128_Ausgabe Maerz 2014
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GWZ
Vorwort<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
„Da beißt du auf Granit“! So beschreibt man<br />
gelegentlich einen aussichtslosen Versuch,<br />
etwas durchzusetzen. Diesmal traf das sogar<br />
im Wortsinne zu, als nämlich in der örtlichen<br />
Presse über Probebohrungen unter dem Marienplatz<br />
berichtet wurde. Für künftige Kunden<br />
des benachbarten Kaufhauses sollte dort<br />
möglicherweise eine Tiefgarage entstehen,<br />
und das erwies sich nun als kaum durchführbar.<br />
Vielen Görlitzern dürfte damit ein Stein<br />
vom Herzen gefallen sein. Auf einmal können<br />
sich die Entscheidungsträger im Rathaus mit<br />
dem vernünftigen Vorschlag anfreunden, die<br />
bereits vorhandene Tiefgarage beim „City-<br />
Center“, etwas erweitert, dafür zu nutzen<br />
und zugleich einen Übergang zur Rückfront<br />
des Kaufhauses zu schaffen. Zwar haben die<br />
Parkplatz-Wühlmäuse immer noch nicht ihre<br />
Wunschträume von Tiefgaragen unter der<br />
Elisabethstraße oder dem Wilhelmsplatz aufgegeben,<br />
obwohl damit der Wohnwert der<br />
Randbebauung erheblich gemindert würde<br />
und für die benachbarten Schulen (an der Elisabethstraße<br />
vier, am Wilhelmsplatz eine) die<br />
Arbeit unerträglich behindert wäre (Schulwege,<br />
Pausenplätze, Lärm, Luftverschmutzung).<br />
Einmal mehr fällt einem der Mangel an einer<br />
großräumigen, langfristigen, wissenschaftlich<br />
begründeten Stadtplanung auf. Plötzlich auftauchende<br />
Investoren, mit Recht willkommen<br />
angesichts der Finanznöte der Stadt, können<br />
immer wieder vernünftige Zukunftsvorstellungen<br />
für ganze Straßen und Stadtviertel durcheinanderwirbeln,<br />
statt sie in durchdachte<br />
städtische Gesamtperspektiven sinnvoll einzubinden.<br />
Dieser Mangel zeigt sich auch jetzt vor<br />
den Kommunalwahlen. Beim Aufzählen der<br />
Schwerpunktthemen einzelner Parteien oder<br />
Wählervereinigungen erfährt man von zusammenhanglosen<br />
aktuellen Einzelvorhaben und<br />
vermisst Vorstellungen zu langfristigen kommunalpolitischen<br />
Perspektiven. Berzdorfer<br />
See, Stadthalle und Jugendzentrum scheinen<br />
da wichtiger zu sein als Wirtschaftsstandort,<br />
Arbeitsplätze, Löhne und Familienförderung.<br />
Häufig werden Einzelvorhaben hochgeputscht<br />
und bald wieder (zum Glück) vergessen wie<br />
etwa jene überflüssige Einkaufspassage an<br />
der oberen Berliner Straße, anstatt erst einmal<br />
den Bahnhof selbst und den Schienenverkehr<br />
zu retten. Wagemut ist nicht mit Luftschlössern<br />
zu verwechseln. Besonnenheit ist nicht<br />
Trägheit, Selbstkritik kein Schlechtreden. Der<br />
Görlitzer Ehrenbürger Helmuth von Moltke<br />
formulierte einst seinen Wahlspruch: „Erst<br />
wägen, dann wagen!“ Und vieles blieb noch<br />
unerledigt – das Saubermachen im Jakobstunnel<br />
etwa oder die Ansiedlung von Wohnungs-<br />
und Gewerbemietern an der oberen<br />
Berliner Straße. In unserem Märzheft finden<br />
Sie überzeugende Beispiele, wie man durch<br />
fleißiges, ideenreiches und langfristig geplantes<br />
Tun mehr Lebensqualität schaffen kann:<br />
Freundeskreis Sonnenorgel, Tierpark, Numismatischer<br />
Club in Görlitz und Denkmalpflege<br />
in Niesky. Vor den Wahlen hat so etwas mehr<br />
Gewicht als viel Gerede. Dies meint<br />
Ihr Ernst Kretzschmar<br />
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Einleitung<br />
3
Die Görlitzer Sonnenorgel –<br />
Für das Jahr 1294 ist die erste Orgel in der<br />
Görlitzer Peterskirche nachweisbar – die<br />
erste Kirchenorgel auf sächsischem Gebiet<br />
überhaupt. Nachdem 1691 bei einem der<br />
großen Görlitzer Stadtbrände das Inventar<br />
der Peterskirche, darunter auch zwei Orgeln,<br />
zerstört worden war, beauftragte der<br />
Rat der Stadt am 12. Oktober 1697 den<br />
berühmten, damals 73jährigen Orgelbauer<br />
Eugenio Casparini mit dem Bau einer<br />
neuen Orgel. 1703 wurde die neue Orgel<br />
eingeweiht. Der Prospekt wird bestimmt<br />
von 17 Sonnen, in denen die Pfeifen einer<br />
zwölffachen Pedalmixtur strahlenförmig<br />
um 17 goldene Sonnengesichter<br />
angeordnet sind. Durch eine ausführliche<br />
Festschrift, verfasst 1704 von Johann Ludwig<br />
Boxberg, dem ersten Organisten der<br />
neuen Orgel, wurde sie unter dem Namen<br />
„Görlitzer Sonnenorgel“ weltberühmt und<br />
war zweifellos der krönende Abschluss der<br />
Arbeit Casparinis.<br />
Casparini, der aus Sorau in der Niederlausitz<br />
stammte, gehört zu den schillernden<br />
Persönlichkeiten seiner Zunft. Er war ein<br />
ideenreicher Orgelbauer, der den italienischen<br />
Orgelstil durch Flöten und Zungenstimmen<br />
verschiedenster Art bereicherte,<br />
und machte sich durch viele Neuerungen<br />
im Orgelbau einen Namen. So erfand er<br />
neue Register, verwendete eine „Invetriatur“<br />
zur Imprägnierung der Holzpfeifen<br />
und setzte allerhand „Schnurrpfeifereien“<br />
wie Kuckuck, Nachtigall, Trommeln<br />
und „umlauffende Sonnen und Monde“<br />
ein. Allerdings deklarierte er auch längst<br />
bekannte Dinge als „nuove invenziones“<br />
(„neue Erfindungen“) und experimentierte<br />
mit der Gewinnung mehrerer Register aus<br />
einer Pfeifenreihe, was ihm den Vorwurf<br />
des Betrugs einbrachte. Er baute Schleifladen<br />
mit separater Windzuführung für jede<br />
Pfeife, was zu einer sehr schwergängigen<br />
Spielart führte. Offenbar hielt die technische<br />
Umsetzung nicht immer mit seinen<br />
hochfliegenden Ideen Schritt. Schon bald<br />
nach Fertigstellung der Sonnenorgel mussten<br />
die „Sonnen“ stillgelegt werden, und<br />
Johann Sebastian Bach bezeichnete sie als<br />
„Pferds-Orgel, ob der roßmäßigen Arbeit,<br />
die es mache, droben zu spielen“.<br />
Nach vielen Umbauten und Veränderungen<br />
wurde das Werk 1927 ausgebaut und<br />
durch eine elektropneumatische Orgel er-<br />
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4<br />
Geschichte
Görlitzer<br />
Freundeskreis Görlitzer Sonnenorgel e.V.<br />
Kirchenmusikdirektor Reinhard Seeliger,<br />
Vorsitzender des Freundeskreises und Kantor<br />
der Peterskirche, an der Sonnenorgel.<br />
setzt, die bis 1979 in dem barocken Gehäuse<br />
Platz fand.<br />
Von 1980 bis 1992 wurde der Innenraum<br />
der Peterskirche fast vollständig restauriert,<br />
