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Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

3. Höhenunterschiede, Horizontalwinkel und Horizontalstrecken<br />

3.1 Höhenunterschiede<br />

grundlegend unterschiedliche Bestimmungsverfahren :<br />

• geometrisch := direkt<br />

• hydrostatisch<br />

• trigonometrisch := indirekt<br />

• barometrisch<br />

3.1.1 Prinzip (geometrisch)<br />

gesucht : ∆h zwischen zwei Geländepunkten A und B<br />

A<br />

Lattenablesung<br />

1,96<br />

horizontale Ziellinie<br />

Lattenablesung<br />

1,12<br />

Abb. 3.1.1 : Prinzip der Höhenmessung<br />

B<br />

∆h = 1,96 - 1,12<br />

= 0,84 m<br />

Prinzip =<br />

Messen des lotrechten Abstandes beider Punkte von der horizontalen Ziellinie<br />

Gerät zum Herstellen der horizontalen Ziellinie: Nivelliergerät<br />

+ 2 Nivellierlatten zum Messen der Abstände der Ziellinie von den Geländepunkten<br />

→ Berechnung des Höhenunterschiedes als Differenz der beiden Ablesungen<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Seite 3-1


verallgemeinert:<br />

Rückblick r 1<br />

(rückwärts im<br />

Sinne d. Meß-<br />

richtung)<br />

A<br />

Festpunkt,<br />

Höhe über NN bekannt<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

Vorblick v 1<br />

WP<br />

Wechselpunkt<br />

Abb. 3.1.2 : Höhenübertragung<br />

hier :<br />

allgemein :<br />

I 1<br />

∆h<br />

∆h<br />

AB<br />

AB<br />

r 2<br />

∆h 1 = r 1-v 1<br />

Meßrichtung<br />

= ∆h + ∆h<br />

= ( r − v ) + ( r − v2)<br />

1 2 1 1 2<br />

∑ ∑ ∑<br />

= ∆h<br />

= r − v<br />

I 2<br />

i i i<br />

v2<br />

B<br />

∆h 2 = r 2-v 2<br />

Elimination des Einflusses der Erdkrümmung, sofern gleiche Zielweiten für<br />

Rückblick und Vorblick gegeben sind !<br />

3.1.2 Feldarbeiten und Auswertung von einfachen Liniennivellements<br />

Ziel : Bestimmung des Höhenunterschiedes zwischen A und B<br />

1. Latte auf A aufstellen, Instrument auf I1, Latte ablesen<br />

(cm ablesen, mm schätzen)<br />

2. Latte auf 1. Wechselpunkt stellen, Instrument drehen, WP1 ablesen<br />

(Zielweiten abschreiten → AI1 ≈ I1 WP1<br />

Schiefe der Ziellinie)<br />

, → Elimination des Einflusses der<br />

• Latte an den Wechselpunkten auf eine Bodenplatte, den sog. „Frosch“<br />

stellen (→ bei uns gelb), „Frosch“ gut in den Untergrund eintreten !<br />

A<br />

Abb. 3.1.3 : Erfassung der Messwerte in das Feldbuch<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

I2<br />

I1 WP 1 WP 2<br />

Seite 3-2<br />

I3<br />

WP 3<br />

B


Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

3.1.3 Instrumente zur direkten Messung von Höhenunterschieden<br />

prinzipiell: Messfernrohr, dessen Zielachse horizontal ausgerichtet werden muss<br />

