MÖSERKURIER Ausgabe 08/2018
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Aus der Region<br />
9<br />
Elbebadetag in Hohenwarthe<br />
Zum 16. Mal in die Fluten -<br />
Mit Rekordbeteiligung<br />
Hohenwarthe. Als ich am 7. Juli am Ufer<br />
der Elbe in Hohenwarthe ankomme, bin<br />
ich noch unentschlossen. Zum bereits 16.<br />
Mal findet hier der Elbebadetag statt. Ich<br />
bin zum dritten Mal dabei. Zumindest als<br />
Zuschauer.<br />
Nach dem Badetag im vergangenen Jahr<br />
war ich mir sicher, ich will da auch durchschwimmen.<br />
Jetzt, beim Blick auf den großen<br />
breiten Fluss mit seiner Strömung, bin<br />
ich unschlüssig.<br />
Am Anmeldetisch bei Anita Lange haben<br />
sich bereits 39 Freiwillige angemeldet, am<br />
Ende des Tages werden es 42 sein. „Das ist<br />
Rekord. Letztes Jahr waren es 25. Die Jahre<br />
zuvor waren es so zwischen 15 und 20.“,<br />
erzählt Anita Lange. Der Ansturm ist so<br />
groß, dass die Badekappen knapp werden.<br />
Die letzten müssen schon warten, dass<br />
die ersten zurückkommen. Ich nun auch,<br />
denn ich bin Nummer 41.<br />
Als einer der ersten entsteigt Landrat Steffen<br />
Burchardt der Elbe. Er ist Ersttäter.<br />
Also eine gute Adresse, um Rat zu holen.<br />
„Es war ein bisschen flach, an manchen<br />
Stellen habe ich Steine und Sand an den<br />
Knien gespürt“, sagt er. Aber anstrengend<br />
sei es nicht gewesen. Zumindest wenn<br />
man nicht ganz unsportlich sei. Das kann<br />
man von Steffen Burchardt nicht behaupten.<br />
Schließlich kennt man ihn im Landkreis<br />
für allerlei Sportarten.<br />
Ganz unsportlich bin ich auch nicht, das<br />
macht mich mutig. Keine zehn Minuten<br />
später besteige ich unter den wachsamen<br />
Augen von Feuerwehr und Wasserwacht<br />
das letzte Boot.<br />
Wir warten, als die ersten vier los schwimmen.<br />
Dann kommen die Rettungskräfte<br />
wieder und wir dürfen auch los.<br />
Neben mir erfahrene Elbe-Durchquerer.<br />
„Einfach im 45 Gradwinkel gegen die<br />
Strömung“, sagen sie. Klingt einfach. Ist<br />
es am Ende auch. Vielleicht hilft auch,<br />
dass Rettungsschwimmer René Ostheeren<br />
sich mit unserer kleinen und allerletzten<br />
Gruppe in die Fluten stürzt. „Wenn ihr das<br />
macht, versuche ich es auch!“<br />
Es geht schnell. Die Wellen schwappen<br />
mir ins Gesicht, aber eigentlich könnte<br />
ich auch durch einen See schwimmen. Die<br />
Strömung ist erst zu spüren, als sie weg<br />
ist. Da fühlt es sich plötzlich an, als würde<br />
ich auf der Stelle stehen. Dann fühle ich<br />
Steine unter den Füßen. Ich bin drüben<br />
und überglücklich. Ortsbürgermeister<br />
Frank Winter hat noch ein paar Urkunden<br />
besorgt, überreicht mir eine, als ich mit<br />
aufgeregtem Herzschlag meine Badekappe<br />
zurückgebe. Als wäre ich noch nie geschwommen,<br />
denke ich kichernd. Aber es<br />
ist eben doch etwas Besonderes.<br />
Danach genieße ich ein Radler am Stand<br />
vom Bürgerhaus und lasse mir eine Frikadelle<br />
schmecken. Die anderen Gäste sind<br />
ausgelassen, wir kommen ins Gespräch.<br />
An der Seite beobachte ich Kinder, die<br />
auf der Hüpfburg toben oder beim Anglerverein<br />
Gummifische angeln.<br />
Alle Hohenwarther sind da. Der Jugendclub,<br />
die Feuerwehr, die Damen der<br />
Volksolidarität laufen in der Modenschau<br />
mit und der Ortsbürgerverein verkauft<br />
Kuchen. Alle sind zufrieden. Ich auch.<br />
Erst ein paar Tage später erfahre ich,<br />
dass noch am Abend im flachen Elbewasser<br />
eine Tretmiene gefunden wurde. Zum<br />
Glück wurde niemand verletzt. Vielleicht<br />
war es doch nicht so ungefährlich, wie ich<br />
dachte.<br />
Melanie Schwitzer