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Einleitung<br />
AUS DEM TAGEBUCH DER UNIVERSITÄT<br />
Am Abend des 9. August 1750 setzte sich Ignatius Rhomberg SJ, Dekan der Katholisch-Theologischen<br />
Fakultät der Innsbrucker Universität, an seinen Schreibtisch<br />
und verfasste einen eindrucksvollen Bericht darüber, was er im Lauf des<br />
Tages erlebt hatte: Er hatte nämlich an der spektakulären Prozession teilgenommen,<br />
mit der gerade einwöchige Feierlichkeiten abgeschlossen wurden, in denen<br />
dankbar an die Übertragung des Gnadenbildes Mariahilf von Lucas Cranach d.<br />
Ä. in die Innsbrucker Pfarrkirche vor einhundert Jahren erinnert worden war. 1<br />
Die Prozession – so vermerkt es Dekan Rhomberg 2 – hatte nach dem Mittagessen<br />
begonnen und dauerte bis 19.15 Uhr. Das Gnadenbild wurde auf einem prächtig<br />
geschmückten Wagen nicht nur durch die Innenstadt, sondern auch ans Innufer<br />
und in die Vorstadt zum Servitenkloster getragen. (Heute würde man das in der<br />
Maria-Theresien-Straße gelegene Servitenkloster nicht als in der Vorstadt, sondern<br />
als im Herzen von Innsbruck gelegen bezeichnen, doch war die eigentliche<br />
Stadt Mitte des 18. Jahrhunderts noch sehr klein.) Der Dekan schreibt weiter,<br />
dass sich neben den Würdenträgern der Universität, die ihm klarerweise besonders<br />
am Herzen lagen, eine Reihe weiterer Ehrengäste dem Zug angeschlossen<br />
hatten, allen voran der Fürstbischof von Brixen, Leopold Maria Graf von Spaur<br />
(1696–1778), ein gebürtiger Innsbrucker. Neben ihm fielen dem Dekan noch der<br />
Brixner Weihbischof Ferdinand Joseph Gabriel Graf von Sarnthein (1697–1762),<br />
Propst Antonius Steigenberger vom Augustinerstift Neustift (reg. 1737–1767),<br />
Abt Rogerius Sailer vom Zisterzienserstift Stams (reg. 1742–1766), Abt Norbert<br />
I. Bußjäger vom Prämonstratenserstift Wilten (reg. 1747–1765) und Abt Ignatius<br />
des (1807 aufgehobenen) Augustiner Chorherrenstifts San Michele all’Adige auf –<br />
kurz: Die gesamte kirchliche Prominenz der Diözese Brixen war vertreten.<br />
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