zerspanungslösung, die dem<br />

Projekt einen gehörigen Schub verlieh.<br />

E<br />

rste Gedanken beim Thema Studenten? Überfüllte<br />

Hörsäle, spannungsarme Vorlesungen und<br />

Freizeit im Überfluss: Und dann noch ein Jahr Pause<br />

vom Studium nehmen? Was nach faulem Lenz und<br />

Abschlussaufschub klingt, bekommt beim Green-<br />

Team der Universität Stuttgart gleich ein ganz anderes<br />

„Geschmäckle“: Insgesamt 70 Studenten widmen<br />

sich ein ganzes Jahr lang ausschließlich ihrem vollelektrischen<br />

Rennwagen – von der Entwicklung über<br />

die Produktion bis hin zur Teilnahme an der Formula-<br />

Student-Saison.<br />

Dass sich dieser zeitliche und personelle Aufwand<br />

auszahlt, belegen die Erfolge: Seit 2009 zählt das<br />

Team zu den Top 10 in der Welt und brach bereits<br />

zweimal den Weltrekord für die Beschleunigung von<br />

0 auf 100 km/h. Hypercars wie ein Porsche 918 Spyder<br />

kennen den E-Renner aus Stuttgart am besten<br />

von hinten. Der jüngste Erfolg des Teams: In der Saison<br />

2020/2021 sicherte es sich den 1. Platz auf der<br />

Weltrangliste.<br />

E-Motoren in den Rädern<br />

Genau genommen sind es seit 2016 sogar zwei Autos,<br />

an denen die immer neu zusammengestellten Teams<br />

Jahr für Jahr arbeiten: ein Modell mit Fahrer sowie<br />

ein Driverless-Fahrzeug, das dank Sensoren und<br />

künstlicher Intelligenz ohne direkten menschlichen<br />

Eingriff Rennen bestreitet. Für die Saison 2021 hatte<br />

sich das Team einmal mehr vorgenommen, der Konkurrenz<br />

davonzufahren. „Wir sind eines der besten<br />

Teams, weswegen der Sieg für uns alles bedeutet“,<br />

erklärt Maximilian Ziegler, der für die Gesamtfahrzeugleitung<br />

Mechanik und von daher auch für die<br />

Entwicklung der neuen Radträger verantwortlich ist.<br />

48 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


TECHNIK «<br />

Eine Schlüsselrolle bei diesem Vorhaben kam laut<br />

Ziegler den neuen, additiv gefertigten Radträgern zu:<br />

„Mit ihnen erhält unser Modell E0711–11 EVO enormes<br />

zusätzliches Potenzial, wobei besonders die Verlagerung<br />

der Elektromotoren in die Räder die Aerodynamik<br />

entscheidend verbessert.“<br />

Fertigung der Radträger<br />

So fortschrittlich die neuen Radträger sind, so komplex<br />

ist deren Fertigung. „Daher waren wir für deren<br />

Produktion unbedingt auf das Wissen und die Erfahrung<br />

aus der Industrie angewiesen“, räumt Ziegler<br />

ein. Zunächst ging es gemeinsam mit den Experten<br />

für additive Fertigung von Renishaw daran, die Komponenten<br />

für den 3D-Druck zu optimieren.<br />

Aber die nächste Herausforderung lauerte schon,<br />

wie Ziegler erklärt: „Nach dem 3D-Druck brauchten<br />

wir eine Lösung, um einige Oberflächen zu bearbeiten.“<br />

Die Suche war alles andere als einfach, schreckte<br />

die Aufgabe viele Firmen doch schon im Vorfeld<br />

ab: Die Kombination aus einem komplexen Bauteil<br />

mit Durchmessern über 120 mm, geringen Wandstärken<br />

von unter 1 mm und engen IT6-Toleranzen<br />

an den zu bearbeitenden Innen- und Außenflächen<br />

war zu vielschichtig.<br />

Nach intensiver Recherche kontaktierte Max Ziegler<br />

schließlich Ceratizit. Für deren Global Project Engineering<br />

Team gehören komplexe Zerspanungslösungen<br />

für anspruchsvolle Automotive-Kunden immerhin<br />

zum alltäglichen Geschäft. Ceratizit-Projektmanager<br />

Tim Haudeck nahm die Herausforderung an.<br />

„Wir sind ständig mit den Grenzen des Möglichen<br />

konfrontiert und suchen immer wieder Lösungen, um<br />

solche Limits aus dem Weg zu räumen. Beim Green-<br />

Team-Projekt konnten wir unser Know-how für die<br />

E-Mobility unter Beweis stellen“, so Haudeck.<br />

Gemeinsam mit dem GreenTeam und Renishaw<br />

analysierten Tim Haudeck und sein Team die Bauteile,<br />

die Anforderungen an den 3D-Druck sowie die Nachbearbeitung,<br />

um die Radträger weiter zu optimieren:<br />

„Uns war schnell klar: Mit einer Standardlösung würden<br />

wir kaum die geforderten Toleranzen einhalten“.<br />

U-Achse und 3D-Druck<br />

Doch selbst mit einer Sonderlösung waren die Anforderungen<br />

hoch. „Für die Bearbeitung auf einer<br />

5-Achs-Maschine mit HSK 63-Schnittstelle mussten<br />

wir die Unwucht reduzieren und das Gewicht minimieren.<br />

Ansonsten wären die geforderten Toleranzen<br />

nicht einzuhalten. Wo war der Ausweg? Ganz klar in<br />

einer additiv gefertigten Lösung“, so Haudeck weiter.<br />

Um die IT6-Toleranzen zu schaffen, sollten alle<br />

wichtigen Durchmesser und Passungen in einer Aufspannung<br />

bearbeitet werden. Hierfür konstruierte<br />

das Engineering Team einen additiv gefertigten Aufsatz<br />

mit zwei Aufnahmen für Wendeschneidplatten<br />

und einem Schwingungsdämpfer, der auf eine<br />

U-Achse montiert wird. Das leichte, FEM-optimierte<br />

Design nimmt die bei der Zerspanung auftretenden<br />

Kräfte optimal auf, dank additiver Fertigung wurde<br />

direkt an der Schneide sogar eine Kühlung realisiert.<br />

Den Entwicklungsprozess zu begleiten und die Bearbeitung<br />

des eigenen Bauteils zu verfolgen, war<br />

auch für Maximilian Ziegler ein Highlight: „Die Arbeit<br />

mit Ceratizit und Renishaw war fantastisch: Alle<br />

kommunizieren auf Augenhöhe miteinander und teilen<br />

dieselbe Leidenschaft“, zeigt sich Ziegler nach der<br />

Fertigstellung des ersten Bauteils begeistert.<br />

Hat sich denn der erhebliche Aufwand für die additiv<br />

gefertigten Radträger für das Team gelohnt?<br />

„Auf jeden Fall, konnten wir doch bei vier Rennen in<br />

der Saison 2021 in der Gesamtwertung zweimal den<br />

ersten und einmal den zweiten Platz abräumen. Das<br />

Auto ist so, wie wir es uns erträumen haben. Für<br />

mich persönlich war aber auch die Zusammenarbeit<br />

mit Ceratizit super, es ist perfekt gelaufen“, freut sich<br />

Maximilian Ziegler über den Ausgang der Saison.<br />

Automotive-Lösungen<br />

Für Tim Haudeck ist das Green-Team-Projekt ein<br />

Aushängeschild dafür, was moderne Fertigungsverfahren<br />

und das Know-how der Ceratizit-Mitarbeiter<br />

leisten können. „Komponenten wie der Radträger des<br />

GreenTeam hätte man noch vor ein paar Jahren<br />

überhaupt nicht herstellen können. Erst durch die<br />

additive Fertigung und das notwendige Know-how<br />

sind solche Teile realisierbar. Mit unserer Erfahrung<br />

in der Automotive- und E-Mobility-Branche sowie<br />

mit unserem „Global Project Engineering“-Team sind<br />

wir für die Anforderungen der Automobilindustrie<br />

bestens aufgestellt.“ (fr)<br />

Die U-Achse von<br />

Ceratizit wurde mit<br />

additiv gefertigtem<br />

Aufsatz und zwei<br />

Aufnahmen ergänzt,<br />

sodass alle wichtigen<br />

Durchmesser und Passungen<br />

in einer Aufspannung<br />

bearbeitet<br />

werden konnten.<br />

Bild: Ceratizit<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 49


» TECHNIK<br />

Kegelmann fertigt Gehäuse für Allrad-Steuergerät für Elektronik-Spezialist Melecs<br />

Ramp-up bei forderndem Materialmix<br />

Eine Aufgabe, die einem technologischen Spagat gleicht: Für Elektronikspezialist Melecs fertigt<br />

Kegelmann ein komplexes Gehäuse, das aus drei Werkstoffkomponenten besteht und absolut<br />

dicht sein muss. Die besondere Herausforderung: Ausgehend von der Kleinserie soll ein<br />

schneller Ramp-up zu hohen Stückzahlen möglich sein, sobald der Bedarf es erfordert.<br />

