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Schönes Leben – Ausgabe 74

Land, Kultur und Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand

Land, Kultur und Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand

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<strong>Ausgabe</strong> 3 / 21 · Herbst 2021 · € 4,40<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Sag‘s mit Blumen<br />

Altes Handwerk: Die Floristin<br />

Kneipp mal wieder<br />

Die Natur ist die beste Apotheke<br />

Ei, was wächst denn da?<br />

Unterwegs mit Extrem-Botaniker Jürgen Feder<br />

Disco-Feeling der 80er<br />

Landdiskothek als Attraktion in Cloppenburg<br />

Die Fledermaus<br />

Schutz einer<br />

bedrohten<br />

Tierart<br />

Der Buntspecht * Arche-Dorf Steinlah * 100 Jahre Lanz Bulldog * Herbstliche Wurzelrezepte u. v. m.


STROM · ERDGAS · WASSER · WÄRME<br />

MOBILITÄT · FREIZEITBAD<br />

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Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart<br />

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4 <strong>Ausgabe</strong>n für nur 12,<strong>–</strong> Euro<br />

bestellen Sie beim Leserservice<br />

unter 041<strong>74</strong> / 6699717.<br />

4 Hefte<br />

im Jahr<br />

für 1 Euro<br />

pro Monat<br />

Sie können auch bequem per Fax bestellen<br />

(Faxnummer 0 41 <strong>74</strong> / 66 99 710) oder Sie nutzen<br />

den Coupon auf Seite 89 und senden ihn an:<br />

oin oin moin,<br />

iee iee erinnen erinnen un un e, e,<br />

Verlagskontor <strong>Schönes</strong> <strong>Leben</strong>, Leserservice<br />

Harburger Straße 4 · 21435 Stelle<br />

nun steht der herrliche Herbst vor der Tür <strong>–</strong> es ist der Sommer im<br />

Abendkleid <strong>–</strong> und diese <strong>Schönes</strong> <strong>Leben</strong>-Herbstausgabe hält wieder<br />

viele spannende Themen rund um Land, Kultur und <strong>Leben</strong>sart für Sie<br />

bereit.<br />

Wir laden Sie zu einem Ausflug nach Fehmarn ein <strong>–</strong> zu dem Romanautor<br />

Burkhard Schmidt, der die schönsten Ecken der sonnenverwöhnten<br />

Ostseeinsel kennt. Und in der Rubrik Altes Handwerk beschreiben<br />

wir den Arbeitsalltag einer Floristmeisterin inmitten farbiger Blumenmeere.<br />

Wir stellen Ihnen den Extrem-Botaniker Jürgen Feder vor <strong>–</strong><br />

den Pflanzenkenner schlechthin <strong>–</strong> der nicht nur über 3.000 Samenpflanzen<br />

in Deutschland kennt, sondern auch deren botanische Namen<br />

und ihre Notwendigkeit im ökologischen Gefüge. Auch Freunde von<br />

historischen Traktoren kommen auf Ihre Kosten: Der legendäre Lanz<br />

Bulldog feiert 100-jähriges Jubiläum.Und es geht weiter: Lesen Sie<br />

über Irmela Mikus. Sie schützt als ehrenamtliche Fledermaus-Sachverständige<br />

die bedrohten Tiere und kümmert sich um den Artenerhalt<br />

und die Artenvielfalt von Fledermäusen.<br />

Erfahren Sie von dem aus Hörfunk und Fernsehen bekannten Tierstimmenimitator<br />

und Diplom-Biologen Dr. Uwe Westphal Interessantes<br />

und Wissenswertes über die in Deutschland heimischen Spechtarten.<br />

Der Museumstipp von <strong>Schönes</strong> <strong>Leben</strong> ist das Museumsdorf Cloppenburg:<br />

Hier wurde einer Landdiskothek neues <strong>Leben</strong> eingehaucht, und<br />

als weiteres Ausflugsziel berichten wir über Steinlah, das erste Arche-<br />

Dorf in Deutschland, in dem 20 vom Aussterben bedrohte Tierrassen<br />

erhalten werden, darunter Pommersche Landschafe, das Harzer Rotvieh<br />

und Husumer Schweine.<br />

Und wir berichten anlässlich des 200-jährigen Geburtstages von<br />

Sebastian Kneipp über ganzheitliches Gesundheitsbewusstsein unter<br />

dem Kneipp‘schen Motto: Die Natur ist die beste Apotheke.<br />

Das Redaktionsteam von <strong>Schönes</strong> <strong>Leben</strong> v. l. n. r.: Carsten Weede,<br />

Emily Weede, Frank Drynda und Goldi (unten links).<br />

Wir versprechen Ihnen pures Lesevergnügen und wünschen Ihnen viel<br />

Spaß beim Schmökern.<br />

Auf einen goldenen Herbst!<br />

mil,arse mil,arse ran ran<br />

<strong>Schönes</strong> <strong>Leben</strong>: Pures Lesevergnügen rund um Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart.<br />

Herbst 2021 3


Herbst 2021<br />

Inhalt<br />

6 38<br />

72<br />

46<br />

62<br />

30<br />

14<br />

22<br />

4<br />

Herbst 2021


Porträt<br />

6 „Tage des Sturms“<br />

als Herzenssache<br />

Unterwegs auf Fehmarn mit dem<br />

Romanautor Burkhardt Schmidt.<br />

Altes Handwerk<br />

14 Sag‘s mit Blumen<br />

Mit Fachwissen und Liebe zum<br />

Detail kreiert Floristmeisterin<br />

Susanne Wetzel schönen Blumenschmuck<br />

für jeden Anlass.<br />

Oldtimer<br />

22 100 Jahre und kein<br />

bisschen leise!<br />

Eine Legende feiert Jubiläum:<br />

Der Lanz Bulldog ist ein beeindruckendes<br />

Zeugnis kundenorientierter<br />

Traktorentwicklung aus<br />

Deutschland für die ganze Welt.<br />

Tierwelt<br />

30 Wir es ist, eine<br />

Fledermaus zu sein<br />

Während viele in Fledermäusen<br />

blutsaugende und gefährliche<br />

Überträger von Viren und Krankheiten<br />

sehen, ist anderen deren<br />

wahre Rolle und Wichtigkeit für<br />

unser Ökosystem bewusst. Irmela<br />

Mikus ist Schützerin einer<br />

bedrohten Wildtierart.<br />

Gesundheit<br />

38 Kneippen Sie doch<br />

mal wieder<br />

Die Natur ist die beste Apotheke,<br />

das wusste schon Sebastian<br />

Kneipp, der in diesem Jahr 200<br />

Jahre alt geworden wäre.<br />

Naturerlebnis<br />

46 Ei, was wächst denn da?<br />

Unterwegs mit dem Extrem-<br />

Botaniker: Jürgen Feder zeigt<br />

Pflanzenfreunden die vielfältige<br />

Flora rund um die Wassermühle<br />

in Karoxbostel.<br />

Genusskalender<br />

54 Die Wurzel<br />

Karotte, Möhre, Rüebli oder<br />

norddeutsch schlicht Wurzel <strong>–</strong><br />

es gibt viele Namen für dieses<br />

schmackhafte Gemüse. Der<br />

Geschmack ist je nach Sorte etwas<br />

anders. Die runden Karotten<br />

haben ein besonders feines Aroma.<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart<br />

4 mal im Jahr<br />

pures<br />

Lesevergnügen!<br />

Naturerlebnis<br />

62 Tierfreunde mit<br />

besonderen Idealen?<br />

Arterhaltung durch Aufessen:<br />

Viele alte Nutztierrassen sind<br />

vom Aussterben bedroht. Arche-<br />

Dörfer wollen dazu beitragen, die<br />

Vielfalt zu erhalten. Ein Besuch<br />

im ersten Arche-Dorf in Deutschland:<br />

Steinlah nahe Salzgitter.<br />

Ausflugstipp<br />

72 Disko-Flair im Museum<br />

Im Museumsdorf Cloppenburg<br />

wurde einer Landdiskothek neues<br />

<strong>Leben</strong> eingehaucht <strong>–</strong> die neueste<br />

Attraktion im beliebtesten<br />

Museum Niedersachsens.<br />

Tierwelt<br />

80 Nicht schlecht,<br />

Herr Specht!<br />

Der Buntspecht ist der häufigste<br />

und anpassungsfähigste Vertreter<br />

unter den neun in Deutschland<br />

heimischen Spechtarten.<br />

Impressum<br />

90 Impressum<br />

Herbst 2021 5


„ae „ae es es turms“<br />

turms“<br />

as as erenssach<br />

erenssach<br />

von Matthias Heining<br />

Unterwegs auf Fehmarn mit dem<br />

Romanautor Burkhardt Schmidt<br />

Die Ostseeinsel Fehmarn, der Wetterstatistiken immer wieder bestätigen,<br />

zu Deutschlands Orten mit den meisten Sonnenstunden zu gehören,<br />

ist beliebt. Die einen verbringen hier ihre Ferien, andere sind froh,<br />

auf ihrem Weg nun am Tor nach Skandinavien zu sein, ehe sie am Fährhafen<br />

Puttgarden mit schwer beladenen Urlauberautos über den Fehmarnbelt<br />

ins dänische Rødbyhavn übersetzen. Noch andere, besonders<br />

unter den reiferen Semestern, verbinden mit Fehmarn daneben bis<br />

heute prägende soziokulturelle Erfahrungen. Ein Jahr nach dem legendären<br />

Woodstock-Festival gab es auf der Insel vom 4. bis 6. September<br />

1970 mit dem „Love & Peace Festival“ eine der ersten deutschen Open-<br />

Air-Antworten auf das musikalische Großereignis in den USA <strong>–</strong> wenn<br />

auch auf Fehmarn von Regen, Sturm und Kälte, besonders aber von<br />

organisatorischem Chaos arg gebeutelt. Dennoch gebührt dem Festival<br />

Ebenso wie das Schreiben liebt Burkhardt Schmidt auch<br />

das Radfahren. Dafür bietet „seine“ Insel Fehmarn, die<br />

zum schleswig-holsteinischen Kreis Ostholstein gehört,<br />

mit ihren rund 300 Kilometern gut ausgebauter Radwege<br />

beste Bedingungen. Manche Attraktion ist auf dem<br />

Drahtesel einfacher als per Auto zu erreichen.<br />

<br />

Foto: Monika Schmidt-Spaeth<br />

Burkhardt Schmidt mit seinem neuesten Roman „Tage des Sturms“<br />

am Jimi-Hendrix-Gedenkstein. Der Stein am Flügger Strand erinnert<br />

an den dortigen letzten Festival-Auftritt des Musikers vor seinem<br />

Tod, der Roman hält die Erinnerung an das gesamte „Love & Peace<br />

Festival Fehmarn 1970“ wach. <br />

Foto: Matthias Heining<br />

6 Herbst 2021


in dieser Zeit des Umbruchs sein Platz in der Geschichte, findet Romanautor<br />

Burkhardt Schmidt. Mit seinem neuesten, dem siebten Roman<br />

„Tage des Sturms“, der im September in den Handel kommt, schreibt<br />

der Fehmaraner gegen das Vergessen des Festivals.<br />

Burkhardt Schmidt ist passionierter Romanautor, der seiner Lust am<br />

Fabulieren seit gut zehn Jahren auch in Schriftform freien Lauf lässt.<br />

Davon zeugen seit 2011 bisher drei Krimis, zwei davon an der Ostsee<br />

verortet, und drei Dramen, die durchweg regional Beachtung fanden.<br />

Leser, die gern in nervenzehrende oder herzergreifende Szenen eintauchen,<br />

die auch folgen mögen, wenn es mal richtig neben der Spur entlang<br />

geht, die Lokalkolorit und eine gute Portion norddeutschen<br />

Humors schätzen, werden von Schmidts Büchern nicht enttäuscht.<br />

Jimi Hendrix (1942 <strong>–</strong> 1970), für viele der beste E-Gitarrist aller Zeiten,<br />

hat auch heute noch seine Fans. <br />

Foto: Matthias Heining<br />

Burkhardt Schmidt hat bisher drei Krimis und<br />

drei Dramen veröffentlicht.<br />

Sein neuer Roman „Tage des Sturms“ ist für Burkhardt Schmidt Herzenssache,<br />

wie er beim Fußmarsch zum Jimi-Hendrix-Gedenkstein auf<br />

dem einstigen Festivalgelände nahe am Flügger Strand erzählt: „Nur<br />

der traurige Umstand, dass Jimi Hendrix hier den letzten Open-Air-<br />

Auftritt seines viel zu kurzen <strong>Leben</strong>s hatte, hält die Erinnerung ans<br />

Festival noch wach.“ Von den Klassikern der Festivals dieser Epoche sei<br />

alles Mögliche in Bild, Ton und auf Papier festgehalten <strong>–</strong> nur Fehmarn<br />

mit seinen gut 25.000 Besuchern führe ein dokumentarisches Schattendasein.<br />

Als Fehmaraner und als Musikliebhaber fühlt Burkhardt Schmidt sich<br />

dem Kampf gegen den Staub des Vergessens über dem Festival berufen.<br />

Fehmarn hat für Wassersportler, egal ob Anfänger oder Profi, viel zu bieten: 17 Reviere allein fürs Windsurfen und Kiten.<br />

Foto: Matthias Heining<br />

Herbst 2021 7


Bild unten: Der Rastplatz am Radweg zwischen Burkhardt Schmidts Geburtsort Puttgarden und<br />

dem geschützten Vogelhabitat „Grüner Brink” ist gut besucht, denn hinter dem Deich ist dort die<br />

„beltbeste“ Imbissbude nicht fern.<br />

Bild rechts: Eine gute Prise Humor kommt in Burkhardt Schmidts Romanen nie zu kurz.<br />

<br />

Fotos: Matthias Heining<br />

Dies auch, da er sich zu der Zeit vom Hitparadenhörer zum Fan von<br />

Rock, Blues und progressiver Musik wandelte, aber trotzdem nicht<br />

beim Festival war, „weil ich als 16-jähriger Schüler zur Klassenfahrt<br />

ins Weserbergland ‚zwangsverpflichtet‘ wurde, während sich die Weltrestjugend<br />

auf den Weg nach Fehmarn machte“. Groß war danach und<br />

auch noch viele Jahre später der Wunsch nach authentischen Informationen<br />

über das Geschehen.<br />

Basis von „Tage des Sturms“ war die Recherche in den verfügbaren<br />

Quellen aus 50 Jahren über das „Love & Peace Festival Fehmarn“, die<br />

mit Fantasie und Humor zu einem unterhaltsamen Roman verwoben<br />

wurde. „Natürlich spielt Jimi Hendrix dabei eine gewichtige Rolle,<br />

aber ebenso werden die teilnehmenden Künstler gewürdigt, die sonst<br />

nur beiläufig Erwähnung finden“, so Schmidt. Auch das teilweise<br />

unsägliche Treiben von Rockern aus Hamburg lässt der Autor durch<br />

seine Protagonisten im Roman differenziert einfließen. Ebenso finden<br />

auf diese Weise amüsante, reale Randnotizen ihren Platz, wie etwa die<br />

Aktion eines jungen Mannes, der mit 100.000 hartgekochten und<br />

gefärbten Eiern zum Festival kam <strong>–</strong> und alle, je drei Stück für eine<br />

Mark, loswurde.<br />

Nach Erscheinen des Buches will Autor Schmidt in den sozialen Medien<br />

die Einrichtung eines Forums angehen, auf dem Dabeigewesene,<br />

Musikfans und sonst Interessierte ihre Erlebnisse, Erinnerungen, Informationen,<br />

Fotos und Dokumente rund ums „Open Air Love & Peace<br />

Festival Fehmarn 1970“ unweit des Flügger Leuchtturms teilen und<br />

das Ereignis so bewahren können.<br />

Von Flügge im Südwesten aus geht es dann quer über die Insel, vorbei<br />

an Mähdreschern auf den Kornfeldern und Urlauberandrang um<br />

Burkhardt Schmidt vor dem Wahrzeichen Fehmarns, der fast einen<br />

Im Osten der Insel gibt es steinige Strände und bei Katharinenhof<br />

auch eine kleine Steilküste. <br />

Foto: Matthias Heining<br />

Kilometer langen Fehmarnsundbrücke, die zeitgleich mit dem Fährhafen<br />

Puttgarden in Betrieb ging. Seit 1963 verbindet sie das Festland<br />

(hinten) mit der Insel. <br />

Foto: Matthias Heining<br />

8<br />

Herbst 2021


manchen Bauernhof, zur Nordküste Fehmarns nach Puttgarden. Dort<br />

beherrschen die Fähren von und nach Dänemark sowie der riesige, bei<br />

den dänischen Nachbarn besonders geschätzte Bordershop mit seinen<br />

schier unerschöpflichen Alkoholvorräten das Treiben. Jede halbe Stunde<br />

startet hier eine der Scandlines-Fähren im Zuge der Vogelfluglinie ins<br />

20 Kilometer entfernte Rødbyhavn. <strong>–</strong> Noch. Denn ein vierröhriger<br />

Absenktunnel soll bei Puttgarden laut dänischem Bauherrn Femern<br />

A/S möglichst schon ab 2029 den Straßen- und Schienenverkehr von<br />

und nach Skandinavien auf dem Grund der Ostsee deutlich beschleunigen.<br />

Erste Vorarbeiten für diese feste Fehmarnbelt-Querung haben<br />

bereits begonnen.<br />

Bücher von Burkhardt Schmidt<br />

Bei einem Hotdog am Bordershop erzählt Burkhardt Schmidt, dass er<br />

1954 in Puttgarden zur Welt gekommen ist und nach der Lehre zum<br />

Schriftsetzer in Lübeck („noch richtig mit Bleisatz“), von den „Harburger<br />

Anzeigen und Nachrichten“ (HAN), Hamburgs noch bis 2013<br />

erschienener ältester Tageszeitung, angeworben wurde und 26 Jahre<br />

blieb. „In dieser schönen Zeit in der Druckvorstufe der HAN habe ich<br />

auch meine Frau Monika geheiratet <strong>–</strong> am Tag des Eröffnungsspiels der<br />

Fußball-WM 1998“, so Schmidt. Seinen Hochzeitstag hat der eingefleischte<br />

Fußballfan, dessen Herz für Werder Bremen schlägt, noch nie<br />

vergessen, und verpasst hat er damals dank Video auch nichts. Nach<br />

weiteren beruflichen Stationen an der Elbe ging es dann 2013 wieder<br />

zurück nach Fehmarn.<br />

Tage des Sturms<br />

(Roman), 2021, ISBN 9783<strong>74</strong>0784478, Preis: 12 Euro,<br />

ab September 2021 im Buchhandel erhältlich<br />

Weitere erhältliche Titel:<br />

Und wenn Marie nicht tanzen kann<br />

Ostseekrimi, 2011,<br />

ISBN 9783844899153<br />

Frieder seine Asche<br />

Ostseekrimi, 2012,<br />

ISBN 9783848222957<br />

Der süße Klang des Regenbogens<br />

Fiktiv-okkulter Roman, 2014,<br />

ISBN 9783735794086<br />

Der stille Herr Zwille und ein<br />

ziemlich zäher Hund<br />

Krimi, 2016,<br />

ISBN 9783<strong>74</strong>0715113<br />

Ruhe vor dem Ansturm auf die Strandkörbe: Den Südstrand bei<br />

Burgtiefe steuern Badefreunde und Sonnenanbeter, aber auch<br />

Familien mit Kindern wegen seines besonders feinen, weißen Sandes<br />

und der ausgeprägten touristischen Infrastruktur immer gern<br />

an. <br />

Foto: Tourismus-Service Fehmarn/Sina Schweyer<br />

Wagner H <strong>–</strong> Spuren eines verbrannten <strong>Leben</strong>s<br />

Roman, 2018,<br />

ISBN 9783<strong>74</strong>0<strong>74</strong>7695<br />

Die Kinder vom Brink<br />

Roman, 2019,<br />

ISBN 9783<strong>74</strong>0762568<br />

Herbst 2021 9


Drohnenblick auf Burgtiefe, das touristische Zentrum Fehmarns, mit dem breiten Südstrand, dem Jachthafen und dahinter den drei markanten<br />

Hochhäusern des IFA Hotel- und Ferienzentrums. <br />

Foto: Tourismus-Service Fehmarn/Michael Majewski<br />

Etwas westlich von Puttgarden liegt vor dem Deich der „Grüne<br />

Brink“. Dieser 134 Hektar große, von der Ostsee stetig umgeformte<br />

Landstreifen steht seit 1938 unter Naturschutz und dient weit über<br />

150 Vogelarten als Brut- und Rastgebiet. In seinen Roman „Die Kinder<br />

vom Brink“ lässt Autor Schmidt neben vielen Erinnerungen an die<br />

eigene Kindheit auch die Gefahren durch die Zerstörung der Natur für<br />

dieses sensible Habitat einfließen. Alte und neue Verkehrsprojekte samt<br />

ihren Folgen, aber auch die NS-Vergangenheit der Insel bilden den<br />

weiteren Rahmen seiner Geschichte.<br />

Der „Grüne Brink“, ein von der<br />

Ostsee stetig umgeformter Landstreifen, steht<br />

bereits seit 1938 unter Naturschutz.<br />

Burkhardt Schmidt und seine Frau lassen sich gern den Ostseewind an<br />

Fehmarns 78 Kilometer langer Küstenlinie um die Nase wehen. Große<br />

Strände, meist sandig, gibt es rund 20 an der Zahl, im Osten bei Katharinenhof<br />

sogar eine kleine Steilküste. Dort erzählt der Autor im Schatten<br />

der hohen Nadelbäume, wie er mit großem Elan in seine schriftstellerische<br />

„Karriere“ gestartet ist: „Wenn du noch keinen Namen hast,<br />

landet dein Manuskript bei klassischen Verlagen nach kurzer Prüfung<br />

meistens im Papierkorb. Die dortigen Lektoren haben jährlich tausende<br />

Manuskripte auf dem Tisch und sollen die Spreu vom Weizen trennen.<br />

Oft kriegst du nicht einmal eine Antwort <strong>–</strong> oder dir wird die<br />

Selbstpublikation empfohlen. Unternehmen wie Books on Demand<br />

sind für viele verzweifelte Schreiber längst der Rettungsanker. Gegen<br />

überschaubare Kosten wird dein Werk dort digitalisiert und erst auf<br />

Bestellung schnell gedruckt und geliefert. Du allein entscheidest über<br />

Inhalt, Gestaltung und den Ladenpreis. Wenn du dann dein fertig<br />

gedrucktes Buch in Händen hältst, ist da Stolz und Freude pur.“<br />

In die großen Bestsellerlisten hat Einzelkämpfer Schmidt es bislang<br />

zwar noch nicht geschafft, aber augenzwinkernd sagt er: „Ich halte es<br />

mit dem früheren Fußballprofi und Bundestrainer Berti Vogts. Der<br />

‚Terrier‘ hat sein Erfolgsrezept einmal <strong>–</strong> so oder so ähnlich <strong>–</strong> beschrieben:<br />

‚Üben, üben, üben. Das Talent stellt sich dann ganz von selbst<br />

ein.‘“ Burkhardt Schmidt sieht das Schreiben als seine private Leidenschaft,<br />

an der er andere gern teilhaben lässt. Und wie jeden „ambitionierten<br />

Amateur“, im Fußball und anderswo, freut es auch ihn, wenn<br />

sein Publikum die enorme stilistische und handwerkliche Weiterentwicklung<br />

in seinen Büchern erkennt <strong>–</strong> und ihn dies auch wissen lässt.<br />

Als begeisterter Radler weiß Burkhardt Schmidt die 300 Kilometer gut<br />

ausgebauter Radwege auf Fehmarn sehr zu schätzen. Er kennt alle<br />

Winkel „seiner“ Insel. So natürlich auch das Ferienparadies Burgtiefe-<br />

Südstrand, das touristische Zentrum Fehmarns, mit all seinen Unterkünften<br />

und Einrichtungen. Hier lassen der große Jachthafen, die<br />

Strandpromenade, vielzählige Freizeitmöglichkeiten und die weißesten<br />

Sandstrände kaum Wünsche offen für die Urlaubsgäste. Im Trubel der<br />

Hauptsaison zieht es den Autoren jedoch eher in ruhigere Ecken wie<br />

etwa den kleinen, malerischen Fischereihafen Burgstaaken. Dort lässt<br />

sich gut ein Fischbrötchen genießen.<br />

Fehmarn ist bekanntlich Deutschlands drittgrößte Insel (185 km²) und<br />

zugleich auch Schleswig-Holsteins zweitgrößte Stadt nach Lübeck<br />

<strong>–</strong> zumindest von der Fläche her. 2003 hatten sich Burg und alle<br />

Gemeinden der Insel zur Stadt Fehmarn zusammengetan. Den knapp<br />

13.000 Einwohnern (Bevölkerungsdichte: 69 Menschen je Quadratkilometer)<br />

stehen übers Jahr rund 300.000 Besucher (ohne Tagesgäste)<br />

gegenüber, die sich über die tollen Möglichkeiten zum Baden, Segeln<br />

und Reiten, 17 Reviere fürs Windsurfen und Kiten, 17 Campingplätze<br />

am Meer, Rad- und Wandertouren oder die idyllischen Binnenseenlandschaften<br />

freuen. Welche andere Stadt<br />

kann da schon mithalten?<br />

10<br />

Herbst 2021


Hinaus zum Leuchtturm Staberhuk: Im Haus des Leuchtturmwärters lebte in den Sommermonaten von 1912 bis 1914 Ernst Ludwig Kirchner. Den expressionistischen<br />

Maler und Mitbegründer der Künstlergruppe „Brücke“ inspirierte dieser Winkel Fehmarns sehr und er schuf dort bedeutende Arbeiten seine<br />

Gesamtwerks. <br />

Foto: Jürgen Wackenhut <strong>–</strong> stock.adobe.com<br />

Herbst 2021 11


Infos, Tipps & Trends <strong>–</strong> für Sie entdeckt zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Richtiges Licht für das Wohlbefinden<br />

Licht ist eine der wichtigsten<br />

Quellen für unsere Gesundheit und<br />

das Wohlbefinden. Je besser das<br />

Licht, desto schöner das <strong>Leben</strong>!<br />

Unser Wohlbefinden wird nicht<br />

nur vom Sonnenlicht, sondern<br />

auch von der Qualität künstlicher<br />

Beleuchtung beeinflusst. Wie Sie<br />

diese möglichst optimal gestalten<br />

können, erfahren Sie im Elektro<br />

König Fachgeschäft im Winsener<br />

Ortsteil Borstel. Denn wenn Sie in<br />

punkto Beleuchtung keine halben<br />

Sachen machen möchten, sind Sie<br />

dort an der richtigen Adresse.<br />

Das kompetente Team unterstützt<br />

Sie bei der individuellen Planung<br />

und hilft Ihnen, für jeden Einsatzbereich<br />

die richtige Leuchte zu<br />

finden <strong>–</strong> sei es zu Hause oder am<br />

Arbeitsplatz. Bei der Beratung<br />

durch das Team von Elektro König<br />

können Sie sicher sein, dass Ihr<br />

Licht-Problem kompetent gelöst<br />

wird. Ob strahlend weiß für den<br />

idealen Start in den Tag oder<br />

stimmungsvolle, warme Lichttöne<br />

für gemütliche Abende: Sie entscheiden,<br />

welches Licht gerade das<br />

Beste für Sie ist.<br />

Wer das Besondere sucht, wird bei<br />

Elektro König fündig <strong>–</strong> lassen Sie<br />

sich auf der ca. 450 m² großen<br />

Ausstellungsfläche inspirieren. Sie<br />

benötigen eine Geschenkidee? Zu<br />

allen Anlässen wird eine Auswahl<br />

an dekorativen Artikeln, wie z. B.<br />

der Keramikkünstlerin Susanne<br />

Boerner® angeboten.<br />

Und wenn Sie das Passende für<br />

sich entdeckt haben, wird die neue<br />

Beleuchtung von Elektro Königs<br />

Monteuren fachmännisch <strong>–</strong> ob<br />

herkömmliche Lichtschaltung<br />

oder energieeffizientes Schalten<br />

<strong>–</strong> installiert. Sollte sich eine defekte<br />

Leuchte in Ihrem Besitz befinden,<br />

kann diese auch im Fachgeschäft<br />

repariert werden.<br />

Der Betrieb berät auch in Sachen<br />

Elektroinstallationen in Alt- und<br />

Neubauten und führt diese aus. Im<br />

Rahmen der Kundendiensttätigkeiten<br />

helfen Ihnen die Mitarbeiter<br />

gerne bei der Instandsetzung<br />

oder Prüfung Ihrer Gebäudeinstallationen<br />

nach den aktuell<br />

geltenden Vorschriften. Auch dem<br />

Ursprung ist Elektro König treu<br />

geblieben und bietet Elektrogeräte<br />

führender Hersteller an, die durch<br />

eigenen Kundendienst ausgeliefert<br />

und, sollte es einmal nötig sein,<br />

auch repariert werden.<br />

Profitieren Sie von der Erfahrung<br />

dieses Fachbetriebes … seit über<br />

55 Jahren!<br />

www.leuchten-koenig.de<br />

12<br />

Herbst 2021


Herbst 2021 13


a‘s a‘s mi mi lume<br />

lume<br />

von Carsten Weede<br />

Mit Fachwissen und Liebe zum Detail kreiert<br />

Floristmeisterin Susanne Wetzel schönen<br />

Blumenschmuck für jeden Anlass.<br />

Floristmeisterin Susanne Wetzel<br />

zaubert florale Kreationen mit viel<br />

Liebe zum Detail.<br />

<br />

Foto: Carsten Weede<br />

Susanne Wetzel hat sich ihren Kindheitstraum verwirklicht: Sie ist<br />

Floristin. Sogar Meisterin in diesem traditionellen Handwerksberuf.<br />

Täglich pflegt sie Blumen, stellt Blumensträuße, kunstvolle Gestecke,<br />

Girlanden, Kränze oder floralen Tischschmuck her. Häufig berät sie<br />

Kunden und verwirklicht deren Wünsche. In ihrem Beruf braucht die<br />

verheiratete Mutter eines erwachsenen Sohnes aus Seevetal-Lindhorst<br />

viel Kreativität und Fingerspitzengefühl. „Blumen begleiten uns auf<br />

allen wichtigen Stationen im <strong>Leben</strong> <strong>–</strong> sei es bei Geburtstagen, Hochzeiten<br />

oder Trauerfeiern“, sagt Susanne Wetzel.<br />

Den Beruf des Blumenbinders gibt es schon sehr lange. Heute lautet<br />

die offizielle Berufsbezeichnung „Floristin“ beziehungsweise „Florist“.<br />

Die meisten Floristinnen und Floristen arbeiten in Blumenfachgeschäften,<br />

Gartencentern oder Gärtnereien. Auch im Großhandel<br />

oder bei Bestattungsunternehmen können sie beschäftigt sein. Sie<br />

binden Sträuße und fertigen Kränze, Brautschmuck oder Trockengestecke<br />

nach eigenen Ideen oder den Wünschen ihrer Kunden. Sie planen<br />

auch kleinere Raumdekorationen und führen sie an Ort und Stelle aus.<br />

Größere Projekte realisieren sie meist im Team. Sie stellen das verwendete<br />

Material nach Form und Farbe zusammen und bereiten es durch<br />

Reinigen, Anschneiden oder Vorschneiden vor. Für ihre Arbeiten verwenden<br />

Floristinnen und Floristen nicht nur Naturblumen, sondern<br />

auch eine Reihe von Hilfsstoffen wie Draht oder Steckmassen,<br />

Schmuckelemente aus unterschiedlichen Materialien und dekoratives<br />

Verpackungsmaterial. Sie dekorieren Schaufenster und Verkaufsräume<br />

und versorgen die Pflanzen im Laden. Zum Pflegen und Versorgen der<br />

Pflanzen gehört auch das regelmäßige Gießen, Düngen, Umtopfen und<br />

nötigenfalls auch das Bekämpfen von Schädlingen. Bei der Auswahl<br />

von Schnittblumen und Topfpflanzen beraten sie ihre Kunden und<br />

geben Pflegehinweise. „Auch Arbeiten am Schreibtisch gehören für<br />

viele Floristinnen und Floristen zum Berufsalltag“, sagt Susanne<br />

Wetzel. Sie ermitteln den Warenbedarf, holen Angebote ein, erledigen<br />

den Einkauf neuer Ware, berechnen Preise und bedienen die Kasse. Da<br />

viele Blumenläden mit Blumenversandhäusern und Onlineshops kooperieren,<br />

sind Floristen und Floristinnen neben dem Tagesgeschäft im<br />

Blumenladen häufig auch für die Auslieferung von Blumen verantwortlich.<br />

14 Herbst 2021


Susanne Wetzel hat das alles als angestellte Floristin mitgemacht, sich<br />

dann aber für einen anderen Weg entschieden: Nach einer Ausbildung<br />

in dem renommierten Blumenfachgeschäft Buschmann in Hittfeld<br />

sammelte sie zunächst Berufserfahrung <strong>–</strong> unter anderem in der traditionsreichen<br />

Staudengärtnerei Härlen in Stelle. Anschließend absolvierte<br />

sie die Meisterschule in Hamburg-Bergedorf. „Einer meiner<br />

Lehrer dort war der Fernseh-Gärtner John Langley“, erzählt die<br />

53-jährige Lindhorsterin. Zu einigen Berufskolleginnen, die mit ihr<br />

die Meisterschule besuchten, hat Susanne Wetzel noch immer guten<br />

Kontakt. 1994 legte sie vor der Prüfungskommission ihre Meisterprüfung<br />

ab und wagte dann den Sprung in die Selbstständigkeit.<br />

„Selbstständig kommt von selbst und ständig <strong>–</strong> aber ich habe es ja so<br />

gewollt“, sagt sie und lacht. Mit den Händen zu arbeiten und etwas<br />

<strong>Schönes</strong> herzustellen, woran sich auch andere Menschen erfreuen,<br />

schaffe eine besondere Art der inneren Befriedigung. Ob romantisch,<br />

verspielt oder minimalistisch <strong>–</strong> mit viel Liebe zum Detail und mit<br />

floristischem Fachwissen kreiert Susanne Wetzel besonderen Blumenschmuck<br />

für jeden Anlass. So unterschiedlich die Anlässe auch sein<br />

können, so vielfältig sind ihre Blumenarrangements.<br />

„Einer meiner Lehrer in der Meisterschule war<br />

der Fernseh-Gärtner John Langley“.<br />

Ihre Arbeit erfordert Kreativität und Sinn für Ästhetik sowie Geschicklichkeit<br />

und Auge-Hand-Koordination <strong>–</strong> sei es beim Fertigen von<br />

Kränzen oder Blumensträußen, kunsthandwerklichen und dekorativen<br />

Artikeln oder beim Abdornen und Anschneiden von Schnittblumen.<br />

Manchmal lässt sich Susanne Wetzel bei der Arbeit über die Schulter<br />

schauen: Normalerweise präsentiert die selbstständige Floristmeisterin<br />

ihre floralen Kreationen nämlich auf zahlreichen Märkten in der Region<br />

<strong>–</strong> so war die Lindhorsterin zum Beispiel beim Pfingstmarkt auf dem<br />