so auch der wunderschöne Prospekt.<br />
In dieser Zeit entschloss sich die<br />
Gemeinde, eine neue Orgel zu bauen,<br />
und sammelte dafür Geld. Nach der Währungsunion<br />
1990 standen Ersparnisse von<br />
190.000 DM Kosten von 3 Millionen DM<br />
gegenüber.<br />
Um die Gemeinde bei dem ehrgeizigen<br />
Projekt zu unterstützen, diese einmalige<br />
Orgel wieder zum Klingen zu bringen, wurde<br />
1991 der „Freundeskreis Görlitzer Sonnenorgel“<br />
e.V. gegründet, mit dessen Hilfe<br />
es der Gemeinde gelang, bis zum Herbst<br />
1997 1,5 Millionen DM aufzubringen. Am<br />
12. Oktober 1997, genau 300 Jahre nach<br />
der Vertragsunterzeichnung durch Casparini,<br />
konnte der 1. Bauabschnitt der neuen<br />
Sonnenorgel, erbaut von der Mathis Orgelbau<br />
AG (Näfels/Schweiz), eingeweiht<br />
werden. Dieser umfasste im Wesentlichen<br />
das ursprüngliche Orgelwerk Casparinis<br />
mit den Schnurrpfeifereien und dem einzigen<br />
originalen Casparini-Register, der<br />
Onda maris (deutsch: „Meereswelle“). Die<br />
Pfeifen dieses Registers bestehen aus Zedernholz<br />
und erzeugen im Zusammenspiel<br />
mit dem Principalregister einen ätherisch<br />
schwebenden Klang, wie wenn der Wind<br />
über das Meer geht.<br />
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Marienplatz 2 • 02826 Görlitz<br />
Telefon: 03581 / 41 10 92<br />
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Geschichte<br />
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5
Die Görlitzer Sonnenorgel –<br />
Durch weitere Benefizkonzerte, den im März<br />
1998 eingerichteten „orgel • punkt 12“ sowie<br />
zahlreiche Orgelpräsentationen konnten<br />
auch der 2. und 3. Bauabschnitt finanziert<br />
werden. Seit dem 2. Mai 2004 erklingen<br />
wieder die berühmten „Sonnen“. Am 24.<br />
Juni 2006 wurde die Orgel mit der Einweihung<br />
des Schwellwerks vollendet. Seit dem<br />
30. September 2008 ist der Orgelneubau<br />
vollständig finanziert. Trotzdem ist die Innenstadtgemeinde<br />
weiterhin auf finanzielle<br />
Unterstützung angewiesen, da sie bei ihren<br />
vielfältigen Aufgaben nicht für die Wartung,<br />
Pflege und Präsentation der Sonnenorgel<br />
aufkommen kann.<br />
So sind auch heute noch der „orgel • punkt<br />
12“, der von November bis März an jedem<br />
Sonn- und Feiertag sowie von April bis Oktober<br />
an jedem Sonntag, Dienstag und Donnerstag<br />
und an Feiertagen um 12.00 Uhr<br />
stattfindet, viele auf Anfrage durchgeführte<br />
Orgelpräsentationen die wesentlichsten Einnahmen<br />
für diesen Arbeitszweig der Innenstadtgemeinde.<br />
Auch mit dem Verkauf von an der Sonnenorgel<br />
eingespielten CDs, einer DVD sowie Fotos<br />
und Postkarten wird diese Arbeit getragen.<br />
Peterskirche mit Sonnenorgel und Predigtkanzel<br />
Die Aufgabe des „Freundeskreises Görlitzer<br />
Sonnenorgel“ e.V. besteht heute darin,<br />
auf die Sonnenorgel hinzuweisen und viele<br />
Menschen für dieses wundervolle Instrument<br />
zu begeistern.<br />
So sind wir dankbar, dass uns mit unserem<br />
Beitrag im „Stadtbild“ die Möglichkeit ge-<br />
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6<br />
Geschichte
Görlitzer<br />
Freundeskreis Görlitzer Sonnenorgel e.V.<br />
geben wird, unser Anliegen vielen Interessierten<br />
nahezubringen. Vielleicht sind Sie<br />
neugierig geworden und kommen nach<br />
Görlitz, um die Sonnenorgel zu erleben.<br />
Auch außerhalb des regelmäßig durchgeführten<br />
„orgel • punkt 12“ können Sie<br />
über die unten angegebenen Kontaktdaten<br />
Orgelpräsentationen bestellen.<br />
KMD Reinhard Seeliger,<br />
Ruth-Andrea Lammert<br />
Büro Offene Kirchen der<br />
ev. Innenstadtgemeinde Görlitz<br />
Ruth-Andrea Lammert<br />
Bei der Peterskirche 9<br />
02826 Görlitz<br />
Tel.: 03581 4287010<br />
offene-kirchen@innenstadtgemeinde-goerlitz.info<br />
Spendenkonten:<br />
IBAN: DE55 8508 0000 0263 1441 00<br />
BIC: DRESDEFF850 (Dresden)<br />
Bank: Commerzbank vormals Dresdner Bank<br />
IBAN: DE33 3506 0190 1566 1970 10<br />
BIC: GENODED1DKD (Dortmund)<br />
Bank: Bank für Kirche und Diakonie - KD-Bank<br />
Sonnenorgel von Eugenio Casparini mit Prospekt<br />
von Johann Conrad Büchau, Dresden. Kupferstich<br />
von Moritz Bodenehr nach J. Chr. Breydt.<br />
(Ausschnitt)<br />
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Geschichte<br />
7
Tierpark<br />
Geklapper und Gequake<br />
Görlitz<br />
–<br />
Foto: klappernder Weißstorch<br />
(Naturschutz-Tierpark Görlitz, Axel Gebauer)<br />
Es klappert noch nicht vom Dach der<br />
Storchenvilla, aber im Naturschutz-Tierpark<br />
Görlitz spürt man wie überall den<br />
Frühling. Schneeglöckchen und Krokusse<br />
blühen. Die Lämmchen, Zicklein und<br />
Tibetferkel freuen sich über die warmen<br />
Sonnenstrahlen im Februar. Nicht nur<br />
Jungtiere erblicken die Welt, auch Bauprojekte<br />
gehen voran, und die verschiedensten<br />
Veranstaltungen werden für die<br />
Besucher geplant. Ein bunter Strauß guter<br />
Ideen soll <strong>2014</strong> die ganze Familie für die<br />
Tierwelt und die Natur begeistern.<br />
<strong>2014</strong> wird es verschiedene neue Einblicke<br />
in die Wildtier-Gehege im Naturschutz-<br />
Tierpark geben. Die Wohngemeinschaft<br />
der Chinasittiche mit den Pater-David-<br />
Felsenhörnchen bietet äußerst interessante<br />
Tier-Begegnungen. Eine geräumige<br />
Durchgangsvoliere mit Wasserfall können<br />
die selten in Menschenobhut gezüchteten<br />
Chinasittiche nun ihr eigen nennen.<br />
In den Frühjahrsmonaten balzen diese<br />
attraktiven und lauten Vögel. Man kann<br />
beobachten, dass die Männchen ihren<br />
Oberkörper dabei merkwürdig verdrehen.<br />
Die schöne neue Voliere teilen sich die<br />
Chinasittiche mit den agilen Felsenhörnchen.<br />
Die quirligen Tiere verblüffen mit<br />
den verschiedensten Fertigkeiten. Sie sind<br />
gute Kletterer und legen ihren Bau zwischen<br />
Felsspalten an. Wie kleine Kobolde<br />
erscheinen sie an den unterschiedlichsten<br />
Stellen im Gehege und huschen ebenso<br />
schnell wieder weg. Die Görlitzer Basketballer<br />
BC Squirrels haben die Tierartenpatenschaft<br />
für die flinken Felsenhörnchen<br />
nicht ohne Grund übernommen.<br />
Am 23. März <strong>2014</strong> wird sich der chinesische<br />
Bergwald der Felsenhörnchen und<br />
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8<br />
