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Gewässerökologisches Gutachten - Bundesministerium für Verkehr ...

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UMWELTGUTACHTEN PETZ OG<br />

TECHNISCHES BÜRO FÜR ÖKOLOGIE UND UMWELTSCHUTZ<br />

DR. WOLFGANG PETZ<br />

MAG. DR. REGINA PETZ-GLECHNER<br />

Allgemein beeidete und gerichtlich zertifizierte Sachverständige<br />

<strong>für</strong> Fischerei und Fließgewässerökologie<br />

BAHNSTRECKE ROSENHEIM-SALZBURG<br />

PROJEKT S-BAHN SALZBURG<br />

3-GLEISIGER AUSBAU FREILASSING-SALZBURG<br />

ABSCHNITT SAALACHBRÜCKE (KM 82,757-KM 82,900)<br />

GEWÄSSERÖKOLOGISCHE RAHMENBEDINGUNGEN<br />

Im Auftrag von Planungsbüro LAUKHUF<br />

Luisenstr. 14<br />

D- 74072 Heilbronn<br />

Auftragnehmer TB Umweltgutachten Petz OG<br />

Bearbeiter<br />

Neumarkt am W., Juni 2012<br />

Neufahrn 74, A-5202 Neumarkt am Wallersee<br />

Tel. 0043-6216-20158-0, Fax DW -22<br />

mobil 0043-676-84 24 09 100<br />

Markus Walkner, MSc.<br />

Mag. Dr. Regina Petz-Glechner<br />

Auf der Haiden 120, A-5280 Braunau/Inn<br />

e-mail: petz@umweltgutachten.at<br />

www.umweltgutachten.at


Inhaltsverzeichnis<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

1. Einleitung ......................................................................................................................... 3<br />

2. Beschreibung des Projekts ............................................................................................... 3<br />

3. Untersuchungsgebiet ........................................................................................................ 5<br />

3.1. Allgemeines ............................................................................................................... 5<br />

3.2. Grundlagen aus dem NGP ......................................................................................... 6<br />

4. Ist-Zustand ......................................................................................................................10<br />

4.1. Hydromorphologie .....................................................................................................10<br />

4.2. Benthische Zönosen .................................................................................................12<br />

4.3. Fischfauna ................................................................................................................21<br />

4.3.1. Fischarten...........................................................................................................22<br />

4.3.2. Fischbestand ......................................................................................................24<br />

4.3.3. Fischökologischer Zustand .................................................................................30<br />

4.3.4. Diskussion ..........................................................................................................35<br />

5. Auswirkungen ..................................................................................................................37<br />

6. Maßnahmen zur Verminderung .......................................................................................40<br />

7. Fazit ................................................................................................................................42<br />

8. Literatur ...........................................................................................................................43<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 2


1. Einleitung<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und die deutsche Bahn (DB) planen den dreigleisigen<br />

Ausbau der Verbindung zwischen Salzburg Hauptbahnhof und dem Bahnhof Freilassing,<br />

um diesen ins S-Bahnnetz der Stadt Salzburg einzubinden. Im Zuge dessen ist es<br />

notwendig, südlich der bestehenden Eisenbahnüberführung eine weitere Brücke zu errichten,<br />

über die das dritte Gleis geführt werden kann. Um eine Abschätzung der gewässerökologischen<br />

Auswirkungen des Bauvorhabens vornehmen zu können, wurden vom Sachverständigen<br />

des <strong>Bundesministerium</strong>s <strong>für</strong> <strong>Verkehr</strong>, Innovation und Technologie Projektsergänzungen<br />

gefordert.<br />

Mit der detaillierten Darstellung der gewässerökologischen Verhältnisse im Projektgebiet,<br />

sowie der Beschreibung des Bauvorhabens und dessen Auswirkungen auf das Gewässer<br />

wurde vom Planungsbüro LAUKHUF das technische Büro Umweltgutachten Petz OG betraut.<br />

2. Beschreibung des Projekts<br />

Die Eisenbahnverbindung Salzburg-Freilassing führt derzeit zweigleisig mittels der im Jahr<br />

1860 in Betrieb genommenen Natursteinbogenbrücke bei Fluss-km 2,96 über die Saalach<br />

(Abb. 1). Der Bahnhof Freilassing soll im Rahmen dieses Projekts in das S-Bahnnetz der<br />

Stadt Salzburg eingebunden werden. Um die Betriebsabwicklung des geplanten 15-Min-<br />

Taktes der S-Bahn zu ermöglichen, ohne die Abwicklung des zunehmenden Grenzverkehrs<br />

zwischen Österreich und Deutschland auf der bestehenden zweigleisigen Bahnstrecke zu<br />

beeinträchtigen, ist der Neubau eines dritten Gleises erforderlich. Da das bestehende Bauwerk<br />

in der Liste der Baudenkmäler des Bayrischen Landesamtes <strong>für</strong> Denkmalpflege erfasst<br />

ist, ist eine Integration des dritten Gleises in die bestehende Brücke nicht möglich. Aus diesem<br />

Grund soll im unmittelbaren Anschluss an die Eisenbahnüberführung südlich eine weitere<br />

Brücke errichtet werden über die das zusätzliche Gleis führt. Das 6,60 m breite Bauwerk<br />

wird als Stahlbetonrahmenbauwerk mit gelenkigen Endauflagern mit Parallelflügeln umgesetzt.<br />

Die Errichtung der neuen Eisenbahnbrücke kann im Wesentlichen in vier Bauphasen unterteilt<br />

werden. So wird zunächst in den abflussarmen Wintermonaten (November-März) der<br />

Jahre 2013 und 2014 damit begonnen, die unter der Brücke bestehende Sohlsicherung ca.<br />

15 m weit flussaufwärts zu verlängern. Dazu wird die Flusssohle mittels eines auf einem<br />

Ponton schwimmenden Bagger mit Greifer ausgehoben und ein Steinsatz (Gewicht 3-5 t) auf<br />

einem Vlies auf der Flusssohle verlegt. Der Zeitraum <strong>für</strong> diese Arbeiten beträgt ca. vier Wochen<br />

(mündl. Mitteilung N. Schreier, DB ProjektBau GmbH). Zeitgleich wird der Hochwasserschutzdamm<br />

am Ufer mittels Sandsäcken um ca. 0,5 m erhöht. Anschließend wird beginnend<br />

von der Landseite her eine Dammschüttung bis knapp über die Flussmitte in das Gewässer<br />

eingebracht und diese an der strömungszugewandten Seite mittels einer Steinschüt-<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 3


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

tung (Gewicht 3-5 t) stabilisiert. Dieser großteils aus Wasserbausteinen hergestellte Damm<br />

wird als Arbeitsplattform <strong>für</strong> die Errichtung der Brücke genützt. Für den Bau des Damms sind<br />

zwei Arbeitswochen veranschlagt (mündl. Mitteilung N. Schreier, DB ProjektBau GmbH). Um<br />

die geplanten Standorte der ersten drei Pfeiler (zwei innerhalb des Flusses, einer im Uferbereich)<br />

werden Spundwandkästen bis zur Sohlsicherung ins Erdreich abgesetzt und ausgehoben.<br />

Gegebenenfalls werden diese bei zu hohem Wassereinbruch abgedichtet. Im Bereich<br />

der Pfahlkopfplatten wird die Sohlsicherung aufgebrochen und eine innere, wasserdichte<br />

Fundamentumschließung (Spundwandkasten) hergestellt. Innerhalb dieser werden die Bohrpfähle<br />

erstellt und die Fundamente der Pfeiler betoniert. Im Anschluss werden die Pfeiler<br />

selbst errichtet und die aufgebrochene Sohlsicherung mit Beton ersetzt. Zum Abschluss der<br />

ersten Bauphase werden die äußeren Spundwandkästen sowie die Arbeitsplattform rückgebaut.<br />

Der Rückbau des Damms benötigt ca. zwei Wochen (mündl. Mitteilung N. Schreier, DB<br />

ProjektBau GmbH).<br />

Abb. 1: Die bestehende<br />

Eisenbahnbrücke über die<br />

Saalach steht unter Denkmalschutz.<br />

Blickrichtung<br />

flussabwärts.<br />

In der zweiten Bauphase im Jahr 2014 werden das rechtsufrige Widerlager, sowie der Überbau<br />

der in Bauphase I errichteten Pfeiler hergestellt. Die Saalach ist in dieser Phase nicht<br />

von den Bauarbeiten betroffen. Die dritte Bauphase findet in den Wintermonaten der Jahre<br />

2014 und 2015 statt. Dabei werden zunächst Teile der bestehenden linksufrigen Uferbefestigung,<br />

sowie der derzeit uferparallel verlaufende Wanderweg abgerissen. Im Anschluss daran<br />

wird analog zur Bauphase I diesmal vom linken Ufer aus ein Erdwall bis zur Gewässermitte<br />

geschüttet und an der Strömungszugewandten Seite gesichert. Die Errichtungsarbeiten <strong>für</strong><br />

diesen Damm dauern wiederum rund zwei Wochen (mündl. Mitteilung N. Schreier, DB ProjektBau<br />

GmbH). An den zwei verbleibenden Pfeilerstandorten werden ein innerer und eine<br />

äußerer Spundwandkasten erstellt, die Sohlsicherung aufgebrochen und die Bohrpfähle, die<br />

Fundamente und die Pfeiler selbst errichtet. Die aufgebrochene Sohlverbauung wird mit Beton<br />

ersetzt. Abschließend werden die äußeren Spundwände und die Arbeitsebene inerhlab<br />

zweier Wochen rückgebaut (mündl. Mitteilung N. Schreier, DB ProjektBau GmbH). In der<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 4


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Abschließenden Bauphase im Jahr 2015 wird schließlich das Widerlager auf deutscher Seite<br />

hergestellt und der restliche Überbau betoniert. Des Weiteren wird die Uferbefestigung wieder<br />

hergestellt. Die Saalach ist von dieser Bauphase kaum berührt.<br />

Das ca. 500 m weiter flussab gelegene Kraftwerk (KW) Rott der Salzburg AG <strong>für</strong> Energie,<br />

<strong>Verkehr</strong> und Telekommunikation bleibt während der gesamten Bauzeit in vollem Betrieb.<br />

Eine Absenkung des Stauspiegels bzw. eine Stauraumspülung sind nicht vorgesehen.<br />

3. Untersuchungsgebiet<br />

3.1. Allgemeines<br />

Die Saalach, ein linksufriger Zufluss der Salzach, entspringt in den Kitzbüheler Alpen an der<br />