Museumsbauernhof in Wennerstorf ebenso dabei wie bei den Kunsthandwerker-Ausstellungen<br />

des Kreativen Kreises zu Ostern oder in der<br />

Adventszeit im Winsener Marstall, bei den Hoffesten am 1. Mai und am<br />

3. Oktober auf dem Schüttenhof in Lübberstedt, bei den Kunsthandwerker-Ausstellungen<br />

der „Gestaltenden Hände“ in Fleestedt oder<br />

beim Herbst- und beim Weihnachtsmarkt in Pattensen.„Wegen der<br />

Corona-Pandemie ging im vergangenen Jahr leider gar nichts, denn<br />

alle Veranstaltungen wurden abgesagt“, bedauert Susanne Wetzel. Sie<br />

hoffe auf „bessere Zeiten“ in diesem Jahr.<br />

Gern wäre sie auch noch einmal bei der Internationalen Grünen Woche<br />

in Berlin dabei. Ihre herausragenden floralen Arrangements hatte sie<br />

dort schon auf der großen Schaubühne in der Niedersachsenhalle<br />

präsentiert. Susanne Wetzel kreierte dafür einmalige Gestecke und<br />

Sträuße aus Maiglöckchen und Schachbrettblumen, die durch weitere<br />

Frühblüher ergänzt wurden. „In der Winsener Elbmarsch werden<br />

bereits seit dem 19. Jahrhundert Maiglöckchen angepflanzt, die Region<br />

ist bekannt dafür“, weiß die Floristmeisterin. „Die Schachbrettblume<br />

ist vor allem im Junkernfeld im Naturschutzgebiet Untere Seeveniederung<br />

in den Gemeinden Seevetal und Stelle zu finden. Dort gibt es die<br />

deutschlandweit größten Vorkommen dieser streng geschützten Blumen“,<br />

erklärt die Lindhorsterin. Die Schachbrettblumen, die sie für<br />

ihre Arrangements verwendet, stammen selbstverständlich aus Gärtnereien.<br />

Ihre floralen Kreationen mit „Heimatbezug“ kamen beim Messepublikum<br />

sehr gut an.<br />

Floristinnen und Floristen dekorieren Schaufenster und Verkaufsräume. Zu ihren Aufgaben gehört auch das Pflegen und Versorgen der Pflanzen<br />

sowie das regelmäßige Gießen, Düngen und Umtopfen. Foto: dilocom <strong>–</strong> stock.adobe.com<br />

Herbst 2021 15


Für ihre Arbeiten verwenden Floristinnen und Floristen nicht nur Naturblumen,<br />

sondern auch eine Reihe von Hilfsstoffen wie Draht oder Steckmassen.<br />

<br />

Foto: agneskantaruk <strong>–</strong> stock.adobe.com<br />

Blumen begleiten uns durchs <strong>Leben</strong>: Susanne Wetzel bindet Sträuße und<br />

fertigt Kränze, Brautschmuck oder Trockengestecke nach eigenen Ideen.<br />

<br />

Foto: vikakurylo81 <strong>–</strong> stock.adobe.com<br />

Im Verein Wassermühle Karoxbostel ist die ganze Familie Wetzel aktiv.<br />

Ehemann Alexander, den alle nur Alex nennen, und Sohn Ole sind<br />

geschickte Handwerker, die von Anfang an bei der Sanierung und<br />

Restaurierung des denkmalgeschützten Gebäude-Ensembles mitgeholfen<br />

haben. Dass der Mühlenverein für die „hervorragende Restaurierungsleistung“<br />

mit dem Bundespreis für Handwerk in der Denkmalpflege<br />

2020 ausgezeichnet wurde, empfinden die Mühlenretter der<br />

ersten Stunde als schöne Anerkennung für die geleistete Arbeit. Susanne<br />

Wetzel ist auch stets mit kreativer Floristik bei Veranstaltungen wie<br />

dem Deutschen Mühlentag, dem Tag des offenen Denkmals oder dem<br />

Adventsmarkt auf dem Mühlengelände vertreten. Gern zeigt sie anderen,<br />

wie sie aus pflanzlichen Materialien und natürlichen Accessoires<br />

kunstvolle und schöne Dinge herstellen können. Susanne Wetzel bietet<br />

auch handwerkliche Workshops und Bastelkurse an. Außerdem sorgt<br />

die Floristmeisterin regelmäßig bei Trauungen an der Wassermühle für<br />

wunderschönen Blumenschmuck und stilvolle Tischdekorationen.<br />

„Blumen spielen schon seit Jahrhunderten eine große Rolle im <strong>Leben</strong><br />

der Menschen“, weiß Susanne Wetzel. Tatsächlich waren frische<br />

Schnittblumen bereits im Alten Ägypten beliebte Grabbeigaben. So<br />

lassen sich die weltweit allerersten Hinweise über die rituelle Verwendung<br />

von Blumensträußen in ägyptischen Darstellungen aus dem Jahr<br />

1540 v. Chr. finden. Sie zeigen Bestattungen mit Blumenschmuck aus<br />

rotem Mohn, gelben Alraunen und blauen Kornblumen.<br />

„Blumen spielen schon seit Jahrhunderten eine<br />

große Rolle im <strong>Leben</strong> der Menschen“.<br />

Im antiken Griechenland (etwa 1600 bis 27 v. Chr.) schenkten Männer<br />

ihren Frauen Blumen, um deren Schönheit zu würdigen. Zu festlichen<br />

Anlässen schmückten sie ihr Haar mit Blumenkränzen. Im antiken Rom<br />

(etwa 800 v. Chr. bis 500 n. Chr.) wurden ganze Räume mit Rosenblättern<br />

oder Safranblüten dekoriert. Mit dem Untergang des Römischen<br />

Susanne Wetzel übergibt die Richtkrone für die neue Hofschmiede an<br />

der Wassermühle Karoxbostel. Die ganze Familie Wetzel engagiert sich<br />

dort ehrenamtlich für den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäude-<br />

Ensembles. <br />

Foto: Carsten Weede<br />

Zu jeder Jahreszeit und zu jeder Gelegenheit hält die Floristmeisterin<br />

bepflanzte Schalen und passende Sträuße bereit. <br />

Foto: Carsten Weede<br />

16<br />

Herbst 2021


Reiches verschwand auch die üppige Blumenkultur. Im Zuge der Christianisierung<br />

verlor der Blumenstrauß in Europa zunehmend an Bedeutung.<br />

Einzig in den Klöstern der Benediktiner und Zisterzienser versuchten<br />

Mönche mit Heilpflanzengärten das Blumenwissen der Antike<br />

zu erhalten. Fränkische Benediktinermönche kopierten die Gartenkultur<br />

der Antike. Wahrscheinlich im Jahr 812 erließ Karl der Große die<br />

berühmte Hofgüterordnung „capitulare de villis“, in der der Herrscher<br />

einen gewissen Anteil an medizinischen Heil-, Nutz- und Zierpflanzen<br />

forderte. Schon vor seiner Krönung zum Kaiser im Jahr 800 hatte Karl<br />

der Große auf seinen Feldzügen gegen die Mauren in Spanien die<br />

imposanten arabischen Gärten erkundet, in denen Blumen als Sinnbild<br />

für das Göttliche galten. Karl der Große war so beeindruckt, dass er<br />

später in seiner Hofgüterordnung den Anbau zahlreicher Pflanzen<br />

vorschrieb.<br />

Nach dem Untergang des Römischen Reiches<br />

versuchten einzig die Mönche in den Klöstern<br />

der Benediktiner und Zisterzienser mit<br />

Heilpflanzengärten das Blumenwissen<br />

der Antike zu erhalten.<br />

Während in Japan Ikebana, die Kunst des Blumenbindens, bereits seit<br />

dem 6. Jahrhundert n. Chr. praktiziert wurde, sollten in Europa noch<br />

mindestens 600 weitere Jahre verstreichen, bis der Blumenstrauß überhaupt<br />

als Kunstform wiederentdeckt wurde. Das Bouquet (eingedeutscht<br />

„Bukett“) als harmonische Zusammenstellung von Blumen<br />

feierte in Europa erst in der beginnenden Neuzeit sein Comeback. Die<br />

Renaissance <strong>–</strong> die Epoche, in der im 15. und 16. Jahrhundert die antike<br />

Kunst und Kultur wiederentdeckt, neu belebt und weiterentwickelt<br />

wurden <strong>–</strong> brachte auch eine Wiederbelebung des antiken Brauches,<br />

einen Blumenstrauß als Geschenk zu überreichen. Duftende Blüten, die<br />

auch unangenehme Gerüche verdecken konnten, kamen während der<br />

Renaissance in Mode <strong>–</strong> beispielsweise der Brautstrauß. Meist trugen<br />

Bräute bei ihrer Trauung Sträuße aus frischen, aromatischen Kräutern<br />

wie Rosmarin und Myrrhe.<br />

Die ersten richtigen Blumengärten entstanden hierzulande nach dem<br />

Fall von Konstantinopel (1553). Durch das Ende des byzantinischen<br />

Reichs gelangten immer mehr Zwiebelgewächse wie Tulpen, Hyazinthen<br />

oder Narzissen auf den Handelsrouten aus der Türkei nach Europa.<br />

Eine neue ästhetische Bedeutung erlangten Blumen in der ersten Hälfte<br />

des 17. Jahrhunderts: In den Stillleben des Barock haben Künstler<br />

häufig frisch blühende Blumen im Kontrast zu vertrockneten Sträußen<br />

gemalt. Blumen wurden zum schier allgegenwärtigen Symbol für das<br />

Vergängliche. Maßgeblich geprägt wurde die Epoche von den Schrecken<br />

des Dreißigjährigen Krieges (1618 <strong>–</strong> 1648). Jahrzehntelang<br />

beherrschte die Angst vor dem Tod den Alltag der Menschen. Frische<br />

Blumen symbolisierten dabei Schönheit bei gleichzeitigem Verfall.<br />

Schnittblumen galten nicht nur als Zeichen für Vitalität, sondern auch<br />

als Sinnbild für die Flüchtigkeit der Zeit. Schließlich sind Blumen<br />

In den frühen Morgenstunden kauft Susanne Wetzel auf dem<br />

Hamburger Blumengroßmarkt frische Ware ein. Foto: Cordula Kropke<br />

Aus einer riesigen Auswahl wählt die Floristmeisterin die passenden<br />

Schnittblumen aus. Foto: Marco Rimola <strong>–</strong> stock.adobe.com<br />

Herbst 2021 17


immer schon per se zum Verwelken verurteilt. Im 17. Jahrhundert<br />

sorgten Blumen auch für die erste Spekulationsblase der Wirtschaftsgeschichte:<br />

„Bei der Tulpenmanie (auch Tulipomanie, Tulpenwahn,<br />

Tulpenblase, Tulpenfieber oder Tulpenhysterie genannt), handelt es sich<br />

um eine Periode im Goldenen Zeitalter der Niederlande, bei dem Tulpenzwiebeln<br />

zum Spekulationsobjekt wurden“, heißt es dazu bei Wikipedia.<br />

Tulpen waren seit ihrer Einführung in die Niederlande in der<br />

zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein Liebhaberobjekt. Sie wurden<br />

in den Gärten der sozial gehobenen Schichten des gebildeten Bürgertums,<br />

der Gelehrten und der Aristokratie kultiviert. Zu den auf<br />

Tauschhandel gegründeten Beziehungen dieser Liebhaber kam zum<br />

Ende des 16. Jahrhunderts der kommerzielle Handel mit Tulpen hinzu.<br />

Zwischen 1632 und 1637 brach in den Niederlanden eine regelrechte<br />

Tulpenhysterie aus. Die Preise für Tulpenzwiebeln an der Tulpenbörse<br />

stiegen auf schwindelerregende Höhen: Zwischenzeitlich lag der<br />

Marktwert für eine einzige Tulpenzwiebel bei rund 800 Gulden, dem<br />

Fünffachen eines durchschnittlichen Jahresgehalts. Für besonders<br />

gesuchte Tulpenzwiebeln wurden sogar pro Stück irrsinnige Summen<br />

von bis zu 10.000 Gulden bezahlt. Im Februar 1637 platzte die Spekulationsblase:<br />

Der überhitzte Markt brach in einem Börsencrash zusammen.<br />

Auf jeden Fall zeigt die Tulpenmanie, wie sehr Blumen die kollektive<br />

Begeisterung der Menschen im Barock anzuregen vermochten.<br />

Im 18. Jahrhundert kam zunächst bei Adeligen eine komplexe Blumensymbolik<br />

in Mode: Blumen dienten plötzlich als nonverbales Mittel der<br />

Kommunikation. Erstmals dokumentierte Lady Mary Wortley Montagu<br />

(1689 <strong>–</strong> 1762) diese „Sprache der Blumen“ in ihren „Briefen aus<br />

dem Orient“. Die Briefe, die sie in Konstantinopel verfasst hatte, wo<br />

ihr Ehemann Botschafter am Osmanischen Hof war, waren 1719 zwar<br />

ohne ihr Einverständnis in London veröffentlicht worden, begründeten<br />

jedoch ihren Ruf als gescheite Frau und exzellente Autorin. In Kon-<br />

Susanne Wetzel ist auf zahlreichen Kunsthandwerker- und Bauernmärkten rund um Hamburg mit ihren Kreationen vertreten. <br />

Foto: Carsten Weede<br />

18<br />

Herbst 2021


stantinopel war Lady Mary den versteckten Bedeutungsebenen osmanischer<br />

Blumen begegnet. Iris beispielsweise stehen für Treue, rote Rosen<br />

für Liebe oder Kornblumen für Hoffnung. Selbst Beleidigungen oder<br />

Vorwürfe konnten Blumen nonverbal ausdrücken. Die versteckten<br />

Blumencodes lösten einen Hype beim europäischen Adel aus, der es<br />

Frauen trotz der restriktiven Bedingungen des 18. Jahrhunderts<br />

erlaubte, ihre sozialen Wünsche oder Konflikte angemessen zu kommunizieren.<br />

Die ersten Floristen banden daher Blumensträuße weniger<br />

wie heute nach optischem Gefallen; vielmehr wählten sie die Blumen<br />

nach der zu übermittelnden Botschaft aus.<br />

Im 19. Jahrhundert entdeckte das Bürgertum den Blumenstrauß für<br />

sich: Mit der Blütezeit der schnellen Fracht-Segelschiffe in der Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts und des Kolonialismus kamen immer mehr exotische<br />

Blumen preiswerter nach Europa. Kaufleute importierten Azaleen<br />

und Rhododendren aus China. Aus Südafrika kamen Freesien und<br />

Gladiolen. Durch neue technische Verfahren im Zuge der Industrialisierung<br />

konnten zudem in Fabriken preisgünstige Vasen hergestellt werden.<br />

So hielt der Blumenstrauß zum ersten Mal Einzug ins bürgerliche<br />

Heim: Waren Schnittblumen bis dahin ein Privileg der Oberschicht<br />

gewesen, schmückte fortan das Bürgertum sein Zuhause mit Blumensträußen.<br />

Große Teile der Mittelschicht kopierten die Bräuche der<br />

Aristokratie, um dadurch einen gehobenen <strong>Leben</strong>sstandard und „noble“<br />

Respektabilität zu demonstrieren. Erst in dieser Zeit entwickelte<br />

sich der Blumenstrauß zu einer eigenständigen und bewusst gestalteten<br />

Form. Er war nicht mehr nur ein Geschenk, sondern auch Dekorationsobjekt<br />

für Wohnräume.<br />

Und heute? „Handelsübliche Blumen wachsen oft in gigantischen<br />

Gewächshäusern und werden aus aller Welt eingeflogen. „Aber eins<br />

steht fest: Von ihrer Faszination haben Blumensträuße auch im<br />

21. Jahrhundert nichts eingebüßt“,<br />

ist sich die Floristmeisterin sicher.<br />

Individuell gestalteter Adventsschmuck gehört ebenfalls zum Angebot<br />

der erfahrenen Floristmeisterin. <br />

Foto: Carsten Weede<br />

Blumen als letzter Gruß: Die Floristmeisterin stellt auch Grabschmuck<br />

her.<br />

Foto: Christina Dohrmann<br />

Herbst 2021 19


Eine Kampagne des<br />

Infos, Tipps & Trends <strong>–</strong> für Sie entdeckt zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Lust auf(s) Rad?<br />

Fahrradfahren erfreut sich neuer<br />

Begeisterung. Seevetal und die<br />

Region bieten beste Voraussetzungen<br />

für Flachlandradler, Familien<br />

und Sportler: Die Landschaft<br />

durch Wald, Wiesen und Heide<br />

zwischen Seeve und Elbe lässt sich<br />

bestens mit dem Fahrrad erkunden.<br />

Malerische Highlights entlang<br />

der Strecke laden zu unterschiedlichen<br />

Touren ein und bieten<br />

jede Menge Abwechslung.<br />

Der Seeve-Radweg führt auf<br />

insgesamt 92 km in drei Ringen<br />

von Wehlen in der Lüneburger<br />

Heide durch die Geest bis nach<br />

Over an der Elbe und begleitet<br />

damit den Flusslauf von der<br />

Quelle bis zur Mündung. Die Tour<br />

ist in drei Ringe aufgeteilt und<br />

kann hervorragend in Teilabschnitten<br />

befahren werden. Während<br />

Ring 1 nahe der Quelle in<br />

Wehlen startet und endet und über<br />

Lüllau, Handeloh, Wörme und<br />

Holm-Seppensen führt,<br />

radelt man auf Ring<br />

2 und 3 durch<br />

Seevetal. Ring<br />

2 knüpft in<br />

Lüllau und<br />

Jesteburg an<br />

und führt<br />

durch Bendestorf<br />

in den<br />

Seevetaler Süden,<br />

nach Horst und Ramelsloh.<br />

Die Ringtour 3 führt im<br />

weiteren Verlauf über Hittfeld,<br />

Meckelfeld und Maschen bis zum<br />

Radeln<br />

fürs Klima<br />

Vom 10. bis 30. September<br />

nimmt die Gemeinde Seevetal an<br />

der deutschlandweiten Aktion<br />

STADTRADELN teil. Eine internationale<br />

Kampagne des Klima-Bündnis.<br />

Seevetal<br />

ist dabei!<br />

Jetzt registrieren und mitradeln!<br />

stadtradeln.de<br />

Seevesiel in Over. Jede Tour<br />

umfasst für sich<br />

rund 30 km.<br />

Der ELB-<br />

Shuttle<br />

fährt kostenlos<br />

von<br />

Mai bis<br />

Oktober<br />

durch die Winsener<br />

Elbmarsch<br />

bis nach Bergedorf. Eine<br />

flexible und einfache Mitnahme<br />

für müde Waden, das Rad fährt<br />

per Anhänger mit. Den Radwanderbus<br />

nutzen viele Tagestouristen,<br />

um Veranstaltungen und<br />

Sehenswürdigkeiten entlang der<br />

Busstrecke zu besuchen.<br />

Mal was Neues ausprobieren?<br />

Tolle Touren bietet die neue Broschüre<br />

„Erlebnis Elbe <strong>–</strong> Radwanderwege<br />

zwischen Hamburg und<br />

Hitzacker“. Wir empfehlen die<br />

Romantiktour über die Berge<br />

nach Hittfeld sowie die Marschhufentour<br />

entlang der Elbe, vorbei<br />

an blauen Seen und durch<br />

charmante Dörfer.<br />

Alle Flyer und Broschüren sind<br />

online erhältlich unter<br />

www.seevetal.de/tourismuskultur/sehenswertes-in-seevetal,<br />

im Rathaus in Hittfeld oder in der<br />

Tourist-Information Winsener<br />

Elbmarsch im Marstall Winsen.<br />

Foto: Laura Nickel, Klima-Bündnis<br />

Jetzt App laden<br />

und Radverkehr<br />

verbessern!<br />

Gemeinde Seevetal<br />

Stabsstelle für Wirtschaftsförderung<br />

Michael Mammes<br />

stadtradeln@seevetal.de<br />

04105 55 23<strong>74</strong><br />

Kirchstraße 11 | 21218 Seevetal<br />

Eine Kampagne des Klima-Bündnis.<br />

Der We bewerb für Radförderung,<br />

Klimaschutz und <strong>Leben</strong>squalität<br />

10. bis 30. September 2021<br />

J !<br />

www.seevetal.de/stadtradeln<br />

20<br />

Herbst 2021<br />

W ‘?<br />

Treten Sie 21 Tage für mehr Radförderung, Klimaschutz<br />

und lebenswerte Kommunen in die Pedale<br />

und sammeln Kilometer.<br />

Es vollkommen egal, ob Sie beruflich oder privat<br />

W ?<br />

Teilnehmen können alle Bürger und Kommunalpoliker<br />

sowie alle Personen, die in Seevetal arbeiten,<br />

einem Verein angehören usw.


Infos, Tipps & Trends <strong>–</strong> für Sie entdeckt zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

www.stofftraeume.de<br />

Dekoration<br />

Großes Teesortiment<br />

Tabakwaren<br />

Stoffe<br />

Wohnaccessoires<br />

Zeitschriften<br />

Lampen Vorhang- & Bezugsstoffe<br />

Wolle & Kurzwaren<br />

Sonnenschutz<br />

Möbel<br />

Horster Landstraße 116<br />

21220 Seevetal<br />

Tel.: 0 41 05 / 66 98 65<br />

Fax: 0 41 05 / 66 67 09<br />

Mo. 9 <strong>–</strong> 13 Uhr<br />

Di. bis Fr. 9 <strong>–</strong> 13 Uhr<br />

und 15 <strong>–</strong> 18 Uhr<br />

Sa. 9 <strong>–</strong> 13 Uhr<br />

Stoffträume<br />

Waldbestattungen<br />

www.ruheforst-jesteburg.de<br />

kontakt@ruheforst-jesteburg.de<br />

Breite Strasse 11a / City Center<br />

21244 Buchholz i.d.N.<br />

Tel: 04 181 / 3 26 36<br />

www.keeseoptik.de<br />

Herbst 2021 21


100 ahr ahre e und<br />

ein ein isscen isscen eis! eis!<br />

von Carsten Weede<br />

Eine Legende feiert Jubiläum: Der Lanz Bulldog<br />

ist ein beeindruckendes Zeugnis<br />

kundenorientierter Traktorentwicklung aus<br />

Deutschland für die ganze Welt.<br />

Holger Hink steuert den Lanz HR6-22/38 Kühlerbulldog,<br />

Baujahr 1930, über das weitläufige Gelände des Ehestorfer Freilichtmuseums<br />

am Kiekeberg südlich von Hamburg.<br />

<br />

Fotos: Carsten Weede<br />

Bei jedem Trecker-Treffen zaubert der Anblick eines Lanz Bulldogs<br />

Freunden historischer Landmaschinen ein Lächeln ins Gesicht. Doch<br />

was das Herz wohl jedes Oldtimer-Fans dann so richtig höherschlagen<br />

lässt, ist der satte Sound des legendären Schleppers <strong>–</strong><br />

jenes unverwechselbare „Blob-blob-blob”, das der großvolumige<br />

Einzylinder-Zweitakt-Glühkopfmotor erzeugt, wenn er denn<br />

erst einmal läuft. Allerdings erfordert es schon ein bisschen<br />

Übung, einen Lanz Bulldog zum Laufen zu bringen. Holger<br />

Hink, alias „Dr. Trecker“, beherrscht diese Technik in Perfektion.<br />

Der 48-jährige Leiter der Metallwerkstatt im Ehestorfer<br />

Freilichtmuseum am Kiekeberg hält die große Sammlung<br />

historischer Landmaschinen, darunter rund 65 Oldtimer-<br />

Traktoren, in Schuss. Die Hälfte der alten Ackerschlepper ist<br />

fahrbereit und bei Vorführungen im Museum zu bewundern.<br />

Zu den Patienten, die Dr. Trecker mit großer Hingabe hegt<br />

und pflegt, gehören auch mehrere Lanz Bulldogs.<br />

Vor genau 100 Jahren wurde der legendäre Lanz Bulldog in<br />

seiner Urform der Öffentlichkeit vorgestellt. „Das war 1921<br />

auf der DLG-Ausstellung in Leipzig“, weiß „Dr. Trecker“.<br />

„Diese Ausführung war ein Lanz HL mit 12 PS, ein Selbstfahrer<br />

mit Eisenrädern, der die Mechanisierung der Landwirtschaft<br />

maßgeblich geprägt hat“, berichtet der Chef-Schrauber des Museums.<br />

In einigen Regionen Deutschlands sei der Name Bulldog sogar zum<br />

umgangssprachlichen Synonym für einen Ackerschlepper geworden.<br />

Lanz Bulldog war die Verkaufsbezeichnung für Traktoren, die die 1956<br />

von John Deere übernommene Heinrich Lanz AG in Mannheim von<br />

1921 bis 1957 in zahlreichen Ausführungen herstellte. Erfolgreich<br />

wurde der Bulldog nicht allein aufgrund seiner Zuverlässigkeit <strong>–</strong> er<br />

war auch besonders günstig zu betreiben, denn er lief mit billigem<br />

Rohöl genauso wie mit Pflanzenölen, mit Benzin, Spiritus, Benzol,<br />

Petroleum, Diesel-Treiböl, Alt-Schmieröl, Rohbenzin (Naphta), Koks-<br />

22 Herbst 2021


Gas-Benzin (Kogasin), Teeröl und noch mit einigen anderen, auch<br />

zündunwilligen Stoffen.<br />

Holger Hink arbeitet in der Metallwerkstatt des Museums gerade an<br />

der Restaurierung eines Lanz HL 12, Baujahr 1925. „Dieser Traktor<br />

wurde schon als Straßenzugmaschine mit Vollgummireifen gebaut“,<br />

erklärt Holger Hink. Diese Ausführung hatte zwar noch keinen Rückwärtsgang,<br />

aber der Motor konnte durch Drückung der Drehzahl<br />

umgesteuert und in seiner Drehrichtung umgekehrt werden. Damit<br />

war auch Rückwärtsfahren möglich. Als Kühlsystem diente eine<br />

Umlaufkühlung mit einer Kolbenpumpe. „Immerhin hatte dieser Bulldog<br />

schon eine richtige Bremse und Bremsbacken“, weiß der Fachmann.<br />

Vorher seien einfache Holzklötze, die über Spindeln auf die<br />

Hinterräder gedrückt werden konnten, zum Bremsen eingesetzt worden.<br />

„Dr. Trecker“ kennt die technischen Besonderheiten und viele Anekdoten<br />

rund um die legendären Schlepper. Mit seinem profunden Fachwissen<br />

über Traktoren glänzt Holger Hink auch an der Seite von Porsche-<br />

Trecker-Fahrer Sven Tietzer im NDR-Format „Treckerfahrer dürfen<br />

das!“ Übrigens hat der Bulldog sogar einen eigenen Eintrag im Duden:<br />

Unter dem Begriff „Bulldog“ steht im Großen Wörterbuch der deutschen<br />

Sprache „Zugmaschine mit Einzylindermotor“. Eben diese<br />

Einzylindrigkeit und die überschaubare Technik haben den Lanz Bulldog<br />

über viele Jahre so erfolgreich gemacht, sagt Holger Hink. Den<br />

einzylindrigen Glühkopfmotor hatte Dipl.-Ing. Dr. Fritz Huber (1881<br />

<strong>–</strong> 1942) entwickelt, der 1916 in das Unternehmen eingetreten und der<br />

von 1934 bis zu seinem Tod 1942 Direktor der Lanz-Werke war. Ihm<br />

wird der Ausspruch zugeschrieben „Der Motor für die Landwirtschaft<br />

kann gar nicht einzylindrig genug sein!“<br />

Die überschaubare Technik hat den Lanz Bulldog<br />

über viele Jahre so erfolgreich gemacht.<br />

Tatsächlich hatten der findige Konstrukteur und seine Mitarbeiter<br />

beim Bulldog bewusst auf komplizierte und anfällige Mechanik verzichtet.<br />

„Bei diesem Schlepper wird die Antriebskraft vom liegend<br />

eingebauten Kolben über Pleuel und Kurbelwelle mit einer einfachen<br />

Kette auf die parallel liegende Hinterachse übertragen“, erläutert<br />

Holger Hink anhand des von ihm restaurierten Treckers. Dagegen hat<br />

der 22/38-PS „Ackerbulldogs“, der Anfang der 1930-Jahre in Mannheim<br />

gebaut wurde und jetzt zu den Attraktionen im Freilichtmuseum<br />

am Kiekeberg gehört, schon ein Getriebe mit Rückwärtsgang. „Dr.<br />

Trecker“ zeigt, wie dieser Bulldog zum Laufen gebracht wird: Zum<br />

„Vorheizen“ dient eine benzinbetriebene Heizlampe, mit der er die<br />

Glühnase dunkelrotglühend auf etwa 700 °C aufwärmen muss. Erst<br />

dann kann er den Motor durch händisches, mechanisches Einspritzen<br />

Der blaue Lanz Bulldog MK 2806 mit Pflegebereifung wurde 1954 in Mannhein gebaut. Sein 3,7-Liter-Motor leistet 28 PS. Heute gehört der fahrbereite<br />

Ackerschlepper zu den Attraktionen des Freilichtmuseums und wird häufig bei Veranstaltungen eingesetzt.<br />

Herbst 2021 23


Holger Hink alias „Dr. Trecker“ ist Leiter der Metallwerkstatt im Freilichtmuseum<br />

am Kiekeberg. Er hält die große Sammlung historischer Landmaschinen,<br />

darunter rund 65 Oldtimer-Traktoren, in Schuss.<br />

Stilecht tanken wie in den 1950er Jahren: Die historische Tankstelle aus Stade<br />

mit ihrem freitragenden Dach, den Neonleuchtstoffröhren, klarem weißrotem<br />

Design und großen Scheiben im Tankwarthäuschen steht in starkem<br />

Kontrast zu den reetgedeckten Bauernhäusern, die bis in die 1950er Jahre<br />

die Dörfer der Region dominierten.<br />

des Kraftstoffs und einfaches Anwerfen des Schwungrades mit Hilfe des<br />

abnehmbaren Lenkrades entgegen der Drehrichtung starten. Schon<br />

beim ersten Versuch erklingt das markante Tuckern „Blob-blob-blob“<br />

oder wie „Dr. Trecker“ den satten Sound nachahmt „Kult-kult-kult“.<br />

Vielleicht ist es gerade diese Anlassprozedur, die bei jedem Trecker-Treffen<br />

von Zuschauern bestaunt wird wie eine Zirkusnummer. „Der Bulldog<br />

ist Kult“, sagt Holger Hink.<br />

Höchstwahrscheinlich hatten Mitarbeiter in der Versuchsabteilung der<br />

Mannheimer Lanz-Werke dem Schlepper den Spitznamen Bulldog<br />

gegeben <strong>–</strong> aufgrund seiner insgesamt gedrungenen und kräftigen<br />

Gestalt und auch wegen der besonderen Form seines Zylinderkopfs und<br />

seiner Schutzkappe, die der Schnauze einer Bulldogge ähneln. Es gab<br />

übrigens auch noch eine kleinere Version des Bulldogs, den HL 8 Mops,<br />

der ab 1923 gebaut wurde. Der Ackerschlepper mit gerade einmal 8 PS<br />

war als preiswerte Alternative zum HL 12 PS Bulldog entwickelt worden,<br />

doch anders als sein „großer Bruder“ wurde der Mops kein Verkaufsschlager.<br />

„Mit seinen nur 8 PS aus immerhin 3,8 Litern Hubraum<br />

erschien der Mops vielen wohl zu schwach. Bis zur Produktionseinstellung<br />

1925 wurden gerade mal 250 Exemplare gebaut“, weiß Holger<br />

Hink.<br />

Der HL Bulldog dagegen blieb ein Erfolgsmodell: Mehr als 6000 Stück<br />

wurden davon gebaut. Um den unterschiedlichen Kundenanforderungen<br />

gerecht zu werden, gab es den HL Bulldog in der selbstfahrenden<br />

Ackerausführung mit Eisenrädern, als Verkehrsbulldog mit Hartgummibereifung<br />

sowie als Ortbulldog für den stationären Betrieb. Die<br />

ersten Modelle des HL waren sogenannte Gespann-Bulldogs, die als<br />

Antriebsaggregate für ‎Dreschmaschinen und andere Geräte dienten.<br />

„Beim Gespann-Bulldog war eine Deichsel am Fahrgestell angebracht,<br />

denn er wurde noch mit Zugtieren zum Einsatzort gebracht“, erklärt<br />

„Dr. Trecker“.<br />

Schon bei seiner Premiere vor 100 Jahren in Leipzig hatte der erste der<br />

legendären Bulldogs für Furore gesorgt. Die Mannheimer Landma-<br />

Der Lanz Bulldog MK 2806 hat auf seiner Kühlerhaube vier Tankdeckel<br />

für Diesel, Benzin, Wasser und Motoröl.<br />

Der unverwechselbare Klang des Motors ist Musik in den Ohren<br />

von „Dr. Trecker“, der die Startprozedur des Bulldogs wie kaum ein<br />

anderer beherrscht.<br />

24<br />

Herbst 2021


Landwirtschaft im Wandel<br />

Wer Lanz Bulldogs und andere historische Landmaschinen<br />

in Aktion erleben will, der sollte am Sonnabend<br />

und Sonntag, 11. und 12. September, jeweils von 10 bis<br />

18 Uhr bei den Thementagen „Landwirtschaft im Wandel“<br />

im Freilichtmuseum am Kiekeberg in Rosengarten-<br />

Ehestorf dabei sein. Besucher können hautnah erleben,<br />

wie die Menschen in den vergangenen Jahrhunderten<br />

auf dem Land arbeiteten. Experten führen ausgewählte<br />

Landmaschinen vor und stehen für Fragen bereit.<br />

Achtung! Das traditionelle Dampf- und Traktorentreffen<br />

im Freilichtmuseum am Kiekenerg findet erst 2022 statt.<br />

Bitte lassen Sie daher Ihren Traktor zuhause!<br />

www.kiekeberg-museum.de<br />

Gestartet wird der legendäre Ackerschlepper mit Hilfe des<br />

abnehmbaren Lenkrades.<br />

Die große landtechnische Sammlung im Agrarium des Freilichtmuseums ist ein Eldorado für alle Trecker-Fans. Holger Hink und seine Mitstreiter halten die<br />

historischen Ackerschlepper in Schuss.<br />

Herbst 2021 25


schinenhersteller wurden für ihr innovatives Produkt mit der „Großen<br />

silbernen Denkmünze“ der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft<br />

