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BREMISSIMIA Magazin | Januar - Februar 2023

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Handwerk<br />

37<br />

Susanne Vorsprecher<br />

Zwischen Handwerk und Design<br />

Franziska Tholema<br />

Susanne Vorsprecher, Rodriguez<br />

Sie liebt, was sie tut. Weil sie<br />

es mit großer Leidenschaft<br />

tut. Weil sie ziemlich gut<br />

kann, was sie da tut – und<br />

das wiederum bei ihren Kunden<br />

ankommt. Aber vor allem: weil sie<br />

es mit den Händen tut. Zu Besuch bei<br />

der Goldschmiedin und Schmuckdesignerin<br />

Susanne Vorsprecher in ihrer<br />

kleinen, feinen Werkstatt in Bremen<br />

Nord…<br />

Bevor wir über Deinen Schmuck sprechen,<br />

müssen wir ein Wort über Deine<br />

spannende Vita verlieren. Du hast<br />

Deine Kindheit nicht in Deutschland<br />

verbracht, sondern bist erst mit zehn<br />

Jahren hergekommen.<br />

Ja, das stimmt in etwa. Mein Vater arbeitete<br />

damals in Pakistan, wo ich auch<br />

geboren wurde. Meine ersten vier Lebensjahre<br />

habe ich also dort verbracht,<br />

dann zogen meine Eltern für zwei Jahre<br />

zurück nach Deutschland und danach<br />

für vier weitere Jahre nach Japan. Wenn<br />

ich heute an meine Kindheit denke, erinnere<br />

ich mich nur schemenhaft an<br />

Pakistan, sehr wenig an Deutschland –<br />

und vor allen Dingen an Japan, an Tokio,<br />

die Größe, das Leben, die Kultur –<br />

und letztendlich prägt mich das alles<br />

bis heute auch in meiner Gestaltung.<br />

Was bedeutet das genau?<br />

Japanische Kunst ist natürlich sehr<br />

vielfältig. Ich meine hier nicht das Laute,<br />

das Grelle, Bunte, Knallige, was wir<br />

vielleicht auf den ersten Blick mit japanischer<br />

Kunst assoziieren. Mich hat<br />

schon immer eher die Ästhetik in der<br />

Ruhe, im Reduzierten, Zurückgenommenen<br />

beeindruckt und früh berührt.<br />

Es gibt wenig Überflüssiges, keine<br />

Schnörkel, keine Ablenkung. Das gilt<br />

auch für meinen Schmuck. Ich liebe die<br />

Fläche, die Begrenzung, die klaren Linien.<br />

War Dir schon früh klar, dass Du später<br />

einmal etwas mit Gestaltung und<br />

Design machen würdest?<br />

Als ich mit zehn Jahren nach Deutschland<br />

kam, fühlte ich mich lange Zeit<br />

fremd und alleine. Es war viel in mir,<br />

was aber keinen Weg, kein Ventil nach<br />

draußen fand. Wahrscheinlich habe ich<br />

mich deshalb immer im musischen Bereich<br />

sehr wohl gefühlt, weil ich mich<br />

hier ausdrücken und zeigen konnte. Ob<br />

das der Anfang war? Ich weiß es nicht.<br />

Ganz sicher weiß ich aber, dass ich<br />

schon immer etwas Handwerkliches,<br />

etwas mit meinen Händen machen<br />

wollte. Selbst etwas herzustellen, selbst<br />

etwas zu schaffen und das Ergebnis am<br />

Ende in den Händen zu halten, empfinde<br />

ich als unglaublich befriedigend.<br />

Ursprünglich wolltest Du Bildhauerin<br />

werden.<br />

Ja, das stimmt. Ich mochte die Art zu<br />

arbeiten, mit Hammer, Feilen, Eisen.<br />

Eines Tages habe ich dann aber einen<br />

Film über einen Goldschmied gesehen<br />

und war total fasziniert. Ich fing daraufhin<br />

an, selbst Zeichnungen anzufertigen<br />

und eigenen Schmuck nach Plan<br />

herzustellen. Ich machte mir Ohrringe<br />

aus feinem Draht, Perlen und so weiter<br />

– eigentlich war das der Anfang…<br />

Ich habe anfangs gesagt, dass ich Deine<br />

Vita spannend finde, was sich natürlich<br />

insbesondere auf Deine Kindheit<br />

und die frühen Erfahrungen und<br />

Prägungen bezieht. Dir selbst ist im<br />

weiteren Verlauf aber auch Deine fundierte<br />

Ausbildung, von der Lehre bis<br />

hin zum Studium sehr wichtig.<br />

Heute wollen – oder sollen? – die meisten<br />

Jugendlichen direkt nach der Schule<br />

zum Studieren an die Universitäten<br />

gehen. Ich habe mich damals allerdings<br />

erst mal für eine Lehre entschieden<br />

– und bin für diesen Schritt auch im S<br />

bremissima

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