wohin die reise geht – lebenswissenschaften im ... - GenomXPress
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Ethik 12<br />
tungstendenzen der PID hinweist.<br />
Da <strong>die</strong> Daten der Hochrisikogruppe deutschlandweit<br />
an mehreren Universitätszentren<br />
erhoben wurden, können <strong>die</strong> Ergebnisse für<br />
<strong>die</strong>se Stichprobe <strong>im</strong> reproduktiven Alter als<br />
repräsentativ gelten. Die Kontrollgruppe wurde<br />
lediglich in einer Region gezogen und nach Stu<strong>die</strong>nkriterien<br />
ausgewählt, so dass <strong>die</strong> Meinung<br />
der Kontrollpaare nicht <strong>die</strong> Auffassung in der<br />
bundesdeutschen Bevölkerung wiedergibt.<br />
Insgesamt scheint sich <strong>die</strong> Auffassung der<br />
Hochrisikopaare und der untersuchten Bevölkerung<br />
bezüglich einer Legalisierung der PID<br />
jedoch deutlich von dem Votum der zuständigen<br />
Enquetekommission zu unterscheiden.<br />
Vor- und Nachteile der PID<br />
Vorteile<br />
Den Paaren bleibt höchstwahrscheinlich ein Abbruch der Schwangerschaft,<br />
und <strong>die</strong> damit verbundenen körperlichen und psychischen<br />
Belastungen erspart. Der Embryo ist zum Zeitpunkt der Diagnostik in<br />
einem so frühen Stadium, dass <strong>die</strong> Empfindungsfähigkeit praktisch<br />
ausgeschlossen werden kann<br />
Das Kind ist ein leibliches Kind.<br />
Das Kind, welches durch eine PID entsteht, hat mit hoher Sicherheit<br />
<strong>die</strong> familiär vorkommende Erkrankung nicht geerbt. Die durch <strong>die</strong><br />
PID entstandenen Kinder scheinen nach bisherigem Wissensstand<br />
keine wesentlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch <strong>die</strong><br />
Zellentnahme <strong>im</strong> embryonalen Stadium zu erleiden.<br />
Durch <strong>die</strong> Technik der PID könnte <strong>die</strong> Medizin eventuell große<br />
Fortschritte in der Erforschung und Behandlung der Erbkrankheiten<br />
erzielen.<br />
Etwa ein Fünftel der Paare mit einem hohen<br />
genetischen Risiko wird unter der derzeitigen<br />
Gesetzeslage trotz des damit verbundenen<br />
hohen finanziellen und auch psychischen Aufwands<br />
den Weg ins Ausland suchen. Selbstverständlich<br />
spielen bei politischen Entscheidungen<br />
Interessen anderer gesellschaftlicher Gruppen,<br />
wie beispielsweise <strong>die</strong> Meinungen der<br />
Behindertenverbände in Deutschland, welche<br />
<strong>die</strong> PID mehrheitlich ablehnen, eine zu Recht<br />
wichtige Rolle. Die Auffassungen der unmittelbar<br />
betroffenen Hochrisikopaare sollten jedoch<br />
ebenfalls zur Kenntnis genommen und in den<br />
Entscheidungsprozess einbezogen werden.<br />
Ansprechpartner:<br />
Prof. Dr. Gerd Richter<br />
Zentrum für Innere Medizin<br />
Ethikkommission<br />
Klinikum der Philipps-Universität Marburg<br />
Baldingerstraße 1 · 35033 Marburg<br />
Tel 06421-2866488 · Fax 06421-2862603<br />
richterg@mailer.uni-marburg.de<br />
Die Stu<strong>die</strong> wurde gefördert vom Bundesministerium<br />
für Bildung und Forschung <strong>im</strong> Rahmen<br />
des Förderkonzepts »Ethische, rechtliche und<br />
soziale Aspekte der Humangenomforschung«<br />
Nachteile<br />
Die Methode ist durch relativ geringe Erfolgschancen gekennzeichnet-<br />
nur circa 20% bekommen nach meist mehreren IvF- Behandlungszyklen<br />
ein Kind. Auch ist <strong>die</strong> künstliche Befruchtung mit<br />
verschiedenen Risiken und emotionalen Belastungen verbunden:<br />
· Nebenwirkungen der Medikamente<br />
· deutlich erhöhte Rate an Zwillings- und Drillingsgeburten mit<br />
größerer Frühgeburts-/ Fehlgeburts- und Sterblichkeitsrate<br />
· Risiken der Narkose und des Eingriffs<br />
Das Kind ist nicht auf natürlichem Wege gezeugt, sondern durch<br />
eine technische Prozedur entstanden, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Eltern belastend<br />
sein kann, oder auch für das Kind, wenn es von der Art und Weise<br />
seiner Entstehung erfährt.<br />
Das Verfahren der PID ist sehr neu. Langzeitergebnisse zur Gesundheit<br />
so entstandener Kinder liegen bisher nicht vor. Die PID kann<br />
ebenso wie <strong>die</strong> Pränataldiagnostik kein gesundes Kind garantieren.<br />
Es kann andere, auch genetische Erkrankungen haben, <strong>die</strong> nicht<br />
untersucht wurden. Die Erwartung an ein gesundes Kind könnte<br />
durch <strong>die</strong> hochtechnisierte Prozedur jedoch übermäßig steigen und<br />
<strong>die</strong> Enttäuschung bei einem Misserfolg umso größer sein.<br />
Die Methode zieht eventuell einige schwerwiegende ethische<br />
Probleme nach sich:<br />
· Auswahl und Verwerfung von Embryonen<br />
· Entstehung eines sozialen Drucks (wie teilweise bei der<br />
vorgeburtlichen Diagnostik), <strong>die</strong> Technik anzuwenden.<br />
· Diskr<strong>im</strong>inierung Behinderter/ Ausweitung der Technik und<br />
Entstehung einer neuen Form von `Eugenik´.<br />
<strong>GenomXPress</strong> 3/02