(DLG) ausgezeichnet.<br />

Um der Weltöffentlichkeit die Robustheit und Zuverlässigkeit des<br />

Bulldogs vorzuführen, organisierten die Lanz-Werke eine Leistungsfahrt<br />

von Mannheim nach Berlin. Am 10. November 1924 wurden am<br />

Heinrich Lanz-Denkmal auf dem Mannheimer Werksgelände drei 12<br />

PS Verkehrsbulldogs und ein 38 PS Felddank gestartet. Begleitet von<br />

einem Kamera-Team, fuhren die Traktoren samt Anhängern öffentlichkeitswirksam<br />

rund 1100 Kilometer von Mannheim über Frankfurt,<br />

Gießen, Kassel, Paderborn, Bielefeld, Minden, Hannover, Hildesheim,<br />

Braunschweig, Halberstadt, Magdeburg, Brandenburg und Potsdam<br />

nach Berlin. Nach insgesamt 396 Stunden ohne größere Unterbrechungen<br />

rollten die Bulldogs schließlich unter großem Jubel durch das<br />

Brandenburger Tor.<br />

Der Lanz Bulldog sorgte schon bei seiner<br />

Premiere vor 100 Jahren in Leipzig für Furore.<br />

die Hinterrädern“, erklärt Holger Hink. Um seine Urheberrechte<br />

gegenüber der wachsenden Konkurrenz abzusichern, meldete Dr. Fritz<br />

Huber aus Mannheim den Allradantrieb 1924 unter der Überschrift<br />

„Four-Wheel Drive for Power Vehicles“ beim US-Patentamt an.<br />

„Der Allradantrieb und das neue Fahrwerk des HP Bulldogs waren<br />

schon super-innovativ, aber der größte Hammer ist für mich, dass dieser<br />

Ackerschlepper bereits mit einer Knicklenkung ausgestattet war. Das<br />

war revolutionär“, sagt „Dr. Trecker“. Bis heute werde dieses Lenkprinzip<br />

bei Großtraktoren und Baumaschinen verwendet. Die fortschrittliche<br />

Technik hatte selbstverständlich ihren Preis. Der HP Bulldog<br />

war vergleichsweise teuer, hinzu kam die wirtschaftliche Rezession.<br />

Die Verkaufszahlen blieben stark hinter den Erwartungen zurück. „Ein<br />

Grund war wohl auch, dass die ersten Ackerbulldogs mit einer Dauerleistung<br />

von 12 PS häufig zu schwach waren, um einen Mehrscharpflug<br />

zu ziehen“, sagt „Dr. Trecker“. Bei den letzten, 1926 gebauten HP<br />

Bulldogs wurde die Motordrehzahl daher von 420 auf 500 Umdrehungen<br />

pro Minute gesteigert und dadurch die Leistung des 6,2-Liter-<br />

Motors von 12 auf 15 PS erhöht.<br />

Die Leistungsfahrt war ein Riesen-Erfolg. Trotzdem konnten sich die<br />

Mannheimer nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. Der Markt verlangte<br />

nach „ackertauglichen“ Traktoren, die die verschiedenen Aufgaben in<br />

der Landwirtschaft bewältigen mussten. Als Reaktion entwickelten die<br />

Lanz-Konstrukteure den Ackerbulldog HP „Peter“, der ganz auf die<br />

Erfordernisse der Landwirtschaft ausgelegt war. „Um die Geländegängigkeit,<br />

die Zugleistung und die Gewichtsverteilung auf die beiden<br />

Achsen zu verbessern, wurde der Traktor mit einem Allradantrieb<br />

ausgestattet, wobei die eisernen Vorderräder etwas größer ausfielen als<br />

„Der wirtschaftliche Erfolg stellte sich dann mit der Einführung des<br />

HR 2 Großbulldogs im Jahre 1926 ein: Mit dem neuen 10,3-Liter-<br />

Motor gelang der Durchbruch“, weiß Holger Hink. Mit dem HR 2<br />

baute Lanz in den Jahren von 1926 bis 1929 ein speziell für größere<br />

landwirtschaftliche Betriebe entwickeltes Fahrzeug. Zur Produktion<br />

dieses Typs führte Lanz die Fließbandfertigung nach dem Vorbild von<br />

Henry Ford ein, die den Kaufpreis des Traktors mit 5.600 Reichsmark<br />

verhältnismäßig erschwinglich machten. Innerhalb von drei Jahren<br />

konnten so rund 7.200 Stück verkauft werden.<br />

Ein Lanz Bulldog ist immer ein Hingucker. „Lanz Bulldogs wurden in aller Herren Länder exportiert und auch oft kopiert und nachgebaut“, weiß Holger<br />

Hink.<br />

26 Herbst 2021


„Der wirtschaftliche Erfolg stellte sich<br />

im Jahre 1926 ein.<br />

In der Traktorensammlung des Freilichtmuseums am Kiekeberg wird<br />

ein Großbulldog HR 2 gezeigt. Seine Typennummer 22/28 zeigt die<br />

Leistung an: 22 PS erzeugt der Motor in der Dauerleistung und 28 PS<br />

als Höchstleistung über eine Stunde. Gekühlt wird der Motor über den<br />

Verdampfer: Der Zylinder ist von einem Wassermantel umgeben. Das<br />

vom Motor erwärmte Wasser verdampft und entweicht über die Einfüllöffnung.<br />

Weil diese Art der Kühlung viel Wasser verbraucht, besitzt<br />

der Schlepper einen Wassertank mit 135 Liter Inhalt, der immer wieder<br />

aufgefüllt werden muss. Der HR 2 war wieder in Ackerausführung mit<br />

Eisenrädern und als Verkehrsbulldog mit Elastikbereifung und blattgefederter<br />

Vorderachse erhältlich. „Bei diesem Typ gibt es einige spannende<br />

technische Besonderheiten: Zum Beispiel war der HR 2 mit einer<br />

bemerkenswerten Sandstreueinrichtung ausgestattet, mit der der Fahrer<br />

auf vereisten Wegen Sand vor die Hinterräder rieseln lassen konnte!“,<br />

erzählt der Chef-Schrauber des Museums.<br />

Ende der 1920er-Jahre begann die Ära der Kühlerbulldogs: „Bei den<br />

Bulldogs der HR-Baureihe ab Modell 4 wurde die Verdampfungskühlung<br />

durch eine Thermosiphonkühlung ohne Umwälzpumpe ersetzt“,<br />

erklärt der Trecker-Experte. Zudem seien die Kühlerbulldogs mit einem<br />

Getriebe mit drei Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang ausgestattet<br />

worden. „Neu war auch die Fußkupplung, mit der die Gänge<br />

geschaltet werden konnten“, weiß Holger Hink, der sich seit seiner<br />

Jugend mit der Technik historischer Ackerschlepper befasst und auch<br />

enorm viel über die Firmen-Geschichte ihrer Hersteller weiß.<br />

In der Metallwerkstatt des Freilichtmuseums restauriert „Dr. Trecker“<br />

gerade einen HL 12 PS Eisenbulldog mit Vollgummireifen und einer<br />

„richtigen“ Bremse.<br />

Ein restaurierter und voll funktionstüchtiger Lanz Bulldog lässt wohl<br />

das Herz eines jeden Landtechnik-Fans höher schlagen.<br />

„In den frühen 1930er-Jahren wurden beim Bulldog noch eine Gruppenschaltung<br />

und die Luftbereifung eingeführt“, sagt der Trecker-<br />

Experte. Die Mannheimer Konstrukteure gaben sich mit dem Erreichten<br />

noch nicht zufrieden und feilten weiter an ihrem Erfolgsmodell.<br />

Das Produktprogramm umfasste schließlich verschiedenste Modelle<br />

auf Basis zweier Motorengrößen mit 10,3 beziehungsweise 4,7 Litern<br />

Hubraum. „Angeboten wurden Ackerbulldogs mit Eisenrädern, Verkehrsbulldogs<br />

mit Luftbereifung, Kombibulldogs, Allzweckbulldogs<br />

mit gekröpften Vorderachsen, Eilbulldogs mit durchgehenden Automobilkotflügeln,<br />

Doppelsitzbank und 5-Gang Getriebe sowie Bulldog-<br />

Raupen mit bis zu 55 PS“, weiß „Dr. Trecker“.<br />

Im Jahre 1942, dem Todesjahr Dr. Fritz Hubers, verließ der 100.000ste<br />

Bulldog das Mannheimer Werk. „Lanz Bulldogs wurden in aller Herren<br />

Länder exportiert und auch oft kopiert und nachgebaut. Einige<br />

dieser Nachbauten präsentieren wir auch in unserem Museum“, sagt<br />

Holger Hink. Immer noch werden Ersatzteile und sogar komplette<br />

Bulldogs nachgefertigt, um den Bedarf der großen Bulldog-Fan-<br />

Gemeinde zu decken. Holger Hink: „Der Mythos Lanz Bulldog lebt bis<br />

zum heutigen Tag und wird<br />

noch lange weiterleben.“<br />

www.kiekeberg-museum.de<br />

Herbst 2021 27


Infos, Tipps & Trends <strong>–</strong> für Sie entdeckt zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Nachstellung der Göhrdeschlacht von 1813 am Originalschauplatz bei Dahlenburg<br />

vom 17. <strong>–</strong> 19. September 2021<br />

Göhrde 1813 <strong>–</strong><br />

Schon die Impfkampagne vor 200<br />

Zeichen des Themas ›Impfung‹. So<br />

Ereignis der bei Dahlenburg vor<br />

Wieso Impfkampagne?<br />

Jahren liess Befürworter und<br />

zeigen Vorführungen im Lazarett,<br />

gut 200 Jahren tobenden Schlacht<br />

Vor 200 Jahren wurde in Nord-<br />

Gegner heftig miteinander strei-<br />

wie man vor 200 Jahren mit dem<br />

an der Göhrde nach.<br />

deutschland nicht nur an der<br />

ten, und zwar quer über die mili-<br />

seinerzeit völlig neuen Thema<br />

Waffe gekämpft sondern auch in<br />

tärischen Fronten. Heute wissen<br />

umging.<br />

Gefechtsnachstellungen und<br />

einem anderen, sehr aktuellen<br />

wir, dass die Pockenimpfung ein<br />

<strong>Leben</strong>sumstände im Biwak<br />

Bereich. 1798 entwickelte Edward<br />

voller Erfolg war.<br />

Nachstellung der Göhrdeschlach<br />

Mit viel Liebe zum Detail können<br />

Jenner in England die Impfung<br />

Aus aktuellem Anlass steht die Ver-<br />

Bereits seit gut 20 Jahren stellen<br />

die Besucher nicht nur bunte<br />

gegen die Pocken.<br />

anstaltung ›Göhrde 1813‹ im<br />

Hunderte von Geschichtsbegeis-<br />

Soldatenröcke während der<br />

Das erste deutsche Impfzentrum<br />

Pandemiejahr 2021 ganz im<br />

terten aus ganz Mitteleuropa das<br />

Gefechtsnachstellungen sehen,<br />

richtete der Arzt Dr. Stromeyer<br />

sondern auch die <strong>Leben</strong>sumstände<br />

1799 im hannoverschen Militär-<br />

im Biwak erkunden. Getrennt<br />

hospital am Clevertor ein.<br />

nach den auch damals dort kämp-<br />

Nicht tausende, sondern gerade<br />

fenden Truppenteilen um die alli-<br />

einmal <strong>74</strong>0 Impflinge wurden dort<br />

ierten Preußen, Engländer, Russen<br />

gegen die Blattern immunisiert.<br />

und freiwilligen Lützower Jäger<br />

Jenner hatte bei seinen Versuchen<br />

und den vereinigten napoleoni-<br />

die weniger aggressiven Kuhpo-<br />

schen Einheiten, wird ein lebendi-<br />

cken benutzt. Noch heute heisst<br />

ges Biwak mit Kochgelegenheiten,<br />

Impfen auf Englisch vaccination,<br />

aber auch Werkstätten, Feldlaza-<br />

von vacca, lateinisch für Kuh.<br />

rett oder Schreibstube sichtbar.<br />

Ihr attraktives Ziel in der Flusslandschaft Elbe<br />

Ferienregion<br />

Dahlenburg<br />

Radtouren: Göhrde-Neetze-Tour<br />

und Biosphärenquerung<br />

sowie Kultur pur<br />

Tourist-Information<br />

Am Markt 17<br />

21368 Dahlenburg<br />

Telefon: 0 58 51 / 8 60<br />

www.dahlenburg.de<br />

tourist-info@dahlenburg.de<br />

28<br />

Herbst 2021


Find us on Facebook Badge<br />

CMYK / .ai<br />

Infos, Tipps & Trends <strong>–</strong> für Sie entdeckt zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Information & Anfahrt<br />

Parkflächen nutzen. Oder mit dem<br />

Samstag zwischen 10 und 18 Uhr<br />

die Aushänge am Gelände.<br />

Mit dem PKW über die B 216<br />

HVV zum Bahnhof Göhrde, und<br />

und Sonntag zwischen 10 und 13<br />

Veranstalter:<br />

zwischen Dahlenburg und Dan-<br />

dann zu Fuss etwa 15 Minuten bis<br />

Uhr erwartet Sie die traditionelle<br />

Samtgemeinde Dahlenburg &<br />

nenberg. Biwak und Gefechts-<br />

zum Biwak. Eintritt pro Person:<br />

Gefechtsnachstellung und weitere<br />

Napoleonik e.V. (gegr. 2010),<br />

nachstellung auf dem historischen<br />

3,<strong>–</strong> Euro, Besucher unter 14<br />

Programmpunkte.Für aktuelle<br />

Am Markt 17, 21368 Dahlenburg,<br />

Gelände bei Lüben. Ausgewiesene<br />

Jahren haben freien Eintritt.<br />

Informationen beachten Sie bitte<br />

Tel. 05851 8628.<br />

08 14:24:58 2017 Seite 1<br />

C M Y CM MY CY CMY K<br />

Prüfstelle Buxtehude<br />

Philipp-Reis-Str. 1<br />

21614 Buxtehude<br />

Tel. 0 41 61 / 55 89 861<br />

Fax 0 41 61 / 55 89 862<br />

Öffnungszeiten: Mo <strong>–</strong> Fr: 10.00 <strong>–</strong> 17.00 Uhr<br />

Jeden 1. Samstag im Monat 9.00 <strong>–</strong> 12.00 Uhr<br />

inbri@web.de · www.ing-brisske.de<br />

Herbst 2021 29


ie ie es is, is, eine<br />

eer eermaus u u ei ei<br />

von Katrin Lembke<br />

Während viele in Fledermäusen blutsaugende<br />

und gefährliche Überträger von Viren und Krankheiten<br />

sehen, ist anderen deren wahre Rolle und<br />

Wichtigkeit für unser Ökosystem bewusst. Irmela<br />

Mikus ist Schützerin einer bedrohten Wildtierart.<br />

Schon der berühmte amerikanische Philosoph Thomas Nagel (*1937)<br />

fragte 19<strong>74</strong> in dem Aufsatz „What is it like to be a bat?“ danach, wie es<br />

sein mag, eine Fledermaus zu sein. Er kam zu dem Resultat, dass wir es<br />

niemals aus eigener Erfahrung nachvollziehen werden können, was sich<br />

in den Gehirnen der hochentwickelten nachtaktiven Flugkünstler<br />

abspielt, wenn sie sich durch Echoortung orientieren. Eine bekannte<br />

Tatsache ist es hingegen, dass Fledermäuse weltweit die einzigen flugfähigen<br />

Säugetiere sind und gemeinsam mit den Flughunden die Gruppe<br />

der Fledertiere bilden. Weltweit gibt es rund 1.100 verschiedene<br />

Arten, die überall dort vorkommen, wo keine arktischen Temperaturen<br />

herrschen. In Neuseeland waren sie sogar die ersten Säugetiere, die sich<br />

dort ansiedelten. Obgleich die Forschung lückenhaft ist, steht fest, dass<br />

sich die Spezies in 60 Millionen Jahren kaum veränderte. In Deutschland<br />

sind nur etwa 25 verschiedene Arten nachzuweisen, die sich von<br />

ihren tropischen Verwandten in Bezug auf Anatomie, <strong>Leben</strong>sweise und<br />

Ernährung deutlich unterscheiden. Seit den 1950er Jahren haben sich<br />

die Bestände hierzulande jedoch dramatisch verringert, da die Tiere<br />

immer weniger <strong>Leben</strong>sräume finden und sich noch vor wenigen Jahrzehnten<br />

auf der tierischen Beliebtheitsskala mit den Ratten die letzten<br />

Plätze teilten.<br />

Ein Großes Mausohr (Myotis Myotis), die größte europäische<br />

Fledermausart mit einer Flügelspannweite von bis zu 43 cm.<br />

<br />

Foto: Joachim Neumann <strong>–</strong> stock.adobe.com<br />

Mittlerweile haben sich die Zeiten gewandelt, denn heutzutage engagieren<br />

sich deutschlandweit viele Fledermausaktivisten und kümmern<br />

sich intensiv um die Arterhaltung und Artenvielfalt in ihren jeweiligen<br />

Heimatregionen. Sie arbeiten erfolgreich daran, das frühere Negativimage<br />

zum Guten zu kehren, denn Fledermäuse sind absolut harmlos<br />

und spielen für unser heimisches Ökosystem eine wichtige Rolle. Blutsaugende<br />

Arten gibt es in Europa nicht, denn sie kommen nur blutleckend<br />

in drei Arten in Mittelamerika vor.<br />

30 Herbst 2021


Irmela Mikus ist aktiv für Fledermäuse im Einsatz.<br />

Die Krankenhausangestellte Irmela Mikus (60) vom Naturschutzbund<br />

(NABU) in Sinsheim in Baden-Württemberg ist eine ausgebildete<br />

ehrenamtliche Fledermaus-Sachverständige, die feststellt, dass „die<br />

Leidenschaft für Fledermäuse ein Nischenhobby ist und ein Nischendasein<br />

führt.“ Schon in ihrer Jugend interessierte sich die Mutter einer<br />

Tochter und eines Sohnes für Tiere, wie beispielsweise Amphibien, war<br />

aber Fledermäusen nie begegnet, obwohl sie diese immer sehr faszinierend<br />

fand. Vor etwa zehn Jahren hatte sie ein nachhaltiges Schlüsselerlebnis,<br />

als sie im Winter eine an ihrer Hauswand hängende Fledermaus<br />

sah. Sie rief beim Tierarzt und auch bei der Polizei an, jedoch<br />

konnte ihr niemand sagen, an wen sie sich wenden sollte. Durch<br />

Internet recherchen wurde sie schließlich auf einen Zeitungsartikel<br />

aufmerksam, in dem sie über Brigitte Heinz las, die als Biologin der<br />

Arbeitsgemeinschaft Fledermausschutz (AGF) Regierungsbezirk<br />

Karlsruhe als Regionalvertreterin Ansprechpartnerin für alle ist, die<br />

sich aktiv für Fledermäuse einsetzen. Nachdem der Kontakt zu ihr und<br />

anderen „Fledermausaktiven“ hergestellt und erste Informationen<br />

eingeholt worden waren, wusste Irmela Mikus, was zu tun war. Obwohl<br />

die scheuen Fledermäuse normalerweise Menschen nicht aktiv attackieren,<br />

sondern sich nur im verletzten oder bedrohten Zustand wehren,<br />

zog sie Handschuhe an und sammelte die Fledermaus vorsichtig ein. Es<br />

handelte sich um eine seltenere Art, nämlich um eine Kleine Bartfledermaus,<br />

die nicht richtig in den Winterschlaf gefallen und wieder aufgewacht<br />

war. Irmela Mikus fütterte das kleine Lebewesen mit lebenden<br />

Mehlwürmern, kalorienreichen Drohnenlarven und päppelte es über<br />

mehrere Monate ganz langsam wieder auf.<br />

Diese prägende Erfahrung führte dazu, dass sie sich intensiv in das<br />

Thema einlas und nach Gleichgesinnten suchte. Bald ließ sie sich zur<br />

ehrenamtlichen Fledermausexpertin fortbilden und kurz darauf waren<br />

insgesamt drei Gründungsmitglieder für eine NABU Gruppe in Sinsheim<br />

gefunden bzw. für eine Untergruppe für Fledermäuse. In Jörg<br />

Fürstenberger fand Irmela Mikus einen gleichgesinnten Kollegen, mit<br />

dem sie fortan eng zusammenarbeitete.<br />

Da es sich um eine geschützte Art handelt, muss der Verbleib jeder<br />

Fledermaus dokumentiert und in einem Portal genau erfasst werden.<br />

Bewusst sein muss einem beim Umgang mit den Tieren, dass sie Virenträger<br />

sind und etwa drei Sorten von ihnen sogar Tollwut übertragen<br />

können. „Alle in Deutschland vorkommenden Arten stehen auf der<br />

Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten“, weiß Irmela<br />

Mikus und warnt: „Fledermäuse und deren Quartiere sind geschützt<br />

und das Zerstören ist strafbar.“ Sie ergänzt, dass das dauerhafte Halten<br />

in Gefangenschaft aufgrund des Artenschutzes schwierig und verboten<br />

ist. Es ist nur mit einer Genehmigung übergangsweise erlaubt, wenn<br />

Frau Mikus Fledermäuse mit Löchern und Rissen in der Flughaut<br />

pflegt, die gut heilen. Ein Todesurteil sind Verletzungen von Ober- oder<br />

Unterarm und Schulter, da die intensive Belastung durch das Fliegen<br />

eine spätere Auswilderung unmöglich macht. Bedauerlicherweise müs-<br />

Bild oben: Zweifarb-Fledermäuse (Vespertilio murinus) können 12 Jahre<br />

alt werden und sind die einzige Art, bei der die Weibchen vier Zitzen<br />

haben. Manchmal gebiert diese Art sogar Zwillinge.<br />

Bild Mitte: Irmela Mikus ist ausgebildete ehrenamtliche Fledermaus-<br />

Sachverständige.<br />

Bild unten: Eine Wasserfledermaus (Myotis Daubentonii). Sie verdankt<br />

ihren Namen dem Jagdverhalten über stehenden und fließenden Gewässern.<br />

Fotos: Irmela Mikus<br />

Herbst 2021 31


sen solche Tiere eingeschläfert werden. Aktuell hat Frau Mikus sieben Fledermaus-Babys zur<br />

Pflege übernommen, die sie mit besonders verträglicher Hundewelpenmilch alle paar Stunden<br />

füttert und anschließend am Bauch massiert. Haben sie einen vollen Magen, schimmert<br />

er erbsengroß und gelb. Kaum zu glauben ist es, dass eine Zwergfledermaus nur fünf Gramm<br />

wiegt und in eine Streichholzschachtel passt, während ein Baby nur ein Gramm auf die<br />

Waage bringt und lediglich so groß ist wie ein Gummibärchen. Die Aufzucht ist bis zur<br />

Auswilderung immer wieder eine große Herausforderung.<br />

„In den Tropen werden Flughunde, die ein Gewicht von bis zu drei Kilo haben können, sogar<br />

gegessen“, weiß Frau Mikus und auch, dass Fledermäuse im Mittelalter in Deutschland als<br />

Ungeziefer galten, welches eliminiert wurde. Unschöne Erfahrungen musste sie machen, als<br />

beispielsweise Fledermaushasser Fledermäuse und deren Wochenstube in der Garage fanden<br />

und kurzerhand mit einem Flammenwerfer und Feuerlöscher vernichten wollten. Frau<br />

Mikus bedauert, dass es immer wieder Menschen gibt, die so denken und handeln. Deshalb<br />

ist Öffentlichkeitsarbeit so wichtig, um auf die guten Eigenschaften der Fledermäuse aufmerksam<br />

zu machen. Schließlich fressen sie bis zu 3.000 Mücken und andere Schadinsekten<br />

in einer Nacht, wodurch der Einsatz von Pestiziden verringert werden kann.<br />

Fledermäuse <strong>–</strong> Eine Art mit vielen<br />

verschiedenen Erscheinungsformen.<br />

Ganz verschiedene Fellfarben von hellbraun bis schwarz können Fledermäuse haben und<br />

lassen sich anhand anatomischer Merkmale wie Schädel, Ohren, Nase, Augen, Flügelform<br />

und Flügelgröße bestimmen. Auch die Echoortung ist artspezifisch. Da sie sich durch Ultraschall<br />

orientieren, sind die Augen kleiner und die Ohren desto größer. Alle europäischen<br />

Fledermäuse (z. B. Zwergfledermaus, Bartfledermaus, Großes Mausohr, Großer Abendsegler,<br />

Wasserfledermaus, Große Hufeisennase) sind Insektenfresser und haben ein Insektenfresser-<br />

Gebiss mit spitzen Eckzähnen. Es ist die Königsdisziplin von Fledermaus experten, wenn sie<br />

anhand des ausgeschiedenen Kotes die Art bestimmen können.<br />

Die Fledermausanatomie findet Frau Mikus interessant, denn „das Skelett ähnelt dem des<br />

Menschen, nur dass die Dimensionen verschoben sind. Es sind Handflügler mit verlängerten<br />

Fingern, bei denen die Daumen den Krallen entsprechen. Die Flughaut spannt sich über die<br />

Finger. Das Herz ist riesig und schlägt beim Fliegen 1.100-mal pro Minute, während es in<br />

Ruhe nur 400 Schläge sind. Sie machen 600 Atemzüge pro Minute und müssen sehr viel<br />

fressen. Da der Darm kurz ist, geht die Verdauung schnell. Die Tiere sind sehr leicht, damit<br />

sie schnell fliegen können.“ Wegen der vielen Fliegerei bringen sie in der Regel nur ein Junges<br />

zur Welt. Das Geburtsgewicht beträgt bereits 30% des Körpergewichtes der Mutter,<br />

damit die Tiere schnell erwachsen werden können.<br />

Bild oben: Neugeborene Fledermausjunge<br />

wurden von ihren Müttern verlassen.<br />

Bild Mitte: Die winzigen Körper sind filigran<br />

und zerbrechlich.<br />

Bild unten: Um nicht auszukühlen, suchen<br />

bereits Jungtiere Körperkontakt zueinander.<br />

<br />

Fotos: Irmela Mikus<br />

Blitzschnelle Jäger in der Nacht.<br />

Zählungen und genaue Beobachtungen haben ergeben, dass jede Fledermaus ihre spezifische<br />

Ausflugzeit hat. Das Große Mausohr fliegt z. B. erst 40 Minuten nach Einsetzen der Abenddämmerung<br />

los und ist mit einer Flügelspannweite von bis zu 43 cm die größte europäische<br />

Art, die bis zu 40 Gramm auf die Waage bringt. Im Umkreis von zehn Kilometern sind die<br />

nachtaktiven Tiere unterwegs, und wenn ihre hochfrequenten Ultraschallrufe beim Jagen von<br />

einem Hindernis reflektiert werden, umfliegen sie dieses blitzschnell und können genau<br />

unterscheiden, ob es sich unter Umständen auch um Beute handelt. Fledermäuse kommunizieren<br />

durch zwitschernde Soziallaute untereinander, und da die unterschiedlichen Arten in<br />

verschiedenen Höhen fliegen, gibt es unter ihnen keine Konkurrenz. Die Ultraschall-Laute,<br />

32<br />

Herbst 2021


die an der Nase entweichen, haben bei jedem Tier einen speziellen Kiloherz-<br />

Wert, den man nicht hören, aber mit einem „Bat-Detektor“ messen und in<br />

einem Diagramm am PC zeigen kann.<br />

Im November wird die Nahrung knapp und die<br />

Fledermäuse suchen ihre Winterquartiere auf.<br />

Da es im Winter kaum Futter gibt, suchen die Tiere Anfang November ihre<br />

Quartiere in Spalten und Ritzen auf. Dabei nagen sie niemals etwas an (wie<br />

viele denken), senken ihre Körpertemperatur auf drei bis fünf Grad Celsius,<br />

verlangsamen die Atmung und fallen in eine Lethargie. Die Gruppen hängen<br />

jeweils nach Geschlecht zusammen. Die eher faulen Männchen machen ebenfalls<br />

einen Winterschlaf und beteiligen sich später nicht bei der Aufzucht der<br />

Jungen.<br />

Beim Winterschlaf dürfen Fledermäuse nicht gestört werden, denn wenn der<br />

Körper hochgeheizt wird, verbraucht das viel Energie. Es ist fatal, wenn die<br />

Tiere dann aufwachen, nichts zu fressen finden und unter Umständen verhungern.<br />

Das Überwintern ist schwierig, denn eine konstante Temperatur von<br />

fünf bis zehn Grad Celsius und eine hohe Luftfeuchtigkeit sind unbedingt<br />

erforderlich.<br />

Fledermaus, Albrecht Dürer (1471 <strong>–</strong> 1528,Wasserfarben auf Papier (1522).<br />

Irmela Mikus pflegt Fledermäuse mit unterschiedlichem Erfolg, da die sensiblen<br />

Tiere nicht immer überleben. Verletzten Tieren werden Schmerzmittel<br />

verabreicht. Im Gegensatz zu anderen Tierarten fressen sie weiter, auch wenn es<br />

ihnen schlecht geht. Sterben Fledermäuse, werden solche mit außergewöhnlichen<br />

Todesursachen zu Forschungszwecken in ein Berliner Institut oder das<br />

Friedrich-Löffler-Institut in Greifswald geschickt.<br />

Normalerweise schafft sie es aber, die aufgepäppelten Tiere in ihr Winterquartier<br />

zurückzubringen. Sie werden in Pop-Up Käfigen mit Fliegenmaschengewebe<br />

gehalten, wobei größere Arten feste Käfige benötigen. Ein passives Festhalten<br />

der Tiere wird durch spezielle Sehnen in den Füßen ermöglicht, mit<br />

denen sie auch krabbeln oder sich fallen lassen können, um dann wegzufliegen.<br />

Europäische Feinde der Fledermäuse sind Eulen, Katzen, Greifvögel und<br />

Marder.<br />

Bild oben: Irmela Mikus hat das Fledermaus-Wochenstubenquartier<br />

auf dem Boden einer Kirche leise betreten und orientiert sich<br />

vorsichtig mit einer Taschenlampe.<br />

Bild Mitte: Unter der Decke entdeckt sie eine riesige Mausohr-Kolonie.<br />

Die Fledermäuse hängen dicht zusammen und sind entspannt.<br />

Bild unten: Die große Mausohr-Kolonie hat ihr sommerliches<br />

Wochenstubenquartier verlassen und ein Winterquartier in<br />

50 <strong>–</strong> 100 km Entfernung in Höhlen, Kellern oder Stollen aufgesucht.<br />

Geschützt durch eine Vollmontur machen sich Irmela Mikus und<br />

Jörg Fürstenberger an die Reinigung. Fotos: Irmela Mikus<br />

Herbst 2021 33


Flughaut mit zwei Löchern.<br />

<br />

Fotos: Irmela Mikus<br />

Größere Läsion in einer Flughaut, aber die Knochen sind<br />

intakt.<br />

Bei kleineren Verletzungen gibt<br />

es gute Heilungschancen.<br />

Fortpflanzung und Geburt im<br />

Wochenstubenquartier im Mai.<br />

„Fledermäuse besitzen eine extreme Ortstreue und ein sehr gutes<br />

Gedächtnis“, weiß Frau Mikus und dass „jeder, der ein Fledermausquartier<br />

besitzt, stolz darauf sein sollte, da die Tiere wählerisch sind.“<br />

Auf Kirchenböden gibt es manchmal Kolonien mit 1.000 Großen<br />

Mausohr-Fledermäusen und für Fledermausschützer ist es bei der<br />

Besichtigung wichtig, ganz leise zu sein und das direkte Anleuchten der<br />

Tiere zu minimieren. „Beim Quartier in Sinsheim in der Kirche ist man<br />

den Tieren richtig nah und man kann sie schön beobachten. Normalerweise<br />

sind sie entspannt, manchmal merkt man ein bisschen aufkommende<br />

Unruhe“, berichtet Frau Mikus. Als Spaltenbewohner quetschen<br />

sich einige Fledermäuse auch gern in Fugen, denn sie lieben<br />

dunkle und windgeschützte Orte an Dachgiebeln oder hinter Verkleidungen.<br />

Mausohren sind freihängend und gehen gern in Baumhöhlen,<br />

während andere Arten Spechthöhlen bevorzugen. Die Rauhautfledermaus<br />

siedelt sich gern in Feuerholzstapeln an. Es ist fatal, wenn die<br />

Fledermäuse dann mit dem Brennholz in den Kamin gelangen und im<br />

Feuer sterben. Wie erwähnt, bekommen Fledermäuse in der Regel<br />

jährlich ein Junges, und manche Arten, wie beispielsweise die Zweifarbfledermaus,<br />

gebären manchmal zwei. Ende März/Anfang April erfolgt<br />

die Befruchtung der Eizelle. Es handelt sich um eine Vorratsschwangerschaft,<br />

bei der Eisprung und Befruchtung zu einem späteren Zeitpunkt<br />

nach der Paarung erfolgen können. 40 <strong>–</strong> 70 Tage dauert es bis zur<br />

Geburt, die abhängig vom Nahrungsangebot erfolgt. Nackt und blind<br />

kommen die an einer Nabelschnur hängenden Fledermäuse zur Welt.<br />

Nach sieben bis zehn Tagen öffnen sie schließlich die Augen und der<br />

Fellwuchs beginnt. Bis zum Alter von sechs Wochen werden sie mit<br />

fetthaltiger Fledermausmilch gesäugt, die ihnen einen schnellen Start<br />

ermöglicht. Die Mütter lassen die Jungen nachts im Quartier, wo sie<br />

eng zusammenhängen, um die Temperatur zu halten. Stündlich kommen<br />

sie vom Jagen zurück, um ihre Babys zu säugen und erkennen sie<br />

am individuellen Ruf und Geruch. Die Jungen hängen dann fest an<br />

einer der beiden Zitzen (manche Arten haben zusätzlich noch zwei Haftzitzen<br />

zum Festhalten), sind dabei unter einem Flügel eingewickelt und<br />

klammern zusätzlich an der Mutter. Ist das Baby satt, fliegt die Mutter<br />

wieder los. Während kranke Tiere aus dem Quartier geworfen werden,<br />

Die Körperlänge dieses großen Abendseglers (Nyctalus noctula)<br />

beträgt etwa 8 cm.<br />

Fotos: Irmela Mikus<br />

Der große Abendsegler hat im Verhältnis zu den großen Augen kleine<br />

Ohren und ein rostbraunes, kurzes Fell.<br />

34 Herbst 2021


sind die gesunden Jungen im Alter von drei bis vier Wochen flugfähig.<br />

Vorher machen sie ihre ersten Flügelübungen und putzen ihre Flughaut.<br />

Größere Arten brauchen mehr Platz zum Starten und wenn sie ins<br />

Stürzen kommen, setzt ein Auffang-Reflex ein. Wichtig ist es, dass eine<br />

junge Fledermaus wie ein Vogel das sichere Fliegen lernt. Da die Sommerperiode<br />

kurz ist, werden Fledermäuse schon im ersten <strong>Leben</strong>sjahr<br />

geschlechtsreif, schließen sich im Herbst anderen Fledermäusen an und<br />

führen während der Paarung in speziellen Balzquartieren Balzrituale<br />

aus.<br />

Unterwegs auf weiten Strecken<br />

zwischen Sommer- und Winterquartier.<br />

Während einige Fledermausarten über den Winter am Ort bleiben,<br />

fliegen andere Arten 100 Kilometer weit weg und mitunter sogar 1.500<br />

Kilometer bis zu ihrem Winterquartier in Südeuropa. Nach der Überwinterung<br />

führt sie ihr Magnetsinn Ende März in ihr Sommerquartier<br />

zurück. Dabei sind sie ortstreu und landen genau an ihrem Platz.<br />

Probleme entstehen stets dadurch, wenn zwischenzeitlich eine Beleuchtung<br />

eingebaut oder die Ein- und Ausfluglöcher versetzt wurden.<br />

Frau Mikus ist begeistert von ihrer ehrenamtlichen Aufgabe als Fledermausbeauftragte.<br />