3.1.3.1 Zwei Typen von Nivellierinstrumenten :<br />

früher: Libellennivelliere<br />

heute: Kompensatornivelliere (analog/digital)<br />

1. Kompensatornivellier = automatisches Nivellier<br />

• Einspielen der Röhrenlibelle ist ersetzt durch ein mechanisch-optisches<br />

Bauteil<br />

→ Kompensator<br />

(= an dünnen Drähten hängende Spiegel, Prismen, Linsen)<br />

• Kompensator unterliegt der Erdschwerkraft<br />

→ er gleicht Neigungen der Zielachse bei jeder Zielung selbsttätig aus<br />

• Vorhorizontierung geschieht anhand der Dosenlibelle<br />

⇒ ! schneller !<br />

2. Digital-Kompensatornivellier<br />

• elektronisch messend<br />

• automatisch rechnend und registrierend<br />

→ internes REC-Modul<br />

→ Kabelanschluss zu externer Registriereinheit<br />

• Kombinivellierlatte mit klassischer Skalenteilung (→ visuelle Messung)<br />

und Strichcode (→ elektronische Messung)<br />

Strichcode : Codebild<br />

⇒ digitales Messsignal<br />

⇒ Bildverarbeitung : Korrelation, bis Übereinstimmung mit Referenzsignal<br />

Seite 3-3


Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

3.1.3.2 Klassifizierung nach Genauigkeiten<br />

Genauigkeitsstufe<br />

einfache Genauigkeit<br />

hohe Genauigkeit<br />

höchste Genauigkeit <br />

Standardabweichung<br />

für 1 km Doppelnivellement<br />

Baunivellier<br />

• technische Nivellements auf Baustellen<br />

• Aufnahme von Längs- und Querprofilen<br />

• Flächennivellements<br />

Seite 3-4<br />

Verwendungszweck<br />

Beispiel<br />

σn ≤ Zeiss Leica<br />

6 mm Baunivellier NI 50 Wild NA<br />

20<br />

2 mm Ingenieur- NI 30, NI NA 2002<br />

nivellier 40<br />

0,5 mm Feinnivellier NI 2 NA 5000<br />

Ingenieurnivellier<br />

• amtliche Festpunktnivellements im Netz 3.Ordnung<br />

• Geländeaufnahmen für Massenberechnungen<br />

• Straßen-, Brücken-, Tunnelbau<br />

Feinnivellier<br />

• amtliche Festpunktnivellements in den Netzen 1. und 2.Ordnung<br />

• Überwachung von Staumauern, Brücken, Fundamenten


Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

3.1.4 Überprüfung eines Nivelliers<br />

3.1.4.1 Justieranforderungen<br />

wesentliche Voraussetzung :<br />

Abb. 3.1.4 Voraussetzung<br />

horizontale<br />

Ziellinie<br />

Wie ist diese Voraussetzung realisiert ? ... also genauer :<br />

Strichplatte<br />

Fadenkreuz<br />

Fernrohrlibelle<br />

VV<br />

Vertikalachse<br />

Meßfernrohr<br />

Abb. 3.1.5 Aufbau eines Nivelliers<br />

LL Libellenachse .<br />

ZZ Zielachse<br />

Die Libellenachse ist<br />

eine Tangente an der<br />

Lauffläche der Libelle<br />

im Normalpunkt<br />

Justierbedingungen : 1. LL ll ZZ (Libellenachse parallel zur Zielachse)<br />

2. LL ⊥ VV (Libellenachse senkrecht auf der Vertikalachse)<br />

sofern nicht gegeben:<br />

Bestimmung des Spielpunktes der Libelle<br />

und mittels Libellenjustierschraube auf Normalpunkt einspielen<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Seite 3-5


Latte 1<br />

r r<br />

r ' = r+d<br />

r ' = r+d<br />

Zielweite<br />

Rückblick<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

Einfluss einer fehlerhaften Justierung :<br />

Abb. 3.1.6 Fehlerhafte Justierung<br />

Zielweite<br />

Vorblick<br />

v<br />

Latte 2<br />

v ' = v+d<br />

der Fehlereinfluss ist Zielweiten-abhängig !<br />

⇓<br />

gleiche Zielweiten für Rückblick und Vorblick<br />

⇓<br />

automatische Elimination des Fehlereinflusses<br />

Folgerungen :<br />

∆hfehlerfrei = r - v<br />

∆hfehlerbehaftet = r ‘ - v ‘<br />

= (r + d) - (v + d)<br />

= r + d - v - d<br />

= r - v<br />

• Messanordnung (d.h. das Einrichten der Zielweiten) beeinflusst unmittelbar<br />

die erreichbare Genauigkeit<br />

• geeignete Messanordnung erlaubt die Überprüfung des Nivelliers !<br />

⇓<br />

Prüfverfahren für Nivelliere<br />

= Kombination aus Aufstellungen,<br />

die automatisch zur Elimination des Fehlereinflusses führen<br />

⇒ „Sollwerte“<br />

mit Aufstellungen, die den ggf. vorhandenen Fehlereinfluss beinhalten<br />

⇒ „Istwert“<br />

Vergleich von Soll- und Istwerten läßt dann eine Aussage über<br />

die (De-)Justierung des Gerätes zu.<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Seite 3-6


Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Verfahren zur Justierung :<br />

• im Feld :<br />

• im Labor :<br />

→ Nivellement aus der Mitte<br />

→ Verfahren nach Kukkamäki<br />

→ Verfahren nach Nähbauer<br />

→ Kollimator<br />

3.1.4.2 Nivellement aus der Mitte<br />

Voraussetzung : Zielweite Rückblick ≈ Zielweite Vorblick !<br />

⇓<br />

a) Instrumentenaufstellung 1<br />

r1<br />

r1´=r1+d<br />

= 1,234<br />

d<br />

Latte A<br />

α<br />

s ~ 15 m<br />

1<br />

∆hkorrekt := Sollwert<br />

α<br />

s ~ 15 m<br />

2<br />

d<br />

Latte B<br />

Abb. 3.1.7 Nivellement aus der Mitte 1<br />

v1<br />

v1´=v1+d<br />

= 1,111<br />

si ... Zielweiten ; s1 = s2 !<br />

r1 ... theoretisch korrekter Rückblick<br />

(existiert real nicht)<br />

v1 ... theoretisch korrekter Vorblick<br />

(existiert real nicht)<br />

d ... aus fehlerhafter Justierung für<br />

s1 resultierender Fehler<br />

r1´ ... fehlerbehaftete tatsächliche<br />

Ablesung im Rückblick<br />

(z.B. Lattenablesung = 1,234)<br />

v1´ ... fehlerbehaftete tatsächliche<br />

Ablesung im Vorblick<br />

(z.B. Lattenablesung = 1,111)<br />

∆h´ = r1´ - v1´ = (r1 + d) - (v1 + d) = r1 + d - v1 - d = r1 - v1 = ∆hfehlerfrei<br />

∆h ist aufgrund der Messanordnung fehlerfrei :=<br />

Sollwert (im Beispiel : +0,123) ! = ∆h fehlerfrei<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Seite 3-7


Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

b) Instrumentenaufstellung 2 (Latten unverändert !)<br />

r2= Soll<br />

= 1,122<br />

r2 ‘<br />

=1,118<br />

d<br />

d<br />

Latte A<br />

s ~ 15 m<br />

1<br />

d<br />

α<br />

s ~ 15 m<br />

2<br />

Latte B<br />

Abb. 3.1.8 Nivellement aus der Mitte 2<br />

v2 ‘ = v2<br />

= 0,999<br />

ca.3 m<br />

Instrumentenstandpunkt unmittelbar an der Vorblicklatte<br />

„kein“ Fehlereinfluss an der Vorblicklatte (vernachlässigbar klein !)<br />

doppelter Fehlereinfluss an der Rückblicklatte<br />

= Fehlereinfluss aus fehlerhafter Justierung für s1 + s2 ( = 2 ∗ s1)<br />

∆h zwischen A und B unverändert<br />

⇒ ∆h = r2 - v2<br />

• Ermittlung der Soll-Ablesung :<br />

r2 = ∆h + v2 ⇒ Vorhersage derSoll-Ablesung auf die Rückblicklatte<br />

= rSoll (im Beispiel : 0,123 + 0,999 = 1,122)<br />

• Ist-Ablesung an der Rückblicklatte :<br />

= rIst<br />

r2 ´ = 1,118<br />

⇒ Interpretation :<br />

Gegenüberstellung von r2 und r2´ unter Berücksichtigung der Zielweite !<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Seite 3-8<br />


1,122<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

-<br />

1,118<br />

= 0,004 = 4 mm<br />

d d<br />

d<br />

~ 30 m<br />

Abb. 8.6 Interpretation der Ist-<br />

Ablesung<br />

α<br />

tan α =<br />

⇒ Maßnahme : Verschiebung des Fadenkreuzes auf die Soll-Ablesung<br />

3.1.4.3 Justierung am Kollimator<br />

Kollimator = • Fernrohr, auf ∞ eingestellt,<br />

Kollimation (Optik) :<br />

(Messtechnik) :<br />

beleuchtetes Strichkreuz in der Brennebene<br />

• Libelle ⇒ Zielachse streng horizontiert<br />

Erzeugung paralleler Strahlen<br />

2 Fernrohre mit parallelem Strahlengang<br />

(d.h. Fokussierung auf Unendlich)<br />

gegeneinander ausrichten<br />

Kollimator Nivellier<br />

Lampe Strichplatte<br />

Fadenkreuz<br />

Abb. 3.1.9 Justierung am Kollimator<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Seite 3-9<br />

0, 004<br />

30<br />

⇒ α = 8,5<br />

mgon<br />

Justierung :<br />

Verschiebung<br />

des<br />

Fadenkreuzes<br />

bis<br />

in den Brennpunkt


Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

Anwendung : • das zu justierende Nivellierinstrument ebenfalls auf ∞ stellen<br />

dann entweder (bei Libellen- oder Kippschraubennivellieren)<br />

• Strichkreuz des Prüflings über die Kippschraube des Nivelliers mit<br />

dem Strichkreuz des Kollimators zur Deckung bringen und danach<br />

die Libelle mit der Libellenjustierschraube einspielen<br />

oder (bei Automatischen Nivellieren)<br />

• die Dosenlibelle des Prüflings einspielen und dann<br />

das Strichkreuz mit der Strichkreuzberichtigungsschraube in Übereinstimmung<br />

bringen<br />

mit dem Strichkreuz des Kollimators<br />

Seite 3-10


3.2 Horizontalwinkel<br />

3.2.1 Prinzip<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

→ alle Aufnahmeverfahren zur Koordinatenbestimmung sind bezogen auf<br />

ein ebenes Koordinatensystem<br />

→ es muss eine vertikale Projektion der Messelemente wie Winkeln und<br />

Strecken in eine ebene Bezugsfläche stattfinden<br />

Definitionen<br />

Horizontalwinkel<br />

= Vertikalprojektion eines Raumwinkels auf eine Horizontalebene<br />

Raumwinkel ⇒ Winkel zwischen zwei räumlichen Geraden<br />

:= Differenz zweier Richtungen<br />

Ein Winkel entsteht durch Ablesen von zwei Richtungen<br />

(=Messwerten)<br />

und Berechnung<br />

von: „rechte“ Richtung - „linke“ Richtung<br />

(2. Richtung – 1. Richtung)<br />

Zur Richtungsmessung benötigt man als Instrument einen Theodolit.<br />

Seite 3-11


Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

3.2.2 Feldarbeiten und Auswertung von Richtungsbeobachtungen<br />

Ziel: von einem Punkt S aus<br />

Richtungen beobachten zu 3 Zielen<br />

⇒ Berechnung beliebiger Winkel, die sich<br />

aus folgenden Kombinationen ergeben:<br />

α<br />

α<br />

Μ<br />

α<br />

= r − r<br />

12 2 1<br />

= r − r<br />

1 3 3 1<br />

= r − r<br />

ij j i<br />

3.2.2.1 Aufstellen des Theodolits<br />

S<br />

r 1<br />

α 12<br />

α 13<br />

1<br />

Abb. 3.2.1 : Richtungsbeobachtung<br />

• Theodolit auf Stativ aufschrauben<br />

• Stativ über dem Bodenpunkt zentrieren und horizontieren<br />

Zentrierung mit (- Schnurlot)<br />

- optischem Lot oder<br />

(- Zentrierstativ mit Stablot)<br />

Hilfsmittel für die Horizontierung : Libellen<br />

Dosenlibelle • ein rundes Glasgefäß<br />

• innen oben kugelförmig<br />

• gefüllt mit Äther oder Alkohol bis auf einen kleinen<br />

Rest, die Libellenblase!<br />

• ist die Dosenlibelle eingespielt ⇒<br />

Tangentialebene II zur Aufsatzebene<br />

• Justierung:<br />

Ausschlag zur Hälfte mit Stellschraube beseitigen<br />

Röhrenlibelle • zylindrische Glasröhre<br />

• innen oben tonnenförmig,<br />

im Längsschnitt als Kreisbogen<br />

• gefüllt mit Äther<br />

• Teilung mit Strichen:<br />

Abstand = Pars<br />

Mittelpunkt = Normalpunkt<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Seite 3-12<br />

r 3<br />

r 2<br />

3<br />

2


• Zentrierung mit Schnurlot<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

