GruenLand_Zeitung
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„Ohne Golf
wäre ich
nicht
mehr
da“
Anderl Laubert
W
ie positiv Golf das allgemeine Wohlbefinden
beeinflussen kann, ist hinlänglich bekannt.
Das Marschieren auf dem Platz stärkt das
Herz-Kreislauf-System, das Abtauchen ins Spiel sorgt
für mentale Entspannung und baut Stress ab. Als sich
Anderl Laubert vor zehn Jahren erstmals am kleinen
weißen Ball versuchte, stand es um seine Gesundheit
ganz und gar nicht gut. Ein Präkarzinom am Stimmband
hatte gerade seine Laufbahn als Sänger der Dachauer
Kult-Band „Die Blechblos’n“ abrupt beendet.
Eine weitere dauerhafte Belastung des Stimmapparats
wäre lebensgefährlich gewesen. Für Laubert ein schwerer
Schlag. Doch für seine Gesundheit eine einmalige
Chance. Denn fortan stand die Bühne des heute 54-Jährigen
nicht mehr in Bierzelten und Konzerthallen, sondern
im Golfclub Eschenried.
Als Musiker bewegte er sich in einer lebensfeindlichen
Atmosphäre. Zigaretten, Alkohol, oft mäßige Ernährung
– alles maximal ungesund. Golf, so berichtet
Laubert heute, habe ihm dabei geholfen, seinen Lebensstil
komplett umzukrempeln. Der Auftakt einer großen
Leidenschaft. Aber wie kam es überhaupt dazu? „Mein
alter Freund Thomas Huber, der heute Geschäftsführer
bei Münchner Golf Eschenried ist, kam auf mich zu und
meinte, ich solle doch Golf spielen“, erinnert sich der
Dachauer. Mir ging es nicht gut mit Diabetes und den
Problemen am Stimmband. Ich bin seinem Rat gefolgt,
habe es ausprobiert und war sofort begeistert.“ Es ist
der Auftakt einer großen Leidenschaft. Zehn Tage nach
dem ersten Besuch auf der Driving Range folgt die Platzreife,
13 Tage später der erste Netto-Sieg und ein halbes
Jahr später Handicap 14. „Es tat mir einfach wahnsinnig
gut“, erklärt er. Die Liebe zum Golfsport rettete Laubert
das Leben, wie er selber sagt. „Wenn mir damals mein
Freund nicht die Golfschläger in die Hand gedrückt hätte,
wäre ich wahrscheinlich nicht mehr da. Das klingt
theatralisch, aber ich glaube wirklich, dass es so ist.“
Zehn Jahre nach dem Erstkontakt mit der sportlichen
Ersatzdroge wiegt Laubert 42 Kilogramm weniger und
erfreut sich bester Gesundheit. Auch Diabetes macht
ihm dank Golf deutlich weniger Probleme. „Man sieht
klar, wie sich der Wert verbessert, wenn ich auf den
Platz gehe. Witzigerweise sinkt der Wert nach guten
Runden deutlicher als an weniger erfolgreichen Tagen.
Und bei Turnieren noch mal etwas mehr als auf Privatrunden.
Ich merke sofort, wenn ich ein paar Tage nicht
auf dem Platz bin.“
Die große Lust am Golf hat noch immer nicht nachgelassen.
Mittlerweile arbeitet Laubert regelmäßig im
Sekretariat des Golfclubs Eschenried. „Das macht die
Wege kürzer und spart mir auch etwas Geld.“ Ende Oktober
trat er auf der GolfRange München-Brunnthal
bei seinem 150. Turnier des Jahres an. 160 werden es am
Ende. Ein neuer persönlicher Rekord. „2021 war ich bereits
auf einem guten Weg, aber dann hat mir Corona
leider noch einen Strich durch die Rechnung gemacht“,
erklärt er. „Ich war sogar schon für die Turniere 148 bis
150 angemeldet, leider haben diese jedoch nicht mehr
stattgefunden. Jetzt hat es geklappt, und das war ein besonderer
Moment. Ich liebe dieses Spiel.“
Mittlerweile hat sich Laubert bis auf Handicap 6 runtergespielt
– und das ohne jegliche Hilfe eines PGA Pros.
„Ich bin Autodidakt. Ich habe ein Metallimplantat in
der Halswirbelsäule durch einen Unfall auf der Bühne.
Mein Schwung sieht eher nach einem Eishockey-Punch
aus, weil ich nicht besonders weit drehen kann. Es
macht mir viel Spaß, selbst ein Spiel für mich zu finden,
das funktioniert. Ich gehe auch nicht auf die Driving
Range, da würden mich schlechte Schläge nur verunsichern.
Ich unterbreche mein Golfspiel zum Arbeiten,
zum Essen und zum Schlafen, aber es ist immer da. Zumindest
rede ich mir das ein.”
Über die Motivation, zu so vielen Turnieren zu fahren und bis zu 45 Löcher
am Tag zu absolvieren, sagt er: „Golf ist enorm wichtig für meine Gesundheit,
deshalb will ich jeden Tag spielen. Und wenn ich schon auf den
Platz gehe, dann kann ich auch gleich ein Turnier spielen. Als Musiker war
ich viel auf der Bühne, wurde 25 Jahre lang bejubelt und gebauchpinselt.
Das war von einem Tag auf den anderen vorbei. Durch Golf und die vielen
Turniere wusste ich wieder was mit mir anzufangen. Vor allem am Anfang
war es für mich einfach ein schönes Gefühl, nach einem Turnier unter Applaus
einen Preis überreicht zu bekommen. Das hat vieles kompensiert.“
So kennen ihn seine Fans –
als Sänger und Stimmungsmacher.
Applaus bekommt Laubert mittlerweile auch wieder als Sänger. Denn
auch dank Golf haben sich die Stimmbänder erholt und lassen zu, dass er
mit seiner neuen Band „Gewaltig“ unter anderem bei Abendveranstaltungen
von Golfturnieren auftritt. Die ersten Turniere sind auch im neuen
Jahr schon auf dem Tacho. Die Ziele für 2023 hat Laubert allerdings neu
definiert: Qualität statt Quantität – so lautet das Motto. Das Handicap soll
noch weiter purzeln, und auch der Erfolg mit der Mannschaft steht im Fokus.
Fest steht: Die Liebe zum Spiel bleibt so intensiv wie am ersten Tag.
Thomas Fischbacher