» Christiane Diekmann, Fachjournalistin in Freigericht<br />

Bild: Kegelmann<br />

Das von Melecs in Auftrag gegebene<br />

Allrad-Steuergehäuse besteht aus<br />

Metall, Thermoplast, LSR und muss<br />

absolut dicht sein.<br />

Die Automobilindustrie befindet sich im<br />

Umbruch. Viele konventionelle Technologien,<br />

Materialien und Fertigungsmethoden kommen auf<br />

den Prüfstand. Denn immer wieder braucht es neue<br />

innovative Lösungen, um die aktuellen, schnell<br />

wechselnden Herausforderungen in der Branche zu<br />

meistern. Schließlich wollen sich Automobilbauer<br />

angesichts der gerade stattfindenden Transformation<br />

hin zu neuen Mobilitäts- und Antriebskonzepten in<br />

Hinblick auf benötigte Bauteile nur ungern lang -<br />

fristig festlegen und binden.<br />

Gefragt sind im Automotive-Bereich daher flexible<br />

Fertigungsverfahren. Gefordert sind Engineering-<br />

Lösungen, die auch bei kleinen Stückzahlen<br />

anspruchsvolle technische Anforderungen optimal<br />

lösen können – die aber ebenso ein schnelles Rampup<br />

für potenziell höhere Stückzahlen ermöglichen.<br />

Hinzu kommt, dass immer mehr Unternehmen dazu<br />

übergehen, die Produktion kleinerer Mengen zunächst<br />

outzusourcen.<br />

So auch im Falle eines Elektronikgehäuses für eine<br />

Allradsteuerung des österreichischen Automobil -<br />

zulieferers Melecs. Der Spezialist für Elektroniken<br />

und elektronische Subsysteme für die Bereiche<br />

Automotive, Automotive Lighting & Interior, Home<br />

Appliances & Industrial Applications bietet seinen<br />

Kunden alle Wertschöpfungsstufen aus einer Hand.<br />

Das Leistungsangebot reicht von Entwicklung,<br />

Validierung und Industrialisierung über die Produk -<br />

tion bis hin zur Logistik. Neben den österreichischen<br />

Standorten in Siegendorf (Elektronikwerk), Wien<br />

(Entwicklung Elektronik) und Lenzing (Vertriebsbüro)<br />

verfügt Melecs über weitere Werke in Europa, China,<br />

sowie in Mexiko.<br />

Die Produktion des von Melecs entwickelten<br />

MSE-ISP-Gehäuses für ein Allrad-Steuergerät hat<br />

der Elektronikspezialist für die Ramp-up-Phase an<br />

Kegelmann Technik abgegeben. Das Unternehmen im<br />

hessischen Rodgau-Jügesheim, Spezialist für Prototypen<br />

und Kleinserien, ist weithin als Pionier für den<br />

Einsatz von Additiv-Technologien bekannt. Doch es<br />

verfügt darüber hinaus über eine Vielzahl an inno -<br />

vativen Fertigungsverfahren, gerade um derartige<br />

Hybrid-Produkte zu produzieren und ihre Komponenten<br />

problemlos zu verarbeiten. Das komplexe Bauteil<br />

von Melecs aus Thermoplast, Flüssigsilikon und<br />

Metall ist ein Beispiel dafür.<br />

Die Kompetenz in der Werkzeugtechnologie, vor<br />

allem die Expertise, Materialien wie Metall, Thermoplast<br />

und Liquid Silicone Rubber (LSR) zu einem ab-<br />

50 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


solut dichten Steuergehäuse zu verarbeiten, können<br />

für Kleinserien nur wenige Anbieter aufweisen.<br />

Außerdem bietet Kegelmann die komplette Rampup-Phase<br />

an.<br />

Ramp-up: Von 20.000 bis Großserie<br />

Das bedeutet, dass Kunden hier nicht nur Prototypen<br />

fertigen lassen können, sondern anschließend auch<br />

Kleinserien von 20.000 bis 50.000 Stück. Für den<br />

Kunden eine Möglichkeit, sich auf seine Kernkompetenzen<br />

zu konzentrieren und die Fertigung einzelner<br />

Bauteile außer Haus zu realisieren.<br />

Der Anspruch von Melecs an dieses Steuergehäuse<br />

bestand darin, dass Kegelmann alle Fertigungsschritte<br />

für Gehäuse und Deckel übernimmt. Dazu gehören<br />

Spritzgießen, Ultraschallschweißen der Membran,<br />

Einkauf und Heißverstemmen des Blechs sowie<br />

Anvulkanisieren der Dichtung aus Flüssig-Silikon.<br />

Geliefert werden sollten 50.000 Teile in Serien -<br />

qualität im Einklang mit der Norm IATF 16949.<br />

Außerdem brauchte Melecs natürlich die Gewissheit,<br />

dass die Kapazität schnell erweitert und die Stückzahl<br />

hochgefahren werden kann.<br />

Bei Kegelmann war man damit an der richtigen<br />

Adresse. Sowohl der herausfordernde Materialmix<br />

aus Thermoplast, LSR und Metall als auch die<br />

Vorgabe absoluter Dichtheit sowie die Fähigkeit,<br />

Stückzahlen schnell hochfahren zu können, waren<br />

für die Spezialisten eine lösbare Aufgabe.<br />

Bild: Kegelmann<br />

Durch die enorme Bandbreite von Fertigungs -<br />

verfahren, durch die langjährige Erfahrung in Verbindung<br />

mit technologischer Expertise sieht sich Kegelmann<br />

prädestiniert dafür, optimal konstruierte<br />

anspruchsvolle Hybrid-Produkte aus Metall-Kunststoff-Kombinationen<br />

zu produzieren. So wie Schalterleisten<br />

und Sicherungskästen oder Elektronik -<br />

gehäuse – vom Prototypen bis zur Serie.<br />

Kai Kegelmann: „Die Kombination von drei Komponenten<br />

ist für uns kein Problem. Durch die Erfahrung<br />

im Bereich der LSR-Hybridbauteile können wir an<br />

Metall-Kunststoff-Bauteile auch Flüssigdichtungen<br />

anspritzen.“ Das „Interessante“ an dem Elektronik -<br />

gehäuse für Melecs sei das Zusammenspiel aus<br />

kleiner Stückzahl bei gleichzeitiger Serienanforderung<br />

gewesen und die mit der Materialvielfalt verbundene<br />

anspruchsvolle Werkzeugtechnologie.<br />

Besondere Heraus -<br />

forderung: Bei Bedarf<br />

findet ein schneller<br />

Ramp-up zur Groß -<br />

serie statt.<br />

Start mit Stückzahl<br />

50.000: Das Allrad-<br />

Steuergehäuse in der<br />

Produktion bei<br />

Kegelmann.<br />

Bild: Kegelmann<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 51


Bild: GM<br />

General Motors in San<br />

Luis Potosi (Mexiko)<br />

nutzte den 3D-Druck<br />

während der Pandemie,<br />

um wichtige Ersatzteile<br />

für die Montagelinie<br />

zu fertigen.<br />

Roundtable mit GM, Siemens Mobility und Airbus<br />

3D-Druck wird zum Joker bei<br />

Lieferengpässen<br />

3D-Druckanlagenhersteller Stratasys arrangierte ein Roundtable mit drei internationalen<br />

Unternehmen, die ihre Erfahrungen mit Additive Manufacturing (AM) in den zwei<br />

schwierigen zurückliegenden Jahren berichteten: GM, Siemens Mobility und Airbus.<br />

Sie nannten Beispiele, wie AM über Lieferkettenprobleme hinweghalf.<br />

Die Pandemie hat die Schwachstellen in<br />

den globalen Lieferketten aufgedeckt.<br />

Andy Langfeld, President EMEA Stratasys,<br />

ist angesichts der Erfahrungen der drei<br />

Unternehmen der Meinung, dass der<br />

3D-Druck eindeutig zur Lösung der Probleme<br />

beigetragen habe. „Wir sehen heute,<br />

dass immer mehr Hersteller die Gelegenheit<br />

nutzen, um ihre Lieferketten zu überdenken<br />

und neu auszurichten, damit sie<br />

flexibler auf Störungen reagieren können.”<br />

Teilgenommen am Stratasys-Round -<br />

table haben der Senior Manager der<br />

General Motors Production in San Luis<br />

Potosi/Mexiko – Octavio Pichardo Romero.<br />

Aus Europa kamen Philip Emmerling,<br />

zuständig für Business Development AM<br />

bei Siemens Mobility und Barbara Bergmeier,<br />

Head of Operations bei Airbus<br />

Defence and Space.<br />

In dieser Runde nannten die Manager<br />

konkrete Beispiele für ihren AM-Einsatz.<br />

Wir bringen Auszüge. Die originale Langfassung<br />

des Stratasys-Berichts können<br />

Sie mit allen Beispielen online nachlesen<br />

– online finden Sie auch die Antworten<br />

von Andy Langfeld auf unser weiterführendes<br />

Nachhaken: http://hier.pro/zGHlz<br />

Die GM-Werke in Mexiko nutzen seit<br />

vielen Jahren den 3D-Druck für Teile in<br />

Hochleistungsfahrzeugen, etwa Metallteile<br />

für die Cadillac V-Serie. Vergangenes<br />

Jahr nutzte das Unternehmen sein System<br />

jedoch für das 3D-Drucken von Ersatz -<br />

teilen für die Montagelinie, um die Produktion<br />

fortsetzen zu können.<br />

„Als die Lieferketten während der Pandemie<br />

unterbrochen wurden, war es sehr<br />

schwierig, eine Reihe kleiner aber wichtiger<br />

Teile zu bekommen”, erklärte Octavio<br />

Pichardo Romero. „Ein solches Teil befand<br />

sich in der Fördertechnik unserer Lackie-<br />

52 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


» TECHNIK<br />

rerei zum Bewegen von LKW-Fahrgestellen.<br />

Dort müssen die Bakelitbuchsen<br />

regelmäßig ausgetauscht werden. Diese<br />

Durchführungen sind Spezialteile.“ Die<br />

normale Lieferzeit betrage zwei bis drei<br />

Monate ab Bestellung, und die Komponenten<br />

halten etwa vier Monate.<br />

„Um einen Stillstand der Anlage zu<br />

vermeiden, arbeiteten wir mit dem Lieferanten<br />

zusammen, wählten das richtige<br />

Material und haben dann die Ersatzteile<br />

3D-gedruckt”, fuhr er fort. „Wir sind in<br />

der Lage, das Bauteil in fünf Stunden zu<br />

drucken und vermeiden so die Schließung<br />

von Produktionslinien, die rund 1000 US-<br />

Dollar pro Stunde kosten würde.”<br />

In Minuten 3D-drucken statt<br />

Wochen warten<br />

Ein weiteres Beispiel war ein spezieller<br />

Steckschlüssel mit passendem Dreh -<br />

moment für ein neu konstruiertes Getriebe.<br />

Statt Monate darauf zu warten, konnte<br />

Romeros Team das mechanische Teil<br />

„in wenigen Stunden“ ausdrucken.<br />

„Manchmal kann ein sehr kleines Teil zu<br />

langen Verzögerungen führen. Einmal<br />

brauchten wir Passstifte für ein Fließband.<br />

Wegen Covid betrugen die Lieferzeiten<br />

aus den USA vier bis sechs Wochen, und<br />

aus Japan hätten wir zehn bis zwölf<br />

Wochen warten müssen. Jetzt können wir<br />

sie in zwanzig Minuten 3D-drucken.“<br />

Romeros Quintessenz: „Die Technologie<br />

hat uns dazu gebracht , unsere Liefer -<br />

ketten zu überdenken und zu überlegen,<br />

wie wir mehr Teile vor Ort produzieren<br />

können.”<br />

Bei Siemens Mobility wurde der<br />

3D-Druck auf andere Weise eingesetzt,<br />

um pandemiebedingte Unterbrechungen<br />

der Lieferkette zu umgehen. „Bei Siemens<br />

produzieren wir zertifizierte 3D-gedruckte<br />

Metall- und Polymerteile für unsere Kunden<br />

auf der ganzen Welt, vor allem im<br />

Bahnbereich”, erklärte Philip Emmerling.<br />

„Die 3D-Drucktechnologie ist für uns sehr<br />

wichtig bei der Wartung von Zügen.“<br />

„Wir haben Drucker auf der ganzen<br />

Welt, man braucht keinen großen Maschinenpark<br />

– und genau das war der Ausgangspunkt<br />

unserer Idee, ein globales<br />

3D-Druck-Netzwerk aufzubauen.“ Im Mittelpunkt<br />

dieses Netzes steht das zentrale<br />

Kompetenzzentrum. Jeder „Satellit” an<br />

einem anderen Ort ist mit ihm verbunden.<br />

„Sie wenden sich an uns, und wir erarbeiten<br />

mit ihnen eine maßgeschneiderte<br />

Lösung, sodass der Satellit sie direkt auf<br />

dem 3D-Drucker umsetzen kann. Unsere<br />

3D-Drucker von Stratasys sind dafür<br />

perfekt geeignet“, so Emmerling. „Das<br />

macht herkömmliche Lieferketten praktisch<br />

überflüssig und spart Versand,<br />

Lager haltung, Verwaltung, Zoll und andere<br />

Zeit- und Kostenfaktoren.“<br />

Während Airbus Defence and Space vor<br />

ähnlichen Herausforderungen steht, setzt<br />

der Flugzeugbauer die Prioritäten unterschiedlich.<br />

„An unseren Standorten in<br />

ganz Europa nutzen wir AM für einige<br />

klar definierte Zwecke. Einer davon ist<br />

Nachhaltigkeit und die Verringerung<br />

unserer Umweltbelastung”, sagte Barbara<br />

Bergmeier.<br />

Airbus nutze den AM-Druck, um mehr<br />

von den vielen Ideen der Mitarbeiter zu<br />

testen und bewerten. Weiter helfe AM,<br />

die Produkt- und Personensicherheit zu<br />

erhöhen. Und nicht zuletzt ermögliche die<br />

Designfreiheit des 3D-Drucks, die Masse<br />

von Komponenten zu reduzieren. „Aber<br />

was mir wirklich gefällt“, so Bergmeier,<br />

„dass wir nicht so viel Material verschwenden.<br />

In einigen Fällen werden bis<br />

zu 80 Prozent Material eingespart.“<br />

Barbara Bergmeier abschließend: „Wir<br />

produzieren also Bauteile wie Siemens<br />

Mobility, aber wir 3D-drucken auch<br />

Montagevorrichtungen und Werkzeuge<br />

wie GM. Das gibt uns mehr Unabhängigkeit<br />

und verringert die Abhängigkeit von<br />

Lieferungen.”<br />

AM verändere die Fertigung weltweit,<br />

resümiert Andy Langfeld von Stratasys. Er<br />

sieht den 3D-Druck daher auch als Problemlöser<br />

bei Lieferengpässen wie in der<br />

Pandemie. Und weist darauf hin, dass<br />

technologische Entwicklungen ermöglichen,<br />

schnell und kosteneffizient zur<br />

Produktion von Tausenden oder sogar<br />

Zehntausenden von Einheiten überzu -<br />

gehen – mehr dazu in unserem „Nachgefragt“<br />

online: http://hier.pro/zGHlz (os)<br />

„Eine wertvolle Alternative“<br />

„Probleme in der Lieferkette beschleunigen die Akzeptanz, additive<br />

Fertigung als wertvolle Alternative in bestehende Prozesse zu integrieren“,<br />

antwortet Andreas Langfeld, Präsident EMEA bei Stratasys,<br />

auf unsere Nachfragen. Das Interview „Nachgefragt“ ist online:<br />

http://hier.pro/zGHlz<br />

Bild: Stratasys<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 53


» TECHNIK<br />

Bild: APchanel/stock.adobe.com<br />

Ein großer Teil der industriellen<br />

Abwärme<br />

wird ungenutzt an die<br />

Umgebung abgeführt.<br />

Nutzung von industrieller Abwärme bietet reichlich Potenziale<br />

Vom Hochofen<br />

in die Heizung<br />

In Europa stehen große Wärmemengen aus der Industrie zur Verfügung.<br />

Sie werden jedoch nur selten genutzt, obwohl die Technik dazu bereits<br />

vorhanden wäre. Wie sich die Potenziale heben lassen und welche Herausforderungen<br />

dabei zu bewältigen sind, zeigen einige Leuchtturmprojekte.<br />

» Tobias Meyer, freier Autor für den <strong>Industrieanzeiger</strong><br />

54 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Energieintensive Industriestandorte aus den Branchen<br />