Grenze zu Tirol. Sie entwässert in ihrem Oberlauf das Salzburger Glemmtal in West-Ost-<br />

Richtung und wendet sich bei Maishofen mit der Einmündung des Glemmtals in die Zeller<br />

Talfurche gegen Norden. Nach dem weiten Talbecken des Mittelpinzgaus durchfließt sie<br />

zwischen dem Steinernem Meer und den Leoganger Steinbergen das Engtal Hohlwegen.<br />

Nördlich des Loferer Beckens verengt sich das Tal (Kniepass) und weitet sich erst bei Unken<br />

wieder. Nach dem Steinpass fließt die Saalach auf bayerischem Staatsgebiet und bildet ab<br />

Piding bis zur Mündung in die Salzach die Staatsgrenze zwischen Österreich und Bayern.<br />

Eisenbahnbrücke Rott, Saalach<br />

Abb. 2: Verlauf der Saalach und Lage des Untersuchungsgebiets (ÖK 500, ÖK 50, Austrian Map 5.0,<br />

BEV 2010).<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 5


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Die Eisenbahnverbindung Salzburg-Freilassing führt ca. bei Fluss-km 2,96 über die Saalach<br />

(Abb. 2). Das Untersuchungsgebiet liegt somit im Unterlauf des Gewässers. Der gegenständliche<br />

Flussabschnitt liegt im Rückstaubereich des KW Rott, dessen Wehranlage rund<br />

510 m weiter flussabwärts liegt. Das gesamte Einzugsgebiet der 103,1 km langen Saalach<br />

hat eine Fläche von 1.156,7 km 2 . Das Untersuchungsgebiet liegt in der Ökoregion des zentralen<br />

Mittelgebirges und in der Bioregion des österreichisch-bayrischen Alpenvorlands (Moog<br />

et al. 2001, BMLFUW 2010a). Die Saalach ist in diesem Bereich ein Gewässer der Flussordnungszahl<br />

6 (Wimmer & Moog 1994). Sie weist ein gemäßigt nivales Abflussregime mit gering<br />

ausgeprägtem Charakter und Abflussmaxima im Mai auf (Mader et al. 1996).<br />

3.2. Grundlagen aus dem NGP<br />

Der Unterlauf der Saalach von der deutsch-österreichischen Grenze bis hin zur Mündung in<br />

die Salzach zählt laut BMLFUW (2010a) zum Detailwasserkörper 305600000 (Abb. 3). Dieser<br />

Oberflächenwasserkörper ist als erheblich verändert ausgewiesen (Abb. 4, BMLFUW<br />

2010a). Entsprechend gilt als zu erreichender Zielzustand gemäß EU-WRRL (2002) nicht der<br />

gute ökologische Zustand, sondern das gute Potential. Derzeit ist das ökologische Potential<br />

im gesamten Gewässerabschnitt mit mäßig und schlechter bewertet (Abb. 5, BMLFUW<br />

2010a).<br />

Abb. 3: Das Projektgebiet liegt im Detailwasser-<br />

körper 305600000, welcher von der deutschösterreichischen<br />

Grenze bis zur Mündung in die<br />

Salzach reicht (BMLFUW 2010a). Der Kreis markiert<br />

die Lage des Projektgebiets.<br />

Abb. 4: Der Detailwasserkörper 305600000 ist<br />

laut NGP als erheblich verändert (grau) ausgewiesen<br />

(BMLFUW 2010a). Der Kreis markiert die<br />

Lage des Projektgebiets.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 6


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Hinsichtlich der Ökomorphologie ist das Gewässer auf weiter Strecke als mäßig verändert<br />

eingestuft (Abb. 6, BMLFUW 2010a). Innerhalb der projektrelevanten Gewässerstrecke sind<br />

keine fischunpassierbare Querbauwerke situiert. Weiter flussaufwärts befinden sich vier Kontinuumsunterbrechungen<br />

(Abb. 7, BMLFUW 2010a). Hinsichtlich der Hydrologie liegt das<br />

Untersuchungsgebiet im Bereich des Laufstaus des KW Rott. Weiter oberhalb liegt auf weiter<br />

Strecke eine signifikante Restwasserbelastung vor (Abb. 8, BMLFUW 2010a). Aufgrund des<br />

potentiellen Vorkommens von Mitteldistanzwanderern ist die Saalach als prioritäres Sanierungsgewässer<br />

ausgewiesen (BMLFUW 2010a). Entsprechend ist die Zielerfüllung <strong>für</strong> 2015<br />

vorgesehen (Abb. 9, BMLFUW 2010a). Aus fischökologischer Sicht zählt die Saalach im Unterlauf<br />

zur Fischregion Epipotamal mittel (Abb. 10, BMLFUW 2010a).<br />

Abb. 5: Das ökologische Potential des erheblich<br />

veränderten Oberflächenwasserkörpers ist mit<br />

mäßig und schlechter bewertet (BMLFUW<br />

2010a). Der Kreis markiert die Lage des Projektgebiets.<br />

Abb. 6: Die Gewässermorphologie der Saalach<br />

ist großteils als mäßig verändert eingestuft<br />

(BMLFUW 2010a). Das Projektgebiet liegt im<br />

unmittelbaren Wirkungsbereich eines Laufstaus<br />

(grau). Der Kreis markiert die Lage des Projektgebietes.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 7


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Abb. 7: Oberhalb des Projektgebietes sind in der<br />

Saalach vier nicht fischpassierbare Querbauwerke<br />

vorhanden (BMLFUW 2010a). Der Kreis<br />

markiert die Lage des Projektgebietes.<br />

Abb. 8: Beinahe der gesamte Detailwasserkörper<br />

305600000 ist durch signifikante Restwasserbelastung<br />

bzw. durch Laufstaue hydrologisch<br />

beeinträchtigt (BMLFUW 2010a). Der Kreis markiert<br />

die Lage des Projektgebiets (Laufstau).<br />

Abb. 9: Die Zielerreichung an der Saalach ist bis<br />

zum Jahr 2015 vorgesehen (BMLFUW 2010a).<br />

Der Kreis markiert die Lage des Projektgebiets.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 8


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Abb. 10: Der Unterlauf der Saalach liegt im bay-<br />

risch-österreichischen Alpenvorland und ist der<br />

Fischregion Epipotamal mittel zugeordnet (BML-<br />

FUW 2010a). Der Kreis markiert die Lage des<br />

Projektgebiets.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 9


4. Ist-Zustand<br />

4.1. Hydromorphologie<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Die Beschreibung der hydromorphologischen Verhältnisse folgt der Screening-Methode nach<br />

Mühlmann (BMLFUW 2010b). Diese bildet einen zusammenfassenden groben Überblick<br />

über den hydromorphologischen Ist-Bestand des Projektgebiets ab (Tab. 1). Betrachtungseinheit<br />

bei dieser Methode sind jeweils 500 m lange Abschnitte, die sich nach der Kilometrierung<br />

des Berichtsgewässernetzes orientieren. Die Eisenbahntrasse der Strecke Salzburg-<br />

Freilassing quert bei Fluss-km 2,96 die Saalach. Entsprechend bildet der Abschnitt des Flusses<br />

zwischen Fluss-km 2,5 und 3,0 den gegenständlichen Betrachtungsrahmen.<br />

Zusätzlich zu den Morphologischen Parametern werden laut Handlungsanweisung die Querbauwerke<br />

erhoben. Im Untersuchungsabschnitt an der Saalach befinden sich keinerlei Kontinuumsunterbrechungen.<br />

Die Wehranlage des KW Rott ist weiter flussabwärts bei Fluss-km<br />

2,45 situiert und mit einer funktionsfähigen Fischwanderhilfe ausgestattet.<br />

Aus hydrologischer Sicht bestehen im Betrachtungsabschnitt Beeinträchtigungen durch den<br />

Rückstau des KW Rott (Abb. 11).<br />

Abb. 11: Die Bahntrasse<br />

Salzburg-<br />

Freilassing (roter<br />

Kreis) führt im Rückstaubereich<br />

des KW<br />

Rott über die Saalach<br />

(Orthofoto & Daten:<br />

Land Salzburg © SA-<br />

GIS, Stand Juni 2012).<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 10


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Tab. 1: Bewertung der hydromorphologischen Verhältnisse in der Saalach von Fluss-km 3,0 bis 2,5<br />

nach Mühlmann (BMLFUW 2010b). Orthofoto: © SAGIS, Land Salzburg, Stand Juni 2012.<br />

Datum: 19.06.2012 Gewässer: Saalach<br />

Detailwasserkörper: 305600000 Flussordnungszahl: 6<br />

Flusskilometer (von bis):3,0 bis 2,5 Abschnitt: 1<br />

Umland:<br />

Siedlungsgebiet am Stadtrand<br />

von Salzburg, Grünflächen.<br />

Hydrologie:<br />

Rückstaubereich KW Rott<br />

Morphologische Parameter Anmerkungen Bewertung<br />

Uferdynamik Beide Ufer sind im Stauraum des KW Rott durchgehend<br />

anthropogen überformt.<br />

Sohldynamik Stellenweise Sohlsicherungsmaßnahmen im Bereich<br />

der Eisenbahnbrücke. Dynamik jedoch durch die<br />

Stauhaltung eingeschränkt. Korngrößenverteilung<br />

des Sohlsubstrats aufgrund Verschlammung deutlich<br />

verändert.<br />

Laufentwicklung Gewässerverlauf begradigt und künstlich festgelegt. 4<br />

Substratzusammensetzung Die Substratzusammensetzung weicht durch die<br />

Stauwirkung deutlich von ihrer natürlichen Ausprägung<br />

ab.<br />

Strukturen im Bachbett Das Flussbett ist weitgehend strukturell verarmt 4<br />

Uferbegleitsaum Das Gewässer ist meist nur von einem schmalen,<br />

oftmals lückenhaften Gehölzstreifen gesäumt.<br />

Die durch das Amt der Salzburger Landesregierung (WIS-online, Stand Juni 2012) vorgenommene<br />

Einschätzung der Ufer- und der Sohldynamik kann nicht geteilt werden. So besteht<br />

im Staubereich eine deutliche Veränderung der Gewässersohle und auch der dynamischen<br />

Verhältnisse. Die Einstufung der Sohldynamik als natürlich und unverändert (1) entspricht<br />

nicht den derzeit vorhandenen Gegebenheiten. Ebenso erscheint die Bewertung der<br />

