Militaer_3_2022_NEU
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WELTGESCHEHEN<br />
Aktuelle Konflikte,<br />
Krisen und<br />
Analysen — S. 8<br />
TRUPPENBESUCH<br />
Beim Hochgebirgs-<br />
Jägerbataillon 23<br />
zu Gast — S. 20<br />
militär<br />
LUFTAUFKLÄRUNG<br />
Das Bundesheer<br />
plant den Kauf neuer<br />
Drohnen — S. 33<br />
DAS <strong>NEU</strong>E<br />
ÖSTERREICHISCHE<br />
MILITÄRMAGAZIN<br />
AUSGABE 3|22<br />
EURO 5,80<br />
AKTUELL<br />
Das Blatt hat sich gewendet:<br />
Die Ukraine drängt die<br />
russische Armee immer<br />
stärker in die Defensive. Wir<br />
haben ukrainische Kämpfer<br />
bei der Rückeroberung<br />
eines Dorfes im Südosten<br />
des Landes begleitet.<br />
FRONTBERICHT AUS DEM DONBASS<br />
Die Ukraine<br />
im Vormarsch
WIR SCHÜTZEN<br />
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E D I T O R I A L<br />
0 0 3<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER<br />
er wie Präsident Wladimir Putin dachte,<br />
W<br />
die Ukraine würde dem Ansturm der<br />
russischen Armee bereits nach wenigen<br />
Tagen erliegen, sieht sich längst eines<br />
Besseren belehrt. Interaktive Karten der<br />
Lageentwicklung zeigen zwar anfängliche<br />
russische Vorstöße und Geländegewinne im Norden,<br />
Osten und Südosten. Sie veranschaulichen aber auch, dass<br />
die Ukrainer die Russen im Raum Kiew schon im April zurück<br />
in ihre Ausgangsstellungen drängen konnten. Anschließend<br />
gelang es den Ukrainern, auch an den übrigen Fronten<br />
vermehrt Nadelstiche zu setzen. Unterstützt von Kämpfern<br />
aus anderen Ländern gelangen dabei immer öfter auch Teilerfolge<br />
wie die Rückeroberung eines Dorfes durch die Internationale<br />
Legion im Südosten des Landes. Autor Till Mayer<br />
hat den Angriff für Militär Aktuell begleitet, seine Reportage<br />
lesen Sie ab Seite 14.<br />
Ende August gingen die Ukrainer dann noch einen Schritt<br />
weiter: Sie starteten eine groß angelegte Gegenoffensive, die<br />
nun das ganze Dilemma der russischen Streitkräfte in diesem<br />
Krieg augenscheinlich macht. Angesichts mangelnder Versorgung,<br />
schlecht ausgebildeter Kämpfer, desaströser Aufklärung,<br />
eklatanter Kommunikations- und Führungsfehler sowie<br />
der schwindenden Kampfmoral der eingesetzten Truppen<br />
scheint sich das deutlich überlegene Russland an der Ukraine<br />
nicht nur die Zähne auszubeißen – der vermeintliche Goliath<br />
Russland droht den Krieg gegen David Ukraine sogar zu<br />
verlieren. Mit einer umstrittenen Teilmobilmachung und<br />
frischen Kräften versucht Putin zu retten, was kaum mehr<br />
zu retten ist. Laut unserem Experten Brigadier a. D. Walter<br />
Feichtinger (Kommentar auf Seite 50) hat er sein Land damit<br />
aber in eine strategische Sackgasse geführt. „Putin risikiert<br />
damit, den Rückhalt in der Bevölkerung zu verlieren“, so<br />
Feichtinger. Und weiter: „Das erweckt den Eindruck von<br />
politischem Hasardieren.“<br />
Ganz sicher keine Hasardeure gibt es beim Hochgebirgs-Jägerbataillon<br />
23. Im Gegenteil, präsentierten sich die Soldaten<br />
des Verbands bei unserem Truppenbesuch (ab Seite 20) doch<br />
als topmotivierte Alpinspezialisten. Und mit ihren Kameraden<br />
vom Jägerbataillon 25 behandeln wir auch in dieser<br />
Ausgabe wieder ein interessantes Survival-Thema (Seite 36).<br />
Außerdem haben wir mit Brigadier Jörg Freistätter über neue<br />
Bundesheer-Drohnen gesprochen (Seite 33), und Redakteur<br />
Georg Mader befragte Rafael-Vice-President Gideon Weiss<br />
zu einem weiteren für das Bundesheer interessanten Produkt:<br />
Der Zielbeleuchtungs- und Darstellungsbehälter Litening V<br />
der israelischen Firma könnte unserer Eurofighter-Flotte<br />
nämlich schon bald zu mehr Durchblick verhelfen (Seite 48).<br />
IMPRESSUM<br />
COVERFOTO: ARIS MESSINIS / AFP / PICTUREDESK.COM<br />
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Fakten<br />
Analysen<br />
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0 0 4 I N H A L T<br />
INHALT<br />
020<br />
In<br />
der Direttissima: Soldaten des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23<br />
müssen unter widrigen Bedingungen dort aufsteigen können, wo<br />
es ein Gegner am wenigsten erwartet – auch wenn das bedeutet,<br />
dass dafür ein Klettersteig errichtet und schweres Gepäck am<br />
Rücken nach oben geschleppt werden muss.<br />
028<br />
Neu im Kino: Vizeleutnant Eismayer war einst der härteste Ausbilder<br />
beim Bundesheer. Jahrelang hütete er aber ein Geheimnis, das mit seinem<br />
Kasernenalltag nur schwer vereinbar schien: Er ist schwul. Ein Gespräch<br />
mit Charles Eismayer über die Verfilmung seiner Lebensgeschichte.<br />
003 EDITORIAL, IMPRESSUM<br />
006 MOMENTUM<br />
„Eisenerz <strong>2022</strong>“: Bundesheer-<br />
Großübung in der Steiermark.<br />
008 WELTGESCHEHEN<br />
Aktuelle Kurzmeldungen<br />
aus aller Welt.<br />
010 IN DER DAUERKRISE<br />
Zwischen Wagner-Söldnern und<br />
Militärputschen: Mali droht sich<br />
in einem endlosen Kreislauf der<br />
Instabilität zu verlieren.<br />
014 BERICHT VON DER FRONT<br />
Ukrainische Truppen erobern ein<br />
Dorf im Südosten des Landes.<br />
018 <strong>NEU</strong>ES AUS DEM HEER<br />
Aktuelle Kurzmeldungen aus<br />
dem Bundesheer.<br />
020 LOKALAUGENSCHEIN<br />
Militär Aktuell zu Besuch beim<br />
Hochgebirgs-Jägerbataillon 23.<br />
026 MILIZ-PORTRÄTS<br />
Drei Milizsoldaten erzählen, warum<br />
sie weiter beim Heer bleiben.<br />
028 INTERVIEW<br />
Vizeleutnant Charles Eismayer<br />
im Militär Aktuell-Talk.<br />
033 BLICK IN DIE ZUKUNFT<br />
Das Bundesheer plant den Kauf<br />
neuer Drohnensysteme.<br />
036 SURVIVAL GUIDE<br />
Damit unterwegs nichts schiefgeht:<br />
Überlebensserie mit dem<br />
Jägerbataillon 25.<br />
040 RÜSTUNGSNEWS<br />
Neuheiten aus der Welt der<br />
Rüstungs- und Sicherheitstechnik.<br />
044 MILITÄR-DIGITALISIERUNG<br />
Battle-Management-Systeme<br />
ermöglichen eine vernetzte<br />
Einsatzführung auf allen Ebenen.<br />
046 AIRPOWER <strong>2022</strong><br />
Militär Aktuell beim Flugshow-<br />
Highlight in der Steiermark.<br />
048 INTERVIEW<br />
Im Gespräch mit Rafael-Vice-<br />
President Gideon Weiss.<br />
050 SCHLUSSPUNKT<br />
Wladimir Putin in der Sackgasse:<br />
Ein Kommentar von Experte<br />
Brigadier a. D. Walter Feichtinger.<br />
FOTOS: SEBASTIAN FREILER, OLEKSANDR GIMANOV / AFP / PICTUREDESK.COM, GOLDEN GIRLS FILMPRODUKTION<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
IN DIESEM HEFT<br />
Wladimir Putins imperialer Irrweg: Der<br />
russische Präsident droht nicht nur<br />
den Krieg in der Ukraine zu verlieren,<br />
sondern auch das Vertrauen seiner<br />
Bevölkerung. Eine Analyse von<br />
Brigadier a. D. Walter Feichtinger.<br />
050<br />
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geschützte Mobilität<br />
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The Transatlantic Partner for Land Defense in Europe
0 0 6 P A N O R A M A<br />
Den Ernstfall proben<br />
FOTO: BUNDESHEER/KULEC<br />
Unter dem Kommando der Theresianischen<br />
Militärakademie übten von 11.<br />
bis 22. Juli im Großraum Eisenerz<br />
1.000 Soldatinnen und Soldaten der<br />
Militärakademie, des Jägerbataillons<br />
18, der Garde, Milizsoldaten, Heereslogistiker<br />
und Militärpolizisten unter<br />
anderem die Themen „Angriff“ und<br />
„Schutz“ sowie Scharfschießen im<br />
freien Gelände. Dabei kamen auch<br />
zehn Luftfahrzeuge wie Hubschrauber,<br />
Flächenflugzeuge und Drohnen sowie<br />
150 Räderfahrzeuge zum Einsatz.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
MOMENTUM<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 0 8 W E L T & S T R A T E G I E<br />
ÄTHIOPIEN: KEIN ENDE<br />
DES KRIEGES IN SICHT<br />
Von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkt führen im<br />
Norden Äthiopiens Truppen von Premierminister Abiy Ahmed<br />
auf der einen und Kämpfer der Volksbefreiungsfront Tigray auf<br />
der anderen Seite seit zwei Jahren einen fürchterlichen Krieg.<br />
Beobachter gehen bislang von bis zu 500.000 Todesopfern<br />
aus – allem Anschein nach wird diese Zahl aber bald nach oben<br />
korrigiert werden müssen. Kürzlich griff nämlich auch Eritreas<br />
Diktator Isaias Afewerki an der Seite von Ahmed<br />
in den Konflikt ein. Gemeinsam wollen sie<br />
die separatistischen Aufständischen von<br />
Nachschubwegen abschneiden und<br />
vernichten. Damit dürfte aber auch<br />
die ohnehin dürftige Versorgung der<br />
Zivilbevölkerung weiter eingeschränkt<br />
werden. Schon seit Kriegsbeginn<br />
wird neben Hinrichtungen<br />
und Vergewaltigungen auch das<br />
gezielte Aushungern der Bevöl -<br />
kerung als Kriegswaffe eingesetzt.<br />
DEUTSCHLANDS HEIMATSCHUTZ<br />
DIE<br />
NATO<br />
STELLT<br />
SICH<br />
<strong>NEU</strong><br />
AUF<br />
FOTOS: GETTY IMAGES, 123RF, BEIGESTELLT<br />
Die Bundeswehr bekommt ein neues territoriales Führungskommando<br />
für Aufgaben innerhalb Deutschlands. Als Pendant zum<br />
Einsatzführungskommando werden in dem neuen Kommando<br />
mit Sitz in der Berliner Julius-Leber-Kaserne der Heimatschutz,<br />
die Katastrophenhilfe und die logistische Unterstützung bei<br />
Truppenverlegungen gebündelt. Damit soll laut den Vorstellungen<br />
des Verteidigungsministeriums „die Resilienz Deutschlands<br />
bei Krisen, Katastrophen und anderen sicherheitsrelevanten<br />
Ereignissen sowie im Verteidigungsfall gestärkt“ werden. Den<br />
Befehl über das Kommando hat Generalleutnant Carsten Breuer,<br />
ihm unterstehen rund 800 Soldaten und zivile Mitarbeiter.<br />
„Wir müssen diese widerliche und<br />
rachsüchtige politische<br />
Klasse zerschlagen.“<br />
Ex-US-Präsident Donald Trump lässt<br />
nach seiner Wahlniederlage gegen Joe<br />
Biden vor knapp zwei Jahren keine Gelegenheit<br />
ungenützt, um gegen seinen<br />
Rivalen und das System zu wettern. Der<br />
mit einem Bein im Gefängnis stehende<br />
Milliardär (es wurde Zivilklage wegen Betrugs<br />
gegen ihn eingereicht) schreckt dabei<br />
auch vor wüsten Tiraden und hetzerischen Anschuldigungen<br />
nicht zurück. Das FBI und das Justizministerium bezeichnete er<br />
jüngst als „brutale Monster“, Joe Biden als „geistig behindert“. Und<br />
seinen Anhängern rief er vielsagend zu: „Patrioten wie ihr werden<br />
unser Land retten. Wir werden uns erheben gegen die linksradikalen<br />
Verrückten und die Pseudo-Republikaner, wir werden<br />
für Amerika kämpfen, wie niemand zuvor gekämpft hat.“<br />
Die NATO Response Force (NRF)<br />
ist aktuell die Allzweckwaffe des<br />
transatlantischen Militärbündnisses,<br />
wenn es darum geht, weltweit<br />
auf Ereignisse und mögliche Bedrohungen<br />
zu reagieren. Allerdings ist die<br />
Truppe zu klein und zu unflexibel, um sie<br />
rasch auch gegen potente Gegner und in<br />
entlegenen Gebieten in Stellung zu bringen.<br />
Dazu kommt, dass die NRF rotiert. Das<br />
heißt, immer andere Länder stellen die entsprechenden<br />
Kräfte, was eine Koordination<br />
innerhalb der Streitkräfte der Mitgliedsländer<br />
erschwert und teils enormen logistischen<br />
Aufwand mit sich bringt. Angesichts von<br />
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine<br />
und der dadurch ausgelösten Unsicherheiten<br />
in der Region hat sich die NATO daher<br />
für ihre Eingreiftruppe ein neues Konzept<br />
überlegt. In Zukunft will das Bündnis im<br />
dreistufigen New Force Model bis zu<br />
800.000 Soldaten in Einsätze schicken<br />
können. Zudem soll es nun regionale<br />
Verantwortlichkeiten geben und es soll<br />
insbesondere die Präsenz an der Nordostund<br />
Südostflanke gestärkt werden.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
WELTGESCHEHEN<br />
Um den wachsenden Bedrohungen insbesondere durch Russland gerecht<br />
zu werden, organisiert sich die NATO neu. Das New Force Model sieht<br />
mehr Soldaten, kürzere Reaktionszeiten, regionale Zuständigkeiten und<br />
die Vorausstationierung von schwerem Gerät und Munition vor.<br />
New Force Model<br />
der NATO<br />
Das neue Bereitschaftssystem im Überblick<br />
Nordatlantik<br />
Arktis<br />
Nordflanke<br />
Die<br />
neuen<br />
Fokusgebiete<br />
Tier 1<br />
bis zu<br />
10 Tage<br />
100.000<br />
Mann<br />
Allied<br />
Reaction<br />
Force<br />
Baltikum<br />
Osteuropa<br />
Tier 2<br />
bis zu<br />
30 Tage<br />
200.000<br />
Mann<br />
Schwarzes<br />
Meer<br />
Mittelmeer & Nordafrika<br />
Tier 3<br />
bis zu<br />
180 Tage<br />
500.000<br />
Mann<br />
Dauer bis zum Einsatz am Krisenort<br />
Truppenstärke<br />
entspricht 10.000 Soldaten<br />
Quelle: NATO<br />
Die Basis des New<br />
Force Models bildet ein<br />
Bereitschaftssystem, das in drei Stufen<br />
(„Tier 1“ bis „Tier 3“ – siehe Grafik<br />
oben) mit unterschiedlichen Truppenstärken<br />
und Reaktionsbereitschaften<br />
organisiert ist. Dabei sollen in Stufe eins<br />
innerhalb von zehn Tagen bis zu 100.000<br />
Soldaten weltweit in Einsätze gebracht<br />
werden können. Als Teil von „Tier 1“ gehen<br />
die bisher existierende NRF und die<br />
NATO-Speerspitze Very High Readiness<br />
Joint Task Force (VJTF) in der neu geschaffenen<br />
Allied Reaction Force (ARF) auf. Diese<br />
40.000 Soldaten starke Truppe wird<br />
nun auch direkt und ständig – also ganz<br />
unabhängig von einer potenziellen Krise –<br />
dem NATO-Befehlshaber unterstellt. So<br />
soll im Fall der Fälle eine möglichst schnelle<br />
Reaktion erfolgen können. „Tier 2“<br />
sieht dann den Einsatz von weiteren<br />
200.000 Soldaten innerhalb von 30 Tagen<br />
vor und die „Tier 3“-Truppen (insgesamt<br />
500.000 Soldaten) sollen in bis zu<br />
180 Tagen in Krisengebieten vor Ort sein.<br />
Zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft<br />
sieht das New Force Model (dessen Umsetzung<br />
ist übrigens ab dem kommenden<br />
Jahr geplant) außerdem einen stärkeren<br />
regionalen Fokus vor. Die Streitkräfte und<br />
Fähigkeiten werden dabei potenziellen<br />
Konfliktregionen im euroatlantischen<br />
Raum zugeordnet. In diesen Fokusgebieten<br />
sollen in Zukunft im Rahmen sogenannter<br />
Vorausstationierungen größere<br />
Kontingente als bisher vorgehalten und<br />
umfangreiche Munitions- sowie Materialbestände<br />
gelagert werden. Die im Rahmen<br />
der sogenannten enhanced Forward<br />
Presence (eFP) bisher sehr überschaubaren<br />
multinationalen Kontingente in Staaten<br />
wie Polen, Estland, Lettland und Litauen<br />
(jeweils rund 1.000 Mann) werden<br />
dabei bis 2025 zu multidomänfähigen<br />
Verbänden auf Brigadeebene aufgestockt.<br />
Darüber hinaus plant die NATO auch eine<br />
Verbesserung ihrer Luftraumverteidigung<br />
sowie eine Intensivierung der Cyberabwehr<br />
und der Übungstätigkeit.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 1 0 W E L T & S T R A T E G I E<br />
AUF DEM WEG IN<br />
EINE UNSICHERE<br />
ZUKUNFT<br />
Malis Militärjunta blockiert eine rasche Rückkehr zu demokratischen<br />
Strukturen und erschwert die Arbeit internationaler Missionen. Im Kampf<br />
um die Macht im Land setzt Oberst Assimi Goïta vor allem auf russische<br />
Wagner-Söldner. Warum das für die Zukunft Malis nichts Gutes verheißt –<br />
eine Analyse von IFK-Experte Gerald Hainzl.<br />
MALI:<br />
FOTO: FLORENT VERGNES / AFP / PICTUREDESK.COM<br />
AU REVOIR, FRANCE Malische Soldaten warten<br />
vor der feierlichen Übergabe der Militärbasis Barkhane<br />
von der französischen an die malische Armee<br />
auf dem Rollfeld auf die Ankunft ihres Stabschefs.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
IFK-ANALYSE<br />
D<br />
er Putsch in Mali<br />
im Mai 2021 hat<br />
Oberst Assimi<br />
Goïta endgültig an<br />
die Staatsspitze geführt.<br />
Unter dem<br />
Druck der Regionalorganisation Economic<br />
Community of West African<br />
States (ECOWAS) stimmte sein Regime<br />
anfangs zwar noch einem raschen<br />
Übergang zu demokratisch gewählten<br />
Strukturen zu. Anfang <strong>2022</strong> hat Goïta<br />
diesen Plan dann aber revidiert. Angesichts<br />
zunehmender „Unsicherheiten<br />
im Norden“ verkündete seine Regierung<br />
eine maximal fünfjährige Übergangsperiode<br />
bis zu freien Wahlen.<br />
Proteste von Oppositionsgruppen<br />
blieben dabei ebenso ungehört wie der<br />
Druck externer Akteure. Erst Sanktionen<br />