Chemie, Eisen und Stahl, Zement, Glas, Papier<br />

sowie Raffinerien produzieren vor allem durch<br />

Rauchgase viel überschüssige Wärme, die derzeit<br />

aber nur selten genutzt wird. Denn häufig ist das<br />

nicht einfach so machbar: Das Temperaturniveau ist<br />

niedrig, die Abwärme fällt dezentral oder unregelmäßig<br />

an und ist teilweise stark verschmutzt. „Dennoch<br />

gibt es bereits einige Leuchtturmprojekte, an denen<br />

wir auch beteiligt sind“, sagt Sven Schreiber, Geschäftsführer<br />

der Alfa Laval Mid Europe GmbH. Denn<br />

das Unternehmen ist unter anderem auf Wärmetauscher<br />

spezialisiert und berät Kunden auch hinsichtlich<br />

deren Potenzials im Bereich Abwärmenutzung.<br />

In Hamburg hat man das<br />

» Die Shopfloor-Spezialisten<br />

kennen die Anlage,<br />

sind aber nicht in den<br />

Nachhaltigkeitsmeetings. «<br />

Quelle: Sven Schreiber, Alva Laval<br />

bereits komplett umgesetzt:<br />

Die Kupferhütte Aurubis nutzt<br />

nur etwa ein Viertel ihrer Abwärme<br />

intern, mit dem Rest<br />

versorgt sie seit 2018 durch<br />

eine 3,7 km lange, neu gebaute<br />

Leitung die öst liche Hafen-<br />

City. Dieser erste Strang spart<br />

jährlich etwa 20.000 t Kohlendioxid-Ausstoß<br />

ein. Außerdem muss das Unternehmen<br />

kein Kühlwasser mehr aus der Elbe entnehmen.<br />

Ab der Heizperiode 2024/25 sollen dann bereits rund<br />

20.000 weitere Hamburger Haushalte mit Industriewärme<br />

aus der Kupferproduktion beliefert werden.<br />

So könnten jedes Jahr bis zu 100.000 t CO 2 -Emissionen<br />

in der Hansestadt eingespart werden. Die angestrebte<br />

Wärmelieferung stelle nach Aussage des Unternehmens<br />

die größte Nutzung von industrieller Abwärme<br />

in Deutschland dar.<br />

Sie entsteht in der sogenannten Kontaktanlage, einem<br />

Teil der Kupferraffination, in der in mehreren<br />

Schritten durch eine exotherme chemische Reaktion<br />

Schwefelsäure hergestellt wird. Für den Fernwärmetransport<br />

muss das heiße Wasser eine Ausgangstemperatur<br />

von 90 °C haben. Um das zu erreichen, musste<br />

Aurubis einen komplett neu konstruierten Zwischenabsorber<br />

errichten, in dem die Prozesstemperatur<br />

bei der Schwefelsäureherstellung nicht wie bisher<br />

50 °C, sondern 120 °C beträgt. Die höhere Temperatur<br />

führt aber auch zu einem exponentiellen Anstieg<br />

des Korrosionspotenzials der Säure, dem herkömm -<br />

liche Werkstoffe nicht lange standhalten würden:<br />

Die hochkonzentrierte Schwefelsäure ist so aggressiv,<br />

dass sie sogar Stahlblech perforiert. Dies stellte<br />

neben dem Druck und der Hitze eine große Herausforderung<br />

dar.<br />

Um die hohen Anforderungen zu erfüllen, lieferte<br />

Alfa Laval acht semigeschweißte Plattenwärmetauscher,<br />

speziell angepasst an die anspruchsvolle Prozessumgebung.<br />

Die Plattenbleche der Sonderkonstruktionen<br />

bestehen aus Hastelloy D-205, einer<br />

besonders korrosionsbeständigen Nickelbasislegierung.<br />

Die Wärmetauscher bieten konstruktionsbedingt<br />

eine Temperaturannäherung<br />

von 3 °C. Das Wasser ist deshalb<br />

IM ÜBERBLICK<br />

Oft sind sich Firmen nicht<br />

nach dem Wärmetausch nur wenige<br />

bewusst, über welchen<br />

Grad kühler als die Säure. Aurubis hat<br />

Schatz sie mit ihrer Abwärme<br />

verfügen. Diese kann<br />

rund 20 Mio. Euro für den Umbau der<br />

Anlagen sowie die Verlegung der Wärmeleitung<br />

an die Werksgrenze investiert,<br />

vielseitig genutzt werden,<br />

nicht nur im Winter.<br />

nochmals 16 Mio. kamen vom zuständigen<br />

Energiedienstleister Enercity. Die Erfahrungen<br />

werden auch in das Forschungsvorhaben Norddeutsches<br />

Reallabor eingebracht,<br />

um einen Transfer für weitere<br />

Projekte dieser Art zu ermög -<br />

lichen.<br />

Potenziale aufzeigen<br />

Um das bisher meist ungenutzte<br />

Potenzial der industriellen<br />

Abwärme europaweit<br />

abschätzen zu können, verzahnt<br />

ein Konsortium aus Universitäten und Forschungseinrichtungen<br />

wie dem Fraunhofer-Institut<br />

für System- und Innovationsforschung ISI verschiedene<br />

Datenbanken im EU-Projekt sEEnergies. Inzwischen<br />

wurden über 1800 Industriestandorte integriert.<br />

Dabei wurde klar: In Deutschland entstehen<br />

mehr als 35 % der industriellen Abwärme maximal<br />

zehn Kilometer von bestehenden Fernwärmesyste-<br />

Bild: Tom Oettle<br />

Anreize für Eigennutzung schaffen<br />

Selbst kleine Firmen wie Spritzguss-Zulieferer könnten ihre<br />

Abwärme geschickter nutzen, etwa durch ORC-Verstromung<br />

und anschließende Eigennutzung sowie Heizung der Geschäftsräume,<br />

auch über die eigenen Firmenwände hinaus.<br />

Durch passende Fördertöpfe muss das auch nicht alleine<br />

gestemmt werden. Um dieses Potenzial zu heben, braucht<br />

es aber auch politische Weichenstellungen. So könnten<br />

auch für CO 2<br />

-Emissionen, die außerhalb<br />

des Firmengeländes vermieden<br />

werden, kostenlose Zertifikate für den<br />

EU-Emissionshandel zugeteilt werden.<br />

Alexander Gölz,<br />

Chefredakteur<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong><br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 55


» TECHNIK<br />

Bild: Alfa Laval<br />

Für die Nahwärmeversorgung<br />

der Hamburger<br />

HafenCity hat Alfa<br />

Laval acht Wärmetauscher<br />

beim Multi -<br />

metallverarbeiter<br />

Aurubis installiert.<br />

men entfernt und könnten somit<br />

etwa eine halbe Million<br />

Haushalte versorgen.<br />

Die Information über mög -<br />

liche Abnehmer in der Nähe<br />

allein reicht jedoch nicht.<br />

Denn oft sind sich die Firmen<br />

schlicht nicht bewusst, welche<br />

Energiemengen sie eigentlich<br />

verschenken: „Das Thema<br />

Nachhaltigkeit ist vor allem in<br />

den Management-Ebenen seit<br />

Längerem angekommen,<br />

CO 2 - Preise sind relevant fürs<br />

Geschäft. Dort weiß man aber<br />

selten über die entstehende<br />

Abwärme Bescheid, da das<br />

kein allgegenwärtiger Wert<br />

wie Strom- oder Wasserverbrauch<br />

ist. Einschätzen können<br />

das eher die für den<br />

Shopfloor verantwortlichen Spezialisten, welche aber<br />

meist nicht in den Meetings zur Nachhaltigkeitsstrategie<br />

sitzen“, sagt Sven Schreiber. Wie so oft ist also<br />

interdisziplinäre Kommunikation über verschiedene<br />

Ebenen notwendig. „Hier muss noch viel Aufklärungsarbeit<br />

geleistet werden, das merken wir auch<br />

bei unseren Kunden immer wieder.“ Das bestätigt<br />

auch eine Potenzialstudie aus Nordrhein-Westfalen,<br />

wonach 42 % der befragten Unternehmen unentschlossen<br />

seien, was die Nutzung von Abwärme betrifft.<br />

35 % sind generell am Thema interessiert,<br />

12 % würden sogar Wärme aufnehmen wollen.<br />

Ein Grund für die fehlenden Begeisterungsstürme<br />

ist zudem, dass ein angeschlossenes Nahwärmenetz<br />

zusätzliche Abhängigkeit bedeutet. Feste Lieferzusa-<br />

gen schrecken wohl einige noch ab. Zudem ist eine<br />

Herausforderung für den Betreiber die steigende<br />

Komplexität. Denn zusätzlich zu seiner Produktionsanlage<br />

muss er sich nun noch um Komponenten<br />

kümmern, die mit seiner Wertschöpfung nichts zu<br />

tun haben. Ein separater Business-Case durch die<br />

verkauften Kilowattstunden rechtfertigt nicht immer<br />

sofort ein zusätzliches Risiko im Hauptgeschäft.<br />

Strom für viele Haushalte<br />

Als Wärmesenke – also einen Abnehmer für die Energie<br />

– braucht es aber nicht zwangsläufig ein Nahwärmenetz.<br />

Auch intern können oft Verwendungen<br />

gefunden werden, etwa zur Gebäudeheizung der Büros<br />

und Hallen oder als Prozesswärme. Außerdem<br />

kann auch eine Verstromung über das Organic-Rankine-Cycle-Verfahren<br />

(ORC) erfolgen. Lösungen dafür<br />

hat beispielsweise Orcan Energy aus München parat:<br />

Würde man die komplette industrielle Abwärme<br />

Deutschlands in ihre Anlagen einspeisen, könnten sie<br />

18 % der hiesigen Haushalte mit Strom versorgen, so<br />

das Unternehmen.<br />

Die ORC-Technik basiert auf einer Turbine, die mit<br />

einer bereits bei niedrigen Temperaturen verdampfenden<br />

Spezialflüssigkeit arbeitet. Dass dadurch der<br />

Wirkungsgrad je nach Abwärmetemperatur nur zwischen<br />

10 und 20 % liegt, fällt nicht sehr stark ins Gewicht,<br />

da die eingesetzte Energie vorher gar nicht<br />

genutzt wurde. So können auch kleinere Abwärmemengen<br />

verstromt werden. Zum Einsatz kommen die<br />

Systeme etwa bereits auf dem Dach eines Automobilzulieferers<br />

oder bei BASF. Hier empfiehlt sich jedoch<br />

eine innerbetriebliche Nutzung des Stroms, da<br />

eine Einspeisung zu Großmarktpreisen laut Fraun -<br />

hofer ISI nicht wirtschaftlich sei. Größere Anlagen<br />

mit Containermaßen sind etwa in einem Zementwerk<br />

Bild: Orcan Energy AG<br />

Bild: Evonik<br />

Die Röstanlage der Nordenhamer Zinkhütte produziert aus überschüssiger<br />

Wärme pro Jahr über 5.000 MWh Strom.<br />

Auch der Chemiekonzern Evonik speist in Rheinfelden 5 MW Wärme in ein<br />

Nahwärmenetz. Im Sommer wird über ORC verstromt.<br />

56 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


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Auch in der Glasindustrie fallen große Wärmemengen an, die erschlossen werden können<br />

– erste Projekte laufen bereits.<br />

Bild: romaset/stock.adobe.com<br />

(8 GWh Strom pro Jahr), einem Recyclingunternehmen<br />

(1,5 GWh) oder einer<br />

Zinkhütte (5 GWh) installiert. Allein in der<br />

Zementindustrie könnten nach Schätzung<br />

von Orcan Energy mit Abwärmelösungen<br />

insgesamt weltweit 82.000 GWh Strom –<br />

das entspricht 25 Millionen 3-Personen-<br />

Haushalten – erzeugt und 36 Millionen<br />

Tonnen CO 2 eingespart werden.<br />

Abwasser stark unterschätzt<br />

Bei Alfa Laval steht neben der Abwärme<br />

noch ein weiteres Thema auf der Agenda,<br />

das künftig immens<br />

wichtig werden könnte:<br />

Die Wiederaufbereitung<br />

von Abwasser.<br />

Am eigenen Servicestandort<br />

für Plattenwärmetauscher<br />

in<br />

» Die Hauptquelle für<br />

Fernwärme müssen<br />

zukünftig Erneuerbare<br />

Energien sein. «<br />

Quelle: Pia Manz, Fraunhofer ISI<br />

Frechen bei Köln<br />

konnte man den Wasserverbrauch<br />

um bis zu 95 % senken.<br />

Denn das Brauchwasser – beispielsweise<br />

aus der Waschanlage mit einem Verbrauch<br />

von bis zu 1400 l/min – wird aufbereitet<br />

und wiederverwendet. Ab spätestens<br />

2030 möchte man das gesamte, in<br />

allen Prozessen des Unternehmens entstehende<br />

Abwasser, das in Regionen mit<br />

Wasserknappheit anfällt, recyceln. Da das<br />

Wasser dazu in einem großen Tank gesammelt<br />

wird, böte sich hier auch gleichzeitig<br />

das Thema Abwärmenutzung an.<br />

Ganz trocken legen sollten wir die Kanalisation<br />

aber nicht, denn auch sie könnte<br />

für den künftigen Energietransfer ein<br />

geeigneter Kandidat sein: So müssten keine<br />

neuen Leitungen verlegt werden, als<br />

Träger funktioniert das Abwasser. Untersucht<br />

wird das derzeit im Projekt InnoA2<br />

der Technischen Universität Kaiserslautern.<br />

Es wird dabei kein zusätzliches Wasservolumen<br />

in die Kanalnetze eingeleitet,<br />

sondern lediglich die im Kühlwasser gespeicherte<br />

Energie über Wärmetauscher<br />

dem vorhandenen Abwasserstrom zugeführt.<br />

An beliebiger Stelle stromabwärts<br />

kann die Wärme wieder entnommen und<br />

genutzt werden.<br />

Pia Manz, Projektleiterin<br />

am Fraun -<br />

hofer ISI betont: „Der<br />

ambitionierte Ausbau<br />

von effizienten Fernwärmenetzen<br />

und die<br />

Anbindung industrieller<br />

Abwärmequellen<br />

an Fernwärmesysteme sollten zentrale<br />

Elemente beim Übergang zu einer nachhaltigen<br />

und CO 2 -neutralen Wärmeversorgung<br />

in Europa sein. Dafür müssen<br />

Hemmnisse abgebaut werden, beispielsweise<br />

durch einen Marktzugang zu Wärmenetzen<br />

für Dritte und eine Absicherung<br />

von langfristigen Lieferverträgen durch<br />

Ausfallversicherungen. Industrielle Abwärme<br />

alleine wird jedoch nicht ausreichen:<br />

Die Hauptquelle für Fernwärme<br />

müssen zukünftig Erneuerbare Energien<br />

sein, in Kombination mit Großwärmepumpen<br />

und dezentralen Wärmepumpen.“<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 57<br />

