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Industrieanzeiger 14.2022

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» NACHRICHTEN<br />

VDMA: Ruhigeres Fahrwasser<br />

wird dringend benötigt<br />

Am 11 und 12.10. hat in Berlin der 13. Maschinenbaugipfel stattgefunden.<br />

VDMA-Präsident Karl Haeusgen äußerte sich zu den derzeitigen Belastungen<br />

für die Maschinen- und Anlagenbauer: Man brauche dringend ruhigeres<br />

Fahrwasser, damit die Produktion sicher weiterlaufen kann.<br />

Bild: Igor Groshev/stock.adobe.com<br />

Nicht nur bei Gaspreis<br />

und Strompreisbremse<br />

hakt es. Auch das<br />

deutsche exportorientierte<br />

Wirtschafts -<br />

modell ist in die Kritik<br />

geraten. Gerade für den<br />

Mittelstand gilt jedoch:<br />

Offene Grenzen und<br />

resiliente Lieferketten<br />

sind auch zukünftig<br />

überlebenswichtig.<br />

Der Maschinen- und Anlagenbau sieht gute<br />

Chancen, dass die Vorschläge der Gaspreiskommission<br />

zu einer Entlastung der Betriebe entlang der<br />

Wertschöpfungsketten führen werden. „Das Ergebnis<br />

geht in die richtige Richtung: Die Deckelung des<br />

Gaspreises für 70 % des Verbrauchs ist ein ehrgeiziges<br />

und gutes Gerüst. Der dabei angesetzte Preis von<br />

7 Cent je Kilowattstunde plus Abgaben entspricht<br />

ungefähr dem Preisdeckel von 12 Cent, der für Privathaushalte<br />

angesetzt wurde. Dies ist als Brücke zu<br />

einem neuen Normalzustand aus heutiger Sicht passend.<br />

Zugleich bleiben Anreize zum Energiesparen<br />

für die Industrie erhalten“, sagte VDMA-Präsident<br />

Karl Haeusgen.<br />

Belastet werden die Maschinen- und Anlagenbauer<br />

aber nicht nur durch die stark gestiegenen Gaspreise,<br />

sondern auch durch andere direkten und indirekten<br />

Energiekosten. „Das Thema Strompreisbremse<br />

ist noch völlig offen und wird unsere Branche deutlich<br />

mehr beschäftigen. Wir haben jetzt mit der Gaspreisbremse<br />

eine Blaupause, die hoffentlich die Arbeit<br />

an der Strompreisbremse erleichtert und beschleunigt“,<br />

sagte Haeusgen.<br />

Außerdem bangen viele Mittelständler um Anschlussverträge<br />

für Strom und Gas. „Noch können<br />

wir auf ein sehr gutes Auftragspolster bauen. Aber<br />

wir brauchen dringend wieder ein ruhigeres Fahrwasser,<br />

damit die Produktion sicher weiterlaufen<br />

kann und wir unseren Teil dazu beitragen, dass die zu<br />

erwartende Rezession verkraftbar wird“, betonte der<br />

VDMA-Präsident.<br />

Wichtig sei dabei auch, dass die Neuordnung des<br />

Gas- und Strommarkts nicht zu einer Dauersubventionierung<br />

von Energie führt, ergänzte er. „Und sie<br />

muss in den europäischen Rahmen passen. Im<br />

Grundsatz gilt für uns: Hohe Preise sind immer auch<br />

ein Anreiz für Transformation und Investitionen in<br />

neue Technologien. Sie können den Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien spürbar beschleunigen und damit<br />

im Kampf gegen den Klimawandel helfen.“<br />

Trotz der steigenden Belastungen bekräftigten die<br />

VDMA-Volkswirte ihre Produktionsschätzungen von<br />

real plus 1 % für dieses Jahr und minus 2 % für 2023.<br />

In den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres<br />

ist die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau<br />

nach Angaben von Destatis zwar um real 0,8 %<br />

zum Vorjahr gesunken. „Aber eine leichte Ent -<br />

spannung bei den Materialengpässen könnte, zusammen<br />

mit den hohen Auftragsbeständen von rund<br />

einem Jahr, in Summe noch zu dem von uns geschätzten<br />

Pro duktionswachstum 2022 führen“, sagte<br />

Haeusgen. „Aber klar ist auch: die Risiken sind durch<br />

die Folgen des Ukraine-Kriegs weiter angestiegen.“<br />

Zuversicht schöpfe die Branche wiederum aus den<br />

Personal plänen der Unternehmen. Die jüngste<br />

Umfrage des Verbands unter 640 Mitgliedsfirmen<br />

ergab, dass die Hälfte der Unternehmen 2023 ihre<br />

Be legschaften aufstocken wollen. 30 % der Firmen<br />

planen einen Stellenaufbau um bis zu 5 %, knapp<br />

20 % sogar noch mehr. Lediglich 15 % der Firmen<br />

rechnen mit einem Stellenabbau, überwiegend bis<br />

zu 5 % der Belegschaft. „Wir gehen davon aus,<br />

dass die Unternehmen wieder einmal alles daran -<br />

setzen, qualifizierte Fachkräfte zu halten und<br />

auch neue einzustellen, denn gute Leute sind knapp<br />

und werden es bleiben“, betonte der VDMA-Präsident.<br />

(ag)<br />

8 <strong>Industrieanzeiger</strong> » 14 | 2022

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