Ausblick
Tierpark<br />
im Naturschutz-Tierpark Görlitz <strong>2014</strong><br />
Chinasittiche für die Besucher öffnen.<br />
Die im Mai 2013 verwaist aufgefundenen<br />
und im Naturschutz-Tierpark Görlitz aufgezogenen<br />
Waschbären werden Teil einer<br />
anderen spannenden Tiergemeinschaft<br />
-nämlich der mit den Fischottern.<br />
Fotos: Chinasittich und Felsenhörnchen (Naturschutz-Tierpark Görlitz, Axel Gebauer)<br />
Zur Zeit ruhen die vier Waschbären noch<br />
in der Schlafkiste an ihrem separaten Gehege,<br />
dass sich neben der großflächigen<br />
Fischotteranlage befindet, aber auch sie<br />
lassen sich zunehmend von der Sonne<br />
herauskitzeln. Die nordamerikanischen<br />
Waschbären gelten als „Alien-Spezies“,<br />
„Faunenverfälscher“ oder Neozoen, also<br />
als neue tierische Bewohner in Deutschland.<br />
Sie sind einer der erfolgreichsten<br />
tierischen Einwanderer. Das Bundesamt<br />
für Naturschutz schätzt, dass inzwischen<br />
500.000 Waschbären in Deutschland leben.<br />
Nach Deutschland gebracht wurden<br />
Waschbären wegen des wertvollen Felles.<br />
Inzwischen haben sie sich hier etabliert.<br />
Waschbären zeigen eine deutliche Präferenz<br />
für Feuchtlebensräume. In der Lausitz<br />
teilen sie sich diesen mit dem Wassermann<br />
der Lausitz, dem Fischotter. Die<br />
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Ausblick<br />
9
Tierpark<br />
Geklapper und Gequake<br />
Görlitz<br />
–<br />
Annahme auf Grund ihres deutschen Namens,<br />
sie würden ihre Nahrung waschen,<br />
stimmt für die wild lebenden Kletterer<br />
nicht. Der Name geht auf die Beobachtung<br />
bei Waschbären in Gefangenschaft<br />
zurück, die ihre Nahrung vor dem Fressen<br />
In absehbarer Zeit werden sich die vier<br />
Waschbären-Geschwister das Gehege mit<br />
den beiden Fischottern teilen. Jeder Besucher<br />
kann jetzt schon die ersten Ergebnisse<br />
der Umbaumaßnahmen im Fischotterteich<br />
sehen. Auch hier wird Tiernähe,<br />
Foto: Fischotter<br />
(Naturschutz-Tierpark Görlitz, Axel Gebauer)<br />
Foto: Waschbären-Geschwister<br />
(Naturschutz-Tierpark Görlitz, Catrin Hammer)<br />
häufig ins Wasser tragen. Das hat aber<br />
nichts mit Waschen zu tun. Es ist vielmehr<br />
eine Ersatzhandlung, denn der Waschbär<br />
sucht seine Nahrung mit den Vorderpfoten<br />
im flachen Wasser. Er imitiert also die<br />
Nahrungssuche an Fluss- oder Seeufern.<br />
Tierbegegnung und Tiererlebnis großgeschrieben.<br />
Deshalb gibt es Stege, die<br />
die Besucher näher an den Teich führen<br />
und bessere Einsicht ins Gehege bieten.<br />
Ein Steg wird sogar über den Teich führen.<br />
Damit steht der Besucher mitten im<br />
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10<br />
Ausblick
Tierpark<br />
im Naturschutz-Tierpark Görlitz <strong>2014</strong><br />
„Lausitz-Tal“ des Tierparks umgeben von<br />
Fischottern und Waschbären.<br />
Die Neueröffnung des „Lausitz-Tales“ im<br />
Tierpark ist für den 25. Mai <strong>2014</strong> geplant.<br />
Die Besucher genießen im Naturschutz-<br />
Tierpark Görlitz die Nähe zum Tier: Sie<br />
können im oberlausitzer Bauernhof die<br />
Schweine mit der Bürste massieren, die<br />
Ziegen striegeln, natürlich streicheln und<br />
die Küken in der Brüterei mit selbst geraspelten<br />
Möhren füttern. Am Rande des Tibetdorfes<br />
warten die Stachelschweine auf<br />
ihr Futter. Liebevoll vom Zootierpfleger zurecht<br />
gemacht, liegen sie in der Futterkiste.<br />
Die Besucher mit Jahreskarte, die also<br />
regelmäßig kommen, wissen schon ganz<br />
genau: Ist die Futterkiste gefüllt, dann<br />
darf der Besucher Futter auf den Tisch legen.<br />
Die Stachelschweine lassen sich nicht<br />
lange bitten und lassen es sich auf dem<br />
Futtertisch schmecken. Die Jungtiere, die<br />
2013 im Görlitzer Tierpark geboren wurden,<br />
kennen das gar nicht anders. Beim<br />
Füttern können die Besucher zum Beispiel<br />
beobachten, wie die Stachelschweine<br />
nach der Nahrung suchen. Als nachtaktive<br />
Tiere sind sie fast blind. Sie hören, wo das<br />
Futter auf den Tisch fällt, und sie erriechen<br />
es. Viele Tasthaare ermöglichen eine<br />
gute Nahorientierung. Manchmal stoßen<br />
zwei Stachelschweine bei der Suche nach<br />
dem Lieblingsfutter zusammen. Dann erschrecken<br />
sie, als hätte man Ihnen von<br />
hinten unbemerkt auf die Schulter geklopft.<br />
Schlagartig stellen Sie ihre langen<br />
Borstenstacheln auf, und wir Menschen<br />
ängstigen uns, weil das aussieht, als würden<br />
sie uns bedrohen.<br />
Es wird nicht mehr lange dauern, dann<br />
werden die Besucher auf ihrem Weg durch<br />
das Tibetdorf wieder von kleinen Tibetferkeln<br />
begrüßt. Stück für Stück erkunden<br />
sie die Welt außerhalb ihres Geheges und<br />
treffen natürlich auf die Besucher. Sehr<br />
schnell lernen sie, dass das Streicheln der<br />
Menschen eine höchst angenehme Massage<br />
ist. Dann schmeißen sie sich den<br />
Besuchern regelrecht vor die Füße und<br />
zeigen ihren Bauch, um zu sagen: „Kraule<br />
mich, dann fühle ich mich sauwohl!“<br />
Schon beim Zuschauen geht einem das<br />
Herz auf. Das ist wohl „Schweineglück“.<br />
„Schwein gehabt“ hat der Naturschutz-<br />
Tierpark Görlitz auch mit seinem neuen<br />
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Ausblick 11
Tierpark<br />
Geklapper und Gequake<br />
Görlitz<br />
–<br />
Foto: Tierbegegnung mit Stachelschweinen<br />
(Naturschutz-Tierpark Görlitz, Catrin Hammer)<br />
Foto: Tibetschweine genießen das Kraulen<br />
(Naturschutz-Tierpark Görlitz, Catrin Hammer)<br />
Haustierspielplatz und der Entdeckerscheune<br />
zwischen oberlausitzer Bauernhof<br />
und Tibetdorf. Jeder, der gern spielt<br />
oder in eine andere Welt eintauchen<br />
möchte, kann auf diesem Spielplatz einmal<br />
deutscher oder tibetischer Bauer sein.<br />
Es gibt richtig viel zu tun: Als deutscher<br />
Bauer setzt man sich auf den Traktor und<br />
holt Futter für die Kühe. Man steigt auf<br />
das Melkkarussell, um die Kühe zu melken,<br />
und stellt die Milchkannen auf die<br />
Milchrampe. So haben es die Bauern noch<br />
vor 60 Jahren hier in der Region gemacht.<br />
Die Milch wurde abgeholt und in die Molkerei<br />
geschafft. Die Molkerei gibt es auch<br />
auf dem Spielplatz. Das besondere an der<br />