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Bild: Lenze<br />

Die neue Plattform Nupano bietet Raum für digitale Innovationen und schafft den Zugang zu neuen Geschäftsmodellen.<br />

Lenze startet Open Automation Plattform Nupano<br />

„Für eine neue Generation<br />

in der Automatisierung“<br />

Maschinen- und Anlagenbauer sehnen sich nach neuen Erlösquellen. Der Druck auf sie<br />

wächst, denn sie müssen sich durch digitale Zusatzangebote differenzieren. Dafür fehlt<br />

es jedoch häufig an den passenden Ressourcen und dem notwendigen Know-how.<br />

Eine Lösung liefert Lenze mit der neuen Open Automation Plattform Nupano.<br />

» Ines Oppermann, Head of Trade Press and Social Media, Lenze<br />

Lenze-CEO Christian Wendler sitzt im Auditorium.<br />

Er hatte schon seinen Auftritt auf der Jahrespressekonferenz,<br />

konnte Rekordumsätze im Jubiläumsjahr<br />

vermelden, ein zweistelliges Wachstum<br />

steht in den Büchern von Lenze – trotz Covid19 und<br />

abgebrochenen Lieferketten. Auf der Bühne: die beiden<br />

jungen Kollegen Annekatrin Konermann und<br />

Werner Paulin. Sie verkörpern eine neue Generation<br />

des Automatisierers und präsentieren die Open Automation<br />

Plattform Nupano – die erste Plattform aus<br />

dem Hause Lenze, die auch eine Antwort auf eine<br />

neue Generation in der Industrie ist – mehr Python<br />

statt IEC.<br />

„Ich bin Elektrotechniker, habe die Glanzzeiten der<br />

Automatisierung miterlebt, neue Technologien, immer<br />

mehr Wachstum. Als junger Ingenieur dachte<br />

ich: Das geht immer exakt so weiter. Tut es aber<br />

nicht. Daher brauchte ich ein neues Bild, ein neues<br />

Ziel und musste mir Partner im Unternehmen suchen,<br />

die den Weg mitgehen“, erklärt Wendler angesprochen<br />

auf die Frage, wie das Unternehmen den Kulturwandel<br />

vom hardwarelastigen Antriebsspezialisten<br />

zur Digital Company geschafft hat. Er und sein<br />

Führungsteam haben sich in den letzten Jahren viele<br />

neue, auch externe Ideengeber, junge Menschen ins<br />

Team geholt. Nupano ist ein Ergebnis davon.<br />

58 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


TECHNIK «<br />

Die Sehnsucht der Maschinenbauer<br />

„Wir verheiraten die OT und die IT. Und glauben Sie<br />

mir, es wird eine glückliche, lohnenswerte Verbindung.<br />

Lenze kann seinen Kunden Lösungen als One-<br />

Stop-Shop anbieten. Wir entwickeln gemeinsam digitale<br />

Geschäftsmodelle mit Kunden und implementieren<br />

diese im digitalen Zwilling und vor Ort. Und<br />

wir bringen auch Hardware-Komponenten sowie unser<br />

Domänenwissen mit ein“, erklärt Wendler.<br />

Die Open Automation Plattform Nupano soll Maschinen-<br />

und Anlagenbauern dabei helfen, sich durch<br />

digitale Zusatzangebote zu differenzieren. Sie bietet<br />

einen Raum für digitale Innovationen auf Maschinen-<br />

und Anlagenebene und schafft den Zugang zu<br />

neuen Geschäftsmodellen. Viele Unternehmen wollen<br />

digitale Geschäftsmodelle für ihre Maschinen<br />

und Anlagen. „Das zieht sich durch alle Branchen,<br />

von der Intralogistik bis hin zur Linien-Automatisierung“,<br />

berichtet Werner Paulin. „Die Ideen sind oftmals<br />

schon da, aber es mangelt an Wissen, an Fachkräften<br />

und in manchen Fällen am Technologieverständnis<br />

für neue Geschäftsmodelle.“<br />

Schnell verheiratet<br />

„Wir wollen dem Kunden einen ökonomischen Mehrwert<br />

liefern. Den vermissen viele Maschinen- und<br />

Anlagenbauer im Markt, insbesondere, wenn es um<br />

die Digitalisierung geht. Unsere Kunden fordern von<br />

einer Plattform einen Wettbewerbsvorteil und wollen<br />

nicht nur Commodity-Apps runterladen. Als Basis-<br />

Set liefern wir sofort ein Life-Cycle-Management der<br />

Apps mit und setzen auf offene IT-Standards. Commodity-<br />

Apps gibt es obendrauf. Diese Baukastensystematik<br />

ist ein großer Vorteil unseres Ansatzes“, ist<br />

Wendler überzeugt.<br />

Im Maschinen- und App-Management sind firmeninterne<br />

Applikationen sowie öffentliche Softwarebausteine<br />

beheimatet. Vorreiterunternehmen,<br />

die schon eigene Apps entwickelt haben, können diese<br />

direkt auf die Plattform bringen. Der offene Standard<br />

macht das möglich. Applikationen lassen sich<br />

auf der Plattform gemeinsam testen, es entstehen<br />

beim Kunden ein Release-Workflow und eine Life-<br />

Cycle-Strategie für dessen gesamten Maschinenund<br />

Anlagenpark.<br />

Entscheidend für den Erfolg sei, dass Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern ohne IT-Fachwissen, die Anwendungen<br />

nutzen und sogar implementieren, erweitern<br />

und aktualisieren können. Deshalb legten die<br />

Entwicklerinnen und Entwickler einen besonderen<br />

Fokus auf die UX der Plattform. Auf Nupano findet<br />

der Kunde jetzt beides – die Applikationen und die<br />

Übersicht seiner Maschinen als digitale Zwillinge.<br />

Praktisch per Drag ’n’ Drop verheiratet der Anwender<br />

Bild: Lenze<br />

Annekatrin Konermann und Werner Paulin präsentieren auf der Jahrespressekonferenz<br />

von Lenze die Open Automation Plattform Nupano.<br />

so die OT mit der IT-Welt. „Wir müssen die Softwarebausteine<br />

einfach und effizient in über 1000 oder<br />

mehr Maschinen pro Jahr bringen, sonst liefern wir<br />

keinen Mehrwert für den Kunden“, unterstreicht<br />

Paulin. Über den digitalen Zwilling im System gelangen<br />

die Anwendungen in einen Industrie-PC. Dort<br />

werden die Anwendungen von der Runtime ausgeführt.<br />

„Das Feedback aus den Gesprächen mit unseren<br />

Kunden ist sehr positiv. Viele haben nach einer solchen<br />

Plattform gesucht“, ist Paulin stolz. Auch der<br />

CEO lobt sein Team. „Wir und unsere Kunden müssen<br />

viel mehr Kontakt halten zu unseren jeweiligen Kunden.<br />

Das machen uns die großen Hyperscaler und<br />

E-Commerce-Unternehmen vor. Auch dafür braucht<br />

man eine Plattform. Dann können wir gemeinsam<br />

schnell Ideen weiterentwickeln“, unterstreicht<br />

Wendler. Und die Branche?<br />

„Die besten Zeiten der Automatisierung stehen uns<br />

noch bevor. Wir alle realisieren gerade, was es beispielsweise<br />

heißt, Energie sparen zu müssen. Ohne<br />

Automatisierung, ohne Elektrotechnik und IT werden<br />

wir nicht auskommen. Wir sprechen über DC-Netze,<br />

über Vernetzung von Energiesystemen und Maschinen<br />

und über weniger Verbrauch durch intelligente<br />

Steuerung. Gleichzeitig muss Automatisierung noch<br />

einfacher und intuitiver werden, denn Engineering-<br />

Zeit wird noch kostbarer werden, weil uns Fachkräfte<br />

fehlen.“<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 59


» TECHNIK<br />

Cobot von Kuka unterstützt Kunststoffveredler bei der Qualitätsprüfung<br />

„Alle waren vom neuen<br />

Kollegen sofort begeistert“<br />

Einen flexiblen und schnellen Mitarbeiter wünscht sich jeder Chef. Bastian Fest<br />

von FMO Surface hat ihn mit dem LBR iisy gefunden. Hand in Hand mit seinem<br />

Team überprüft der Cobot Datamatrix-Codes auf Qualität und Vollständigkeit.<br />

Berührungsängste gab es keine und das Anlernen des neuen Kollegen war auch<br />

ohne Programmiererfahrung kein Problem.<br />

Bastian Fest, Geschäftsführer<br />

von FMO Surface,<br />

hat sich den LBR iisy<br />

von Kuka gekauft, ohne<br />

genau zu wissen, wo er<br />

eingesetzt werden soll.<br />

Aber die erste Aufgabe<br />

für den Cobot war<br />

schnell gefunden.<br />

Bild: Kuka<br />

Bastian Fest, Geschäftsführer der FMO Surface<br />

GmbH & Co. KG, und Robert Korte, Vertriebsingenieur<br />

beim Roboterbauer Kuka, lernten sich auf einer<br />

Messe in Kassel kennen. Als Robert Korte den kollaborativen<br />

Roboter LBR iisy vorstellte, war Bastian Fest<br />

auf der Stelle von den Vorteilen des Cobots überzeugt.<br />

In der Niederlassung von Kuka in Siegen schaute sich<br />

Fest daraufhin das Modell in Ruhe an und entschied<br />

sich für den Kauf über den Kuka Marketplace. „Der Cobot<br />

vereint verschiedene Faktoren, die wir brauchen.<br />

Dazu gehören Flexibilität, leichte Programmierbarkeit<br />

und die kollaborierende Einsatzbereitschaft. Daher haben<br />

wir ihn gekauft, ohne genau zu wissen, wo wir ihn<br />

einsetzen wollen“, so der Geschäftsführer. In der Tat<br />

ein eher ungewöhnlicher Schritt.<br />

Hinsichtlich der Programmierung von Robotern<br />

sieht sich Fest eher als Anfänger. Beim Kauf seines<br />

ersten Kuka-Roboters hatte er zwar eine Schulung<br />

am Kuka-College absolviert, doch die betraf das Modell<br />

KR Cybertech und liegt inzwischen vier Jahre zurück.<br />

Umso größer ist seine Freude über den neuen<br />

Cobot, der durch seine leichte Bedienbarkeit auch<br />

Programmieranfängern den Zugang zur Robotik ermöglicht.<br />

Das Familienunternehmen FMO Surface, das sich<br />

auf die Veredelung von Kunststoff-Oberflächen spezialisiert<br />

hat, wurde 1999 in Lemgo in der Region<br />

Ostwestfalen-Lippe gegründet und beschäftigt heute<br />

75 Mitarbeiter. Rund 7 Mio. Busverbinder werden<br />

hier im Jahr mit Datamatrix-Codes belasert.<br />

60 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Vor einigen Jahren begann das Unternehmen mit<br />

der Automatisierung von verschiedenen Prozessen.<br />

Die Zusammenarbeit mit Kuka startete mit einem KR<br />

Cybertech Nano, der bei der Palettierung und Bestückung<br />

einer Laseranlage eingesetzt wird. Zwei Jahre<br />

später kam ein weiterer Roboter der Cybertech-Serie<br />

hinzu, der die Kunststoffteile, die zu veredeln sind,<br />

wenden, messen und belasern kann. „Vor dem Hintergrund<br />

des Fachkräftemangels spielt die Automatisierung<br />

für ein mittelständisches Unternehmen wie<br />

unseres eine wichtige Rolle“, versichert Bastian Fest.<br />

Im März 2022 stieß dann der LBR iisy zum Roboterportfolio<br />

dazu.<br />

Die passende Aufgabe für den neuen Kollegen war<br />

schnell gefunden, und zwar in der Qualitätskontrolle<br />

von Busverbindern. Diese werden mit Datamatrix-<br />

Codes mit jeweils achtstelligen Zahlenfolgen belasert,<br />

bevor sie in einer Steuerung verbaut werden. Da<br />

mehrere Komponenten mit einem Code markiert sind<br />

und voneinander abhängen, ist eine zuverlässige<br />

Rückverfolgbarkeit der gesamten Baugruppe entscheidend.<br />

Daher spielen die Qualitätskontrolle und<br />

die Vollständigkeit der Codes eine zentrale Rolle.<br />

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Diese Aufgabe wurde bei FMO Surface bisher von<br />