Uferdynamik mit mäßig verändert (3) zu mild, da die gesamten Uferlinien anthropogen überformt<br />

sind. Dies wird insbesondere bei Betrachtung des ursprünglichen stark verzweigten<br />

Gewässernetzes im Mündungsbereich der Saalach in die Salzach deutlich (Abb. 12)<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 11<br />

4<br />

3<br />

4<br />

3


4.2. Benthische Zönosen<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Abb. 12: Im ursprünglichen<br />

Zustand mündete<br />

die Saalach in einem<br />

weiten Auensystem<br />

aus zahlreichen<br />

Nebengewässern in<br />

die Salzach (aus Hölzl<br />

2006). Der heutige<br />

Flusslauf ist anthropogen<br />

festgelegt.<br />

Zur Einschätzung der ökologischen Zustandsklasse in der Fließstrecke flussab des KW Rott<br />

in der Saalach mittels den Qualitätselementen Makrozoobenthos und Phytobenthos wurden<br />

vom Amt der Salzburger Landesregierung im Rahmen der Gewässerzustandsüberwachungsverordnung<br />

(GZÜV) Untersuchungen in Auftrag gegeben (Land Salzburg 2010). Diese<br />

wurden im Frühjahr 2010 durch die ARGE Ökologie OG durchgeführt.<br />

Folgende methodischen Grundlagen wurden vorschriftsgemäß angewendet: „Leitfaden <strong>für</strong><br />

die Erhebung der biologischen Qualitätselemente. Einleitung“ (BMLFUW, Oktober 2006),<br />

„Leitfaden zur Erhebung der biologischen Qualitätselemente Teil A2 – Makrozoobenthos“<br />

(BMLFUW, Version Nr. A2-01b_MZB vom Feber 2010), sowie „Leitfaden zur Erhebung der<br />

biologischen Qualitätselemente Teil A3 – Phytobenthos“ (BMLFUW, Version Nr. A3-<br />

01h_PHB vom Feber 2010). Die Auswertung erfolgte mit dem Programm ecoprof.<br />

Die nachfolgenden Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen den derzeitigen Zustand in der<br />

Fließstrecke flussab des KW Rotts. Im Stauraum des Kraftwerks ist jedoch aufgrund der veränderten<br />

Substratverhältnisse, Fließgeschwindigkeit, Gewässertiefe und entsprechender<br />

Lichtverhältnisse von einem deutlich schlechteren Zustand auszugehen. Das gute ökologische<br />

Potential wird im Stauraum aus Sicht der benthischen Zönosen aller Wahrcheinlichkeit<br />

nach nicht erreicht.<br />

Da der maßgebliche Einfluss der Bauarbeiten durch die Trübung des Gewässers verursacht<br />

wird und diese ins Unterwasser weitergeleitet wird, kann über eine Betrachtung dieses Gewässerabschnitts<br />

auf die Folgen der Bauarbeiten geschlossen werden.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 12


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Auszug aus dem Datenblatt der GZÜV (Land Salzburg 2010):<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 13


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 14


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

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Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 19


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 20


4.3. Fischfauna<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Zur Beschreibung der fischökologischen Verhältnisse im Projektgebiet können im Rahmen<br />

der Gewässerzustandsüberwachungsverordnung (GZÜV) erhobene Bestandsdaten herangezogen<br />

werden (Land Salzburg 2008, 2009). Diese bilden auch die Basis <strong>für</strong> die derzeitige<br />

Zustandsbewertung im nationalen Gewässerbewirtschaftungsplan 2009 (NGP).<br />

Eisenbahnüberführung<br />

Befischungsstrecke Kleßheim<br />

Abb. 13: Lage der im Rahmen der GZÜV befischten Strecken (ÖK 200, Austrian Map 5.0, BEV 2010).<br />

Im Herbst der Jahre 2008 und 2009 wurden im Bereich von Käferheim (2008: Fluss-km 10,8-<br />

10,0, 2009: Fluss-km 11,2-9,6) und in Kleßheim (2008, 2009: Fluss-km 4,6-3,0) Fischbestandsaufnahmen<br />

in der Saalach mittels Elektrofischerei nach CEN 14011 (2003) und<br />

Schotzko et al. (2008, 2009) durchgeführt. Die Befischung erfolgte per Boot, wobei die Streifenbefischungsmethode<br />

nach Schmutz et al. (2001) angewendet wurde.<br />

Die gefangenen Fische wurden bestimmt, vermessen und gewogen. Zur Gewichtsbestimmung<br />

wurde eine Waage (±0,1 g)verwendet. Fischbestand und Biomasse wurden auf<br />

100 Meter Bachstrecke und pro ha Fläche berechnet. Die Altersstruktur der Populationen<br />

wurde durch Längen-Frequenzdiagramme dargestellt (Petersen-Methode), wobei auf den<br />

Befischungszeitpunkt Rücksicht genommen wurde.<br />

Die Bewertung des fischökologischen Zustandes folgt dem Bewertungsschema der Arbeitsgruppe<br />

Fischökologie des Bund-Länder-Arbeitskreises und basiert auf dem FIA (Fish-Index-<br />

Austria, Stand März 2012, Haunschmid et al. 2010). Das Bewertungsschema geht auf die<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 21


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

nach der Wasserrahmenrichtlinie erforderliche Beurteilung der Zusammensetzung, Abundanz,<br />

Biomasse und Altersstruktur der typspezifischen Fischarten ein. Das Vorhandensein<br />

(oder Fehlen) von Leit- und typischen Begleitarten wird dabei stärker gewichtet als das<br />

der seltenen Begleitarten. Die Altersstruktur wird anhand des Populationsaufbaus (Längen-<br />

Frequenzdiagramme) der wichtigsten Fischarten beurteilt. Dazu wurde das vom Bundesamt<br />

<strong>für</strong> Wasserwirtschaft entwickelte Bewertungsprogramm herangezogen (Haunschmid et al.<br />

2010).<br />

Insbesondere die im Folgenden dargestellten Ergebnisse der Befischung in Kleßheim spiegeln<br />

die fischökologischen Verhältnisse im Projektgebiet wider, da das untere Streckenende<br />

der Probestelle unmittelbar flussauf der gegenständlichen Bahnüberführung liegt (Abb. 13).<br />

Um zusätzlich Informationen über ein seltenes Vorkommen einzelner Arten im Projektgebiet<br />

zu erlangen, können die Fangdaten des Reusenmonitorings der Fischwanderhilfe (FWH) des<br />

KW Rott herangezogen werden (Walkner 2010).<br />

4.3.1. Fischarten<br />

Bei den Befischungen der Saalach in Kleßheim in den Jahren 2008 und 2009 wurden Bachforellen,<br />

Regenbogenforellen, Äschen, Aitel (Döbel), Bachschmerlen und Koppen (Groppe)<br />

nachgewiesen (Tab. 2). Im Herbst 2009 trat zusätzlich der Schneider auf. Wie die Daten der<br />

Reusenfänge in der FWH des KW Rott belegen ist jedoch ein geringes Vorkommen zahlreicher<br />

weiterer Arten über das bei den Befischungen belegte "Standard-Arteninventar" hinaus<br />

im Projektgebiet möglich (Tab. 2). Im Unterwasser des KW Rott kommen weiters geringe<br />

Bestände der Elritze, in der nahegelegenen Salzach vereinzelt Nase, Huchen und Karpfen<br />

vor (Walkner 2010).<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 22


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Tab. 2: Fischarten der Saalach an den beiden Befischungsstrecken, sowie in den Reusenfängen an<br />

der FWH des KW Rott<br />

Fischart<br />

wissenschaftl.<br />

Name<br />

Bachforelle Salmo trutta fario + + +<br />

Regenbogenforelle Oncorhynchus mykiss + + +<br />

Bachsaibling Salvelinus fontinalis +<br />

Äsche Thymallus thymallus + + +<br />

Aitel Squalius cephalus + + +<br />

Barbe Barbus barbus +<br />

Brachse Abramis brama +<br />

Hasel Leuciscus leuciscus +<br />

Laube Alburnus alburnus +<br />

Rotauge Rutilus rutilus +<br />

Rotfeder Scardinius erythrophthalmus +<br />

Schleie Tinca tinca +<br />

Schneider Alburnoides bipunctatus + +<br />

Bachschmerle Barbatula barbatula + +<br />

Aalrutte Lota lota +<br />

dreist. Stichling Gasterosteus aculeatus +<br />

Flussbarsch Perca fluviatilis +<br />

Koppe Cottus gobio + + +<br />

Artenzahl (∑ = 18) 6 7 17<br />

* .… Daten: Land Salzburg 2008, ** … Daten: Land Salzburg 2009, *** .. Daten: Walkner 2010<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 23<br />

Kleßheim 2008*<br />

Kleßheim 2009**<br />

FWH KW Rott***


4.3.2. Fischbestand<br />

4.3.2.1. Kleßheim 2008<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Die Fischfauna der Saalach bei Klessheim bestand 2008 aus 6 Fischarten. Es dominierte die<br />

Familie der Lachsartigen (Salmonidae) mit den 3 Fischarten Bachforelle (Salmo trutta fario),<br />

Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) und Äsche (Thymallus thymallus). Daneben traten<br />

die Familie der Karpfenartigen (Cyprinidae) mit dem Aitel (Squalius cephalus), die Familie<br />

der Plattschmerlen (Balitoridae) mit der Bachschmerle (Barbatula barbatula) und die Familie<br />

der Groppen (Cottidae) mit der Koppe (Cottus gobio) auf (Tab. 3). Den größten Abundanzanteil<br />

wiesen Koppe (66%) und Äsche (26%) auf (Abb. 14). Alle übrigen Fischarten<br />

waren lediglich in geringer Anzahl vertreten und erreichten lediglich bis zu 6% Abundanzanteil.<br />

Die Biomasseverteilung wurde von der Äsche (79%) dominiert, gefolgt von der Regenbogenforelle<br />

(15%). Alle übrigen Fischarten erreichten lediglich sehr geringe Biomassewerte<br />

(Abb. 15).<br />

Der Fischbestand in der Befischungsstrecke Saalach – Kleßheim beläuft sich 2008 auf 39,9<br />

Ind./100 m bzw. 72,5 Ind./ha und 4,07 kg/100 m bzw. 7,4 kg/ha.<br />

Tab. 3: Fischarten und Fischbestand der Saalach, Befischungsstrecke - Kleßheim 2008.<br />