Sie führt Fledermausberatungen durch, zieht mutterlose<br />

Babys auf, pflegt verletzte und unterernährte Tiere und wildert sie<br />

anschließend aus. Mit einer Vollmontur gegen Staub geschützt, kontrolliert<br />

sie im Herbst/Winter die verlassenen Wochenstubenquartiere.<br />

Im Rahmen des NABU Sinsheim bietet sie mit ihrem Kollegen auch<br />

interessante Fledermausführungen an, auf denen viel Wissen vermittelt<br />

wird und auch fliegende Fledermäuse beobachtet werden können.<br />

Einen ethischen Hintergrund hat es, wenn sie ihr Engagement mit den<br />

Worten zusammenfasst: „Wir geben Fledermäusen eine Überlebenschance<br />

und kämpfen gegen das Verschwinden<br />

einer geschützten Tierart.“<br />

Tipps und Fledermausinfos<br />

Alle Arten im Portrait: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/<br />

saeugetiere/fledermaeuse/arten/index.html<br />

Ein bundesweites Telefon gibt Auskünfte bei Notfällen:<br />

030/2849845000<br />

Erste Hilfe-Tipps für Fundtiere:<br />

Fundtiere sollten in einem gut schließenden kleinen Karton mit<br />

einem Tuch zum Verstecken und einem Marmeladendeckelchen<br />

mit etwas Wasser kühl gelagert werden. Wenn die Fledermaus<br />

kooperativ ist, kann Wasser ins Maul getröpfelt werden. Babys<br />

können einmalig abends der Mutter angeboten werden. Auf jeden<br />

Fall sollte auch der Notruf angerufen werden.<br />

Was kann man persönlich für Fledermäuse tun?<br />

Fledermäuse lieben natürliche Gärten mit intensiv riechenden<br />

Blühpflanzen, die auch nachtaktive Insekten anlocken. Alte Bäume<br />

sollten für höhlenbewohnende Arten und Hecken als Leitlinien für<br />

die grobe Orientierung erhalten bleiben. Wasserfässer und glatte<br />

Gefäße sollten abgedeckt werden. Bei nächtlichem „Besuch“ im<br />

Haus muss niemand in Panik ausbrechen. Einfach das Licht ausmachen<br />

und Fenster öffnen, denn die Tiere finden allein wieder<br />

raus. Nicht versuchen, sie zu fangen, denn dabei werden leicht die<br />

Flügel verletzt. Fledermauskästen sind empfehlenswert, werden<br />

aber manchmal erst nach Jahren genutzt. Idealerweise sollte man<br />

mehrere mit größerem Abstand aufhängen. Besser eignen sich<br />

Holzverkleidungen wie z. B. ungenutzte Klappläden.<br />

Ein Großer Abendsegler lässt es sich schmecken und verspeist eine<br />

Mahlzeit.<br />

Fotos: Irmela Mikus<br />

Der Große Abendsegler wählt gern Spechthöhlen als Quartier und nutzt<br />

auch Nistkästen.<br />

Herbst 2021 35


Infos, Tipps & Trends <strong>–</strong> für Sie entdeckt zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Wildnis Mitten in der Stadt: Faszinierende Höhlenwelt und unechte Vampire<br />

Die meisten Menschen denken bei<br />

Fledermäusen vermutlich im<br />

ersten Moment an blutsaugende<br />

Monster, die nachts ihr Unwesen<br />

treiben. Oder gar an Kreaturen<br />

wie Graf Dracula oder Batman.<br />

Mit solchen Vorurteilen räumt das<br />

Noctalis Fledermaus-Zentrum in<br />

Bad Segeberg auf. Mehr sogar:<br />

Hier erfahren Sie mehr über den<br />

<strong>Leben</strong>sraum der Flattertiere, über<br />

ihr Talent im Dunkeln zu leben<br />

und wie siw geschützt werden<br />

können..<br />

Fußläufig von der quirligen<br />

Innenstadt Bad Segebergs entfernt,<br />

liegt der 91 m hohe Kalkberg<br />

inmitten eines Naturschutzgebiets.<br />

Unter ihm, viele Schles-<br />

Foto: Sina Hoyer/falkemedia<br />

wig-Holsteiner kennen sie noch<br />

von Ausflügen aus ihrer Kindheit,<br />

sie 30.000 Fledermäusen als<br />

Kulissen und liebevollen Raum-<br />

hund-Dame Foxi. Zudem bietet<br />

die Segeberger Schauhöhle. Bis<br />

Quartier. Gleich nebenan im<br />

installationen erlebbar gemacht.<br />

das Zentrum mit Beginn der<br />

heute ist ihre Faszination unge-<br />

Fledermauszentrum Noctalis<br />

Mittels Taschenlampe leuchtet<br />

Abenddämmerung Fledermaus-<br />

brochen. Die kurzweiligen Füh-<br />

erwartet einen ein einzigartiges<br />

man sich seinen Weg und erfährt<br />

wanderungen mit Ultraschallde-<br />

rungen sind im Sommer ein echter<br />

Ausstellungskonzept: Die verbor-<br />

allerhand Wissenswertes und<br />

tektoren an.<br />

Touristenmagnet (bei 10°C kann<br />

genen <strong>Leben</strong>swelten der Fleder-<br />

Kurioses über diese Flattermänner<br />

Informationen, Öffnungszeiten<br />

man hier herrlich abkühlen) und<br />

mäuse werden auf vier stockduste-<br />

und trifft sogar auf lebendige<br />

und Tickets unter www.noctalis.de<br />

während der Wintermonate dient<br />

ren Etagen mit aufwendigen<br />

Fledermäuse und die zahme Flug-<br />

Facebook/Instagram: noctalis.de<br />

Mehr wilde Natur<br />

im Stadtzentrum<br />

gibt es nirgendwo!<br />

30-minütige Höhlentour und Fledermäuse<br />

zum greifen nah in der Segeberger<br />

Kalkberghöhle & bei NOCTALIS <strong>–</strong><br />

der Erlebnisausstellung im Dunkeln!<br />

Tickets und Infos:<br />

www.noctalis.de<br />

Oberbergstr. 27<br />

23795 Bad Segeberg<br />

Telefon: 04551/890 880<br />

36<br />

Herbst 2021


Infos, Tipps & Trends <strong>–</strong> für Sie entdeckt zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Die Landeier vom Kiekeberg<br />

Die Hühner machen mobil. Sie<br />

haben es sich auf der Weide neben<br />

dem Blumenfeld gemütlich<br />

gemacht, bepflanzt mit Rotklee<br />

und Luzerne-Gras. Viel Aufwand<br />

für Eier mit Geschmack. Das HühnermobiI<br />

ist eine freundschaftliche<br />

Kooperation von Vitus Larak und<br />

Heiko Schröder. Die moderne<br />

Anlage besitzt alles, damit sich die<br />

gefiederten Bewohner wohlfühlen.<br />

Lüftung, Licht, Futter und Wasser,<br />

komplett computergesteuert.<br />

Die Eier können Sie vor Ort<br />

erwerben, im Hofladen oder über<br />

den Nenndorfer Regiomat an der<br />

Bremer Straße .Das Angebot im<br />

Vahrendorfer Hofladen geht weit<br />

über Eier hinaus. Obst und Gemüse<br />

sind immer frisch zu haben, mit<br />

Vorliebe von Erzeugern aus der<br />

Nähe. Im Herbst gehört Wildfleisch<br />

aus hiesigen Revieren zu<br />

den beliebtesten Artikeln, von<br />

Bratwurst über Steak bis hin zum<br />

Weihnachtsbraten. Wenn’s um die<br />

Wurst geht, hat der Handorfer<br />

Hof Oink ein exklusives Alleinstellungsmerkmal.<br />

Ziegen, Schafe<br />

und Kühe geben ihre Milch für die<br />

Käsevielfalt nach Gouda-Art.<br />

Etwa ein Dutzend Sorten, vorzugsweise<br />

in Bioqualität, befinden<br />

sich im Angebot. Neu im Sortiment<br />

ist der Saft der Aroniabeere,<br />

Chutneys sowie geröstete Kaffeeund<br />

Espressobohnen. Pflanzenfreunde<br />

freuen sich in der Saison<br />

über das üppige Angebot an Blumen,<br />

Kräutern und Dekoartikeln<br />

zum Verschönern des eigenen<br />

Zuhauses.<br />

Öffnungszeiten: Mitte April bis<br />

Ende Juni täglich an sieben<br />

Tage / Woche von 9 bis 19 Uhr,<br />

Juli bis Heiligabend Dienstag bis<br />

Freitag von 9 bis 18 Uhr und<br />

Samstag von 9 bis 16 Uhr.<br />

Januar bis Mitte April geschlossen.<br />

Die Landeier vom Kiekeberg<br />

finden Sie in der Appelbütteler<br />

Straße Ecke Ehestorfer Weg.<br />

Verkauf von Donnerstag bis<br />

Sonntag 10 bis 18 Uhr.<br />

Hof Schröder, Am Sandberg 50,<br />

21224 Rosengarten/Vahrendorf<br />

Nähe Freilichtmuseum Kiekeberg,<br />

Telefon 04108 - 68 59,<br />

www.spargelhof-schröder.de<br />

Ausstellung - Verkauf - Verlegung<br />

Fliesen - Mosaik - Naturstein<br />

Werkstraße 9 · 21218 Seevetal<br />

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und Ihre Wünsche umsetzt?<br />

Ein Team, das sich mit<br />

Hingabe und Herzblut Ihrem<br />

Projekt widmet?<br />

Einen fairen und unabhängigen<br />

Partner?<br />

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Architektur und Bauplanung<br />

versteht?<br />

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Herbst 2021 37


„ „neieie<br />

eie<br />

och och mal wiee“ wiee“<br />

von Herma Niemann<br />

Die Natur ist die beste Apotheke, das wusste<br />

schon Sebastian Kneipp, der in diesem Jahr 200<br />

Jahre alt geworden wäre.<br />

Wassertreten, Armbäder, kalte und warme Güsse. Alles nur ein alter<br />

Hut? Keineswegs, denn die Erkenntnisse von Sebastian Kneipp, zu<br />

denen im Übrigen mehr als Wassertreten gehört, passen genau zu dem<br />

in der Bevölkerung immer beliebter werdenden Trend eines ganzheitlichem<br />

Gesundheitsbewusstseins. „Die Natur ist die beste Apotheke“,<br />

das wusste schon Sebastian Kneipp vor mehr als 120 Jahren und<br />

besonders seine fünf Säulen sind heute aktueller denn je. Kneipp wäre<br />

in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden, weswegen ihm vom Kneipp-<br />

Bund ein Jubiläumsjahr gewidmet wurde.<br />

Das <strong>Leben</strong> von Kneipp.<br />

Sebastian Kneipp mit seinem Spitz im Jahr 1892.<br />

<br />

Foto: Grebmer<br />

Sebastian Anton Kneipp wurde am 17. Mai 1821 in Stephansried<br />

(Ottobeuren) in Oberschwaben geboren und verstarb am 17. Juni<br />

1897 in Wörishofen. Er war Sohn des Webers Xaver Kneipp und<br />

seiner Frau Rosina und hatte zwei Schwestern und zwei Halbschwestern.<br />

Da die Familie sehr arm war, musste Kneipp schon als Elfjähriger<br />

beim Vater am Webstuhl arbeiten. Schon früh entwickelte Kneipp<br />

den Wunsch, Geistlicher zu werden, was ihm jedoch sein armes Elternhaus<br />

nicht ermöglichen konnte. Dr. Matthias Merkle, ein entfernter<br />

Verwandter sowie der Ortspfarrer, und der Botaniker Christoph<br />

Ludwig Koeberlin unterstützten ihn in der Verwirklichung seines<br />

Wunsches. Sie lehrten ihn Latein und brachten ihm die Welt der Pflanzenheilkunde<br />

näher. Gemeinsam mit seinem Förderer Merkle zog<br />

Kneipp 1844 nach Dillingen, wo er das königlich bayerische Gymnasium<br />

besuchte. Seit 1846 litt Kneipp an einer Lungenkrankheit,<br />

wahrscheinlich Tuberkulose, was ihn jedoch nicht daran hinderte, sein<br />

Abitur abzulegen. 1848 begann Kneipp am Dillinger Lyzeum ein<br />

Studium der Theologie. Seine Erkrankung macht ihm jedoch immer<br />

mehr zu schaffen. Durch Zufall entdeckte er das Buch des Arztes<br />

Johann Siegmund Hahn über die Heilkraft von kaltem Wasser. Die<br />

Erkenntnisse beeindruckten Kneipp und veranlassten ihn zu einem<br />

Selbstversuch in der kalten Donau. Kneipp fühlte sich frisch und<br />

erholt, woraufhin er die kurzen Bäder in den nächsten Tagen wiederholte<br />

und diese um Halbbäder und Güsse ergänzte. Sein Gesundheitszustand<br />

besserte sich daraufhin stetig. 1852 machte Kneipp, inzwi-<br />

38 Herbst 2021


schen von seiner Erkrankung geheilt, im Alter von 31 Jahren seinen<br />

Studienabschluss und wurde kurz darauf Priester. Währenddessen<br />

vertiefte er seine bisherigen Erkenntnisse zur Heilkraft von Wasser<br />

und wendete seine Behandlungsformen erstmals auch bei Patienten<br />

an. Zu seinen Patienten gehörte auch eine an Cholera leidende Frau,<br />

die er geheilt haben soll. In der Bevölkerung wird Sebastian Kneipp<br />

immer beliebter und macht sich als „Cholera-Kaplan“ und „Wasserdoktor“<br />

einen Namen. Ärzte und Apotheker hingegen beobachteten<br />

sein Handeln kritisch. Manche erstatteten sogar Anzeige gegen ihn.<br />

Kneipp wird vor Gericht jedoch freigesprochen. 1855 wurde Kneipp<br />

nach Bad Wörishofen versetzt. Seitdem ergänzte Kneipp im Zuge<br />

seiner Forschungen die von ihm bisher entwickelten Therapieformen<br />

und Heilmethoden stetig und schuf dadurch ein ganzheitliches<br />

Gesundheitskonzept für Körper und Geist. Seine Erkenntnisse hält er<br />

in dem Buch „Meine Wasserkur“ fest.<br />

Kneipp steht für Prävention an Körper und Seele.<br />

Der Pfarrer und Naturheilkundler Sebastian Kneipp hat den Menschen<br />

nicht nur ein Gesundheitskonzept, sondern auch eine Reihe von<br />

Zitaten hinterlassen, die genauso gut in die heutige Zeit adaptiert<br />

werden können. „Kein Wunder, wenn Krankheiten so viele Opfer<br />

fordern, denn die Menschheit ist weit von der früheren, einfachen,<br />

natürlichen <strong>Leben</strong>sweise abgewichen. Nicht etwa, dass die Errungenschaften<br />

unserer Zeit wieder geopfert werden müssten, aber es muss<br />

ein Ausgleich gefunden werden, um die überanstrengten Nerven zu<br />

stärken, ihre Kraft zu erhalten. Es muss das Gleichgewicht hergestellt<br />

werden zwischen der Arbeit und der <strong>Leben</strong>sweise“, so Kneipp. Dieser<br />

Appell scheint aktueller denn je, denn auch heute müssen die Menschen<br />

in unserer schnelllebigen und herausfordernden Zeit einen<br />

Ausgleich finden, um sich eine Balance für Körper und Seele zu schaffen.<br />

Es geht um die körperliche und geistige Widerstandskraft.<br />

Kneipps Gesundheitskonzept wurde stetig und auf Basis neuester<br />

wissenschaftlicher Forschungsergebnisse weiterentwickelt und umfasst<br />

die Elemente: Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und<br />

<strong>Leben</strong>sordnung. Dieser ganzheitliche Ansatz zielt darauf ab, dass nur<br />

ein gut funktionierendes Immunsystem, körperliche Fitness und eine<br />

gute Stressresistenz wichtig für die Selbstheilungskräfte seien. Auch<br />

wenn die Therapien nicht nur präventiv, sondern auch kurativ, also<br />

auch zur Behandlung bestehender Erkrankungen eingesetzt werden<br />

können, gilt der Hydrotherapeut als Vorreiter der gesundheitlichen<br />

Prävention. Das sagen auch der Kneipparzt Owe Hönck (Allgemeinmediziner)<br />

und seine Tochter Petra Schultheis (Geschäftsführung und<br />

Marketing) vom Kurhotel Vitalium Dr. Plachy in Bad Lauterberg.<br />

Das Vitalium ist seit 1958 im Familienbesitz, inzwischen in der dritten<br />

Generation, und lebt und arbeitet nach dem Kneipp-Gedanken.<br />

Die Stadt Bad Lauterberg am Harz im niedersächsischen Landkreis<br />

Göttingen gilt als ältestes und einziges Kneipp-Heilbad in Norddeutschland.<br />

Allerdings begründen sich die Ursprünge dieses Heilbades<br />

zunächst aus der Tradition des Vincenz Prießnitz (1799 <strong>–</strong> 1851)<br />

Bild oben: In der traditionsreichen Kurstadt Bad Berka in Thüringen<br />

erinnert ein prächtiges Blumen-Arrangement rund um den Goethe-<br />

Brunnen an Pfarrer Sebastian Kneipp. <br />

Foto: Fred Ruppe<br />

Bild unten: Vater Owe Hönck und Tochter Petra Schultheis in den<br />

Jubiläums-T-Shirts zum Kneipp-Geburtstag. Foto Herma Niemann<br />

Herbst 2021 39


Sebastian Kneipps Armbad. Foto Jaeckle/Kneipp Bund Barfußgang. Foto Jaeckle/Kneipp Bund<br />

heraus. Vincenz Prießnitz war ein deutscher Landwirt und autodidaktischer<br />

Naturheiler aus Österreichisch-Schlesien. Er gilt als Erneuerer<br />

der Kaltwasserkur in Österreich und Deutschland.<br />

„Die Wasserheilkunde ist älter als Kneipp“, erklärt Owe Hönck,<br />

Sebastian Kneipp habe dies aber auch nie für sich beansprucht. Vincenz<br />

Prießnitz habe ein sehr erfolgreiches Kurwesen in den Sudeten<br />

aufgebaut, das auf Kaltwasser-Behandlungen basierte. Der Arzt Dr.<br />

Ernst-Benjamin Ritscher holte diese Erkenntnisse nach Bad Lauterberg,<br />

wo er im Jahr 1839 ein Kaltwasserbad eröffnete, welches sehr<br />

erfolgreich bis Ende des Ersten Weltkrieges gewesen sei. „Mittlerweile<br />

war aber der Stern Kneipps aufgegangen, der den von Priesnitz schon<br />

überstrahlt hatte“, erklärt Owe Hönck. Um 1920 habe sich dann die<br />

Möglichkeit ergeben, von dem inzwischen weniger bekannten Prießnitz<br />

auf die Erkenntnisse des besser bekannten Kneipp umzusteigen.<br />

1906 erhielt Lauterberg die Berechtigung, die Bezeichnung „Bad“ zu<br />

tragen. Seit 1949 ist die Kurstadt offiziell Kneipp-Heilbad und seit<br />

1968 staatlich anerkannt. Die Kneippsche Tradtition wird seitdem<br />

gepflegt und stets nach neuesten und modernen Kenntnissen ausgebaut.<br />

1924 gründete sich auch der Kneipp-Verein, in dem Owe Hönck<br />

der Vorsitzende und seine Tochter Schatzmeisterin ist.<br />

Kneipp ist auch heute aktuell.<br />

Was an Kneipp heute noch aktuell ist? Für den Kneipp-Arzt Owe<br />

Hönck ganz klar die Eigenverantwortung des Menschen. Selbst auf<br />

die Signale des Körpers zu hören, die Gesundheit jedes Menschen<br />

individuell zu betrachten, aber auch auf die Einheit von Körper und<br />

Geist zu achten, sei Kneipp besonders wichtig gewesen. Das habe er<br />

auch gegen den Willen seiner kirchlichen Vorgesetzten an die Menschen<br />

weitergereicht, so Owe Hönck. Das Bewusstsein für die eigene<br />

Gesundheit soll im Vordergrund stehen, wie auch die zwischenmenschlichen,<br />

sozialen und ökologischen Aspekte, die damit einhergehen.<br />

Heilpflanzen ergänzen das Gesundheitskonzept von Kneipp.<br />

<br />

Foto Jaeckle/Kneipp Bund.<br />

Beim gesunden Wassertreten. <br />

Foto Jaeckle/Kneipp Bund.<br />

40<br />

Herbst 2021


Und selbst wenn manche Therapien heutzutage vielleicht nicht von<br />

der Krankenkasse übernommen würden, sollte man über den Mehrwert<br />

für den eigenen Körper nachdenken. „Die Menschen sollten<br />

nicht sagen, die Kasse ist ja selber schuld, wenn ich krank werde. Wir<br />

sollten nicht nur auf die Krankenkasse schauen und darauf, was<br />

bezuschusst wird, sondern was man selber für seine Gesundheit<br />

machen kann“. Das Gesundheitsbewusstsein der Menschen würde<br />

jedoch zunehmend reifen. Und alles, was dazu gehöre, basiere nicht<br />

nur auf der Naturheilkunde, sondern auch auf dem Kneippschen<br />

Konzept, sagt Owe Hönck. „Vegane Ernährung, früh schlafen gehen,<br />

1.000 Schritte am Tag, und so weiter. Kneipp bedeutet Naturheilkunde,<br />

Ernährung, Pflanzenheilkunde, Psychosomatik und Hydrotherapie“,<br />

so der Allgemeinmediziner „dass das alles wieder mehr mit<br />

Kneipp assoziiert wird, ist unsere Aufgabe, zu vermitteln“.<br />

„Gerade unter der Corona-Krise zeigt sich die Naturheilkunde von<br />

ihrer starken Seite“, betont Petra Schultheis, die vor dem Kurhotel<br />

einen Merk- und Infozettel aufgehängt hat. Ihrer Meinung nach kam<br />

der 200. Geburtstag von Kneipp gerade recht. „Die Pandemie hat auf<br />

brutale Weise vorgeführt, dass es den Menschen schnell an den Kragen<br />

gehen kann. Bis auf das Tragen der Maske wurden mir viel zu wenig<br />

andere Vorsorgemaßnahmen thematisiert“. Denn auch dem Corona-<br />

Virus könne man ein Schnippchen schlagen, indem man sein Immunsystem<br />

stärke. Zum Beispiel durch kalt-warme Reize, durch gesunde<br />

abwechslungsreiche Ernährung, Stärkung der Lunge durch Bewegung<br />

und durch Stärkung der inneren Ausgewogenheit und natürlich mit<br />

viel Zuversicht.<br />

60 Sekunden ein. Danach streift man das Wasser mit den Händen von<br />

den Beinen und erzeugt durch Fußgymnastik oder Gehen ein angenehmes<br />

Wärmegefühl.<br />

Doch Kneipp ist mehr als nur Wasser. Zum Element Bewegung gehören<br />

alle Formen, die den Bewegungsapparat, Herz und Kreislauf, aber<br />

auch Stoffwechsel und Nerven unterstützen. Qualität statt Quantität<br />

lautet hier das Rezept. Denn Spaß soll die Bewegung machen und<br />

nicht überfordern. Im Bereich der Ernährung empfiehlt sich eine<br />

vollwertige und möglichst naturbelassene Kost. Also bewusstes Essen<br />

mit einem ausgewogenen Genuss von gehaltvollen und möglichst<br />

fettarmen <strong>Leben</strong>smitteln. Es empfiehlt sich eine vollwertige Mischkost<br />

Die fünf Elemente der klassischen<br />

Naturheilkunde nach Kneipp.<br />

Im Bereich der Hydrotherapie gibt es nach Kneipp um die 120 verschiedenen<br />

Anwendungen. Sie ist eine Reiztherapie mit kalten sowie<br />

ergänzend auch warmen Wasseranwendungen und dient der Stärkung<br />

des Immunsystems und der Abhärtung gegen Stress. Sie ist bei verschiedenen<br />

akuten und chronischen Erkrankungen bewährt. Dazu<br />

gehören auch die Behandlungen mit Wassertreten, Bädern, Güssen,<br />

Auflagen und Wickel. Der Knieguss mit kaltem Wasser kann gut nach<br />

der morgendlichen Dusche durchgeführt werden, um morgens gleich<br />

das Kreislauf und Stress-System zu trainieren. Das Armbad empfiehlt<br />

sich auch ebenfalls für die Morgenstunden, erfrischt aber auch bei<br />

nachmittäglicher Müdigkeit, denn es fördert die Durchblutung von<br />

Armen, Herz und Lunge. Der kalte Gesichtsguss wirkt nicht nur<br />

belebend, er schenkt ein frisches Aussehen und fördert die Durchblutung<br />

der Haut. Außerdem kann er bei Kopfschmerzen, müden Augen<br />

und Erschöpfung helfen. Beim Wasserteten wird wie im Storchengang<br />

ein Bein völlig aus dem Wasser herausgezogen und dabei die Fußspitze<br />

etwas nach unten gebeugt. Die Dauer des Wassertretens ist zunächst<br />

auf 10 bis 20 Sekunden zu begrenzen, bis ein leichtes Schmerzgefühl<br />

eintritt. Wenn man diese Anwendung regelmäßig durchführt und der<br />

Körper daran gewöhnt ist, tritt dieses Schmerzgefühl erst nach 30 bis<br />

Im Bad Lauterberger Kurpark steht ein Denkmal für den Pfarrer und<br />

Naturheilkundler Sebastian Kneipp.<br />

<br />

Foto Stadtmarketing Bad Lauterberg<br />

Herbst 2021 41


Anweisung zur heilkundlichen Anwendung auf<br />

einer historischen Illustration.<br />

Foto: Acrogame <strong>–</strong> stock.adobe.com<br />

Ein Portrait von Kneipp in jüngeren Jahren.<br />

<br />

Foto: Kur- und Tourismusbetrieb<br />

<br />

Bad Wörishofen<br />

Historische Illustration eines Kniegußes.<br />

<br />

Foto: Frank <strong>–</strong> stock.adobe.com<br />

mit viel Obst, Gemüse, Getreide- und<br />

Milchprodukten nach dem Motto „mehr<br />

von der Pflanze, weniger vom Tier“.<br />

Die Ordnungstherapie nach Kneipp befasst<br />

sich mit den Themen <strong>Leben</strong>s- und Zeitordnung,<br />

Gesundheitserziehung und Psychohygiene.<br />

„Vergesst mir die Seele nicht“, so<br />

ein Zitat von Sebastian Kneipp. Die Ordnungstherapie<br />

vermittelt die für ein gesundes<br />

<strong>Leben</strong> erforderlichen Zusammenhänge<br />

zwischen Körper, Geist und Seele. Hierzu<br />

zählen auch Kurse aus der Mind-Body-<br />

Medizin, besonders solche im Bereich der<br />

Achtsamkeit.<br />

Heilkräuter sind wichtige Helfer bei Alltagsbeschwerden<br />

und bei der Behandlung<br />

von Krankheiten. Sie können dazu beitragen,<br />

bestimmte chemische Medikamente,<br />

darunter Schlaf- und Beruhigungs-, Verdauungs-<br />

oder Schmerzmittel einzusparen,<br />

in ihrer Dosis zu verringern oder sogar zu<br />

ersetzen. Sebastian Kneipp hat vor über<br />

150 Jahren rund 45 Pflanzen eine heute<br />

wissenschaftlich belegte Wirkung ohne<br />

Nebenwirkungen zugeschrieben. Er hielt<br />

große Stücke auf die Pflanzen und verwendete<br />

sie als Badezusätze, Tinkturen, Salben,<br />

Tees und Säfte. Dabei stützte er sich auf die<br />

lange Tradition der Klostergärten in Europa<br />

und entwickelte seine Therapie stetig<br />

weiter. Pflanzenextrakte werden in Arzneimitteln,<br />

aber auch in Produkten zur Nahrungsergänzung<br />

in <strong>Leben</strong>smitteln und<br />

Körperpflegeprodukten eingesetzt.<br />

Kneippen zuhause<br />

und im Hotel.<br />

Natürlich können Kneipp-Anwendungen<br />

auch zuhause praktiziert werden. Allerdings<br />

muss darauf geachtet werden, die Anwendungen<br />

sach- und fachgerecht auszuführen,<br />

damit nicht ungewollt ein gegenteiliger<br />

Effekt erzeugt wird. Bei bestimmten<br />

Anwendungen kann Fachliteratur eine gute<br />

Orientierungshilfe sein. Auch sollte darauf<br />

geachtet werden, zwischen verschiedenen<br />

Kneipp-Anwendungen einen Zeitabstand<br />

von einigen Stunden einzuhalten. Kneippen<br />

kann man auch in den Kneipp- und Kurhotels.<br />

Allerdings mache normalerweise ein<br />

Urlaub mit einem Kneipp-Programm unter<br />

einer Woche therapeutisch keinen Sinn,<br />

betont Owe Hönck. Dennoch sei die Nachfrage<br />

nach einem Wochenaufenthalt groß.<br />

Aus ärztlicher Sicht gesehen, müsse man<br />

dies bei der Therapie berücksichtigen und<br />

dem Körper Zeit lassen, denn ein echter<br />

Erholungszustand setze meistens erst nach<br />

vier Wochen ein. In der ersten Phase erfolge<br />

die Eingewöhnung und danach die übliche<br />

Reaktion des Körpers, die sich dadurch<br />

bemerkbar mache, dass sich Symptome<br />

zunächst verschlimmern können. Anschließend<br />

erfolgen die Stabilisierung und dann<br />

die Erholung. „Wenn ein Gast gleich zu<br />

Beginn der Therapie sagt, dass er so müde<br />

sei, dann freue ich mich als Kurarzt, weil<br />

das heißt, dass es anfängt zu wirken“.<br />

Am 4. Dezember 2015 gab die Deutsche<br />

UNESCO-Kommission bekannt, dass das<br />

Kneippen als „traditionelles Wissen und<br />

Praxis nach der Lehre Sebastian Kneipps“<br />

in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen<br />

Kulturerbes aufgenommen wurde.<br />

Weitere Infos zu Sebastian Kneipp gibt es<br />

auf der Internetseite des Kneipp Bund<br />

Vereins unter<br />

www.kneippbund.de.<br />

Einen Einblick in sein <strong>Leben</strong> findet man auf<br />

der Homepage seines Geburtsortes<br />

Ottobeuren unter<br />

www.ottobeuren.de.<br />

42<br />

Herbst 2021


Das nächtlich illuminierte Sebastian Kneipp Denkmal in Bad Wörishofen. <br />

Foto: Gerhard Köhler <strong>–</strong> stock.adobe.com<br />

Herbst 2021 43


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Herbst 2021 45


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von Carsten Weede<br />

Unterwegs mit dem Extrem-Botaniker: Jürgen<br />

Feder zeigt Pflanzenfreunden die vielfältige Flora<br />

rund um die Wassermühle in Karoxbostel.<br />

Dr. Wulf Schultze ist ein gefragter Experte: Als Botaniker, Mykologe<br />

und langjähriger Hochschullehrer am Institut für Pharmazie an der<br />

Universität Hamburg hat sich der Wissenschaftler in Fachkreisen einen<br />

Namen gemacht. Wenn es um die Bestimmung einheimischer Pflanzen<br />

und um deren pharmakologisch wirksame Inhaltsstoffe geht, macht<br />

dem emeritierten Privatdozenten so schnell keiner etwas vor. Zur<br />

Exkursion mit Jürgen Feder hat er Botanikerlupe, Fotoapparat und<br />

Botanisiertrommel mitgebracht. Auch Alexander Chambi ist ein<br />

„Pflanzen-Profi“: Der Gärtner und leidenschaftliche Pflanzenliebhaber<br />

berät Kunden in einem großen Gartencenter im Hamburger Umland.<br />

Lutz Woltemate wiederum kennt sich besonders gut mit wohlschmeckenden<br />

Kräutern aus: Der Inhaber eines Catering-Unternehmens in<br />

Seevetal-Hittfeld nutzt heimische Pflanzen, um daraus leckere Gerichte<br />

der Saison zu zaubern.<br />

Die drei Männer gehören zu einer 13-köpfigen Gruppe von Pflanzen-<br />

Jürgen Feder zeigt das Kleine Springkraut, auch Kleinblütriges<br />

Springkraut oder Sibirisches Springkraut (Impatiens parviflora).<br />

Die Pflanze, deren natürliches Verbreitungsgebiet die<br />

Gebirge Zentralasiens sind, konnte sich in Mitteleuropa stark<br />

ausbreiten. Früher wurde angenommen, das Kleine Springkraut<br />

verdränge andere Pflanzen. Tatsächlich finden sich ausgedehnte<br />

Bestände vor allem an Standorten, die für andere Arten keine<br />

guten <strong>Leben</strong>sbedingungen bieten, etwa weil sie zu dunkel sind.<br />

Der Extrembotaniker hat generell keine Probleme mit Neophyten<br />

<strong>–</strong> also Pflanzen, die sich in einer Gegend ansiedeln, in der<br />

sie eigentlich nicht heimisch sind. Fotos: Carsten Weede<br />

46 Herbst 2021<br />

Nach In „Doras dem Garten“ Sensen an liegt der das Wassermühle Mahdgut in Karoxbostel langen Reihen gibt auf es der für Wiese. Natur-<br />

viel zu entdecken. Jürgen Feder zeigte sich begeistert Foto: Heidi über Kraus<br />

freunde<br />

die Vielfalt der Flora. Unter anderem entdeckte der Extrembotaniker<br />

dort das sehr seltene Rundblättrige Hasenohr (Bupleurum rotundifolium).