Mitarbeitern manuell mit einem Scanner erledigt. Im<br />

Frühjahr 2022 übernahm der LBR iisy diese Arbeit.<br />

Der Cobot arbeitet nun Hand in Hand mit Vorarbeitern<br />

der Laserabteilung, zu denen auch Tim Hertz gehört.<br />

„Durch den LBR iisy sparen wir enorm viel Zeit,<br />

da wir nicht mehr jedes Teil einzeln abscannen müssen“,<br />

freut sich Hertz. „Und wenn der Cobot einen<br />

Fehler meldet, müssen wir auch keinen Käfig öffnen<br />

oder eine ganze Anlage stoppen, sondern können das<br />

falsche Teil einfach entnehmen und ersetzen.“<br />

Für Unternehmen wie FMO Surface wird es immer<br />

schwieriger, menschliche Mitarbeiter für monotone<br />

und zugleich anspruchsvolle Aufgaben wie das Überprüfen<br />

der Datamatrix-Codes zu finden. Den LBR iisy<br />

einzulernen, ging dagegen ohne Probleme. „Vom<br />

Auspacken über den Aufbau bis zur ersten Programmierung<br />

haben wir gerade einmal eine halbe Stunde<br />

gebraucht“, sagt Bastian Fest. Mit dem Smartpad<br />

und der Robotersteuerung KR C5 Micro von Kuka<br />

können auch Mitarbeiter den Cobot bedienen und<br />

anlernen, die bislang kaum Erfahrung mit der Roboterprogrammierung<br />

haben. „Der Cobot läuft auf Ba-<br />

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media.industrie.de <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 61


» TECHNIK<br />

Tim Hertz, Vorarbeiter<br />

in der Laserabteilung<br />

bei FMO Surface:<br />

„Wenn der Cobot einen<br />

Fehler meldet, müssen<br />

wir keinen Käfig öffnen<br />

oder die ganze Anlage<br />

stoppen, sondern können<br />

das falsche Teil<br />

einfach entnehmen und<br />

ersetzen.“<br />

Bild: Kuka<br />

sis des neuen Betriebssystems iiQKA.OS und lässt<br />

sich daher einfach installieren, konfigurieren und<br />

programmieren“, erklärt Robert Korte von Kuka. Der<br />

Cobot ist nicht nur in wenigen Minuten startklar,<br />

sondern lässt sich ebenso schnell an neue Herausforderungen<br />

anpassen. Für Bastian Fest ist das ein enormer<br />

Vorteil: „Wir haben hier keine Ingenieure, daher<br />

ist die einfache Integration umso wichtiger.“<br />

Für die Prüfung der Datamatrix-Codes ist der Cobot<br />

mit zwei Kameras ausgestattet. Auf einem Tray<br />

liegen 200 Kunststoffteile, die unter den LBR iisy mit<br />

seinen beiden Kameras des Herstellers Keyence geschoben<br />

werden. „Im ersten Schritt wird die Qualität<br />

der Codes stichprobenartig anhand von 20 Teilen<br />

überprüft“, erklärt Vorarbeiter Tim Hertz. „Passt alles,<br />

fährt der Cobot erneut über den Tray und prüft, ob<br />

alle 200 Teile da und alle Codes lesbar sind.“ Eine Kamera<br />

prüft mit der integrierten Software die Qualität,<br />

die zweite Kamera ist für die Vollständigkeit zu-<br />

ständig. Stimmt etwas nicht, ist also ein Code von<br />

unzureichender Qualität oder unvollständig, bleibt<br />

der Roboter stehen und zeigt an, welcher Busverbinder<br />

betroffen ist. Ein menschlicher Kollege kann das<br />

fehlerhafte Teil dann austauschen, der Tray wird erneut<br />

geprüft und im Idealfall freigegeben.<br />

Tim Hertz kann sich gut daran erinnern, wie aufwendig<br />

diese Art der Qualitätskontrolle für Datamatrix-Codes<br />

früher war. „Wenn wir auf Vollständigkeit<br />

überprüften, mussten wir jedes Teil einzeln scannen“,<br />

so Hertz. Dazu musste ein Mitarbeiter die Bauteile<br />

aus dem Tray nehmen und sie später wieder zurücklegen.<br />

Heute geht das mit dem neuen Cobot viel<br />

schneller und präziser. Der Kunde, ein Automatisierungsunternehmen,<br />

wünschte sich laut Bastian Fest<br />

ausdrücklich eine automatisierte Lösung. Denn einen<br />

nicht perfekten Busverbinder in den eigenen Steuerungen<br />

zu verbauen, kann teuer werden. Der Busverbinder<br />

wird als erstes Teil der Steuerung verlötet und<br />

Bei FMO Surface prüft der Cobot die Qualität und Vollständigkeit<br />

der Data-Matrix-Codes auf Busverbinder.<br />

Bild: Kuka<br />

Sensitive Gelenkmomentsensoren in allen sechs Achsen des LBR iisy<br />

ermöglichen eine sichere Zusammenarbeit mit dem Menschen.<br />

Bild: Kuka<br />

62 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


auf der Platine verschraubt. Darauf wird anschließend<br />

die ganze Steuerung verbaut. Wenn nun der Datamatrix-Code<br />

nicht in Ordnung ist, dann fällt das erst im<br />

Warenausgang auf. Da ist der Schaden dann immens.<br />

Der LBR iisy lässt sich nicht nur einfach in bestehende<br />

Prozesse integrieren, sondern auch auf neue<br />

Aufgaben umprogrammieren. Diese können sehr unterschiedlich<br />

sein und reichen vom Beladen einer<br />

Maschine über verpacken bis hin zu verschiedene<br />

Handling-Aufgaben. „Die integrierte Kabelführung<br />

und Energiezuführung ermöglichen außerdem einen<br />

schnellen und einfachen Werkzeugwechsel“, fügt<br />

Robert Korte hinzu. Für neue Applikationen lässt sich<br />

der Cobot mit Zubehör ausstatten. Für Bastian Fest<br />

ein echter Pluspunkt: „Ich habe dadurch ein flexibles<br />

Produkt, an das ich vorne einen Sauger, einen Greifer<br />

oder eine Kamera befestige und so mein gesamtes<br />

Spektrum abdecken kann.“<br />

„Die Mitarbeiter waren vom neuen Kollegen sofort<br />

begeistert“, betont Geschäftsführer Fest. Berührungsängste<br />

gab es keine. „Dank der Sicherheitsfeatures<br />

kann der Cobot in einem Arbeitsraum mit Menschen<br />

zusammenarbeiten“, so Robert Korte. Das Modell ist<br />

mit sensitiven Gelenkmomentsensoren in allen sechs<br />

Achsen ausgestattet und reagiert sofort auf kleinste<br />

Berührungen. Auf diese Weise ist ein zertifizierter<br />

Kollisionsschutz gegeben. Das macht den Cobot zum<br />

idealen Helfer in jeder Produktion. Bastian Fest plant<br />

bereits, weitere Prozesse zu automatisieren. So könne<br />

die flexible Maschine demnächst im Tampondruck<br />

zum Einsatz kommen. Und die größeren Ausführungen<br />

des LBR iisy mit Tragfähigkeiten von 11 und 15 kg<br />

stehen bereits auf seiner Wunschliste. (us)<br />

Bild: Kuka<br />

Mit dem „Smartpad<br />

Pro“ von Kuka können<br />

auch Mitarbeiter den<br />

Cobot bedienen, die<br />

wenig Erfahrung mit<br />

der Programmierung<br />

von Robotern haben.<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 63


» TECHNIK<br />

Munk liefert Arbeitsplattformen für die Kranmontage bei Liebherr<br />

Der Trick mit dem Scherengeländer<br />

Der Fahrzeugkran-Spezialist Liebherr setzt im Werk Ehingen auf Plattformtreppen und Arbeitsplattformen<br />

der Munk Günzburger Steigtechnik. Die Mitarbeiter in der Endmontage sparen<br />

damit viel Zeit. Zudem werden Arbeitssicherheit und Ergonomie auf ein neues Niveau gehoben.<br />

» Ingo Jensen ist Geschäftsführer der Jensen media GmbH<br />

Die neuen Arbeitsplattformen<br />

steigern die<br />

Arbeitssicherheit und<br />

Effizienz bei der Endmontage<br />

von Mobilkranen<br />

bei Liebherr.<br />

Bild: Munk Günzburger Steigtechnik<br />

Für die bei Liebherr eingesetzten Sonderkonstruktionen<br />

hat sich der Steigtechnik-Spezialist aus<br />

Günzburg etwas Besonderes einfallen lassen. Die<br />

Plattformtreppen und die bis zu 5,9 m langen Arbeitsplattformen<br />

sind mit neuen Scherengeländern<br />

ausgestattet, die sich mit einem einzigen Handgriff<br />

ein- und wieder ausklappen lassen.<br />

Weil sich die neuen jeweils 85 cm breiten Plattformtreppen<br />

und Arbeitsplattformen ideal an den<br />

Seiten der Mobilkrane positionieren lassen, steht<br />

dem Montageteam auf der Oberwagenhöhe (rund 1,6<br />

m) je Montageanwendung eine abgesicherte Arbeitsfläche<br />

von maximal 5 m 2 zur Verfügung. Darauf können<br />

jetzt bis zu zwei Personen gleichzeitig arbeiten,<br />

die damit mehrere Montageschritte an den Oberwagen<br />

im gleichen Zeittakt erledigen können. Bei den<br />

Arbeitsplattformen lässt sich auf Wunsch am Plattformende<br />

ein 1,1 m langes Element einklappen, damit<br />

die Plattformen nicht nur an den großen Kranen,<br />

sondern auch an kleinen Modellen eingesetzt werden<br />

können. Die Plattformtreppen dagegen lassen sich<br />

fest miteinander kombinieren, was dem Team bei<br />

Liebherr ebenfalls viel Flexibilität beim Einsatz bietet.<br />

An den Treppenaufstiegen können zusätzliche<br />

Plattformen eingehängt werden, die den Arbeitsbereich<br />

weiter vergrößern.<br />

Der Clou der neuen Konstruktion ist das einklappbare<br />

Scherengeländer. Da während der Montagearbeiten<br />

der Oberwagen immer wieder gedreht werden<br />

muss, können die Mitarbeiter bei Bedarf mit einem<br />

Handgriff das Scherengeländer der Plattform abklappen,<br />

so dass sich der Oberwagen um 360 Grad frei<br />

schwenken lässt. Sobald das Scherengeländer wieder<br />

aufgeklappt und eingerastet ist, lassen sich die Arbeiten<br />

sicher fortsetzen. Die Bedienung der Klappfunktion<br />

ist komfortabel und ergonomisch. Beim<br />

Aufsteigen auf die Plattform können die Monteure<br />

das Geländer mit einem Griff mitnehmen und auf-<br />

64 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


klappen. Um ein unkontrolliertes Abklappen zu verhindern,<br />

ist der Klappmechanismus mit einem Gasdruckdämpfer<br />

gesichert.<br />

„Ein Großteil der Arbeit unseres Teams in der Endmontage<br />

findet auf Oberwagenebene statt“, sagt<br />

Hans-Peter Hagel, verantwortliche Sicherheitsfachkraft<br />

aus dem Team Arbeitssicherheit im Werk von<br />

Liebherr in Ehingen. „Hier haben wir nach einer Lösung<br />

gesucht, mit der sich die Bewegungsräume und<br />

die Arbeitssicherheit für unser Team optimieren lassen.“<br />

Mit Hilfe der Spezialisten aus Günzburg konnte<br />

für die Anwendung bei Liebherr die passende Technik<br />

gefunden werden. Sie bietet bei allen Tätigkeiten ein<br />

Optimum an Arbeitssicherheit. Hinzu kommen einige<br />

Raffinessen, damit die Monteure auch ergonomisch<br />

und effizient arbeiten können. Mit der Lösung werden<br />

die Rüstzeiten minimiert, so dass die Endmontage<br />

der Mobilkrane schneller erfolgen kann.<br />

Mit seiner Investition in die Arbeitssicherheit liegt<br />

Liebherr im Trend. Immer mehr Unternehmen fokussieren<br />

sich bei Investitionen in den Arbeitsschutz auf<br />

den Benefit, der sich aus einem Return on Prevention<br />

(ROP) ergibt, der nach Angaben aus der Forschung<br />

und Wissenschaft bei 2,2 liegt. Das bedeutet, dass jeder<br />

Euro, der in die Arbeitssicherheit investiert wird,<br />

mit dem Faktor 2,2 zurückkommt – in Form von niedrigeren<br />

Kosten für Unfälle, Arbeitsausfälle und Betriebsstörungen.<br />

Das hat eine Studie ergeben, die gemeinsam<br />

von der internationalen Vereinigung für soziale<br />

Sicherheit (IVSS), der deutschen gesetzlichen<br />

Unfallversicherung (DGUV) und der Berufsgenossenschaft<br />

Energie, Textil, Elektro, Medienerzeugnisse<br />

(BG ETEM) initiiert wurde.<br />

Für den sicheren und bequemen Auf- und Abstieg<br />

bei den Plattformtreppen und Arbeitsplattformen<br />

sind die Treppen in einem Winkel von im 45 Grad<br />

ausgeführt. Als weiteres Sicherheitsfeature ist die<br />

oberste Treppenstufe jeweils gelb gekennzeichnet.<br />

Um zwei Plattformtreppen in Kombination verwenden<br />

zu können, werden sie über Spannhebel miteinander<br />

verbunden und die stirnseitigen Geländer abgesteckt.<br />

So steht dem Team mit wenigen Handgriffen<br />

eine beidseitige Treppe zur Verfügung. Über vier<br />

Lenkrollen lassen sich die Plattformtreppen und Arbeitsplattformen<br />

schnell und aus jeder Richtung an<br />

das Kranfahrzeug heranfahren und standsicher positionieren.<br />

Die zentrale Feststellbremse lässt sich dabei<br />

ergonomisch mit dem Fuß bedienen. Ein Anwendungsvideo<br />

auf Youtube zeigt die Funktionsweise der<br />

neuen Technik in der Praxis. Der zugehörige Link:<br />

https://is.gd/arbeitsplattform. (us)<br />

Bild: Munk Günzburger Steigtechnik<br />

Für die Liebherr-Arbeitsplattformen<br />

hat<br />

die Munk Günzburger<br />

Steigtechnik ein innovatives<br />

Scherengeländer<br />

entwickelt, das sich mit<br />

einem Handgriff einund<br />

ausklappen lässt.<br />

Bild: Munk Günzburger Steigtechnik<br />

An den Treppenaufstiegen können zusätzliche Plattformen eingehängt<br />

werden, die den Arbeitsbereich weiter vergrößern und stets<br />

ein ergonomisches Arbeiten ermöglichen.<br />

Bild: Munk Günzburger Steigtechnik<br />

Wenn das Scherengeländer abgeklappt ist, lässt sich der Oberwagen<br />

der Mobilkrane frei um 360 Grad schwenken.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 65