Spielplatz-Molkerei ist, dass man von ihrem<br />
Dach rutschen kann. Waren die Mitarbeiter<br />
der Spielplatz-Molkerei fleißig,<br />
können die Kinder viele unterschiedliche<br />
Milchprodukte von der Molkerei in den<br />
Supermarkt fahren, und zwar mit einer<br />
Seil(Auto-)bahn. Unter vielen Produkten<br />
kann ausgewählt werden, welches<br />
eingekauft wird. Butter, Eis, Milch und<br />
Käse müssen dann nach Hause gefahren<br />
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12<br />
Ausblick
Tierpark<br />
im Naturschutz-Tierpark Görlitz <strong>2014</strong><br />
werden. Dabei muss niemand die vielen<br />
Lebensmittel, die aus der Milch der Kuh<br />
hergestellt werden, einzeln nach Hause<br />
tragen. Mit der Seilbahn bekommt man<br />
den Einkauf ganz einfach transportiert<br />
und räumt ihn in den Kühlschrank. Das<br />
Zuhause auf unserem Spielplatz ist eine<br />
Tafel mit einer Kühlschranktür. Eine Puppenmutti<br />
könnte dann in der Spielküche<br />
in der Entdeckerscheune vielleicht mit<br />
der Milch einen Pudding kochen oder die<br />
Butter aufs Brot schmieren. Die leeren<br />
Verpackungen müssen in den Mülleimer.<br />
Wohin nun mit dem Verpackungsmüll?<br />
Auf dem Haustierspielplatz kommt nicht<br />
das Müllauto, holt den Müll ab und schafft<br />
ihn auf den Recyclinghof. Hier können<br />
die Kinder die Seilbahn beladen. Bis die<br />
Milch in Deutschland auf dem Tisch und<br />
der Verpackungsmüll entsorgt ist, werden<br />
Bauern, Milchautofahrer, Molkereiarbeiter,<br />
Verkäuferin und Müllfahrer gebraucht.<br />
Im ländlichen Raum in Tibet ist der Weg<br />
der Milch übersichtlicher. Das Geschäft mit<br />
der Milch und den Milchprodukten bleibt<br />
in der Hand der tibetischen Bauernfamilie.<br />
Wer sich als tibetischer Bauer fühlen<br />
möchte, hat also ganz schön viel zu tun:<br />
Er muss auf dem Haustierspielplatz sein<br />
tibetisches Rind - den Yak - füttern und<br />
melken. In Tibet werden die Yaks noch<br />
mit der Hand gemolken. Die Tiere haben<br />
nicht so ein großes Euter wie unsere<br />
Kühe. Für die Besucher steht ein Holzyak<br />
zum Melken bereit. Wenn es keinen Frost<br />
mehr gibt, können die Kinder wieder Wasser<br />
pumpen und die Holz-Tiere zum Melken<br />
mit Wasser füllen. Die Milch kommt<br />
im ländlichen Raum in Tibet nicht in die<br />
Molkerei. Die Bauernfamilien stellen die<br />
Milchprodukte her. In der Regel sind das<br />
Yakbutter, ein sehr harter getrockneter<br />
Käse (Cherkam) und Joghurt. Die Produkte<br />
werden dann am Marktstand von<br />
den Bauernfrauen selbst zum Verkauf angeboten.<br />
Am tibetischen Marktstand auf<br />
dem Spielplatz gibt es eine Waage. Damit<br />
können die Besucher die Butterstücke abwiegen.<br />
Yakbutter ist ein sehr wertvolles<br />
Lebensmittel, denn sie ist der Energielieferant<br />
für die Tibeter und auch deshalb<br />
in vielen tibetischen Gerichten enthalten.<br />
Auf Anmeldung bereiten die Mitarbeiter<br />
des Tierparks gemeinsam mit interes-<br />
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Ausblick 13
Tierpark<br />
Geklapper und Gequake<br />
Görlitz<br />
–<br />
sierten Gruppen ein typisches tibetisches<br />
Essen zu: Tsampa. Jeder Tibeter isst<br />
Tsampa zum Frühstück. Es schmeckt wie<br />
weiches Knäckebrot mit Butter und Salz.<br />
Dazu gibt es Tee. Tsampa ist sozusagen<br />
das Pendant zum deutschen Butterbrot.<br />
Doch wer von uns ist heute noch mit einer<br />
einfachen Butterschnitte zufrieden?<br />
Verschiedenste Tiere und die Produkte<br />
unserer Haustiere spielen auch in der<br />
angrenzenden Entdeckerscheune eine<br />
große Rolle. Die aus Zeißig bei Hoyerswerda<br />
in den Tierpark umgesetzte denkmalgeschützte<br />
Schrotholzscheune wird<br />
ein Eldorado für Kinder. Dort erwartet<br />
die Besucher eine Art Indoor-Spielplatz<br />
mit Rutsche, Kletterwand und einem<br />
Bereich für verschiedenste Rollenspiele<br />
wie beispielsweise eine Wollstube,<br />
Fotos: Auf dem neuen Haustier-Spielplatz (Naturschutz-Tierpark Görlitz, Catrin Hammer)<br />
eine kleine Spiel-Baustelle, eine Spielküche<br />
und ein Spiel-Empfangsbüro für die<br />
Hängematten-Pension auf dem Speicher.<br />
Auf dem Dachboden befindet sich eine<br />
große Entdeckerwelt, natürlich mit lebenden<br />
Tieren. Es wird unter anderem einen<br />
„Aschenputtel-Taubenschlag“ geben, der<br />
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14<br />
Ausblick
Tierpark<br />
im Naturschutz-Tierpark Görlitz <strong>2014</strong><br />
mit Sicherheit große und kleine Entdecker<br />
anziehen wird.<br />
Am 13. April <strong>2014</strong> wird die Entdeckerscheune<br />
der Öffentlichkeit übergeben.<br />
Das gesamte Areal von Haustierspielplatz<br />
und Entdeckerscheune entstand im Rahmen<br />
des Projektes „Agrobiodiversität in<br />
der Umweltbildung am Beispiel nachhaltiger<br />
Landnutzungsformen in Tibet und<br />
Deutschland“. Ziel war es, durch den<br />
Vergleich Möglichkeiten eines nachhaltigen<br />
Umgangs mit den Haustieren und<br />
ihren Produkten aufzuzeigen und den<br />
Wert der tierischen Lebensmittel spürbar<br />
zu machen. Der Haustierspielplatz und<br />
die Angebote in der Entdeckerscheune<br />
sind so viel mehr als nur ein Spielplatz.<br />
Sie bieten Raum für die Auseinandersetzung<br />
mit dem Leben der Menschen und<br />
ihrer Haustiere in Tibet und Deutschland<br />
und den Umgang mit der Natur und sind<br />
damit in der Zoo- und Umweltpädagogik<br />
des Naturschutz-Tierparks Görlitz hervorragend<br />
einsetzbar.<br />
Klappern gehört im Tierpark Görlitz zum<br />
Geschäft. Deshalb hat der Tierpark das<br />
Projekt bei der Deutschen UNESCO-<br />
Kommission zur UN-Dekade „Bildung für<br />
nachhaltige Entwicklung (2005 - <strong>2014</strong>)“<br />
eingereicht. Die Freude ist groß!<br />
Die Deutsche UNESCO-Kommission<br />
hat das Tierpark- Projekt „Agrobiodiversität<br />
in der Umweltbildung am<br />
Beispiel nachhaltiger Landnutzungsformen<br />
in Tibet und Deutschland“,<br />
als Projekt der UN-Dekade „Bildung<br />
für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.<br />
Die Auszeichnung erhalten Initiativen, die<br />
das Anliegen dieser weltweiten Bildungsoffensive<br />
der Vereinten Nationen vorbildlich<br />
umsetzen: Sie vermitteln Kindern und<br />
Erwachsenen nachhaltiges Denken und<br />
Handeln. Das Projekt im Naturschutz-<br />