Fischart<br />

Abundanz Biomasse Mittl. Länge<br />

Ind./100 m Ind./ha kg/100 m kg/ha<br />

[cm]<br />

Mittl. Gewicht<br />

[g]<br />

KF (Fulton)<br />

Bachforelle (n=6) 0,9 1,6 0,10 0,17 21,17 115,50 0,97<br />

Regenbogenforelle<br />

(n=18)<br />

2,4 4,4 0,61 1,11 26,15 239,24 1,03<br />

Äsche (n=65) 10,2 18,5 3,18 5,79 30,68 322,14 0,92<br />

Aitel (n=1) 0,1 0,2 0,01 0,02 20,00 96,00 0,00<br />

Bachschmerle (n=1) 0,1 0,3 0,00 0,00 6,00 1,70 0,79<br />

Koppe (n=117) 26,2 47,5 0,17 0,31 6,49 4,15 1,12<br />

Summe (n=208) 39,9 72,5 4,07 7,40<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 24


Abb. 14: Fischartenverteilung (Abundanz),<br />

Saalach, Befischungsstrecke Kleßheim 2008.<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Abb. 15: Fischartenverteilung (Biomasse),<br />

Saalach Befischungsstrecke, Kleßheim 2008.<br />

Im Folgenden sind <strong>für</strong> alle in der Befischungsstrecke nachgewiesenen Arten die Längen-<br />

Frequenzdiagramme sowie die Längen-Gewichtskurven dargestellt (Abb. 16-25).<br />

Die Populationsstrukturen der Regenbogenforelle und der Äsche zeigen mit der Ausnahme<br />

der 0+ Jungfische alle Altersklassen in geringen bis mittleren Dichten. Von der Bachforelle<br />

waren nur wenige Individuen nachweisbar. Aitel und Bachschmerle traten nur als Einzelindividuen<br />

auf. Der Populationsaufbau der Koppe war natürlich.<br />

Anzahl<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

66%<br />

2% 6%<br />

26%<br />


Anzahl<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

1 6 11 16 21 26 31 36 41 46 51<br />

Länge [cm]<br />

Abb. 18: Längen-Frequenzdiagramm, Regenbo- Abb. 19: Längen-Gewichtskurve, Regenbogenfogenforelle,<br />

Befischungsstrecke Saalach – Klessrelle, Befischungsstrecke Saalach – Klessheim<br />

heim 2008.<br />

2008. y...Gewicht, x...Länge, R 2 ...Erklärte Varianz.<br />

Anzahl<br />

Abb. 20: Längen-Frequenzdiagramm, Äsche,<br />

Befischungsstrecke Saalach – Klessheim 2008.<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1 6 11 16 21 26 31 36 41 46 51<br />

Länge [cm]<br />

1 6 11 16 21 26 31 36 41 46 51<br />

Länge [cm]<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 101112131415<br />

Länge [cm]<br />

Gewicht [g]<br />

Gewicht [g]<br />

y = 0,0051x 3,2185<br />

R² = 0,9913<br />

Abb. 21: Längen-Gewichtskurve, Äsche, Befischungsstrecke<br />

Saalach – Klessheim 2008.<br />

y...Gewicht, x...Länge, R 2 ...Erklärte Varianz.<br />

Abb. 22: Längen-Frequenzdiagramm, Aitel, Befischungsstrecke<br />

Saalach – Klessheim 2008.<br />

Abb. 23: Längen-Frequenzdiagramm, Bachschmerle,<br />

Befischungsstrecke Saalach – Klessheim<br />

2008.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 26<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

0 20<br />

Länge [cm]<br />

40<br />

y = 0,0024x 3,3921<br />

R² = 0,9874<br />

0 20 40<br />

Länge [cm]<br />

60


Anzahl<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Abb. 24: Längen-Frequenzdiagramm, Koppe,<br />

Befischungsstrecke Saalach – Klessheim 2008.<br />

4.3.2.2. Kleßheim 2009<br />

Abb. 25: Längen-Gewichtskurve, Koppe, Befischungsstrecke<br />

Saalach – Klessheim 2008.<br />

y...Gewicht, x...Länge, R 2 ...Erklärte Varianz.<br />

Die Ichthyozönose der Saalach im Bereich Kleßheim setzte sich 2009 aus 7 Fischarten zusammen.<br />

Es dominierte die Familie der Lachsartigen (Salmonidae) mit den 3 Fischarten<br />

Bachforelle (Salmo trutta fario), Regenbogenforelle (Oncorhynchus mykiss) und Äsche<br />

(Thymallus thymallus). Des Weiteren trat die Familie der Karpfenartigen (Cyprinidae) mit den<br />

2 Fischarten Aitel (Squalius cephalus) und Schneider (Alburnoides bipunctatus) auf (Tab. 4).<br />

Die Familien Plattschmerlen (Balitoridae) und Groppen (Cottidae) waren mit jeweils einer Art,<br />

der Bachschmerle (Barbatula barbatula) bzw. der Koppe (Cottus gobio) vertreten. Alle Fischarten<br />

traten nur in sehr geringen Abundanzen auf. Den größten Anteil hinsichtlich der Abundanz<br />

nahmen die Koppe (39,5%) und die Äsche (30,1%) ein (Abb. 26). Bei der Biomasse<br />

dominierte die Äsche (53,7%), gefolgt von der Regenbogenforelle (31,4%). Die Koppe nimmt<br />

als Kleinfischart nur einen geringen Biomasseanteil ein (Abb. 27).<br />

Der Fischbestand in der Befischungsstrecke Saalach – Kleßheim beläuft sich 2009 auf 21,3<br />

Ind./100 m bzw. 38,7 Ind./ha und 4,14 kg/100 m bzw. 7,5 kg/ha.<br />

Tab. 4: Fischarten und Fischbestand der Saalach, Befischungsstrecke - Kleßheim 2009.<br />

Fischart<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 101112131415<br />

Länge [cm]<br />

Abundanz Biomasse Mittl. Länge<br />

Ind./100 m Ind./ha kg/100 m kg/ha<br />

[cm]<br />

Mittl. Gewicht<br />

[g]<br />

KF (Fulton)<br />

Bachforelle (n=12) 1,9 3,4 0,44 0,79 26,19 220,19 0,97<br />

Regenbogenforelle<br />

(n=17)<br />

3,3 6,0 1,30 2,36 33,25 415,15 1,02<br />

Äsche (n=36) 6,4 11,6 2,23 4,05 32,96 346,93 0,87<br />

Aitel (n=2) 0,3 0,5 0,14 0,25 32,45 510,71 1,35<br />

Schneider (n=5) 0,8 1,5 0,01 0,01 10,26 8,96 0,82<br />

Bachschmerle (n=1) 0,2 0,4 0,00 0,00 8,80 5,00 0,73<br />

Koppe (n=37) 8,4 15,3 0,04 0,07 7,08 4,45 1,14<br />

Summe (n=110) 21,3 38,7 4,16 7,53<br />

Gewicht [g]<br />

y = 0,009x 3,1188<br />

R² = 0,9919<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 27<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 5 10<br />

Länge [cm]<br />

15


40%<br />

Abb. 26: Fischartenverteilung (Abundanz),<br />

Saalach, Befischungsstrecke Kleßheim 2009.<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

9%<br />

15%<br />

1%<br />

4%<br />

1%<br />

30%<br />

Bachforelle Regenbogenforelle<br />

Äsche Aitel<br />

Schneider<br />

Koppe<br />

Bachschmerle<br />

Abb. 27: Fischartenverteilung (Biomasse),<br />

Saalach Befischungsstrecke, Kleßheim 2009.<br />

Im Folgenden sind <strong>für</strong> alle in der Befischungsstrecke nachgewiesenen Arten die Längen-<br />

Frequenzdiagramme sowie die Längen-Gewichtskurven dargestellt (Abb. 28-39).<br />

Der Altersaufbau der Bachforelle zeigt Individuen aller Altersklassen außer den 0+ Jungfischen<br />

in geringer Dichte. Ebenso fehlen bei der Regenbogenforelle und der Äsche völlig.<br />

Diese Arten zeigen die höchsten Dichten bei Tieren mit Totallängen über 30 cm. Aitel,<br />

Schneider und Bachschmerle wurden nur anhand weniger Individuen nachgewiesen. Der<br />

Populationsaufbau der Koppe wirkt natürlich.<br />

Anzahl<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1 6 11 16 21 26 31 36 41 46 51<br />

Länge [cm]<br />

Abb. 28: Längen-Frequenzdiagramm, Bachforelle,<br />

Befischungsstrecke Saalach – Klessheim<br />

2009.<br />

Gewicht [g]<br />

Abb. 29: Längen-Gewichtskurve, Bachforelle,<br />

Befischungsstrecke Saalach – Klessheim 2009.<br />

y...Gewicht, x...Länge, R 2 ...Erklärte Varianz.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 28<br />

54%<br />


Anzahl<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Abb. 30: Längen-Frequenzdiagramm, Regenbogenforelle,<br />

Befischungsstrecke Saalach – Klessheim<br />

2009.<br />

Anzahl<br />

Abb. 32: Längen-Frequenzdiagramm, Äsche,<br />

Befischungsstrecke Saalach – Klessheim 2009.<br />

Anzahl<br />

Anzahl<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

1 6 11 16 21 26 31 36 41 46 51<br />

Länge [cm]<br />

1 6 11 16 21 26 31 36 41 46 51<br />

Länge [cm]<br />

1 6 11 16 21 26 31 36 41 46 51<br />

Länge [cm]<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />

Länge [cm]<br />

Gewicht [g]<br />

y = 0,0067x 3,1194<br />

R² = 0,9737<br />

Abb. 31: Längen-Gewichtskurve, Regenbogenforelle,<br />

Befischungsstrecke Saalach – Klessheim<br />

2009. y...Gewicht, x...Länge, R 2 ...Erklärte Varianz.<br />

Gewicht [g]<br />

Abb. 33: Längen-Gewichtskurve, Äsche, Befischungsstrecke<br />

Saalach – Klessheim 2009.<br />

y...Gewicht, x...Länge, R 2 ...Erklärte Varianz.<br />

Abb. 34: Längen-Frequenzdiagramm, Aitel, Befischungsstrecke<br />

Saalach – Klessheim 2009.<br />

Abb. 35: Längen-Frequenzdiagramm, Bachschmerle,<br />

Befischungsstrecke Saalach – Klessheim<br />

2009.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 29<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