der ECOWAS gegen das Binnenland<br />
waren schließlich erfolgreich und<br />
so stimmten die malischen Machthaber<br />
Anfang Juli zu, im Jahr 2024 demokratische<br />
Wahlen abzuhalten. Ob es zu<br />
diesem Votum aber tatsächlich kommen<br />
wird oder die Militärjunta mit<br />
dem Kompromiss nur Zeit gewinnen<br />
wollte, wird sich weisen. Fix ist jedenfalls,<br />
dass die neue Staatsspitze einstweilen<br />
mit immer mehr internationalen<br />
Akteuren in Konflikt kommt. Die<br />
ehemalige Kolonialmacht Frankreich<br />
und Nachbar Côte d’Ivoire waren und<br />
sind vom neuen Kurs der Regierung<br />
besonders betroffen. Aber auch andere<br />
Staaten sehen sich durch die malische<br />
Führung zunehmend herausgefordert.<br />
Einer ihrer Hauptkritikpunkte: Der<br />
Einsatz russischer Wagner-Söldner im<br />
Land.<br />
Während im Fokus des internationalen<br />
europäischen und afrikanischen Engagements<br />
vor allem der Kampf gegen<br />
terroristische Bedrohungen von Al-<br />
Kaida und Islamischem Staat (IS) sowie<br />
mit ihnen verbundenen Gruppen<br />
steht, ist für das Regime in Mali der<br />
Machterhalt die zentrale Herausforderung.<br />
Und dabei sind die Wagner-<br />
Gruppe und Russland derzeit hilfreicher<br />
als andere Akteure. Moskau baut<br />
seine Beziehungen in Mali bereits seit<br />
Jahren durch ein System aus, das<br />
freundlich „elite co-option“, weniger<br />
freundlich „elite capture“ genannt wird<br />
und auch in anderen afrikanischen<br />
Staaten wie dem Sudan, Libyen oder<br />
der Zentralafrikanischen Republik zur<br />
Anwendung kommt. Dabei werden die<br />
Eliten durch Vorteile und durch Unterstützung<br />
zum Machterhalt gebunden.<br />
Geändert hat sich seit der Ankunft der<br />
rusischen Söldner allerdings wenig.<br />
Weder hat sich die Sicherheitslage im<br />
Land verbessert noch die Beziehungen<br />
zu internationalen Akteuren. Im Gegenteil:<br />
In den vergangenen Wochen<br />
sollen Sicherheitskräfte und mutmaßliche<br />
Angehörige der Wagner-Gruppe<br />
sogar ihrerseits für eine Eskalation<br />
gesorgt haben. In einem Dorf in Zentralmali<br />
haben sie Berichten zufolge<br />
mehr als 30 Zivilisten getötet. Malische<br />
Soldaten und Wagner-Söldner<br />
werden zudem mit Vergewaltigungen<br />
und Plünderungen in Verbindung<br />
gebracht.<br />
Je sicherer sich die malischen Machthaber<br />
der russischen Unterstützung<br />
waren, desto selbstbewusster traten sie<br />
gegenüber anderen Akteuren auf. So<br />
mussten bereits im Jänner dänische<br />
Spezialeinsatzkräfte, die im Rahmen<br />
der Operation Takuba eingesetzt waren,<br />
das Land verlassen. Auch Frankreich<br />
musste seine Truppen nach fast<br />
einem Jahrzehnt aus Mali abziehen und<br />
in die Nachbarstaaten verlegen. Die<br />
Konflikte zwischen Mali und Frank-<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 1 2 W E L T & S T R A T E G I E<br />
reich stehen allerdings weniger mit den<br />
verschobenen Wahlen in Verbindung.<br />
Frankreich lehnt jedoch Verhandlungen<br />
mit islamistischen Gruppierungen<br />
ab, während Mali versuchen möchte, in<br />
Friedensgesprächen mit diesen politische<br />
Möglichkeiten auszuloten. Und<br />
Frankreich akzeptiert nicht, dass die<br />
malische Regierung im Kampf gegen<br />
die Dschihadisten auch die russische<br />
Wagner-Gruppe engagiert hat.<br />
Konsequenzen hat das Verhalten auch<br />
auf die internationalen Missionen. Es<br />
deutet sich an, dass einige Staaten ihr<br />
Engagement in Mali reduzieren oder<br />
beenden könnten. Als Konsequenz daraus<br />
wird eine weitere Destabilisierung<br />
der Region befürchtet. Der Präsident<br />
des südlichen Nachbarstaates Côte<br />
d’Ivoire warnte bereits vor einem<br />
politischen Vakuum und dokumentiert<br />
damit auch die Ängste und Befürch-<br />
tungen der anderen westafrikanischen<br />
Staaten, dass sich der Terrorismus in<br />
noch stabile Staaten in der Region ausbreiten<br />
und die regionale Sicherheit<br />
gefährden könnte. Bereits seit Juli werden<br />
Soldaten aus Côte d’Ivoire in Mali<br />
festgehalten. Ihnen wird vorgeworfen,<br />
dass sie als Söldner in das Land gekommen<br />
seien, während es sich aus<br />
ivorischer Sicht lediglich um eine<br />
VOLATILE SICHERHEITSLAGE In Mali kommt es<br />
seit Jahren immer wieder zu terroristisch motivierten<br />
Anschlägen und Konflikten. Im Kampf um die<br />
Macht im Land setzt Staatschef Oberst Assimi Goïta<br />
vor allem auf Söldner der russischen Wagner<br />
Gruppe.<br />
Truppenrotation im Rahmen der<br />
UNO handelt.<br />
Österreich beteiligt sich mit Stand<br />
August noch mit zehn Personen an der<br />
Trainingsmission der EU (EUTM<br />
Mali) sowie mit zwei Personen an<br />
MINUSMA, der Stabilisierungsmission<br />
der UNO, und hat in der Vergangenheit<br />
nicht nur mit größeren Kontingenten<br />
zur Stabilisierung des Landes<br />
beigetragen, sondern bereits zwei<br />
Mal den Kommandanten von EUTM<br />
Mali gestellt.<br />
Die derzeitige Lage in Mali ist aus<br />
mehreren Perspektiven beunruhigend.<br />
Scheitern die internationalen Missio-<br />
FOTOS: STRINGER & OUSMANE MAKAVELI & MARCO LONGARI / AFP / PICTUREDESK.COM<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
IFK-ANALYSE<br />
nen, würde dies terroristischen<br />
Gruppen erleichtern, Mali als Basis<br />
für Operationen in Westafrika zu<br />
verwenden. Eine weitere Ausbreitung<br />
des Terrors und damit Destabilisierung<br />
auch auf südliche Nachbarstaaten wäre<br />
eine der möglichen Konsequenzen.<br />
Da die Situation in Mali ein wenig an<br />
die 1970er- und 1980er-Jahre erinnert,<br />
als Stellvertreterkonflikte zwischen<br />
Ost und West in Afrika ausgetragen<br />
wurden, könnte Russland im Fall des<br />
Scheiterns der internationalen Missionen<br />
zumindest einen Punktesieg gegen<br />
europäische Interessen verbuchen.<br />
Da westafrikanische Staaten künftig<br />
als Energie- und Ressourcenlieferanten<br />
die Ausfälle aus Russland zumindest<br />
teilweise kompensieren könnten, bedeutet<br />
diese eine zusätzliche Herausforderung.<br />
Leidtragende der aktuellen<br />
Entwicklungen sind die Bewohner<br />
Malis. Weder eine gravierende Verbesserung<br />
der Sicherheitslage noch eine<br />
rasche wirtschaftliche Erholung und<br />
WEITREICHENDE AUSWIRKUNGEN<br />
Die politische Situation im Land erschwert auch die Einsätze internationaler Missionen. Die Anrainerstaaten<br />
befürchten als Folge davon eine Ausbreitung der Konflikte auch auf ihr Territorium.<br />
eine Verbesserung der Lebensbedingungen<br />
sind in den kommenden<br />
Monaten zu erwarten.<br />
Eine langfristige Entwicklung ist unter<br />
den zuvor angeführten Parametern<br />
schwierig zu prognostizieren. Die<br />
Interessenlagen der unterschiedlichen<br />
Gruppen in Mali müssten zumindest<br />
in Teilbereichen eine Übereinstimmung<br />
ergeben, um eine friedlichere<br />
Zukunft gestalten zu können. Vieles<br />
wird aber nicht nur von Entwicklungen<br />
in Mali abhängen, sondern auch<br />
davon, wie die geopolitischen Ver -<br />
änderungen des Jahres <strong>2022</strong> ihren<br />
weiteren Nachhall in der Region<br />
finden werden.<br />
Der Autor ist wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter am IFK mit Forschungsschwerpunkt<br />
Afrika.<br />
The Mortar Company.<br />
DIGITALISATION OF MORTAR SYSTEMS
AM ENDE KER<br />
0 1 4 W E L T & S T R A T E G I E<br />
IN GEDANKEN<br />
Sabyrzhan vor dem<br />
Porträt des ukrainischen<br />
Nationaldichters Taras<br />
Schewtschenko. Die<br />
Kerze erinnert an einen<br />
Freund, der kurz zuvor<br />
gefallen ist.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
REPORTAGE<br />
ZENSCHEIN<br />
Im Krieg gegen Russland wird die Ukraine von vielen Kämpfern aus aller Welt<br />
unterstützt. Im Südosten des Landes erobert die Internationale Legion ein Dorf<br />
zurück. Es geht nicht ohne Verluste. Warum Ausländer ihr Leben für die Ukraine<br />
riskieren. Ein Bericht von der Front.<br />
Text & Bilder: TILL MAYER<br />
T<br />
aras Schewtschenko<br />
blickt grimmig mit<br />
Pelzmütze und dichtem<br />
Schnurrbart aus<br />
dem Bilderrahmen.<br />
Er steht auf staubigem<br />
Boden in einer großen Halle. Beton<br />
unter ihm, Beton links, Beton rechts.<br />
1.100 Denkmäler ehren den Schriftsteller<br />
(1814–1861) in der Ukraine. Das ist<br />
ein Rekord. Es gibt kaum ein Städtchen,<br />
in dem er nicht an markanter Stelle zu<br />
sehen ist. Der Künstler ist ein Nationalheld.<br />
Vermutlich wäre er als ukrainischer<br />
Patriot besonders stolz darüber,<br />
dass er hier zwischen Munitionskisten,<br />
Maschinengewehren und tragbaren<br />
Panzerabwehrraketen einen würdigen<br />
Platz gefunden hat. Sabyrzhan stellt<br />
eine Kerze vor dem wuchtigen Ölporträt<br />
ab. Sie brennt für einen Freund,<br />
der kurz zuvor gefallen ist. Der Schein<br />
flackert auf dem Gesicht des Dichters.<br />
In der im Südosten der Ukraine gelegenen<br />
Lagerhalle warten auch Soldaten<br />
auf ihren Einsatz. Ziel ist es, ein wenige<br />
Kilometer entferntes Dorf zurückzuerobern<br />
und russische Stellungen Richtung<br />
Osten zu drücken. Es ist nicht<br />
mehr lang hin, dann beginnt die Mission.<br />
In der Ferne ist Artilleriefeuer zu<br />
hören. Dumpfes Grummeln. Vorboten,<br />
auf das, was kommt. Die Männer versuchen<br />
noch ein wenig Schlaf zu finden.<br />
Oder wenigstens zur Ruhe zu kommen.<br />
Sie haben ihre Isomatten ausgerollt.<br />
Bald wird es so schnell keinen Schlaf<br />
mehr geben. Dessen ist sich hier jeder<br />
bewusst. Auch der junge Portugiese,<br />
der mit nacktem Oberkörper unruhig<br />
mitten in der Halle steht. Bauch, Brust<br />
und Rücken mit Tätowierungen übersät.<br />
„Ich finde keine Ruhe. Schon zu viel<br />
Adrenalin im Körper“, sagt er heiser<br />
lachend. Aus Kolumbien, den USA,<br />
Portugal, Spanien, Australien, Neuseeland,<br />
Polen und Belarus kommen die<br />
Soldaten dieser Einheit der Internationalen<br />
Legion der ukrainischen Territorialstreitkräfte.<br />
Laut einem Sprecher<br />
sollen Staatsangehörige aus 55 Nationen<br />
in der Legion dienen.<br />
Sabyrzhan versucht noch einmal, seine<br />
Gedanken zu ordnen. Er ist ein nachdenklicher<br />
junger Mann. Der 23-Jährige<br />
stammt aus Kasachstan. Vor 15 Jahren<br />
heiratete seine Mutter einen Ukrainer.<br />
Sabyrzhan wuchs in Kiew auf. Studierte<br />
Internationale Beziehungen an der Jagiellonen-Universität<br />
in Polen und im<br />
belgischen Löwen. „Ich glaube an Weltoffenheit.<br />
Das gefällt mir an der Ukraine.<br />
Die Menschen lieben ihr Land, und<br />
sie teilen diese Liebe gerne mit anderen.<br />
Auch mit einem kleinen Jungen, der zu<br />
ihnen aus Kasachstan kam. Ich habe die<br />
Ukraine und ihre Menschen schätzen<br />
gelernt“, erklärt er. Putins Russland<br />
steht für Sabyrzhan genau für das Gegenteil.<br />
Für einen aggressiven, engstirnigen<br />
Nationalismus, der neben sich<br />
nichts duldet. „Putin muss jetzt aufgehalten<br />
werden. Sonst ist es vorbei mit<br />
der Freiheit für ganz Europa. Ich hoffe,<br />
das verstehen auch die Menschen dort.<br />
Wir brauchen dringend mehr schwere<br />
Waffen“, erklärt er.<br />
Zuletzt hatte die Einheit in der früher<br />
mehr als 100.000 Einwohner zählenden<br />
Stadt Sjewjerodonezk gekämpft. Nun<br />
stehen sie an der Front im Südosten.<br />
„Gute Männer sind gefallen“, sagt der<br />
Kasache, als er aus der Kniebeuge aufsteht.<br />
„Übrigens, die Amerikaner hatten<br />
die Idee, Schewtschenko mitzunehmen.<br />
Sie bekamen das Gemälde im Donbass<br />
geschenkt. Jetzt begleitet uns der Dichter“,<br />
sagt Sabyrzhan und deutet auf drei<br />
Männer, die ihr Lager direkt an der<br />
kahlen Wand aufgeschlagen haben. Die<br />
Amerikaner sind durchtrainierte Kolosse.<br />
Schnell stellt sich im Gespräch heraus,<br />
dass sie Profis im Kriegshandwerk<br />
sind, schon im Irak und Afghanistan<br />
kämpften. „Jetzt verteidigen wir hier die<br />
Freiheit“, erklärt einer von ihnen. Ihr<br />
Sold entspricht offiziell dem der ukrainischen<br />
Soldaten. Der ist nach Gefährlichkeit<br />
gestaffelt. Bis zu 2.500 Euro gibt<br />
es für Mannschaftsgrade, die direkt<br />
an der Front kämpfen. Das ist deutlich<br />
weniger als der Sold bei internationalen<br />
Sicherheits- und Militärunternehmen,<br />
die weltweit ihre Söldner in Einsätze<br />
schicken. Dort liegen der Verdienst je<br />
nach Erfahrung und Spezialisierung<br />
oft um ein Vielfaches höher.<br />
In der Internationalen Legion müssen<br />
sich Ausländer bei der ukrainischen Armee<br />
vertraglich verpflichten. Von russischer<br />
Seite wurde den Angehörigen der<br />
Legion der Kombattanten-Status nach<br />
dem humanitären Völkerrecht trotzdem<br />
immer wieder abgesprochen. Obwohl<br />
gerade für Russland die berüchtigten<br />
Wagner-Söldner kämpfen: Sie wurden<br />
in der Ukraine gesichtet, sind in Syrien<br />
und in Afrika im Einsatz. Im Gegensatz<br />
zur Legion sind sie offiziell nicht Teil<br />
der Streitkräfte.<br />
Rechtlich ist die Sache klar, sind Angehörige<br />
der Internationalen Legion<br />
Kombattanten. Dies bestätigt auch der<br />
renommierte Völkerrechtler Prof. Daniel-Erasmus<br />
Khan von der Universität<br />
der Bundeswehr München: „Die Angehörigen<br />
der Internationalen Legion sind<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 1 6 W E L T & S T R A T E G I E<br />
durch das humanitäre Völkerrecht als<br />
Kombattanten geschützt. Sie sind Teil<br />
der ukrainischen Streitkräfte.“ Die Legionäre<br />
müssen jedoch „eine für ihre<br />
Untergebenen verantwortliche Person<br />
an ihrer Spitze haben, ein bleibendes<br />
und von Weitem erkennbares Unterscheidungszeichen<br />
führen, ihre Waffen<br />
offen tragen und bei ihren Kampfhandlungen<br />
das humanitäre Völkerrecht<br />
achten“. So fordern es die „Haager<br />
Landkriegsordnung“ von 1918 und<br />
das „Genfer Abkommen über Kriegsgefangene“<br />
aus dem Jahr 1949.<br />
Gerade aus Staaten der ehemaligen<br />
Sowjetunion und Nachbarländern melden<br />
sich Freiwillige aus Überzeugung,<br />
um der Ukraine beizustehen. Die russische<br />
Invasion sehen sie als direkte Gefahr<br />
für ihre eigene Heimat. Wie viele<br />
Kämpfer derzeit die Legion zählt, gibt<br />
das ukrainische Verteidigungsministerium<br />
nicht preis. Verschiedenen Berichten<br />
nach dürften es aber schon einmal<br />
mehr gewesen sein, veranlassten die<br />
heftigen Kämpfe viele Legionäre, die<br />
Ukraine wieder zu verlassen. Das Risiko<br />
ist nicht nur im Gefecht hoch. In der<br />
selbsternannten Volksrepublik Donezk<br />
wurden gefangen genommene Legionäre<br />
jüngst als „Terroristen“ zu Tode verurteilt.<br />
Zuletzt kursierte auch im Westen<br />
ein Video, in dem zu sehen war, wie<br />
russische Soldaten einem ukrainischen<br />
Gefangenen die Genitalien abschneiden.<br />
All dessen ist sich Sabyrzhan nur<br />
zu gut bewusst. Davon erzählt auch<br />
seine Frisur. Ein Blick durch die Halle<br />
zeigt, egal ob die Männer aus Georgien<br />
oder Kolumbien stammen, fast jeder<br />
trägt Kurzhaarschnitt. Nur der 23-Jährige<br />
nicht. „Manchmal weiß ich nicht,<br />
ob ich am nächsten Tag noch lebe. Jetzt<br />
will ich einfach überleben, hier in einem<br />
Stück herauskommen und dabei ein<br />
Mensch bleiben. Deswegen trage ich<br />
meine Haare weiterhin lang. Weil ich<br />
nicht vergessen will, dass es vor dem<br />
Krieg ein anderes Leben gab.“ Dann<br />
entschuldigt sich der Soldat. Er will<br />
noch ein wenig Zeit für sich.<br />
Wenig später verlassen die ersten<br />
Soldaten die Halle. Sie werden in vier<br />
Gruppen aufgeteilt. „Eine soll in das<br />
Dorf einrücken, zwei weitere gegen russische<br />
Stellungen außerhalb vorrücken.<br />
Die vierte koordiniert von einer strategisch<br />
günstigen Stellung den Vormarsch.<br />
Unterstützt werden wir von<br />
Artillerie und ukrainischen Einheiten“,<br />
erklärt George. Der 26-Jährige ist stellvertretender<br />
Kommandeur der Einheit.<br />
Wie alle Offiziere der Legion ist er<br />
Ukrainer. Auf Soldaten wie Sabyrzhan<br />
ist er sichtlich stolz. „Das ist ein feiner<br />
junger Mann“, sagt der junge Anführer,<br />
der Männer befehligt, die vom Alter her<br />
seine Väter sein könnten. „Es ist nicht<br />