1. Grundaufstellung = Grobhorizontierung<br />

Stativteller möglichst horizontal stellen<br />

und grobe Zentrierung mit dem Lot<br />

2. Eintreten der Stativbeine in den Untergrund<br />

3. Feinzentrierung durch Verschieben des Theodolits<br />

auf dem Stativtelle<br />

4. Grobhorizontierung des Theodolits mit der Dosenlibelle<br />

5. Feinhorizontierung mit der Röhrenlibelle<br />

Achtung: Libellen reagieren auf Sonnenbestrahlung →<br />

evtl. mit Feldschirm arbeiten !<br />

• Zentrierung mit optischem Lot<br />

Achtung: Voraussetzung ist Zielachse Lot II Stehachse Theodolit<br />

1. Grundaufstellung per Augenmaß<br />

2. Oberbau des Theodolits mit der Röhrenlibelle<br />

parallel zu 2 Stativbeinen stellen (s.Skizze)<br />

3. Grobzentrierung:<br />

optisches Lot mit den Dreifußschrauben auf<br />

das Zentrum des Bodenpunktes einstellen<br />

4. Grobhorizontierung (sorgfältig !):<br />

Einspielen der Dosenlibelle mit Stativfüßen<br />

5. Feinhorizontierung mit den Dreifußschrauben<br />

(Röhrenlibelle)<br />

(Vorsicht: Schwenken der Ziellinie !)<br />

6. Feinzentrierung:<br />

Verschieben des Theodolits auf dem Stativteller<br />

1<br />

2<br />

Abb. 3.2.2<br />

Kontrolle: ist das optische Lot dejustiert ?<br />

Prüfung in diametralen Stellungen und ggf. das Mittel nehmen,<br />

falls sich die Zielung ändert.<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Seite 3-13<br />

3


• Zentrierung mit Zentrierstab<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