freunden, die sich zu einer Botanik-Safari<br />

rund um die Wassermühle Karoxbostel<br />

(Gemeinde Seevetal) versammelt haben. Die<br />

meisten sind eingefleischte Jürgen-Feder-<br />

Fans und ausgewiesene Pflanzenkenner.<br />

„Aber von Jürgen Feder können wir alle<br />

noch ganz viel lernen“, sagt Julian Ohrt, der<br />

es geschafft hat, Deutschlands wohl bekanntesten<br />

Botaniker nach Karoxbostel zu<br />

locken. Jürgen Feder ist mittlerweile<br />

bekannt wie ein „bunter Hund“: Er tritt in<br />

Talkshows auf, schreibt Bücher, die in Bestsellerlisten<br />

landen, hält Vorträge und macht<br />

Exkursionen für alle Interessierten. Bei der<br />

Botanik-Safari rund um die Wassermühle<br />

Karoxbostel gelingt es ihm im Handumdrehen,<br />

die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen.<br />

„Das hier ist die Flatterbinse mit ihren<br />

typischen, spinnenartigen Blütenständen.<br />

Sie blüht zwischen Juni und August. Und<br />

wie heißt die Flatterbinse mit botanischem<br />

Namen?“, richtet Jürgen Feder seine Frage<br />

direkt an Alexander Chambi. „Juncus effusus“,<br />

antwortet der hünenhafte, schwarzbärtige<br />

Gärtner mit sanfter Stimme. „Sehr gut!<br />

Nur nicht so schüchtern, immer raus<br />

damit!“, lobt Jürgen Feder. „Binsen, Simsen<br />

und Seggen zeigen meistens Feuchtigkeit an.<br />

Das sind alles Sauergräser, die der Bauer<br />

nicht mag“, erklärt der Botaniker. „Er mag<br />

lieber Süßgräser wie das Deutsche Weidelgras,<br />

denn das schmeckt auch seinen<br />

Bild oben: Selbst für eine Koryphäe wie Dr. Wulf Schultze sind die naturkundlichen Führungen<br />

von Jürgen Feder interessant und spannend.<br />

Der herrlich duftende Waldmeister verleiht<br />

Speisen und Getränken ein unverwechselbares<br />

Aroma.<br />

Bild unten: In „Doras Garten“ hat Jürgen Feder auch vier Gänsefußarten gefunden. „So etwas<br />

begeistert mich total“, sagt der Pflanzenexperte.<br />

Herbst 2021 47


Kühen.“ Rund um die Mühle sammelt er weitere Gräser wie das Rote<br />

Straußgras. „Das ist eine Art der Zukunft; das Gras verträgt Trockenheit“,<br />

sagt er. „Und hier: Mäuse-Gerste <strong>–</strong> ein Ährengras.“ Wenn bei<br />

einer Pflanze im Namen „Maus“ oder „Hund“ vorkomme, bedeute das<br />

etwas Nutzloses oder Minderwertiges. Auf dem Mühlengelände entdeckt<br />

der Botaniker Rispen-, Ähren- und Fingergräser. „Hier wachsen<br />

tatsächlich alle drei Grasarten“, freut sich Jürgen Feder.<br />

In der Nähe der Mühlenteiche findet er weitere Binsenarten: „Hier<br />

haben wir die Zarte Binse, Juncus tenuis“, sagt Jürgen Feder und <strong>–</strong><br />

schwupp <strong>–</strong> hat er auch schon einen abgerissenen Pflanzenstängel in der<br />

Hand. Die Binsenart stamme ursprünglich aus Nordamerika: „In<br />

Europa ist sie erst seit 1824 nachgewiesen. Die ist wohl mit den Roteichen<br />

über den Großen Teich zu uns gekommen.“ Streng genommen<br />

handele es sich um Neophyten <strong>–</strong> also Pflanzen, die sich in einer Gegend<br />

ansiedeln, in der sie nicht heimisch sind. „Das sind Einwanderer, die<br />

längst eingebürgert sind“, sagt er.<br />

Allein rund 3.000 verschiedene Samenpflanzen gibt es in Deutschland<br />

<strong>–</strong> und ständig kommen neue hinzu. Jürgen Feder kennt so gut wie alle<br />

und auch deren botanische Namen. Auch mit Farnen, Moosen und<br />

Flechten kennt er sich bestens aus. „Bei Pilzen gibt es Leute, die sich<br />

besser auskennen“, räumt er ein. „Ich habe ein paar neue Pilze kotzend<br />

gelernt“, sagt er. Trotzdem zeigt er den Teilnehmern der Exkursion<br />

einige besondere Pilze, die er sicher bestimmen kann <strong>–</strong> wie etwa den<br />

essbaren Perlpilz, obwohl dieser leicht mit dem giftigen Pantherpilz<br />

verwechselt werden kann. „Und hier haben wir einen Angebrannten<br />

Rauchporling, Bjerkandera adusta“, sagt Jürgen Feder und zeigt auf<br />

den Stumpf einer Buche, die mit ockerfarbenen Pilzhüten überwachsen<br />

ist, die wie Dachziegel übereinander geschichtet sind. „Und hier haben<br />

wir den Eichenwirrling, auch Eichen-Tramete genannt.“ Jürgen Feder<br />

fragt Dr. Wulf Schultze nach dem lateinischen Namen: „Daedalea<br />

quercina. Der Pilz ist die einzige Art dieser Gattung in Europa. Typisch<br />

ist die grobe, lamellige Unterseite der Fruchtkörper“, antwortet der<br />

Pilzkundler souverän. Jürgen Feder nickt und lächelt.<br />

„Das Gewöhnliche Seifenkraut<br />

wurde früher als Waschmittel genutzt.“<br />

Dann sind wieder ein paar grüne Pflanzen an der Reihe, weil sie ihm<br />

gerade vor die Füße kommen: „Oft verrät schon der Name einiges über<br />

die Pflanze. So wie bei dieser Pflanze hier: Das Gewöhnliche Seifenkraut,<br />

Saponaria officinalis. Das wurde früher als Waschmittel<br />

genutzt.“ Das Kraut sei weit verbreitet, aber für manche Tiere giftig.<br />

„Und was haben wir hier? Ja, genau. Das ist das Wald-Ruhrkraut,<br />

Gnaphalium sylvaticum. Früher wurde es gegen Durchfälle, Ruhr und<br />

Atemwegsprobleme eingesetzt. Das weiß aber kaum noch jemand“, sagt<br />

der Botaniker. Ein paar Meter weiter wächst der Taumel-Kälberkopf.<br />

„Tiere, die den Kälberkopf fressen, erleiden Lähmungen <strong>–</strong> sie taumeln“,<br />

weiß Jürgen Feder. Und schnurstracks geht’s weiter. Schon<br />

wieder hat er eine neue Pflanze erspäht: „Das ist das Mutterkraut <strong>–</strong><br />

auch Falsche Kamille genannt.“ Mutterkraut sei früher bei Schwangerschaftsabbrüchen<br />

eingesetzt worden, es löse die Menstruation aus und<br />

fördere die Ablösung der Plazenta. „Mutterkraut ist also ein sogenanntes<br />

Abortivum“, erklärt Jürgen Feder.<br />

Zu jeder Pflanze, und sei sie noch so unscheinbar, fällt ihm eine<br />

Geschichte ein: „Diese Blattorgie hier ist Breitwegerich, Plantago<br />

major. Die Blätter sind essbar <strong>–</strong> gut als Salat solange sie jung und zart<br />

sind. Die alten sind zäh“, weiß der Experte. „Eigentlich ist ja alles<br />

essbar. Manches aber nur einmal“, scherzt er. Tatsächlich steckt sich<br />

Jürgen Feder bei seinen Exkursionen immer wieder irgendwelche Blätter<br />

oder Früchte in den Mund: „Das Essen wächst neben der Straße“,<br />

sagt er. „Die Natur meint es doch gut mit uns. Sie schenkt uns alles,<br />

was wir zum <strong>Leben</strong> brauchen.“ Der Umgang des Menschen mit Natur<br />

und Landschaft gefällt dem Botaniker oftmals gar nicht. Zu viel Gülle<br />

auf den Feldern, zu viel Salz in den Böden und immer mehr Düngereintrag<br />

aus der Luft. Der hohe Stickstoffgehalt verändere ganze Ökosysteme.<br />

„Manche Arten wachsen wie verrückt, andere werden zurück-<br />

Ob in Wald, Feld, Flur oder an der Straße: Jürgen Feder kennt jede noch<br />

so kleine Pflanze.<br />

Zwischendurch machen die Teilnehmer der botanischen Führung eine<br />

Pause im Mühlenwäldchen an der historischen Wassermühle.<br />

48 Herbst 2021


Zu jeder Pflanze kann<br />

Jürgen Feder eine<br />

Geschichte erzählen.<br />

Die Teilnehmer hören<br />

fasziniert zu.<br />

gedrängt“, sagt der Botaniker. Pflanzen, die auf magere Standorte<br />

angewiesen sind, werden durch düngerliebende Arten verdrängt. Mit<br />

ihren Wirts- und Nahrungspflanzen verlieren auch die Bestäuber wie<br />

Schmetterlinge oder Wildbienen ihre <strong>Leben</strong>sräume. Der Pflanzenexperte<br />

beobachtet genau <strong>–</strong> und er bemerkt die Veränderungen in der Natur.<br />

Jürgen Feder ist 1960 in Flensburg geboren <strong>–</strong> ein echtes Nordlicht<br />

eben, offen und geradlinig. Schon als Kind sei er ständig draußen<br />

unterwegs gewesen: „Ich wollte immer raus an die frische Luft, in den<br />

Wald und auf die Wiese.“ Nach dem Abitur absolvierte er zunächst eine<br />

Ausbildung zum Landschaftsgärtner. Nach seinem Studium der Landespflege<br />

Mitte der 1980er Jahre in Hannover war er lange Zeit als<br />

selbstständiger Landespfleger und Chef-Pflanzenkartierer mit Schwerpunkt<br />

der Pflanzen-, Tier- und Biotoptypen tätig. Außerdem plante<br />

und pflegte er Naturschutzgebiete. Von 2002 bis 2013 war Jürgen<br />

Feder in einer Gärtnerei angestellt. Dann machte er sich selbstständig.<br />

„Für mich ist das genau das Richtige“, sagt er.<br />

Durch zahlreiche Fernsehauftritte <strong>–</strong> etwa in der NDR-Reportage<br />

„<strong>Leben</strong> an der Autobahn“, in der Sendung „TV total“ von Stefan<br />

Raab, im „SAT.1 Frühstücksfernsehen“ oder im ARD-Format „W wie<br />

Wissen“ <strong>–</strong> wurde Jürgen Feder zum populärsten Pflanzenexperten des<br />

Landes. In seiner Freizeit arbeitet der enthusiastische Naturforscher<br />

ehrenamtlich als Pflanzenkartierer beim Niedersächsischen Landesbetrieb<br />

für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN). Jürgen<br />

Feder kennt jede Pflanzenart, die in Niedersachsen und Bremen wächst.<br />

Der Herausgeber der „Bremer Botanischen Briefe“ hat inzwischen<br />

mehr als 600 Fachartikel über die heimische Flora veröffentlicht.<br />

Jürgen Feder ist ein Phänomen: Der Diplom-Ingenieur für Landespflege,<br />

Flora und Vegetationskunde verfügt über immenses Fachwissen, das<br />

er auf verständliche Weise und mit unnachahmlichen Wortwitz an sein<br />

Publikum vermittelt. Diese besondere Begabung hat den 61-jährigen,<br />

selbsternannten „Extrembotaniker“ aus Bremen weithin bekannt<br />

gemacht. Warum extrem? Das wird jedem, der ihn live erlebt, nach<br />

wenigen Augenblicken klar: Jürgen Feder weiß extrem viel, spricht<br />

extrem viel und extrem schnell <strong>–</strong> und er hält dabei auch noch extrem<br />

lange durch. „Ich rede den ganzen Tag. Wem es zu viel wird, der hört<br />

einfach nicht mehr zu oder geht weg. Aber ihr könnt mich nicht stoppen“,<br />

hatte Jürgen Feder gleich zu Beginn auf humorvolle Weise allen<br />

klar gemacht, die ihn auf seiner Safari rund um die Wassermühle in<br />

Karoxbostel begleiten.<br />

„Ich rede den ganzen Tag. Wem es zu viel wird,<br />

der hört einfach nicht mehr zu oder geht weg.<br />

Aber ihr könnt mich nicht stoppen.“<br />

Schon ganz früh am Morgen hatte er sich auf dem Mühlengelände<br />

umgesehen. Lange bevor die ersten Teilnehmer eintrafen, hatte er<br />

bereits zahlreiche Stellen gefunden, an denen interessante Pflanzen<br />

wachsen. „Das ist ein tolles Gelände mit Wasser, Wald, Wiese und einem<br />

bunten Garten. Hier gibt es viel zu entdecken“, lautet später sein Fazit.<br />

An ungewöhnlichen Plätzen gebe es ohnehin die tollsten Überraschungen.<br />

Deshalb ist der Extrembotaniker auch häufig und gern an extremen<br />

Orten unterwegs: An Autobahnraststätten, auf Supermarktparkplätzen,<br />

an Bahngleisen, Hafenanlagen, Lagerhallen, neben Mülldeponien<br />

oder in Bordsteinritzen findet er seltene Pflanzen. Er ist überall<br />

dort unterwegs, wo der Mensch in die Natur eingegriffen hat. Die<br />

Pflanzen verraten ihm viel über die Geschichte der Orte, an denen sie<br />

wachsen. Einige neu eingeschleppte Arten <strong>–</strong> wie etwa das Japanische<br />

Liebesgras, das er auch an der Karoxbosteler Chaussee aufspürt <strong>–</strong> hat<br />

er als Erster in Norddeutschland entdeckt und beschrieben. „Das<br />

fasziniert mich einfach“, sagt der gelernte Gärtner und studierte Landschaftspfleger.<br />

Autobahnen beispielsweise seien die tollsten Pflanzenverbreitungsmaschinen:<br />

„Die Samen reisen in Autoreifen, im Kühlergrill oder auf<br />

LKW-Planen mit. Aber auch in Flugzeugen, in Zügen oder auf Schiffen<br />

kommen sie als blinde Passagiere zu uns“, erklärt der Botaniker.<br />

Herbst 2021 49


Einige Pflanzenarten, die es über irgendwelche Transportwege von<br />

Asien bis nach Europa geschafft haben und die sich nun hier breitmachen,<br />

werden von vielen Zeitgenossen als Bedrohung empfunden. So<br />

wie beispielsweise der Riesen-Bärenklau, auch Herkulesstaude genannt,<br />

der ursprünglich aus dem Kaukasus stammt, das Indische Springkraut<br />

oder der Sachalin-Staudenknöterich, der bis zu vier Meter hoch werden<br />

kann. Weil diese Arten mancherorts die heimische Flora überwuchern,<br />

werden sie regelrecht bekämpft <strong>–</strong> was jedes Jahr Millionen koste.<br />

Trotzdem hält Jürgen Feder nichts von Hiobsbotschaften wie der „großen<br />

biologischen Invasion“ und Schlagzeilen, die davor warnen, dass<br />

„Alienpflanzen“ auf dem Vormarsch seien. „Ja, es gibt einige Pflanzen,<br />

die sich relativ stark ausbreiten. Aber wir Menschen haben ihnen den<br />

<strong>Leben</strong>sraum geschaffen. Die Pflanzen finden ihren Platz in Nischen, die<br />

wir ihnen bereitet haben.“ Er habe mit Neophyten keine Probleme.<br />

„Pflanzen <strong>–</strong> auch die sogenannten invasiven Arten <strong>–</strong> sind für mich<br />

keine Bedrohung. Die können mir doch nichts tun.“ Aber der Mensch<br />

versuche eben, immer alles unter Kontrolle bekommen <strong>–</strong> und sei es<br />

irgendein Kraut. Was sie nicht kontrollieren könnten, das mache den<br />

Leute eben Angst. Also weg damit.<br />

In Medien werde häufig Panik verbreitet: „Sie warnen vor Zecken, vor<br />

Riesen-Bärenklau, eigentlich vor allem was giftig ist oder Allergien<br />

auslösen könnte.“ Dabei sollte doch jeder, der in den Wald geht, wissen,<br />

welchen Pflanzen er sich problemlos nähern kann und welchen<br />

nicht. Gäbe es dieses Wissen in der Bevölkerung, empfände sie Natur<br />

nicht mehr so oft als etwas Bedrohliches, glaubt der Botaniker.„Leider<br />

geht das Wissen über Pflanzen immer stärker zurück. Und was man<br />

nicht kennt, kann man nicht schützen“, sagt Jürgen Feder. Mit seinen<br />

Exkursionen und Vorträgen versucht er, dagegen anzukommen.<br />

„Die Samen reisen in Autoreifen, im Kühlergrill<br />

oder auf LKW-Planen mit. Aber auch in<br />

Flugzeugen, in Zügen oder auf Schiffen<br />

kommen sie als blinde Passagiere zu uns“.<br />

Jürgen Feder hat sich etwas Jungenhaftes bewahrt. Er kann sich wie ein<br />

Kind freuen, wenn er eine besondere Pflanze entdeckt. Wenn ihn sein<br />

Spieltrieb wieder einmal überfällt, kann es bei einer Exkursion auch<br />

schon mal zu einer Schlacht mit Klettenlabkraut kommen: „Einmal<br />

habe ich mir dabei tatsächlich einen nagelneuen Pullover versaut. Die<br />

haben mir medizinballgroße Knäuel an den Kopf geworfen und ich<br />

hatte das Kraut überall kleben.“<br />

In Doras Garten gegenüber der Karoxbosteler Wassermühle entdeckt<br />

Jürgen Feder dann noch vier Gänsefußarten und eine „Rakete“. Raketen,<br />

so nennt er die Pflanzen, die er nur ganz selten findet. „Kommt<br />

her! Das ist das Rundblättrige Hasenohr“, ruft er verzückt. Die anderen<br />

Exkursionsteilnehmer eilen herbei, Dr. Wulf Schultze vorneweg.<br />

„Ja, das ist das Hasenohr! Ein sehr selten vorkommender Doldenblütler“,<br />

bestätigt er die Entdeckung. Die Pflanze stehe auf der Roten<br />

Julian Ohrt und seine Ehefrau Olga sind nach der Führung erschöpft aber rundum<br />

begeistert. „Jürgen Feder hat uns jedes Hälmchen am Straßenrand benannt und war<br />

dabei sogar noch lustiger als Stefan Raab“, sagt Julian Ohrt.<br />

Das für Nutztiere giftige Jakobskreuzkraut, auch Jakobs-Greiskraut<br />

oder Jakobskraut (Senecio jacobaea) genannt, ist nicht<br />

etwa aus fernen Breiten eingeschleppt, sondern gehört zur<br />

ursprünglich heimischen Flora. „Um dieses Kraut wird eine<br />

irrationale Debatte geführt“, sagt Jürgen Feder. Panikmache<br />

sei völlig fehl am Platz.<br />

50<br />

Herbst 2021


Liste ganz weit oben. „Dieser Garten ist wirklich besonders“, sagt der<br />

Pflanzenkenner. Und nach sechs Stunden „Dauerfeuer“ von Jürgen<br />

Feder ist das dann auch ein schöner Abschluss für die Exkursion rund<br />

um die historische Wassermühle. „Ich könnte noch weitermachen, aber<br />

ich merke, dass ihr platt seid“, sagt Jürgen Feder. Der Mann ist authentisch.<br />

Und deshalb gelingt es ihm, mit seiner spürbaren Begeisterung<br />

für Natur und Pflanzen andere anzustecken. Aber irgendwann ist Feierabend.<br />

Einige Teilnehmer bitten Jürgen Feder am Ende der Exkursion<br />

noch um ein Erinnerungsfoto. Der Extrembotaniker macht da gern<br />

mit. An der Wassermühle habe es ihm gut gefallen. „Ich komme gern<br />

mal wieder <strong>–</strong> vielleicht machen wir dann Pilze“, sagt er zum Abschied.<br />

Der Extrembotaniker im Internet:<br />

www.juergen-feder.de<br />

Im Herbst lädt Jürgen Feder zu mehreren Pilzexkursionen ein. Am<br />

Sonntag, 23. Oktober ist er in der Stemmheide südwestlich von Hamburg<br />

unterwegs. Treffpunkt ist um 11 Uhr der Südrastplatz der A1<br />

zwischen Heidenau und Hollenstedt. Mit geschultem Auge und Expertenwissen,<br />

gepaart mit Anekdoten, geht es hellwach und fröhlich in die<br />

Pilze. Nach etwa 90 Minuten erfolgt eine Mittagspause zur Selbstverpflegung<br />

bevor es dann wieder auf den Heimweg geht. Selbstverständlich<br />

steht Jürgen Feder am Ende der Exkursion für Erinnerungsfotos<br />

zur Verfügung. Dauer: Circa 3,5 Stunden inklusive 30 Minuten Pause.<br />

Kosten pro Person: 25 Euro.<br />

Mindestteilnehmerzahl: 15 Personen.<br />

Jürgen Feder mit einer Sommerausgabe des Saison-Magazins<br />

„<strong>Schönes</strong> <strong>Leben</strong>“. Besonders interessant fand der Botaniker den<br />

Bericht über die Feuerlilie.<br />

Olga Ohrt nimmt eine Moosart unter die Lupe und entdeckt dabei<br />

interessante Details.<br />

Zum Abschluss noch ein Erinnerungsbild: Angelika Bode freute sich<br />

über die persönliche Widmung, die ihr Jürgen Feder in sein Buch<br />

„Der Pflanzen-Retter“ schrieb.<br />

Herbst 2021 51


Infos, Tipps & Trends <strong>–</strong> für Sie entdeckt zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Wandern in Munster<br />

Wandern liegt im Trend <strong>–</strong> keine<br />

Frage! Und es ist ganz einfachfeste<br />

Schuhe anziehen, überlegen,<br />

wohin es gehen soll, Wasserflasche<br />

füllen und los geht’s! Und beim<br />

Überlegen, wohin es gehen soll,<br />

helfen wir Ihnen sehr gern.<br />

versetzt. Wandern kann man<br />

nämlich zu jeder Jahreszeit und<br />

bei (fast) jedem Wetter!<br />

Etwas länger als der 11,1 km<br />

lange Örtzeweg ist der Fischeweg,<br />

nämlich 13,4 km lang. Führt der<br />

Örtzeweg in Munsters Südosten,<br />

Herrliche Wanderidylle am Oertzeweg.<br />

Foto: Lothar v. Alm<br />

Der Kartoffelweg lädt zum Wandern ein.<br />

Wenn man dann am Startpunkt<br />

angekommen ist, guckt man kurz<br />

noch einmal, ob man alles hat und<br />

schon kann man aufbrechen. Es<br />

dauert ein wenig, bis man in den<br />

sogenannten flow kommt, aber<br />

wenn er sich dann einstellt, ist<br />

Wandern einfach nur noch wunderbar!<br />

Puls und Blutdruck werden<br />

gesenkt, man atmet tief ein<br />

und schon beginnt die herrlich<br />

entspannende Wirkung des Spazierens<br />

durch die Natur.<br />

Auf so naturnahen Wegen wie<br />

dem Munsteraner Örtzeweg geht<br />

das mit der Entspannung ganz fix,<br />

man ist im Wald, hört im Frühling<br />

und Sommer das erfrischende<br />

Plätschern der Örtze und ein paar<br />

Vogelstimmen und schon scheint<br />

der Alltag ein Stückchen weiter<br />

weg. Im Herbst ist es dann das<br />

Blätterrauschen und im Winter-<br />

mit etwas Glück- das Knirschen<br />

des frisch gefallenen Schnees unter<br />

den Wanderschuhen, das uns<br />

schnell in einen Ruhezustand<br />

Foto: Munster Touristik<br />

erstreckt sich der Fischeweg nach<br />

• Heimathausanlage<br />

• Golfplatz<br />

• Allwetterbad<br />

• Wassermühle<br />

• Deutsches Panzermuseum<br />

• Wanderwege<br />

• Radwege<br />

• Kunstwerke<br />

• Naherholungsgebiet<br />

Flüggenhofsee<br />

• Kostenfreie Parkplätze<br />

• Denk Parcours<br />

• Boulebahn<br />

Norden und führt an den ehemaligen<br />

Kieselgurteichen vorbei<br />

bevor auch er durch ein waldiges<br />

Gebiet führt. Mein ganz persönliches<br />

Lieblingsstückchen ist hier<br />

die Örtzefurt, ja hier ist noch eine<br />

richtige Furt zu finden! Damit<br />

man aber keine nassen Füße<br />

bekommt, gibt es inzwischen auch<br />

eine Brücke.<br />

Munster hat aber auch für alle<br />

Munster Touristik<br />

Veestherrnweg 5<br />

29633 Munster<br />

Tel: 05192 8 99 80<br />

Fax: 05192 89 98 25<br />

www.munster-touristik.de<br />

info@munster-touristik.de<br />

Wald- und Sandliebhaber Wanderwege<br />

im Angebot! Zum einen ist es<br />

der 13,7 km lange Kartoffelweg,<br />

der in Dethlingen oder auch in<br />

Kreutzen beginnt. Das Thema ist<br />

klar, und da die Kartoffel gern im<br />

relativ trockenen Heidesand<br />

wächst, ist dieser Weg eben auch<br />

so beschaffen. Die Natur, durch<br />

die man wandert, unterscheidet<br />

sich entsprechend von den „Wasserwegen“.<br />

Der längste unserer Wanderwege<br />

ist der 16,4 km lange Zapfenweg,<br />

der größtenteils durch den Wald<br />

bei Oerrel führt. Aber auch hier<br />

gibt es wunderschöne Querungen<br />

über die Örtze und weitere überraschende<br />

„Funde“. Ich wusste<br />

zum Beispiel nicht, dass ..., aber<br />

finden Sie doch auch selbst heraus,<br />

was sich im Wald bei Oerrel verbirgt!<br />

Alle Wege sind gut beschildert, die<br />

Beschilderung wird regelmäßig<br />

überprüft und nötigenfalls<br />

ergänzt. In der Tourist Information<br />

in Munster können Sie sich<br />

gern die passenden Prospekte<br />

herausholen, oder Sie laden sich<br />

die Wege gleich auf Ihr Smartphone.<br />

Und wenn Sie alle Wege<br />

kennen, die durch oder um Munster<br />

führen, können wir Ihnen auch<br />

noch Tipps für die Umgebung<br />

geben, aber erst dann.<br />

www.munster-touristik.de<br />

52<br />

Herbst 2021


Undeloher Hof · Wilseder Straße 22 · 212<strong>74</strong> Undeloh · Tel.: 0 41 89 / 4 57<br />

RESTAURANT · BRUNNEN CAFÈ · ÜBERNACHTUNGEN · KUTSCHFAHRTEN<br />

<br />

Herzlich willkommen im Undeloher Hof<br />

Gepflegte Gastlichkeit unterm Reetdach<br />

Heidespezialitäten & Wildgerichte<br />

Ständig wechselnde Veranstaltungen<br />

Großzügige Gartenterrasse<br />

Komfortable, gemütliche Gästezimmer<br />

Parkplätze am Haus, Busparkplatz<br />

Einstellmöglichkeiten für Fahrräder<br />

Lichtdurchfluteter Wintergarten für Hochzeiten, Familienfeiern & Betriebsfeste<br />

Ruhige, helle Seminarräume mit Beamer, Flipchart & Versorgungsservice<br />

Erholsam angelegter Wellnessbereich mit Finnischer Sauna, Biosauna, Farblichtdusche u.v.m.<br />

Kutschenbetrieb, hauseigene Hochzeitskutsche m. engl. Anspannung<br />

Kutschenlinienbetrieb von Undeloh nach Wilsede<br />

Barrierefreie und behindertengerechte Kutsch wagen mit Rampe und elektrischer Hebebühne<br />

Auf Hermann Löns‘ Spuren<br />

Ihre Kutschfahrt* startet direkt am Undeloher Hof. Gerne können Sie mit uns auch einen<br />

individuellen Treffpunkt vereinbaren. Unsere Kutschen fahren Sie täglich.<br />

Rundfahrt durch Wilsede, Dauer ca. 1,5 Stunden ohne Pause<br />

Radenbachtour, Dauer ca. 1,5 Stunden ohne Pause<br />

Fahrt nach Wilsede, Dauer ca. 2-2,5 Stunden<br />

Linienverkehr nach Wilsede: In den Sommermonaten fährt eine Kutsche ab Un de loher Hof<br />

zu festen Abfahrtszeiten auf der Linie Undeloh <strong>–</strong> Wilsede hin und zurück. So können Sie auch<br />

einen längeren Aufenthalt in Wilsede genießen oder nur eine einfache Fahrt buchen und<br />

unsere herrliche Landschaft zu Fuß erkunden.<br />

(* Coronabedingte Einschränkungen der Restaurant-, Hotel- und Kutschfahrtangebote möglich,<br />

aktuelle Angebote und Abfahrtszeiten erfragen Sie bitte telefonisch unter Telefon 04189-457)<br />

<br />

Undeloher Hof · Wilseder Straße 22 · 212<strong>74</strong> Undeloh<br />

Tel.: 04189 / 4 57 · Fax: 4 68 · info@undeloher-hof.de<br />

Aktuelle Angebote und Veranstaltungen auf www.undeloher-hof.de<br />

Herbst 2021 53


i i<br />

ure<br />

ure<br />

von Emily Weede<br />

Karotte, Möhre, Rüebli oder norddeutsch<br />

schlicht Wurzel <strong>–</strong><br />

es gibt viele Namen für<br />

dieses schmackhafte Gemüse. Der<br />

Geschmack ist je nach Sorte etwas<br />

anders. Die runden Karotten haben<br />

ein besonders feines Aroma.<br />

In unserem Gemüsegarten gab es zwei Sorten Wurzeln.<br />

Die einen waren die langen schlanken und sie<br />

hießen einfach nur Wurzeln. Die anderen waren<br />

kugelförmig, deutlich roter und sie blieben verhältnismäßig<br />

klein. Das waren die Karotten. Heute werden<br />

diese kugeligen Wurzeln fast nur noch für die<br />

Konservenindustrie angebaut und sie werden Pariser<br />

Karotten genannt.<br />

Heute verbinden viele Menschen mit der Möhre nur<br />

noch den fertig gekauften Babybrei, dabei ist die<br />

Möhre ein äußerst vielseitiges Gemüse. Aus ihr lassen<br />

sich sowohl pikante als auch süße Speisen zubereiten.<br />

Es gibt drei Wildkarotten-Arten, eine mitteleuropäische,<br />

die mediterrane Form und die afghanische.<br />

Während die mitteleuropäische und die mediterrane<br />

Wurzel weiße Rüben ausbildet, bringt die afghanische<br />

gelbe und purpurfarbene Rüben hervor. Von welcher<br />

dieser Wildform unsere heute kultivierten Sorten<br />

abstammen, ist nicht geklärt, vielleicht handelt es sich<br />

auch um Kreuzungen.<br />

Sicher ist, dass die gelborange Variante der Wurzel<br />

schon bei den alten Griechen bekannt war.<br />

Bis ins 19. Jahrhundert wurden weiße, gelbe, purpurfarbene<br />

und rote Wurzeln angebaut. Die heute übliche<br />

orangefarbene Wurzel taucht erst im 17. Jahrhundert<br />

in den Niederlanden auf. Sie wurde aus der gelben<br />

Wurzel gezüchtet.<br />

Diese Wurzel wurde im 19. Jahrhundert so verbessert,<br />

dass sie nach und nach die weißen und gelben Sorten<br />

verdrängte. Zuerst wurden die großen weißen und<br />

gelben Sorten noch als Futterrüben angebaut. Damit<br />

war dann aber im 20. Jahrhundert auch Schluss und<br />

54<br />

Herbst 2021<br />

Zeichnung: Ralph Bühr


die Sorten gerieten vollends in Vergessenheit. Heute werden wieder<br />

zunehmend bunte Wurzeln angebaut. Sie sind ein echter Hingucker,<br />

egal, ob roh oder gekocht.<br />

Die orangefarbene Möhre ist stark carotinhaltig. Zudem enthält sie<br />

neben vielen Mineralstoffen ätherische Öle, die gegen bakteriellen<br />

Durchfall bei Säuglingen wirken. Bei der Erzeugung von Frischgemüse<br />

liegt die Möhre auf dem dritten Platz weltweit.<br />

Der Anbau des Gemüses ist mit einigen Tücken verbunden. Möhren<br />

haben mit vier Wochen eine sehr lange Keimdauer. Für den Anbau im<br />

Privatgarten kann man die Wurzeln auch ab Ende Februar in einem<br />

Tontopf mit sandiger Erde vorziehen, um sie im April ins Freiland zu<br />

pflanzen, dann können schon im Mai die ersten Wurzeln geerntet werden.<br />

Früher wurde das Wurzelkraut meistens an Kaninchen verfüttert<br />

oder es landete auf dem Kompost. Dabei lässt sich zartes Wurzelkraut<br />

hervorragend zu Salat oder Pesto verarbeiten. Eine tolle Verwendung<br />

für Menschen, die keine Kaninchen zu Hause haben.<br />

Das größte Problem beim Wurzelanbau ist die Möhrenfliege. Gegen<br />

diesen Schädling hilft Vlies, und die Wurzeln sollten in lockere, gehäufelte<br />