Tierpark Görlitz zeigt eindrucksvoll, wie<br />
zukunftsfähige Bildung aussehen kann.<br />
Das Votum der Jury würdigt das Projekt,<br />
weil es verständlich vermittelt, „wie Menschen<br />
nachhaltig handeln“, so Prof. Dr.<br />
Gerhard de Haan, Vorsitzender des Nationalkomitees<br />
und der Jury der UN-Dekade<br />
in Deutschland. Die Deutsche UNESCO-<br />
Kommission hat in Deutschland bereits<br />
über 1.800 Projekte ausgezeichnet.<br />
anzeige<br />
Ausblick<br />
15
Tierpark<br />
Geklapper und Gequake<br />
Görlitz<br />
–<br />
In diesem Jahr wird mit der neuen Veranstaltungsreihe<br />
„Geklapper und Gequake“<br />
im Naturschutz-Tierpark Görlitz besonders<br />
viel geklappert. Weißstorch „Rudi Rotbein“<br />
und Knoblauchkröte „Stinkewitz“ werden<br />
<strong>2014</strong> gemeinsam mit dem Tierparkdirektor,<br />
den Zootierpflegern und verschiedenen<br />
Gästen auf eine spannende Reise in<br />
die Welt der Tiere des Tierparks gehen<br />
und hoffentlich viele Kinder mit ihren Muttis<br />
und Vatis, Omas und Opas mitnehmen.<br />
Lustig und verspielt wird es jeweils an fünf<br />
Sonntagvormittagen zugehen, und nicht<br />
selten findet sich das Publikum selbst in<br />
den Aktionen wieder.<br />
Schon am Sonntag, dem 6. April, geht es<br />
los. Um 10.00 Uhr startet das Kinderprogramm<br />
zum allerersten Mal.<br />
Aus dem Süden wieder zurück, braucht<br />
Rudi Rotbein unbedingt neue rote Strümpfe.<br />
Er sieht wirklich ziemlich kaputt aus,<br />
kein Wunder bei dem langen Flug nach<br />
Görlitz. Wird er neue Strümpfe bekommen?<br />
Und wird ihm die Knoblauchkröte<br />
Stinkewitz, die gerade aus der Winterstarre<br />
erwacht und ganz schön frech unterwegs<br />
ist, dabei helfen? Auf jeden Fall gibt<br />
es im Tierpark Schafe, und der Schafscherer<br />
ist auch eingeladen. Wolle für Strümpfe<br />
ist gar nicht so schlecht. „Von der Wolle<br />
zur Socke“ oder besser gesagt der Weg<br />
von der Wolle zu Rudi Rotbeins Strümpfen<br />
ist das Thema der Veranstaltung, die<br />
11.30 Uhr beendet sein wird.<br />
Am 4. Mai wird es um 10.00 Uhr musikalisch<br />
im Naturschutz-Tierpark Görlitz. Aber<br />
es ist nicht die Kröte Stinkewitz, die ein<br />
Krötenkonzert gibt. Es werden Klänge in<br />
der Luft sein, die uns Gänsehaut machen<br />
und von denen man sich verzaubern lassen<br />
kann. Ganz automatisch denkt man<br />
an ferne Welten, vielleicht an das Dach<br />
der Welt - Tibet. Hoffentlich klappert Rudi<br />
Rotbein nicht dazwischen.<br />
Mit Speck fängt man Mäuse, und wie<br />
fängt man andere Tiere? Damit beschäftigen<br />
sich Rudi Rotbein und Stinkewitz am<br />
15. Juni um 10.00 Uhr. Tiere fangen ist<br />
gar nicht so einfach. Rudi Rotbein kann<br />
ein Lied davon singen. Immer mal rutscht<br />
ihm der eine oder andere tierische Leckerbissen<br />
weg. Vielleicht kann er ja eine<br />
neue Fangmethode von Dr. Hammer, dem<br />
Direktor des Tierparks, lernen. Was das<br />
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16<br />
Ausblick
Tierpark<br />
im Naturschutz-Tierpark Görlitz <strong>2014</strong><br />
allerdings mit den Gladiatoren im antiken<br />
Rom zu tun hat, das weiß Stinkewitz jetzt<br />
auch noch nicht.<br />
Am 13. Juni um 10.00 Uhr gibt es Theater.<br />
Rudi Rotbein und Stinkewitz sind ganz<br />
aufgeregt. Sie bekommen Besuch von<br />
Faunella, und die liebt Gärten und Parks.<br />
In den Tier-Park bringt sie auch noch alle<br />
ihre Freunde mit! Was da passieren wird,<br />
ist spannend, lustig und interessant.<br />
Zum letzten Mal <strong>2014</strong> begrüßen Rudi Rotbein<br />
und Stinkewitz die Kinder mit ihren<br />
Begleitern am 21. September <strong>2014</strong>. Die<br />
beiden finden einen großen Koffer. Wer<br />
hat den vergessen? Unsere beiden Freunde<br />
werden zu Detektiven. Dieser riesengroße,<br />
schwere Koffer ist sehr geheimnisvoll.<br />
Irgendetwas stimmt hier nicht. Eines<br />
jedoch steht fest: In dem Koffer stecken<br />
tierische Geschichten ... Auch wenn die<br />
traurig sein könnten, Rudi und Stinkewitz<br />
wollen sie herausbekommen, und beim<br />
Auspacken des WWF-Artenschutzkoffers<br />
brauchen sie viele Helfer…<br />
Foto: Schafschur im Tierpark<br />
(Naturschutz-Tierpark Görlitz, Catrin Hammer)<br />
Foto: Asservaten vom Zoll<br />
(Naturschutz-Tierpark Görlitz, Axel Gebauer)<br />
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Ausblick<br />
17
Tierpark<br />
Geklapper und Gequake<br />
Görlitz<br />
–<br />
GINA hat Störche gemalt<br />
Kinderprogramm <strong>2014</strong><br />
6. April 10.00-11.30 Uhr | Von der Wolle zur Socke - Schafe scheren und was dann?<br />
4. Mai 10.00-11.30 Uhr | Klänge vom Dach der Welt in Görlitz - aus Tibet<br />
15. Juni 10.00-11.30 Uhr | Mit Speck fängt man Mäuse, und wie fängt man die anderen Tiere?<br />
13. Juli 10.00-11.30 Uhr | Faunella und die Tiere - So ein Theater! im Tierpark<br />
21. September 10.00-11.30 Uhr | Wir packen den Artenschutz-Koffer aus!<br />
Für dieses Kinderprogramm können ab<br />
sofort die Eintrittskarten an der Kasse im<br />
Naturschutz-Tierpark Görlitz erworben<br />
werden. Neben den Einzeleintrittskarten<br />
für Kinder (6,00 Euro) und Erwachsene<br />
(9,00 Euro) gibt es auch Sammeltickets.<br />
Für 3 Veranstaltungen kosten diese für<br />
Kinder 16,00 Euro und für Erwachsene<br />
25,00 Euro. Möchte man das Sammelticket<br />
für alle 5 Veranstaltungen, kostet das<br />
pro Kind 25,00 Euro und 40,00 Euro pro<br />
Erwachsenem. Beim Kauf der Sammelkar-<br />
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18<br />
Ausblick
Tierpark<br />
im Naturschutz-Tierpark Görlitz <strong>2014</strong><br />
ten erhält man ein Programmheft. Dieses<br />
ist für die Kinder gleichzeitig Sammelheft<br />
und Bastelheft. Bei jeder Veranstaltung<br />
kann sich das Kind einen Stempel abholen.<br />
Bereits bei 3 besuchten Veranstaltungen<br />
ist das Kind „Tierpark-Freund <strong>2014</strong>“<br />
und erhält bei Rudi Rotbein und Stinkewitz<br />
eine Urkunde und eine kleine Überraschung.<br />
Diesen Spaß sollten sich die Kinder nicht<br />
entgehen lassen, genauso wenig wie die<br />
anderen Veranstaltungen im Naturschutz-<br />
Tierpark Görlitz <strong>2014</strong>!<br />
Katrin Matthieu<br />
Naturschutz-Tierpark Görlitz<br />
Veranstaltungen <strong>2014</strong><br />