1. Grundaufstellung:<br />

Theodolit auf Stativkopf (nicht -teller !) klemmen<br />

2. Grobzentrierung:<br />

Spitze des Zentrierstabes auf Zentrum des Bodenpunktes stellen<br />

3. Grobhorizontierung:<br />

mit den Stativbeinen die Dosenlibelle am Zentrierstab einspielen<br />

4. Eintreten der Stativbeine in den Untergrund<br />

5. Feinzentrierung :<br />

durch Verschieben des Stativkopfes auf dem Stativteller<br />

→ Einspielung der Dosenlibelle<br />

6. Feinhorizontierung:<br />

die Röhrenlibelle mit den Dreifußschrauben einspielen<br />

Kontrolle: Zentrierstab drehen<br />

... um die Messanordnung zu verstehen:<br />

3.2.2.2 Grundzüge des Theodolitaufbaus<br />

Der Theodolit besteht aus dem Oberbau und dem Unterbau.<br />

• Oberbau → drehbar um die Vertikalachse<br />

bestehend aus dem Zeigerkreis = Alhidade (arabisch)<br />

darauf stehend: Fernrohrstützen mit Fernrohr und ggf. Höhenkreis<br />

• Unterbau → fest<br />

bestehend aus dem Dreifuß mit drei Fußschrauben und<br />

dem Horizontal-/Teilkreis mit Grad-/Gonteilung<br />

modifiziert zu: drehbarem Teilkreis = Limbus<br />

Seite 3-14


Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

⇒ Repetitionsverfahren:<br />

n aufeinander folgende Messungen eines Winkels werden auf dem Limbus<br />

mechanisch „aufaddiert“ (repetiert)<br />

⇒ Differenz zwischen Anfangs- und Abschlussablesung = n-facher Winkel<br />

! Wesentlich :<br />

Die Stelle auf dem Horizontalkreis, auf der abgelesen wird, kann variiert<br />

werden !<br />

3.2.2.3 Richtungs- und Satzmessung<br />

• Abfolge einer Messungsreihe (bei feststehendem Limbus !)<br />

a) alle Zielpunkte von links nach rechts<br />

in I. Fernrohrlage anzielen<br />

b) Fernrohr durchschlagen<br />

c) alle Ziele in umgekehrter Reihenfolge<br />

anzielen<br />

d) Ablesungen mitteln<br />

e) Mittel auf die erste Richtung reduzieren<br />

• Beobachtung weiterer Sätze :<br />

insgesamt n Stück → Limbus jeweils um 200<br />

n<br />

⇒ nur a) = Halbsatz<br />

⇒ a) - e) =<br />

Satz (Vollsatz)<br />

[gon] verstellen !<br />

(⇒ Verringerung des Einfluss der Teilungsungenauigkeiten des<br />

Horizontalkreises)<br />

→ nicht erforderlich bei elektronischen Theodoliten !<br />

• nur 1 Vollsatz :<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

zur Vermeidung grober Fehler bei der Ablesung des Teilkreises :<br />

Teilkreis um 1 bis 5 gon verstellen !<br />

Seite 3-15


3.2.3 Einteilung der Theodolite<br />

3.3 Vertikalwinkel<br />

Klassifizierungsmerkmal:<br />

• Genauigkeit<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

am Theodolit:<br />

→ Vertikal- / Höhenkreis<br />

→ Kreisableseeinrichtung, bzw. elektronische Ablesevorrichtung<br />

3.3.1 Höhenkreis<br />

... zentrisch an der Kippachse angebracht<br />

... Messgenauigkeit ist abhängig vom Kreisdurchmesser<br />

(„je größer, desto genauer“)<br />

Vorsicht bei älteren<br />

Instrumenten:<br />

„out“ …<br />

Bei neueren Instrumenten:<br />

- Angabe des Höhenwinkels<br />

- meistens linksläufige Winkel-Kreise mit 360° oder 2<br />

x 180°<br />

- Ablesung des Zenitwinkels<br />

- 400-gon-Teilung<br />

- durchweg rechtsläufige Winkel-Kreise<br />

Seite 3-16


3.3.2 Kreisablesevorrichtung<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

beim digitalen Theodolit<br />

(mit gleicher Funktion des Höhenindex):<br />

→ Realisierung über elektronische Abtastelemente<br />

3.3.3 Vertikalwinkelmessung<br />

→ Beobachtung der Zenitdistanz in 2 Lagen zum gleichen Ziel : zI , zII<br />

• Bedingung : zI + zII = 400 gon<br />

Ist diese Bedingung nicht erfüllt,<br />

liegt eine Indexabweichung vz vor !<br />

• Die Indexabweichung verfälscht<br />

die beiden Ablesungen zI ´und zII´<br />

• Durch Messung in 2 Lagen<br />

wird die Indexabweichung<br />

bestimmt und eliminiert:<br />

v<br />

z<br />

=<br />

400 −<br />

′<br />

( zI +<br />

2<br />

′<br />

zII<br />

)<br />

′<br />

z = z + v<br />

⇒ ,<br />

I I<br />

z<br />

′<br />

z = z + v<br />

II II z<br />

Seite 3-17<br />

Vertikalkreis<br />

300<br />

Ablesungen:<br />

300<br />

100<br />

0<br />

200<br />

0<br />

200<br />

400<br />

200<br />

fix im<br />

Gerät<br />

100<br />

Lage I<br />

V90 gon<br />

100<br />

Lage II<br />

V310 gon<br />

300<br />

90 + 310 = 400 gon<br />

Die zwei Instrumentenfehler bei der Vertikalwinkelmessung:<br />

1.<br />

Die Projektion der Zielachse<br />

des Fernrohres auf eine ver-<br />

z<br />

ß<br />

tikale Ebene „verschwenkt“<br />

gegenüber der Projektion<br />

der horizontalen Ebene.<br />

300<br />

200<br />

0<br />

Abb. 3.3.1 : Instrumentenfehler<br />

2.<br />

Die Verbindung der Ablesestellen<br />

mit dem Vertikalkreismittelpunkt<br />

weicht von<br />

der Horizontalen ab.<br />

⇒ für einen Standpunkt gilt:<br />

die Instrumentenfehler sind bei allen Sätzen zu allen Zielen nahezu konstant.<br />

100


3.4 Horizontalstrecken<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

3.4.1 Abhängigkeit vom Bezugshorizont<br />

A<br />

H(A)<br />

R<br />

S(B)<br />

S´<br />

S<br />

S(A)<br />

Abb. 3.4.1 : Bezugshorizont<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

B<br />

H(B)<br />

Seite 3-18<br />

Horizontalstrecke =<br />

Abstand s der Vertikalprojektion zweier<br />

Punkte, gemessen in der Bezugsfläche<br />

⇒ d.h. es muss eine Reduktion auf<br />

einen einheitlichen Bezugshorizont<br />

stattfinden !<br />

• Reduktion für Arbeiten im übergeordnetenLandeskoordinatensystem<br />

:<br />

s = s ∗<br />

A<br />

R<br />

R<br />

+ H<br />

A<br />

= s ∗<br />

R = Erdradius ≈ 6370 km<br />

B<br />

R<br />

R<br />

+ H<br />

• Bei Arbeiten für einzelne<br />

Bauvorhaben in großer Höhe :<br />

Einführung eines Bezugshorizontes<br />

B


Lagekoordinaten x, y:<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

in der Horizontalebene in Meereshöhe<br />

H = 0 m über NN<br />

Alle Darstellungen in Plänen und<br />

Karten sind von der ursprünglichen<br />

Höhe über NN auf Meereshöhe zu<br />

reduzieren.<br />

Beispiel :<br />

s0<br />

sH<br />

=<br />

6370km<br />

6370km+<br />

H<br />

s<br />

0<br />

Mit:<br />

= s<br />

H<br />

6370<br />

∗<br />

6370+<br />

0,<br />

2<br />

[ km]<br />

sH = 2000 m ⇒ s0 = 1999.937 m<br />

⇒ sH - s0 = 6,3 cm<br />

Beispiel: Kochertalbrücke<br />

Höhe: 500 m ü.NN ,<br />

Bauwerkshöhe: 180 m ;<br />

s500 m = 1100 m<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Seite 3-19<br />

