Schwanstetten 2023-01_01-36_Druck
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BÜRGERINITATIVE „KEIN ICE WERK IN HARRLACH“<br />
Zahlreiche Prominenz von Politik und Verbänden<br />
bei der Bannerenthüllung in Harrlach<br />
Wasser war das dominierende Thema bei<br />
der Enthüllung eines großen Banners am<br />
18.11. in Harrlach. Beziehen doch rund<br />
200.000 Menschen ihr Wasser aus genau<br />
dem Gebiet, in dem die Bahn plant, mindestens<br />
45 Hektar Wald abzuholzen, das<br />
Gelände anschließend zu versiegeln, um<br />
dort ein ICE-Instandhaltungswerk zur Reinigung<br />
und Wartung von Zügen zu errichten.<br />
Die Bürgerinitiative „Kein ICE Werk in<br />
Harrlach‘“ hatte zahlreiche Unterstützer<br />
aus Politik und von Verbänden eingeladen,<br />
um gemeinsam ein großes Banner<br />
zu enthüllen, das auf genau diese Gefahr<br />
hinweist. Sprecherin Petra Seitz betonte,<br />
dass man im Mai letzten Jahres bei Null<br />
gestartet sei, und die 145 Harrlacher ganz<br />
auf sich allein gestellt waren. Aber durch<br />
geduldige Überzeugungsarbeit und Informationsaustausch<br />
habe sich jetzt eine<br />
breite Unterstützerfront gebildet, die gemeinsam<br />
mit der Bürgerinitiative gegen<br />
ein ICE Werk bei Harrlach kämpft.<br />
Den Anfang der Politikerriege machte Dietmar<br />
Helm, der als 3. Bürgermeister für die<br />
Stadt Fürth gekommen war, die die Hälfte<br />
ihres Wassers aus der Harrlacher Gegend<br />
bezieht. „Wasser ist schon jetzt nicht mehr<br />
selbstverständlich und ist in der Zukunft<br />
erst recht ein enormer sozialer Sprengstoff“,<br />
drückte er seine Kritik aus. Gleiche<br />
Bedenken äußerte die Fürther Landtagsabgeordnete<br />
Barbara Fuchs, die betonte,<br />
dass Umwelt und unser Umgang mit<br />
Ressourcen uns alle etwas angehen. „Wir<br />
müssen unsere Lebensgrundlagen verteidigen“<br />
so ihr Standpunkt.<br />
Auch der Rother Bürgermeister Buckreus<br />
betonte den Schulterschluss zwischen<br />
Stadt und Bürgerinitiative und appellierte,<br />
das Interesse an diesem Thema in der<br />
Öffentlichkeit nicht einschlafen zu lassen.<br />
<strong>Schwanstetten</strong>s Bürgermeister Pfann griff<br />
den Vergleich der Harrlacher mit einem<br />
gallischen Dorf auf, das gegen die Übermacht<br />
der Bahn kämpft. Bei den immer<br />
heißeren Sommern wachse die Bedeutung<br />
ausreichenden Trinkwassers, der kürzlich<br />
gefundene, besonders streng geschützte<br />
Steinkrebs sei hier wie ein Sechser im Lotto.<br />
Auch Landrat Eckstein ließ es sich nicht<br />
nehmen, seine Unterstützung erneut zu<br />
betonen. „Die Sachlichkeit, Informationstiefe<br />
und fundierte Argumentation der<br />
Bürgerinitiative haben mich überzeugt“,<br />
erklärte er. Dieses faire und ausdauernde<br />
Engagement hat die volle Unterstützung<br />
durch den Kreistag erhalten, der geschlossen<br />
Position gegen dieses Projekt beziehe.<br />
Er habe selten ein so breites Bündnis aus<br />
Politik und Verbänden erlebt.<br />
Eindeutig Stellung bezogen auch die Vertreter<br />
der Verbände. Der frisch gekürte<br />
Präsident des Bayerischen Bauernverbandes,<br />
Günther Felßner, betonte „dass<br />
auch für eine nachhaltige Mobilitätswende<br />
Planungen ressourcenschonend<br />
erfolgen müssen“. Gerade bei Harrlach<br />
sei der Schaden an der Natur erheblich,<br />
auch landwirtschaftliche Flächen spielten<br />
angesichts des Klimawandels eine zunehmende<br />
Rolle und stünden nicht als billige<br />
Ausgleichsfläche zur Verfügung. Dr. Norbert<br />
Schäffer, Vorsitzender des Landesbunds<br />
für Vogelschutz, betonte, dass viele<br />
Einzelentscheidungen letztlich für die Klimaentwicklung<br />
verantwortlich sind. „Wir<br />
werden dran bleiben, den Wald geben wir<br />
nicht auf“, versicherte er.<br />
Den Abschluss der beeindruckenden<br />
Rednerliste bildete der Nürnberger<br />
Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz,<br />
Klaus-Peter Murawski. Er richtete Grüße<br />
des Ehrenvorsitzenden Weiger aus und<br />
betonte, der Landesverband stehe fest<br />
hinter den Bürgerinitiativen zum Schutz<br />
des Reichswalds. Laut Umweltministerium<br />
wird Nürnberg die trockenste und<br />
heißeste Stadt Bayerns werden, da zähle<br />
jeder Quadratmeter Wald. Der Bund Naturschutz<br />
habe deshalb das Bündnis „Rettet<br />
den Reichswald“ gegründet, das viele<br />
Bürgerinitiativen umfasst und gegen mehrere<br />
Projekte im Reichswald aktiv ist. Bei<br />
dem ICE Werk habe zudem die Politik eine<br />
entscheidende Rolle gespielt, denn ursprünglich<br />
präferierte die Bahn den Standort<br />
Mannheim mit bahneigenem Gelände,<br />
und nur auf Betreiben von Eisenbahn-<br />
Gewerkschafter Burkert habe man sich<br />
für den Großraum Nürnberg entschieden.<br />
“Der Bund Naturschutz wird daher den<br />
Rechtsweg voll ausschöpfen, notfalls bis<br />
zum Bundesverwaltungsgericht in Leipzig“<br />
erklärte Murawski kämpferisch.<br />
18 <strong>01</strong> | <strong>2023</strong>