23. März (Sonntag) 15.00-17.00 Uhr | Eröffnung der Voliere für Pater-David-Felsenhörnchen#<br />
und Chinasittiche<br />
13. April (Sonntag) | Eröffnung der Entdeckerscheune mit Indoorspielplatz und Tieren<br />
21. April (Ostermontag) 10.00-17.00 Uhr | Familienzeit im Tierpark<br />
Ostereiersuche, Jungtiere, Mistkarrenrennen, Musik<br />
25. Mai (Sonntag) | Eröffnung der Fischotter - Waschbären - Anlage, ein waschechter Spaß!<br />
9. Juni (Pfingstmontag) 15.30-16.30 Uhr | Pfingst - Konzert<br />
10. September (Mittwoch) 14.00 -16.00 Uhr | Seniorennachmittag<br />
„Im Tierpark belauscht“ - Tierisches für Junggebliebene<br />
10. November (Montag) 17.00 -20.00 Uhr | Martinsspiel<br />
Martinsumzug mit dem Freundeskreis Tierpark Görlitz e.V.<br />
7. Dezember (2. Advent) 14.00 -16.00 Uhr | Familienzeit im Tierpark<br />
Bescherung der Tiere im Advent, Heimlichkeiten, Musik<br />
Änderungen vorbehalten!<br />
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Ausblick<br />
19
Numismatischer Club zu Görlitz e.V.<br />
Club<br />
–<br />
Münzen und Medaillen werden seit der<br />
Renaissancezeit gesammelt. In Deutschland<br />
wurden in der Mitte bis Ende des 19.<br />
Jahrhunderts die bekanntesten Numismatischen<br />
Gesellschaften und Vereine<br />
gegründet. Sie sind eine Grundlage zur<br />
allgemeinen Verbreitung von geschichtlichen<br />
Kenntnissen und unterstützen die<br />
Freude an der Schönheit einer Münze<br />
oder Medaille.<br />
In Görlitz gründeten 1779 Karl Gottlob<br />
von Anton (1751-1818) und Adolf<br />
Traugott von Gersdorf (1744-1807) die<br />
Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften<br />
(OLGW), eine Stätte des<br />
wissenschaftlichen Forschens und Sammelns.<br />
Es wurde eine Münzsammlung angelegt,<br />
die durch Ankauf und Geschenke<br />
von Mitgliedern vergrößert wurde. Das<br />
OLGW-Mitglied Kaufmann Rudolf Scheuner<br />
(1846-1903) machte sich in der Görlitzer<br />
Numismatik besonders verdient.<br />
Noch heute sind seine zwei Bücher zu<br />
der Görlitzer Münze von 1450 bis 1469<br />
von Wert sowie seine Beschreibung der<br />
Brakteatenfunde in der Oberlausitz und<br />
der Münzen der Stadt Görlitz.<br />
Medaille Robert Oettel, 1903<br />
Medaille Prof. Ludwig Feyerabend, 1925<br />
Die Beschäftigung mit der Numismatik<br />
innerhalb der OLGW war vielleicht einer<br />
der Gründe, dass erst im Jahr 1904 der<br />
Numismatische Klub zu Görlitz gegründet<br />
wurde. An Hand einer Medaille, zum<br />
10-jährigen Bestehen des Klubs geprägt,<br />
ist zu ersehen, dass außer dem Initiator<br />
der Klubgründung, dem Buchdruckereibesitzer<br />
und Herausgeber vom „Neuen-<br />
Görlitzer Anzeiger“ (NGA) Gustav Hoff-<br />
anzeige<br />
20<br />
Jubiläum
Numismatischer<br />
zum 110. Jubiläum<br />
Club<br />
mann (1843-1917), auch Prof. Ludwig<br />
Feyerabend (1855-1927), Museumsdirektor<br />
der Oberlausitzschen Gedenkhalle<br />
(Ruhmeshalle), der Kunstmaler Gustav<br />
Heinrich (1841-1922) und der Postsekretär<br />
August Gast beteiligt waren. 16 weitere<br />
Mitglieder werden auf der Medaille<br />
genannt.<br />
Zusammenkünfte wurden im Winterhalbjahr<br />
vier Mal gegen 20.30 Uhr durchgeführt.<br />
Es waren immer interessierte Gäste<br />
willkommen. So im Oktober 1905, als<br />
einige hundert der schönsten altgriechischen<br />
Münzen aus der Zeit von 500 bis<br />
400 v.u.Z., der Blütezeit Griechenlands, im<br />
Theater-Restaurant ausgestellt wurden.<br />
Auch wurden bekannte Numismatiker<br />
begrüßt. Zu ihnen gehörte der Senatspräsident<br />
im Reichversicherungssamt,<br />
Ferdinand Friedensburg (1858-1930). Er<br />
hielt 1906 einen Vortrag über erdichtete<br />
Münzen und Medaillen. Entsprechende<br />
Anschauungsstücke brachte er mit. Zu<br />
den erdichteten oder erfundenen Münzen<br />
gehört der Görlitzer Schekel.<br />
Prof. Feyerabend hielt März 1910 in der<br />
Oberlausitzschen Gedenkhalle einen Vortrag<br />
über das „von Wasserschlebensche<br />
Münzkabinett“. Aus dieser Sammlung<br />
wurden 1.250 der neuzeitlichen Stücke<br />
präsentiert. Ein weiterer Vortrag folgte<br />
Februar 1912. Diesmal wurden 2.000<br />
Münzen und Medaillen aus der schlesischen<br />
Abteilung der Sammlung gezeigt.<br />
Herr Ernst von Wasserschleben hat dem<br />
Görlitzer Museum mit seiner kostbaren<br />
Sammlung die bereits bestehenden<br />
Sammlungen der „Milichschen Bibliothek“<br />
und die vom Kommerzienrat Ephraim geschenkte<br />
„Fröhlichsche Münzsammlung“<br />
vergrößert. Diese Sammlungen mit außerordentlichen<br />
Raritäten wurden durch<br />
Neuanschaffungen aus einem Fond vom<br />
Herrn von Wasserschleben vergrößert.<br />
Herr Hirsch vom Numismatischen Verein<br />
München betonte zum 70. Geburtstag<br />
von Feyerabend, dass die Görlitzer Münzsammlung<br />
mit zu den Ersten im Deutschen<br />
Reich gehöre. Dies wusste Ernst<br />
von Wasserschleben, als er seine Schätze<br />
dem Museum übergab. Nach dem Ende<br />
des II. Weltkrieges verschwand diese<br />
außerordentliche Sammlung.<br />
Den Klubvorsitz hatte Gustav Hoffmann<br />
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Jubiläum<br />
21
Numismatischer Club zu Görlitz e.V.<br />
Club<br />
–<br />
bis zu seinem Tod. Er starb am 23. Juli<br />
1917 im Alter von 74 Jahren. Ab 1923<br />
war Emil Marquardt der Vorsitzende.<br />
In der Zwischenzeit hat vielleicht Gründungsmitglied<br />
Gustav Heinrich die Geschicke<br />
des Klubs geleitet. Er war der<br />
Schriftführer im Klub. Von 1923 bis 1932<br />
wird der Numismatische Klub in den Adressbüchern<br />
der Stadt Görlitz geführt.<br />
Mit dem Beginn der Naziherrschaft 1933<br />
in Deutschland ging der Klub entweder<br />
in einer anderen Organisation auf oder<br />
hörte auf zu bestehen.<br />
1965 wurde der erste Münzkatalog der<br />
DDR für deutsche Münzen von 1871 bis<br />
1932 herausgegeben. Im Vorwort des<br />
Katalogs ist zu lesen, dass der Münzsammler<br />
nicht nur Zerstreuung, sondern<br />
auch die Konzentration sucht. Weiter<br />
heißt es: „Die Freude beim Sammeln<br />
unterstützt die Erneuerung der Kräfte,<br />
die der werktätige Mensch im Produktionsprozess<br />
benötigt.“ Die Käufer dieses<br />
Katalogs in Görlitz hatte der Leiter der<br />
staatlichen Briefmarken-Verkaufsstelle<br />
Helmut Specht (1912-1981) zu zwanglosen<br />
Zusammenkünften eingeladen. Am<br />
Medaille 20 Jahre FG Görlitz, 1986<br />