v<br />

v<br />

S 200<br />

R = 6370 km<br />

H = 200 m<br />

Abb. 3.4.2 : Einfluss auf lange Distanzen<br />

in großen Höhen<br />

S 0<br />

v<br />

v<br />

v<br />

v


500 m ü.NN<br />

320 m ü.NN<br />

0 m ü.NN<br />

180 m<br />

B<br />

A<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

Abb. 3.4.3 : Beispiel Kochertalbrücke<br />

A<br />

1<br />

.<br />

2<br />

.<br />

Im weiteren:<br />

1100 m<br />

Reduktion des Bauwerks in der Höhe 500 m<br />

auf NN (R = 6370 km) :<br />

⇒ R + HA = 6370,5 km<br />

63700<br />

mNN<br />

s500m − s0m = 1100 m ∗ ( 1 − ) = 86 , cm<br />

6370, 5<br />

Reduktion des Bauwerks in der Höhe 500 m<br />

auf (500 - 180) = 320 m<br />

(R = 6370,32 km) :<br />

⇒ R + HB = 6370,5 km<br />

Brücke<br />

6370, 32320<br />

m<br />

s500m − s320m = 1100 m ∗ ( 1 − ) = 31 , cm<br />

6370, 5<br />

s´AB<br />

sAB<br />

Abb. 3.4.4 : ebener Ansatz<br />

B<br />

s´ = Schrägentfernung<br />

Brücke<br />

s = Horizontalentfernung<br />

⇒ unterschiedliche Verfahren zur Bestimmung der Horizontalstrecke sAB :<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Seite 3-20


3.4.2 Elektronische Distanzmessung<br />

Prinzip<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

→ Elektronische Distanzmessung ist ein Entfernungsmessverfahren<br />

mit elektromagnetischen Wellen.<br />

geeignet sind grundsätzlich alle elektromagnetischen Wellen ...<br />

extrem kurze Wellen<br />

(ultraviolett)<br />

↓<br />

• hohe Bündelungs-<br />

fähigkeit<br />

(zu starke<br />

Absorptionin<br />

der Atmosphäre)<br />

↓<br />

• zu geringe<br />

Reichweite<br />

Gamma-Strahlen<br />

3 pm<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Ultraviolett<br />

Photogr.Infrarot<br />

Sichtbare Strahlung<br />

Mikrowellen<br />

Wellen d. sichtbaren<br />

Lichts<br />

Infrarot<br />

möglichst kurze Wellen<br />

Mittleres Infrarot<br />

Nahes Infrarot<br />

Fernes Infrarot<br />

Röntgen-Strahlen Radar<br />

30 pm<br />

300 pm<br />

3 nm<br />

30 nm<br />

300 nm<br />

3 m<br />

µ<br />

Abb. 3.4.5: Wellenspektrum<br />

30 m<br />

µ<br />

300 m<br />

µ<br />

Seite 3-21<br />

3 mm<br />

30 mm<br />

300 mm<br />

Fernsehen<br />

Ultrakurzwelle<br />

3 m<br />

sehr lange Wellen<br />

↓<br />

• geringe Bündelungsfähigkeit<br />

(direkt proportional<br />

zur Frequenz)<br />

⇒ Signal zu schwach<br />

• hohe Reichweite<br />

Kurzwelle<br />

30 m<br />

Mittelwelle<br />

300 m<br />

Langwelle<br />

3 km<br />

Wellenlänge<br />

v<br />

λ


→ Zum Einsatz kommen<br />

a) Mikrowellen (λ = 1 - 10 cm)<br />

b) Wellen des sichtbaren Lichtes<br />

c) Infrarot ( λ ≈ 600 nm)<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

Messprinzip: • Sender erzeugt eine elektromagnetische Welle= Trägerwelle<br />

des eigentlichen Messsignals (Modulation mit Messinfos,<br />

s.u.)<br />

• Reflektion durch einen Reflektor<br />

• Detektion durch den Empfänger (im gleichen Gehäuse wie<br />

der Sender)<br />

Modulation: impulsmoduliert Impulsmessverfahren<br />

= Laufzeitverfahren<br />

frequenzmoduliert<br />

Phasenmessverfahren<br />

= Phasenvergleichsverfahren<br />

= Unterschied der Phasenlage zwischen dem<br />

Verlassen des Senders und dem Empfang.<br />

Seite 3-22


Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

a) Impulsmessverfahren Folie : Impulsverfahren<br />

Trägerfrequenz des Messgerätes, elektromagnetische Welle<br />

⇒ Aufmodulation von einem scharf definiertem Impuls<br />

⇒ Messen der Laufzeit t zwischen Aussendung und Empfang<br />

⇒ „Laufzeitverfahren“ :<br />

Zeitmessung<br />

Abb. 3.4.6 : Impulsverfahren<br />

τ<br />

- digital: Digitalzähler zählt Impulse von quarzstabilisiertem<br />

Oszillator zwischen<br />

Start- und Stoppsignal<br />

- analog: Aufladen eines Kondensators durch<br />

einen Konstantstrom<br />

⇒ gespeicherte Ladungsmenge ist<br />

proportional zur Ladezeit !<br />

t<br />

τ = Impulsdauer<br />

t = Taktzeit zwischen<br />

zwei Impulsen<br />

Fortpflanzungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen im Vakuum:<br />

c ≈ 300.000 km/sec ⇒ 1<br />

s = ∗c∗ t<br />

2<br />

Ziel:<br />

Streckengenauigkeit von s = 1,5 cm ⇒<br />

t<br />

2 ∗ s 2 ∗ 1 5 cm<br />

−<br />

= =<br />

= 1∗10 c 30 000 000 000 cm<br />

10<br />

,<br />

sec<br />

. . .<br />

⇒ erforderliche Genauigkeit der Laufzeitmessung<br />

⇒ zunächst: kein Einsatz für genaue Messungen<br />

Ausweg:<br />

viele Einzelmessungen und Mittelung<br />

⇒ Auflösung bis in den mm-Bereich !<br />

⇒ Ein Erhöhen des Energiegehaltes des Impulses ermöglicht<br />

→ eine Steigerung der Reichweite<br />

→ eine reflektorlose Distanzmessung (bzw. mit Reflexfolien)<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Seite 3-23