Dämme gesät werden. Früher gab man häufig zerkleinerte Mottenkugeln<br />

mit in die Saatrille, das soll die Fliege ebenfalls verschrecken.<br />

Ob der Brauch, sich am Pfingstmorgen vor Sonnenaufgang nackt<br />

auf dem Wurzelfeld zu wälzen, wirklich zum besseren Gedeihen des<br />

Gemüses beiträgt, bezweifle ich allerdings. Wer Saat für die eigene<br />

Nachzucht gewinnen möchte, muss die Wurzeln im zweiten Jahr blühen<br />

lassen und die Samen dann an den Dolden ausreifen lassen.<br />

Möhren-Dickmilch-Drink<br />

450 g Möhren<br />

1Apfel<br />

400 ml Dickmilch<br />

300 ml Milch<br />

2EL Zitronensaft<br />

Salz<br />

Zucker<br />

Möhren und Apfel schälen und grob zerkleinern.<br />

Alle Zutaten im Mixer zu einem glatten Getränk mixen.<br />

Wurzel-Apfel-Salat<br />

500 g Wurzeln<br />

500 g Äpfel<br />

2 El Öl<br />

2 EL Zitronensaft<br />

Salz<br />

Honig<br />

Wurzel-Kartoffelmus<br />

Wurzeln und Kartoffeln zu gleichen Teilen in Gemüsebrühe<br />

kochen. Das Mus wie übliches Kartoffelmus weiter zubereiten.<br />

Dieses Mus schmeckt viel herzhafter als reines Kartoffelmus<br />

und lässt sich auch mit Quitte und Pastinake herstellen.<br />

Es passt sehr gut zu Geflügel.<br />

Hummus mit<br />

Karotten und Walnüssen<br />

200 g Karotten, in Streifen geschnitten<br />

1 TL Kreuzkümmel<br />

1 EL Olivenöl<br />

400 g Kichererbsen<br />

80 g Walnüsse<br />

Koriander oder Petersilie, grob gehackt<br />

Salz<br />

Pfeffer<br />

Karotten und Walnüsse 20 Minuten bei 180°C im Backofen<br />

rösten, dann mit allen anderen Zutaten in einem Mixer zu<br />

einer glatten Masse mixen. Mit der Petersilie oder dem Koriander<br />

bestreuen und servieren.<br />

Schnelle Wurzelpfanne<br />

750g Wurzeln<br />

750g Kartoffeln<br />

250ml Fleischbrühe<br />

100g Frühlingszwiebeln<br />

150g milden Blauschimmelkäse<br />

250ml Creme fraiche<br />

Salz<br />

Pfeffer<br />

Das Gemüse schälen und klein schneiden. Die Brühe aufkochen<br />

und die Zutaten 15 Minuten köcheln lassen.<br />

Den Blauschimmelkäse mit der Creme fraiche vermischen,<br />

mit Salz und Pfeffer abschmecken und einrühren.<br />

Wurzeln und Äpfel schälen danach fein raspeln und mit der<br />

Marinade abschmecken.<br />

Herbst 2021 55


Feines kulinarisches <strong>–</strong> immer einen Ausflug wert<br />

Grüner Wurzelsalat<br />

Wurzel-Tarte<br />

500 g Wurzeln mit Kraut<br />

2 EL Öl<br />

2 EL Apfelessig<br />

2 EL bayrischen Senf<br />

1 TL Salz<br />

Öl, Apfelessig, Senf und Salz zu einer Marinade vermengen<br />

und die grob geraspelten Wurzeln und das fein geschnittene<br />

Wurzelkraut unterziehen.<br />

Wurzelkraut-Pesto<br />

60g geschälte Mandeln<br />

120 g frisches Möhrenkraut<br />

75g Parmesan<br />

150ml Olivenöl<br />

2 Knoblauchzehen<br />

Salz<br />

Pfeffer<br />

Alles mit einem Mixer zu einer glatten Masse verarbeiten.<br />

In Gläser füllen und kaltstellen.<br />

500 g Wurzeln<br />

500 g Porree<br />

200 g Sellerie<br />

1 Zwiebel<br />

1 Knoblauchzehe<br />

200 g durchwachsener Speck<br />

Öl<br />

3 Eier<br />

250 ml Sahne<br />

100 g geriebener Käse<br />

Eine Fettpfanne mit Blätterteig auslegen, etwas über die Ränder<br />

lappen lassen. Die Zutaten schälen und klein schneiden. In<br />

einer Pfanne mit etwas Öl kurz andünsten und auf den Blätterteig<br />

geben.<br />

Eier, Sahne und den geriebenen Käse vermischen und über<br />

das Gemüse geben.<br />

Den Blätterteig am Rand etwas eindrehen.<br />

Im vorgeheizten Ofen 25 Minuten bei 200 °C backen.<br />

Die Tarte Schmeckt sowohl warm als auch kalt.<br />

Alles, was das Deko-Herz begehrt<br />

Unsere<br />

Veranstaltungshighlights<br />

für Sie!<br />

5. September, 11 Uhr<br />

Klauenburg 6 ∙ 21279 Wenzendorf<br />

Hofladen: 9-18 Uhr, Juli-Sep. Dienstag Ruhetag<br />

Tel.: 04165/22200-14 www.hof-oelkers.de<br />

Es geht wieder los!<br />

Die "Appeltowns"<br />

holen Ihr traditionelles<br />

Himmelfahrtstag-Frühschoppen nach<br />

VK 15 €/TK 18 €<br />

10. September, 19 Uhr<br />

Kulinarischer Themenabend<br />

Heidekrimi-Lesung mit Kathrin Hanke<br />

Preis 39 € inkl. Menü<br />

15. September, 15 Uhr<br />

Kindertheater "Der Maulwurf Grabowski"<br />

mit gemeinsamem Kaffeetrinken<br />

Eintritt Erwachsene und Kinder: 8 €<br />

Auf Hof Oelkers lässt sich nicht<br />

nur herrlich regional genießen<br />

und einkaufen. Vielmehr finden<br />

die Kunden in den großzügigen<br />

Räumen auch vielfältige Wohnideen<br />

und Dekoartikel. Die Liebe<br />

zu schönen Dingen und das<br />

Bestreben, den Kunden ein echtes<br />

Einkaufserlebnis zu bieten, sind es<br />

wohl, die diesen Hofladen so<br />

besonders machen. Gartendeko,<br />

Kerzen, Wohntextilien, Glas- und<br />

Porzellanwaren, Geschenkartikel<br />

<strong>–</strong> für jeden ist hier etwas dabei. Es<br />

lohnt sich also, vor oder nach dem<br />

Besuch im Hofcafé auch einen<br />

Abstecher in den Hofladen zu<br />

machen!<br />

www.hof-oelkers.de<br />

56<br />

Herbst 2021


Buntes Landleben genießen auf dem Cassenshof<br />

Feines kulinarisches <strong>–</strong> immer einen Ausflug wert<br />

Der Cassenshof Inzmühlen, am<br />

tummeln sich die Hühner und<br />

gerade im Herbst seine besonderen<br />

der Cassenshof um Anmeldung<br />

Heidschnucken-Wanderweg gele-<br />

Gänse auf weitläufigen Weiden<br />

Reize. Kaffee und hofgebackene<br />

unter Tel. 04188-899640.<br />

gen, erfreut sich wachsender<br />

und freuen sich auf neugierige<br />

Kuchen und Torten lassen sich auf<br />

Café und Hofladen mit vielen<br />

Beliebtheit als Ausflugsziel für<br />

Zaungäste. Im Hofladen gibt es<br />

zahlreichen beschaulichen Plätzen<br />

leckeren Erzeugnissen vom Hof<br />

Familien. Kinder dürfen auf dem<br />

Körnerfutter, mit dem sich die<br />

rund um den Hofladen genießen,<br />

und aus der Region sind zur Som-<br />

Hennen gerne locken lassen, wenn<br />

ob auf der Hofwiese unter den<br />

sie nicht gerade sandbaden oder<br />

alten Eichen an der Seeve oder<br />

Insekten jagen.<br />

geschützter unterm Schleppdach.<br />

Mit anschaulichen Infotafeln, einer<br />

Für kühlere Tage liegen Decken<br />

kleinen Eierausstellung und Fühl-<br />

bereit, und der ländliche Café-<br />

kisten bringt der Cassenshof<br />

raum bietet ebenso Platz für einen<br />

seinen großen und kleinen Besu-<br />

gemütlichen Aufenthalt. Zwischen<br />

Auch im Herbst lässt sich das Drau-<br />

chern nahe, wie die Tiere hier<br />

8 und 18 Uhr hat der Cassenshof<br />

Das reichhaltige Frühstück wird<br />

ßenleben auf dem Cassenshof mit<br />

aufwachsen, was das Besondere am<br />

seine Pforten für Besucher geöff-<br />

vom Küchenteam aus vielen<br />

hofgebackenem Kuchen genießen<br />

Spargel ist und dass tatsächlich<br />

net. Täglich wird auch zwischen 8<br />

frischen Zutaten gezaubert.<br />

kein Ei dem anderen gleicht, weil<br />

und 13 Uhr ein mit vielen frischen<br />

Spielplatz unter den Hofeichen<br />

es wie seine gefiederten Erzeuge-<br />

Zutaten gezaubertes Landfrüh-<br />

merzeit durchgehend von Montag<br />

toben, erobern mit Tret-Treckern<br />

rinnen ein individuelles Unikat ist.<br />

stück in drei Varianten angeboten.<br />

bis Sonntag geöffnet, zur Winter-<br />

den Hofplatz und bestaunen die<br />

Auch wenn die Tage nun kürzer<br />

Jeden Samstag gibt es zwischen 9<br />

zeit zwischen Mittwoch und Sonn-<br />

dort stehenden großen Maschinen<br />

und kühler werden <strong>–</strong> das Drau-<br />

und 13 Uhr ein reichhaltiges<br />

tag.<br />

für den Ackereinsatz. Daneben<br />

ßenleben hat auf dem Cassenshof<br />

Frühstücksbuffet, hierfür bittet<br />

www.cassenshof.de<br />

Herbst 2021 57


Feines kulinarisches <strong>–</strong> immer einen Ausflug wert<br />

Ein Hof zum Erleben, Genießen und Verweilen<br />

In Emmelndorf bewirtschaften<br />

Kerstin und Uli Overmeyer einen<br />

Hof nach demeter-Richtlinien,<br />

der sowohl die Urproduktion auf<br />

zubereitete Speisen aus dem Foodtruck<br />

und selbst gebackene<br />

Kuchen und Torten an, sondern<br />

auch ein reichhaltiges Angebot an<br />

dem Feld als auch die Veredelung<br />

in der eigenen Manufakturküche<br />

und die Vermarktung im großen<br />

Hofladen vereint. Die Manufakturküche<br />

bietet nicht nur frisch<br />

hausgemachten Köstlichkeiten der<br />

Eigenmarke wie Aufstriche, Suppen<br />

und vieles mehr. Dabei steht<br />

die Verarbeitung und Veredelung<br />

der eigenen Ernteware im Mittelpunkt,<br />

auch über die Ernteperioden<br />

hinaus <strong>–</strong> als Eingewecktes und<br />

Eingekochtes. Neben dem Anbau<br />

von über 40 verschiedenen Gemüsesorten<br />

im Freiland und im neu<br />

errichteten Gewächshaus, gehören<br />

auch Gallowayrinder sowie zwei<br />

mobile Hühnerställe zum Hof und<br />

ermöglichen so einen fast<br />

geschlossenen Betriebskreislauf.<br />

Bald wird es sicherlich wieder<br />

möglich sein, gemeinsam bei<br />

Festen und Feldrundfahrten mit<br />

Gaumen, Herz und Kopf in das<br />

Geschehen rund um den Hof<br />

einzutauchen und dabei Informatives,<br />

Besonderes oder Noch-Nie-<br />

Gehörtes zu entdecken und zu<br />

verstehen. Bis dahin wird die<br />

hofeigene Internetseite www.<br />

overmeyer-landbaukultur.de als<br />

Plattform zum lebendigen Austausch<br />

genutzt und lädt herzlich<br />

zum Stöbern ein.<br />

Hanf,<br />

die Kulturpflanze Nr. 1.<br />

Lernen Sie die Vielfalt unserer Bio-<br />

Hanfprodukte kennen. Wir decken<br />

nicht nur den <strong>Leben</strong>s mittelbereich<br />

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Soltauer Straße 85, Buchholz · Telefon 04181/997614<br />

58<br />

Herbst 2021


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eine Auszeit im Grünen genießen<br />

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miterleben, wie im Einklang mit der<br />

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geerntet wird.<br />

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den nächsten Wochen bis zu 250<br />

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Größen M, L, oder XL. Dazu leckere Beilagen<br />

und Soßen. Da ist für jeden Geschmack etwas<br />

dabei.<br />

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Vom 8. Oktober bis zum 7. November:<br />

Der Herbst ist da und die Wildzeit beginnt.<br />

Genießen Sie unsere feinen Arrangements<br />

vom heimischen Wild und mit leckeren<br />

herbstlichen Beilagen.<br />

Alte Tradition und höchste Bio- Sorten je nach Reifestand. Wer gern<br />

Richtlinien treffen hier zusammen. in idyllischer Natur eine schöne Zeit<br />

Entdecken auch Sie<br />

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so, wie wir es mögen: mit Kasselernacken,<br />

Schweinebacke, Kohlwurst und<br />

süßen Röstkartoffeln, auch zum Sattessen!<br />

›Martinsgansessen‹<br />

11. November bis zum 23. Dezember: Wir<br />

servieren Ihnen eine knusprig gebratene<br />

Martinsgans in 2 Gängen mit leckeren<br />

Beilagen. Ab 4 Personen 89,<strong>–</strong> €, jede weitere<br />

Person 20,90 € (Nur auf Vorbestellung)<br />

»Ente gut <strong>–</strong> alles gut«<br />

11. November bis zum 23. Dezember: Vorweihnachtliche<br />

Gerichte von Ente und<br />

Gans. Die kulinarische Einstimmung auf die<br />

schönste Zeit im Jahr.<br />

Lass uns schnacken!<br />

Obstbaumeister Hein Lühs weiß viel über seinen Hof, den Obstbau<br />

und das Alte Land zu erzählen. Lauschen Sie seinen Erzählungen<br />

und tauschen Sie sich mit ihm bei einer öffentlichen Führung aus.<br />

Obsthofwanderung am MO, 10:00 Uhr // Hofführung am DI, MI, DO,<br />

SA & SO, 16:30 Uhr // Freitags-Führung<br />

am FR, 18:00 Uhr // Apfelexpressfahrt<br />

mit Hofführung am SO, 10:30 Uhr<br />

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Baum. Genießen Sie anschließend<br />

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Mehr Infos unter www.herzapfelhof.de<br />

Folgen Sie uns auf<br />

Tägliche Hofführung<br />

ohne Voranmeldung<br />

Treffpunkt: Hofcafé<br />

Unsere Innen- und Aussengastronomie mit dem<br />

gewohnten Speisen- und Getränkeangebot ist<br />

für Sie geöffnet.<br />

Bitte beachten Sie weiterhin die geltenden<br />

Abstandsregeln und Hygienevorschriften.<br />

Die Kontaktdatenerhebung über die „luca-app”<br />

oder in Papierform bleibt bestehen.<br />

Für alle Veranstaltungen bitten wir<br />

um rechtzeitige Reservierung!<br />

Alle Aktionen und Termine auch unter<br />

www.kartoffelhaus-papas.de<br />

Tel.: 040/70 00 66 6<br />

Öffnungszeiten:<br />

Dienstag bis Sonntag: 11.30 bis 22.00 Uhr, Montag Ruhetag<br />

Bahnhofstr. 39 · 21629 Neu Wulmstorf<br />

Herbst 2021 59


GUTEN<br />

Die Gastronomie<br />

des Landkreises<br />

Harburg lädt ein<br />

zu saisonalen und<br />

regionalen<br />

Spezialitäten.<br />

Marmstorf-Lürade<br />

Buchholz<br />

Im Garten-Center Dehner<br />

Restaurant · Café<br />

Lüllau<br />

Hanste<br />

Birnen, Bohnen & Speck<br />

mit Salzkartoffeln<br />

Geöffnet: Mo. <strong>–</strong> Sa. 9 <strong>–</strong> 18 Uhr,<br />

warme Küche bis 15.30 Uhr.<br />

Maldfeldstr. 2a · 21077 Hamburg<br />

Tel. 0 40 / 702 92 108 · Fax 0 40 / 729 16 105<br />

Die kompletten Speisekarten<br />

zu den Aktionen finden<br />

Sie im Internet<br />

Idyllischer Biergarten, Einladender Hofladen<br />

Historische Wassermühle und vieles mehr!<br />

Rüter‘s<br />

Hotel & Restaurant<br />

Martinsgänse ab 11.11.,<br />

mit Apfel-Rosinenfüllung am Tisch<br />

tranchiert. Mit Rotkohl, Rosenkohl,<br />

hausgemachten Semmelknödeln<br />

und Salzkartoffeln.<br />

Wir seh’n uns!<br />

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21376 Salzhausen<br />

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0 41 72 / 969 280.<br />

Telefon: 04172 / 969 280<br />

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60 Herbst 2021


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Herbst 2021 61


ierreune ierreune mi mi<br />

esonere esonere eale ale<br />

von Herma Niemann<br />

Arterhaltung durch Aufessen: Viele alte Nutztierrassen<br />

sind vom Aussterben bedroht.<br />

Arche-Dörfer wollen dazu beitragen,<br />

die Vielfalt zu erhalten. Ein Besuch im<br />

ersten Arche-Dorf in Deutschland:<br />

Steinlah nahe Salzgitter.<br />

Steinlah. „Sie sind zehn Minuten zu früh“, sagt Hans-Jürgen Hesse,<br />

der früher Realschullehrer war, im durchaus ernstgemeinten Ton „hier<br />

auf dem Hof ist jeder Arbeitsschritt durchgetaktet“. Wir<br />

sind zu Besuch auf dem Hof der Familie Hesse, einer von<br />

vier Arche-Höfen im Niedersächsischen Steinlah, idyllisch<br />

am Osthang des Innerstetales zwischen Harz und Heide<br />

gelegen an der B6 nahe Salzgitter. Das schmiedeeiserne Tor mit<br />

weißen Zinnen vor dem großen Hof-Grundstück verspricht zunächst<br />

verklärte Bauerhof-Romantik. Das rote Backsteinhaus stammt aus dem<br />

Jahr 1718, Kräuter wachsen auf dem Grundstück, am angrenzenden<br />

Schuppen wächst üppig und malerisch das Efeu, Tiergehege und Ställe<br />

sind zu sehen. Doch der erste Eindruck täuscht, denn hier steht etwas<br />

ganz anderes im Vordergrund. Praktisch, zweckmäßig und arbeitserleichternd<br />

muss es hier zugehen, denn auf dem Hesse-Hof geht es<br />

nämlich um den Erhalt alter Haus- und Nutztierrassen. Und das<br />

bedeutet viel Arbeit über den ganzen Tag verteilt. „Aber das bereitet<br />

uns Freude, sonst würden wir das ja auch nicht machen“, so Angelika<br />

Hesse. Neben Angelika und Hans-Jürgen Hesse betreiben in Steinlah<br />

auch Angela und Eric Tiefnig, Gustav und Iris Reupke und Stefan<br />

Beims einen Arche-Hof. Anfangs war noch der Hof Schröter mit dabei,<br />

Jörg Schröter ist inzwischen allerdings verstorben. Steinlah erhielt im<br />

Februar 2011 die Auszeichnung „Arche-Dorf“ der Gesellschaft zur<br />

Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH), und ist somit<br />

Deutschlands erstes Arche-Dorf.<br />

Arche-Höfe leben und verzehren saisonal.<br />

Der Harzer-Ziegenbock<br />

mit Namen Manfred.<br />

Nach dieser ersten, rustikalen Begrüßung gibt es trotzdem einen Kaffee<br />

und dazu frische Ziegenmilch. Rohmilchkäse und auch Frischkäse<br />

von der Ziege stehen ebenfalls zum Probieren bereit. Die eigens von<br />

Angelika Hesse selbst hergestellten Produkte sind sehr lecker, cremig<br />

im Geschmack und überhaupt nicht bitter oder streng, wie man viel-<br />

62 Herbst 2021


leicht zunächst vermuten mag. Die „Ziege“ schmeckt man nicht raus,<br />

im Gegenteil handelt es sich hier um einen zwar intensiven, aber sanften<br />

und natürlichen Geschmack, verfeinert mit Kerbel, Löwenzahn, Brennnessel<br />

und anderen wildwachsenden Kräutern aus dem Garten. Die<br />

Milch stammt von der Harzziege, davon hält die Familie drei Milchziegen<br />

und einen Bock, mit Namen Manfred. „Wir leben heute falsch“,<br />

sagt Hans-Jürgen Hesse „wir sind verwöhnt und können heute nicht<br />

mehr verzichten“. Auf den Arche-Höfen hingegen nehme man alles, so<br />

wie es komme. Wenn zum Beispiel die Hühner im Herbst in der Mauser<br />

seien, gebe es nun mal keine Eier. „Was nicht ist, ist nicht. Ich stamme<br />

aus einer Generation, in der es zu Weihnachten keine frische Erdbeeren<br />

gab“, sagt Hans-Jürgen Hesse überspitzt ausgedrückt. Saisonal ist das<br />

Stichwort, verzehren, was gerade an der Reihe ist. Die Zwei- und Vierbeiner<br />

der Arche-Höfe pflegen Wiesen und Gärten, indem sie Gras und<br />

andere Pflanzen fressen. Sie legen Eier, geben Milch, vermehren sich.<br />

Aber für die vier Arche-Höfe gilt auch noch ein anderes Motto, nämlich<br />

das Motto der GEH: „Arterhaltung durch Aufessen“. Denn wenn die<br />

Tiere schlachtreif sind, werden sie zu Braten, Filets und Wurst verarbeitet.Vielen<br />

Menschen sei diese Einstellung heute fremd, und wahrscheinlich<br />

würden sich auch viele Menschen fragen, wie man denn seine<br />

eigenen Tiere aufessen könne, sagt Hans-Jürgen Hesse. Früher sei das<br />

alles aber normal gewesen, denn damals habe quasi jeder Einwohner in<br />

Steinlah Nutztiere gehabt, die dann natürlich auch für den Eigenbedarf<br />

geschlachtet, verarbeitet und gegessen wurden. Die Harzer Ziege<br />

zum Beispiel habe man fast auf jedem Hof finden können. „Ziegenmilch<br />

ist für Kinder sowieso viel besser und gesünder als Kuhmilch, da<br />

das Vitamin A schon aufgespalten ist. Von H-Milch will ich gar nicht<br />

erst anfangen“. Die Familien der Arche-Höfe sind Menschen, die<br />

bewusst essen, so gut wie nichts umkommen lassen und alles so natürlich<br />

wie möglich betreiben. Dünger, Medikamente, Zusatzfutter sind<br />

tabu. Außer in den Wintermonaten befinden sich die Tiere draußen und<br />

fressen, was dort wächst. Mehr Bio geht nicht. Familie Hesse hat sich<br />

unter anderem eine Speisekammer mit natürlichem Lehmsteinklima<br />

Bild oben: Das Mechelner Huhn ist eine Haushuhnrasse, die nach<br />

ihrer Herkunft aus der Region um die flämische Stadt Mechelen<br />

benannt ist.<br />

Bild Mitte: Sohn Hans mit Angelika und Hans-Jürgen Hesse.<br />

Angelika Hesse mit dem Nachwuchs der Japaner-Kaninchen.<br />

Bild unten: Nachwuchs bei den Pommernenten.<br />

Herbst 2021 63


gebaut. Lehm reguliert die Luftfeuchtigkeit, sorgt für ein angenehmes<br />

Raumklima und bindet Schadstoffe.<br />

Der Harzer Fuchs wurde für die Arbeit<br />

am Rotvieh eingesetzt.<br />

Zurück auf dem Hof vor dem Haus wird man von drei Altdeutschen<br />

Hütehunden freundlich begrüßt, von zwei Mitteldeutschen Schwarzen<br />

mit Namen Lotte und Braunie und einem Harzer Fuchs mit Namen<br />

Thor. Die drei zeigen sich unbeeindruckt durch die Anwesenheit der<br />

Katze, schließlich sind sie ja auch schon von klein auf aneinander<br />

gewöhnt. Ein Harzer Fuchs sei zwar ein friedlich geprägter Hund,<br />

dennoch aber nicht mit einem Kuscheltier zu verwechseln, so Hesse.<br />

Der Harzer Fuchs ist flink, wendig, intelligent und hat eine hohe Auffassungsgabe,<br />

weswegen er die besten Voraussetzungen als Hütehund<br />

mit sich bringt. Ursprünglich waren Harzer Füchse Kuhhunde, die für<br />

die Arbeit am Harzer Rotvieh eingesetzt wurden, aber schon früh<br />

wurden sie auch zum Hüten von Schafen eingesetzt. Der Harzer Fuchs<br />

wird um die 50 bis 60 Zentimeter groß, hat das typische und namensgebende<br />

rötliche (von cremefarben, rot bis rußigrot) meist langstockhaarige<br />

Fell und viel Unterwolle. Der Hund ist dadurch ausgesprochen<br />

wetterfest. Bei den Ohren kommen sowohl Kippohren als auch Stehohren<br />

vor. Er ist ein sehr sportlicher Hund und benötigt dauerhaft körperliche<br />

oder geistige Beschäftigung. Bei Hesses kommen sie regelmäßig<br />

zum Einsatz, nämlich beim Hüten der Rauhwolligen Pommerschen<br />

Landschafe, die auf einer Weide stehen.<br />

Auf dem Hof gibt es auch Japaner. Diese mittelgroße Kaninchenrasse<br />

hat bei den Hesses gerade Junge bekommen. Der Name hat im Übrigen<br />

nichts mit dem Land Japan zu tun. In England wird diese Rasse als<br />

„Harlequin Rabbit“ bezeichnet. Orange, braun, schwarz: Die Kaninchen<br />

scheinen in einen bunt fröhlichen Farbtopf gefallen zu sein. Sie<br />

hoppeln, blinzeln mit den Nasen und kullern mit ihren Knopfaugen.<br />

Das Kindchenschema lässt eindeutig grüßen. Aber auch diese vom<br />

Aussterben bedrohte Rasse dient zu Zuchtzwecken und für den eigenen<br />

Verzehr. Vorbei geht es an den Lakenfelder Hühnern im Gehege, die<br />

schnell die Flucht ergreifen. „Die Lakenfelder sind eine sehr lebhafte<br />

und vitale Rasse, sie sind aber auch eher flüchtende Hühner, die lieber<br />

unter sich bleiben“, so Hans-Jürgen Hesse schmunzelnd. Die Chabos-<br />

Hühner in den Ställen nebenan haben gerade Küken. Außerdem gibt es<br />

auf dem Hof noch Diepholzer Gänse und Bergische Kräher. Brieftauben<br />

kreisen in ihren Bahnen über den Hof und auch Schwalben haben<br />

bei der Familie Hesse ihre Schwalbennester „aufschlagen“ dürfen.<br />

Morgens und abends muss gemolken werden.<br />

Ein paar Schritte über den Hof, und schon befindet man sich im Stall<br />

bei den Harzer Ziegen. Bereits am Tor schlägt einem der typische Stallgeruch<br />

von Stroh und Heu entgegen. Ein Geruch, den viele junge<br />

Menschen wahrscheinlich gar nicht mehr kennen. Hesse vermutet, dass<br />

viele Kinder gar nicht wissen würden, wie sich Federvieh anfühle,<br />

geschweige denn das Fell einer Ziege. Beim Betreten des Stalls springt<br />

der Bewegungsmelder für das Licht an und auch das damit synchronisierte<br />

Radio. Nein, es wäre ein Mythos zu glauben, dass Ziegen bei<br />

Musik mehr oder bessere Milch geben würden, sagt Hans-Jürgen Hesse<br />

humorvoll. „Ich will beim Melken doch nur die Bundesliga verfolgen“.<br />

Das Melken scheint fast wie ein automatisierter Vorgang zu sein. Kein<br />

Wunder, wenn an der Melkstelle das leckere Futter lockt. Ist eine Ziege<br />

fertig gemolken und wieder zurück in ihrem „Abteil“, weiß die nächste<br />

schon genau, wo sie zielstrebig hingehen muss. Gegenüber bekommt<br />

„Manfred“ seine Leckerlies. Gemolken werden muss morgens und<br />

abends. Ein ausgiebiger Jahresurlaub? Das ist nicht drin. Wem sollte<br />

man solange auch die Pflege der Tiere überlassen? „Als ich noch in<br />

meiner Dienstzeit als Lehrer war, war das Kümmern um die Tiere meine<br />

Auszeit, meine Erdung“, so Hans-Jürgen Hesse. Allerdings habe er mit<br />

den Harzziegen erst nach seiner Pensionierung beginnen können.<br />

Das Chabos-Huhn hat gerade auch Küken. Nachwuchs bei den Japaner-Kaninchen.<br />

64 Herbst 2021


Das schmiedeeiserne Tor zum Hof der Familie Hesse in Steinlah. Coburger Fuchsschafe. Foto: Angela Tiefnig<br />

Ein Diepholzer Ganter. Foto: Angela Tiefnig Rheinisches Kaltblut. Foto: Angela Tiefnig<br />

Herbst 2021<br />

65


Rotbuntes Husumer Schwein. Foto: Milerski (GEH) Rotes Höhenvieh. Foto: Feldmann (GEH)<br />

Angefangen habe alles mit Kaninchen, die er im Kindesalter bekam.<br />

Sein erstes Schaf, ein Merino, bekam er als Zehnjähriger. Die Ferien<br />

verbrachte er grundsätzlich bei den Großeltern auf dem Steinlaher<br />

Hof, den die Familie seit Mitte des 18. Jahrhunderts bewirtschaftet.<br />

Hans-Jürgen Hesse lebt dort seit Ende der 1970er Jahre mit seiner Frau<br />

und den sechs Kindern. Bis auf den Jüngsten sind die anderen Kinder<br />

ausgezogen. Die Großfamilie Hesse habe schon immer viel Wert auf<br />

natürliche, gesunde und bezahlbare Nahrungsmittel sowie Selbstversorgung<br />

gelegt. Zumindest bei Fleisch, Wurst, Käse, Kräutern, Milch<br />

und Eiern. Mit dem konsequenten Eigenverbrauch halten es die Eheleute<br />

bis heute, die Milch wird nur während der Lammzeit im Supermarkt<br />

gekauft.<br />

Rote Liste bedrohter Nutztierrassen ist lang.<br />

Wer kennt noch das Rotbunte Husumer Schwein, die Altsteirer oder die<br />

Lakenfelder Hühner? Wahrscheinlich nicht mehr allzu viele Menschen.<br />

Die Rote Liste der bedrohten Nutztierrassen ist lang und im Verzeichnis<br />

der GEH mit Sitz im Hessischen Witzenhausen festgehalten. Die<br />

Liste wird regelmäßig von Fachleuten und den Rassebetreuern der<br />

GEH aktualisiert. Viele Landwirte halten nur noch sogenannte Wirtschaftsrassen,<br />

die auf hohe Leistung gezüchtet werden. Kühe, die bis zu<br />

40 Liter Milch am Tag bringen, oder Puten und Gänse, die wegen ihres<br />

Übergewichts kaum noch laufen können. Die alten Rassen können<br />

damit nicht konkurrieren. Deshalb sind immer mehr alte Haustierras-<br />

Einmal im Jahr findet in Steinlah ein großes Archefest statt.<br />

<br />

Foto: Angela Tiefnig<br />

Rauhwollige Pommersche Schafe. Foto: Jischkat (GEH)<br />

66<br />

Herbst 2021


sen vom Aussterben bedroht. Ist eine Rasse<br />

erst einmal ausgestorben, ist sie unwiederbringlich<br />

verloren. Um diese Rote-Liste-<br />

Rassen geht es in dem 1995 ins <strong>Leben</strong> gerufenen<br />

Arche-Projekt der GEH. Ziel des<br />

Projektes ist es, diese Rassen in der landwirtschaftlichen<br />

Produktion zu halten und<br />

so für eine langfristige Erhaltung zu sorgen.<br />

Heute gibt es insgesamt mehr als 100 Archen<br />

der GEH. Zur Arche können einzelne Höfe<br />

werden. Hat ein Dorf mindestens vier solcher<br />

Höfe, entsteht auf Antrag ein sogenanntes<br />

Arche-Dorf. Es reiche nicht, nur ein<br />

paar alte Rassen zu besitzen. Die ganze<br />

Bandbreite von Groß- und Kleintierrassen<br />

müsse nachweislich gehalten, gezüchtet und<br />

auch landwirtschaftlich genutzt werden,<br />

betont Hans-Jürgen Hesse. Mindestbestandsgrößen<br />

sowie der gezielte Austausch von<br />

(Zucht-)Tieren gefährdeter Haustierrassen<br />

mit anderen Züchtern sichern dabei die<br />

nachhaltige Zuchtarbeit. Im Arche-Dorf<br />

Steinlah werden 20 vom Aussterben bedrohte<br />

Rassen erhalten: Diepholzer Gänse, Pommern-Enten,<br />

Lakenfelder, Altsteirer, Deutsche<br />

Reichshühner und Bergische Kräher<br />

trifft man auf grünen Wiesen im Dorf an.<br />

Rauhwollige Pommersche Landschafe,<br />

Harzer Rotvieh, Rheinisch Deutsches Kaltblut<br />

und Exmoorpony sind im Sommer auf<br />

den Weiden. Selbst ein Husumer Schwein<br />

darf im Sommer mitten im Dorf weiden.<br />

Nachdem die vier Arche-Höfe im Jahr 2009<br />

ihr Zertifikat von GEH erhalten hatten,<br />

habe es noch zwei Jahre gedauert bis zur<br />

Zertifizierung als Arche-Dorf. Dieser Tag<br />

wurde am 23. Februar 2011 gebührend mit<br />

politischen Vertretern bei einem deftigen<br />

Eintopf in der Futterdiele des Hofes Reupke<br />

gefeiert. Die darin enthaltenen Krakauer<br />

stammten natürlich auch aus der eigenen<br />

Produktion. Die Urkunde überreichte die<br />

Geschäftsführerin der GEH, Antje Feldmann.<br />

„Dieses Zertifikat macht uns stolz<br />

und verleiht unserem Dörfchen Glanz und<br />

Anerkennung“, freut sich Angelika Hesse.<br />

Großes Interesse erfahren die normalerweise<br />

einmal im Jahr immer am ersten Samstag<br />

nach Himmelfahrt stattfinden Arche-Feste.<br />

Viele Menschen kommen dann nach Steinlah,<br />

um sich über die Tiere zu informieren,<br />

über deren Besonderheiten und Vorzüge.<br />

Auch den Kindern wird dadurch wieder ein<br />

Zugang zu den alten Nutztierrassen geschaffen.<br />

Dafür werden einige Weidetiere ins<br />

Dorf gebracht und eine Auswahl der sonst<br />

frei laufenden Geflügelrassen in geräumigen<br />

Gehegen untergebracht. Für die Kinder gibt<br />

es Spiele und auch für das leibliche Wohl ist<br />

an diesem Festtag gesorgt. Wegen der Corona-Krise<br />

konnte das Archefest nun leider<br />

schon zum zweiten Mal nicht durchgeführt<br />

werden. Alle hoffen jedoch darauf, dass es im<br />

Jahr 2022 wieder stattfinden kann. „Fachsimpeln,<br />

staunen und schlemmen“ fasst<br />

Angelika Hesse diesen besonderen Tag<br />

zusammen. Aber auch zu anderen Zeiten<br />

zeigen die vier Hobby-Bauern im Alter<br />

zwischen 20 und 70 Jahren gerne ihre Tiere,<br />

dazu ist allerdings ein Termin nötig.<br />

Weitere Informationen unter<br />

www.archedorf-steinlah.de<br />

Rotes Höhenvieh<br />

Das Rote Höhenvieh ist eine typische<br />

und robuste Mittelgebirgsrasse, die<br />

auf die Kelten zurückgeht. In älterer<br />

Literatur wird die Rasse auch als Keltenvieh<br />

bezeichnet. Die Haarfarbe ist<br />

rot, rotbraun bis dunkelbraun. Neben<br />

Robustheit wurden und werden der<br />

Rasse Genügsamkeit und Fruchtbarkeit,<br />

gute Konstitution, Langlebigkeit,<br />

Leichtkalbigkeit und gute Muttereigenschaften<br />

zugeschrieben sowie eine<br />

hervorragende Fleischqualität. Die Das Rote Höhenvieh.<br />

Kühe haben bei einer Widerristhöhe<br />

von 130 bis 140 Zentimeter ein Gewicht von ca. 500 bis 700 Kilogramm,<br />

die Bullen bei der Widerristhöhe von 135 bis 145 Zentimeter<br />

ein Gewicht von 750 bis 950 Kilogramm.<br />

Das Rote Höhenvieh war ein klassisches Dreinutzungsrind. Es lieferte<br />

Milch sowie Fleisch und leistete Spanndienste zum Pflügen,<br />

Ziehen von Wagen und sogar zum Holzrücken. Das Rotvieh ist an die<br />

Gegebenheiten im deutschen Mittelgebirge angepasst. Zudem ist es<br />

in Polen und Tschechien zu finden. Seit den 1990er Jahren wird die<br />

Rasse als „Rotes Höhenvieh“ wieder<br />

in mehreren Herdbüchern deutscher<br />

Züchtervereinigungen geführt. Der<br />

Bestand ist mittlerweile wieder auf<br />

über 600 Tiere angewachsen. Die<br />

Rasse wird heute vorwiegend in<br />

der Mutterkuhhaltung und in der<br />

Landschaftspflege eingesetzt. Die<br />

Tiere sind genügsam und deshalb<br />

auch in für die Weidehaltung sonst<br />

wenig geeigneten Gebieten einsetzbar.<br />

Die Tiere liefern ein qualitativ<br />

hervorragendes Fleisch. Das Rote<br />

Höhenvieh wurde 1997 von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und<br />

gefährdeter Haustierrassen (GEH) zur „Gefährdeten Nutztierrasse<br />

des Jahres“ erklärt.<br />

Quelle: Wikipedia und Gesellschaft zur Erhaltung<br />

alter und gefährdeter Haustierrassen<br />

Herbst 2021 67


Infos, Tipps & Trends <strong>–</strong> für Sie entdeckt zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