0 10 20<br />

Länge [cm]<br />

30 40<br />

y = 0,0051x 3,1516<br />

R² = 0,9745<br />

0 20 40<br />

Länge [cm]<br />

60


Anzahl<br />

Abb. 36: Längen-Frequenzdiagramm, Schneider,<br />

Befischungsstrecke Saalach – Klessheim 2009.<br />

Anzahl<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Abb. 38: Längen-Frequenzdiagramm, Koppe,<br />

Befischungsstrecke Saalach – Klessheim 2009.<br />

4.3.3. Fischökologischer Zustand<br />

4.3.3.1. Leitbild<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />

Länge [cm]<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 101112131415<br />

Länge [cm]<br />

Gewicht [g]<br />

y = 0,0093x 2,9454<br />

R² = 0,9999<br />

Abb. 37: Längen-Gewichtskurve, Schneider, Befischungsstrecke<br />

Saalach – Klessheim 2009.<br />

y...Gewicht, x...Länge, R 2 ...Erklärte Varianz.<br />

Gewicht [g]<br />

Abb. 39: Längen-Gewichtskurve, Koppe, Befischungsstrecke<br />

Saalach – Klessheim 2009.<br />

y...Gewicht, x...Länge, R 2 ...Erklärte Varianz.<br />

Entsprechend der Fischbioregion und der biozönotischen Region (Fischregion) wird der<br />

Saalach im Untersuchungsgebiet ein fischökologisches Leitbild zugewiesen. Dieses spiegelt<br />

die durch historische Daten erhobene bzw. nach Expertenmeinungen bestimmte, ursprüngliche<br />

Fischartengemeinschaft wider. Hierbei werden je nach erwarteter Häufigkeit und Populationsstruktur<br />

Leitarten, typische Begleitarten und seltene Begleitarten definiert.<br />

Für die Saalach besteht im Abschnitt zwischen der Landesgrenze und der Mündung in die<br />

Salzach (Fluss-km 11,81-0,00) ein adaptiertes Fischartenleitbild. Dieses weicht vom Standardleitbild<br />

des Epipotamal mittel in der Fischbioregion des österreichisch-bayrischen Alpenvorlands<br />

und Flysch ab und beinhaltet insgesamt 17 Fischarten (BAW 2012). Mit Aitel und<br />

Nase sind zwei Leitarten definiert (Tab. 5). Aalrutte, Äsche, Bachforelle, Bachschmerle, Barbe<br />

und Koppe scheinen als typische Begleitarten im Leitbild auf. Zusätzliche neun Arten sind<br />

seltene Begleiter.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 30<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 5 10 15<br />

Länge [cm]<br />

y = 0,0089x 3,1253<br />

R² = 0,9998<br />

0 5 10<br />

Länge [cm]<br />

15


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Tab. 5: Adaptiertes Fischartenleitbild der Saalach im Projektgebiet (Landesgrenze bis Mündung in die<br />

Salzach, BAW 2012).<br />

l Leitart b Begleitart s seltene Begleitart<br />

Art wissenschftl. Name Status<br />

Aalrutte Lota lota b<br />

Aitel Squalius cephalus l<br />

Äsche Thymallus thymallus b<br />

Bachforelle Salmo trutta fario b<br />

Bachschmerle Barbatula barbatula b<br />

Barbe Barbus barbus b<br />

Elritze Phoxinus phoxinus s<br />

Flussbarsch Perca fluviatilis s<br />

Gründling Gobio gobio s<br />

Hasel Leuciscus leuciscus s<br />

Hecht Esox lucius s<br />

Huchen Hucho hucho s<br />

Koppe Cottus gobio b<br />

Laube Alburnus alburnus s<br />

Nase Chondrostoma nasus l<br />

Rotauge Rutilus rutilus s<br />

Schneider Alburnoides bipunctatus s<br />

4.3.3.2. Zustandsbewertung<br />

4.3.3.2.1. Kleßheim 2008<br />

Die Bewertung des fischökologischen Zustands der Saalach bei Kleßheim ergab im Jahr<br />

2008 den schlechten fischökologischen Zustand (Bewertung: 5,00; Tab. 6). Ausschlaggebend<br />

da<strong>für</strong> war die geringe Biomasse, welche mit 7,4 kg/ha sowohl deutlich unterhalb des im<br />

Leitfaden definierten Grenzwerts von 50 kg/ha als auch unterhalb des Schwellenwerts zum<br />

unbefriedigenden Zustand (25 kg/ha) lag und in der Folge als k.o.-Kriterium in Kraft trat. Der<br />

Fischregionsindex (FRI) wich stark vom Referenzwert des Leitbilds ab (Differenz: 1,2) und<br />

war seinerseits als k.o.-Kriterium aktiv. Auch ohne aktive k.o.-Kriterien läge aufgrund eines<br />

Artendefizits sowie der teilweise gestörten Populationsstrukturen bei den vorhandenen Arten<br />

nur der unbefriedigende fischökologische Zustand (Bewertung: 3,89) im gegenständlichen<br />

Gewässerabschnitt vor.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 31


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Von den beiden im Leitbild definierten Leitarten war lediglich das Aitel in Form eines Einzelexemplars<br />

vorhanden, während die Nase überhaupt fehlte. Dementsprechend wurde die Populationsstruktur<br />

des Aitels lediglich mit 4 bewertet (Abb. 40). Von den sechs typischen Begleitarten<br />

wurden mit Bachforelle, Äsche, Bachschmerle und Koppe zwei Drittel nachgewiesen,<br />

wobei lediglich die Koppe einen natürlichen Populationsaufbau sowie relativ hohe Individuendichten<br />

aufwies und daher hinsichtlich ihres Altersaufbaus als sehr gut beurteilt wurde<br />

(Abb. 40). Bachforelle und Bachschmerle zeigten nur äußerst geringe Abundanzen. Auch bei<br />

der Äsche war ein gestörter Populationsaufbau festzustellen. Die seltenen Begleitarten fehlten<br />

vollständig. Die Parameter "Arten und Gilden" und "Populationsstruktur" wurden in der<br />

Folge mit 3,3 bzw. 4,2 bewertet.<br />

Tab. 6: Bewertung des fischökologischen Zustandes der Saalach bei Kleßheim 2008, Epipotamal<br />

mittel (BMLFUW 2010).<br />

Bestandsdaten Ind./ha Biomasse (kg/ha) Gesamt<br />

73 7,4 5<br />

k.o.-Kriterium aktiv!<br />

1. Arten & Gilden Leitbild Aktuell Anteil/ Teilbewertung Gesamt<br />

Differenz<br />

Artenzahl Artenzahl (%)<br />

Arten 3,7<br />

Leitarten 2 1 50 4<br />

typische Begleitarten 6 4 67 2<br />

seltene Begleitarten 9 0 0 5<br />

Ökologische Gilden 2,5<br />

Strömung 3 3 0 1<br />

Reproduktion 6 3 3 4<br />

Arten & Gilden gesamt 3,3<br />

2. Dominanz Leitbild Aktuell Differenz Bewertung Gesamt<br />

Fischregionsindex 5,5 4,3 1,2 4 4,0<br />

k.o.-Kriterium aktiv!<br />

3. Populationsaufbau Artenzahl Reproduzierend Anteil (%) Teilbewertung Gesamt<br />

Leitarten 2 1 4,5<br />

Typische Begleitarten 6 4 3,7<br />

Populationsstruktur 4,2<br />

Gesamtbewertung ohne k.o.-Kriterien 3,89<br />

Gesamtbewertung mit k.o.-Kriterien 5,00<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 32


Bewertung Populationsstruktur<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Bach-<br />

forelle<br />

Huchen<br />

Äsche<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Aitel<br />

Abb. 40: Bewertung der Populationsstruktur, Saalach bei Kleßheim 2008 (rot … Leitart,<br />

orange … typische Begleitart, gelb … seltene Begleitart, grau … Art nicht im Leitbild).<br />

4.3.3.2.2. Kleßheim 2009<br />

Barbe<br />

Elritze<br />

Gründling<br />

Hasel<br />

Laube<br />

Im Jahr 2009 lag in der Saalach bei Kleßheim der schlechte fischökologische Zustand vor<br />

(Bewertung: 5,00; Tab. 7). Auch in diesem Untersuchungsjahr war die geringe Biomasse des<br />

Standorts (7,5 kg/ha) ausschlaggebend <strong>für</strong> die Bewertung, da sowohl der Grenzwert (50<br />

kg/ha) als auch der Schwellenwert (25 kg/ha) unterschritten und die Biomasse als k.o.-<br />

Kriterium aktiv wurde. Der Fischregionsindex (FRI) wich ebenfalls wieder stark vom Referenzwert<br />

des Leitbilds ab (Differenz: 1,1), was eine Aktivierung des k.o.-Kriteriums zur Folge<br />

hatte. Ohne aktive k.o.-Kriterien wäre der unbefriedigende fischökologische Zustand (Bewertung:<br />

3,81) im untersuchten Abschnitt vorhanden. Als Gründe sind wiederum Defizite im Artenspektrum<br />

sowie den Altersstrukturen der vorkommenden Arten zu nennen.<br />

Von den beiden Leitarten war lediglich das Aitel in Form zweier adulter Individuen vorhanden.<br />

Bei den typischen Begleitarten wurden wie schon 2009 Bachforelle, Äsche, Bachschmerle<br />

und Koppe nachgewiesen, während von den neun im Leitbild festgelegten seltenen<br />

Begleitarten lediglich der Schneider vorkam. Der Teilparameter „Arten und Gilden“ wurde mit<br />

3,1 bewertet. Ein annähernd natürlicher Populationsaufbau und höhere Individuendichten<br />

waren lediglich bei der Koppe festzustellen, die bezügliche ihres Altersaufbaus mit gut bewertet<br />

wurde (Abb. 41). Bachforelle und Äsche zeigte nur geringe Individuendichten und einen<br />

gestörten Altersaufbau, während Schneider und Bachschmerle lediglich durch wenige<br />

Individuen bzw. ein Einzelexemplar repräsentiert waren. Für den Teilparameter „Populationsstruktur“<br />

ergab sich in der Folge ein Wert von 4,2.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 33<br />