Medaille Walther Haupt, 1995<br />
5. Mai 1966 erfolgte aus dieser Gruppe<br />
die Gründung der Görlitzer Arbeitsgemeinschaft<br />
(AG) der Numismatik im<br />
Deutschen Kulturbund der DDR. Helmut<br />
Specht wurde von der Ortsleitung des<br />
Deutschen Kulturbundes mit der Leitung<br />
beauftragt, obwohl er kein Numismatiker<br />
war. Später wurde er von den Mitgliedern<br />
der AG zum Vorsitzenden gewählt.<br />
Er sagte dazu: „Was blieb mir weiter üb-<br />
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22<br />
Jubiläum
Numismatischer<br />
zum 110. Jubiläum<br />
Club<br />
Medaille Siegfried Hoffmann, 2007<br />
rig, als auch Münzen zu sammeln und<br />
mich tiefgründig mit der Numismatik zu<br />
beschäftigen?“<br />
Die Arbeiterfestspiele 1967 sollten im<br />
Bezirk Dresden durchgeführt werden.<br />
Die Kreisleitung des Kulturbundes in<br />
Görlitz schrieb Juni 1966 in einem Arbeitsplan:<br />
„Die unlängst erst gegründete<br />
Interessengemeinschaft Numismatik<br />
muss zu einer kontinuierlichen Arbeit<br />
gelangen, in deren Verlauf nicht nur das<br />
reine Sammelinteresse befriedigt werden<br />
sollte, sondern auch Wissen über historische<br />
Ereignisse und Zusammenhänge<br />
vermittelt werden muss. Verantwortlich<br />
sind Helmuth Specht und Walther<br />
Haupt“.<br />
Zur AG kamen neue Bundesfreunde bis<br />
aus den Kreisen Zittau und Löbau hinzu.<br />
Die AG Görlitz wurde in Fachgruppe (FG)<br />
Numismatik umbenannt. Gründe zum<br />
Eintritt gab es mehrere. Mancher sammelte<br />
westdeutsches Geld oder eine andere<br />
frei konvertierbare Währung. Ihr Besitz<br />
war verboten, es sei denn, er wurde<br />
bei der Staatsbank der DDR angemeldet,<br />
oder man wurde Mitglied im Kulturbund.<br />
Ab 1968 wurden die Bundesfreunde vom<br />
Kulturbund angehalten, unbedingt ihre<br />
Sammelgebiete anzumelden. Als Mitglied<br />
einer Numismatischen Fachgruppe<br />
konnte man die Sondermünzen der DDR<br />
zum Nominalwert bekommen – bei entsprechenden<br />
gesellschaftlichen Aktivitäten.<br />
1966 wurden die ersten 10- und<br />
20- Mark-Münzen der DDR angekündigt.<br />
Für jedes Mitglied wurden zwei bis drei<br />
Münzen bestellt. Bekommen hat jeder<br />
nur eine Münze von jedem Nominal. Bei<br />
den nächsten10- und 20-Mark-Stücken<br />
gab es von jedem Nominal nur noch 15<br />
Stück – für 52 Mitglieder.<br />
Peter Gärtig, Görlitz<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
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Jubiläum<br />
23
Konrad-Wachsmann-Haus Niesky –<br />
Nieskyer Holzhaussiedlung Christophstraße<br />
Das bekannteste Holzhaus Nieskys<br />
lädt Ende März zur ersten Besichtigung<br />
ein.<br />
Vor mehr als 100 Jahren siedelte sich<br />
in Niesky, einer kleinen Stadt in der<br />
Oberlausitz, Europas größte Holzbaufirma<br />
Christoph & Unmack an. Bis in<br />
die heutige Zeit ist das Stadtbild von<br />
Niesky geprägt durch zahlreiche industriell<br />
vorgefertigte Holzbauten. Diese<br />
Holzhäuser, ca. 100 an der Zahl, ver-<br />
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24<br />
Geschichte
Konrad-Wachsmann<br />
Das bekannteste Haus Nieskys<br />
teilen sich auf insgesamt vier Musterhaussiedlungen.<br />
Am Eingang der ehemaligen „Beamtenwohnsiedlung“<br />
auf der Goethestraße<br />
steht das wohl bekannteste Holzhaus<br />
Nieskys, das sogenannte „Direktorenwohnhaus“.<br />
Dieses wurde im Jahr<br />
1927 durch die Holzbaufirma Christoph<br />
& Unmack errichtet. Nach vielen Jahren<br />
des Leerstandes erwarb die Stadt<br />
Niesky 2005 das vom Verfall bedrohte<br />
Baudenkmal. Zwischen 2011 und <strong>2014</strong><br />
wird das Direktorenwohnhaus saniert<br />
und kann ab dem letzten Märzwochenende<br />
besichtigt werden.<br />
Der aufmerksame und interessierte<br />
Besucher wird in dem modernen Blockhaus<br />
so manche Details finden, die auf<br />
eine faszinierende Geschichte des Gebäudes<br />
selbst, seiner Nutzer und seines<br />
Erbauers schließen lassen.<br />
Der Architekt des Direktorenwohnhauses,<br />
Konrad Wachsmann, war zwischen<br />
1926 und 1929 Chefarchitekt bei Christoph<br />
& Unmack. In Niesky erlernte der<br />
junge Wachsmann die Grundlagen seiner<br />
späteren Tätigkeit:<br />
„...Es wurde der entscheidendste Schritt<br />
meines Lebens. Eben hatte ich in Paris<br />
noch voller Verzweiflung nach meinem<br />
Weg gesucht. Und hier, mitten auf dem<br />
Lande, in der tiefsten Provinz, fand ich<br />
seine erste Spur. In den Holzhallen der<br />
Fabrik öffnete sich mir die Welt der<br />
Maschinen, der Technologien, der Anfänge<br />
des industriellen Bauens. Alles,<br />
was dann kam und in Berlin, New York,<br />
Tokio, Chicago, London, Moskau, Paris,<br />
Rom, Zürich oder Warschau geschah,<br />
das alles begann in Niesky, einem Dorf<br />
der Herrnhuter Brüdergemeine. In dieser<br />
Holzhausfabrik entdeckte ich den<br />
Weg, der mich zum Wendepunkt im<br />
Bauen führte...“<br />
Wachsmann, der als Pionier des industriellen<br />
Bauens gilt, betonte dies zeitlebens.<br />
Nach seiner Emigration in die USA gründete<br />
er gemeinsam mit Walter Gropius<br />
die General Panel Corporation und<br />
errichtete eine Fabrik zur Herstellung<br />
vorfabrizierter Holzhäuser. Die Grundlagen,<br />
die Wachsmann in Niesky erlernte,<br />
beeinflussen die amerikanische<br />
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Geschichte<br />
25
Konrad-Wachsmann-Haus Niesky –<br />
Farbproben an der Treppe im Dielenbereich<br />
Bauindustrie bis in die Gegenwart. Einige<br />
dieser General Panel Häuser finden<br />
sich bis heute im Bundessstaat Florida<br />
und stehen unter Denkmalschutz.<br />
Die einzigen in Deutschland noch erhaltenen<br />
Holzbauten des bekannten Architekten<br />
sind das Sommerhaus für Albert<br />
Einstein in Caputh, 1929 erbaut, und<br />
das Direktorenwohnhaus in Niesky.<br />
Konrad Wachsmann wollte im Holzbau<br />
die Gestaltungsprinzipien der modernen<br />
Architektur umsetzen. Sowohl die Fas-<br />
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26<br />
Geschichte
Konrad-Wachsmann<br />
Das bekannteste Haus Nieskys<br />
saden- als auch die Innengestaltung ist<br />
sachlich und funktional. So lassen große<br />
Fensterflächen viel Licht, Luft und<br />
Sonne in die Räume. Der dadurch helle<br />
Innenraum überrascht durch ein sehr<br />