TECHNIK » Interview<br />

Tanja Hänchen, geschäftsführende Gesellschafterin der Herbert Hänchen GmbH, im Interview<br />

„Wir sind immer weiter ins Thema<br />

Antriebssysteme eingetaucht“<br />

Langlebig-robuste Komponenten und Maschinen sind in der Industrie generell gefragt.<br />

Für Hydraulik-anwendungen gelten diese Anforderungen umso mehr. Die Herbert<br />

Hänchen GmbH verfügt seit Jahrzehnten über besonderes Hydraulik-Know-how.<br />

Wie sich das Familienunternehmen um den Hydraulik-Zylinder herum und darüber<br />

hinaus weiterentwickelt hat, erläutert Tanja Hänchen, geschäftsführende<br />

Gesellschafterin des Unternehmens mit Sitz in Ostfildern bei Stuttgart.<br />

» Nico Schröder, Korrespondent <strong>Industrieanzeiger</strong>, Augsburg<br />

Frau Hänchen, steht das Unternehmen<br />

Herbert Hänchen vor allem für Kompetenz<br />

im Bereich Hydraulikzylinder?<br />

Hier liegen unsere Unternehmensanfänge<br />

und der Hydraulikzylinder war unser erstes<br />

eigenständiges Produkt – nach den<br />

Lohnarbeiten, die mein Großvater angefangen<br />

hat. Wir sind bekannt hierfür und<br />

verwurzelt in dem Thema, keine Frage.<br />

Dennoch haben wir uns über die Jahre<br />

weiterentwickelt, gerade auch weil Elektronikbauteile<br />

zunehmend in den Zylinder<br />

Einzug gehalten haben. Darüber sind wir<br />

immer weiter in das Thema Antriebssysteme<br />

eingetaucht. Das bedeutet, dass wir<br />

uns die – meist hydraulischen – Abläufe<br />

in der Produktion beim Kunden anschauen.<br />

Gemeinsam bestimmen wir die<br />

Schnittstellen, an denen Hänchen ansetzt.<br />

Das geht so weit, dass wir die Kernkompetenz<br />

der Software-Entwicklung im<br />

Hause haben, um den Kunden kompetent<br />

und direkt bedienen zu können. Insofern<br />

sind wir weiter um den Hydraulikzylinder<br />

herum gewachsen – mittlerweile bis hin<br />

zu kompletten Maschinen, beispielsweise<br />

für Prüfanwendungen.<br />

Bild: Hänchen<br />

Tanja Hänchen ist<br />

geschäftsführende<br />

Gesellschafterin des<br />

Familienunternehmens<br />

Herbert Hänchen GmbH.<br />

66 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Wie sehen Ihre Sonderlösungen in der<br />

Regel aus?<br />

Wenn es um Maschinen im Kundenauftrag<br />

geht, konstruieren wir diese komplett<br />

individuell. Je nachdem, was der Kunde<br />

braucht, ergänzen wir seine bestehende<br />

Maschine auch um einzelne Module.<br />

Sie sagen, ein Alleinstellungsmerkmal<br />

betrifft die „Kernkompetenz der<br />

Softwareentwicklung“? Warum ist es<br />

für Hänchen wichtig, auf eigenes<br />

Software-Know-how zu setzen?<br />

Am Anfang stand die Zusammenarbeit<br />

mit externen Firmen. Vor etlichen Jahren<br />

haben wir dann aber zunehmend festgestellt,<br />

dass es notwendig ist, diese Kompetenz<br />

hier im Hause zu haben. Die Software<br />

nimmt eine zentrale Funktion beim<br />

Kunden ein, denn sie ermöglicht ihm,<br />

seine benötigten Funktionen abzubilden.<br />

Daher ist es wichtig, dass wir im Detail<br />

verstehen, was der Kunde braucht. Dieses<br />

Maschinenbau-Verständnis<br />

fehlt oft bei reinen Softwareprogrammierern<br />

und dann<br />

kann es bei technischen Anwendungen<br />

schnell schwierig<br />

werden, Kundenabläufe umzusetzen.<br />

All das hat uns dazu<br />

bewogen, diese Kompetenz ins Haus zu<br />

holen und hier entsprechend Elektroingenieure<br />

einzustellen, die dieses Know-how<br />

einfach mitbringen.<br />

Eine Ihrer Dienstleistungen heißt<br />

„Ratio-Drive“. Was ist darunter zu<br />

verstehen und wie funktioniert das<br />

Ganze, um Automatisierungs- oder<br />

Antriebssysteme auszulegen?<br />

Jemand der eine Sondermaschine für Aufgaben<br />

im Bereich der Automatisierungsoder<br />

Antriebstechnik benötigt oder auch<br />

sein bestehendes System optimieren<br />

möchte, bekommt von uns eine auf seine<br />

Aufgabenstellung zugeschnittene Lösung<br />

– vom Engineering bis zur Inbetriebnahme<br />

der Anlage designt unser „Sondermaschinenbau<br />

Ratio-Drive“ kundenindividuelle<br />

Komplettlösungen. Benötigen Kunden<br />

eine Teillösung, übernehmen wir die Projektierung<br />

und Umsetzung der gewünschten<br />

Maschinenfunktion. Mit Ratio-Drive<br />

bietet Hänchen zudem komplette Prüfmaschinen<br />

und individuelle Prüfstände<br />

an. Unser Sondermaschinenbau begleitet<br />

dann den gesamten Prozess des Prüfstandbaus.<br />

Kunden nennen uns die erforderlichen<br />

Prozesse der Prüfaufgabe und<br />

wir projektieren entsprechend die servohydraulische<br />

oder elektrische Prüfmaschine.<br />

Wir unterstützen unsere Kunden auch,<br />

wenn sie ihre Maschine einer Modernisierung<br />

oder einem Retrofit unterziehen<br />

wollen.<br />

Wo sehen Sie die größte Stärke bei<br />

Hänchen, vielleicht sogar als ein<br />

Alleinstellungsmerkmal?<br />

Eines der wichtigen Alleinstellungsmerkmale<br />

ist definitiv die Langlebigkeit unserer<br />

Produkte. Hierauf haben wir schon<br />

immer Wert gelegt. Und in der jetzigen<br />

Diskussion zur Nachhaltigkeit gewinnt<br />

das noch mehr an Bedeutung. Unser<br />

Augenmerk ist darauf gerichtet, dass man<br />

nicht kauft und wegwirft, sondern dass<br />

» Eines der wichtigen<br />

Alleinstellungsmerkmale ist definitiv<br />

die Langlebigkeit unserer Produkte. «<br />

man Komponenten und Maschinen auch<br />

wirklich lange nutzen kann. Das ist<br />

sicherlich eines unserer stärksten Merkmale.<br />

Und darauf ist unsere ganze Konstruktion<br />

– besonders der Zylinder – und<br />

letztlich unser Produktportfolio ausgelegt.<br />

Und auch von den Produktionsverfahren<br />

her, die wir einsetzen, praktizieren<br />

wir das. Alles ist auf Langlebigkeit getrimmt.<br />

Setzen Sie dann vermehrt auf Sensorik?<br />

Respektive haben Sie Lösungen,<br />

um auch vorausschauende Wartung<br />

umzusetzen?<br />

Wir sind gerade dabei, das entsprechend<br />

anzugehen und Lösungen zu entwickeln.<br />

Hier untersuchen wir, welche Werte man<br />

rund um Zylinder abgreifen kann, um aus<br />

diesen ganzen Daten Vorhersagen abzuleiten,<br />

wann eine Maschinenwartung<br />

Sinn ergibt. Der Anwender soll Wartungen<br />

eben besser einplanen können, um<br />

Stillstandszeiten zu vermeiden.<br />

Ist das etwas, das Sie antizipieren?<br />

Oder sind Ihre Kunden Predictive-<br />

Maintenance-Lösungen derweil schon<br />

gewohnt beziehungsweise sehen<br />

diese in ihren Maschinenparks gegebenenfalls<br />

erste Anwendungen und<br />

verlangen das auch von Ihnen?<br />

Meine Wahrnehmung ist, dass sich Predictive<br />

Maintenance noch nicht allzu<br />

stark durchgesetzt hat, und zwar, weil es<br />

noch ein relativ weites Feld darstellt, wie<br />

man dieses ganze Thema überhaupt<br />

steuerungsseitig einbindet, wenn vielfältige<br />

Komponenten in einer Maschine verbaut<br />

sind.<br />

Inwiefern werden Sie bei Entwicklungen<br />

rund um Predictive Maintenance<br />

Ihre jahrzehntelangen Branchenerfahrungen<br />

in unterschiedlichen Anwendungen<br />

nutzen?<br />

Wir haben den Anspruch, nicht einfach<br />

irgendwelche „gewürfelten Werte“ dazu<br />

zu hinterlegen, wann eine<br />

Wartung fällig sein wird, sondern<br />

das wirklich anhand von<br />

definierten Parametern entsprechend<br />

vorherzusagen. Anwendungen<br />

sind beispielsweise<br />

schon in Hinblick auf Zyklen<br />

unterschiedlich. Also: Laufen die Anlagen<br />

24/7 oder nur zweimal am Tag? Von daher<br />

sollten solche Faktoren einfließen, sodass<br />

im Sinne des Kunden möglichst realistische<br />

und nützliche Aussagen möglich<br />

sind. Nichtsdestotrotz stellt es für uns<br />

nach wie vor noch ein spannendes Lernfeld<br />

dar. Denn wir wollen herausfinden,<br />

ob die Voraussetzungen in verschiedenen<br />

Anwendungsgebieten wirklich so große<br />

sind, wie wir vermuten oder nicht. Ich<br />

glaube, da werden wir selbst noch viel<br />

lernen.<br />

An welcher Stelle wird eine Produktionsanlage<br />

besonders von Predictive<br />

Maintenance profitieren?<br />

Überall dort, wo es um hohe Standzeiten<br />

geht, wo die Maschinen einfach laufen<br />

müssen und nicht pro Tag sowieso öfters<br />

stillstehen, sondern wo sie durchproduzieren<br />

müssen und nur bestimmte Wartungsfenster<br />

haben – in solchen Fällen<br />

wird es sicherlich spannend werden.<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 67


» TECHNIK<br />

Linearführungen in Verpackungsmaschinen<br />

Maßgeschneidert für Höchstleistungen<br />

In vielen seiner Verpackungsmaschinen setzt Mespack bewusst auf die Linearführungen von<br />

Franke. Dabei zählt vor allem Prozesssicherheit, denn mit ihrer Hilfe werden die Verpackungen<br />

Schritt für Schritt durch die Stationen zum Befüllen und zum Versiegeln transportiert.<br />