leicht, so viel Verantwortung zu tragen.<br />
Gerade weil die Aufgabe, die man erfüllen<br />
muss, Menschenleben fordert. Es ist<br />
ein harter Kampf“, erklärt er. „Vor geraumer<br />
Zeit hatten wir einige ehemalige<br />
Bundeswehrsoldaten, die auch in Afghanistan<br />
im Einsatz waren. Stolz erzählten<br />
sie anfangs von ihren Erfahrungen.<br />
Doch sie mussten schnell lernen,<br />
dass sie eben keine echte Kampferfahrung<br />
hatten. Zumindest im Vergleich zu<br />
dem, was sie hier durchstehen müssen.<br />
Sie blieben nicht lange bei uns und<br />
kehrten nach Deutschland zurück.“ Mit<br />
seiner Truppe ist er jetzt zufrieden. Die<br />
Männer sind erfahren, haben harte Einsätze<br />
hinter sich. Mit kriegslüsternen<br />
Möchtegerns kann der Offizier nichts<br />
anfangen.<br />
George verabschiedet sich. Soldaten<br />
verschwinden mit Kalaschnikows und<br />
tragbaren Maschinengewehren in<br />
betagten, grün lackierten VW-Bussen.<br />
Es geht zum Sammelpunkt für den Angriff.<br />
Auf den Weg dorthin bieten die<br />
Wagen wenig Schutz, es fehlt jede Panzerung.<br />
Die Seitenwände durchschlägt<br />
jede Kalaschnikowkugel. Durch die<br />
WENIGE STUNDEN VOR DEM KAMPF<br />
Die Soldaten sammeln sich in einer Halle.<br />
Kein Licht darf ihre Position verraten.<br />
Die Stimmung ist angespannt.<br />
Frontscheibe eines der Transporter ist<br />
bereits ein Geschoss gepfiffen. Die Wagen<br />
verschwinden in einer Staubwolke<br />
vom Gelände der Lagerhalle.<br />
Sabyrzhan ist für die Kommandotruppe<br />
eingeteilt. Sie wartet bis zum Einbruch<br />
der Nacht. In der Halle ist es stockdunkel.<br />
Kein Licht darf den Standort verraten,<br />
die russische Artillerie würde die<br />
Halle in Grund und Boden schießen. So<br />
haben die Soldaten ihre Lichter auf den<br />
Helmen meist in rot-leuchtenden Modus<br />
gestellt. Lichtfetzen flackern über<br />
den Boden. Eine letzte kurze Besprechung.<br />
Dann geht es auch für die Männer<br />
mit drei Wagen in die Nacht. An<br />
einem Steuer sitzt Andrii aus Belarus.<br />
Er ist von Beruf Arzt. Seit Jahren praktiziert<br />
er in Kiew. „Ich bin hier, weil ich<br />
in der Ukraine gesehen habe, wie wertvoll<br />
die Freiheit ist. So anders als in<br />
meiner alten Heimat, in der eine Diktatur<br />
herrscht“, erklärt er, als die Wagen<br />
für einige Minuten stoppen, bis eine<br />
weitere Freigabe für das nächste Streckenstück<br />
erfolgt. Die Scheinwerfer<br />
sind gelöscht, wo immer der Mond<br />
auch nur annähernd genug Licht gibt<br />
zum Fahren. Ansonsten muss es mit<br />
Parklicht gehen. Die Armaturen im<br />
Auto sind als Lichtquellen abgeklebt.<br />
Die Wagen holpern durch leere Siedlungen,<br />
über von Schlaglöchern über -<br />
säten Asphalt. Dann geht es von der<br />
Straße herunter und auf Wiesengrund<br />
weiter. Der Fahrer holt aus dem Wagen,<br />
was er nur kann. An einem Waldstück<br />
steigen die Soldaten eilig aus. Mit<br />
schnellem Schritt geht es gleich weiter,<br />
20, 30 Minuten durch die Dunkelheit.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
WARTEN AUF DEN EINSATZ<br />
Ein Kämpfer versucht noch ein<br />
wenig Ruhe zu finden.<br />
REPORTAGE<br />
Bis zu einer Stellung der ukrainischen Armee, die als<br />
Kommandopunkt dienen wird.<br />
Zwei, drei Stunden sind es noch bis zum Sturm auf das<br />
Dorf. Im Wald herrscht Stille. Dann zerreißen die ersten<br />
Geschosse die Ruhe. In einem Erdloch bedient Sabyrzhan<br />
mit seinem Kommandanten das Funkgerät. In einem<br />
Graben am Waldrand beobachten zwei Soldaten mit<br />
Ferngläsern das Geschehen. Ein weiterer lässt eine Drohne<br />
steigen. Aus nahen Stellungen bellen Maschinengewehre<br />
der Ukrainer zur Feuerunterstützung. Grad-Raketen<br />
rauschen durch die Luft, das Zischen von Granaten<br />
ist zu hören. Die Russen antworten mit gleichen Kalibern.<br />
Doch sie können den Kommandopunkt nicht lokalisieren,<br />
ebenso nicht die Positionen der Maschinengewehre.<br />
So pfeifen Granaten über den Kopf des 23-Jährigen<br />
hinweg.<br />
WÄHREND DES GEFECHTS Ein Drohnenpilot verfolgt konzentriert<br />
die Bilder, die der Aufklärungsflug einfängt „Sicherheit” gibt es nur im<br />
Splittergraben. Immer wieder pfeifen russische Granaten über Sabyrzhan<br />
hinweg. Sein Gesicht erzählt von der Anspannung.<br />
„Pfiuuuh. Pfiiuuhhh.“ Die Soldaten ziehen die Köpfe ein.<br />
Irgendwo im Wald kracht ein Einschlag. Ein ukrainischer<br />
Soldat liegt im Splittergraben und hält sich die Ohren zu.<br />
Sabyrzhan steht am Funkgerät. Er ist nervös, eine Zigarette<br />
nach der anderen zieht er durch. Die Nachrichten,<br />
die aus dem Funkgerät knarzen, sind zumindest teilweise<br />
wenig ermutigend. Das Dorf ist bis auf ein Gebäude, in<br />
dem sich eine Handvoll russischer Soldaten verschanzt<br />
hat, eingenommen. Das ist die Erfolgsmeldung. Aber die<br />
beiden russischen Stellungen konnten nicht wie erhofft<br />
überrannt werden. Es gibt heftige Kämpfe. Ein belarussischer<br />
Legionär kommt dabei ums Leben. George wird<br />
schwer verletzt, ebenso zwei weitere Kameraden.<br />
Die Männer im Beobachtungsstand verfolgen mit dem<br />
Fernglas, wie die Soldaten evakuiert werden. Die VW-<br />
Transporter rattern mit vollem Tempo durch das Grün.<br />
„Immerhin, das Dorf ist befreit“, freut sich der 23-Jährige.<br />
Doch am nächsten Tag droht ein Konterangriff der russischen<br />
Armee. Schon jetzt weiß Sabyrzhan, dass er mindestens<br />
eine weitere Kerze vor dem Schewtschenko-<br />
Porträt anzünden wird müssen. Vorausgesetzt alles geht<br />
gut und er kommt heil aus der Stellung. Ansonsten werden<br />
seine überlebenden Kameraden auch für ihn eine<br />
Kerze anzünden.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 1 8 H E E R & M E H R<br />
FEUER FREI!<br />
Der Name war in den vergangenen Wochen am Truppenübungsplatz Allentsteig<br />
Programm: Bei der Großübung „Handwerk 22“ der 4. Panzergrenadierbrigade<br />
übten rund 1.100 Soldatinnen und Soldaten gemeinsam mit Kampf- und Schützenpanzern<br />
sowie Artilleriehaubitzen in unterschiedlichsten Szenarien das „Handwerk“<br />
der militärischen Landesverteidigung im scharfen Schuss. Dabei kamen<br />
insgesamt 80 Panzer und gepanzerte Gefechtsfahrzeuge zum Einsatz.<br />
JAGDKOMMANDO ÜBTE<br />
EINSATZVERFAHREN<br />
Wer rastet, der rostet. Um einer derartigen Entwicklung<br />
schon im Ansatz vorzubeugen, trainierten<br />
Soldaten des Jagdkommandos Ende<br />
September in Zusammenarbeit mit österreichischen<br />
und deutschen Fliegerkräften in Niederösterreich<br />
spezielle Absetz- und Aufnahmeverfahren.<br />
Dabei standen vor allem Schnellanlandungen<br />
und einsatzrelevante Seiltechniken<br />
am Luftfahrzeug im Fokus. Insgesamt nahmen<br />
rund 120 Soldaten mit acht Hubschraubern –<br />
zwei OH-58 Kiowa, ein S-70 Black Hawk aus<br />
Österreich und fünf H145M aus Deutschland –<br />
an der binationalen Übung teil.<br />
FOTOS: BUNDESHEER/ZISSER, BUNDESHEER/GORUP,<br />
BUNDESHEER/KARLOVITS<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
PANDUR-JUBILÄUM<br />
Der Zulauf der vom Bundesheer bestellten<br />
neuen Pandur Evolution schreitet zügig voran.<br />
Kürzlich durfte Verteidigungsministerin Klaudia<br />
Tanner in den Fertigungshallen von Hersteller<br />
General Dynamics European Land Systems-<br />
Steyr in Wien-Simmering bereits den 50. gepanzerten<br />
Mannschaftstransporter des Typs<br />
übernehmen. Im kommenden Jahr soll der<br />
Zulauf der ersten beiden Tranchen mit dann<br />
insgesamt 64 Fahrzeugen abgeschlossen<br />
werden. Bis 2025 ist anschließend in einer<br />
dritten Tranche die Lieferung von 36 weiteren<br />
Fahrzeugen geplant.
0 2 0 H E E R &<br />
M<br />
E H R<br />
NACH OBEN GIBT ES KEINE<br />
GRENZEN<br />
Die Soldatinnen und Soldaten des Hochgebirgs-Jägerbataillons 23 sind<br />
für den Kampf und Einsätze im Gebirge spezialisiert. Dabei gehen sie über Steine –<br />
aber auch über ganze Felswände. Ein Truppenbesuch im Westen Österreichs.<br />
Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />
Bilder: SEBASTIAN FREILER<br />
eter für Meter<br />
M<br />
klettern die Soldaten<br />
nach oben.<br />
Am Rücken<br />
schweres Gepäck,<br />
ein Maschinengewehr,<br />
ein Panzerabwehrrohr. Vor sich<br />
ein Seilgeländer und nasser Fels, der an<br />
vielen Stellen von schmalen Rinnsalen<br />
mit Regenwasser überspült wird. Es<br />
schüttet in Strömen, einige Hundert<br />
Höhenmeter weiter oben schneit es<br />
sogar, der Wind pfeift, Nebel hängt in<br />
den Baumkronen. „Ein Sauwetter“, sagt<br />
Stabswachtmeister Marco Schmid und<br />
untertreibt damit sogar noch. Der 36-<br />
jährige Tiroler lächelt trotzdem durch<br />
seinen dichten Bart und blickt dann<br />
hoch zu einem Kameraden, der einige<br />
Meter abseits der aufsteigenden Soldaten<br />
gerade Löcher für Expansionshaken<br />
in den Fels bohrt. Der Auftrag: Eine Seilbahn<br />
errichten. Die Soldaten machen<br />
damit – und mit dem zuvor errichteten<br />
Seilgeländer – eine für Laien unüberwindbar<br />
aussehende Wand begehbar. Sie<br />
verwandeln die Hürde Fels in eine funktionierende<br />
Nachschub- und Rückzugslinie.<br />
Marco Schmid ist Kommandant eines<br />
Erkundungstrupps beim Hochgebirgs-<br />
Jägerbataillon 23 und in der Funktion<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
TRUPPENBESUCH<br />
HOCHGEBIRGS-<br />
JÄGERBATAILLON 23<br />
GANZER STOLZ Mit dem Universalgeländefahrzeug<br />
BvS10 Hägglunds verfügt das Hochgebirgs-Jägerbataillon<br />
23 erstmals über gepanzerte<br />
und bewaffnete Überschnee-Fahrzeuge.<br />
Im Bild unten bekommt ein Hägglunds eine<br />
Front-Seilwinde verpasst. Im Bild ganz oben<br />
sind Stabswachtmeister Marco Schmid und<br />
Kameraden beim Training in der neuen Kraft -<br />
kammer in der Walgau-Kaserne zu sehen.<br />
Das Hochgebirgs-Jägerbataillon 23 ist<br />
das westlichste der drei<br />
Hochgebirgs-Infanteriebataillone<br />
der 6.<br />
Gebirgsbrigade und<br />
erstreckt sich über<br />
zwei Bundesländer<br />
am Arlberg. In der<br />
Walgau-Kaserne in<br />
Bludesch befinden<br />
sich das Kammando<br />
und die Stabskompanie,<br />
die 1. Jägerkompanie<br />
und die Kampfunterstützungskompanie.<br />
Die 2. Jägerkompanie (KPEstrukturiert)<br />
ist in der Pontlatz-Kaserne<br />
in Landeck beheimatet. Das Bataillon<br />
beherrscht alle Einsatzarten der<br />
Landstreitkräfte auch im schwierigen<br />
und extrem schwierigen Gelände sowie<br />
unter allen Witterungseinflüssen.<br />
Damit erhöht das Hochgebirgs-Jägerbataillon<br />
23 die Einsatzbereitschaft<br />
sowie die Einsatzführung als Erstund<br />
nach Mobilmachung als Zweit -<br />
reaktionskraft des Bundesheeres.<br />
FOTO HÄGGLUND RECHTS OBEN:<br />
BUNDESHEER/LINDNER<br />
gewöhnt, scheinbar unlösbare Aufgaben<br />
vor sich zu haben. „Über den Wanderweg<br />
schafft es jeder nach oben“, sagt sein<br />
Bataillonskommandant, Oberstleutnant<br />
Michael Köck (siehe auch Interview<br />
auf Seite 24). Geht es aber hart auf hart,<br />
wird ein potenzieller Gegner seine Kräfte<br />
vor allem rund um die wahrscheinlichsten<br />
Zufahrten und Zustiege massieren<br />
und sich annähernde Soldaten frühzeitig<br />
unter Feuer nehmen. „Wir wollen<br />
das verhindern und möglichst dort auftauchen,<br />
wo es das Gegenüber am wenigsten<br />
erwartet“, so Köck. Das bedeutet:<br />
Seine auf hochalpine Einsätze<br />
spezialisierten Soldaten<br />
müssen auch den Aufstieg abseits<br />
ausgetretener Pfade und<br />
Wanderrouten beherrschen und<br />
Wege dort finden, anlegen und errichten,<br />
wo zuvor keine waren. Durch Wälder<br />
und Latschen. Über Schneefelder,<br />
Walgau- und<br />
Pontlatz-Kaserne<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 2 2 H E E R & M E H R<br />
Gletschergebiete, schwieriges sowie<br />
extrem schwieriges Gelände und eben<br />
auch Felswände. Das verlangt von den<br />
Soldaten größere konditionelle Durchhaltefähigkeiten<br />
als in anderen Verbänden,<br />
vor allem aber Erfahrung und<br />
hochalpines Know-how. Zum Kader gehören<br />
daher mehrere Heeresbergführer,<br />
viele Soldaten verfügen über Alpinqualifikationen.<br />
Zur Flankensicherung und<br />
um auch die für den Gebirgskampf besonders<br />
wichtige Steilfeuer- und Flachfeuerunterstützung<br />
sicherzustellen, verfügt<br />
die Kampfunterstützungs-Kompanie<br />
außerdem über einen schweren Granatwerferzug<br />
in Doppelbewaffnung mit<br />
mittleren und schweren Granatwerfern<br />
sowie über eine schwere Scharfschützengruppe.<br />
Mit dem Zulauf von insgesamt<br />
acht BvS10 Hägglunds stehen dem<br />
Bataillon erstmals auch gepanzerte und<br />
bewaffnete Überschnee-Fahrzeuge zur<br />
Verfügung. Ihre WS-4 Panther Remote<br />
Controlled Weapon Station der Firma<br />
ESLAIT mit dem überschweren Maschinengewehr<br />
M2 kennt man auch vom<br />
Husar und dem Pandur.<br />
Kommandant Köck sieht seine Hochgebirgsjäger<br />
damit für die meisten Einsatzrealitäten<br />
gut gerüstet. Nachholbedarf<br />
FEUERUNTERSTÜTZUNG Das Hochgebirgs-Jägerbataillon 23 verfügt über eine schwere<br />
Scharfschützengruppe und einen schweren Granatwerferzug mit mittleren und schweren<br />
Granatwerfern.<br />
gäbe es nur bei der Luftverteidigung und<br />
dem Drohnenschutz, sowie nach wie vor<br />
bei der Mobilität. „Da wären beispielsweise<br />
zusätzliche ungepanzerte Hägglunds<br />
ein enormer Gewinn“, so der Tiroler<br />
beim Besuch von Militär Aktuell.<br />
Damit ließen sich „vielfältige Transportaufgaben<br />
abdecken“, die von den wenigen<br />
verbliebenen Pinzgauern kaum<br />
mehr bewerkstelligt werden könnten.<br />
Unbescheiden möchte Köck aber nicht<br />
sein. „Es tut sich bei uns aktuell vor<br />
allem bei der Infrastruktur etwas“, sagt<br />
er. „Wir haben vor Kurzem einen neuen<br />
Fitnessraum bekommen. Jetzt erhalten<br />
wir eine Mehrzwecklagerhalle, in der<br />
bei Einsätzen oder Übungen im Westen<br />
bis zu zwei Hubschrauber untergestellt<br />
werden können. Die Mannschaftsräume<br />
sollen demnächst aufgestockt und generalsaniert<br />
werden und schon im kommenden<br />
Jahr realisieren wir in Zusam-<br />
„Ich habe es am Anfang gar nicht glauben können“<br />
OBERSTABSWACHTMEISTER<br />
MICHAEL GRITSCH ist beim Hochgebirgs-Jägerbataillon<br />
23 für die<br />
Wartung der Hägglunds-Universalgeländefahrzeuge<br />
zuständig.<br />
Herr Gritsch, was ist Ihnen durch den<br />
Kopf gegangen, als Sie zum ersten Mal<br />
gehört haben, dass das Heer BvS10-Universalgeländefahrzeuge<br />
beschafft?<br />
Ich habe es gar nicht glauben können und<br />
kann es jetzt immer noch nicht wirklich glauben.<br />
Die Arbeit hat auch davor Spaß gemacht,<br />
aber der Hägglunds trägt schon<br />
enorm zu unserer Motivation bei. Das ist ein<br />
Spitzenfahrzeug und ein Quantensprung<br />
nicht nur für die Soldaten draußen, sondern<br />
auch für uns hier in der Werkstatt.<br />
Was zeichnet den Hägglunds aus?<br />
Praktisch alles. Er ist zugleich Transportmittel<br />
und Schutz für Soldaten, gewährt Feuerkraft<br />
und seine Geländegängigkeit im Sommer<br />
und Winter ist beachtlich. Dazu kommt seine<br />
Schwimm- und Watfähigkeit – es gibt kein<br />
besseres Fahrzeug für Gebirgstruppen.<br />
Ein Teil Ihrer Tätigkeit am Hägglunds sind<br />
die Jahresinspektionen und -wartungen,<br />
die pro Fahrzeug bis zu sechs Wochen<br />
dauern können. Was dauert da so lange?<br />
Der Hägglunds hat viele Besonderheiten<br />
und verfügt über insgesamt 25 Steuergeräte,<br />
60 Kilometer Kabelstränge, Brand- und<br />
ABC-Schutz, eine fernsteuerbare Waffenstation,<br />
Rundum-Kamera, Klimaanlage und<br />
Standheizung. Dementsprechend viel gibt<br />
es einzustellen und zu kontrollieren. Ohne<br />
Laptop ginge dabei überhaupt nichts.<br />
Welche Besonderheiten meinen Sie?<br />
Ein Beispiel: Der Hägglunds baut auf einer<br />
dichten Wanne auf, um seine Schwimm- und<br />
Watfähigkeit sicherzustellen. Dadurch kann<br />
ich aber nicht einfach Öl ablassen, um es zu<br />
wechseln. Ich muss es stattdessen abpumpen<br />
und das dauert eben ungleich länger.<br />
FOTOS OBEN (2X): BUNDESHEER/LINDNER<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
TRUPPENBESUCH<br />
menarbeit mit unserem Partner Illwerke<br />
VKW AG ein innovatives Pilotprojekt<br />
zur Steigerung der Autarkie der Walgau-<br />
