MÖSERKURIER Ausgabe 11/2022
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14 Aus der Region zum Trauermonat<br />
Verwurzelt mit Möser<br />
Leben auf dem Friedhof<br />
von Marianne Wilz<br />
Klingt irgendwie komisch; wo der<br />
Friedhof doch ein Ort zum Trauern<br />
ist, wo man den schmerzlichen<br />
Verlust von Angehörigen oder<br />
Freunden verkraften muss. Manch einer<br />
hält Zwiesprache an der Grabstelle. Es ist<br />
still … Ist es das wirklich? Über kurz oder<br />
lang kommen wir mit anderen Besuchern<br />
in Kontakt, die dasselbe Schicksal teilen.<br />
Auf den Parkbänken sehe ich oft Leute<br />
beieinandersitzen. Manch einer weint dabei,<br />
wird von Anderen getröstet. Auch wir<br />
haben schon die Worte gehört:“ Es tat so<br />
gut mit Ihnen darüber zu reden“. Ja, auch<br />
als Friedhofsgärtner hat man ein offenes<br />
Ohr. Es gibt aber auch die Momente, wo<br />
ich ältere Frauen oder Menschen sehe, die<br />
zusammensitzen oder beieinanderstehen,<br />
die miteinander lachen. Es ist ein Ort der<br />
Begegnung – Gemeinsam gegen das Alleinsein.<br />
Unsere Friedhöfe haben<br />
sich „gemausert“<br />
Die Artenvielfalt der Tier- und Pflanzenwelt<br />
hat sich zum Positiven entwickelt. Auf<br />
sandigen Wegflächen entdecken wir kleine<br />
Löcher im Boden. Verweilt man kurz,<br />
kommt bald eine Erdbiene und krabbelt<br />
hinein. Als Friedhofsbesucher brauchen<br />
wir jedoch keine Angst vor diesen friedfertigen<br />
Bienen zu haben. Sie tun einem<br />
nichts. Manchmal arbeite ich völlig umschwirrt<br />
von ihnen und pflanze Blumen.<br />
Aber nicht nur Erdbienen nennen die<br />
Friedhöfe ihr zu Hause. Verschiedene Insekten,<br />
wie die große blaue Holzbiene oder<br />
„komische“ Käfer und Spinnen kreuzen<br />
hier und da meinen Weg. Eidechsen sonnen<br />
sich an warmen Steinen oder Mauern.<br />
Stauden und Gehölze mit Blühzeiten von<br />
Dezember bis November haben Einzug gehalten.<br />
Winterblüher, wie die Schneeheide<br />
(blüht von Dezember bis April), Winterling<br />
oder Wildkrokusse sind genauso<br />
wertvoll wie die spätblühende Fetthenne<br />
oder Bartblume, die verschiedensten Bienen<br />
und Hummeln im Herbst einen reich<br />
gedeckten Tisch anbieten. Hier summt<br />
und brummt es noch einmal so richtig!<br />
Foto: privat<br />
Auch gibt es nicht „nur“ Gräber auf dem<br />
Friedhof. In Möser steht links der Trauerhalle<br />
ein Bienengarten. Auch hier gibt es<br />
für die Insekten zu jeder Jahreszeit etwas.<br />
Und sei es, dass wir die Stauden im Herbst<br />
nicht herunterschneiden. Zum einen sehen<br />
sie bei Raureif und Frost manches Mal<br />
recht bizarr aus, zum andern bieten sie in<br />
Stängeln und Büscheln Überwinterungsquartiere<br />
oder der ein oder andere Vogel<br />
findet hier in den Samenständen noch sein<br />
Futter. Angrenzend an unserer Ruhegemeinschaft<br />
Möser haben wir Bäume und<br />
Sträucher gepflanzt, die im Winter und<br />
zeitigen Frühling die ersten Blüten tragen<br />
und sich im Sommer und Herbst mit<br />
Zieräpfeln, Felsenbirnen oder Wildbirnen<br />
schmücken. Diese werden von unseren<br />
Vögeln im Winter gern als Nahrungsangebot<br />
genutzt. Dafür erfreuen sie uns<br />
mit Ihrem Gesang. Diese Gehölze trotzen<br />
nach der Anwuchsphase auch Trockenheit<br />
und Hitze. Hier sei die Blumen- Esche als<br />
ein „Pioniergehölz“ genannt, die eine sehr<br />
tiefe Pfahlwurzel bildet. Sie wissen nicht,<br />
welches die Blumen- Esche ist? Die Bäume<br />
und Sträucher in dieser Gehölzreihe<br />
haben ein Schild mit ihrem Namen und<br />
dem Slogan „Verwurzelt mit Möser“. Ganz<br />
unten steht der Name des Unterstützers.<br />
Dies ist eine schöne Geste, sich zu Lebzeiten<br />
mit seinem Ort verbunden zu zeigen.<br />
Vielleicht lässt sich diese Idee auch auf<br />
andere Bereiche in unserem Ort ausweiten.<br />
„Leben auf dem Friedhof “. Klingt<br />
irgendwie komisch, ja.<br />
Es ist aber möglich – denn er ist bunt<br />
und er ist lebenswert.<br />
Gärtnerei und Gartengestaltung<br />
Bruchmüller Möser