modernes Farbkonzept. Dieses reicht<br />
von einem grünen Anstrich im Speisezimmer<br />
hin zu einer blau-roten Treppe<br />
im Dielenbereich.<br />
Den großzügigen Wohnräumen auf der<br />
Südseite schließt sich der Küchen- und<br />
Wirtschaftstrakt im Norden an. Eine<br />
Galerie im Obergeschoß führt zu den<br />
Schlaf- und Kinderzimmern.<br />
Gemessen am damaligen Standard war<br />
das Direktorenwohnhaus sehr komfortabel<br />
eingerichtet: ein großes Badezimmer,<br />
mehrere Toiletten und eine zentrale<br />
Schwerkraftheizung gehörten zur<br />
Ausstattung. Zusätzlich befanden sich<br />
im Dach und im Keller Räume für die<br />
Hausangestellten.<br />
Der erste Besitzer des Holzbaus auf<br />
der Goethestraße war Wilhelm Verlohr,<br />
ein Vorstandsmitglied von Christoph &<br />
Unmack. Für ihn wurde das Direktorenwohnhaus,<br />
welches der einzige Bau in<br />
Niesky ist, der nachweislich auf einen<br />
Entwurf Konrad Wachsmanns basiert,<br />
erbaut. Verlohr, der mit seiner Frau und<br />
den drei Kindern das Haus bewohnte,<br />
verkaufte es schon drei Jahre später an<br />
Christoph & Unmack. Von dieser Firma<br />
erwirbt im Jahr 1930 Gottfried Wetschky,<br />
Chefarzt am örtlichen Krankenhaus,<br />
das Wohnhaus und nimmt erste bauliche<br />
Veränderungen vor. So errichtet<br />
Wetschky in einem der Kinderzimmer<br />
eine Vogelvoliere, von der heute zahlreiche<br />
Nägel an der Wand zeugen.<br />
Im Zuge der Kriegsgeschehnisse verlässt<br />
das Ehepaar Wetschky die Stadt<br />
Niesky und flieht in den Westen.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg beherbergt<br />
das Gebäude zunächst das Katasteramt.<br />
Seit 1953 dient es der Kreisleitung<br />
der DDR- Jugendorganisation FDJ<br />
als Verwaltungssitz und Veranstaltungsort.<br />
Den Mitarbeitern stehen zeitweilig<br />
Räume zum Wohnen zur Verfügung. So<br />
befand sich im Keller eine Hausmeisterwohnung.<br />
Einem Hausmeister, der<br />
diese zu DDR-Zeiten bewohnte, soll ein<br />
junges Wildschwein zugelaufen sein,<br />
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Geschichte<br />
27
Konrad-Wachsmann-Haus Niesky –<br />
Zustand vor der Sanierung, 2007<br />
welches von da an im Garten des Direktorenwohnhauses<br />
Zuflucht fand.<br />
Im Jahr 1983 wird das Direktorenwohnhaus<br />
als Werk Konrad Wachsmanns<br />
erkannt und als Denkmal des<br />
Neuen Bauens unter Schutz gestellt.<br />
In den darauffolgenden Jahren beginnt<br />
die denkmalgerechte Sanierung, die bis<br />
1989 jedoch nicht abgeschlossen ist.<br />
Nach der politischen Wende 1989/90<br />
fällt das Haus durch Rückübertragung<br />
an die Erben Gottfried Wetschkys und<br />
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28<br />
Geschichte
Konrad-Wachsmann<br />
Das bekannteste Haus Nieskys<br />
Gartenseite mit Terrasse und Wintergarten, 2013<br />
steht von nun an mehrere Jahre leer.<br />
Um das bekannte Holzhaus zu retten,<br />
erwirbt die Stadt Niesky im Jahr 2005<br />
das stark gefährdete Baudenkmal und<br />
führt erste Sicherungsmaßnahmen<br />
durch, bevor 2011 mit einer umfassenden,<br />
denkmalgerechten Sanierung begonnen<br />
wird. Im Zuge der Sanierung,<br />
bei der auf größtmöglichen Erhalt der<br />
Bausubstanz geachtet wird, wurden im<br />
Innenraum restauratorische Untersuchungen<br />
durchgeführt. Diese bilden die<br />
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Geschichte<br />
29
Konrad-Wachsmann-Haus Niesky<br />
Grundlage für die Wiederherstellung<br />
der Originalfarbgebung.<br />
Mit Beendigung der Sanierungsarbeiten<br />
werden die zukünftigen Nutzer- Archiv,<br />
Museum, Standesamt- das sanierte<br />
Denkmal beziehen. Im Zuge der feierlichen<br />
Schlüsselübergabe am 28. März<br />
stellt Claudia Klinkenbusch ihre Publikation<br />
„Das Konrad-Wachsmann-Haus<br />
in Niesky- ein Holzbau der Moderne“<br />
vor. Dieses Buch, erschienen im Lusatia-<br />
Verlag, erzählt die Geschichte des<br />
Hauses und beschreibt sehr genau die<br />
einzelnen Sanierungsetappen.<br />
Die Eröffnung des Konrad-Wachsmann-<br />
Hauses mit der Dauerausstellung<br />
„Holzbauten der Moderne“ findet<br />
im September <strong>2014</strong> statt. Nach seiner<br />
Wiedereröffnung dient das Gebäude<br />
als Ausstellungs-, Informations- und<br />
Forschungseinrichtung für Holzbau. Es<br />
verbindet dabei Tradition und Moderne<br />
und findet dadurch Netzwerkpartner in<br />
der ganzen Welt. So schaut nicht nur<br />
Konrad Wachsmanns Tochter Ray aus<br />
dem fernen Amerika erwartungsvoll<br />
nach Niesky.<br />
Die unterschiedlichen Nutzer und Besucher<br />
erfüllen das Gebäude nach langem<br />
Leerstand wieder mit Leben, hinterlassen<br />
Spuren, so manche Anekdote und<br />
schreiben so die lange Geschichte des<br />
Direktorenwohnhauses fort.<br />
87 Jahre nach seiner Errichtung öffnet<br />
das Direktorenwohnhaus als Forum<br />
Konrad-Wachsmann-Haus Niesky- Information,<br />
Erlebnis, Austausch Holzhausbau-<br />
seine Türen.<br />
Erstmals lädt das Team vom Konrad-<br />
Wachsmann-Haus zum Tag der offenen<br />
Tür am 30. März interessierte Besucher<br />
zur Spurensuche durch das Haus ein.<br />
Claudia Wieltsch,<br />
Mitarbeiterin im Museum Niesky<br />
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30<br />
Impressum:<br />
Herausgeber (V.i.S.d.P.):<br />
incaming media GmbH<br />
Geschäftsführer:<br />
Andreas Ch. de Morales Roque<br />
Carl-von-Ossietzky Str. 45<br />
02826 Görlitz<br />
Ruf: (03581) 87 87 87<br />
Fax: (03581) 40 13 41<br />
info@stadtbild-verlag.de<br />
www.stadtbild-verlag.de<br />
Geschäftszeiten:<br />
Mo. - Fr. von 9.00 bis 17.00 Uhr<br />
Druck:<br />
Graphische Werkstätten Zittau GmbH<br />
Verantw. Redakteur:<br />
Andreas Ch. de Morales Roque<br />
(Mitglied im Deutschen<br />
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Redaktion:<br />
Dr. Ernst Kretzschmar,<br />
Dipl. - Ing. Eberhard Oertel,<br />
Dr. Ingrid Oertel<br />
Anzeigen verantw.:<br />
Dipl. - Ing. Eberhard Oertel<br />
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Anzeigenschluss für die April-<strong>Ausgabe</strong>:<br />
15. März <strong>2014</strong><br />
Redaktionsschluss: 20. März <strong>2014</strong><br />
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Stadtwerke Görlitz AG<br />
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