Kaserne.“ Dabei errichtet das Vorarlberger<br />
Energieversorgungsunternehmen<br />
eine Direktleitung von einem ihrer in<br />
unmittelbarer Nähe befindlichen Wasserkraftwerke<br />
in die Kaserne. Auf dem<br />
Dach mehrerer Gebäude sollen zudem<br />
großflächig Photovoltaikanlagen installiert<br />
und die erzeugte Energie mit Speichern<br />
vorgehalten werden. „Wir können<br />
damit im Bedarf die Kaserne vollkommen<br />
autark weiterbetreiben und unserer<br />
Rolle als Sicherheitsinsel gerecht werden“,<br />
sagt Köck.<br />
Zurück zum Fels, wo den aufsteigenden<br />
und vorrückenden Truppen mittlerweile<br />
über die Seilbahn Material nachgeführt<br />
wird. Marco Schmid und seine Kameraden<br />
vom Erkundungstrupp haben dafür<br />
gleich mehrere Flaschenzüge am Fels<br />
verankert. Mit einem kräftigen Hauruck<br />
ziehen sie die mit Waffen und Munition<br />
voll beladene Transportbox einige Meter<br />
nach oben. Weiter. Und immer weiter.<br />
Die unwirtlichen Bedingungen tun<br />
dem Tatendrang der Soldaten keinen<br />
Abbruch. Im Gegenteil: Gemeinsam<br />
nehmen sie das Hindernis Felswand.<br />
Der Umgang ist dabei auch mit Vorgesetzten<br />
mehr kameradschaftlich und<br />
freundschaftlich, als Dienstrang-getrieben.<br />
Die Hierarchien sind hier bei den<br />
Hochgebirgsjägern definitiv flacher als<br />
anderswo. Steil hoch geht es nur beim<br />
Aufstieg. Wenn die „23er“ frei nach ihrem<br />
Motto „In Treue fest“ über Fels und<br />
Stein nach oben streben. Damit dabei<br />
alle sicher ans Ziel kommen, übergeben<br />
Marco Schmid und seine Kameraden<br />
vom Erkundungstrupp das Seilgeländer<br />
und die Seilbahn an die nachrückenden<br />
Soldaten. Sie müssen weiter nach oben<br />
und für den weiteren Aufstieg der Kompanie<br />
Wege erkunden, gefährliche Stellen<br />
sichern und schwer überwindbare<br />
Passagen gangbar machen. Damit die<br />
Truppe möglichst dort auftauchen kann,<br />
wo es Gegner am wenigsten erwarten.<br />
Marco Schmid lächelt wieder. „Es macht<br />
schon Spaß“. Oder wie es Bataillonskommandant<br />
Köck zuvor fomuliert hat:<br />
„Über den Wanderweg schafft es jeder<br />
nach oben.“<br />
Österreich<br />
braucht<br />
Strom.<br />
www.apg.at
0 2 4 H E E R & M E H R<br />
„Wir halten jedem internationalen Vergleich stand“<br />
Das Hochgebirgs-Jägerbataillon 23<br />
verfügt mit dem Gebirgsjägerbataillon<br />
233 der Bundeswehr und der Infanterie-Rekrutenschule<br />
11 der Schweizer<br />
Armee auch über internationale Partner.<br />
Halten die erwähnten Stärken<br />
auch einem internationalen Vergleich<br />
stand?<br />
Absolut. Die Qualität österreichischer<br />
Gebirgstruppen wird hoch geschätzt,<br />
wir halten jedem internationalen Vergleich<br />
stand. Nicht ohne Grund nimmt<br />
Österreich eine Führungsrolle in der<br />
„European Union Pooling and Sharing<br />
Mountain Training Initiative“ ein. Trotzdem<br />
können auch wir im Austausch mit<br />
unseren Partnern viel lernen. Wir konnten<br />
beispielsweise die Erfahrungen, die<br />
das Gebirgsjägerbataillon 233 bei seinem<br />
Einsatz in Afghanistan gemacht hat,<br />
direkt in unsere Ausbildung einfließen<br />
lassen.<br />
OBERSTLEUTNANT MICHAEL KÖCK ist Kommandant des Hochgebirgs-Jägerbataillons<br />
23. Wir sprachen mit ihm über die Stärken und Schwächen seines Bataillons und die Qualität<br />
der rot-weiß-roten Gebirgstruppe im internationalen Vergleich.<br />
Herr Oberstleutnant, provokant<br />
gefragt: Warum braucht das Bundesheer<br />
überhaupt Hochgebirgstruppen?<br />
Wäre es nicht besser, den Fokus<br />
ganz auf die Infrastruktur im Tal zu<br />
legen?<br />
Erst Einsätze im Umland, etwa zum<br />
Schutz von Wasserquellen und anderer<br />
relevanter Infrastruktur, versetzen eine<br />
Armee überhaupt in die Lage, Städte und<br />
Bewegungslinien im Tal zu schützen. Das<br />
Gebirge könnte zudem gegnerischen<br />
Gruppierungen als Rückzugsraum dienen<br />
und wir müssen dort bei Bedarf auch<br />
illegale Versorgungslinien unterbrechen<br />
können. Das ist aufgrund der vielfältigen<br />
Anforderungen entsprechender Einsätze<br />
nur mit spezialisierten Truppen möglich.<br />
In einem Land wie Österreich, das zu<br />
zwei Dritteln aus Gebirge besteht, ist<br />
es undenkbar, auf Gebirgstruppen zu<br />
verzichten.<br />
Was zeichnet ihr Bataillon aus?<br />
Welche Stärken sehen Sie?<br />
Da gibt es viele (lacht). Im Ernst: Wir verfügen<br />
über ein mit 31,7 Jahren Altersdurchschnitt<br />
sehr junges und daher<br />
auch äußerst flexibles Bataillon, das<br />
viele Qualifikationen vereint und auf Einsätze<br />
auch bei extrem schwierigen Bedingungen<br />
spezialisiert ist. Eine Vielzahl<br />
unserer Kadersoldaten verfügt über Auslandserfahrung<br />
aus Afghanistan, Bosnien<br />
und dem Kosovo. Zudem sind wir<br />
ein interessanter Arbeitgeber: Mechaniker<br />
bekommen es bei uns mit modernem<br />
Gerät wie dem BvS10 Hägglunds,<br />
Quads und neuen Tiefladern zu tun. Wir<br />
beschäftigen Köche, Fahrlehrer und IKT-<br />
Spezialisten und wir punkten mit vielen<br />
Zusatzausbildungen wie Heeresbergführer,<br />
Nahkampfausbilder und Schießausbilder.<br />
Und wie sieht es mit Schwächen aus?<br />
Die gibt es natürlich auch. Es fehlt vor<br />
allem an moderner Ausrüstung. Bei der<br />
Mobilität hat sich mit dem Zulauf von<br />
BvS10 und Co zwar einiges zum Besseren<br />
entwickelt. Da würden wir uns aber<br />
noch mehr Quantität wünschen. Mit zusätzlichen<br />
ungepanzerten Hägglunds<br />
könnten wir beispielsweise viele Transportaufgaben<br />
abdecken, die von unseren<br />
wenigen verbliebenen Pinzgauern<br />
kaum mehr bewerkstelligt werden<br />
können.<br />
Sehen Sie auch in anderen Bereichen<br />
Nachholbedarf?<br />
Wir müssen uns in Zukunft auch wieder<br />
weg von den vielen Assistenzeinsätzen<br />
verstärkt der militärischen Landesverteidigung<br />
zuwenden. Im Moment ist es so,<br />
dass wir Rekruten nur die Basisausbildung<br />
Kern und in Teilen die Basisausbildung<br />
1 angedeihen lassen können.<br />
Dabei geht es um die grundlegenden<br />
militärischen Fertigkeiten, um die Körperausbildung<br />
und um das Bewegen<br />
und Überleben im Gebirge.<br />
Und anschließend gehen die Soldaten<br />
dann in den Assistenzeinsatz?<br />
Richtig. Für die Grundwehrdiener entfällt<br />
dadurch aber die interessante und<br />
authentische Basisausbildung 2 und 3<br />
mit Schwerpunkt Kampf im Mittelgebirge<br />
und im Hochgebirge. Viele junge<br />
Männer sind aber eigentlich genau<br />
wegen dieser Inhalte zu uns gekommen<br />
und rüsten dann nach dem Grundwehrdienst<br />
enttäuscht ab. Sie erwägen dadurch<br />
gar nicht erst eine Karriere beim<br />
Heer einzuschlagen. Damit berauben<br />
wir uns selbst um viel Aufwuchspotenzial.<br />
Langfristig brechen uns die sicherheitspolizeilichen<br />
Assistenzeinsätze das<br />
militärische Rückgrat.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
WAHRUNG<br />
DER LUFT-<br />
HOHEIT<br />
Die Wahrung und Verteidigung der Lufthoheit sind zentrale Wesensmerkmale einer Luftwaffe.<br />
Um ein souveränes Land wie Österreich zu schützen, braucht es bewaffnete einsatzfähige Kampfflugzeuge,<br />
die ihren Auftrag in jeder Wetterlage und mit Überschallgeschwindigkeit erfüllen<br />
können. Insbesondere im Krisen- oder Konfliktfall sind einsatzfähige Systeme für einen Staat<br />
unerlässlich. Aber auch in der normalen Lage setzen moderne Kampfflugzeuge im Rahmen des<br />
alltäglichen Luftpolizeidiensts die staatlichen Luftverkehrsregeln durch.<br />
ANZEIGE FOTO: SAAB<br />
Befindet sich ein ziviles oder militärisches<br />
Flugzeug in einem Luftraum, muss<br />
es sich via Funk identifizieren können.<br />
Ist dies nicht der Fall, wird ein Alarmstart<br />
(Quick Reaction Alert, QRA) von bewaffneten<br />
Kampfflugzeugen ausgelöst. Im<br />
Nachbarland Schweiz stehen für dieses<br />
Szenario seit Anfang 2021 zwei Flugzeuge<br />
rund um die Uhr bereit. Unterschieden<br />
wird weltweit zwischen «Live Missions»<br />
und «Hot Missions». Erstere sind Stichprobe-Kontrollen<br />
von ausländischen zivilen<br />
oder militärischen Staatsflugzeugen,<br />
die einen Luftraum nur mit diplomatischer<br />
Freigabe überfliegen dürfen. «Hot<br />
Missions» hingegen sind Einsätze, die<br />
aufgrund einer Verletzung der Lufthoheit<br />
oder schwerwiegende Missachtung von<br />
Luftverkehrsregeln ausgelöst werden.<br />
In Österreich zählt man pro Jahr regelmäßig<br />
rund 30 – 50 solche «Hot Missions».<br />
Blind ohne Selbstschutz<br />
Um den Schutz der Bevölkerung rund um<br />
die Uhr gewährleisten zu können, braucht<br />
es eine moderne Luftwaffe mit allwettertauglichen<br />
und einsatzfähigen Systemen.<br />
Aber auch der Pilot muss mit seinem<br />
Kampfflugzeug jederzeit situationsgerecht<br />
reagieren und agieren können.<br />
So zählt das Selbstschutzsystem an Bord<br />
eines modernen Kampfflugzeuges zu den<br />
zentralen Elementen. Das Selbstschutzsystem<br />
liefert dem Piloten wichtige Informationen<br />
über den Betriebszustand<br />
gegnerischer Waffensysteme, was essentiell<br />
zur Bestimmung der eigenen Bedrohungslage<br />
und damit eigenen lagegerechten<br />
Handlungsoptionen ist. Des Weiteren<br />
kann ein modernes Selbstschutzsystem<br />
im Falle eines Angriffes den erfolgreichen<br />
Waffeneinsatz des Gegners verhindern.<br />
Ein solches Selbstschutzsystem ist aktuell<br />
bei der österreichischen Luftwaffe<br />
nicht vorhanden.<br />
Ein Electronic Warfare System (EW) umfasst<br />
einen Radarwarnempfänger (RWR),<br />
interne Störsender zur Unterstützung der<br />
aktiven elektronischen Gegenmaßnahmen<br />
sowie Chaff- und Flare Dispenser. In<br />
diesem Bereich bietet das Gripen-System<br />
maximale Flexibilität und Souveränität<br />
und ermöglicht eine eigenhändige Programmierung<br />
des EW-Systems.<br />
Allwettertaugliche Waffensysteme<br />
Eine Luftwaffe muss rund um die Uhr<br />
und bei allen Wetterbedingungen einsatzbereit<br />
sein. Hinzu kommen allwettertaug-<br />
liche Waffensysteme. Im Luftpolizeidienst<br />
kann eine Situation unter Umständen<br />
unerwartet und plötzlich eskalieren<br />
und zur ernsthaften Bedrohung für Pilot<br />
und Bevölkerung werden. Dann nämlich,<br />
wenn ein Flugzeug nicht gemäß Weisungen<br />
der Flugverkehrskontrollstelle bzw.<br />
Luftpolizei-Patrouille kooperiert. Für Einsätze<br />
innerhalb des Sichtbereichs kommen<br />
bei Gripen IRIS-T und Sidewinder<br />
zum Einsatz - integriert im weiterentwickelten<br />
nachtsichtfähigen HMD (Helmet<br />
Mounted Display). Für große Reichweiten<br />
verfügt das Mehrzweckkampfflugzeug<br />
aus Schweden über integrierte Luft/<br />
Luft-Lenkwaffen des Typs AMRAAM und<br />
Meteor.<br />
Um den wirksamen Schutz der Bevölkerung<br />
und Gesellschaft heute und auch<br />
morgen durch eine moderne Luftwaffe<br />
gewährleisten zu können, braucht es zeitgemäße<br />
Systeme. Systeme, die langfristig<br />
und nachhaltig kosteneffizient, aber<br />
auch im Ernstfall effektiv und rund um<br />
die Uhr operiert werden können.<br />
Mehr Informationen: saab.com/austria<br />
MILITÄR AKTUELL
0 2 6 H E E R & M E H R<br />
DREI GESICHTER DER<br />
MILIZ<br />
Sie sind längst nicht mehr die bärtigen Männer, die unbeholfen in zu engen<br />
Uniformjacken stecken. Milizsoldaten von heute stehen sowohl in Zivil wie<br />
auch im Tarnanzug ihren Mann, wie diese drei „Milizler“ des Hochgebirgs-<br />
Jägerbataillons 23 beweisen.<br />
Text: THOMAS ARBEITER<br />
Bilder: THOMAS WINKLER<br />
Sturmgewehr statt<br />
Akkuschrauber<br />
Korporal Michael<br />
Greuter (24)<br />
Den Tarnanzug und die Waffe<br />
trägt Michael Greuter aus Obtarrenz<br />
in Tirol alle zwei Jahre, ansonsten<br />
stellt er Holzhäuser auf<br />
und macht das Onlinemarketing<br />
für Gastronomieunternehmen.<br />
Nach dem Grundwehrdienst hat<br />
Greuter drei Jahre lang als Kaderpräsenzsoldat<br />
gedient und in<br />
verschiedenen Assistenzeinsätzen<br />
viel von Österreich gesehen.<br />
Er war beim Erkundungstrupp<br />
eingeteilt und hat den Heeresführerschein<br />
gemacht. Jetzt ist er<br />
Zimmermann, Onlinemarketer –<br />
und Milizsoldat.<br />
Es ist die Kameradschaft, die ihm<br />
als erstes einfällt, wenn er gefragt<br />
wird, was am Milizsoldatendasein<br />
so besonders ist. Die Zeit<br />
beim Heer hat ihn geprägt, sagt<br />
er: „Man lernt kameradschaftliches<br />
Arbeiten, Teamwork. Man<br />
lernt, dass es immer einen Weg<br />
gibt, auch wenn die Situation<br />
noch so hart ist.“ Diese Erfahrungen<br />
helfen ihm auch in seinem<br />
Zivilberuf.<br />
Nach Pfingsten war er mit 400<br />
anderen Soldaten im Hochgebirge<br />
unterwegs. Auf über<br />
2.000 Metern Seehöhe wurde<br />
der Zugriff auf eine Terrorgruppe<br />
geübt, die Anschläge auf Staukraftwerke<br />
oder Bergbahnen<br />
verüben wollte.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
TRUPPENBESUCH<br />
Lagekarte anstatt Laptop<br />
Oberleutnant Joachim Moosbrugger (37)<br />
„Beim Heer gibt man Befehle,<br />
im Zivilberuf verteilt man Aufträge.<br />
Und das, nachdem<br />
man die Lage beurteilt hat“,<br />
sagt Oberleutnant Joachim<br />
Moosbrugger aus Au im Bregenzerwald.<br />
Der gebürtige<br />
Tiroler arbeitet als Produktmanager<br />
bei einem Fahrradhersteller,<br />
und betreut dort unter<br />
anderem die Lieferanten aus<br />
Fernost. „Die Beurteilungskriterien,<br />
die ich beim Bundesheer<br />
erlernt habe, helfen mir,<br />
vorausschauend zu planen<br />
und die Abläufe besser zu<br />
koordinieren.“<br />
Was er durch den Dienst<br />
beim Bundesheer ebenfalls<br />
gelernt hat: Keine Berührungsängste<br />
vor Menschen<br />
zu haben. „In der Kaserne<br />
spricht man mit allen. Vorurteile<br />
erweisen sich sehr oft<br />
als solche.“ Das habe ihm<br />
zum Beispiel im Umgang mit<br />
den Handwerkern in seinem<br />
Betrieb sehr geholfen. „Für<br />
mich sind das alles ebenbürtige<br />
Mitarbeiter, die mit mir<br />
an einem Strang ziehen.“<br />
Seine Karriere beim Bundesheer<br />
hat Moosbrugger als<br />
Einjährig Freiwilliger begonnen.<br />
Er wollte etwas Anderes<br />
machen als den normalen<br />
Grundwehrdienst, erzählt<br />
er. Nach freiwilligen Waffenübungen<br />
und Milizübungen<br />
ist er beim Hochgebirgs-<br />
Jägerbataillon 23 zur Zeit<br />
als Zugskommandant und<br />
Kompaniekommandant-<br />
Stellvertreter eingeteilt.<br />
Befehlsausgabe anstatt Vorlesung<br />
Wachtmeister Alexander Kittinger (27)<br />
Er kommt aus einer Offiziersfamilie – für Alexander Kittinger aus<br />
Linz war es daher ganz logisch, dass er sich bei der Musterung<br />
für das Einjährig-Freiwilligenjahr (EF) gemeldet hat. Er wollte<br />
„etwas G’scheites“ machen. Heute ist er Milizsoldat, arbeitet<br />
im Zivilberuf bei Siemens und macht den Master in Computer -<br />
science an der Johannes Kepler Universität in Linz.<br />
dabei sein Führungsverhalten und die Herangehensweise an<br />
Probleme. „Man wird als Kommandant auch immer wieder vor<br />
Aufgaben gestellt, die man angehen muss, im Zivilen ist das<br />
nichts anderes“, sagt der IT-Spezialist, der beim Hochgebirgs-<br />
Jägerbataillon 23 zur Zeit als Gruppenkommandant im Bataillonsrahmen<br />
führt.<br />
Wenn er an großen Projekten arbeitet, wie zum Beispiel an<br />
Datenbanken für eine Wasseraufbereitungsanlage in Saudi-<br />
Arabien, kommen ihm immer wieder die Erfahrungen aus seiner<br />
Militärausbildung zugute. „Ich habe beim Heer Eigendisziplin<br />
entwickelt, weil es doch oft sehr anstrengend war in Situationen,<br />
wo man sich hat durchbeißen müssen.“ Die Ausbildung sei eine<br />
tolle Zeit für ihn gewesen, auch sportlich gesehen. Er hat dabei<br />
Österreich von seiner unbekannten Seite erlebt. „Man kommt<br />
in sehr entlegene Gegenden. Vor allem bei der Gebirgsausbildung,<br />
bei Schießverlegungen – das ist etwas, das man als Zivilist<br />
so nicht erlebt.“ Wachtmeister Kittinger bezeichnet das EF-Jahr<br />
deshalb auch als „bezahlten Abenteuerurlaub“.<br />
Als Milizsoldat hat er den Weg zur Unteroffiziersausbildung eingeschlagen.<br />
Der Gefechtsdienst mit seinem Zug ist ein Ausgleich<br />
zur Arbeit vor dem Bildschirm. Außerdem trainiert er<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 2 8 H E E R & M E H R<br />
„VIELE HABEN ES GEAHNT“<br />
