26.12.2012 Aufrufe

Ausgabe 05/2012 - Landesärztekammer Brandenburg

Ausgabe 05/2012 - Landesärztekammer Brandenburg

Ausgabe 05/2012 - Landesärztekammer Brandenburg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Vizepräsidentin<br />

Elke Köhler<br />

Foto: 4iMEDIA<br />

edItorIal<br />

liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

2011 – es sollte das Jahr der großen<br />

Strukturreformen sein. Die<br />

Qualität der Versorgung sollte im<br />

Mittelpunkt stehen, und vor allem<br />

war ein Jahr der Pflege angekündigt.<br />

Am Ende ist ein Versorgungsgesetz<br />

herausgekommen,<br />

getragen von der Hoffnung, dass<br />

die Akteure im Gesundheitswesen<br />

dieses Gesetz mit Leben erfüllen.<br />

Bis dahin bleibt die Frage unbeantwortet,<br />

wie bei begrenzten<br />

Ressourcen die Qualität der Versorgung<br />

gesichert und verbessert<br />

werden kann.<br />

Die Erwartungen an 2011 waren<br />

groß, vielleicht zu groß, weil man geglaubt<br />

hatte, die Wirtschaftskrise dauerhaft<br />

überwunden zu haben. Das Gegenteil<br />

war der Fall. Die Diskussionen<br />

über Rettungsschirme und Hebel haben<br />

die Koalition so stark in Anspruch<br />

genommen, dass die Gesundheitspolitik<br />

oft in den Hintergrund gedrängt<br />

wurde. Hinzu kamen ein Ministerwechsel<br />

im Gesundheitsressort sowie<br />

die Dauerkrise bei der FDP, die offenbar<br />

auch das Kreativpotenzial massiv<br />

beeinträchtigt hat. Keinen Einfluss<br />

hatte dies auf die Sparbeschlüsse des<br />

Vorjahres und damit auf die wirtschaftliche<br />

Situation der Krankenkassen. Sie<br />

stehen heute finanziell so gut da wie<br />

noch nie. Knapp 4 Milliarden Euro<br />

Überschuss konnten durch Einsparungen<br />

z. B. bei den Arzneimitteln erreicht<br />

werden. Manche kranke Kasse konnte<br />

sich so sanieren und den ungeliebten<br />

Zusatzbeitrag verhindern.<br />

Doch die Kassen bleiben skeptisch:<br />

Handlungsspielräume für Mehrausgaben<br />

sehen sie nicht, wie die Beratungen<br />

zum Versorgungsgesetz gezeigt<br />

haben. Bei den Verhandlungen<br />

über die spezialfachärztliche Versorgung<br />

mauerten sie, weil sie das Risiko<br />

einer ungebremsten Mengenausweitung<br />

nicht tragen wollten. Millionenschwere<br />

Förderprogramme für<br />

den ärztlichen Nachwuchs auf dem<br />

Land wollten sie ebenfalls blockieren,<br />

blieben aber damit chancenlos.<br />

Gleiches gilt für Nachbesserungen<br />

4 | <strong>Brandenburg</strong>isches Ärzteblatt 5 •<strong>2012</strong><br />

beim morbiditätsbezogenen Strukturausgleich.<br />

Die Konsequenzen könnten mit Blick<br />

auf das kommende Jahr fatal sein. Der<br />

von Union und FDP durch das Versorgungsgesetz<br />

geschaffene Spielraum,<br />

etwa zur Förderung des medizinischen<br />

Nachwuchses, zur Verbesserung der<br />

Zusammenarbeit von Klinik und Praxis<br />

sowie zur Verbesserung der medizinischen<br />

Betreuung in Pflegeheimen<br />

könnte durch Verzögerungstaktik der<br />

Kranken- und Pflegekassen bis zur<br />

Wahl einer neuen Regierung 2013 auf<br />

die lange Bank geschoben werden.<br />

Über ein solches Szenario mag auch<br />

das Bundesgesundheitsministerium<br />

nachgedacht haben. Daher will es die<br />

Umsetzung durch die Selbstverwaltung<br />

kontinuierlich monitoren, verspricht<br />

Minister Bahr im Interview mit der Ärztezeitung.<br />

Den Ärzten kann dies nur<br />

recht sein. Sie wären für ein mögliches<br />

Scheitern, etwa bei der bedarfsgerechten<br />

Versorgung auf dem Land,<br />

nicht verantwortlich zu machen. Alle<br />

Parteien betrachten die Behebung des<br />

Ärztemangels als eine der größten gesundheitspolitischenHerausforderungen.<br />

Und dafür muss zusätzlich Geld in<br />

die Hand genommen werden – auch<br />

von den Kassen.<br />

Ein tiefer Blick ins Versorgungsgesetz<br />

zeigt darüber hinaus, dass dem<br />

Wunsch nach mehr Wettbewerb kaum<br />

Rechnung getragen wurde. Darüber<br />

können sich die Körperschaften freuen.<br />

Denn ein Wettstreit um die bessere<br />

Versorgung darf nur innerhalb der<br />

existierenden Strukturen erfolgen. Das<br />

gilt vor allem für Selektivverträge. Sie<br />

müssen im Vergleich zum Kollektivvertrag<br />

ihren Nutzen unter Beweis stellen.<br />

Und was bringt ein Kollektivvertrag<br />

im neuen Jahr aus honorarpolitischer<br />

Sicht? Hier sind sich die meisten Honorarexperten<br />

unschlüssig. Völlig unklar<br />

ist, ob zu einer generellen Erhöhung<br />

von über einem Prozent weiteres Honorar<br />

durch morbiditätsbezogene Anpassung<br />

fließen wird. Fakt ist lediglich,<br />

dass das Versorgungsgesetz wieder<br />

stärker auf Regionalisierung setzt. Eine<br />

zuverlässige Prognose wird damit noch<br />

schwieriger. Beim EBM bleibt zunächst<br />

alles so, wie es ist. Die KBV spricht von<br />

einer schrittweisen Anpassung, jedoch<br />

nicht vor 2014. Der Arbeitsauftrag lautet:<br />

Pauschalen sollen zurückgefahren,<br />

Leistungen differenziert berechnet<br />

werden. Arztkontakte sollen unterschiedlich<br />

honoriert werden.<br />

Am Ende des Jahres bleibt die Erkenntnis,<br />

dass das GKV-Finanzierungsgesetz<br />

und alle Arzneimittel-Sparbeschlüsse<br />

zwar den Krankenkassen ein<br />

sattes Plus beschert haben, die Erwartung<br />

allerdings, dass mit dem Versorgungsgesetz<br />

die Probleme der Zukunft<br />

schon gelöst sind, trifft nur bedingt zu.<br />

Damit ist schon jetzt klar: Auch im Jahr<br />

<strong>2012</strong> bleibt das Gesundheitswesen<br />

eine Dauerbaustelle.<br />

n Ihre Elke Köhler

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!