) Phasenmeßverfahren<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

Entfernungsmessungen mit Genauigkeiten von 10 -5 bis 10 -6<br />

Folie : Phasenmessverfahren<br />

Auf hochfrequente Trägerwelle:<br />

Aufmodulation einer langperiodischen Schwingung (Amplitudenmodulation)<br />

= Messfrequenz (niederfrequente Modulationswelle)<br />

z.B.: Frequenz 30 MHz (Mega: 10 6 )<br />

⇒ Wellenlänge<br />

300. 000. 000(m/<br />

sec)<br />

λ= = 10m<br />

/ Schwingung<br />

30. 000. 000(<br />

Schwingungen / sec)<br />

1<br />

s = ∗ ( n ∗ λ + R )<br />

2<br />

R = Reststück, genaue Messung durch Phasenmessgerät<br />

n = unbekannte Anzahl von ganzen Schwingungen,<br />

durch Messung/Bestimmung:<br />

Senken der Modulationsfrequenz in dekadischen Frequenzschritten<br />

⇒ aufmodulierte Welle wird immer länger:<br />

λ1 = 10 m , λ2 = 100 m , λ3 = 1.000 m , λ4 = 10.000 m<br />

⇒ Gesamtentfernung:<br />

λ Ablesung<br />

R<br />

10.000 826<br />

1.000 261<br />

100 61,3<br />

10 1,35<br />

2 s = 8261,35<br />

Reichweite : 10 km<br />

(auch größere Entfernungen mit Schätzung der 10er-km)<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Seite 3-24


Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

3.5 Trigonometrische Höhenbestimmung<br />

= indirekte Messung von Höhenunterschieden!<br />

(dagegen: direkte Messung mit Nivellieren bei eingeschränktem ∆h von 3-4 m)<br />

3.5.1 Prinzip<br />

Theodolit mit Aufsatz/<br />

Totalstation<br />

A<br />

z<br />

s´<br />

s<br />

Reflektor/Prisma<br />

z<br />

∆ h<br />

Abb. 3.5.1 Prinzip der Trigonometrischen Höhenmessung<br />

s<br />

sin z =<br />

s'<br />

h<br />

cos z =<br />

s'<br />

∆<br />

⇒<br />

⇒<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

s′ = s ∗<br />

1<br />

sin<br />

∆ h = s′ ∗ cos z<br />

⇓<br />

z<br />

∆ h = s ∗<br />

z<br />

cos<br />

sin<br />

∆hAB = ∆h + i - t<br />

z<br />

HB = HA + i + ∆h – t<br />

Seite 3-25<br />

(über Schrägentfernung)<br />

= s ∗ cot z<br />

(über Horizontalentfernung)<br />

B<br />

i<br />

t<br />

∆ h A<br />

H<br />

B<br />

B<br />

H A


Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

3.5.2 Anwendung der Trigonometrischen Höhenbestimmung auf kurze Entfernungen<br />

gegeben :<br />

gesucht :<br />

Problem :<br />

NN-Höhe von A<br />

(Punkt A)<br />

NN-Höhe von T<br />

(Turm)<br />

h = sT ∗ cot zT<br />

sT muss indirekt<br />

bestimmt<br />

werden<br />

(sT´ kann nicht<br />

beobachtet<br />

werden ...)<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

Instrumentenhorizont<br />

i<br />

A<br />

z T<br />

s<br />

T<br />

s´<br />

T<br />

Projektion der Turmspitze<br />

im Gebäudeinnern<br />

Abb. 3.5.2 Anwendung auf kurze Entfernungen<br />

Seite 3-26<br />

h<br />

HA


Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

a) Turmhöhenbestimmung mit horizontalem Hilfsdreieck<br />

A<br />

b<br />

α<br />

B<br />

β<br />

s<br />

T<br />

1. Hilfsbasis b in der Nähe des Turmes<br />

2. Beobachtung von α in A und β in B , b<br />

3. Sinussatz :<br />

( + )<br />

sin α β sin β<br />

=<br />

b s T<br />

T<br />

Abb. 3.5.3<br />

Horizontales Hilfsdreieck<br />

(Grundriss / Draufsicht)<br />

⇒ sT �<br />

4. ggf. zweite Basis in einem 2. Hilfsdreieck (Kontrolle)<br />

5. HT = HA + i + h<br />

direkt : HA + i ist gegeben<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