Vizeleutnant Charles Eismayer von der<br />
Garde galt lange als harter Ausbilder.<br />
Später outete er sich und heiratete<br />
seinen ehemaligen Grundwehrdiener.<br />
Sein Leben ist nun als Film „Eismayer“<br />
im Kino zu sehen. Militär Aktuell hat<br />
mit dem pensionierten Soldaten<br />
gesprochen.<br />
Interview: STEFAN TESCH<br />
Herr Vizeleutnant, wie<br />
fühlt es sich an, wenn<br />
sein Leben verfilmt<br />
wird?<br />
Scheiße! (lacht) Normalerweise<br />
wird nur die<br />
Geschichte von bekannten oder verstorbenen<br />
Persönlichkeiten verfilmt – und<br />
beides trifft bei mir nicht zu. Aber es<br />
freut mich trotzdem, denn der Film enthält<br />
die Kernbotschaft, das Bundesheer<br />
müsse sich beim Thema Homosexualität<br />
öffnen. Jungen Soldaten muss es heute<br />
möglich sein, sich in jedem Verband und<br />
jeder Kompanie problemlos zu outen.<br />
Sie haben den Ruf, ein extrem strenger<br />
Ausbilder gewesen zu sein. Woran liegt<br />
das?<br />
Ich war lange beim Jagdkommando,<br />
habe den Grundkurs absolviert sowie als<br />
Ausbilder gearbeitet. Dort genießt man<br />
trotz niedrigen Dienstgrades unter den<br />
Auszubildenden – unter denen ja sogar<br />
Offiziere sind – extrem viel Autorität.<br />
Ich habe die Einstellung „nur Leistung<br />
zählt“ dann auch in meiner Zeit beim<br />
Landwehrstammregiment 21 sowie bei<br />
der Garde beibehalten. Mir war dabei<br />
immer egal, was die Väter der Rekruten<br />
waren, auch wenn darunter vielleicht ein<br />
General war.<br />
Wie schwer ist Ihnen das Outing in<br />
der Kaserne gefallen?<br />
Ich habe mich innerlich lange davor<br />
gewunden. Aber nachdem Mario (Anmerkung:<br />
Ehemann Major Falak) sich<br />
an der Militärakademie geoutet hat,<br />
bin ich natürlich nachgezogen.<br />
Was haben Ihre Kameraden dazu<br />
gesagt und darauf reagiert?<br />
Was soll einem als Vizeleutnant schon<br />
passieren? Mir konnte niemand mehr<br />
ans Bein pinkeln. Das Outing war ein<br />
positiver Erfolg! Einige haben es ja bereits<br />
geahnt, aber niemand hat es ausgesprochen.<br />
Meinen Alltag und Dienst hat<br />
es jedenfalls enorm erleichtert, da ich<br />
etwa nicht mehr verstecken musste,<br />
wenn mich Mario abgeholt hat. Und ich<br />
musste daheim nichts wegräumen, wenn<br />
ich Besuch bekommen habe. Ich hätte<br />
mich viel früher outen sollen, denn man<br />
verschenkt mit dem ewigen Zuwarten<br />
viel zu viel Zeit.<br />
Wie gefällt Ihnen der Film über Sie?<br />
Beim ersten Mal war ich schockiert<br />
wegen der vielen Kraftausdrücke. Aber<br />
meine Kameraden haben gesagt: „Das<br />
bist schon du!“<br />
Wie viel an der Handlung entspricht<br />
der Realität und wie viel ist erfunden?<br />
Ich habe den Regisseur davor oft getroffen<br />
und wir haben viele Stunden geplaudert.<br />
Er meinte, 1:1 könne man die Geschichte<br />
nicht verfilmen, da die Zuschauer<br />
auch unterhalten werden wollen. Aber<br />
rund 80 Prozent des Films sind echt.<br />
Welche Szenen machen die restlichen<br />
20 Prozent aus?<br />
Den Heiratsantrag im Wiener Riesenrad<br />
gab es nie, denn wir haben uns in Dubai<br />
verlobt. Aber das war im Film aus Budgetgründen<br />
nicht möglich. Auch den<br />
Sturz in den Bach auf der Seetaler Alpe<br />
gab es nicht. Mario hätte so nicht reagiert,<br />
denn er ist mutig. Und ich habe<br />
nie in der Kaserne onaniert.<br />
„Eismayer“ von Regisseur<br />
David Wagner, mit Gerhard Liebmann<br />
(als Charles Eismayer), Luka Dimić<br />
(Mario Falak) und Julia Koschitz<br />
(Christina Eismayer).<br />
Österreich <strong>2022</strong>, 87 Minuten.<br />
LANGE DAVOR GEDRÜCKT Charles Eismayer wollte<br />
sich lange nicht outen – aus heutiger Perspektive hätte<br />
er den Schritt aber „viel früher setzen“ sollen.<br />
FOTOS: GOLDEN GIRLS FILMPRODUKTION, KARIM RAHOMA<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
UNSERHEER<br />
EINE INFORMATION DES BMLV<br />
Entgeltliche Einschaltung<br />
„Mein Dienst für Österreich“<br />
ist ein echtes Erfolgsmodell<br />
Eine gute Ausbildung und eine interessante Zeit beim Bundesheer für junge<br />
Österreicher. Das ist das Ziel von „Mein Dienst für Österreich“. Im sicherheitspolizeilichen<br />
Assistenzeinsatz sammeln sie dann bei überdurchschnittlicher<br />
Bezahlung auch praktische Erfahrung und auch einer Karriere im<br />
Bundesheer als Berufs- oder Milizsoldat stehen damit alle Türen offen!<br />
Im Assistenzeinsatz<br />
Grundwehrdiener können<br />
sich bei „Mein<br />
Dienst für Österreich“<br />
direkt nach ihrem<br />
Grundwehrdienst<br />
für drei Monate<br />
Assistenzeinsatz<br />
(beispielsweise<br />
zur Grenzraumüberwachung)<br />
melden.<br />
Foto: Bundesheer<br />
Im steten Bemühen um eine attraktivere<br />
Gestaltung des Grundwehrdienstes<br />
präsentierte das Bundesheer<br />
vor rund eineinhalb Jahren das neue<br />
Angebot „Mein Dienst für Österreich“.<br />
Seitdem können Grundwehrdiener<br />
damit einerseits ihre sechsmonatige<br />
Ausbildung freiwillig um bis zu drei<br />
Monate verlängern und in dieser Zeit<br />
ihr militärisches Können in einem<br />
sicherheitspolizeilichen Assistenzeinsatz<br />
anwenden. Andererseits können<br />
sich Rekruten dabei aber auch schon<br />
während ihres Grundwehrdienstes<br />
freiwillig zu Milizübungen melden<br />
und frühzeitig in die vorbereitende<br />
Kaderausbildung einsteigen (siehe<br />
Infokasten auf der nächsten Seite).<br />
Hauptanreiz für die neuen Angebote<br />
ist eine gute Bezahlung, wie auch<br />
UNSERHEER
Brigadier Stefan Thaller, Leiter Abteilung<br />
Militärstrategische Einsatzkoordination<br />
im Verteidigungsministerium,<br />
im Gespräch mit „Unser Heer“<br />
betont (siehe Interview ab der<br />
nächsten Seite). Die Verlängerung<br />
des Grundwehrdienstes (Modell 6 +<br />
3) wird mit rund 3.000 Euro netto<br />
für Mannschaftsdienstgrade überdurchschnittlich<br />
gut bezahlt. Als<br />
Anreiz für die Meldung zu freiwilligen<br />
Milizübungen gibt es bereits ab dem<br />
dritten Monat Grundwehrdienst rund<br />
420 Euro Freiwilligenprämie pro<br />
Monat zusätzlich zum Sold als<br />
Grundwehrdiener. Der ebenfalls ab<br />
dem dritten Monat des Grundwehrdienstes<br />
mögliche Einstieg in die<br />
Führungsausbildung im Rahmen der<br />
vorbereitenden Kaderausbildung<br />
Bedarf bei der<br />
Miliz Im Milizbereich<br />
fehlt es momentan<br />
vor allem<br />
an Unteroffizieren<br />
und Offizieren.<br />
Mein Dienst für Österreich – die Angebote<br />
Modell 6 + 3 für die Sicherheit Österreichs:<br />
3 Monate sicherheitspolizeilicher Assistenzeinsatz<br />
Grundwehrdiener können sich direkt nach ihrem<br />
sechsmonatigen Grundwehrdienst für drei Monate<br />
Assistenzeinsatz melden. Dieser Einsatz schließt<br />
nahtlos an den Grundwehrdienst an. Dabei werden<br />
wichtige Assistenzleistungen für die Grenzraumüberwachung<br />
oder (bei Bedarf) die Bekämpfung der Corona-Pandemie<br />
erbracht. Die Bezahlung beginnt bei<br />
rund 3.000 Euro netto pro Monat.<br />
Vorbereitende Kaderausbildung:<br />
Optimaler Start für junge Führungskräfte<br />
Für alle Grundwehrdiener steht die vorbereitende<br />
Kaderausbildung (vbK) als erste Führungsausbildung<br />
offen. Die Teilnahme wird bereits ab dem dritten<br />
Monat im Grundwehrdienst angeboten und aktuell<br />
mit rund 210 Euro Kaderausbildungsprämie und<br />
rund 210 Euro Anerkennungsprämie pro Monat zusätzlich<br />
zum Sold als Grundwehrdiener (Monatsgeld<br />
und Grundvergütung) belohnt.<br />
Freiwillige Meldung zu Milizübungen:<br />
Die Miliz – eine starke Gemeinschaft<br />
Grundwehrdiener können sich jederzeit zur Miliz<br />
melden. Für ihre freiwillige Meldung zu Milizübungen<br />
erhalten sie bereits ab dem dritten Monat im Grundwehrdienst<br />
aktuell rund 420 Euro Freiwilligenprämie<br />
pro Monat zusätzlich zum Sold als Grundwehrdiener<br />
(Monatsgeld und Grundvergütung). Nach dem Grundwehrdienst<br />
werden sie Teil einer großen Gemeinschaft<br />
mit aktuell rund 35.000 beorderten Milizsoldaten.<br />
Eine Beorderung – sprich eine Einteilung<br />
in der Einsatzorganisation – ermöglicht ihnen Einsätze<br />
im In- und Ausland, eine berufsfreundliche<br />
Ausbildung zum Offizier oder Unteroffizier und<br />
sie können einen aktiven Beitrag für die Sicherheit<br />
Österreichs leisten.<br />
Modulare Miliz-Unteroffiziersausbildung:<br />
Berufsfreundliche Karriere in der Miliz<br />
Unteroffiziere sind das Rückgrat des Bundesheeres.<br />
Um dieses Rückgrat zu stärken, steht allen Interessenten<br />
seit 2021 eine berufsfreundliche Ausbildung<br />
zum Milizunteroffizier offen. In – nach eventueller<br />
Absolvierung eines jeweils zwei Wochen dauernden<br />
Kompensations- und Führungsmoduls – vier Ausbildungsmodulen,<br />
die jeweils auf maximal zwei Wochen<br />
begrenzt sind, werden sie zum Milizunteroffizier<br />
mit Dienstgrad Wachtmeister ausgebildet. Dieser<br />
Einsatz wird mit Prämien belohnt: 603 Euro für<br />
den Abschluss des Moduls Führung. 1.111 Euro<br />
für den Abschluss der gesamten Ausbildung innerhalb<br />
von 18 Monaten oder 555 Euro bei einem<br />
Abschluss innerhalb von 24 Monaten.<br />
Fotos: Bundesheer<br />
UNSERHEER
wird aktuell noch einmal mit rund<br />
210 Euro Kaderausbildungsprämie<br />
und rund 210 Euro Anerkennungsprämie<br />
extra pro Monat belohnt.<br />
Dieses Angebot kann außerdem der<br />
erste Schritt in die völlig neu gestaltete<br />
modulare Ausbildung zum Miliz -<br />
unteroffizier sein. Dabei werden die<br />
notwendigen Ausbildungsabschnitte<br />
in Modulen von ein bis zwei Wochen<br />
angeboten, was die Planung für Interessenten<br />
und deren Abwesenheit<br />
beispielsweise von Studium oder<br />
Beruf deutlich erleichtern und vereinfachen<br />
soll.<br />
Eine interessante Möglichkeit, um<br />
Teil der Miliz zu werden, sind auch<br />
die sogenannten Expertenstäbe.<br />
Mit diesen bei Kommanden, Dienststellen<br />
und anderen Organisationselementen<br />
in ganz Österreich ein -<br />
gerichteten Arbeitsplätzen können<br />
Angehörige des Miliz- und Reservestandes<br />
ihr ziviles und/oder militärisches<br />
Experten- und Spezialwissen<br />
einbringen. Das Heer profitiert von<br />
diesem Know-how in den unterschiedlichsten<br />
Situationen und<br />
Bereichen. Die Experten wiederum<br />
können sich untereinander austauschen<br />
und damit ihre beruflichen<br />
Qualifikationen und Netzwerke<br />
weiter ausbauen. Gesucht und bereits<br />
beschäftigt werden Experten<br />
in mehr als 100 verschiedenen<br />
Bereichen – vom Alpinwesen bis<br />
zum Zollwesen. Während meist auf<br />
erfahrene Kräfte gesetzt werde,<br />
gehe es vor allem im IKT-Umfeld<br />
auch darum, möglichst junge und<br />
bereits bestens ausgebildete Spezialisten<br />
zu gewinnen, wie Brigadier<br />
Thaller abschließend betont.<br />
„Gerade in diesem Bereich ist es<br />
notwendig, dass die Experten die<br />
neuesten Entwicklungen im Blick<br />
haben.“ Nachsatz: „Unter dem<br />
Strich holen wir mit den Experten<br />
ein gewaltiges Know-how ins Haus,<br />
auf das wir andernfalls verzichten<br />
müssten. Schon alleine deshalb<br />
handelt es sich bei den Experten -<br />
stäben um ein Erfolgsmodell.“<br />
„Wir wollen unsere<br />
Angebote noch<br />
besser machen“<br />
Brigadier Stefan Thaller ist Leiter der Abteilung<br />
Militärstrategische Einsatzkoordination im BMLV. Ein<br />
Gespräch über den Erfolg und Nachbesserungsbedarf<br />
bei „Mein Dienst für Österreich“, Aufwuchspotenzial<br />
bei der Miliz und die Bedeutung der mehr als<br />
260 Milizexperten für die rot-weiß-roten Streitkräfte.<br />
Herr Brigadier, vor eineinhalb<br />
Jahren wurden<br />
unter dem Titel „Mein<br />
Dienst für Österreich“ interessante<br />
Angebote für Grundwehrdiener<br />
ins Leben gerufen.<br />
Wie gut wurden diese bislang<br />
angenommen? Wie zufrieden<br />
sind Sie mit dem Zuspruch?<br />
Grundsätzlich sind wir damit<br />
sehr zufrieden, wenngleich es<br />
da und dort natürlich noch Nachbesserungsbedarf<br />
gibt. Wir<br />
verzeichnen beispielsweise zahlreiche<br />
freiwillige Meldungen zu<br />
Milizübungen und auch das 6+3-<br />
Angebot kommt im Großen und<br />
Ganzen gut an. Da haben wir<br />
lediglich während der Sommermonate<br />
einen verstärkten Bedarf.<br />
Wir hätten uns allerdings<br />
mehr Meldungen zur vorbereitenden<br />
Kaderausbildung und zur<br />
neu gestalteten modularen Miliz-<br />
Unteroffiziersausbildung erhofft.<br />
Dort sehen wir aber durchaus<br />
noch Potenzial, das wir in<br />
Zukunft abrufen wollen.<br />
Wie soll das gelingen?<br />
Indem wir das Angebot nachschärfen.<br />
Wir sind gerade dabei,<br />
das im Detail zu evaluieren und<br />
zu erfassen. Parallel dazu arbeiten<br />
wir aber auch in anderen<br />
Bereichen daran, die Attraktivität<br />
des Grundwehrdienstes und der<br />
Miliz insgesamt zu heben. Da ist<br />
es momentan noch zu früh, um<br />
Details zu nennen – aber es wird<br />
definitiv schon bald Verbesserungen<br />
geben.<br />
Was macht „Mein Dienst für<br />
Österreich“ für Grundwehrdiener<br />
so interessant?<br />
Ein wichtiger Punkt ist sicherlich,<br />
dass die Grundwehrdiener<br />
UNSERHEER<br />
Entgeltliche Einschaltung
damit die Möglichkeit bekommen,<br />
etwas für Österreich zu<br />
tun – und zwar deutlich mehr als<br />
die Masse. Ganz wichtig ist auch<br />
das damit verbundene Erlebnis<br />
Bundesheer und die Möglichkeit,<br />
sich in einem qualitativ hochwertigen<br />
Umfeld weiterzubilden und<br />
wichtige Erfahrungen für das<br />
spätere Leben mitzunehmen.<br />
Die vermutlich wohl größte<br />
Motivation ist aber die überaus<br />
attraktive Bezahlung (siehe Infokasten<br />
auf der Vorderseite).<br />
Beim Modell 6 + 3 beispielsweise<br />
bekommen die Soldaten<br />
für jeden der drei zusätzlichen<br />
Monate mehr als 3.000 Euro<br />
netto. Es gibt wohl kaum einen<br />
anderen Bereich in Österreich,<br />
in dem Menschen in diesem<br />
Alter ähnlich gut verdienen<br />
können.<br />
Dafür wird von ihnen aber<br />
auch einiges verlangt, oder?<br />
Natürlich – und das darf man<br />
auch nicht verschweigen. Die<br />
jungen Menschen befinden<br />
sich während der drei Monate<br />
in einem Einsatz, der durchaus<br />
auch mit Risiken verbunden ist.<br />
Der Dienst ist zudem sehr zeitintensiv<br />
sowie psychisch und physisch<br />
fordernd – und das bei Tag<br />
und Nacht, allen Jahreszeiten<br />
und jedem Wetter.<br />
Inwieweit gelingt es, mithilfe<br />
von „Mein Dienst für Österreich“<br />
auch Personal für Kader<br />
und Miliz zu gewinnen?<br />
Zum Teil bereits ganz gut. Unser<br />
Ziel muss es aber sein, mittelbis<br />
langfristig noch mehr Personal<br />
zu gewinnen. Da befinden wir<br />
uns in Konkurrenz zu anderen<br />
Behörden im Sicherheitsbereich,<br />
aber natürlich auch zur Privatwirtschaft,<br />
in der momentan auch<br />
händeringend Fachkräfte gesucht<br />
werden. Mit den zuvor bereits angesprochenen<br />
geplanten Verbesserungen<br />
bei Grundwehrdienst<br />
und Miliz werden wir für potenzielle<br />
Interessenten aber sicherlich<br />
noch attraktiver werden.<br />
„Mein Dienst<br />
für Österreich<br />
funktioniert<br />
bereits sehr gut –<br />
wir wollen<br />
es aber noch<br />
besser machen.“<br />
Brigadier Stefan Thaller<br />
Blicken wir auf den Milizbereich:<br />
Wo gibt es dort aktuell<br />
den größten Personalbedarf?<br />
Ganz eindeutig bei den Unteroffizieren<br />
und Offizieren. Bei den<br />
Mannschaften sind wir aktuell<br />
gut aufgestellt, wenngleich auch<br />
dort noch mehr gehen würde.<br />
Experten gesucht Mit den Expertenstäben gewinnt das<br />
Bundesheer an Fachwissen, Know-how und Expertise.<br />
Ein Spezialbereich der Miliz<br />
sind die sogenannten Expertenstäbe.<br />
Gibt es auch dort<br />
Bedarf?<br />
Jein, wir sind dort aktuell mit<br />
insgesamt 117 verschiedenen<br />
Expertenbereichen und 260 Experten<br />
grundsätzlich sehr gut<br />
aufgestellt, haben aber vor allem<br />
im Cyber- und IKT-Bereich Bedarf.<br />
Zudem kommt es auch in<br />
den anderen Bereichen immer<br />
wieder zu Wechseln und Veränderungen,<br />
daher suchen wir auch<br />
immer neue ausgezeichnete Mitarbeiter.<br />
Wobei es schon wichtig<br />
ist, zu betonen, dass wir mit den<br />
Expertenstäben ein absolutes<br />