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Herbst 2021 69


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Herbst 2021 71


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im useu<br />

useu<br />

von Thomas Klaus<br />

Im Museumsdorf Cloppenburg wurde einer<br />

Landdiskothek neues <strong>Leben</strong> eingehaucht <strong>–</strong><br />

die neueste Attraktion im beliebtesten<br />

Museum Niedersachsens.<br />

Mit den Füßen wippen, leise mitsingen und in Erinnerungen schwelgen<br />

<strong>–</strong> bei einem Besuch der Diskothek „Zum Sonnenstein“ bleibt das nicht<br />

aus. Das Besondere: Die Landdisco steht auf dem Gelände des Museumsdorfes<br />

Cloppenburg. Dort befand sie sich allerdings nicht immer.<br />

Vielmehr wurde der „Sonnenstein“ an seinem ursprünglichen Standort<br />

in Harpstedt im Landkreis Oldenburg demontiert und in Cloppenburg<br />

wieder aufgebaut.<br />

Dem Abriss zuvorgekommen.<br />

Hintergrund: Das Lokal „Zum Sonnenstein“ wurde 1959 eröffnet und<br />

zu Beginn auch als Speise- und Ausflugslokal geführt. In den sechziger<br />

Jahren verwandelte sich der „Stein“ in eine Tanzgaststätte. Die übte<br />

auf bekanntere Künstler und solche, die noch bekannt werden würden,<br />

eine Anziehungskraft aus.<br />

Zum Beispiel wurde die spätere Schlager- und Countrysängerin Renate<br />

Heute sieht die Esserner Bockwindmühle wieder aus wie bei<br />

ihrer Errichtung 1638.<br />

<br />

Foto: ALB Bockwindmühle<br />

Die umgezogene, ursprünglich 1959 eröffnete Diskothek „Zum Sonnenstein"<br />

ist eine der neuesten Attraktionen im Museumsdorf.<br />

<br />

Foto: Thomas Klaus<br />

72 Herbst 2021


Kern 1964 bei einem Auftritt in Harpstedt entdeckt. Ein Jahr später<br />

erschienen ihre ersten Singles und landeten auf Anhieb in den Charts.<br />

1973 erfolgte der Umbau zur Diskothek. Viele Jahre hatte sie Kultcharakter,<br />

aber dann wurde das „Stein“ ebenfalls Opfer des großen Disco-<br />

Sterbens. 2014 wurde der Betrieb endgültig eingestellt. Der Abriss<br />

stand bevor. Davon bekamen Mitarbeiter des Museumsdorfes Wind und<br />

entwickelten mit Unterstützung des Fleckens Harpstedt ein Rettungskonzept.<br />

Im September 2018 zog das Gebäude mit Hilfe einer sogenannten<br />

Ganzteiltranslozierung nach Cloppenburg um. Dabei wurde die<br />

Außenfassade in größtmögliche Teile zersägt und auf Tieflader in das<br />

Musseumsdorf gebracht. Danach hieß es: Innenausbau, Restaurieren<br />

der Einrichtung und am Ausstellungskonzept tüfteln.<br />

Detailtreue steht im Fokus.<br />

Die Disco wurde originalgetreu wieder hergerichtet. So professionell,<br />

dass im „Stein“ ab und zu wieder Disco-Veranstaltungen stattfinden<br />

sollen. Im oberen Bereich informiert ab Herbst eine klassische Ausstellung<br />

mit Objekten und Fotos. Hingegen steht der untere Bereich im<br />

Zeichen des Erlebnisses. Musik aus den achtziger Jahren erfüllt die<br />

Räume. Auf Tischen sind Hörstationen platziert. An denen sind zu<br />

ausgewählten Themen gesprochene Dialoge oder Monologe zu hören.<br />

Theke und Tanzfläche, Bistrobereich und Küche, Sitzecken und die<br />

Tribüne an der Seitenwand sowie der DJ-Bereich mit Plattenspieler<br />

wurden so gestaltet, als wären die Besucherinnen und Besucher tatsächlich<br />

in den achtziger Jahren an einem Samstagabend in einer Disco im<br />

ländlichen Raum gelandet.<br />

Ein aufwändiges Revival erlebte gleichermaßen die Musik- und Lichtanlage.<br />

Der WC-Bereich wurde ebenfalls zum <strong>Leben</strong> erweckt <strong>–</strong> allerdings<br />

ohne die zu sehr in die Jahre gekommenen Toiletten.<br />

Viel Aufmerksamkeit richteten die Verantwortlichen auf die Detailtreue.<br />

So gut wie alles, was die Museumsleute aus Harpstedt mitgebracht<br />

hatten, wurde wiederverwendet. Und jedes Objekt erhielt den<br />

Platz zurück, den es auch schon am früheren Standort hatte. Das ging<br />

so weit, dass sogar die Flaschen wieder aufgestellt wurden, die die<br />

Namen ehemaliger Stammgäste tragen.<br />

Das Museumsdorf Cloppenburg befindet sich in einem landschaftlich reizvollen, idyllischen Umfeld und wird deshalb gerne auch für Ausflüge genutzt.<br />

<br />

Foto: Eckhard Albrecht<br />

Herbst 2021 73


60 Gebäude aus fünf Jahrhunderten.<br />

Handwerk hat hohen Stellenwert.<br />

„Ein etwas verrücktes Projekt“, räumt Dr. Michael Schimek ein. Und<br />

eines, das zumindest in Europa seinesgleichen sucht. Der stellvertretende<br />

Direktor begleitet SCHÖNES LEBEN bei einem Besuch des ältesten<br />

Freilichtmuseums Mitteleuropas, das nach wissenschaftlich-museologischen<br />

Maßstäben geführt wird. Es besteht seit 1936. Sein Vorläufer<br />

wude 1922 gegründet. Nächstes Jahr soll das hundertjährige Jubiläum<br />

groß gefeiert werden.<br />

Die Disco ist als erstes Element einer eigenen Siedlung konzipiert, mit<br />

der das Museumsdorf größer wird und zugleich neue Akzente der<br />

jüngeren Vergangenheit setzt. Schimek erläutert: „Es soll eine Siedlung<br />

mit Wohnhäusern geschaffen werden, wie sie auch in der Nachkriegszeit<br />

entstanden sein könnte.“ Künftig werden in dem Anbau des Museumsdorfes<br />

die Aspekte Freizeit, Konsum und Mobilität auf dem Lande<br />

vermittelt. Unter anderem ist der Wiederaufbau einer historischen<br />

Tankstelle geplant. Ein Tante-Emma-Laden aus den fünfziger und<br />

sechziger Jahren ist bereits im Rahmen der neuen Dauerausstellung<br />

„Konsum(t)räume <strong>–</strong> Zwischen Acker und Asphalt“ vorhanden: Auf<br />

seinen 40 Quadratmetern kann am Wochenende eingekauft werden.<br />

Die Jahrhunderte der vorindustriellen Zeit, lange vor jedem Disco-Vergnügen<br />

<strong>–</strong> sie werden weiterhin im eigentlichen „Dorf“ dargestellt. Auf<br />

dem rund 25 Hektar großen Freigelände in parkähnlicher Landschaft<br />

laden knapp 60 Gebäude zur Reise in die Vergangenheit ein. „Abgedeckt<br />

wird die Zeit vom 16. Jahrhundert bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts“,<br />

berichtet Michael Schimek.<br />

Alle Gebäude wurden von ihrem Originalstandort nach Cloppenburg<br />

verfrachtet. Darunter sind große Hofanlagen wie der Hof Quatmann<br />

aus dem Jahre 1805 oder der Hof Wehlburg (1750), mittlere Bauernhöfe<br />

wie der Hof Hoffmann (1835/1840) und Gulfhäuser wie der Hof<br />

Awick (1822). Außerdem werden neben den Wohn- und Arbeitsstätten<br />

von Heuerleuten und Handwerkern unter anderem eine Fachwerkkirche<br />

aus dem Jahre 1698 und eine Schule von anno 1751 präsentiert. Im<br />

historischen Dorfkrug dürfen die Besucherinnen und Besucher heute<br />

noch einkehren.<br />

„Die Gäste können in verschiedene Welten eintauchen“, sagt der stellvertretende<br />

Direktor: „Zum Beispiel erhalten sie im Hof Wehlburg eine<br />

Vorstellung vom Besitzerstolz wohlhabender Bauern des Osnabrücker<br />

Nordlandes. Im Gegensatz dazu steht das geduckte Landarbeiterhaus<br />

aus Stapelmoorerheide in Ostfriesland. Dessen Bewohner mussten jeden<br />

Tag um ihr Überleben kämpfen.“<br />

Als jüngster Zuwachs kam 2011 das Wohnhaus einer Stellmacherei<br />

hinzu. Deren Bauteile stammten zum Teil aus dem Jahre 1566. Überhaupt<br />

das Handwerk: Es genießt im Museumsdorf Cloppenburg, das<br />

übrigens mit 250.000 Gästen mehr Besucherinnen und Besucher hat als<br />

jedes andere Museum in Niedersachsen, einen hohen Stellenwert. „Wir<br />

dokumentieren einen großen Teil des traditionellen Handwerks im<br />

ländlichen Raum“, schildert Schimek. Exemplarisch nennt er Drechsler,<br />

Zinngießer und Schmiede, Schuhmacher, Tischler und Zimmerer,<br />

Brauer, Böttcher und Blaufärber, Sattler und Töpfer.<br />

Das Müllerhaus mit Kappenmühle gehört zu den mehr als 50 Gebäuden<br />

auf dem 15 Hektar großen Gelände.<br />

Foto: Eckhard Albrecht<br />

Auch Nutztiere werden auf dem Gelände des Museumsdorfes Cloppenburg<br />

gehalten.<br />

Foto: Museumsdorf Cloppenburg<br />

<strong>74</strong> Herbst 2021


In der Diskothek können sich die Besucherinnen und Besucher speziel in die achtziger Jahre zurückversetzen lassen.<br />

Foto: Museumsdorf Cloppenburg<br />

Herbst 2021 75


Auch ein historischer Brunnen wurde rekonstruiert.<br />

<br />

Foto: ALB Bockwindmühle<br />

<br />

Im Museumsdorf wird auf alte Weise Brot gebacken und verkauft.<br />

Foto: Eckhard Albrecht<br />

Mehrere Dauerausstellungen.<br />

Die Museumsdorf-Gäste können nicht nur etwas über den Arbeitsalltag<br />

vieler Handwerker lesen, sondern auch Bäckern, Töpfern, Drechslern,<br />

Spinnern und Schmieden über die Schulter schauen. Die Ergebnisse<br />

dieses Tuns werden in den Werkstätten verkauft. Während des Sommers<br />

sind die Bäckerei und Töpferei täglich, die anderen Werkstätten<br />

(Drechslerei, Spinnstube und Kupferschmiede) an den Aktionstagen<br />

und bestimmten Wochenenden geöffnet.<br />

Allein schon aus wettertechnischen Gründen ist es beruhigend zu wissen,<br />

dass sich das <strong>Leben</strong> im Museumsdorf Cloppenburg nicht nur<br />

draußen abspielt. In einer Halle wird auf mehr als 1.000 Quadratmetern<br />

der gesamte Bereich der Landtechnik mit Traktoren, Geräten zur<br />

Ackerbearbeitung und Erntemaschinen dargestellt. Andere Dauerausstellungen<br />

befassen sich unter anderem mit der Kunstfertigkeit von<br />

Uhrmachern, Möbeln als Zeugnis von Handwerkskunst, und Festtagskleidung.<br />

Wiederum nach draußen führt die Dauerausstellung über<br />

Gärten.<br />

Zum Disco-Projekt passt die Ausstellung „Was geht?! Von Feiern und<br />

Festen im Nordwesten“. Sie ist bis zum 30. Dezember 2021 zu sehen.<br />

gezeigt: Diese ist die letzte noch erhaltene, mit Pferden betriebene<br />

Rossmühle in Niedersachsen. Sie drehte sich 1868 zum ersten Mal.<br />

Mit diesem Alter kann die Disco längst nicht mithalten. Trotzdem<br />

scheint es ausgemacht zu sein, dass sie zur Attraktion wird, die Feierwütige<br />

von einst und jetzt anlockt.<br />

Aus Harpstedt und weit darüber hinaus.<br />

Museumsdorf Cloppenburg<br />

Das Museumsdorf Cloppenburg hat täglich geöffnet,<br />

und zwar von März bis Oktober in der Zeit von 10 bis 18 Uhr<br />

und von November bis Februar zwischen 10 und 16.30 Uhr.<br />

Erwachsene zahlen 9,50 Euro Eintritt. Familien sind mit 20 Euro<br />

dabei; eine kleine Familien-Tageskarte für einen Erwachsenen<br />

und Kinder kostet 11 Euro.<br />

Der ermäßigte Eintrittspreis für Einzelpersonen beträgt<br />

6 Euro. Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren<br />

entrichten 3,50 Euro.<br />

www.museumsdorf.de<br />

Station an der Niedersächsischen Mühlenstraße.<br />

Ähnlich wie Landdiscos und Teile des Handwerks haben auch Mühlen<br />

ihre Existenzberechtigung als Wirtschaftsstätten verloren. Doch als<br />

Relikte einer vergangenen Zeit halten sie im Museumsdorf Cloppenburg<br />

die Stellung. „Seit 2008 ist unser Dorf eine Station an der Niedersächsischen<br />

Mühlenstraße“, informiert Michael Schimek <strong>–</strong> eine<br />

Ferienstraße, die die Besucherinnen und Besucher zu niedersächsischen<br />

Mühlen führen und auf diese Weise die Belange der Denkmalpflege mit<br />

denen des Tourismus vernetzen soll. In Cloppenburg werden eine um<br />

1638 errichtete Bockwindmühle, eine Kappenwindmühle aus dem<br />

Jahre 1764, eine Kokerwindmühle (1879) und eine hölzerne Rossmühle<br />

Pferde gehören ebenfalls zu den Bewohnern des<br />

Museumsdorfes Cloppenburg.<br />

<br />

Foto: Eckhard Albrecht<br />

76<br />

Herbst 2021


Infos, Tipps & Trends <strong>–</strong> für Sie entdeckt zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

„<strong>Leben</strong>slang lustvoll lernen“<br />

Viele kennen Heinrich „Hein“<br />

Benjes als geistigen Vater der<br />

nach ihm und seinem Bruder<br />

Hermann benannten „Benjes-<br />

Hecke“. Diese Hecken aus<br />

aufgeschichtetem Gestrüpp<br />

sind im ganzen Land bekannt<br />

<strong>–</strong> und sie „quietschen vor<br />

<strong>Leben</strong>“, wie „Hein“ Benjes es<br />

einmal formuliert hat. Zusammen<br />

mit seinem inzwischen<br />

verstorbenen Bruder Hermann<br />

schrieb er ein Buch über die<br />

Hecken, das ganz viele Menschen<br />

dazu brachte, auch solche<br />

Hecken anzulegen. Benjes-<br />

Hecken bieten Nahrung und<br />

<strong>Leben</strong>sraum für unzähligen<br />

Insekten, Vögel und Kleinsäugern.<br />

Mittlerweile hat Heinrich<br />

Benjes eine ganze Reihe Bücher<br />

geschrieben, einige auch unter<br />

seinem Pseudonym Hein Botterbloom.<br />

Viele kennen den<br />

mittlerweile 85-jährigen pensionierten<br />

Lehrer auch als<br />

lebendigen Erzähler: „Hein“<br />

Benjes versteht es meisterhaft,<br />

seine Zuhörer zu fesseln und<br />

begeistern <strong>–</strong> und zwar auf<br />

Plattdeutsch und auf Hochdeutsch<br />

gleichermaßen. Der<br />

ehemalige Schulleiter kann aus Lehre als Gärtner gemacht und<br />

dem Gedächtnis unfassbar viele dann später auf dem zweiten<br />

spannende und humorvolle<br />

Bildungsweg studiert“, erzählt<br />

Geschichten und Anekdoten<br />

der Naturfreund.<br />

erzählen oder lustige Reime<br />

Jahrzehntelang hatte Heinrich<br />

und Merksprüche aufsagen.<br />

Benjes mit viel Herzblut und<br />

Inhaltlich geht es dabei oft um Engagement als Lehrer und<br />

Tiere und Pflanzen, um die<br />

Schulleiter in Sottrum (Landkreis<br />

Rotenburg/Wümme)<br />

Heinrich Benjes alias Hein Botterbloom.<br />

Faszination von Natur und<br />

darum, wie wir Menschen<br />

gearbeitet. Seine Schülerinnen<br />

damit umgehen (sollten).<br />

und Schüler waren oft mit ihm<br />

Mit der Natur war Hein Benjes draußen unterwegs, lernten<br />

schon immer sehr verbunden: viel über die heimische Flora<br />

„Ohne Grün kann ich nicht<br />

und Fauna. In den 1990er-Jahren<br />

entwickelte Heinrich Ben-<br />

leben, das zieht sich bis heute<br />

durch mein ganzes <strong>Leben</strong>“,<br />

jes die „Holunderschule“, ein<br />

sagt er bei einem Spaziergang mit einfachen Mitteln umzusetzendes<br />

Konzept zur natur-<br />

durch seinen wunderschönen,<br />

naturnahen Garten an seinem nahen Gestaltung von Schulhöfen<br />

und Kindergärten mit<br />

Haus in Hellwege. Obwohl er<br />

aus einem Lehrerhaushalt<br />

dem Ziel einer gesunden Entwicklung<br />

von Kindern. 2006<br />

stammt, hatte Hein Benjes nach<br />

der Schule nicht gleich den<br />

veröffentlichte „Hein“ Benjes<br />

Wunsch, Lehrer zu werden.<br />

dazu das Werk „Holunderschule“.<br />

Mehr als 1.000 „Ich habe erst einmal eine<br />

Schulhöfe<br />

und Kindergärten wurden in<br />

Deutschland und in einigen<br />

Nachbarländern nach dem<br />

Vorbild der Holunderschule<br />

umgestaltet.<br />

„<strong>Leben</strong>slang lustvoll lernen“<br />

<strong>–</strong> nach diesem Motto hat sich<br />

Heinrich Benjes alias Hein<br />

Botterbloom stets gerichtet<br />

und er hat sein Credo auch an<br />

seine Schülerinnen und Schüler<br />

weitergegeben. „Die Kinder<br />

sind zum Glück alle verschieden.<br />

Jedes Kind hat seine<br />

Königsseite, das habe ich oft<br />

erlebt“, sagt „Hein“ Benjes,<br />

selbst Vater von sieben Kindern,<br />

zehnfacher Großvater<br />

und achtfacher Urgroßvater.<br />

In seinem gerade erschienen<br />

Buch „Aus dem <strong>Leben</strong> eines<br />

Lehrers“ hat er die Erkenntnisse<br />

seiner jahrzehntelangen<br />

Erfahrung als Pädagoge mit<br />

viel Gefühl und einer gehörigen<br />

Prise Humor zusammegefasst.<br />

Auch über seine eigene<br />

Kindheit und seine Geschichte<br />

als immerfort Lernender<br />

schreibt „Hein“ in seinen<br />

<strong>Leben</strong>serinnerungen.<br />

Ein unbedingt lesenswertes<br />

Buch über das Fragen und<br />

Verstehen von einem, der erst<br />

Träumer, dann Gärtner, dann<br />

Lehrer und schließlich Märchenerzähler<br />

wurde.<br />

Das neue Buch von Heinrich<br />

Benjes alias Hein Botterbloom<br />

mit dem Titel „„Aus dem<br />

<strong>Leben</strong> eines Lehrers. Eine<br />

biografische Erzählung“ ist im<br />

Fachverlag NW (Bremen,<br />

2021) erschienen.<br />

Das Hardcover-Buch hat 240<br />

Seiten und kostet 16,90 Euro.<br />

ISBN 978-3-95606-593-4<br />

Herbst 2021 77


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von „<strong>Schönes</strong> <strong>Leben</strong>“<br />

erscheint am 30. November 2021.<br />

Wir sind gern für Sie da!<br />

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Wir haben für Sie geöffnet!<br />

Montag bis Freitag von 9 <strong>–</strong> 18 Uhr<br />

und Samstag von 9 <strong>–</strong> 14 Uhr.<br />

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Wir und haben Samstag von für 9-14 Sie Uhr geöffnet!<br />

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Herbst 2021


Infos, Tipps & Trends <strong>–</strong> für Sie entdeckt zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

„Kurzurlaub“ auf dem Wasser <strong>–</strong> Schiffsausflüge mit der LÜNEBURGER HEIDE<br />

Wer hätte letztes Jahr gedacht,<br />

dass wir dieses Jahr noch immer<br />

unter Corona leiden? Leider<br />

gelten auch weiterhin die<br />

Beschränkungen und Jürgen<br />

Wilcke und sein Team tun alles,<br />

um Gästen einen angenehmen und<br />

sicheren Schiffsausflug zu bieten.<br />

Angefangen bei einem stringenten<br />

Hygienekonzept hin zu einem<br />

jeweils ausgeklügelten Coronakonformen<br />

Sitzplan, Aufnahme<br />

der Kontaktdetails und Eingangskontrolle<br />

bei entsprechenden<br />

Inzidenzen. Aber, wer einmal mit<br />

an Bord war, anerkennt diese<br />

Bemühungen und genießt die<br />

angebotenen Touren. Von Lauenburg<br />

aus werden vier unterschiedliche<br />

Touren gefahren, die unterschiedlicher<br />

nicht sein könnten:<br />

die Fahrt nach Mölln auf dem sich<br />

romantisch dahinwindenden<br />

Elbe-Lübeck-Kanal mit Durchfahrung<br />

einer original 121 Jahre<br />

alten Schleuse und ansonsten ganz<br />

viel Natur zum Seele baumeln<br />

lassen, die Tour entlang der ehemaligen<br />

innerdeutschen Grenze<br />

durch das Biosphärenreservat<br />

Elbtalaue bis nach Hitzacker mit<br />

Sichtung von Seeadlern, Milanen<br />

etc. als auch der Schiffsausflug in<br />

den Hamburger Hafen mit ausführlicher<br />

Hafenrundfahrt sind<br />

jeweils Tagestouren, bei denen am<br />

jeweiligen Zielort ein einstündiger<br />

Stop für Landgang eingelegt<br />

wird. Natürlich werden auch<br />

Fahrräder mitgenommen, verläuft<br />

doch der Elbe-Radweg direkt<br />

entlang der letztgenannten beiden<br />

Strecken und auch der alte Salzweg<br />

wartet entlang des Elbe-<br />

Lübeck-Kanals auf. Eine kürzere<br />

Tour sind die regelmäßigen Nachmittagsfahrten<br />

zum Schiffshebewerk<br />

Scharnebeck mit 2-maliger<br />

Durchfahrung des 38m hohen<br />

Bauwerks und grandiosem Blick<br />

in die Landschaft. Hinzu kommen<br />

Fahrten mit unterschiedlichen<br />

Buffets wie bayrischem Buffet,<br />

Brunch oder Grünkohl, um nur<br />

einige zu nennen; teilweise starten<br />

diese Buffet-Fahrten auch ab<br />

Hoopte und bieten neben lecker<br />

Essen ausführliche Einblicke in<br />

den Hamburger Hafen. Interessante<br />

Erläuterungen zur jeweiligen<br />

Strecke runden jede Tour ab.<br />

Erwähnt sei noch, dass die LÜNE-<br />

BURGER HEIDE, um die<br />

Umwelt zu schützen, seit Jahren<br />

nicht mit herkömmlichem Marine<br />

Gasoil fährt, sondern mit GTL<br />

Fuel, einem neu entwickelten,<br />

äußerst umweltfreundlichen,<br />

geruchs- und schadstoffarmen<br />

Treibstoff. Infos und Anmeldung<br />

unter 04139 <strong>–</strong> 62 85 oder<br />

www.personenschifffahrt-wilcke.de<br />

Schiffsausflüge mit dem Fahrgastschiff<br />

›LÜNEBURGER HEIDE‹ IN 2021<br />

Genießen Sie einen Tag auf dem Wasser mit bewährtem Hygienekonzept<br />

und begleiten Sie uns auf einer unserer regelmäßigen Fahrten<br />

ab/bis Lauenburg; weitere Zusteigemöglichkeiten bestehen entlang<br />

der Strecken.<br />

Idyllische Schifffahrt nach Mölln<br />

1.9., 15.9., 29.9.0.2021<br />

Schiffsausflug nach Hamburg inkl. Hafenrundfahrt<br />

2.9., 16.9., 30.9., 14.10. sowie sonntags am 5.9.2021<br />

Fahrt zum Schiffshebewerk Scharnebeck<br />

8.9., 22.9., 6.10., 20.10.2021<br />

Schiffsausflug in das Biosphärenreservat Elbtalaue<br />

9.9., 23.9., 7.10.2021<br />

34 € p.P.<br />

38 € p.P.<br />

20 € p.P.<br />

36 € p.P.<br />

Außerdem<br />

‣ 3-stündige Fahrten mit leckeren Buffets an Bord (bayr. Buffet am<br />

3.10. zu 42 €, Grünkohl zu 38 € am 28.11. und 12.12.)<br />

‣ sowie 4-stündige Buffet-Fahrten ab/bis Hoopte in den Hamburger<br />

Hafen wie Brunch am 07.11 zu 49 € oder Grünkohl zu 45 € am 3.12.<br />

und 5.12.<br />

Eine Sitzplatzreservierung im Salon, Erläuterungen zur Strecke sowie<br />

ein aufmerksamer Service an Bord sind selbstverständlich. Reservierung<br />

erforderlich. Für Gruppen und geschlossene Gesellschaften bieten<br />

wir auch Sonderfahrten an.<br />

Sprechen Sie uns gerne an; wir freuen uns auf Sie!<br />

Personenschifffahrt Jürgen Wilcke<br />

21380 Artlenburg, Tel. 04139 <strong>–</strong> 62 85<br />

info@personenschifffahrt-wilcke.de<br />

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Herbst 2021 79


icht icht sclecht, sclecht,<br />

err err pec! pec!<br />

von Dr. Uwe Westphal<br />

Der Buntspecht ist der häufigste und<br />

anpassungsfähigste Vertreter unter den neun<br />

in Deutschland heimischen Spechtarten.<br />

Ein Herbstspaziergang im Wald. Es ist still geworden dort, denn das<br />

im Frühjahr so eindrucksvolle, vielstimmige Konzert der Singvögel ist<br />

längst verstummt. Nur das bunte Laub raschelt bei jedem Schritt unter<br />

unseren Füßen. Doch was ist das? Über unseren Köpfen ertönt ein<br />

unregelmäßiges Klopfen. Das muss ein Specht sein. Wir schauen hoch<br />

und erhaschen eine Bewegung: Da, an dem Stammabschnitt knapp<br />

unterhalb der Krone einer starken Eiche sitzt er: Amselgroß, schwarz<br />

weiß gefärbt mit auffallend rotem Steiß <strong>–</strong> ein Buntspecht. Bei genauem<br />

Hinsehen erkennen wir auch einen roten Nackenfleck. Also handelt es<br />

sich um ein erwachsenes Männchen, denn den Weibchen fehlt dieser rote<br />

Nackenfleck, Jungvögel wiederum zeigen in beiden Geschlechtern eine<br />

rote Kopfkappe.<br />

Auf der Suche nach Käferlarven klopft der<br />

Buntspecht die Borke nach morschen Stellen<br />

ab. <br />

Foto: Ditmar Großkopf<br />

Sorgfältig klopft der Vogel die Borke nach morschen Stellen ab. Insbesondere<br />

dort, wo holzbewohnende Käferlarven Fraßgänge angelegt<br />

haben, klingt es hohl <strong>–</strong> Anlass für den Buntspecht, solche Stellen näher<br />

zu inspizieren. Mit wuchtigen Hackschlägen seines starken Meißelschnabels<br />

schlägt er Löcher in das morsche Holz und versucht, die<br />

Beute freizulegen oder mit seiner langen, beweglichen Zunge, die am<br />

Ende mit Widerhaken versehen ist, herauszuziehen. Er ist damit ein<br />

typischer „Hackspecht“, der jedoch hinsichtlich seines Nahrungserwerbs<br />

sehr flexibel ist. So beherrscht er auch andere Techniken der<br />

Insektenjagd, die sonst eher seinen Verwandten vorbehalten sind: Er<br />

stochert Beutetiere aus Borkenritzen wie der Mittelspecht oder sammelt<br />

sie wie der nur spatzengroße Kleinspecht <strong>–</strong> mitunter rücklings<br />

hängend oder gar im Rüttelflug <strong>–</strong> von dünnen Zweigen und Blättern.<br />

Gelegentlich pickt er Ameisen oder Regenwürmer auch vom Waldboden<br />

auf. Bei Gelegenheit wird auch größere Beute nicht verschmäht: So<br />

vergreift sich der Buntspecht regelmäßig am Nachwuchs von Meisen<br />

und anderen Kleinvögeln, die in Baumhöhlen brüten. Solche Verluste<br />

sind jedoch von der Natur eingeplant und führen unter natürlichen<br />

Bedingungen zu keinerlei Gefährdung der Kleinvögel. Wo viele künstliche<br />

Nisthöhlen hängen, können sich manche Spezialisten allerdings<br />

zu einer wahren Plage entwickeln, die systematisch einen Meisenkasten<br />

80 Herbst 2021


Dr. Uwe Westphal ist Diplom-Biologe<br />

und Fachzeitschriftenredakteur.<br />

Einem breiten Publikum ist er als<br />

Tierstimmenimitator aus Hörfunk<br />

und Fernsehen bekannt. Der Zertifizierte<br />

Natur- und Landschaftsführer<br />

hat sich die Fähigkeit angeeignet,<br />

die Lautäußerungen von<br />

rund 120 heimischen Vogelarten<br />

nachzuahmen oder lautmalerisch<br />

zu beschreiben. Nach fast zwanzigjähriger<br />

hauptberuflicher Tätigkeit<br />

im Naturschutz arbeitet er<br />

heute als freier Publizist und Textdienstleister<br />

in der Nähe von Hamburg.<br />

<br />

Foto: Carsten Weede<br />

nach dem anderen aufmeißeln, um die junge Brut zu verspeisen. In<br />

Einzelfällen ist sogar das Töten von nestjungen Eichhörnchen und<br />

Fasanenküken belegt. Uns mag das vielleicht grausam erscheinen, ein<br />

„Schädling“ ist der Buntspecht aber keineswegs. Im Gegenteil: Spechte<br />

sind „ökologische Schlüsselarten“, die für das Funktionieren der Waldökosysteme<br />

unerlässlich sind: Wie ihre Verwandten legen auch Buntspechte<br />

in ihrem Revier stets mehrere Höhlen an, die teils als Bruthöhlen,<br />

teils als Schlafhöhlen dienen. Leerstehende Behausungen sind bei<br />

gefiederten Nachmietern wie Meisen, Kleibern, Staren und anderen<br />

gefiederten Höhlenbrütern sehr begehrt und werden auch von Fledermäusen,<br />

Siebenschläfern, Hummeln und Hornissen eifrig genutzt. Sie<br />

alle und viele weitere Tiere sind auf die Vorarbeit der Spechte angewiesen<br />

und wären sonst in unseren Wäldern sehr viel seltener anzutreffen<br />

<strong>–</strong> mit negativen Folgen für das gesamte Ökosystem.<br />

Specht ist nicht gleich Specht.<br />

Der Buntspecht ist der häufigste und anpassungsfähigste Vertreter<br />

unter den neun in Deutschland heimischen Spechtarten. Außer ihm<br />

zählen noch drei weitere Arten zur Gruppe der Buntspechte: Der etwas<br />

kleinere Mittelspecht <strong>–</strong> kenntlich unter anderem an der roten Kopfkappe<br />

und einer weniger ausgeprägten schwarzen Zeichnung an den Seiten<br />

von Kopf und Hals <strong>–</strong> ist als „Stocherspecht“ auf grobborkige Bäume<br />

wie Eichen oder sehr alte Buchen angewiesen. Der nur spatzengroße<br />

Kleinspecht bevorzugt dagegen Weichhölzer wie Weiden und Pappeln.<br />

Der sehr seltene Weißrückenspecht benötigt urwaldartige Waldbestände<br />

ausreichender Größe als <strong>Leben</strong>sraum und kommt daher aktuell im<br />

Wesentlichen nur in entsprechenden Bergwäldern der Alpen vor. Ebenfalls<br />

auf Bergfichtenwälder der Alpen und der Hochlagen einiger<br />

Ameisen, die er<br />

auch am Boden<br />

findet, sind die<br />

Lieblingsspeise<br />

des Grünspechts,<br />

dessen markantes<br />

„Lachen“ oft im<br />

Wald erschallt.<br />

Foto:<br />

Ditmar Großkopf<br />

Herbst 2021 81


Das Buntspecht-Weibchen ist leicht an seiner schwarzen Kappe zu<br />

erkennen. <br />

Foto: Ditmar Großkopf<br />

Das Buntspecht-Männchen trägt eine rote Kappe.<br />

<br />

Foto: Ditmar Großkopf<br />

Mittelgebirge wie dem Schwarzwald und dem Bayerischen Wald<br />

beschränkt ist der Dreizehenspecht, der nur drei Zehen besitzt anstatt<br />

vier wie die übrigen Spechte. Er ist auf Borkenkäfer spezialisiert und<br />

stammt ursprünglich aus der nordischen Taiga. Während der letzten<br />

Eiszeit fanden die Vögel Zuflucht in südlicheren Gefilden <strong>–</strong> und blieben<br />

als sogenanntes Eiszeitrelikt der heimischen Fauna bis heute an wenigen<br />

Stellen erhalten. Weit verbreitet ist der Grünspecht, dessen Balzgesang<br />

wie schallendes Gelächter klingt und auch in Parks und großen<br />

Gärten nicht selten zu hören ist. Als sogenannter „Erdspecht“ hat er es<br />

vor allem auf im Boden lebende Ameisen abgesehen <strong>–</strong> Weg- und Wiesenameisen<br />

ebenso wie größere Vertreter wie Rote Waldameisen, deren<br />

auffallende Hügelnester er vor allem im Winter aufhackt. Mit seiner<br />

klebrigen Zunge, die er bis zu zehn Zentimeter weit vorstrecken kann,<br />

kann er die Sechsbeiner auch noch tief aus der Erde holen.<br />

Der Grünspecht hat es als sogenannter<br />

„Erdspecht“ vor allem auf im Boden lebende<br />

Ameisen abgesehen.<br />

Eine ganz ähnliche <strong>Leben</strong>s- und Ernährungsweise hat der nahverwandte<br />

