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2023-01-01 Bayreuther Sonntagszeitung

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<strong>Bayreuther</strong> <strong>Sonntagszeitung</strong><br />

Ratgeber Gesundheit 1. Januar <strong>2023</strong> 9<br />

t<br />

Sprechstunde am Sonntag<br />

Ganz nah dran –Harald Endres begleitet Patientinnen und Patientenvon Intensiv-auf Pflegestationen<br />

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Harald Endres hat den Blick eines<br />

erfahrenen Intensivpflegers.<br />

Zwölf Jahre lang arbeitete er<br />

„auf der 18“ –einer der drei Intensivstationen<br />

des Klinikums<br />

Bayreuth am Roten Hügel, der<br />

Intensivstation für Operative Intensivmedizin<br />

und Anästhesie.<br />

Und wenn Not amMann ist, hilft<br />

er immer noch dort aus. Seine<br />

Hauptaufgabe ist seit ein paar<br />

Monaten aber eine andere. Und<br />

dafür brauchterdiesen Blick.<br />

Die Bezeichnung ist englisch,<br />

weil das Konzept aus<br />

dem englischsprachigen Raum<br />

kommt. Krankenhäuser dort haben<br />

viel weniger Kapazitätenauf<br />

ihren Intensivstationen. Es kann<br />

also zueinem Problem werden,<br />

wenn Patientinnen oder Patienten<br />

nach ihrer Abverlegung auf<br />

eine Pflegestation wieder intensivpflichtig<br />

werden. Seit einigen<br />

Jahren arbeiten dort CCOTs.Die<br />

Abkürzung stehtfür Critical Care<br />

Outreach Teams. Intensivfachpflegekräfte,<br />

die Patientinnen<br />

und Patienten nach einer Abverlegung<br />

auf Normalstationen<br />

gemeinsam mit den Pflegeteams<br />

betreuen und ihnen den Wegzurück<br />

auf die Intensivstation nach<br />

Möglichkeit ersparen.<br />

Zuhören, Informationen sammeln<br />

In Deutschland setzt sich dieses<br />

System langsam durch. An<br />

Krankenhäusern in Leipzig und<br />

Amberg gibt es Critical Care<br />

Outreach-Kräfte –und jetzt mit<br />

Harald Endres auch an der Klinikum<br />

Bayreuth GmbH. In Leipzig<br />

und Amberg hat er sich das<br />

System angesehen und auf die<br />

Klinikum Bayreuth GmbH zugeschneidert.<br />

Erist jeden Tagbei<br />

der Visiteauf der Intensivstation<br />

dabei. Er kennt also die Patientinnen<br />

und Patienten, weiß um<br />

deren Geschichte, bevor sie auf<br />

Normalstation verlegt werden.<br />

So auch an diesem Morgen.<br />

Es ist kurz nach acht, Ärztinnen<br />

und Ärzte, das Pflegeteam der<br />

Intensivstation und Harald Endres<br />

sind pünktlich. Endres ist<br />

da schon eine Weile im Dienst.<br />

Er hat bereits gecheckt, welche<br />

Ärzte oder Stationsteams ihn<br />

auf digitalem Weg angefordert<br />

haben, um bei der Patientenversorgung<br />

mitzuwirken. Jetzt aber<br />

erst einmal zuhören, Informationen<br />

sammeln: Die Gruppe steht<br />

am Bett eines Mannes, der am<br />

Abend zuvor einen schweren<br />

Motorradunfall hatte. Harald Endres<br />

macht sich Notizen –sehr<br />

gut möglich, dass er diesen Patienteninein<br />

paar Tagen erstauf<br />

Intensiv, dann auf einer Normalstation<br />

versorgt. Im Raum nebenan<br />

liegt ein Patient, der zum<br />

zweiten Mal operiert wurde. Endres<br />

kenntihn, nimmtmit,was er<br />

über den aktuellen Zustand erfährt,<br />

und sagt zu ihm: „Ich komme<br />

dann noch einmal zu Ihnen.<br />

Wir sehen uns später.“Esist ein<br />

Momentder Vertrautheit.<br />

Die ersten drei Tage nach<br />

der Verlegung sind die wichtigsten,<br />

sagt Endres. Wenn sich<br />

der Zustand der Patientin oder<br />

des Patienten verschlechtert,<br />

erkennt der erfahrene Intensivpfleger<br />

die Lage –gerade, weil<br />

er dessen Vorgeschichte kennt.<br />

Und er handelt. Endres unterstützt<br />

die Pflegeteams der Normalstationen<br />

mit seinem Wissen<br />

und Können. „Das ist ein gutes<br />

Miteinander“, sagt er. Und auch<br />

im Kontakt mit den behandelnden<br />

Ärztinnen und Ärzten ist er<br />

ein wichtiges Bindeglied. „Vier<br />

Augen sehen mehr als zwei.<br />

Zwei Stimmen sind deutlicher als<br />

eine.“<br />

„Superprojekt“<br />

Was Harald Endres macht,<br />

nennt Prof. Dr. Jörg Reutershan<br />

„ein Superprojekt. Er kennt die<br />

beiden Welten, die Intensivsta-<br />

HaraldEndres (Mitte)ist dasBindegliedzwischenIntensiv-und Pflegestationen. Sein Ziel istes, Patientinnen<br />

undPatienten eine Rückverlegung auf dieIntensivstation möglichst zu ersparen.<br />

tionen und die Pflegestationen.<br />

Vonseiner Arbeit profitieren die<br />

Patientinnen und Patienten erheblich<br />

und die Klinik spart Ressourcen“,<br />

sagt der Direktor der<br />

Klinik für Anästhesiologie und<br />

OperativeIntensivmedizin an der<br />

Klinikum Bayreuth GmbH.<br />

Wenn es notwendig ist, dann<br />

geht Harald Endres auch den<br />

umgekehrten Weg. „Ja“, sagt er.<br />

„Es ist meine Aufgabe, Patientinnen<br />

und Patienten eine Rückverlegung<br />

auf Intensiv möglichst<br />

zu ersparen.“ Aber wenn es notwendig<br />

ist, dann geht eszurück<br />

auf die Intensivstation. Auch<br />

dafür haterihn, den Blick des Intensivpflegers.<br />

Wasertut,ist also<br />

kein Abbau vonPatientensicherheit.<br />

Kein Diktat der Wirtschaftlichkeit.<br />

ImGegenteil. Es ist ein<br />

enges Begleiten und situationsangepasstesReagieren.<br />

Für seine Initiative und sein<br />

Engagement wurde Harald Endres<br />

vor wenigen Wochen mit<br />

dem 1. Platz beim <strong>Bayreuther</strong><br />

Pflegepreis des Vereins Vereint<br />

Lernen und Pflegen e. V. ausgezeichnet.<br />

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