Elitedenken verfolgen. Wir wollen<br />
damit echte Experten gewinnen<br />
und mit ihnen Know-how ins<br />
Heer holen, über das wir sonst<br />
nicht verfügen würden. Es geht<br />
dabei also eindeutig um Qualität<br />
vor Quantität. Mit dieser Strategie<br />
sind wir auch in der Vergangenheit<br />
gut gefahren und konnten<br />
teilweise echte Koryphäen<br />
für uns gewinnen. Für das Heer<br />
insgesamt ist das ein enormer<br />
Benefit. Die Expertenstäbe sind<br />
ein echtes Erfolgsmodell.<br />
Entgeltliche Einschaltung<br />
Bild: Bundesheer<br />
Impressum: Amtliche Publikation der Republik Österreich / Bundesministerium für Landesverteidigung. Medieninhaber, Herausgeber und<br />
Hersteller: Republik Österreich / Bundesministerin für Landesverteidigung, BMLV, Roßauer Lände 1, 1090 Wien. Erscheinungsjahr: <strong>2022</strong>.<br />
Druck: Heeresdruckzentrum 18-101010100.<br />
UNSERHEER
INTERVIEW<br />
WAS KOMMT NACH<br />
DEM TRACKER?<br />
Das Bundesheer hat mit dem Tracker seit 2015<br />
erste Erfahrungen im Drohnenbereich gesammelt.<br />
In den kommenden Jahren sollen nun weitere<br />
autonom fliegende Geräte zulaufen.<br />
Ein Blick in die Zukunft mit Brigadier<br />
Jörg Freistätter, Leiter der Luftzeugabteilung<br />
in der Direktion Beschaffung.<br />
INTERVIEW: JÜRGEN ZACHARIAS<br />
FOTOS: BUNDESHEER/ROLAND LACKINGER, HBF/DANIEL TRIPPOLT<br />
err Brigadier, das<br />
H<br />
Bundesheer hat mit<br />
der Einführung des<br />
UAV-Systems Tracker<br />
des französischen<br />
Herstellers Survey<br />
Copter Anfang 2015 Neuland betreten.<br />
Richtig. Anfang bis Mitte der 2010er-<br />
Jahre führten immer mehr Streitkräfte<br />
unbemannte Militärluftfahrzeuge ein,<br />
also das, was gemeinhin als Drohnen<br />
bezeichnet wird. Das Ressort hat sich damals<br />
entschlossen, ebenfalls ein System<br />
zu beschaffen, um damit entsprechende<br />
Erfahrungen sammeln zu können. Dabei<br />
ging es um den Umgang mit derartigen<br />
Systemen im militärischen Bereich.<br />
Ganz wesentlich aber auch um die<br />
Auswirkungen auf das Luftfahrtrecht.<br />
Es stand also die Grundlagenarbeit<br />
rund um den Einsatz von<br />
Drohnen-Systemen im Fokus?<br />
Die Militärluftfahrzeug- und Militärluftfahrtgerätverordnung<br />
aus 2008 (MLFGV<br />
2008) kannte bis dahin noch gar keine<br />
unbemannten Militärluftfahrzeuge. Wir<br />
mussten daher erst eine Richtlinie zur<br />
Ergänzung der MFLGV 2008 für die<br />
Feststellung und Aufrechterhaltung der<br />
Lufttüchtigkeit von unbemannten Militärluftfahrzeugen<br />
erarbeiten. Darin wurden<br />
unterschiedliche Kategorien etwa<br />
abhängig von der Masse, vom Einsatzgebiet<br />
mit Umgebungsprofil, Bebauungsgrad<br />
und Bevölkerungsdichte definiert,<br />
Ableitungen getroffen und Regularien,<br />
die sich daraus für Einsätze, den Flugbetrieb<br />
und viele andere Bereiche ergeben,<br />
festgelegt. Ganz wichtig war und ist in<br />
diesem Zusammenhang auch das Frequenzmanagement,<br />
es gibt schließlich<br />
auch andere Systeme und Infrastrukturen,<br />
die im selben Frequenzbereich wie<br />
Drohnen arbeiten. Das ist alles viel komplizierter<br />
und schwieriger, als man sich<br />
das als Außenstehender vorstellt und<br />
auch längst noch nicht abgeschlossen. Es<br />
gilt immer noch weitere Erfahrungen zu<br />
sammeln und Erkenntnisse zu gewinnen.<br />
Geht es nach den aktuellen Planungen,<br />
dann sollen weitere Erfahrungen<br />
bald auch mit neuen Drohnen-Systemen<br />
gemacht werden können, oder?<br />
Wir haben jedenfalls zwei konkrete Vorhaben<br />
in der Pipeline. Da geht es einerseits<br />
um gefechtstechnische Drohnen,<br />
also Systeme mit einem maximalen Abfluggewicht<br />
von fünf Kilogramm, einer<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 3 4 H E E R & M E H R<br />
ALLES IM BLICK Drohnen lassen sich – abhängig vom<br />
Modell und dessen Leistungsvermögen – mit unterschiedlichen<br />
Sensoren von optischen Kameras bis hin<br />
zu Infrarotkameras und ABC-Messgeräten bestücken.<br />
Damit lassen sich völlig neue Perspektiven auf Einsatz -<br />
gebiete und drohende Gefahren gewinnen.<br />
Flugdauer von rund 45 Minuten und<br />
einer Reichweite von bis zu fünf Kilometern.<br />
Und andererseits um unbemannte<br />
Militärluftfahrzeuge „großer Verband“.<br />
Das sind dann größere Systeme?<br />
Ja. Da reden wir von Reichweiten bis zu<br />
70 Kilometer und einem Abfluggewicht<br />
von – abhängig vom dann gewählten<br />
Modell – 25 bis 60 Kilogramm. Beide<br />
Systeme werden uns einen neuerlichen<br />
massiven Erfahrungsgewinn bringen.<br />
Eine konkrete Typenentscheidung<br />
gibt es in beiden Fällen aber noch<br />
nicht, oder?<br />
Nein, aktuell haben wir in beiden Fällen<br />
„nur“ eine Vorhabenabsicht. Das heißt,<br />
es gibt einen – allerdings schon mit einem<br />
Budget hinterlegten – Plan zur Realisierung<br />
einer gewissen Fähigkeit. Daraus<br />
leiten wir gerade eine Leistungsbeschreibung<br />
ab, wir übersetzen also die Forderungen<br />
der Planer in produktneutrale<br />
technische Beschreibungen. Zudem sind<br />
wir im Rahmen eines „Request for information“<br />
gerade dabei, aktuelle Informationen<br />
zu infrage kommenden Systemen,<br />
Modellen und Beschaffungswegen bei<br />
Herstellern und anderen Nationen einzuholen.<br />
Für wann ist die Beschaffung dann<br />
konkret geplant?<br />
Die erste Tranche der gefechtstechnischen<br />
Drohnen soll bereits ab 2024 zulaufen,<br />
eine zweite Tranche 2027 bis 2028<br />
und bis 2031 wollen wir dann den Ziel -<br />
bedarf inklusive Miliz realisiert haben.<br />
Unter dem Strich geht es dabei um die<br />
Beschaffung mehrerer Hundert Systeme.<br />
Über welche Eigenschaften muss eine<br />
„gefechtstechnische Drohne“ unbedingt<br />
verfügen, um für das Heer interessant<br />
zu sein?<br />
Nachdem es dabei vor allem um Aufklärung<br />
und eine rasche Einsetzbarkeit<br />
geht, muss die Drohne einfach aufgebaut<br />
und in einem Rucksack oder in einer<br />
Tasche mannverlastbar sein. Wichtig ist<br />
auch eine möglichst simple Bedienung,<br />
ROT-WEISS-ROTE GEGEN-<br />
WART Aktuell stützt sich die<br />
Drohnenexpertise beim Heer zu<br />
großen Teilen auf das ab Jänner<br />
2015 zugelaufenen Aufklärungs-<br />
System Tracker des französischen<br />
Herstellers Survey Copter.<br />
um sich vor allem auf die Sensordaten<br />
konzentrieren zu können.<br />
Apropos: Werden für die Systeme unterschiedliche<br />
Sensoren beschafft?<br />
Denkbar wären ja beispielsweise optische<br />
Kameras, aber auch Infrarotkameras<br />
oder andere Sensoren, die je<br />
nach Situation und Einsatzziel gewechselt<br />
werden können.<br />
Das ist prinzipiell natürlich denkbar,<br />
wobei der Fokus bei der Infanterie ganz<br />
sicher auf der optischen Nahaufklärung<br />
liegen wird, die dem Zugs- oder Kompaniekommandanten<br />
einen besseren Lageüberblick<br />
erlaubt. Bei den größeren Systemen,<br />
die wir beschaffen wollen, ist aber<br />
eine ganze Phalanx an Sensoren denkbar.<br />
Ganz entscheidend, um die gesammelten<br />
Informationen dann aber verwerten<br />
zu können, wird die Einbindung der<br />
Drohnen in ein modernes Battle-<br />
Management-System sein …<br />
… das es beim Heer aktuell aber noch<br />
nicht gibt.<br />
Das aber ebenfalls beschafft werden<br />
soll.<br />
Wann sollen die unbemannten Militärluftfahrzeuge<br />
„großer Verband“<br />
zulaufen und welche Kriterien werden<br />
bei der Beschaffung dieser Systeme<br />
entscheidend sein?<br />
Die Zeiträume sind sehr ähnlich denen<br />
bei den gefechtstechnischen Drohnen,<br />
die Stückzahlen natürlich deutlich geringer,<br />
wobei ein System in diesem Bereich<br />
im Regelfall aus mehreren Flugkörpern<br />
besteht. Beim Tracker beispielsweise<br />
besteht ein System aus drei Flugkörpern.<br />
Entscheidende Eigenschaften werden die<br />
Sensorik, die Intelligenz der Sensorik<br />
und wie schon erwähnt die Einbindung<br />
der Daten in das Battle-Management-<br />
System sein.<br />
Man hört, dass unabhängig von den<br />
beiden Vorhaben auch noch weitere<br />
Drohnen beschafft werden könnten?<br />
Es sind auch noch weitere Systeme in<br />
Überlegung, auf der Ebene operativer<br />
kleiner Verband und auf der operativen<br />
Ebene über den Aufklärungs- und Artilleriebataillonen.<br />
Da sprechen wir dann<br />
aber von richtig großen Systemen, die<br />
mit ihrer Reichweite ganz Österreich<br />
abdecken könnten.<br />
FOTOS: GETTY IMAGES, GUILLAUME HERBAUT / AGENCE VU / PICTUREDESK.COM, BUNDESHEER/KLAUS FRANK, BUNDESHEER<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
INTERVIEW<br />
GESPRÄCHSPARTNER Brigadier Jörg Freistätter ist Leiter<br />
der Luftzeugabteilung in der Direktion Beschaffung.<br />
Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass es<br />
nicht immer große Systeme braucht,<br />
sondern sich auch mit vergleichsweise<br />
günstigen und modifizierten handelsüblichen<br />
Drohnen eine große Wirkung<br />
erzielen lässt.<br />
Das ist dort aus der Not heraus entstanden<br />
und hat ganz sicher auch seine Berechtigung<br />
– sonst würden sie es nicht<br />
machen. Für uns ist das aktuell aber kein<br />
Thema. Was wir allerdings schon machen,<br />
ist, dass wir uns vor dem Hintergrund<br />
der aktuellen Entwicklungen im<br />
Ukraine-Krieg und davor schon bei den<br />
Kämpfen um Bergkarabach natürlich<br />
viele Gedanken rund um Drohnen und<br />
deren Einsatzspektrum machen. Deshalb<br />
haben wir zuletzt im Bereich der<br />
Mikrodrohnen unter anderem auch bei<br />
den Spezialeinsatzkräften drei unterschiedliche<br />
Systeme vom zivilen Markt<br />
getestet und mit Blick etwa auf deren<br />
Handling, die Akkulaufzeiten und die<br />
Einsetzbarkeit auch bei schlechten Witterungsbedingungen<br />
wichtige Erfahrungen<br />
gesammelt. Zudem verfügen wir<br />
auch über einen bei der Luftaufklärung<br />
in Langenlebarn stationierten Octocopter<br />
des österreichischen Herstellers Riegl,<br />
der mit verschiedenen Sensoren bestückt<br />
ist und von den unterschiedlichsten<br />
Dienststellen angefordert werden kann.<br />
Abschließend: Das Bundesheer verfügt<br />
mit ELDRO seit einigen Jahren auch<br />
über ein gut aufgestelltes Drohnendetektions-<br />
und Abwehrelement. Inwiefern<br />
fließen Erfahrungen von dort in<br />
die aktuellen Beschaffungen ein?<br />
Die dort gemachten Erfahrungen sind<br />
für uns ganz entscheidend, wir tauschen<br />
uns daher regelmäßig aus. Das Letzte,<br />
was wir wollen, sind Systeme, die sich<br />
einfach abfangen oder lahmlegen lassen.<br />
Daher werden wir die bei den aktuellen<br />
Beschaffungen für uns infrage kommenden<br />
Systeme auch gemeinsam analysieren<br />
und testen.<br />
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0 3 6 H E E R &<br />
M<br />
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Von der Nahrungssuche und dem Bau einer Unterkunft in der Wildnis bis zur<br />
Orientierung im Gelände und der Überquerung von Gewässern: Gemeinsam<br />
mit dem Jägerbataillon 25 beschreiben wir in jeder Ausgabe Outdoor-<br />
Überlebenstechniken. Dieses Mal: die Versorgung von Wunden mit Baumharz.<br />
Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />
Fotos: SEBASTIAN FREILER<br />
M<br />
it Hilfe von Baumharz<br />
verschließen<br />
Bäume ihre Wunden.<br />
Sie schützen<br />
sich damit vor Krankheitserregern<br />
wie Pilzen oder Bakterien. Baumharz<br />
kann in Notsituationen aber auch<br />
uns Menschen eine große Hilfe sein.<br />
Durch seine klebrige Konsistenz eignet<br />
sich das natürliche Material beispielsweise<br />
ideal dazu, kleine Löcher<br />
in einem Zelt oder Tarp zu stopfen.<br />
Harz ist zudem ein idealer Zunder<br />
und lässt sich auch nutzen, um ein<br />
Boot, ein Kanu oder ein Floß wasserdicht<br />
zu machen. Da besonders das<br />
Harz von Kiefern antiseptisch, entzündungshemmend,<br />
antibakteriell<br />
und adstringierend (austrocknend<br />
und blutstillend) wirkt, ist das Pflanzenprodukt<br />
weiters für die Selbstund<br />
Kameradenhilfe gut geeignet.<br />
Damit lassen sich etwa Blutungen<br />
stoppen und Wunden versorgen.<br />
Bevor wir Harz verwenden können,<br />
müssen wir es zunächst sammeln<br />
(1). Fündig werden wir bei gefällten<br />
Bäumen, frischen Baumstümpfen<br />
sowie an verletzten Stellen von Bäumen.<br />
Dabei das Material mit den<br />
Händen oder mit einem Messer nur<br />
oberflächlich abtragen und keinesfalls<br />
Bäumen absichtlich Wunden<br />
zufügen! Anschließend muss das<br />
Harz in einem hitzebeständigen<br />
1<br />
Harz sammeln<br />
Harz erwärmen<br />
2<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
Expertentipp<br />
„Das Harz von einer Tanne<br />
oder einer Fichte kann als<br />
,Kaupech‘ auch zur Mundhygiene<br />
verwendet werden.<br />
Es tötet Keime ab, sorgt für<br />
einen besonders frischen<br />
Atem und stärkt die<br />
Abwehrkräfte.“<br />
Behälter über Feuer erwärmt werden<br />
(2), damit es flüssiger und somit<br />
leichter formbar ist. Dabei die Substanz<br />
mit einem Messer oder einem<br />
Stock gut verrühren (3) und anschließend<br />
30 bis 60 Sekunden abkühlen<br />
lassen.<br />
Das Harz wird dadurch zähflüssiger<br />
und kann nun einerseits direkt auf<br />
SURVIVAL GUIDE<br />
eine kleine blutende Wunde aufgetragen<br />
werden, um die Blutung zu stoppen<br />
und einer späteren Entzündung<br />
entgegenzuwirken. Andererseits lassen<br />
sich mit dem Harz auch bereits<br />
desinfizierte und gereinigte Wunden<br />
behandeln. Dabei wirkt das Material<br />
wie ein Superkleber – es verschließt<br />
die Wunde, hemmt Entzündungen<br />
und wirkt antibakteriell.<br />
3<br />
MIT<br />
BAUMHARZ<br />
WUNDEN<br />
VERSORGEN<br />
Substanz gut<br />
verrühren<br />
Harz auf der<br />
Wunde auftragen<br />
4<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 3 8 L U F T V<br />
E<br />
R T E I D I<br />
DER<br />
EUROFIGHTER<br />
IN DER NÄCHSTEN<br />
ENTWICKLUNGSSTUFE<br />
Der Eurofighter wird noch lange das Rückgrat der europäischen Luftverteidigung<br />
bleiben, sagt der CEO der Eurofighter Jagdflugzeug GmbH, Carlo Mancusi.<br />
G<br />
U N G<br />
arlo Mancusi erklärt,<br />
C<br />
dass der Eurofighter<br />
mit dem kürzlich auf<br />
der ILA in Berlin<br />
unterzeichneten<br />
neuen Halcón-Vertrag<br />
mit Spanien über weitere 20 neue<br />
Eurofighter und dem in der Entwicklung<br />
befindlichen weiterentwickelten<br />
Eurofighter Typhoon auf Jahrzehnte<br />
hinaus ein Eckpfeiler der europäischen<br />
Verteidigung sein wird.<br />
„Wir haben ein starkes Programm mit<br />
einer glänzenden Zukunft und wir<br />
haben bereits eine Reihe von Entwicklungen<br />
auf den Weg gebracht, die das<br />
Waffensystem an der Spitze der europäischen<br />
Verteidigung halten werden“,<br />
sagt Mancusi.<br />
CARLO MANCUSI<br />
CEO Eurofighter Jagdflugzeug GmbH<br />
„Die Unterzeichnung des Halcón-Auftrags<br />
ist in vielerlei Hinsicht eine gute<br />
Nachricht, vor allem weil sie das anhaltende<br />
Engagement eines der vier wichtigsten<br />
Partnerländer für die Zukunft<br />
des Eurofighter Typhoon signalisiert.“<br />
Der Auftrag unterstreicht auch die derzeitige<br />
und künftige Stärke des Programms,<br />
die sicherstellt, dass der Eurofighter<br />
noch viele Jahre lang das Rückgrat<br />
der europäischen Luftverteidigung<br />
bilden wird, und stellt eine willkommene<br />
Unterstützung für die europäische<br />
Luft- und Raumfahrtindustrie dar.<br />
10-JAHRES-VISION<br />
Zur gleichen Zeit, als Halcón vereinbart<br />
wurde, wurden auch unter den<br />
wichtigsten Eurofighter Partnern die<br />
strategischen Schlüsselelemente eines<br />
10-Jahres-Plans für die Eurofighter-<br />
Entwicklung erörtert, wobei die ersten<br />
fünf Jahre des Programms vereinbart<br />
wurden und bereits unter Vertrag sind.<br />
Carlo Mancusi sagt, dass sich mit diesem<br />
Plan einerseits auch zwei wichtige<br />
Arbeitsprogramme herauskristallisieren<br />
werden. Erstens wird der nächste<br />
Vertrag zur Verbesserung des Waffensystems,<br />
bekannt als P4E, neben vielen<br />
anderen zusätzlichen Fähigkeiten<br />
auch voll integrierte und einsatzfähige<br />
E-Scan-Radare umfassen. Das zweite<br />
wichtige Arbeitsprogramm beinhaltet<br />
die Eurofighter Long Term Evolution<br />