» Christoph Robisch, freier Fachjournalist<br />

Sogenannte Stick-Packs, liegende und stehende<br />

Beutelverpackungen mit Deckel oder Zipp-Verschluss<br />

werden mit Mespack-Verpackungsmaschinen<br />

hergestellt, befüllt und verschlossen. Sie werden für<br />

Lebensmittel, Pharmazeutika, Haushalts-, Körperpflege-<br />

oder Haustierprodukte verwendet. Für Produkte<br />

wie Kaffeekapseln, Geschirrspülmittel oder<br />

Flüssigseife bietet Mespack vielfältige Systeme zum<br />

vollautomatischen Verpacken: „Wir können unsere<br />

Kunden mit maßgeschneiderten integrierten Lösungen<br />

unterstützen, von der Primär- über die Sekundär-<br />

bis zur Endverpackung“, sagt Alonso Marquez,<br />

Operations Director von Mespack. Als Servicepartner<br />

bietet Mespack komplette Verpackungslinien für Verpackungsprozesse<br />

an. Damit die Verpackungsmaschinen<br />

einwandfrei und langlebig funktionieren, setzt<br />

Mespack in seinen Maschinen widerstandsfähige<br />

Linearführungen von Franke ein.<br />

Alonso Marquez, Operations Director von Mespack (links im Bild)<br />

und Franke-Kundenberater Ignacio Garcia (rechts) an einer<br />

Mespack-Verpackungsmaschine<br />

Bild: Franke GmbH<br />

Linearführungen von Franke im Einsatz<br />

Hohe Geschwindigkeiten beim Transport tragen zu einer<br />

hohen Produktivität der Verpackungsmaschinen bei.<br />

Bild: Franke GmbH<br />

„Innovation ist Teil der DNA von Mespack“, erklärt<br />

Marquez. Aus diesem Grund brauche man auch innovative<br />

Lieferanten, die ihre Technologie entsprechend<br />

der Trends und Marktentwicklungen kontinuierlich<br />

verbessern. Franke Linearsysteme werden seit über<br />

zehn Jahren in horizontalen Verpackungsmaschinen<br />

von Mespack verbaut. Mit ihrer Hilfe werden die Verpackungen<br />

Schritt für Schritt durch die Stationen<br />

zum Befüllen und zum Versiegeln transportiert. Die<br />

Kassetten der Linearführungen sausen dabei im<br />

schnellen Produktionstakt hin und her. „Franke Linearführungen<br />

sind aus leichtem Aluminium gefertigt,<br />

was für uns sehr wichtig ist, weil wir dadurch höhere<br />

Geschwindigkeiten erreichen können“, erklärt Marquez.<br />

Zugleich müsse die Prozesssicherheit immer<br />

gewährleistet sein: „Die Langlebigkeit und die Widerstandsfähigkeit<br />

von Franke-Linearsystemen ist für<br />

uns von entscheidender Bedeutung, da sie grundlegende<br />

Bewegungen führen und das Funktionieren<br />

der gesamten Maschine von ihnen abhängt.“<br />

68 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Höhl & Westhoff GmbH<br />

Tradition • Qualität • Sicherheit<br />

Bei Kunden, die Ihre Maschinen aus Hygienegründen<br />

sehr häufig reinigen, kommen auch die komplett<br />

korrosionsbeständigen Linearführungen vom Typ FDC<br />

von Franke zum Einsatz. Die eingelegten Laufbahnen<br />

und die Laufrollen bestehen bei dieser Ausführung<br />

aus korrosionsbeständigem Stahl, was die Widerstandsfähigkeit<br />

nochmals verbessert.<br />

Linearführungen entsprechend<br />

individueller Spezifikationen<br />

Weil jede Verpackungsmaschine von Mespack individuell<br />

an die Kundenbedürfnisse angepasst wird, fordert<br />

Mespack auch von Franke angepasste Lösungen.<br />

„In unseren Projektzeichnungen sind jeweils die Längen<br />

der Führungsschienen und die benötigten Bohrungen<br />

festgelegt“, erklärt Marquez und sagt: „Franke<br />

liefert uns dementsprechend die Linearsysteme.”<br />

Franke-Berater Ignacio García betreut Mespack<br />

vor Ort in Spanien. Er erklärt, dass Franke mit einem<br />

Metallbearbeiter in Barcelona zusammenarbeite, der<br />

die projektspezifischen Anpassungen an den Schienen<br />

vornehme: „Die örtliche Nähe unseres Partnerbetriebs<br />

zu Mespack verkürzt die Lieferzeit. Auf diese<br />

Weise sind wir in der Lage, auch die individualisierten<br />

Komponenten innerhalb enger zeitlicher Projektabläufe<br />

rechtzeitig liefern zu können.“<br />

Nachhaltigkeit als Innovationsthema<br />

Ein Thema, dass für die Kunden von Mespack zunehmend<br />

an Bedeutung gewinnt, ist die Nachhaltigkeit.<br />

„Wir unterstützen unsere Kunden bei der Verringerung<br />

ihres ökologischen Fußabdrucks“, erklärt Marquez.<br />

Flexible Verpackungen bieten schon an sich<br />

einen Umweltvorteil gegenüber festen Verpackungen,<br />

weil sie in der Herstellung und im Transport<br />

weniger Ressourcen verbrauchen. Darüber hinaus<br />

arbeitet Mespack daran, bei den verwendeten Materialien<br />

umweltschonende Lösungen zu etablieren:<br />

gut recycelbare Kunststoffe, recycelte Kunststoffe<br />

oder kompostierbare Materialien wie Papier oder<br />

biobasierte Kunststoffe. Im Mespack-Innovationszentren<br />

(MIC) in Barcelona können Kunden alterna -<br />

tive Verpackungsmaterialien mit verschiedenen horizontalen<br />

und vertikalen Maschinenmodellen testen.<br />

Der hochtechnologische und innovative Maschinenpark<br />

basiert auf der Verwendung einer digitalen<br />

Plattform namens Athena. Diese Plattform, die<br />

bereits auf allen Maschinen installiert ist, ermöglicht<br />

unter anderem eine verbesserte Produktivität bei<br />

gleichzeitiger Kürzung der Umrüstzeiten sowie eine<br />

vorausschauende Wartung. Die Bedienung über<br />

Athena ist für Nutzer leicht erlernbar – dank einer<br />

neuen intuitiven Benutzeroberfläche mit Betriebs -<br />

informationen und Empfehlungen. (sc)<br />

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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 69


» TECHNIK<br />

Universal Robots erweitert Portfolio mit dem UR20<br />

„Der innovativste Cobot,<br />

den wir je gebaut haben“<br />

Universal Robots, der dänische Hersteller von kollaborierenden Robotern, hat sein<br />

Portfolio entscheidend erweitert. Das neue Modell UR20 mit einer Tragfähigkeit<br />

von 20 kg ist aber erst der Anfang einer komplett neuen Cobot-Familie.<br />

Bild: Universal Robots<br />

Mit einem neuen<br />

Gelenkdesign<br />

erreicht der UR20<br />

kürzere Taktzeiten<br />

und kann Lasten<br />

bis zu 20 kg<br />

handhaben.<br />

Das Modell zeichnet sich durch ein neues Design<br />

aus, das auf der langjährigen Ingenieurserfahrung<br />

von Universal Robots basiert. Mit einem ebenfalls<br />

neuen Gelenkdesign bietet der UR20 kürzere<br />

Taktzeiten und kann Lasten bis zu einem Gewicht<br />

von 20 kg handhaben. Die erweiterte Reichweite von<br />

1.750 mm genügt, um Teile auf einer Standard-Europalette<br />

bis zur vollen Höhe von 2 m zu stapeln. Das<br />

erweitert die Möglichkeiten vor allem bei Unternehmen,<br />

die Aufgaben im Bereich Verpacken und Palettieren<br />

automatisieren wollen. Bei Anwendungen, die<br />

einen großen Arbeitsradius erfordern und gleichzeitig<br />

wenig Platz bieten, ist der UR20 mit einer Stellfläche<br />

von gerade mal 245 mm Durchmesser die<br />

richtige Lösung.<br />

Über die Palettierung hinaus sieht der Hersteller<br />

für seinen neuesten Wurf ein breites Spektrum weiterer<br />

Einsatzmöglichkeiten. Diese reichen nach eigenen<br />

Angaben vom Schweißen bis zur Maschinenbeschickung.<br />

Das umfangreiche Partnernetzwerk des<br />

Unternehmens wird diese Anwendungen angehen<br />

und entwickeln. „Das neue Produkt<br />

ist nicht nur eine größere,<br />

sondern eine neu definierte<br />

Version unserer Cobots“, sagt<br />

Kim Povlsen, Präsident von<br />

Universal Robots. „Der UR20<br />

ist der innovativste Cobot, den<br />

wir je gebaut haben und der jüngste<br />

Fortschritt aus 17 Jahren technischer Erfahrung<br />

in der Robotik.”<br />

Die Entwickler bei Universal Robots haben den Roboterarm<br />

komplett neu konstruiert und dabei die intuitive<br />

Benutzeroberfläche beibehalten, die den Anwendern<br />

seit langem bekannt ist. Die Vorteile des<br />

UR20 sind laut Kim Povlsen signifikant. Dazu gehören<br />

nicht nur die Fähigkeit, schwerere Lasten zu heben.<br />

Auch kürzere Taktzeiten in der Anwendung und<br />

eine erweiterte Reichweite bei geringer Stellfläche<br />

sind dabei zu nennen. „Wir haben darüber hinaus die<br />

Software wesentlich optimiert, wodurch dem Anwender<br />

eine performante Bewegungssteuerung zur<br />

Verfügung gestellt wird”, erklärt Povlsen weiter.<br />

Universal Robots brachte 2008 den weltweit ersten<br />

kommerziell nutzbaren Cobot auf den Markt.<br />

Seitdem hat das Unternehmen ein Ökosystem aus<br />

mehr als 1.100 Integratoren, Distributoren und unabhängigen<br />

Partnern aufgebaut, die Komponenten und<br />

Anwendungen rund um die Roboter entwickeln. Bis<br />

heute haben die Dänen mehr als 50.000 Cobots ver-<br />

70 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


Industrie<br />

kauft und greifen bei der Entwicklung des neuesten<br />

Produkts auf die Erfahrung eines etablierten Kundenstamms<br />

zurück. Der UR20 ist zudem der Startschuss<br />

für eine neue Serie von leistungsstarken Cobots der<br />

nächsten Generation, welche die e-Series des Unternehmens<br />

ergänzen wird.<br />

„Unser Einsatz für den Erfolg des Kunden spiegelt<br />

sich in den Anforderungen wider, die wir an unsere<br />

neuen Produkte stellen. Der UR20 ist das beste Beispiel<br />

dafür”, erklärt Povlsen. „Wir haben uns einer<br />

guten Qualität, dem skandinavischen Design und einer<br />

ausgeprägten Benutzerfreundlichkeit verschrieben<br />

– von der Software bis zu den Gelenkkappen.”<br />

Der UR20 sei erst der Anfang. Die Dänen starten zunächst<br />

mit diesem traglaststarken Modell, weil es<br />

dem Anwender eine durchgängige Automatisierung<br />

von neuen Aufgaben bietet. Im nächsten Schritt werden<br />

die gleichen Funktionen in eine neue Cobot-Familie<br />

eingebracht.<br />

Auf der Messe Automatica in München, wo der<br />

U20 erstmals vorgestellt wurde, konnten die Besucher<br />

auf dem Stand das neue Modell bereits in einer<br />

Palettieranwendung sehen. Der U20 wird voraussichtlich<br />

Ende des vierten Quartals 2022 zur Vorbestellung<br />

verfügbar sein und ab dem zweiten Quartal<br />

2023 ausgeliefert werden. Vollständige technische<br />

Informationen sind bereits verfügbar. (us)<br />

Das<br />

Kompetenz-<br />

Netzwerk<br />

der Industrie<br />

17 Medienmarken für alle wichtigen<br />

Branchen der Industrie<br />

Information, Inspiration und Vernetzung<br />

für Fach- und Führungskräfte in der Industrie<br />

Praxiswissen über alle Kanäle:<br />

Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />

Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />

Bild: Universal Robots<br />

Dank der Reichweite von 1.750 mm kann der neue Cobot Teile auf<br />

einer Standard-Europalette bis zu einer Höhe von 2 m stapeln.<br />

Die passenden Medien für Sie<br />

und Ihre Branche:<br />

konradin.de/industrie<br />

media.industrie.de<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 71


IMPRESSUM<br />

Schlitzfräsen schmaler Nuten<br />

Schneidplatten mit unterschiedlicher Beschichtung<br />

erscheint dienstags ISSN 0019–9036<br />

Organ des Wirtschaftsverbands Stahl- und Metallverarbeitung e.V.<br />

(WSM), Düsseldorf, Hagen. Die Mitglieder des Verbandes erhalten<br />

den <strong>Industrieanzeiger</strong> im Rahmen ihrer Mitgliedschaft. Zusammenarbeit<br />

im Fachbereich der Gießereitechnik mit der Zentrale für<br />

Gussverwendung, Düsseldorf.<br />

Herausgeberin: Katja Kohlhammer<br />

Mitherausgeber: Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher (Werkzeug -<br />

maschinen); Prof. Dr.-Ing. Thomas Bergs (Technologie der<br />

Fertigungsverfahren); Prof. Dr.-Ing. Robert Schmitt (Fertigungsmesstechnik<br />

und Qualitätsmanagement); Prof. Dr.-Ing.<br />

Dipl.-Wirt.-Ing. Günther Schuh (Produktions systematik),<br />

WZL RWTH Aachen<br />

Verlag: Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Chefredaktion:<br />

B. A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438,<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Redaktion:<br />

Frederick Rindle (fr), Phone +49 711 7594–539;<br />

Dipl.-Inf. (FH) Uwe Schoppen (us), Phone +49 711 7594–458;<br />

M. A. Nico Schröder (sc), Phone +49 170 6401879;<br />

Dipl.-Ing. Olaf Stauß (os), Phone +49 711 7594–495;<br />

B. A. Hagen Wagner (hw), Phone +49 711 7594–391;<br />

Dipl.-Ing. (FH), Dipl.-Infowirtin (FH) Mona Willrett (mw),<br />

Phone +49 711 7594–285<br />

Ständige freie Mitarbeiter:<br />

Dipl.-Ing. Volker Albrecht (va), Ulrike Dautzenberg (ud),<br />

Karin Faulstroh (kf), Michael Grupp (mg), Sabine Koll (sk),<br />

Markus Strehlitz (ms), Henriette Steuer (hs)<br />

Redaktionsassistenz: Daniela Engel, Phone +49 711 7594–452,<br />

Fax –1452, E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout: Laura Gehring, Jonas Groshaupt, Michael Kienzle,<br />

