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Schaffenrath, Muttergottes_165x230_2022 web

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und schätzen und war sogar Trauzeuge bei dessen Heirat mit der Nonne Katharina<br />

von Bora 1525. Cranach unterhielt eine große Malerwerkstätte und war zudem<br />

noch in verschiedenen anderen Bereichen tätig (etwa als Bürgermeister der<br />

Stadt), sodass bei seinen zahlreichen noch erhaltenen Bildern oft nur schwer zu<br />

sagen ist, was er selbst und was seine Gehilfen gemalt haben. 6<br />

Cranach hat zahlreiche Madonnenbilder geschaffen, auf die in den zeitgenössischen<br />

Quellen oft nur sehr unspezifisch Bezug genommen wird. Deswegen ist<br />

nicht leicht festzustellen, wann genau das Mariahilf-Bild gemalt wurde, das später<br />

nach Innsbruck gelangen sollte. Meistens wird eine Entstehungszeit zwischen<br />

1514 und 1525 (so Norbert Möller) angenommen, doch es gibt auch andere Vorschläge.<br />

7 Was den Madonnen-Typus betrifft, wird Maria hier als „Maria eleusa“<br />

(Mariahilf) dargestellt; sehr wahrscheinlich ist, dass sich Cranach an niederländischen<br />

Vorbildern (Notre Dame de Grâce, Cambrai) orientierte. Besonders auffallend<br />

sind der durchsichtige und nur hauchdünne Spitzenschleier, der Maria<br />

und Jesus verbindet, und insgesamt die Schlichtheit der Darstellung, die dennoch<br />

sehr kräftig ausfällt.<br />

Das Mariahilf-Bild hat eine bewegte Geschichte: 8 Zuerst befand es sich in Dresden<br />

in der Privatkapelle der Herzogin Barbara von Sachsen (1478–1534). Von dort<br />

wurde es in die Dresdner Hauptkirche, die Heiliggeistkirche, die 1760 zerstört<br />

werden sollte, überführt. Sehr bald schon wurde es (wohl aufgrund der Probleme,<br />

die die Reformation grundsätzlich mit bildlichen Darstellungen hatte) von dort<br />

in die kurfürstlich-sächsische Kunstkammer, ebenfalls in Dresden, verbracht.<br />

1611 kam es zu einem folgenschweren Besuch des späteren Tiroler Landesfürsten,<br />

Erzherzog Leopold V. (1586–1632), bei Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen<br />

(1585–1656) aus Anlass seines Regierungsantritts. Leopold war zu dem Zeitpunkt<br />

(nicht geweihter) Fürstbischof von Passau und Straßburg, und Johann Georg<br />

gestattete ihm, sich ein Gastgeschenk aus seiner Kunstkammer auszusuchen.<br />

Leopold wählte das Mariahilf-Bild und nahm es mit in die Schlosskapelle seines<br />

Bischofssitzes in Passau. Dort wurde eine Kopie angefertigt und zunächst in einer<br />

Holzkapelle, ab 1627 in einer prächtigen Wallfahrtskirche auf dem späteren Mariahilfberg<br />

ausgestellt, wo sie heute noch zu sehen ist. Schon 1619 nahm Leopold<br />

das Original mit nach Tirol, wo er die Statthalterschaft übertragen bekommen<br />

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