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208 /12 Partnerschaft Mit konventionell angebauter Baumwolle hatte sich Kajas Mann verschuldet: Aly Diallo mit Sohn Sekou. das nicht nur die Kommunikation erleichtert, sondern über einen SMS-Dienst auch Informationen zu aktuellen Marktpreisen liefert. Aus tiefer Verschuldung innert fünf Jahren zu relativem Wohlstand? «Bio-Baumwolle macht viel Arbeit, aber es lohnt sich», sagt Kaja. Jahr für Jahr konnte sie die Erträge steigern, lernte dazu, verbesserte dank Schulungen und der Begleitung von Helvetas ihre Anbautechnik. «Man muss fleissig jäten, die Pflanzen immer wieder auf Schädlinge oder Krankheiten kontrollieren und bei Befall sofort reagieren.» Auch die Herstellung der biologischen Schädlingsbekämpfungsmittel ist aufwendig, aber dafür sind sie ungiftig. Für die Sache der Frauen Voller Stolz zeigt Kaja ihr Feld, das eine halbe Stunde Fussmarsch vom Dorf entfernt liegt. Auch hier ist Erntezeit. Die Kapseln sind aufgesprungen, die Wattebäuschchen leuchten in der Sonne. Kaja ist sehr zufrieden. Mittlerweile ist Kaja in den 3 Fragen an Moriké Traoré, Regionalverantwortlicher von Mobiom Was bringt biologischer Anbau der Bevölkerung? Er verbessert und schützt die Böden. Sowohl der Anbau als auch die geernteten Nahrungsmittel sind gesünder. Die garantieren Abnahmepreise ermöglichen den Bauern, ein sicheres Einkommen zu erzielen. Und die Bauern verschulden sich beim Bio- Anbau nicht. Wieso ist es wichtig, nicht nur auf Baumwolle zu setzen? Durch den Anbau mehrerer Produkte können die Kleinbauern das Risiko von Missernten mindern. Bei der Baumwolle sind wir in Mali bei der Vermarktung zudem abhängig vom 10 REPoRTAGE Vorstand von Mobiom gewählt worden. Dort setzt sie sich insbesondere dafür ein, dass Frauen gleiche Chancen haben, in den Bio-Anbau einzusteigen. Der Frauenanteil, gegenwärtig erst rund ein Viertel, soll höher werden. Sie leistet auch viel Überzeugungsarbeit in ihrem Umfeld. «Ich rede bei jeder Gelegenheit davon», sagt sie lachend. «Ich will die Frauen von den Vorteilen überzeugen.» Das sei nicht immer einfach, denn die meisten könnten nicht lesen oder schreiben und stünden Neuerungen skeptisch gegenüber. Ihr Ehemann Aly Diallo hingegen steht voll hinter dem Engagement seiner Frau. Er entlastete Kaja sogar offiziell von den meisten Haushaltspflichten, damit sie ihren Aufgaben im «Mouvement Biologique Malien» mehr Zeit widmen kann. Das ist in Mali alles andere als selbstverständlich. Kaja muss nicht mehr Wasser holen (übrigens, an einem Brunnen von Helvetas aus dem Jahr 1987) oder kochen. Die anderen Frauen in der Grossfamilie übernehmen diese Arbeit im Turnus. Doch Kaja hat noch viel mehr vor. «Mein Traum ist ein grosser Garten mit Bio-Gemüse für den Verkauf in der Trockenzeit», sagt sie. Die Investitionskosten sind hoch, weil es dafür einen Bewässerungsbrunnen und einen Zaun braucht, um das Gemüse vor den Tieren zu schützen. Aber Kajas Augen funkeln. Sie wird nicht locker lassen, bis sie ihren Traum verwirklicht hat. Anita Baumgartner ist bei Helvetas für Projektpartnerschaften zuständig. staatlichen Monopolbetrieb CMDT, bei den anderen Produkten nicht. Zudem hilft die Vielfalt den Bauern, ihr Einkommen zusätzlich zu erhöhen. Was tut Mobiom gegen die Bedrohung durch gentechnisch veränderte Baumwolle? Es besteht die reale Gefahr, dass die Gentech- Baumwolle auch in Mali Einzug halten wird, obwohl sie im Moment noch verboten ist. Wir versuchen vorzubeugen, indem wir die Bauern über die Risiken aufklären: Wir machen sie auf die drohende Abhängigkeit von den Agrofirmen aufmerksam und auf die Folgen für die Umwelt.
foKuS WegbeReiTeRin Die neue Strasse hat Mariam Bogodos Dorf aus der Isolation befreit. Sie hat dafür gekämpft, dass die Frauen da- ran mitbauen dürfen. So hat die Piste auch die Geschlechterverhältnisse revolutioniert. Von Susanne Strässle und Bernadinne Compaoré Sie stellt sich mitten auf die gestampfte Piste, schultert stolz den Pickel und zaubert damit den Umstehenden ein breites Lachen aufs Gesicht. Sie alle haben an der Lateritstrasse mitgebaut, die sich wie ein roter Faden durch den Busch zur nächsten Teerstrasse zieht, aber sie wissen, in gewisser Weise ist es auch ganz besonders Mariams Strasse. Obwohl Mariam Bogodo den Pickel nur noch fürs Foto schwingt – und heute im Gemeinderat sitzt. Vor bald zehn Jahren hat Mariam dafür gekämpft, dass die Frauen an der wichtigen Verbindung mitarbeiten dürfen. Im Helvetas-Projekt für ländliche Pisten im Osten Burkina Fasos war von Anfang an vorgesehen, dass Frauen und Männer diese Arbeit gemeinsam in Angriff nehmen. Die Menschen von Thiantika erkannten die Chancen der Strasse sofort, die ihr Dorf näher an Märkte, Schulen und Gesundheitsstationen rücken würde, und doch gab es ein Problem. «Bei uns Gourmantchés ist Lohnarbeit Männersache. Die Frauen sind für den Haushalt zuständig», sagt der Präsident des dörflichen Strassenkomitees. «Und wir dachten, eine solche Arbeit könnten Frauen gar nicht machen.» Ein echtes Gemeinschaftswerk: Pionierin Mariam Bogodo auf «ihrer» Strasse. Als die Strasse 2003 mit dem Dorf geplant wurde, stiess Helvetas in Sachen Arbeitsteilung bei Männern wie Frauen auf taube Ohren. Ausser bei der damals 52-jährigen Mariam Bogodo: Die Hausfrau und Mutter war beeindruckt von Lucie, der Helvetas-Animatorin. «Ich sagte zu meinem Mann: Da ist eine Frau 11 FoKUS 208 /12 Partnerschaft Gut unterwegs: Mobilität als Chance unter diesen Leuten aus der Stadt, die wie ein Mann ein Motorrad fährt und wie die Männer ohne Hemmungen vor dem ganzen Dorf spricht. Warum also sollen wir Frauen nicht an der Seite unserer Männer die Strasse bauen? Auf dem Feld arbeiten wir doch auch zusammen, die Frauen manchmal sogar © Simon B. Opladen
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