Grauspecht, den man allerdings in der Norddeutschen Tiefebene<br />

vergebens sucht, er bewohnt die Wälder der Mittelgebirge und der<br />

Alpen. Der größte Vertreter der heimischen Spechte ist der krähengroße<br />

Schwarzspecht, ein typischer Bewohner alter, von Fichtenbeständen<br />

umgebener oder durchsetzter Buchenwälder. Alte Buchen dienen dem<br />

Vogel zur Anlage seiner Nisthöhlen, die Fichten werden zur Nahrungssuche<br />

bevorzugt. Der seltsamste Vertreter der heimischen Spechte ist<br />

der Wendehals, der eine eigene Unterfamilie bildet. Mit seinem rindenfarbigen<br />

Tarngefieder ähnelt der gut spatzengroße Vogel eher einem<br />

Singvogel denn einem Specht. Anders als andere Spechte ist der Wendehals<br />

ein Zugvogel und ist nicht in der Lage, selber Höhlen zu zimmern.<br />

Seinen seltsamen Namen verdankt der Vogel der Tatsache, dass er bei<br />

Bedrohung in der Bruthöhle Kopf und Nacken sehr gelenkig wie eine<br />

Schlange hin und her windet und dabei auch noch zischt. Diese sogenannte<br />

Schlangenmimikry ist in der heimischen Vogelwelt einzigartig<br />

und soll Fressfeinde verschrecken. Der Wendehals ist ebenfalls ein<br />

Ameisenliebhaber und an sonnigen Rändern von Kiefernwäldern oder<br />

in alten Streuobstwiesen zuhause.<br />

Der größte heimische Specht ist der<br />

Schwarzspecht, ein typischer Bewohner<br />

von Fichtenbeständen.<br />

Im Winter stellen Buntspechte ihre Nahrung auf pflanzliche Kost um:<br />

Dann stehen vor allem die Samen aus den Zapfen von Nadelbäumen wie<br />

Lärche, Kiefer, Fichte und Tanne ganz oben auf ihrem Speiseplan. Um<br />

an die winzigen Samen zu gelangen, wendet der Buntspecht eine geniale<br />

und höchst bemerkenswerte Methode an: Er klemmt die Zapfen in<br />

geeignete Ritzen und Spalten in der Borke ganz bestimmter Bäume, wo<br />

er sie bearbeiten kann. In der Regel hat jeder Vogel mehrere solcher<br />

„Spechtschmieden“, und er weiß offenbar sehr genau, welche Schmiede<br />

für welchen der ja sehr unterschiedlich großen und geformten Zapfen<br />

geeignet ist. Mehr noch: Bei Bedarf hämmert er sich passend für jeden<br />

Zapfentyp entsprechende Schmieden zurecht, ein Verhalten, das Wissenschaftler<br />

als echten, gezielten Werkzeuggebrauch werten. Zwar nutzen<br />

auch andere Spechtarten und ebenso der Kleiber sogenannte „Gelegenheitsschmieden“,<br />

doch nur der Große Buntspecht ist zu dieser besonderen<br />

Leistung in der Lage, die ein hohes Maß an Intelligenz und Lernvermögen<br />

erfordert. Durch mehrfaches Wenden der Zapfen in der<br />

Schmiede kann der Buntspecht bis zu 98 Prozent der darin enthaltenen<br />

Samen ernten und auf diese Weise das Angebot an Koniferensamen sehr<br />

effektiv nutzen. Haufen von Zapfenschuppen und abgeernteten Zapfen<br />

am Boden weisen häufig auf eine Spechtschmiede hin. Buntspechte sind<br />

auch regelmäßige Besucher von Futterstellen: Er klammert sich in<br />

typischer Haltung, akrobatisch mit dem Rücken nach unten hängend<br />

und mit U-förmig hochgekrümmtem Vorderteil und Schwanz, an<br />

82<br />

Herbst 2021


Meisenknödel, die er innerhalb kurzer Zeit komplett zerfleddern und<br />

zerhacken kann.<br />

Große Mengen von Zapfenschuppen und<br />

abgeernteten Zapfen weisen häufig auf<br />

eine Spechtschmiede hin.<br />

Eine weitere bemerkenswerte Verhaltensweise ist das „Ringeln“<br />

bestimmter Bäume: Dabei hacken die Spechte ringförmig Löcher in die<br />

Bäume, um die Saftbahnen anzuzapfen und den austretenden eiweißund<br />

zuckerhaltigen Baumsaft zu trinken. Dieses Verhalten zeigen die<br />

Vögel besonders im Frühjahr, wenn der Saftfluss von den Wurzeln in<br />

die Krone am intensivsten ist. Davon profitieren auch andere Tiere wie<br />

Schmetterlinge, Fliegen oder Hornissen, die sich ebenfalls gern am<br />

süßen Baumsaft laben. Ringförmige Überwallungen weisen darauf<br />

hin, dass solche „Ringelbäume“ oft jahrelang intensiv von den Spechten<br />

bearbeitet werden. Allerdings scheint dieses Verhalten regional sehr<br />

unterschiedlich ausgeprägt zu sein.<br />

Spechte sind für ihre harte Zimmermannsarbeit im Wald bestens ausgerüstet:<br />

Versteifte Schwanzfedern geben ihm die Möglichkeit, sich am<br />

senkrechten Stamm abzustützen, zusätzlichen Halt bietet eine bewegliche,<br />

beim Klettern zusätzlich nach hinten gerichteten „Wendezehe“.<br />

Vor allem aber ist der Kopfbereich durch anatomische Besonderheiten<br />

geschützt: Eine gelenkartige Verbindung zwischen Schnabelbasis und<br />

Schädelknochen federt die beim Hacken entstehenden Erschütterungen<br />

ab, zusätzlich ist das Gehirn durch eine dicke, gallertartige Bindegewebsschicht<br />

stoßsicher geschützt. Daher bekommen Spechte beim<br />

Hacken keine Kopfschmerzen.<br />

Wenn es einen Tausendsassa unter den heimischen Spechten gibt, dann<br />

ihn: Kein anderer Vertreter ist so anpassungsfähig und flexibel hinsichtlich<br />

seines <strong>Leben</strong>sraumes und seiner Ernährung wie der Buntspecht.<br />

Er besiedelt nicht nur die verschiedensten Waldtypen, sondern<br />

hat inzwischen längst auch den Siedlungsraum erobert. In Parks und<br />

auf Waldfriedhöfen kann man ihm ebenso begegnen wie in größeren<br />

Gärten mit altem Baumbestand. Seine Anpassungsfähigkeit ermöglichte<br />

es ihm, selbst bis ins Innere von Großstädten vorzudringen <strong>–</strong> nicht<br />

immer zur Freude seiner menschlichen Nachbarn: Bekannt ist das<br />

Trommeln als sogenannter Instrumentallaut, der vor allem der Revieranzeige<br />

und der Verständigung der Brutpartner untereinander dient.<br />

Daher hört man das Trommeln auch fast nur im zeitigen Frühjahr, vor<br />

allem im März. Ein solcher „Trommelwirbel“, der als lautes<br />

„brorrrrrr“ bis zu 800 Meter weit hörbar ist, wird erzeugt, indem der<br />

Vogel in schneller Folge mit durchschnittlich 10-16 Einzelschlägen auf<br />

geeignete Resonanzkörper schlägt. Das sind in der Natur meist dürre,<br />

morsche Äste oder Stammabschnitte im Wipfelbereich von Bäumen. In<br />

der Stadt nutzen manche Buntspechte hierfür alles, was die neue Umgebung<br />

hergibt und was Krach macht, etwa Holzmasten, metallene Fahnenstangen,<br />

mit Blech beschlagene Dachecken oder Fernsehantennen.<br />

Solche „Spezialisten“ können, wenn sie bis zu acht Trommelwirbel pro<br />

Der Grünspecht ist durch sein Federkleid hervorragend getarnt. <br />

<br />

Foto: Ditmar Großkopf<br />

Herbst 2021 83


Spechte ziehen ihre Jungen in Höhlen auf, die sie mit ihrem harten Meißelschnabel in morsche Bäume hacken. <br />

Foto: Ditmar Großkopf<br />

84 Herbst 2021


Minute hinlegen, das Nervenkostüm der Anwohner erheblich strapazieren.<br />

Wirklich ernsthafte Probleme aber verursachen sogenannte „Mauerspechte“,<br />

die das Stadtleben inzwischen auf recht eigenwillige Weise<br />

genießen: Sie durchlöchern mit Vorliebe zur Wärmedämmung isolierte<br />

Hausfassaden. Die Vögel haben gelernt, dass es sich in dem weichen<br />

Material herrlich Löcher schlagen lässt. Bei Probeschlägen mit dem<br />

Meißelschnabel klingt eine isolierte Fassade hohl <strong>–</strong> genau wie ein<br />

morscher Stammabschnitt eines Baumes. Die erhoffte Nahrung findet<br />

er hier zwar nicht, merkt aber sehr schnell, dass man dort viel leichter<br />

als in hartem Holz Bruthöhlen anlegen kann. Damit schafft der Buntspecht<br />

gleichsam als „Rächer der Enterbten“ neuen Wohnraum für<br />

gefiederte Untermieter wie Hausrotschwanz, Spatz und Mauersegler,<br />

die durch die Fassadendämmung oftmals ihre angestammten Brutplätze<br />

verlieren. Der Schaden, den die Spechte anrichten, ist allerdings oft<br />

beträchtlich und nachträglich nur mit hohem Aufwand zu verhindern.<br />

Der Siegeszug des Buntspechts scheint jedenfalls kaum aufzuhalten <strong>–</strong><br />

mittlerweile gehört der „Zimmermann des Waldes“ zu den häufigsten<br />

Vogelarten in städtischen Parks und Gärten.<br />

Buntspechts Kinderstube.<br />

Männchen und Weibchen können zunächst jeder für sich eine potenzielle<br />

Bruthöhle meißeln und dem Partner anbieten. In die schließlich<br />

ausgewählte Höhle legt das Weibchen meist 5-7 Eier, aus denen nach<br />

einer Brutdauer von nur 10-11 Tagen die Jungen schlüpfen. Solange sie<br />

noch klein und nackt sind, drängen sie sich eng zusammen und legen<br />

Köpfe und Hälse dachziegelartig auf die Rücken ihrer Geschwister.<br />

Durch diese sogenannte „Wärmepyramide“ halten sie sich gegenseitig<br />

warm. Ältere Nestlinge sind dagegen wie die erwachsenen Spechte, die<br />

sich in ihrem gemeinsamen Revier am liebsten gegenseitig aus dem Weg<br />

gehen, bereits sehr aggressiv. Mit gezielten Schnabelhieben kämpfen sie<br />

bei der Fütterung um die besten Plätze am Höhleneingang, was mitunter<br />

sogar tödlich enden kann. Sogar die Vogeleltern müssen sich vor<br />

den Aggressionen ihrer älteren Sprösslinge in Acht nehmen.<br />

Interessant ist auch ein weiteres besonderes Verhalten des Specht-Nachwuchses:<br />

Während Jungvögel anderer Arten sich bei Abwesenheit der<br />

Eltern in der Regel ruhig verhalten und nur bei der Fütterung intensive<br />

Bettellaute ausstoßen, kann man besetzte Spechthöhlen leicht an den<br />

unablässigen Zirplauten der Jungen erkennen. Dabei übernimmt,<br />

solange die Altvögel fort sind, jeweils aber immer nur ein Jungspecht<br />

die sogenannte „Zirpwache“: Der „Wachhabende“, der von Zeit zu Zeit<br />

abgelöst wird, sitzt dabei unablässig zirpend am oder unter dem Höhleneingang,<br />

um auf die Rückkehr der Eltern zu warten, während die<br />

Geschwister vor sich hin dösen. Kratzen am Stamm und Verdunkelung<br />

des Einflugloches lösen dann allgemeines Bettelgeschrei aus. Nach etwa<br />

drei Wochen werden die jungen Spechte flügge und verlassen die Höhle.<br />

Sie werden danach noch einige Tage von ihren Eltern geführt und<br />

gefüttert und danach aus<br />

deren Revier vertrieben.<br />

www.westphal-naturerleben.de<br />

Bild oben: Viele Vogelarten, wie zum Beispiel dieser Baumläufer,<br />

ziehen in alte Spechthöhlen ein. <br />

Foto: Ditmar Großkopf<br />

Bild unten: Der Naturfreund Jürgen Röhrs hat gerade einen verletzten<br />

Jungspecht gesund gepflegt und ausgewildert.<br />

<br />

Foto: Carsten Weede<br />

Herbst 2021 85


Infos, Tipps & Trends <strong>–</strong> für Sie entdeckt zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Herbstzauber im Wildpark Schwarze Berge<br />

Natur pur auf 50 idyllischen<br />

Hektar, dazu um die 1000 heimischen<br />

Tiere in rund 100 Arten, ein<br />

45 Meter hoher Elbblickturm, der<br />

um mit den Konkurrenten um die<br />

Gunst der weiblichen Tiere im<br />

Rudel zu kämpfen. Im Wildpark<br />

Schwarze Berge kann zurzeit<br />

an klaren Tagen einen atemberaubenden<br />

Blick bis zum Hamburger<br />

Hafen bietet - und jede Menge<br />

hautnahe tierische Erlebnisse mit<br />

Hängebauchschweinen, Zwergziegen<br />

& Co. Der Wildpark Schwarze<br />

Berge in den Harburger Bergen<br />

direkt vor den Toren Hamburgs ist<br />

das perfekte Ziel für den kleinen<br />

Urlaub zwischendurch.<br />

Farbenpracht und Naturschauspiele<br />

zeigen sich jetzt im Wildpark<br />

Schwarze Berge. Denn mit<br />

dem Herbsteinzug färben sich<br />

nicht nur die Blätter bunt, auch<br />

der König der Wälder ist bereit,<br />

eindrucksvoll miterlebt werden,<br />

wie das Rotwild bei imposanten<br />

„Röhr-Duellen“ und Kämpfen<br />

zeigt, wer der stattlichste Platzhirsch<br />

im gesamten Tal ist.<br />

In den Dämmerungsstunden,<br />

ausgerüstet mit einem wärmenden<br />

Kaffee aus dem Waldhaus gleich<br />

neben dem Tal der Hirsche, macht<br />

es besonders viel Spaß die Hirsche<br />

beim Aushandeln der Rangordnung<br />

im herbstlichen Park zu<br />

beobachten.<br />

Am 26. September 2021 um 17<br />

Uhr findet die Führung zur<br />

Brunft statt, Anmeldung unter<br />

Tel. 040/8197<strong>74</strong>7-0.<br />

Alle Informationen und Termine<br />

unter:<br />

www.wildpark-schwarze-berge.de<br />

Der Wildpark Schwarze Berge in<br />

Rosengarten-Vahrendorf ist ganzjährig<br />

täglich geöffnet. In der Zeit<br />

von Anfang April bis Ende Oktober<br />

ist der Einlass von 8 bis 18<br />

Uhr. Zu erreichen ist der Wildpark<br />

bequem mit dem Bus (Linie 340<br />

ab S-Bahn Harburg) oder mit dem<br />

Auto (A7, Abfahrt Marmstorf).<br />

Tel.: (040) 819 77 47 <strong>–</strong> 0<br />

www.wildpark-schwarze-berge.de<br />

www.facebook.com/<br />

WildparkSchwarzeBerge<br />

www.instagram.com/<br />

wildparkschwarzeberge<br />

zauber<br />

im Wildpark Schwarze Berge<br />

Erlebe die Rotwildbrunft am 26. September<br />

Herbstwww.wildpark-schwarze-berge.de<br />

| Tel.: 040 / 819 7<strong>74</strong>7 0<br />

86<br />

Herbst 2021


So schmeckt die Elbmarsch<br />

Genießen an der Elbe<br />

Die Entwicklung der Winsener Elbmarsch<br />

ist untrennbar mit dem<br />

Anwachsen Hamburgs zur Großstadt<br />

sowie der Nähe zu Harburg und Lüneburg<br />

als wichtige Regio nalstädte verbunden.<br />

Die Versorgung der Stadtbewohner mit<br />

Frischgemüse, Obst, Milch, Fleisch und<br />

Fisch war nur durch die Landwirte der<br />

Elbmarsch zu gewährleisten.<br />

Die Vielzahl und Vielfalt der Nahrungsmittel,<br />

die aus der Elbmarsch kommen,<br />

gab den Anstoß, Rezepte aus der Elbmarsch<br />

zusammenzutragen und in<br />

klassischen und modernen Interpretationen<br />

zu ver öffentlichen.<br />

Lassen Sie sich von traditioneller<br />

Kochkultur inspirieren, kochen Sie<br />

mit und genießen Sie vielseitige und<br />

abwechslungsreiche Gerichte aus der<br />

Elbmarsch.<br />

Format 170 x 240 mm,<br />

Mattfolierter Einband,<br />

196 Seiten Inhalt,<br />

durchgehend 4-farbig,<br />

historisch bebilderte Einleitung,<br />

192 Rezepte.<br />

14,90 €<br />

zzgl. 2,90 € Versandkosten<br />

Bestellungen werden gerne unter der Rufnummer 0 41 <strong>74</strong> / 66 99 717<br />

entgegengenommen oder per E-Mail an info@schoenes-leben.de.<br />

Dieses Werk wurde realisiert mit Unterstützung der Europäischen Union, der LEADER-Region<br />

Achtern-Elbe-Diek, der Gemeinde Seevetal, der Gemeinde Stelle, der Stadt Winsen (Luhe),<br />

der Samtgemeinde Elbmarsch und der Samtgemeinde Bardowick.<br />

Herbst 2021 87


Foto: F. Drynda<br />

Geniessen Sie viermal im<br />

Jahr tolle Themen und<br />

Berichte rund um<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart!<br />

<strong>Ausgabe</strong> 2 / 21 · Sommer 2021 · € 4,40<br />

<strong>Ausgabe</strong> 3 / 21 · Herbst 2021 · € 4,40<br />

Das regionale Saison-Magazin<br />

<strong>Ausgabe</strong> 71 | Kostenlos für Sie zum Mitnehmen<br />

19. Jahrgang | Winter 2020<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Superfood Aroniabeere<br />

Vielfalt im Bierglasmuseum<br />

Das Fischereimuseum Hohnstorf<br />

Empfang der Viermastbark Peking<br />

Filmemacher Peter Klüver<br />

u. v. m.<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Die Landkäserei<br />

Käse & Co. aus der Elbmarsch<br />

Paradies am Elbufer Kochen vor 175 Jahren<br />

Heinrich Heines Sommerfrische<br />

Quer durch den Blumengarten<br />

Mit dem Oldtimer durch dieVierlande<br />

Henriette Davidis Kochbuch revolutionierte die Küche<br />

Die Feuerlilie<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart · <strong>Ausgabe</strong> 3/2021 · Herbst 2021<br />

Das Magazin rund um Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart<br />

Sag‘s mit Blumen<br />

Altes Handwerk: Die Floristin<br />

Kneipp mal wieder<br />

Die Natur ist die beste Apotheke<br />

Ei, was wächst denn da?<br />

Unterwegs mit Extrem-Botaniker Jürgen Feder<br />

Disco-Feeling der 80er<br />

Landdiskothek als Attraktion in Cloppenburg<br />

Die Fledermaus<br />

Schutz einer<br />

bedrohten<br />

Tierart<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart zwischen Elbestrand & Heidesand · <strong>Ausgabe</strong> 2/2021<br />

Renaissance der Sense,<br />

naturverträgliche Landschaftspflege<br />

Vegetarische Köstlichkeiten<br />

aus der Klosterküche<br />

Prachtvolle Pflanze<br />

in sensiblem<br />

Naturraum<br />

Kunst mit Holz * Spezialheu für Vierbeiner * Köstliche Brombeere & Himbeere u. v. m.<br />

Das regionale Saison-Magazin<br />

<strong>Ausgabe</strong> 65 | Kostenlos für Sie zum Mitnehmen<br />

18. Jahrgang | Sommer 2019<br />

Der Buntspecht * Arche-Dorf Steinlah * 100 Jahre Lanz Bulldog * Herbstliche Wurzelrezepte u. v. m.<br />

Das regionale Saison-Magazin<br />

<strong>Ausgabe</strong> 66 | Kostenlos für Sie zum Mitnehmen<br />

18. Jahrgang | Herbst 2019<br />

Das regionale Saison-Magazin<br />

<strong>Ausgabe</strong> 70 | Kostenlos für Sie zum Mitnehmen<br />

19. Jahrgang | Herbst 2020<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

ELBMARSCH · LANDKREIS HARBURG · NORDHEIDE · HEIDEKREIS<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

ELBMARSCH · LANDKREIS HARBURG · NORDHEIDE · HEIDEKREIS<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Foto: KJM/Dennis Wi liamson<br />

Ab in die Pilze<br />

Schöne Gärten: Breidungs Garten<br />

Natur erleben in der Elbtalaue<br />

Weinlese zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Altes Handwerk<br />

Künstlerporträt: Iris Rousseau Tempo: Kultige Kleinlaster<br />

Aprikosen aus dem Alten Land Farbenfrohe Flugakrobaten<br />

Ausflug in die Bronzezeit<br />

Der Apfelmann und die Bienen<br />

Genuss · Handwerk · Kultur · Handel · <strong>Leben</strong>sart · Dienstleistung<br />

Das Schiffshebewerk Scharnebeck Willy wandert: Die letzte Etappe<br />

Handwerk: Schmied mit Leib & Seele Abfischen: Vom Teich auf den Teller<br />

Kunst: Schnitzerin Ragna Reusch Igel: Stachelig und liebenswert<br />

Genuss · Handwerk · Kultur · Handel · <strong>Leben</strong>sart · Dienstleistung<br />

Das regionale Saison-Magazin<br />

<strong>Ausgabe</strong> 63 | Kostenlos für Sie zum Mitnehmen<br />

18. Jahrgang | Winter 2018<br />

Das regionale Saison-Magazin<br />

<strong>Ausgabe</strong> 67 | Kostenlos für Sie zum Mitnehmen<br />

19. Jahrgang | Winter 2019<br />

ELBMARSCH · LANDKREIS HARBURG · NORDHEIDE · HEIDEKREIS<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

ELBMARSCH · LANDKREIS HARBURG · NORDHEIDE · HEIDEKREIS<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Foto: Carsten Weede<br />

De Speelkrommokers<br />

Tanzen <strong>–</strong> voll im Trend<br />

Schöne kleine Welt <strong>–</strong> der Kunstsäger Der Drechsler <strong>–</strong> altes Handwerk<br />

Mobile Naturholzhütten<br />

Das Filmmuseum Beendestorf<br />

Genuss · Handwerk · Kultur · Handel · <strong>Leben</strong>sart · Dienstleistung<br />

1 W 19 SL.indd 1 17.11.19 16:48<br />

Das regionale Saison-Magazin<br />

<strong>Ausgabe</strong> 64 | Kostenlos für Sie zum Mitnehmen<br />

18. Jahrgang | Frühjahr 2019<br />

Das regionale Saison-Magazin<br />

Kostenlos für Sie zum Mitnehmen<br />

17. Jahrgang | Winter 2017<br />

Winterliches Genießen in Bad Bevensen<br />

Willy wandert im Wacholderwald<br />

Reisebericht Israel<br />

Altes Handwerk: Spinnen<br />

Daniel Düsentrieb der Dampfmaschinen Kindertraum Spielzeugmuseum<br />

Genuss · Handwerk · Kultur · Handel · <strong>Leben</strong>sart · Dienstleistung<br />

00_SL W 18_LAND.indb 1 19.11.18 06:45<br />

ELBMARSCH · LANDKREIS HARBURG · NORDHEIDE · HEIDEKREIS<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart zwischen Elbestrand und Heidesand<br />

Ausflugstipp: Der Kurs Elbe. Tag Dampf-Eisbrecher ›Stettin‹<br />

Naturfotograf Ditmar Großkopf Der Grünholzdrechsler aus der Göhrde<br />

Die Kräuterfee aus der Heide Die Burgherrin von Lenzen<br />

Genuss · Handwerk · Kultur · Handel · <strong>Leben</strong>sart · Dienstleistung<br />

00_SL_F_19.indb 1 07.03.19 14:50<br />

Dokumentarfilmer Jürgen A. Schulz Reisebericht Kampanien<br />

Willy wandert und wandert<br />

Winterzeit ist Wellness-Zeit<br />

Der Glasbläser aus der Heide<br />

Mit Fischer Grube auf Stintfang<br />

Genuss · Handwerk · Kultur · Handel · <strong>Leben</strong>sart · Dienstleistung<br />

88<br />

Herbst 2021


<strong>Ausgabe</strong> 3 / 21 · Herbst 2021 · € 4,40<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart<br />

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beim Leserservice unter 0 41 <strong>74</strong> / 66 99 717<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart · <strong>Ausgabe</strong> 3/2021 · Herbst 2021<br />

Das Magazin rund um Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart<br />

Sag‘s mit Blumen<br />

Altes Handwerk: Die Floristin<br />

Kneipp mal wieder<br />

Die Natur ist die beste Apotheke<br />

Ei, was wächst denn da?<br />

Unterwegs mit Extrem-Botaniker Jürgen Feder<br />

Disco-Feeling der 80er<br />

Landdiskothek als Attraktion in Cloppenburg<br />

Die Fledermaus<br />

Schutz einer<br />

bedrohten<br />

Tierart<br />

Der Buntspecht * Arche-Dorf Steinlah * 100 Jahre Lanz Bulldog * Herbstliche Wurzelrezepte u. v. m.<br />

4 Hefte<br />

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und Versand. Die xJahresbezugsrechnung für 4 <strong>Ausgabe</strong>n liegt der ersten Sendung bei.<br />

Datum und Unterschrift des Abonnenten bzw. Rechnungsempfängers (unter 18 Jahre des Erziehungsberechtigten)<br />

<strong>Schönes</strong> <strong>Leben</strong> Verlagsgarantie: Sie können Ihre Bestellung innerhalb von 2 Wochen ohne Angabe von Gründen schriftlich widerrufen. Per Brief,<br />

Fax oder E-Mail an Verlagskontor <strong>Schönes</strong> <strong>Leben</strong>, Harburger Straße 4, 21435 Stelle, Fax: 0 41 <strong>74</strong> / 66 99 710, E-Mail: info@schoenes-leben.de.<br />

Durch den Widerruf entstehen keine Kosten. Das Abonnement läuft 2 Jahre (8 <strong>Ausgabe</strong>n) und kann nach dem ersten Bezugsjahr jederzeit in in<br />

Textform gekündigt werden. Ein Geschenkabonnement läuft 1 Jahr und endet automatisch und ohne Kündigung immer nach 4 <strong>Ausgabe</strong>n.<br />

Datenschutzinfo: Kontakt zum Datenschutzbeauftragten: Verlagskontor <strong>Schönes</strong> <strong>Leben</strong>, Harburger Straße 4, 21435 Stelle, Telefon 0 41 <strong>74</strong> / 66 99 717.<br />

Pflichtfelder zum Vertragsabschluss erforderlich. Verarbeitung (auch durch Versand- und Zahlungsdienstleister) zur Vertragserfüllung sowie zu<br />

eigenen Werbezwecken (Art. 6 I b), f) DSGVO), solange für diese Zwecke oder aufgrund von Aufbewahrungspflichten erforderlich. Sie haben Rechte<br />

auf Auskunft, Berichtigung und Löschung oder Einschränkung der Verarbeitung, Widerspruch gegen die Verarbeitung, auf Datenübertragbarkeit<br />

und auf Beschwerde bei einer Aufsichtsbehörde.<br />

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Leserservice<br />

Harburger Straße 4<br />

21435 Stelle<br />

Land, Kultur & <strong>Leben</strong>sart<br />

Herbst 2021 89


Das Karoxbosteler<br />

Mühlenbackbuch<br />

Das Karoxbosteler Mühlenbackbuch<br />

mit festem Einband<br />

bietet auf 108 Seiten<br />

mehr als 40 Backrezepte <strong>–</strong><br />

von süß bis salzig, von Torte<br />

über Gebäck bis zu Quiches<br />

und Tartes.<br />

Das Backbuch ist durchgehend<br />

vierfarbig mit wunderschönen<br />

Rezept- und<br />

Schmuckfotos ausgestattet,<br />

die überwiegend an<br />

malerischen Eckchen der<br />

Wassermühle Karoxbostel<br />

fotografiert wurden.<br />

Format: 170 x 240 mm,<br />

fester Bucheinband,<br />

Inhalt fadengeheftet,<br />

Ausstattung mit<br />

Leseband.<br />

108 Seiten Inhalt,<br />

durchgehend<br />

vierfarbig,<br />

40 Rezepte.<br />

Limitierte und<br />

handnummerierte<br />

Auflage von<br />

999 Exemplaren.<br />

21,90 €<br />

zzgl. 2,90 € Versandkosten<br />

Verlag: Verlagskontor <strong>Schönes</strong> <strong>Leben</strong>,<br />

Karo X Medienkultur Drynda & Weede GbR,<br />

Am Heidhagen 12, 21217 Seevetal<br />

Herausgeber: Carsten Weede (V.i.S.d.P.), Frank Drynda<br />

Redaktionsanschrift: Harburger Straße 4, 21435 Stelle,<br />

Telefon: 0 41 <strong>74</strong>/66 99-717, info@schoenes-leben.de,<br />

www.schoenes-leben.de<br />

Chefredakteur: Carsten Weede<br />

Redaktion: Emily Weede, Frank Drynda<br />

Freie Mitarbeit: Britta Drynda, Matthias Heining, Katrin Lembke,<br />

Thomas Klaus, Herma Niemann, Dr. Uwe Westphal<br />

Mediaberatung und Anzeigenmarketing: Gabriela Bauer,<br />

Telefon: 0 41 <strong>74</strong>/66 99-727<br />

Layout, Satz, Lithografie: Karo Creativ Süd | KCS GmbH,<br />

Verlagsservice + Medienproduktion, Harburger Straße 4, 21435 Stelle,<br />

www.schriftsetzerei.de<br />

Vertrieb Abo und Einzelheftbestellung: Verlagskontor <strong>Schönes</strong> <strong>Leben</strong>,<br />

Harburger Straße 4, 21435 Stelle, Telefon: 0 41 <strong>74</strong>/66 99-717<br />

Vertrieb Pressehandel: DMV DER MEDIENVERTRIEB GMBH & CO. KG,<br />

Meßberg 1, 20086 Hamburg<br />

Druck: Beisner Druck GmbH & Co. KG, Buchholz i. d. Nordheide.<br />

Beisner Druck erfüllt die Anforderungen des Blauen Engels DE-UZ 195.<br />

www.beisner-druck.de<br />

Papier: Gedruckt auf FSC-zertifiziertem Papier.<br />

Durch die Verwendung des FSC-Papiers unterstützen<br />

wir aktiv den Erhalt unserer Wälder sowie den Schutz<br />

von Tieren und Pflanzen und setzen uns gegen die<br />

Ausbeutung von Menschen im Zuge der Waldwirtschaft<br />

ein.<br />

Druckfarben: Die verwendeten Druckfarben sind auf Basis<br />

nachwachsender Rohstoffe hergestellt und somit kobalt- und Mineralölfrei.<br />

CO2: Wir produzieren mit Strom aus 100 % regenerativen Quellen und<br />

damit CO2-neutral<br />

Gültiger Anzeigentarif: Anzeigenpreisliste 2021<br />

Erscheinungsweise: 4 <strong>Ausgabe</strong>n, Einzelheftpreis 4,40 Euro<br />

Jahresabonnement: 12,<strong>–</strong> Euro (4 <strong>Ausgabe</strong>n),<br />

Abo-Service-Telefon: 0 41 <strong>74</strong>/66 99-717<br />

Titelbild: Mikhaylovskiy <strong>–</strong> stock.adobe.com<br />

Für die Richtigkeit der veröffentlichten Termine und Veranstaltungen sowie für<br />

Satz-, Druck- und Übermittlungsfehler wird keine Haftung übernommen. Alle<br />

Angaben ohne Gewähr.<br />

Die farblich abgesetzten Seiten „Info, Tipps & Trends” und „Feines kulinarisches“<br />

beinhalten vorwiegend Inserate Werbetreibender und sind nicht Teil<br />

des redaktionellen Inhaltes.<br />

Bitte beachten Sie, dass Termine von Veranstaltungen entfallen oder verschoben<br />

werden können und Öffnungszeiten kurzfristig geändert werden können.<br />

Bitte informieren Sie sich auf den entsprechenden Webseiten.<br />

Buchbestellungen werden gerne unter<br />

der Rufnummer 0 41 <strong>74</strong> / 66 99 717<br />

entgegengenommen oder per E-Mail an:<br />

info@schoenes-leben.de.<br />

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische<br />

Wiedergabe, Tonträger aller Art, auszugsweisen Nachdruck oder<br />

Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsanlagen sind vorbehalten.<br />

Fotokopien für den persönlichen und sonstigen eigenen Gebrauch<br />

dürfen nur von einzelnen Beiträgen als Einzelkopien hergestellt werden.<br />

90<br />

Herbst 2021


Die Zirbenholzsauna<br />

auf Achse<br />

Mit der mobilen Zirbenholzsauna<br />

ist es Ihnen jetzt möglich,<br />

einen Sauna-Aufguss an den<br />

unterschiedlichsten Orten zu<br />

genießen.<br />

Unsere Tannhäuschen-Saunen<br />

werden überwiegend in Handarbeit<br />

hergestellt.<br />

Das zum Bau verwendete exklusivste<br />

aller Hölzer, die Zirbe,<br />

sorgt für ideales Wohlbefinden.<br />

Funktionalität:<br />

Ob im Garten oder in der Natur,<br />

Sie können mit Ihrem Tannhäuschen<br />

auf eigenen Achsen<br />

zu Ihrem Lieblingsort fahren<br />

und dort den Einklang der Natur<br />

mit Körper, Geist und Seele<br />

erleben.nd Seele<br />

Von vielen Kunden wird das<br />

Tannhäuschen aber nicht<br />

nur als mobile Sauna genutzt,<br />

sondern auch als Wohnwagen<br />

oder als fahrbare Freizeit- und<br />

Jagdhütte.<br />

In unserem Handwerksbetrieb<br />

in Harsefeld statten wir Ihnen<br />

Ihre Naturholzhütte<br />

individuell nach<br />

Ihren Wünschen<br />

aus.<br />

Die Zirbe<br />

schlaffördernd<br />

antibakteriell<br />

vor Ungeziefer schützend<br />

positiv wirkend auf den<br />

menschlichen Organismus<br />

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