indirekt : Instrumentenhorizont = HC + Ablesung<br />

(Übertrag von nahe gelegenem Höhenbolzen<br />

mit aufgestellter Nivellierlatte)<br />

Seite 3-27


Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

b) Turmhöhenbestimmung mit vertikalem Hilfsdreieck<br />

P<br />

2<br />

i<br />

2<br />

s<br />

s 1 2<br />

2<br />

1 =<br />

~ 2 Turmhöhen<br />

Abb. 3.5.4 Vertikale Hilfsdreiecke<br />

1. Auswahl von 2 Hilfspunkten<br />

P 1<br />

i<br />

1<br />

s T<br />

1<br />

z 1<br />

z 2<br />

Instrumentenhorizont<br />

2<br />

Instrumentenhorizont<br />

1<br />

2. Messen der horizontalen Strecke zwischen den Hilfspunkten<br />

3. Bestimmung der Instrumentenhorizonte I1 und I2<br />

4. Beobachten der Zenitwinkel in den Hilfspunkten<br />

5. 2 Bestimmungsgleichungen für die unbekannte Strecke s1 T :<br />

2 ( )<br />

T T<br />

H = I + s ∗ cot z = I + s + s ∗ cot z<br />

T<br />

T<br />

1<br />

⇒ s =<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

⇓<br />

1 1 1 2 1<br />

2<br />

I − I + s ∗ cot z<br />

2 1 1<br />

cot z − cot z<br />

1 2<br />

2<br />

1 2<br />

HT � über P2 ; P1 als Kontrolle ; z2 ≈ 80 gon , z1 ≈ 50 gon<br />

Seite 3-28


Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

3.5.3 Anwendung der Trigonometrischen Höhenbestimmung für große Entfernungen<br />

3.5.3.1 Einfluss der Erdkrümmung<br />

Sehnentangentenwinkel<br />

γ / 2<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

A<br />

Tangente<br />

γ<br />

B<br />

B´<br />

A '<br />

c 1<br />

R<br />

Abb. 3.5.5 Einfluss der Erdkrümmung<br />

mit<br />

B γ<br />

1 A 2<br />

c = s ∗<br />

B<br />

γ<br />

2 =<br />

1<br />

B’<br />

Sehne sA ≈ bA<br />

B ( s A )<br />

s A<br />

⇒ c =<br />

2∗R2 ∗<br />

R<br />

⇒ ∆H ist um c1 zu klein !<br />

Seite 3-29<br />

2<br />

Bezugsebene bei Vernachlässigung<br />

der Erdkrümmung<br />

Sinussatz im oberen Dreieck<br />

:<br />

c1s A<br />

=<br />

sin 2 sin<br />

2<br />

14 2 43<br />

B<br />

( 100 − )<br />

γ γ<br />

γ<br />

= 200−100− 2<br />

im unteren, rechtwinkligen<br />

Dreieck :<br />

sin γ<br />

2<br />

=<br />

s<br />

B<br />

A<br />

2 ∗ R<br />

⇓<br />

Vereinfachung für γ<br />

2<br />

( )<br />

γ γ<br />

2 2<br />

klein :<br />

sin 100 − = cos ≈ 1<br />

sin<br />

≈<br />

γ γ<br />

2 2<br />

⇓<br />

(2) , (3) eingesetzt in (1)<br />

Abschätzung der Größenordnung, um die der Höhenunterschied zu klein ausfällt :<br />

B’<br />

Zielweite [km]<br />

1<br />

5<br />

10<br />

c1 [cm]<br />

7,8<br />

196<br />

785<br />

(1)<br />

(2)<br />

(3)


3.5.3.2 Einfluss der Refraktion<br />

A<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

R<br />

Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

B<br />

c 2<br />

r = 8 R<br />

Abb. 3.5.6 Einfluss der Refraktion<br />

∆H um c2 zu groß !<br />

Seite 3-30<br />

Brechung hin zum dichteren<br />

Medium !<br />

analog :<br />

c<br />

2<br />

=<br />

B ( s A )<br />

2<br />

∗<br />

mit k<br />

= k ∗<br />

r<br />

=<br />

2<br />

R r<br />

⎯ ⎯⎯⎯→<br />

B ( s A )<br />

2<br />

∗<br />

R<br />

(Refraktionskoeffizient k =<br />

R/r ≈ 0,13)<br />

⇓<br />

ca. 1/8 der Auswirkung der<br />

Erdkrümmung<br />

⇒ Verminderung der Wir-<br />

kung der Erdkrümmung um<br />

ca. 1/8 ...<br />

2


Vermessungsskript - Stand : SS2008<br />

Charakterisierung des Refraktionskoeffizienten<br />

abhängig von :<br />

• Luftdichte ⇒ • Luftdruck<br />

• Lufttemperatur<br />

• Luftfeuchtigkeit<br />

beeinflusst von :<br />

• bodennahe<br />

Ausstrahlung<br />

→ offene Wasserflächen<br />

→ Wälder<br />

→ Industriegelände<br />

• regionalen und zeitlichen Schwankungen<br />

innerhalb eines Tages:<br />

kleinste Schwankungen mittags<br />

→ Zenitwinkelbeobachtungen in den Mittagsstunden!<br />

3.5.3.3 Höhenunterschied aus einseitig beobachteten Zenitwinkeln<br />

∆H mit Berücksichtigung von Erdkrümmung und Refraktion<br />

⇓ ⇓<br />

um c1 zu klein um c2 zu groß<br />

∆ H = H − H = s ∗ cot z + c − c + i − t<br />

2 1 1 2<br />

⇓<br />

( )<br />

∆ H = s ∗ cot z + 1 − k ∗<br />

Univ.-Prof. Dr.-Ing. Monika Jarosch<br />

2<br />

s<br />

2 ∗ R<br />

Seite 3-31<br />

+ i − t<br />

s = Horizontalstrecke<br />

c1<br />

=<br />

2<br />

s<br />

2 ∗ R<br />

2<br />

s<br />

c2= k ∗<br />

2 ∗ R<br />

k ≈ 0,13<br />

R ≈ 6370 km

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