Bild: Gasthof Falken
UNO — Amici 29 Gerade mal sechs Tage hatten sie offen, dann mussten Céline Tschanz und Florian Bobst den wunderschön renovierten Gasthof Falken pandemiebedingt wieder schliessen. Mittlerweile fliegt der Vogel wieder und mit ihm eine Crew, wie es sie nur einmal gibt in Zürich. Dass mein Weg zum Gasthof Falken in der Schmiede Wiedikon in Zürich am Restaurant Hardhof am Albisriederplatz vorbeiführt, ist zwar Zufall – entbehrt aber nicht einer gewissen Symbolik. Es ist der Weg, den auch Céline Tschanz und Florian Bobst nahmen – vom Hardhof in den Falken. Im Hardhof lernte ich die beiden kennen; hier erlebte ich sie und ihr Team zum ersten Mal in ihrem Element als talentierte Gastgeber. Nie zuvor hatte ich auf so engem Raum so virtuos gelebte, unkomplizierte Gastfreundschaft erfahren. Für mich war es Liebe auf den ersten Blick, Schluck und Biss. Als ich den Gasthof Falken an diesem schönen Sommertag frühnachmittags betrete, herrscht Hochbetrieb. «Es ist verrückt, heute», sagt Florian und rauscht mit zwei vollen Tellern hinaus auf die grosse Terrasse. Viele Tische sind auch nach dem Mittagsservice noch besetzt, die Sonne wirft ein fleckiges Licht durch die Blätter der grossen Bäume auf den grosszügigen Platz und die angeregt plaudernde Gästeschar. Es herrscht eine Stimmung, als hätte es nie einen Virus gegeben. Dieser aber hat Céline und Florian beinahe in den Ruin getrieben. An diesem Nachmittag ist davon indessen nichts zu spüren, die Terrasse ist voll, Florian ist im Schuss. Auftritt Céline. Knallrote Trainerhose, knallige Leoparden-Bluse, riesige Sonnenbrille. Sie wirft beim Eintreten ein laut-fröhliches «Bonjour!» in die Runde, tauscht sich sofort mit den Mitarbeitenden aus, nimmt den Raum für sich ein. Sie schaut, ob alles läuft, wie es sollte, und sie beginnt plötzlich aus vollem Hals den Refrain von Linda Perrys «What’s up» mitzusingen, der aus der Musikanlage erklingt. Sie trifft die anspruchsvolle Melodie <strong>No</strong>te um <strong>No</strong>te perfekt, Céline hat eine fantastische Stimme. «Es war mein grosser Traum, Sängerin zu werden», sagt sie anschliessend. Statt auf grossen Bühnen fand sie sich aber in einer kaufmännischen Lehre in einem Reisebüro wieder. Und wusste schon beim Abschluss: das konnte es nicht sein. Auf gut Glück bewarb sie sich, gerade mal 21-jährig, im Restaurant Rosaly’s beim Bellevue – und erhielt prompt die Stelle. Céline entdeckte ihre Leidenschaft fürs Gastgeben. «Ich brauche Menschen um mich», sagt sie strahlend. Sie liess sich zur Geschäftsführerin ausbilden. Gleichzeitig wurde jemand eingestellt, der sich als zukünftiger Vater ihrer drei Kinder herausstellen sollte: Florian Bobst. Liebe auf den ersten Blick. Florian hatte es nach einer Krankenpflegerausbildung ebenfalls ins Gastgewerbe verschlagen. Als das erste Kind kam, widmete sich Céline erst einmal dem Muttersein, während