Nase<br />

Rotauge<br />

Schneider<br />

Hecht<br />

Aal-<br />

rutte<br />

Fluss-<br />

barsch<br />

Koppe<br />

Regenbogen-<br />

forelle<br />

Bachschmerle


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Tab. 7: Bewertung des fischökologischen Zustandes der Saalach bei Kleßheim 2009, Epipotamal<br />

mittel (BMLFUW 2010).<br />

Bestandsdaten Ind./ha Biomasse (kg/ha) Gesamt<br />

39 7,5 5<br />

k.o.-Kriterium aktiv!<br />

1. Arten & Gilden Leitbild Aktuell Anteil/ Teilbewertung Gesamt<br />

Differenz<br />

Artenzahl Artenzahl (%)<br />

Arten 3,0<br />

Leitarten 2 1 50 4<br />

typische Begleitarten 6 4 67 2<br />

seltene Begleitarten 9 1 11 3<br />

Ökologische Gilden 2,5<br />

Strömung 3 3 0 1<br />

Reproduktion 6 3 3 4<br />

Arten & Gilden gesamt 3,1<br />

2. Dominanz Leitbild Aktuell Differenz Bewertung Gesamt<br />

Fischregionsindex 5,5 4,4 1,1 4 4,0<br />

k.o.-Kriterium aktiv!<br />

3. Populationsaufbau Artenzahl Reproduzierend Anteil (%) Teilbewertung Gesamt<br />

Leitarten 2 1 4,5<br />

Typische Begleitarten 6 4 3,7<br />

Populationsstruktur 4,2<br />

Gesamtbewertung ohne k.o.-Kriterien 3,81<br />

Gesamtbewertung mit k.o.-Kriterien 5,00<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 34


Bewertung Populationsstruktur<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Bach-<br />

forelle<br />

Huchen<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Abb. 41: Bewertung der Populationsstruktur, Saalach bei Kleßheim 2009 (rot … Leitart,<br />

orange … typische Begleitart, gelb … seltene Begleitart, grau … Art nicht im Leitbild).<br />

4.3.4. Diskussion<br />

Äsche<br />

Aitel<br />

Barbe<br />

Elritze<br />

Gründling<br />

Hasel<br />

Laube<br />

Die Fischbestandserhebungen an der Saalach im Bereich von Kleßheim in den Jahren 2008<br />

und 2009 ergaben übereinstimmend den schlechten fischökologischen Zustand (Tab. 6).<br />

Maßgebend <strong>für</strong> die Bewertung war die in beiden Jahren äußerst geringe Biomasse von 7,4<br />

bzw. 7,5 kg/ha, die zur Aktivierung des k.o.-Kriteriums Biomasse führte. Aber auch der Fischregionsindex<br />

(FRI) zeigte zu beiden Untersuchungsterminen eine deutliche Abweichung vom<br />

Referenzwert des Leitbilds, sodass auch das k.o.-Kriterium Fischregionsindex in Kraft gesetzt<br />

wurde (Bewertung: 4). Grundlage dieser deutlichen Abweichung ist, dass mit dem Aitel<br />

als Leitart und den vier typischen Begleitarten Koppe, Bachschmerle, Bachforelle und Äsche<br />

im Jahr 2008 nur 5 der 17 Arten des Leitbilds nachgewiesen wurden. Im Jahr 2009 trat zusätzlich<br />

die seltene Begleitart Schneider auf. Neben den Arten des Leitbilds wurde in beiden<br />

Jahren die allochthone (standortfremde) Regenbogenforelle nachgewiesen. Entsprechend<br />

der geringen Artenzahl wird der Teilparameter Arten und Gilden im FIA lediglich mit 3,3 bzw.<br />

3,1 beurteilt. Von den vorgefundenen Arten wies nur die Koppe eine natürliche bzw. nur wenig<br />

beeinträchtigte Populationsstruktur auf. Jungfische der nur in geringen Dichten auftretenden<br />

weiteren Arten fehlten völlig. In Summe ist festzuhalten, dass auch ohne Berücksichtigung<br />

der beiden k.o.-Kriterien in der Saalach bei Kleßheim derzeit nur der unbefriedigende<br />

Zustand vorherrscht (2008: 3,89, 2009: 3,81).<br />

Die im Bereich von Käferheim in den Jahren 2008 und 2009 durchgeführten Befischungen<br />

bestätigen diese Ergebnisse. Im nicht mehr vom Stau beeinflussten Abschnitt des Wasserkörpers<br />

305600000 konnten zwar höhere Biomassewerte erzielt werden (2008: 44,0 kg/ha,<br />

2009: 25,2 kg/ha, Land Salzburg 2008, 2009), der FRI wies jedoch noch gravierendere Ab-<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 35<br />

Nase<br />

Rotauge<br />

Schneider<br />

Hecht<br />

Aalrutte<br />

Fluss-<br />

barsch<br />

Koppe<br />

Regenbogen-<br />

forelle<br />

Bachschmerle


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

weichungen vom Referenzwert auf. Das k.o.-Kriterium FRI indiziert einen schlechten fischökologischen<br />

Zustand. Mit einem Vorkommen von Koppe, Bachschmerle, Bachforelle, Äsche<br />

und Regenbogenforelle ist die Artenzahl in diesem Bereich noch geringer als in Kleßheim.<br />

Auch ohne Berücksichtigung der beiden k.o.-Kriterien liegt nur der unbefriedigende fischökologische<br />

Zustand vor (Tab. 8)<br />

Tab. 8: Überblick der fischökologischen Zustandsbewertungen der beiden Befischungsstrecken an<br />

der Saalach (Land Salzburg 2008, 2009).<br />

Strecke<br />

Biomasse<br />

[kg/ha]<br />

Teilbewertungen FIA<br />

Arten &<br />

Gilden<br />

ohne k.o.-<br />

Kriterien<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 36<br />

FRI<br />

Altersstruktur<br />

Kleßheim 2008 7,4* 3,3 4,0* 4,2 3,89 5,0<br />

Kleßheim 2009 7,5* 3,1 4,0* 4,2 3,81 5,0<br />

Käferheim 2008 44,0* 3,9 5,0* 4,4 4,32 5,0<br />

Käferheim 2009 25,2* 3,9 5,0* 4,4 4,35 5,0<br />

* … k.o.-Kriterium aktiv!<br />

Der Wasserkörper 305600000 ist im NGP als erheblich verändert ausgewiesen, d.h. als Zielzustand<br />

gilt nicht der gute ökologische Zustand sondern das gute Potential. Folgt man der<br />

biologischen Definition des Potentials gemäß dem Leitfaden zur Bewertung erheblich veränderter<br />

Gewässer (BMLFUW 2009), so ist festzustellen, dass auch das gute Potential derzeit<br />

in der Saalach nicht erreicht wird. Bei derart geringen Beständen ist nicht von der Ausbildung<br />

eigenständiger Bestände mit falltypspezifisch ausreichender Biomasse eines wesentlichen<br />

Teils der Leitarten und eines geringen Teils der typischen Begleitarten auszugehen.<br />

Wie die Ergebnisse des Reusenmonitorings der FWH des KW Rott jedoch zeigen, ist ein<br />

zumindest vereinzeltes Vorkommen zahlreicher weiterer Arten im Projektgebiet möglich<br />

(Walkner 2010). So wurden in Summe 17 Fischarten nachgewiesen, von denen 11 im Leitbild<br />

der Saalach aufscheinen. Von den beiden Leitarten trat das Aitel auf. Die Nase wurde<br />

nicht angetroffen. Alle typischen Begleitarten mit Ausnahme der Bachschmerle waren ebenso<br />

nachweisbar. Zusätzlich wurde die Wanderung fünf seltener Begleitarten dokumentiert.<br />

Die im Zuge des Monitorings vorgefundene relativ hohe Artenzahl spiegelt die enge Vernetzung<br />

des Unterlaufs der Saalach mit der artenreichen unteren Salzach wider. Jedoch treten<br />

auch in dieser Biomassen über dem Grenzwert des k.o.-Kriteriums von 50 kg/ha nicht auf<br />

(WIS-online, Stand Juni 2012), sodass derzeit von einem schlechten Zustand auszugehen<br />

ist.<br />

Von den im Nahbereich des Projektgebiets nachgewiesenen Fischarten scheint lediglich die<br />

Koppe im Anhang II der FFH-Richtlinie auf. In Salzburg sind jedoch noch gute Bestände dieser<br />

Art in vielen Gewässern vorhanden. Im unmittelbaren Staubereich des KW Rott findet die<br />

an kiesig bis steiniges Substrat gebundene Koppe zudem nur suboptimale Lebensraumverhältnisse<br />

vor. Die bei den Befischungen vorgefundenen guten Bestände sind auf die flussauf<br />

des Projektgebiets vorliegende Stauwurzelsituation zurückzuführen. Es ist mit keiner Beeinträchtigung<br />

dieser Art durch das Projekt zu rechnen. Im Anhang V der FFH-Richtlinie sind,<br />

von den nachgewiesenen Fischarten Äsche und Barbe geführt.<br />

FIA


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

In Summe ist festzuhalten, dass im Projektgebiet derzeit gravierende fischökologische Defizite<br />

bestehen. Sowohl Artenzusammensetzung als auch Bestandsdichte weichen deutlich von<br />

den zu erwartenden natürlichen Gegebenheiten ab. Sowohl im Rückstaubereich des KW<br />

Rott als auch im Unterwasser sind kaum Reproduktionsmöglichkeiten vorhanden.<br />

5. Auswirkungen<br />

Als maßgeblicher Einfluss der Bautätigkeiten der Eisenbahnüberführung über die Saalach<br />

auf die Gewässerorganismen ist die Trübung des Gewässers anzusehen. Diese ist vor allem<br />

in den Phasen der Sohlsicherung und der Errichtung bzw. des Rückbaus der beiden Arbeitsplattformen<br />

zu erwarten (Tab. 9).<br />

Die Sohlsicherungsmaßnahmen werden zu Beginn der Bauarbeiten im November 2013 über<br />

einen Zeitraum von ca. 4 Wochen hinweg durchgeführt (mündl. Mitteilung N. Schreier, DB<br />

ProjektBau GmbH). Dabei wird zunächst mittels eines auf einem Ponton schwimmenden<br />

Baggers die bestehende Flusssohle ausgehoben. In Summe ist mit der Entnahme eines Volumens<br />

von rund 3000 m³ (inkl. Feinsedimentauflage) zu rechnen (mündl. Mitteilung N.<br />

Schreier, DB ProjektBau GmbH). Der Aushub des Materials wird mit einem Greifer durchgeführt,<br />

um die Schwebstofffracht des Gewässers möglichst gering zu halten. Im Anschluss<br />

daran wird die Sohlsicherung aus Wasserbausteinen geschlichtet.<br />

In einem nächsten Schritt wird vom rechten Ufer aus ein Damm ca. bis zur Flussmitte in der<br />

Saalach errichtet. Der Damm besteht im Wesentlichen aus Wasserbausteinen, die mit feinerem<br />

