Die Starnberger Fragmente
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die von zwei diagonal laufenden. geperlten Zickzackbändern oder—<br />
wie man noch sagen kann - Rautengeflechten durchschossen sind.<br />
<strong>Die</strong> Verbreitung dieser Flechtwerke geht durch den ganzen Kontinent.<br />
So finden sie sich u. a. zu Samt Remi in Reims, am Ciborium<br />
zu S. Apollinare in Ciasse (Ravenna), an der Altarschranke zu Aquileja<br />
und am Portal der Domkirche zu Cattaro. 9) Da am <strong>Starnberger</strong><br />
Fragment die Riefung des Zickzackbandes geperlt ist, so handelt<br />
es sich jedenfalls um kein langobardisches Stück, wie die teils angeführten<br />
Beispiele"), sondern um ein fränkisches.<br />
<strong>Die</strong>s wird noch dadurch erhärtet, daß es auch kein sogenanntes<br />
langobardisches Rauten- und Kreisgeflecht - so werden die miteinander<br />
verknüpften Kreise bezeichnet, die von einem Rautengeflecht<br />
durchschossen sind - aufweist`). So kommt der Vergleich mit Modi -<br />
fikationen in Betracht, wie sie an Stücken zu Narbonne. Arles und<br />
Genf bekannt werden".) Insbesondere scheint uns in dem stark zerstörten<br />
Fragment von Avignon eine dem <strong>Starnberger</strong> Stück am<br />
nächsten stehende Konzeption erhalten zu sein.'3)<br />
Wie die Beispiele schon zeigten, wird das Flechtwerk gerne im<br />
Zusammenhang mit kirchlichen Bauten verwendet. Deshalb nannte<br />
auch De Lastevrie diese Ornamente ‚die typischen Besonderheiten<br />
an karolingischen Kirchen".") Ebenso schreibt Ginhart a. a. O.'),<br />
daß wohl sämtliche Kärtner Flechtwerkstoine kirchlichen Zwecken<br />
dienten und somit Kirchenbauten schmückten. Daß eine Kapelle<br />
9) Vergl. d. Abbild. bei: Hau pt, <strong>Die</strong> älteste Kunst, insbesondere d,ie<br />
Baukunst der Germanen, 2. Aufl., Wasmuth-Verlag, Berlin 1923, Taf.<br />
XXVII/Abb. 100 (Ravenna), S. 165, Abb. 98 (Aquileja); De Lasteyrie R.,<br />
L' Architecture Religieuse en France a l''poque Romane. Paris 1929,<br />
2. Aufl. v. M. Aubert, Verlag Picard - Paris, S. 216, Fig. 216 (Reims).<br />
') Siehe das Beispiel von Ventirnigtia, abgebildet bei E. A.Stiickelberg,<br />
Langobadiische Plastik, Zürich 1896, Leemann-Verlag, S. 44, Fig. 17<br />
und ebenso das Fragment (Steinrelief d. 9. Jahrhunderts) am Karner zu<br />
St. Veit, Abb. 59 auf S. 31 bei Ginhart, <strong>Die</strong> Kunstdenkmäler des politischen<br />
Bezirks St. Vedt, (<strong>Die</strong> Kunstdenkmäler Kärntens, Ad. VhS. 2),<br />
Klagenfurt, Kollitsch-Verlag 1931. - Allerdings sind hier die Kreise miteinander<br />
verknüpft! Siehe unser Abbild Nr. 4.<br />
11)Ein analoges Beispiel wäre also - abgesehen von dem g4.per1ten<br />
Zickzackband. - das karolingische Flechtwerk auf der Schrankenpbatte<br />
im Gaumi,seum zu Linz a. d. D.; vgl. hierzu Abb. 24 b. Giinhart: <strong>Die</strong><br />
karolingischen Flechtwerksteine... a. a. 0., S. 112 ff. -<br />
12)Haupt, a. a. 0., S. 62, Abb. 42 (Nai'bonne); Stückelberg a. a. 0., S. 93,<br />
Fig. 59 (Arles); S. 94, Fig. 69 (Genf).<br />
15) Stückclberg a. a. 0.. S. 62, Fig. 46 (Avignon).<br />
14)De Lasteyrie, a. a. 0.. S. 202 ff.<br />
15)<strong>Die</strong> karolingischen Flechtwerksteirie... S. 130.