KAPITeL 5 Gesundheit - SPD-Landtagsfraktion Bayern
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Ursachenkomplexe für diese Symptome sind zum einen<br />
– vor allem bei abhängig Beschäftigten – unsichere Arbeitsverhältnisse<br />
mit großem Risiko, keine Entwicklungsmöglichkeiten<br />
zu erfahren bzw. in die Arbeitslosigkeit zu<br />
geraten (vgl. European Agency for Safety and Health at<br />
Work: 92ff.). Zum anderen sind zunehmend komplexe Arbeitsanforderungen,<br />
Arbeitsverdichtungen und die Bewältigung<br />
großer Informationsmengen Grund für das Auftreten<br />
von Stress und Folgekrankheiten (z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen,<br />
Depressionen oder Übermüdung). Eine<br />
stärkere Beobachtung dieser Tendenzen in der Arbeitswelt<br />
ist vonnöten (vgl. Kuhn 2008), auch um Unternehmen bei<br />
der Kontrolle dieser komplexen Gefahren am Arbeitsplatz<br />
zu unterstützen.<br />
Die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle ist dagegen<br />
seit etlichen Jahren in <strong>Bayern</strong> und Deutschland rückläufig.<br />
2006 wurden in <strong>Bayern</strong> 191.155 Arbeits- sowie 33.928<br />
Wegeunfälle gemeldet. Davon waren 174 tödliche Arbeitsunfälle<br />
11 und 99 tödliche Wegeunfälle. Dabei ist bis 2005<br />
die Rate der Arbeitsunfälle pro 1.000 Beschäftigten auf<br />
35,7 (D: 28,4) gesunken (By 1999: 51,0) (vgl. Darstellung<br />
5.23). Der bayerische Wert liegt im Vergleich zu Deutschland<br />
und vielen anderen Bundesländern höher, was auch<br />
auf den relativ höheren Anteil der Land- und Forstwirtschaft<br />
an der Wirtschaftsstruktur <strong>Bayern</strong>s zurückzuführen<br />
ist. Im Alters- und Geschlechtervergleich zeigt sich ein<br />
höheres relatives Unfallrisiko bei den jungen (unter 25<br />
Jahren) und älteren (über 60 Jahre) Altersgruppen.<br />
Zugleich treten die meisten Arbeitsunfälle in <strong>Bayern</strong> (ca.<br />
drei Viertel) bei Männern auf (bei ca. 90 % der tödlichen<br />
Unfälle). Dies liegt an den bereits beschriebenen verschiedenen<br />
Gefährdungsexpositionen am Arbeitsplatz bei<br />
Frauen und Männern.<br />
Darstellung 5.23: Arbeitsunfälle pro 1.000 Beschäftigte* in By und D<br />
2003-2006 (Prozent)<br />
2003 2004 2005 2006**<br />
By 38,2 35,4 35,7 -<br />
D 31,4 29,5 28,4 28,3<br />
* Auf Basis von Vollzeitäquivalenten.<br />
** Für das Jahr 2006 liegt der bayerische Wert noch nicht vor.<br />
Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2007; Landesamt<br />
für <strong>Gesundheit</strong> und Lebensmittelsicherheit 2008<br />
Bei den Berufskrankheiten zeigt Darstellung 5.55 im<br />
Anhang, dass insbesondere „Hautkrankheiten“ zu den<br />
häufigsten Verdachtsanzeigen von Berufskrankheiten<br />
führen. Bei den anerkannten Berufskrankheiten hingegen<br />
ist „Lärmschwerhörigkeit“ von besonderer Relevanz.<br />
Mit rund 62 Prozent weist sie in <strong>Bayern</strong> eine besonders<br />
hohe Anerkennungsrate auf (vgl. Bayerisches<br />
Landesamt für <strong>Gesundheit</strong> und Lebensmittelsicherheit<br />
2005). Mit mehr als 66 Prozent entfällt der Großteil der<br />
den gesetzlichen Unfallversicherungen gemeldeten<br />
Berufskrankheiten mit Todesfolge bayernweit auf<br />
asbestbedingte Krankheiten, die deutschlandweiten<br />
Ergebnisse liegen mit fast 61 Prozent knapp darunter.<br />
Der Anteil der Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer<br />
Erkrankungen an den Arbeitsunfähigkeitstagen<br />
insgesamt nahm zwischen 2001 und 2006 in <strong>Bayern</strong> von<br />
6,8 Prozent auf 8,0 Prozent zu. Gleichzeitig nehmen<br />
Arbeitsunfähigkeitstage, die z. B. auf durch hauptsächlich<br />
körperliche Beanspruchungen verursachte Muskel-<br />
Skelett-Erkrankungen zurückzuführen sind, um fast vier<br />
Prozentpunkte ab. Trotzdem verbleibt diese Krankheitsart<br />
auf hohem Niveau (2006: 24,1 %) die Hauptursache<br />
für Arbeitsunfähigkeit.<br />
Als weiteres Indiz für die soziale Differenzierung des<br />
Zusammenhangs von Arbeit und <strong>Gesundheit</strong> kann die<br />
Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage nach Berufsgruppen<br />
herangezogen werden. Deutlich zeigen hier akademische<br />
und erzieherische Berufe (Wissenschaftler,<br />
Gymnasial- und Hochschullehrer, etc.) mit geringeren<br />
körperlichen Belastungen wesentlich geringere Werte an<br />
Arbeitsunfähigkeitstagen (sechs und weniger) als z. B.<br />
Reinigungs-, Wach- und Sicherheits-, Krankenpflege-<br />
oder Bauberufe (ca. 20 und mehr), die zum Großteil auf<br />
einer einfachen oder mittleren Berufsausbildung fundieren<br />
(vgl. Darstellung 5.24).<br />
11 Ein Arbeitsunfall ist ein Unfall, den eine versicherte Person infolge der Ausübung einer versicherten Tätigkeit innerhalb und außerhalb der Arbeitsstätte erleidet. Ein<br />
Unfall mit Todesfolge wird im Berichtsjahr registriert, wenn der Tod sofort oder innerhalb von 30 Tagen nach dem Unfall eingetreten ist“ (BMAS/BAuA 2007: 12). Die<br />
engere Definition von Arbeitsunfällen des Arbeitsschutzgesetzes, bei der keine Arbeitsunfälle enthalten sind, in denen Personen außerhalb eines Beschäftigungsverhältnisses<br />
zu Tode gekommen sind, wie Unternehmer, Selbstständige, Landwirte oder Grundstückseigentümer, wies für das Jahr 2006 nur 45 tödliche Arbeitsunfälle<br />
auf (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Umwelt, <strong>Gesundheit</strong> und Verbraucherschutz 2008: 19).<br />
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