Material verfüllt werden, um eine ebene Arbeitsplattform herzustellen (mündl. Mitteilung<br />

N. Schreier, DB ProjektBau GmbH). Während des da<strong>für</strong> benötigten Zeitraums von rund zwei<br />

Wochen ist daher immer wieder mit Trübungen des Gewässers zu rechnen. In Zeiten in denen<br />

die Wasserbausteine eingebracht werden, sind diese jedoch weitaus geringer zu erwarten,<br />

als in Zeiten in denen feineres Material eingebracht wird. Im Folgenden bleibt die Arbeitsplattform<br />

bis ca. März 2014 bestehen. Trübungen des Gewässers sind in diesem Zeitraum<br />

kaum bis gar nicht zu erwarten. Erst während des rund zwei Wochen dauernden Rückbaus<br />

des Damms werden wieder vermehrte Schwebstoffkonzentrationen auftreten.<br />

Zu Beginn der dritten Bauphase im November 2014 wird eine Arbeitsplattform ausgehend<br />

vom orographisch linken Ufer in der Saalach errichtet. Wiederum ist über einen Zeitraum von<br />

ca. zwei Wochen mit Trübungen des Gewässers zu rechnen (mündl. Mitteilung N. Schreier,<br />

DB ProjektBau GmbH). Die Arbeitsplattform bleibt bis März 2015 bestehen. Beim Rückbau<br />

des Damms sind über einen Zeitraum von zwei Wochen erhöhte Schwebstoffkonzentrationen<br />

zu erwarten (mündl. Mitteilung N. Schreier, DB ProjektBau GmbH).<br />

Nach Petz-Glechner et al. (2001) werden von Fischen Schwebstoffkonzentrationen < 5g/l<br />

über einen längeren Zeitraum (24 h) ertragen, ohne Schäden zu erleiden. Dieser Wert liegt in<br />

der Größenordnung, die bei der Stauraumlegung im Unterwasser des KW Rott im Jahr 2007<br />

gemessen wurde (ø über 20 h = 2,3 g/l, Maximalwert = 7,66 g/l, Daten: Salzburg AG <strong>für</strong><br />

TB Umweltgutachten Petz OG 37


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Energie, <strong>Verkehr</strong> und Telekommunikation). Die aufgetretenen Spitzenwerte liegen deutlich<br />

unter den von Fischen tolerierten Maximalwerten (35 g/l über 2 h, Petz-Glechner et al. 2001).<br />

Im Zuge der Arbeiten an der Eisenbahnüberführung ist mit deutlich geringeren Schwebstoffkonzentrationen<br />

zu rechnen als diese während der Staulegung auftraten. Allerdings muss<br />

von einer längeren Expositionszeit ausgegangen werden. Hier sind die Angaben über mögliche<br />

Schädigungsraten in der Literatur extrem schwankend. Sicher ist, dass die Gewöhnung<br />

an getrübtes Wasser eine große Rolle spielt (Bisson & Bilby 1982); die Saalach ist ein von<br />

Natur aus mit Schwebstoffen v.a. zur Schneeschmelze aber auch nach Starkregenereignissen<br />

stark vorbelastetes Gewässer, so dass davon auszugehen ist, dass bereits eine Gewöhnung<br />

der Fische an gewisse Trübungen stattgefunden hat. Ist die Möglichkeit zur Abwanderung<br />

gegeben, werden trübe Gewässer generell gemieden (Sigler et al. 1984, Boubée et al.<br />

1997).<br />

Es ist aber angesichts der zu erwartenden Intensität der Trübung nicht davon auszugehen,<br />

dass eine nachhaltige direkte Schädigung der Fischfauna eintritt. Die eventuelle Problematik<br />

der Abwanderung ist weniger ein ökologisches (da das KW Rott über eine Fischwanderhilfe<br />

verfügt) denn ein fischereiwirtschaftliches Problem.<br />

Die geplanten Zeiträume erhöhter Schwebstofffrachten liegen hauptsächlich im November<br />

und Dezember des Jahres 2013, im März und November des Jahres 2014, sowie im März<br />

2015. Die Eingriffe im Herbst kommen dabei am Ende der Laichzeit der Bachforelle zu liegen.<br />

Die im Frühjahr vor bzw. zu Beginn der Laichzeit der Äsche. Aus bautechnischen und<br />

sicherheitstechnischen Gründen müssen die geplanten Arbeiten jedoch in Zeiten mit Niederwasserführung<br />

durchgeführt werden. Ein Ausweichen in die abflussreichen Sommermonate<br />

August und September ist nicht möglich.<br />

Tab. 9: Zeiten zu erwartender erhöhter Schwebstoffkonzentrationen in der Saalach (mündl. Mitteilung<br />

N. Schreier, DB ProjektBau GmbH).<br />

Monat I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII<br />

2013<br />

2014<br />

2015<br />

Je geringer die Strömung ist, desto rascher sinken die Sedimente zu Boden. Durch die Lage<br />

der Baustelle im Stauraum des KW Rott ist in diesem Fall auch eine kürzere Fließstrecke<br />

betroffen als bei Baustellen in freien Fließstrecken. Es ist davon auszugehen, dass ein wesentlicher<br />

Teil v.a. der schwereren Partikel noch im Stauraum sedimentiert. Problematisch<br />

sind Ablagerungen im Unterwasser, v.a. im Bereich potenzieller Laichplätze, wobei die Strecke<br />

zwischen dem KW Rott und der Mündung in die Salzach diesbezüglich aufgrund der<br />

anthropogenen Überformung nur wenige Reproduktionsareale bietet. Durch Ablagerungen<br />

von Feinsediment am Laichplatz sinken die Durchlässigkeit des hyporheischen Interstitials<br />

und die Sauerstoffversorgung (Turnpenny & Williams 1980, Argent & Flebbe 1999). Forellen<br />

werden dadurch vom Anlegen der Laichgruben abgehalten bzw. werden Laichareale wieder<br />

aufgegeben (Wilber 1983, loc. cit. Bruton 1985). Aufgrund der fehlenden Laichmöglichkeiten<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 38


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

im Staubereich und auch dem begrenzten Reproduktionspotential im hart verbauten Unterwasser<br />

ist jedoch nur mit geringen Beeinflussungen der Laichaktivität von Bachforelle und<br />

Äsche zu rechnen.<br />

Auf die benthischen Zönosen ist durch das zeitlich eng begrenzte Auftreten der Trübungen<br />

kaum mit längerfristigen Folgen zu rechnen. Im Staubereich ist v.a. aufgrund der durch die<br />

reduzierte Fließgeschwindigkeit stark veränderten Substratzusammensetzung ohnedies von<br />

einer deutlich veränderten Artenzusammensetzung und entsprechend von einer derzeitigen<br />

Zielverfehlung auszugehen. Im Unterwasser haben sich arten- und taxareiche Zönosen eingestellt,<br />

die im Falle des Makrozoobenthos den guten, im Falle des Phytobenthos sogar den<br />

sehr guten Zustand anzeigen. Diese Verhältnisse konnten sich trotz der Stauraumspülungen<br />

des KW Rott etablieren, während derer es ebenfalls zu einer deutlichen Erhöhung der Trübstofffracht<br />

kommt. Wesentlich ist, dass im Unterwasser des KW Rott keine Ablagerungen im<br />

Sohlsubstrat entstehen, die das Kieslückensystem verlegen. In Summe sind aber keine dauerhaften,<br />

negativen Folgen auf die Lebensgemeinschaft des Gewässergrunds zu erwarten.<br />

In der Salzach ist ebenso mit keinen Auswirkungen während der Bauphase durch Gewässertrübungen<br />

zu rechnen, da der Vorfluter ein Vielfaches des Abflusses der Saalach führt (Tab.<br />

10).<br />

Tab. 10: Mittlere Niederwasserführung und Mittelwasserführung der Saalach am Pegel Siezenheim<br />

und der Salzach am Pegel Salzburg (BMLFUW 2011).<br />

Salzach<br />

(Pegel Salzburg)<br />

Saalach<br />

(Pegel Siezenheim)<br />

MJNQT 55,7 m³/s 7,34 m³/s 7,6:1<br />

MQ 177 m³/s 39,2 m³/s 4,5:1<br />

Verhältnis<br />

Neben den Trübungen sind Einflüsse auf die Benthoszönosen vor allem durch den Abtrag<br />

des Bodens im Zuge der Sohlsicherung zu erwarten. Diese sind jedoch nur relativ kleinräumig<br />

und betreffen einen Gewässerabschnitt mit einer stark beeinträchtigten Bodenfauna. Auf<br />

Ebene des Wasserkörpers sind die Folgen der Sohlsicherung auf die benthischen Qualitätselemente<br />

verschwindend gering.<br />

Nach Abschluss der Bauarbeiten stellt die Eisenbahnüberführung an der Saalach in keiner<br />

Form eine Beeinträchtigung <strong>für</strong> die aquatische Lebensgemeinschaft dar. Eine dauerhafte<br />

Verschlechterung der gewässerökologischen Verhältnisse kann ausgeschlossen werden. Die<br />

Zielerfüllung gemäß EU-WRRL (2002) wird nicht erschwert.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 39


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

6. Maßnahmen zur Verminderung<br />

Für die Bauphase werden allgemeine Maßnahmen zum Schutz des Gewässers formuliert.<br />

Diese betreffen vornehmlich die Absicherung der Baustelle, die Minimierung der Trübstoffbelastungen<br />

des Gewässers, sowie Maßnahmen zum Ausgleich des Geschiebehaushalts des<br />

Gewässers. Bei sachgemäßer Einhaltung besitzen die Maßnahmen eine hohe Wirksamkeit.<br />

Maßnahme 1 Information aller Wasserberechtigten<br />

Ziel: Zeitgerechte Information aller Wasser- und Fischereiberechtigten über den Beginn der<br />

Bauarbeiten in bzw. am Gewässer.<br />

Alle betroffenen Wasserberechtigten und Wasserrechtsinhaber, sowie alle Fischereiberechtigten<br />

sind rechtzeitig und nachweislich mindestens drei Wochen vor Beginn der Baumaßnahmen<br />

zu informieren.<br />

Maßnahme 2 Allgemeine Vorgaben <strong>für</strong> Bautätigkeiten<br />

Ziel: Reduktion negativer Auswirkungen auf das vom Projekt betroffene Gewässer durch<br />

Baustelleneinrichtungen, allgemeine Bautätigkeiten bzw. wasserseitige Baumaßnahmen.<br />