(LTE)-Studie, welche die zukünftige<br />
Entwicklung des Waffensystems stützt.<br />
„Unser 10-Jahres-Plan sichert die Entwicklungsaktivitäten<br />
– die ersten fünf<br />
Jahre sind bereits vertraglich<br />
geregelt, und wir arbeiten<br />
hart daran, diese für die nächsten<br />
fünf Jahre zu verlängern. Das ist<br />
wichtig, denn das Flugzeug wird in der<br />
Lage sein, die sich ständig weiterentwickelnden<br />
operationellen Anforderungen<br />
für viele Jahrzehnte zu erfüllen.“<br />
Er fügt hinzu, dass die LTE-Reifungsphase<br />
zwischen 2023 und 2025 stattfinden<br />
soll und praktisch demonstrieren<br />
wird, welche Technologien in einem<br />
„LTE-Eurofighter“ eingesetzt werden<br />
können.<br />
Carlo Mancusi, der im Jänner<br />
dieses Jahres zum CEO<br />
der Eurofighter Jagdflugzeug<br />
GmbH ernannt wurde,<br />
sagt: „Es geht darum, die bestehende<br />
Plattform Schritt für Schritt<br />
zu verbessern und dadurch den Weg<br />
für die Zukunft zu ebnen und zur<br />
Reifung der Technologien beizutragen.<br />
Wie radikal und ehrgeizig die Nationen<br />
hierbei sind und was praktisch möglich<br />
ist, muss noch ausgearbeitet werden.“<br />
STARKE LEISTUNG<br />
Nach der Meinung von Mancusi<br />
hat das Programm in den letzten<br />
zwei Jahren gute Resultate erzielt, weil<br />
eine Reihe von wichtigen Verträgen,<br />
darunter Quadriga und Halcón,<br />
abgeschlossen werden konnten.<br />
Im Rahmen des Halcón-Vertrags erhält<br />
Spanien 16 einsitzige und vier zweisitzige<br />
Kampfflugzeuge, die mit elektronischem<br />
Radar (E-Scan) ausgestattet sind<br />
und einen Teil der alten F-18-Flotte<br />
Fotos: Eurofighter Jagdflugzeug GmbH<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
ADVERTORIAL<br />
ersetzen werden. Damit wird die<br />
spanische Eurofighter-Flotte auf<br />
90 Flugzeuge anwachsen.<br />
Mit der Aussicht auf weitere Aufträge<br />
sagt Mancusi: „Ungeachtet des Erfolgs,<br />
den wir mit den Verträgen mit Katar,<br />
Kuwait und der deutschen Quadriga<br />
haben, sind wir auf der Suche nach<br />
weiteren Kontrakten, um unsere<br />
Produktionslinien auszulasten. Wir<br />
bemühen uns sowohl bei unseren<br />
Stammkunden als auch auf dem<br />
Exportmarkt um zusätzliche Aufträge<br />
und es gibt positive Signale auf dem<br />
Markt. Es gibt ein wachsendes Interesse<br />
an ausgereiften und leistungsstarken<br />
Flugzeugen, die mit anderen Plattformen<br />
betrieben werden können, um den<br />
Nationen die bestmöglichen Synergien<br />
zu bieten. Wir müssen diese Chancen<br />
nun in Verträge umwandeln.“<br />
STRAHLENDE ZUKUNFT<br />
Carlo Mancusi, der von Anfang an<br />
am Eurofighter-Programm mitgewirkt<br />
hat, sagt, er sei stolz auf das Erreichte<br />
und sehe optimistisch in die Zukunft.<br />
„Das Programm bringt unterschiedliche<br />
Fähigkeiten, Kulturen und<br />
Anforderungen zusammen“, sagt er.<br />
Zuwachs. Die Eurofighter-Flotte wächst.<br />
Dafür sorgt der kürzlich abgeschlossene<br />
Halcón-Vertrag mit Spanien.<br />
„Wir haben eine wirklich kooperative<br />
Arbeitsweise entwickelt und ein<br />
wertvolles Erbe aufgebaut. Wir haben<br />
uns daran gewöhnt, in einem innova -<br />
tiven Umfeld zusammenzuarbeiten,<br />
mit Teams und Unternehmen, die<br />
gemeinsam herausragende Ergebnisse<br />
erzielen.<br />
Der Eurofighter Typhoon ist einer der<br />
Eckpfeiler und das Programm ist das<br />
Rückgrat der europäischen Verteidigung.<br />
Was wir tun, ist komplex, sowohl<br />
was das Waffensystem als auch<br />
das Programm angeht, aber wir haben<br />
das Know-how.“<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
0 4 0<br />
S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />
FÜR UNSERE NACHBARN<br />
Tschechien und die Slowakei haben sich auf ein gemeinsames Verfahren zum Kauf von Vollketten-Kampffahrzeugen des Typs<br />
CV90 von BAE Systems geeinigt. Bratislava will ab 2025 seine russischen Schützenpanzer BVP-1 und BVP-2 um 1,7 Milliarden Euro<br />
durch zunächst 152 CV-90 MK.IV in sieben Varianten ersetzen, darunter 110 Schützenpanzer CV9035 mit automatischer 35-mm-<br />
Kanone. In einer zweiten Phase sollen ab 2028 weitere 71 Fahrzeuge in sieben Varianten zulaufen, darunter 20 Stück mit 120-mm-<br />
Mörserträger. Prag hat erst im Juli zugunsten der nunmehrigen Beschaffung seine Ausschreibung über 210 Nachfolger für seine<br />
BMP-2 im Volumen von rund zwei Milliarden Euro storniert. Ein wichtiger Kauftreiber beider Länder ist die gemeinsam gegenüber<br />
der NATO eingegangene Verpflichtung zur Aufstellung einer schweren mechanisierten Brigade bis 2026. Der CV90 ist neben den<br />
Niederlanden auch in Schweden, in Dänemark, Estland, Finnland und der Schweiz im Einsatz. Der erste Kampfeinsatz erfolgte im<br />
November 2007 durch die Norweger in Afghanistan.<br />
UK: NATIONALE SCHIFFSBAUSTRATEGIE 2.0<br />
Die britische Regierung hat „angesichts der zunehmenden russischen<br />
Aggression“ ihre nationale Schiffsbaustrategie aus 2017 aktualisiert.<br />
Die neue Strategie sieht Direktinvestitionen von mehr als vier Milliarden<br />
Pfund (4,55 Milliarden Euro) in heimische Werften vor. Darüber<br />
hinaus aber auch einen schnelleren Zugang zu Finanzmitteln für die<br />
Betriebe, den Aufbau künftiger Technologiekompetenzen und die<br />
Finanzierung relevanter Forschung und Entwicklung für umweltfreundlichere<br />
Schiffe und Infrastruktur. Unter Führung von BAE-Systems<br />
Maritime sollen die Werften in England und Schottland bis 2030<br />
die 19 Zerstörer und Fregatten der Royal Navy mit fünf Mehrzweck-<br />
Fregatten Typ-31e und acht Typ-26 Global Combat Ships für U-Boot-<br />
Abwehr und Luftverteidigung verjüngen, wovon HMS Glasgow (Bild)<br />
fast fertig ist. In den nächsten 30 Jahren sollen weitere rund 150 Marine-<br />
und Zivilschiffe für das Königreich und für Exporte folgen.<br />
FOTOS: GEORG MADER, ROYAL NAVY NEWS<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
NEWS AUS DER SICHERHEITSBRANCHE<br />
„WIR RECHNEN NOCH IMMER MIT ÖSTERREICH“<br />
JAROMÍR LANG<br />
ist Chefdesigner des<br />
tschechischen Jet-<br />
Trainers Aero L-39NG.<br />
Der tschechische Flugzeughersteller Aero-Vodochody<br />
steckt mitten in der Produktion der ersten Exemplare<br />
seines Jet-Trainers L-39NG. Wir haben mit Chefdesigner<br />
Jaromír Lang über die beiden Erstkunden und weitere<br />
Absatz-Perspektiven gesprochen – auch in Österreich.<br />
Herr Lang, wir haben vor rund einem Jahr zuletzt miteinander<br />
gesprochen. Seitdem ist bei Aero-Vodochody viel<br />
geschehen.<br />
Wir haben eine neue Eignerstruktur und neue Köpfe im<br />
Spitzenmanagement sowie im Marketing und in der Kommunikation.<br />
Für uns im Engineering und in der Entwicklung<br />
hat sich aber kaum etwas geändert. Wir arbeiten ungestört<br />
an der Produktion und an den vertraglichen Anpassungen<br />
der neuen L-39NG-Maschinen für zwei Kunden.<br />
Vietnam und Ungarn?<br />
Genau, wir sind mitten in der Fertigung von je zwölf Maschinen<br />
für die beiden Länder. In Vietnam soll das erste<br />
Exemplar im Juli 2023 übergeben werden, im Juli 2024<br />
sollen dann auch die ersten beiden ungarischen Maschinen<br />
fertig sein. Damit ist das NG-Programm finanziell<br />
abgesichert. Das ist auch ein wichtiges Signal für potenzielle<br />
weitere Kunden, mit denen wir laufend sprechen …<br />
… wie beispielsweise Österreich?<br />
Ja. Wir glauben noch immer, dass es in Österreich Bedarf<br />
an einem unterstützenden zweiten Typ neben dem Eurofighter<br />
und als Alternative zum teuren und angeblich wenig<br />
zufriedenstellenden Auslandstraining gibt. Ob wir dann tatsächlich<br />
zu Gesprächen eingeladen werden, ist wie auch bei den anderen<br />
Ländern, mit denen wir sprechen, letztlich eine Sache des<br />
Wollens, aber auch der verfügbaren Budgets.<br />
Mit welchen Ländern spricht Aero-Vodochody aktuell?<br />
Meist bisherige L-39-Nutzer in Afrika, Südostasien oder frühere<br />
Sowjet-Nachfolgestaaten. Mit vielen davon verbinden uns jahrzehntelange<br />
Geschäftsbeziehungen und gerade in letzter Zeit<br />
haben wir verstärkt Augenmerk auf die MRO-Überholungen<br />
(Maintenance/Repair/Overhaul) von Hunderten in diesen<br />
Ländern noch immer fliegenden L-39 gemacht. Da haben wir<br />
beispielsweise gut mit Kasachstan, Usbekistan, Nigeria oder<br />
Äthiopien zusammengearbeitet. Davor auch schon mit Algerien,<br />
Tunesien, Thailand und anderen.<br />
Der L-39NG kann sowohl als Trainer als auch als leichter Kampfjet<br />
ausgeführt werden. Inwiefern lässt sich die Trainerversion<br />
nachträglich aufrüsten?<br />
Das ist relativ einfach, da wir alle Vorkehrungen getroffen haben,<br />
um eine spätere Bewaffnung möglichst einfach zu realisieren.<br />
Es braucht dafür nur das Waffenkontroll- beziehungsweise<br />
Außenlasten-Managementsystem sowie eine Verkabelung zu<br />
den Pylonen. Das ist designinhärent, aber alles bereits vorbereitet,<br />
das stellt keine große Herausforderung dar.<br />
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M I L I T Ä R A K T U E L L
0 4 4 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />
ALLES IM BLICK HABEN<br />
Integrierte Battle-Management-Systeme tragen weltweit in immer mehr Streitkräften<br />
zur Informationsüberlegenheit bei und ermöglichen eine reibungslose Zusammenarbeit<br />
in nationalen sowie multinationalen Operationen.<br />
Text: MORITZ KOLAR<br />
D<br />
ie Digitalisierung der<br />
Streitkräfte schreitet<br />
weltweit voran. Trotzdem<br />
ist insbesondere<br />
die Führungsfähigkeit<br />
der Landstreitkräfte<br />
nach wie vor eine große Herausforderung:<br />
Zum einen wird das von den<br />
Streitkräften geforderte Fähigkeitsprofil<br />
stetig breiter und komplexer – zum anderen<br />
haben sich jedoch die Führungsverfahren<br />
und -mittel in den vergangenen<br />
Jahrzehnten nur wenig verändert.<br />
Während die Fortschritte der Digitalisierung<br />
im stationären Bereich bereits<br />
deutlich sichtbar sind, so findet man diese<br />
bislang nur selten auf der mobilen<br />
taktischen Ebene. Die Gründe hierfür<br />
liegen oftmals in den widrigen Bedingungen<br />
für den Einsatz von IT-Systemen<br />
sowie der nur begrenzt verfügbaren<br />
Bandbreite für die Datenkommunikation.<br />
Breitbandige Kommunikationsmittel<br />
sind auf kommerziellen Märkten zwar<br />
generell verfügbar, für militärische Anwendungen<br />
fehlt jedoch häufig noch die<br />
Einsatzreife und die benötigte Resilienz.<br />
Battle-Management-Systeme stellen<br />
einen wesentlichen Beitrag der Digitalisierung<br />
des Gefechtsfelds dar. Sie unterstützen<br />
die Kommandanten auf der<br />
unteren taktischen Ebene im mobilen<br />
und abgesessenen Einsatz in ihren Entscheidungsprozessen<br />
– auch unter<br />
schwierigen Bedingungen. Dabei haben<br />
sie nicht den Anspruch, den kompletten<br />
Führungsprozess abzudecken, sondern<br />
beschränken sich auf die wesentlichen<br />
Funktionalitäten, die im Gefecht und im<br />
Einsatz benötigt werden: Die Darstellung<br />
der Eigenposition mit Orientierungshilfen<br />
auf digitalen Karten, Friendly<br />
Force Tracking, Lageführung und -darstellung,<br />
Operations- und Marschplanung,<br />
Befehlsgebung, Meldungsaustausch<br />
und Chat sowie Unterstützung<br />
bei logistischen Aufgaben. Spezifische<br />
NÜTZLICHE HILFE Battle-Management-Systeme unterstützen Kommandanten auf der taktischen<br />
Ebene und stellen auch im abgesessenen Einsatz ein gemeinsames Lagebild bereit.<br />
Funktionalitäten wie zum Beispiel der<br />
digitale Feuerkampf der Artillerietruppe<br />
sind entweder als Module oder als<br />
Functional Area Service abgebildet.<br />
Battle-Management-Systeme existieren<br />
bereits seit rund 20 Jahren und Projekte,<br />
welche die Entwicklung und Einführung<br />
solcher Systeme zum Ziel haben, werden<br />
aktuell weltweit vorangetrieben. Nicht<br />
immer verlaufen diese erfolgreich und<br />
viele Nationen scheitern an der technischen<br />
Komplexität. Die größten Hürden<br />
stellen sich dabei laut dem internationalen<br />
Softwareunternehmen Systematic<br />
im Bereich der taktischen Datenkommunikation<br />
sowie bei der Intraoperabilität<br />
mit nationalen IT-Systemen und im<br />
multinationalen Einsatz. Die damit verbundenen<br />
zeit- und kostenintensiven<br />
Entwicklungen können kaum durch<br />
eine einzelne Nation allein umgesetzt<br />
werden.<br />
Als Reaktion darauf hat Systematic<br />
marktverfügbare Applikationen entwickelt,<br />
welche seine C4I (Command,<br />
Control, Communication, Computer<br />
and Intelligence) Führungssoftware-<br />
Suite SitaWare um Applikationen für<br />
den mobilen und abgesessenen Einsatz<br />
ergänzen. Die Entwicklung orientierte<br />
sich dabei nicht an den Anforderungen<br />
einer einzelnen Nation, sondern hatte<br />
stets eine modulare und mit wenig Aufwand<br />
und Risiko skalierbare Integration<br />
in unterschiedlichen Streitkräften zum<br />
Ziel. Mit Erfolg: Mittlerweile nutzen<br />
mehr als 40 Nationen die Produkte der<br />
SitaWare-Suite, darunter viele europäische<br />
Länder und NATO-Mitglieder. Die<br />
wachsende User-Community garantiere<br />
laut Systematic „eine hohe Produktreife<br />
bei einer unerreichbaren Kosteneffizienz“.<br />
Neue Standards der NATO werden<br />
im Rahmen der kontinuierlichen<br />
Weiterentwicklung implementiert.<br />
FOTO: SYSTEMATIC<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
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His Majesty King Hamad bin Isa Al Khalifa<br />
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November 8, <strong>2022</strong> - Manama, Bahrain<br />
The 4th Manama Air Power Symposium (MAPS <strong>2022</strong>) has<br />
established itself as the most elite business-to-business event on<br />
the global airshows calendar with approximately 30,000 trade<br />
visitors in and billions of dollars’ worth of agreements signed.<br />
MAPS <strong>2022</strong> will bring together a select high-caliber audience of<br />
over 300 air force commanders and operators, policymakers,<br />
and industry leaders from over 25 countries for the most<br />
important regional air power conference in <strong>2022</strong>. Strategically<br />
timed to pre-curser BIAS, the theme for MAPS <strong>2022</strong> is “Air Power<br />
and Air Defense in the Era of Transformation, Automation and<br />
Integration,” where the one-day international conference will<br />
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0 4 6 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />
MILITÄR AKTUELL AUF DER<br />
AIRPOWER <strong>2022</strong><br />
Bei der Airpower <strong>2022</strong> sorgten zahlreiche nationale und internationale Highlights<br />
für Nackenstarre und staunende Augen bei den knapp 300.000 Besuchern.<br />
Militär Aktuell war beim Mega-Flugevent mit einem eigenen Foto-, Video- und<br />
Redaktionsteam mittendrin statt nur dabei. Text: JÜRGEN ZACHARIAS<br />
as macht<br />
W<br />
Mann und<br />
Frau, wenn<br />
nur wenige<br />
Hundert Meter<br />
über uns Eurofighter,<br />
Gripen, Frecce Tricolori und<br />
Patrouille Suisse spektakuläre Manöver<br />
fliegen? Zuschauen und staunen. In<br />
unserem Fall: auf eine Pause warten!<br />
Wer eine Flugshow wie die Airpower<br />
noch nie aus nächster Nähe gesehen<br />
(und vor allem gehört!) hat, kann sich<br />
nicht vorstellen, wie laut die Triebwerke<br />
von Kampf- und Trainingsjets tatsächlich<br />
sind. Neben dem Gedonner<br />
ein Gespräch oder gar Video-Interviews<br />
zu führen, ist eine Herausforde-<br />
rung, die sich aber – das wissen wir<br />
jetzt – mit Geduld der Gesprächspartner<br />
und vielen kurzen Pausen meistern<br />
lässt. Viel wichtiger als das Wie sind<br />
aber sowieso gute Inhalte und davon<br />
produzierten wir auf der Airpower jede<br />
Menge (siehe Übersicht auf der rechten<br />
Seite).<br />
Unser Militär Aktuell-Team konnte auf<br />
der Airpower mit Verteidigungsministerin<br />
Klaudia Tanner ebenso sprechen<br />
wie mit den beiden Leonardo-Managern<br />
Mauro Delle Donne und Cesare<br />
Caccia. GD-Steyr-Geschäftsführer<br />
Martin Reischer, MBDA-Vertreter Thomas<br />
Schweyckart und Saab-Vertreter<br />
Christer Mehrabi Nord erklärten uns<br />
die mit Blickrichtung Drohnenabwehr<br />
und Short Range Air Defence konzipierten<br />