Ana Turina<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594–565, Fax –1565<br />

Auftragsmanagement:<br />

Matthias Rath, Phone +49 711 7594–323, Fax –1323<br />

Leserservice: <strong>Industrieanzeiger</strong> +49 711 7252–209,<br />

konradinversand@zenit-presse.de<br />

Erscheinungsweise: dienstags (15 x jährlich)<br />

Bezugspreis: Inland jährlich 210,00 € inkl. Versandkosten und<br />

MwSt; Ausland 210,00 € inkl. Versandkosten. Einzelpreis 14,10 €<br />

(inkl. MwSt, zzgl. Versandkosten).<br />

Bestellungen erbitten wir an den Verlag. Sofern die Lieferung nicht<br />

für einen bestimmten Zeitraum ausdrücklich bestellt war, läuft das<br />

Abonnement bis auf Widerruf. Bezugszeit: Das Abonnement kann<br />

erstmals vier Wochen zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt<br />

werden. Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist<br />

von jeweils vier Wochen zum Quartalsende.<br />

Bei Nichterscheinen aus technischen Gründen oder höherer Gewalt<br />

entsteht kein Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien/Irland: Jens Smith Partnership, The Court,<br />

Long Sutton, GB-Hook, Hampshire RG 29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />

Fax +1 212 6293988, detleffox@comcast.net<br />

Druck: Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />

© 2022 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Bild: Horn/Sauermann<br />

Paul Horn zeigt die Erweiterung des Zirkularfrässystems<br />

zum Schlitzfräsen von<br />

Nuten. Die Werkzeuge bietet der Hersteller<br />

je nach Durchmesser in Schneidbreiten<br />

von 0,25 bis 1 mm lagerhaltig an. Die<br />

maximale Frästiefe liegt, abhängig vom<br />

Werkzeugdurchmesser, zwischen 1,3 mm<br />

und 14 mm. Je nach Werkstoff sind die<br />

Schneidplatten mit unterschiedlichen<br />

Beschichtungen verfügbar. Der Vollhart-<br />

Elektrodynamische Prüfmaschine<br />

Knochenplatten im Test<br />

Bei der KLS Martin Group in Mühlheim an<br />

der Donau beschäftigten sich die Ingenieure<br />

mit den in der Medizintechnik gebräuchlichen<br />

Materialien wie Titan und<br />

Stahl sowie resorbierbare und nichtresorbierbare<br />

Polymere und Polymer-<br />

Compounds. Das bereits mit verschiedenen<br />

Prüfmaschinen von Zwick Roell ausgestattete<br />

biomechanische Labor wurde<br />

nun um eine elektrodynamische Prüfmaschine<br />

vom Typ LTM mit ölfreiem Antrieb<br />

erweitert.<br />

Elektrodynamische Prüfmaschinen<br />

der LTM Reihe sind<br />

speziell für die Bestimmung<br />

der Betriebsfestigkeit im<br />

Zeit- und Dauerfestigkeitsbereich<br />

an Werkstoffen und<br />

Bauteilen konzipiert. Dank<br />

des großen Geschwindigkeitsbereichs<br />

können neben<br />

statischen Prüfungen auch<br />

die Lebensdauereigenschaften<br />

von Knochenplatten<br />

durch zyklische Belas-<br />

Bild: Zwick Roell<br />

metall-Werkzeugschaft stellt<br />

durch seine Masse die Schwingungsdämpfung<br />

im Fräsprozess<br />

sicher. Alle Varianten der Werkzeugschäfte<br />

sind mit einer inneren<br />

Kühlmittelzufuhr ausgestattet.<br />

Das Zirkularfrässystem bietet dem<br />

Anwender eine Reihe von Verfahrensvorteilen:<br />

Es ist schnell, prozesssicher<br />

und erzielt gute Oberflächenergebnisse.<br />

Dabei taucht<br />

das auf einer Helixbahn geführte Werkzeug<br />

schräg oder sehr flach in das Material<br />

ein. Dadurch lassen sich beispiels -<br />

weise Gewinde in reproduzierbar hoher<br />

Qualität herstellen. Im Vergleich zur<br />

Bearbeitung mit Wendeschneidplatten<br />

bei größeren Durchmessern oder VHM-<br />

Fräsern bei kleineren Durchmessern ist<br />

Zirkularfräsen in der Regel wirtschaft -<br />

licher.<br />

tungen ermittelt werden. Hierfür wurde<br />

die Prüfmaschine mit einer speziellen<br />

4-Punkt Biegevorrichtung ausgestattet,<br />

die einen Test gemäß ASTM F382 ermöglicht.<br />

Produktspezifische Prüfungen lassen<br />

sich mit individuellen Aufbauten auf<br />

der T-Nutenplatte montieren, was eine<br />

hohe Flexibilität ermöglicht. Die elektrodynamischen<br />

Prüfmaschinen der LTM Reihe<br />

stehen mit Kräften 1, 2, 3, 5 und 10 kN<br />

zur Verfügung.<br />

72 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


VORSCHAU «<br />

SMART FACTORY<br />

Während Resilienz ein Schlüsselthema geblieben<br />

ist, schaffen Innovationen wie Advanced Analytics<br />

und Automatisierung sowie Trends wie zum<br />

Beispiel Predictive Maintenance und der Mobilfunkstandard<br />

5G den Rahmen der Smart Factory.<br />

INTERVIEW<br />

Die Esta Apparatebau GmbH & Co. KG ist eines der führenden<br />

Unternehmen im Bereich der Absaugtechnik.<br />

Mit Sitz in Senden und Ulm stellt Esta seit über 50 Jahren<br />

ein breites Spektrum an innovativen Produkten und maßgeschneiderten<br />

Lösungen für Industrie und Gewerbe her.<br />

Wir haben mit Dr. Peter Kulitz, geschäftsführender Gesellschafter<br />

bei Esta, über Pioniergeist und dadurch getriebene<br />

Innovationskraft sowie über aktuelle Herausforderungen<br />

beim Mittelständler gesprochen.<br />

Bild: Panuwat/stock.adobe.com<br />

INDUSTRIE 4.0<br />

Die Zukunft von Industrie 4.0 wird nicht allein von<br />

Technologie geprägt. Waren bisher das IIoT, der digitale<br />

Zwilling oder auch Edge Computing das Maß aller Dinge,<br />

spielen im Zeichen der jüngsten Krisen Resilienz, Regionalisierung<br />

und Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtigere<br />

Rolle. Von diesen Trends profitiert vor allem der agile<br />

Mittelstand.<br />

Der <strong>Industrieanzeiger</strong> 15/2022 erscheint am 29.11.2022<br />

Sensor mit IO-Link<br />

Smartes Condition Monitoring in Produktion und Lager<br />

Turcks kombinierter Feuchte- und Temperatursensor<br />

CMTH ist jetzt in einer kompakten<br />

Variante mit verbesserter IIoT-<br />

Integration für Condition-Monitoring-<br />

Anwendungen verfügbar. Mit 57 mm<br />

Länge und einem Betriebstemperatur -<br />

bereich von –40 bis +100 °C ist der<br />

IP67-Sensor im M12-Gehäuse auch in<br />

anspruchsvollen Umgebungen einsetzbar.<br />

Die Integration wird auch schnittstellenseitig<br />

unterstützt: Das standardisierte<br />

IO-Link-Smart-Sensor-Profil (Stand<br />

4.1.2.) mit 64 Bit auf zwei Kanälen vereinfacht<br />

die herstellerübergreifende Einrichtung<br />

von vernetzten Systemen. Der<br />

CMTH eignet sich zur Überwachung des<br />

Klimas in Produktions- und Lagerge -<br />

bäuden mit feuchte- und temperatursensiblen<br />

Gütern.<br />

Der Sensor gibt im Simple-I/O-Modus<br />

(SIO) für Temperatur und Feuchte je ein<br />

Schaltsignal aus. Insbesondere zur Nachrüstung<br />

von Klimadaten in bestehenden<br />

Applikationen eignet sich dieser Modus<br />

Bild: Hans Turck<br />

gut, da selten digitale Schnittstellen wie<br />

IO-Link vorliegen. In moderneren Anlagen<br />

oder Maschinen bietet der IO-Link-<br />

Modus-Vorteile, denn der CMTH-Sensor<br />

kann so nicht nur kontinuierliche Prozesswerte<br />

ausgeben, sondern beispielsweise<br />

auch selbstständig den situativen<br />

Taupunkt ermitteln.<br />

PKD-Planfräser<br />

Perfekte Oberflächen<br />

für jede Stückzahl<br />

Mit dem neuen PKD-Planfräser Face-<br />

Mill-Diamond-ES erweitert Mapal seine<br />

Face-Mill-Diamond-Familie. Während die<br />

bestehenden Planfräser dieser Serie im<br />

Hochleistungsbereich der Serienfertigung<br />

etabliert sind, ist der Face-Mill-Diamond-<br />

ES eine Einstiegsvariante. Der Fräser weist<br />

weniger Schneiden auf als die etablierten<br />

Werkzeuge der Familie und ist damit kostengünstiger.<br />

Bei einem Durchmesser von<br />

50 mm hat er etwa fünf Schneiden, der<br />

klassische Face-Mill-Diamond zwölf. Ein<br />

weiterer Unterschied ist der Anwendungsbereich:<br />

Der Face-Mill-Diamond-ES<br />

ist neben dem Planfräsen<br />

auch zum Eckfräsen,<br />

Besäumen und<br />

zum Bearbeiten dünnwandiger<br />

Bauteile geeignet.<br />

Verfügbar ist er<br />

mit Durchmessern von<br />

32 bis 80 mm.<br />

Bild: Mapal<br />

<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 73


» ZULETZT<br />

Smartes Home –<br />

Glück allein<br />

Neulich war ich zu Besuch bei einem alten<br />

Freund. Voller Stolz zeigte er mir sein neues<br />

Haus. Sehr schick. Sehr modern. Und sehr smart.<br />

Schon als ich vor der Tür stand wunderte ich<br />

mich: Kein Schloss, in das man einen Schlüssel stecken<br />

könnte. „Sowas brauche ich nicht mehr“, erklärte<br />

mir mein Freund. „Funktioniert alles<br />

über mein Smartphone. Sobald ich mich der Tür<br />

nähere, springt sie auf!“ Aha. Im Haus fiel mir dann<br />

Bild: Angelov/stock.adobe.com<br />

sofort auf: Kein Lichtschalter stört die klare Wirkung<br />

der weißen Wände. „Funktioniert alles über mein Smartphone...“ Nach<br />

Kaffee und Kuchen versperrte mir eine schnörkel- und grifflose Terrassentür den Weg<br />

ins Freie. „Funktioniert alles über mein…“ Jaja, dachte ich mir schon.<br />

Während wir so im Garten standen, schwärmte mein Freund, wie toll seine<br />

smarte Haustechnik funktioniere. Kürzlich habe ihm sein Kühlschrank eine<br />

Einkaufsliste ins Büro geschickt, noch während er auf seinem iPad ein exotisches<br />

Rezept angeschaut habe. Und die intelligente Steuerungstechnik<br />

halte alle Parameter des Hausklimas immer im optimalen Bereich.<br />

Ich fragte mich gerade, wer definiert, was „optimal“ ist, als die Frau meines Freundes<br />

neben uns trat und sagte: „Ich habe noch nie so viel gefroren wie in diesem Haus!“<br />

Wir standen schon eine Weile nebeneinander und schauten aufs nicht minder<br />

schicke Nachbarhaus, als meine Freundin seufzte: „Ich hoffe nur, dass ein möglicher<br />

Blackout nicht zu lang dauern wird, denn sonst sind wir hier gefangen.“<br />

Später am Abend machte ich mich wieder auf den Weg hinaus aufs Land.<br />

Und ehrlich gesagt war ich froh, in einem alten, kleinen und völlig analogen Bauernhaus<br />

in der Natur zu leben – obwohl mein Kühlschrank nichts weiter kann, als meine<br />

Lebensmittel kühl zu halten… (mw)<br />

74 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022


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<strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022 75


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Sicher und robust – eine unschlagbare Lösung.<br />

Schläge, Vibrationen und Kollisionen lassen sich selbst in einer hoch mo dernen Fertigung<br />

nicht immer vermeiden. Auch Temperaturschwankungen und Staub zählen zu den typischen<br />

Herausforderungen. Gut, dass die Lichtgitter von Pilz einiges einstecken können. Denn die<br />

neue PSENopt II Familie wurde entwickelt, um die Maschinenverfügbarkeit auch unter<br />

anspruchsvollen Bedingungen sicherzustellen. Angefangen vom Finger- und Handschutz,<br />

überzeugt das robuste System auch beim Körperschutz – als erstes Typ-3-Lichtgitter weltweit<br />

und bis zur höchsten Sicherheitskategorie (PL e). Zusammen mit den konfi gurierbaren<br />

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76 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022

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