Treibstoffe, Öle, Schmierstoffe etc. werden im Nahbereich des Gewässers weder gelagert<br />

noch manipuliert. Für die Lagerung von derartigen Stoffen werden entsprechende Lager-<br />

sowie Manipulationseinrichtungen hergestellt. Kraftfahrzeuge mit StVO Zulassung werden<br />

außerhalb des Baustellenbereichs betankt. Fahrzeuge und Maschinen ohne StVO Zulassung<br />

werden vor Ort von Kleintankfahrzeugen (mit StVO Zulassung), die mit doppelwandigen<br />

Behältern ausgestattet sind auf speziell zum Untergrund hin abgedichteten Betankungsflächen<br />

betankt. In direkt am Gewässer eingesetzten Baugeräten werden umweltgerechte<br />

Schmiermittel und Öle eingesetzt. Vor Ort werden keine Reparaturen an Maschinen und<br />

Geräten durchgeführt. Alle Geräte entsprechen dem Stand der Technik und sind gewartet.<br />

Betonverschmutzte Fahrzeuge und Arbeitsgeräte werden nicht im Gewässer oder in Gewässernähe<br />

gereinigt. Baustoffe und Hilfsstoffe werden sachgemäß gelagert. Für den Fall<br />

von Störfällen werden entsprechenden Mengen an Gegenmaßnahmen (z.B. Ölbindemittel)<br />

vorgehalten. Das Baustellenpersonal wird über Standort und Anwendung dieser Mittel entsprechend<br />

geschult.<br />

Maßnahme 3 Reinigung anfallender Wässer<br />

Ziel: Vermeidung von Trübung und Feinsedimenteintrag ins Gewässer<br />

Das in die Spundwandkästen eintretende Grund-, Saalach- und Niederschlagswasser wird<br />

auf seine Trübung untersucht und bei Bedarf in Absetzbecken gepumpt. Nach Absetzten<br />

der Feinsedimente wird es von dort aus in die Saalach zurückgeführt.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 40


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Maßnahme 4 Vermeidung schädlicher Auswirkungen von Trübungen<br />

Ziel: Die im Zuge der Baumaßnahmen im Gewässer entstehenden Trübungen und die einhergehenden<br />

Beeinträchtigungen der Gewässerfauna sollen möglichst eingeschränkt werden.<br />

Der Aushub der Sohlsicherung wird mittels Baggern mit Greifern durchgeführt, um das Ausschwemmen<br />

von Material während des Hochhebens möglichst gering zu halten. Während<br />

der Sohlsicherung und den Bau- bzw. Rückbauarbeiten der beiden Arbeitsplattformen<br />

kommen maximal zwei Bagger gleichzeitig im Gewässer zum Einsatz, um die Menge der<br />

mobilisierten Schwebstoffe auf ein Minimum zu reduzieren.<br />

Maßnahme 5 Geschieberückgabe<br />

Ziel: Ausgleich des Geschiebehaushalts der Saalach und der unteren Salzach.<br />

Das im Zuge der Sohlsicherung entnommene Grobgeschiebe wird zunächst <strong>für</strong> die Errichtung<br />

der Arbeitsplattformen genutzt. Beim Rückbau dieser wird das Material dem Fluss wieder<br />

zugeführt, um ein Geschiebedefizit zu verhindern. Die Rückgabe erfolgt in Absprache<br />

mit der Bundeswasserbauverwaltung im Unterwasser des KW Rott oder in der Salzach. Vor<br />

Beginn der Arbeiten wird der zuständigen Behörde ein Konzept über den Rückgabeort des<br />

Materials vorgelegt. Das aus der Saalach entnommene Feinsediment wird fachgerecht entsorgt.<br />

Maßnahme 6 Fischwanderhilfe des KW Rott<br />

Ziel: Erhaltung der Funktionsfähigkeit der FWH des KW Rott<br />

Nach Beendigung der Bauarbeiten wird die FWH des KW Rott in Absprache mit dem Kraftwerksbetreiber<br />

begangen und hinsichtlich Verschlammungen bzw. Kolmatierungen begutachtet.<br />

Der Zustand wird fotographisch dokumentiert und bei Bedarf werden Maßnahmen<br />

zur Wiederherstellung der vollen Funktionsfähigkeit der FWH ergriffen.<br />

Maßnahme 7 Ufergestaltung<br />

Ziel: Erhöhung der Strukturausstattung des Gewässers<br />

Die von den Bauarbeiten betroffenen Uferbereiche werden in Absprache mit der Bundeswasserbauverwaltung<br />

möglichst rau und strukturreich wiederhergestellt. Zumindest<br />

kleinräumige Einstandsmöglichkeiten <strong>für</strong> die Fischfauna sollen entstehen.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 41


7. Fazit<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Die Errichtung der Eisenbahnbrücke über die Saalach im Rückstaubereich des KW Rott ist<br />

ein Eingriff in ein bereits derzeit sowohl morphologisch als auch aus organismischer Sicht<br />

stark beeinträchtigtes Gewässer. Bei Einhaltung der vorgeschlagenen Maßnahmen ist mit<br />

keiner maßgeblichen Beeinträchtigung der aquatischen Lebensgemeinschaft während des<br />

sowohl örtlich als auch zeitlich begrenzten Einflusses der Bauphase zu rechnen. Eine temporäre<br />

Beeinflussung der Fischfauna (erhöhte Abwanderungstendenz) kann nicht mit Sicherheit<br />

ausgeschlossen werden, ist aber eher ein fischereiwirtschaftliches denn ein gewässerökologisches<br />

Problem.<br />

Nach Baufertigstellung ist mit hoher Wahrscheinlichkeit von keinen dauerhaften Auswirkungen<br />

durch die entstandenen Brückenpfeiler auf die Gewässerfauna auszugehen. Es ist nicht<br />

von einer dauerhaften negativen Entwicklung der gewässerökologischen Verhältnisse bedingt<br />

durch den Brückenbau auszugehen. Die künftige Zielerreichung gemäß EU-WRRL wird<br />

nach derzeitigem Wissenstand nicht verhindert oder unverhältnismäßig erschwert.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 42


8. Literatur<br />

Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Argent D. G. & P. A. Flebbe (1999): Fine sediment effects on brook trout eggs in laboratory<br />

streams. Fisheries Research 39, 253-262.<br />

BAW (2012): Leitbildkatalog. Stand Februar 2012. download www.baw-igf.at<br />

Bisson P. A. & R. E. Bilby (1982): Avoidance of suspended sediment by juvenile coho<br />

salmon. North Am. J. Fish. Managem. 4, 371-374.<br />

BMLFUW – <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

(Hrsg.) (2009): Leitfaden zur Bewertung erheblich veränderter Gewässer: 1-36.<br />

BMLFUW - <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

(Hrsg.) (2010a): Nationaler Gewässerbewirtschaftungsplan 2009 - NGP 2009<br />

(BMLFUW-UW.4.1.2/0011-l/4/2010).<br />

BMLFUW – <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

(Hrsg.) (2010b): Leitfaden zur Hydromorphologischen Zustandserhebung von Fließgewässern.<br />

Version A-01d_HYM: 1-72.<br />

BMLFUW – <strong>Bundesministerium</strong> <strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft<br />

(Hrsg.) (2011): Hydrographisches Jahrbuch von Österreich 2009. Band 117. Hydrographischer<br />

Dienst in Österreich, Wien.<br />

Boubée J. A. T., Dean T. L., West D. W. & R. F. G. Barrier (1997): Avoidance of suspended<br />

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Zealand J. Mar. Freshw. Res. 31, 61-69.<br />

Bruton M. N. (1985): The effects of suspensoids on fish. Hydrobiologia 125, 221-241.<br />

CEN 14011 (2003): Europäische Norm. Deutsche Fassung: Wasserbeschaffenheit. Probenahme<br />

von Fisch mittels Elektrizität. Entwurf.<br />

EU-WRRL (2000): Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom<br />

23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens <strong>für</strong> Maßnahmen der Gemeinschaft<br />

im Bereich der Wasserpolitik ("Wasserrahmenrichtlinie"). L 327/1-72.<br />

Haunschmid R., Schotzko N., Petz-Glechner R., Honsig-Erlenburg W., Schmutz S., Spindler<br />

T., Unfer G., Wolfram G., Bammer V., Hundritsch L., Prinz H. & B. Sasano (2010):<br />

Leitfaden zur Erhebung der biologischen Qualitätselemente. Teil A1 Fische. <strong>Bundesministerium</strong><br />

<strong>für</strong> Land- und Forstwirtschaft, Umwelt- und Wasserwirtschaft (Hrsg.). 1-<br />

79.<br />

Hölzl W. (2006): Der Lieferinger Kultur-Wanderweg: auf 52 Stationen durch die bewegte Geschichte<br />

eines Salzburger Stadtteils. Verein Stadtteilmuseum Salzburg-Liefering: 1-<br />

240.<br />

Land Salzburg (2008): Fischbestandserhebungen gemäß GZÜV 2007-2009. Salzach. Daten<br />

von: Umweltgutachten Petz OG. Datensammlung Gewässerschutz, Thema Fließgewässer,<br />

Komponente 7, Befischungen.<br />

TB Umweltgutachten Petz OG 43


Eisenbahnüberführung Saalach - Gewässerökologie<br />

Land Salzburg (2009): Fischbestandserhebungen gemäß GZÜV 2007-2009. Salzach. Daten<br />

von: Umweltgutachten Petz OG. Datensammlung Gewässerschutz, Amt der Salzburger<br />

Landesregierung. Thema Fließgewässer, Komponente 7, Befischungen.<br />

Land Salzburg (2010): FW54110117 (Saalach uh Rott). Datenblatt Phytobenthos und Makrozoobenthos.<br />

Daten von: ARGE Ökologie. Datensammlung Gewässerschutz, Amt der<br />

Salzburger Landesregierung.<br />

Mader H., Steidl T. & Wimmer R. (1996): Abflussregime österreichischer Fließgewässer.<br />

UBA-Monographien 82: 1-192.<br />

Moog O., Schmidt-Kloiber A., Ofenböck T. & J. Gerritsen (2001): Aquatische Ökoregionen<br />

und Fließgewässer-Bioregionen Österreichs - eine Gliederung nach geoökologischen<br />

Milieufaktoren und Makrozoobenthos-Zönosen. Wasserwirtschaftskataster, <strong>Bundesministerium</strong><br />

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TB Umweltgutachten Petz OG 44

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