und auf der Airpower präsentierten<br />
neuen Pandur Evo-Modellvarianten.<br />
ARGE Sicherheit & Wirtschaft-<br />
Geschäftsführer Reinhard Marak führte<br />
uns mit Stationen bei den rot-weißroten<br />
Firmen Frequentis, Diamond<br />
Aircraft, Pankl Aerospace und Antemo<br />
durch die Technologieausstellung.<br />
Außerdem sprachen wir mit Florian<br />
Taitsch, Kommunikationschef der<br />
Eurofighter Jagdflugzeug GmbH sowie<br />
Aero-Vodochody-Verkaufsleiter Zdenek<br />
Hlacik. Last, but not least, holten<br />
wir auch OH-58 Kiowa-Pilotin Eva<br />
Berginc, Eurofighter-Pilot Patrick<br />
„Beauty“ Wöss und den schwedischen<br />
Gripen-Einsatzpiloten Henrik „Sunshine“<br />
Björling vor die Kamera.<br />
FOTOS: BUNDESHEER/TRIPPOLT, BUNDESHEER, MILITÄR AKTUELL, JÜRGEN ZACHARIAS<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
AIRPOWER <strong>2022</strong><br />
Unsere Videos von der Airpower findet ihr<br />
auf www.militaeraktuell.at und in unserem<br />
Youtube-Kanal. Mit den QR-Codes auf<br />
dieser Seite geht es aber auch direkt zu<br />
den Beiträgen.<br />
Die Highlights<br />
der Airpower<br />
Im Gespräch mit …<br />
… Verteidigungsministerin<br />
Klaudia Tanner über ...<br />
... die Bedeutung der Airpower für das<br />
Bundesheer und die neuen AW169-Hubschrauber<br />
der rot-weiß-roten Streitkräfte.<br />
… Florian Taitsch, Kommunikationschef<br />
der Eurofighter<br />
Jagdflugzeug GmbH, über ...<br />
... das „Volksfest“ Airpower und laufende<br />
Modernisierungen beim Eurofigter.<br />
Die bereits zehnte Auflage der Airpower am<br />
Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg bot<br />
den knapp 300.000 Besuchern zahlreiche<br />
Highlights. Dazu zählten spektakuläre Vorführungen<br />
in der Luft ebenso wie Militärflugzeug-Raritäten<br />
im Static Display.<br />
GDELS-Steyr:<br />
Die neuen<br />
Pandur-<br />
Versionen<br />
… den beiden Leonardo-<br />
Managern Mauro Delle Donne<br />
und Cesare Caccia über ...<br />
... den AW169-Hubschrauber des Heeres<br />
und den M-346 Advanced Jet Trainer.<br />
… Aero Vodochody-Verkaufsleiter<br />
Zdenek Hlacik über ...<br />
... den neuen L-39NG und warum der Jet<br />
Trainer eine gute Lösung für das österreichische<br />
Bundesheer wäre.<br />
… Gripen-Pilot Henrik<br />
„Sunshine“ Björling über ...<br />
... das „unbeschreibliche“ Fluggefühl im<br />
Saab Gripen und wie man Einsatzpilot bei<br />
der schwedischen Luftwaffe wird.<br />
Mit Blickrichtung Drohnenabwehr und Short<br />
Range Air Defence präsentierten GD-Steyr-<br />
Geschäftsführer Martin Reischer sowie Vertreter<br />
von Saab und MBDA zwei neue Varianten<br />
des Pandur Evo mit dem Radarsystem<br />
Giraffe und dem Luftabwehrsystem Mistral.<br />
Rundgang<br />
durch die<br />
Technologieausstellung<br />
... Eurofighter-Pilot<br />
Patrick „Beauty“ Wöss über ...<br />
... seine Faszination für den Beruf des Kampfjet-Piloten,<br />
die Vorzüge seines Fluggeräts<br />
und warum sein Rufname „Beauty“ lautet.<br />
... OH-58 Kiowa-Pilotin<br />
Eva Berginc über ...<br />
... ihre Begeisterung für die militärische Fliegerei,<br />
Nachtflüge in Norwegen und warum sie<br />
weiterhin eine Karriere beim Heer anstrebt.<br />
Wir haben mit Reinhard Marak, Geschäftsführer<br />
der ARGE Sicherheit & Wirtschaft in<br />
der WKÖ, der Technologieausstellung einen<br />
Besuch abgestattet. Dabei haben wir bei<br />
Airborne Technologies, Pankl Aerospace,<br />
Antemo und Frequentis Station gemacht.<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
FOTOS:RAFAEL, GEORG MADER<br />
0 4 8 S I C H E R H E I T & W I R T S C H A F T<br />
<strong>NEU</strong>E AUGEN FÜR<br />
UNSERE EUROFIGHTER?<br />
Das Heer hat eine Grundsatzentscheidung getroffen: Der Eurofighter soll weiterhin<br />
das Rückgrat der rot-weiß-roten Luftstreitkräfte bilden und dafür mit neuen<br />
Komponenten aufgerüstet werden. Dazu dürfte auch der Zielbeleuchtungs- und<br />
Darstellungsbehälter Litening V von Rafael aus Israel gehören. Ein Gespräch mit<br />
Rafael-Vice-President Gideon Weiss.<br />
Interview: GEORG MADER<br />
err Weiss, was genau<br />
kann der Lite-<br />
H<br />
ning V und worin<br />
unterscheidet sich<br />
das System von seinen<br />
Vorgängern?<br />
Wir haben mit dem Litening V eine<br />
neue Version unserer bewährten Zielbeleuchtungs-<br />
und Darstellungsbehälter-<br />
Familie vorgestellt, die neue Fähigkeiten<br />
wie beispielsweise ein Synthetic Aperture<br />
Radar bietet. Damit machen wir den<br />
Litening V zu einem Allwetter-Ziel-Pod,<br />
der Kampfflugzeugen die Zielerfassung<br />
sowie -erkennung deutlich erleichtert<br />
und beides über größere Gebiete hin<br />
ermöglicht. Die Piloten können damit<br />
Bedrohungen durch bodengebundene<br />
Luftabwehr deutlich reduzieren.<br />
Was ist sonst noch neu?<br />
Das System verfügt nun auch über<br />
einen verbesserten Mittelwellen- und<br />
Kurzwellen-FLIR mit großer Apertur<br />
von 1,2 K × 1,2 K und HD-Farbbilder<br />
bei Tag. Es stützt sich auf visuell-optische<br />
und verschiedene Infrarotsensoren,<br />
bietet echte Multispektralfähigkeit<br />
und fortschrittliche Bildverarbeitung.<br />
Dadurch verbessert sich die Leistung<br />
bei eingeschränkten Sichtverhältnissen<br />
und es wird die Arbeitsbelastung des<br />
Bedieners oder Piloten durch Prozessautomatisierung<br />
bei der Zielerkennung<br />
und -verfolgung verringert. Zusätzlich<br />
zu seiner neuen Stand-off-Leistung<br />
verbessert der Litening V auch die sogenannte<br />
„Stand-in-Fähigkeit“, insbe-<br />
sondere gegen komplexe gegnerische<br />
Ausrüstung mit geringer Signatur.<br />
Der „5er“ erweitert unter dem Strich<br />
also die Einsatzflexibilität?<br />
Und das beträchtlich. Der Litening V<br />
ist nicht mehr nur ein Zielbehälter,<br />
sondern ein echtes Intelligence,<br />
Surveillance, Target-Acquisition and<br />
Reconnaissance (ISTAR)-System. Das<br />
macht ihn auch für neue potenzielle<br />
Nutzer interessant.<br />
Ein möglicher neuer Nutzer ist auch<br />
das Bundesheer. Hierzulande wäre<br />
aber die Integration in ältere Tranche-<br />
1-Eurofighter notwendig. Wie ließe<br />
sich das technisch realisieren?<br />
Im Moment ist die Kompatibilität ab<br />
Tranche 2 gegeben, aber die Fähigkeit<br />
WEITBLICK Von den Möglichkeiten des<br />
Litening V würden nicht nur die Luftstreitkräfte<br />
profitieren, sondern auch die Bodentruppen.<br />
auch zur Einrüstung auf Tranche 1<br />
existiert definitiv. Die offene Architektur<br />
des Belälters erlaubt eine derartige<br />
Integration, die notwendigen Änderungen<br />
am Flugzeug bleiben dabei auf<br />
ein Minimum beschränkt.<br />
Sie sprechen von einer Integration<br />
beispielsweise über Databus 1553?<br />
Ja genau, das entsprechende Interface<br />
ist im Flugzeug ja bereits vorhanden.<br />
Vereinfacht gesagt ist deshalb zur Integration<br />
vom Flugzeughersteller nur<br />
eine Kabel-Signalübertragung zu den<br />
Bildschirmen im Cockpit herzustellen.<br />
Was leistet der Behälter alleine ohne<br />
ergänzende Flugzeugsysteme, speziell<br />
auch mit Fokus auf die Zielerkennung<br />
bei Dunkelheit?<br />
M I L I T Ä R A K T U E L L
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INTERVIEW<br />
Die verwendeten Sensoren ermöglichen<br />
ein Erfassen, Verfolgen und<br />
Verifizieren von Zielen bei Tag und bei<br />
Nacht über sehr große Distanzen hinweg<br />
– auch ohne ergänzende Hardware<br />
am Fluggerät.<br />
Was sind „große Distanzen“ konkret?<br />
Definitiv mehr als 100 Kilometer. Das<br />
System baut auf einem 16-Inch-Sensor<br />
(40 Zentimeter) mit guter Auflösung<br />
und hoher Sensitivität auf. Durch diese<br />
große Apertur ergibt sich die angesprochene<br />
Langstreckenfähigkeit, übrigens<br />
für Boden- ebenso wie für Luftziele.<br />
Das bedeutet: Wenn man Luft -<br />
polizeiaufgaben erfüllen will, muss<br />
man nicht mehr nahe an ein Ziel heranfliegen,<br />
um es identifizieren und<br />
verfolgen zu können. Zudem können<br />
niedrig und sehr niedrig fliegende<br />
Kontakte erfasst werden, also beispielsweise<br />
kleine Flugzeuge oder<br />
Drohnen. Dazu kommen ergänzend<br />
ein Kurz-, Mittel- und Langwellen-Infrarotsensor,<br />
sowie ein Lasermarkierer<br />
zur Zielmarkierung und ein Laser-Beleuchter<br />
zur Unterstützung der eigenen<br />
Bodentruppen.<br />
Besteht für alle diese Fähigkeiten die<br />
Möglichkeit des Abgleichs mit oder<br />
der Speicherung in einer Art Signalbibliothek?<br />
Dank der hohen Auflösung sieht der<br />
Pilot das Ziel und wie es sich verhält<br />
und natürlich ist auch der Abgleich<br />
mit Datenbanken möglich. Allerdings<br />
liegt es nicht an uns, solche Datenbanken<br />
bereitzustellen – wobei<br />
wir natürlich bei der Einrichtung<br />
gerne behilflich<br />
sind. Unabhängig davon ist<br />
der Behälter auch für den<br />
Einsatz künstlicher Intelligenz<br />
zur Speicherung von<br />
Luft- oder Bodenzielen sowie<br />
weiteren Funktionen<br />
und Aufgaben eingerichtet.<br />
IM GESPRÄCH<br />
Rafael Vice<br />
President Gideon<br />
Weiss (rechts)<br />
mit Militär Aktuell-<br />
Redakteur Georg<br />
Mader.<br />
Können die vom Behälter<br />
gesammelten Signale auch<br />
in andere Systeme integriert<br />
oder beispielsweise via<br />
Datalink übertragen werden?<br />
Es gibt insgesamt drei Wege zur<br />
Connectivity moderner Kampfflugzeuge.<br />
Erstens können – ganz unabhängig<br />
vom Behälter – Sensordaten<br />
zwischen Flugzeugen übertragen und<br />
ausgetauscht werden. Zweitens gibt es<br />
die Möglichkeit, beispielsweise den<br />
Datalink ROVER (Remotely Operated<br />
Video Enhanced Receiver) für die<br />
Übertragung zu Bodenstationen und<br />
Bodeneinheiten zu nutzen. Und drittens<br />
bietet auch der Behälter selbst<br />
enorme Potenziale.<br />
Inwiefern?<br />
Dank der Miniaturisierung der Sensoren<br />
wurde intern viel Volumen frei,<br />
statt vier Elektronik-Baueinheiten benötigen<br />
wir jetzt nur zwei. Der gewonnene<br />
Platz kann – abhängig von Kundenwünschen<br />
– für zusätzliche Fähigkeiten<br />
genutzt werden, etwa für EloKa,<br />
für ELINT, SIGINT oder für ein Radar<br />
mit synthetischer Apertur. Für Letzteres<br />
haben wir die Zugangsklappe in<br />
eine Antenne umgewandelt. Der Kunde<br />
erhält damit unter dem Strich ein<br />
beträchtliches Erweiterungspotenzial<br />
– auch im Hinblick auf künftige Erfordernisse.<br />
Und all das, ohne in die<br />
Systeme des Flugzeuges eingreifen<br />
zu müssen.<br />
Abschließend: Kann der Litening V<br />
auch für Fähigkeiten zur klassischen<br />
abbildenden Aufklärung genutzt werden,<br />
also ähnlich wie beim Recce Lite-<br />
Behälter ihres Unternehmens?<br />
Das ist bis zu einem gewissen Grad<br />
möglich. Während mit Recce Lite aber<br />
eine sehr hochauflösende Digitalfotografie<br />
bei Tag und Nacht möglich ist,<br />
ginge Ähnliches beim Litening V nur<br />
mit geringerer Auflösung. Das genügt<br />
sicherlich für die heimische Luftüberwachung,<br />
klassische Kartierungen sind<br />
damit aber nicht möglich.<br />
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Der Militär-Handschuh „THOR II“ von Eska wurde für den uneingeschränkten Waffengebrauch<br />
entwickelt und bietet mit seinen flammhemmenden Hightech-Materialien, Lederverstärkungen<br />
und Protektoren besten Schutz. Er erreicht die höchste Schnittfestigkeit<br />
nach EN 388 und ist äußerst strapazierfähig. Das Grip Digitalleder zeichnet für das<br />
fantastische Griffgefühl verantwortlich und wirkt wie eine zweite Haut. Top sind beim<br />
„THOR II“ auch der Pulsschutz und das antibakterielle Futter aus Kevlar® Gestrick mit<br />
Glasfasern. Der Handballen- und der D30 Knöchelprotektor sorgen dafür, dass Einsatzkräfte<br />
perfekt ausgerüstet sind. Bestens bewährt hat sich die Touchscreen-Technologie.<br />
Mit hauseigener Näherei und europäischer Produktion wird Eska höchsten Qualitätsanforderungen<br />
gerecht. Spezifische Kundenwünsche - wie etwa die Abänderung von<br />
Knöchel-, Fingerprotektoren und Patches - sind eine Spezialdisziplin von Eska.<br />
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PUTIN:MEHR<br />
HASARDEUR<br />
ALS STRATEGE<br />
Moskaus Krieg gegen die Ukraine verläuft ganz und gar nicht nach den Vorstellungen von<br />
Wladimir Putin. Noch gibt sich Russlands Präsident äußerlich zwar souverän und gelassen. Doch<br />
es mehren sich die Zeichen, dass er sein Land mit seinem Vorgehen in eine strategische Sackgasse<br />
führt. Eine aktuelle Analyse von Sicherheitspolitik-Experte Brigadier a. D. Walter Feichtinger.<br />
Mit der kürzlich erfolgten Teilmobilmachung<br />
möchte Wladimir<br />
Putin Stärke und Entschlossenheit<br />
demonstrieren. Es geht ihm darum,<br />
ein militärisches Desaster in der Ukraine<br />
zu vermeiden. Dafür ist die Behauptung<br />
der eroberten Gebiete von größter Bedeutung.<br />
Mit Fortdauer des Kriegs verschlechtert<br />
sich allerdings die geostrategische<br />
Lage Russlands. Die täglichen<br />
Kriegskosten steigen rasant, während<br />
die „Melkkuh Europa“ als wichtigster<br />
Gas- und Ölabnehmer seine Abhängigkeit<br />
radikal reduziert. Alternative Käufer<br />
wie China und Indien übernehmen zwar<br />
einen geringen Teil der Lieferungen,<br />
allerdings mit starken Rabatten – auf<br />
Dauer kein gutes Geschäft für Moskau.<br />
Zudem schaden die westlichen Sanktionen<br />
Russland bereits enorm, die Automobilindustrie<br />
stöhnt, der Flugverkehr<br />
kommt immer mehr zum Erliegen. Auch<br />
der Exodus von Zigtausenden IT-Experten<br />
wird die Wirtschaft empfindlich treffen.<br />
Der Krieg könnte Russland in seiner<br />
ökonomischen und technologischen Entwicklung<br />
um Jahrzehnte zurückwerfen.<br />
Selbst Putins Hoffnung, geopolitisch<br />
punkten zu können, erweist sich zunehmend<br />
als Irrtum. China und Indien verhängen<br />
zwar keine Sanktionen gegen<br />
Russland. Sie lassen aber den Kreml, wie<br />
zuletzt beim ostasiatischen Wirtschaftsgipfel<br />
oder beim Treffen der Schanghaier<br />
Organisation für Zusammenarbeit<br />
(SCO), wissen, dass sie den Krieg ablehnen.<br />
China übernimmt dabei immer<br />
stärker die Führungsrolle im zentralasiatischen<br />
Raum und degradiert Moskau<br />
zum abhängigen Juniorpartner. Dazu<br />
fügt sich das Imagedesaster der russischen<br />
Armee. Ihr bisheriger Nimbus von<br />
Überlegenheit schwindet zusehends.<br />
Damit verliert Russland jedoch an<br />
Abschreckungswirkung, der Einfluss als<br />
Ordnungsmacht im Raum der ehemaligen<br />
Sowjetunion nimmt ab. Dass<br />
Europa nun im NATO-Rahmen verstärkt<br />
gegen ein feindliches Russland aufrüstet,<br />
sei nur der Vollständigkeit halber<br />
angeführt.<br />
„Mit der Teilmobilmachung<br />
riskiert Putin,<br />
den Rückhalt in der<br />
Bevölkerung zu<br />
verlieren.“<br />
Noch nicht absehbar sind die innenpolitischen<br />
Auswirkungen des militärischen<br />
Misserfolgs und der holprigen Teilmobilmachung.<br />
Putin kann rasch in Bedrängnis<br />
geraten, wenn herzeigbare politische<br />
und militärische Erfolge ausbleiben,<br />
aber immer mehr Särge mit gefallenen<br />
Soldaten nach Hause kommen.<br />
Warum also riskiert Russlands Präsident,<br />
sein Land zum internationalen Paria zu<br />
machen und wirtschaftlich massiv zu<br />
schaden? Selbst wenn er Teile der<br />
Ukraine annektiert – das bringt keinen<br />
Frieden. Die Ukraine wird dagegen<br />
ankämpfen und Russland zwingen, auf<br />
lange Zeit erhebliche wirtschaftliche<br />
und militärische Ressourcen aufzuwenden,<br />
um sich zu halten.<br />
Russlands Präsident forciert also einen<br />
Krieg, der einen sehr hohen Preis abverlangt.<br />
Er beraubt sich der vitalen Einnahmen<br />
aus den Energielieferungen nach<br />
Europa sowie westlicher Technologie,<br />
während die Abhängigkeit vom übermächtigen<br />
Partner China steigt. Mit der<br />
Teilmobilmachung riskiert er nun auch,<br />
den Rückhalt in der eigenen Bevölkerung<br />
zu verlieren. Das ist weniger Staatskunst<br />
oder strategische Brillanz, vielmehr erweckt<br />
es den Eindruck von politischem<br />
Hasardieren.<br />
Brigadier a. D. Walter Feichtinger ist<br />
Präsident des Center for Strategic<br />
Analysis (CSA).<br />
FOTOS: BUNDESHEER/MINICH, GETTY IMAGES<br />
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