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Basislehrbuch Kriminologie - Leseprobe

Dieses Buch gibt einen Überblick über den kriminologischen Forschungsstand unter besonderer Berücksichtigung des Blickwinkels der Polizei. Die Autorinnen vermitteln grundlegendes Wissen über die zentralen kriminologischen Fragestellungen nach den Entstehungszusammenhängen, Erscheinungsformen, Vorbeugungs- und Bekämpfungsmöglichkeiten sowie geeigneten Sanktions- und Behandlungsformen von Kriminalität. Zudem zeigen sie für jedes besondere Kriminalitätsfeld einen konkreten Bezug zur praktischen Polizeiarbeit auf.

Dieses Buch gibt einen Überblick über den kriminologischen Forschungsstand unter besonderer Berücksichtigung des Blickwinkels der Polizei. Die Autorinnen vermitteln grundlegendes Wissen über die zentralen kriminologischen Fragestellungen nach den Entstehungszusammenhängen, Erscheinungsformen, Vorbeugungs- und Bekämpfungsmöglichkeiten sowie geeigneten Sanktions- und Behandlungsformen von Kriminalität. Zudem zeigen sie für jedes besondere Kriminalitätsfeld einen konkreten Bezug zur praktischen Polizeiarbeit auf.

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Teil 1: Grundlagen der <strong>Kriminologie</strong><br />

Über die Existenz von Normen in der Gesellschaft wird abweichendes Verhalten<br />

definiert. Eine Norm ist danach jede soziale, ethische oder rechtliche Regel, deren<br />

Befolgung erwartet wird. „Kann-Normen“ sind Bräuche und Gewohnheiten, während<br />

es sich bei „Soll-Normen“ um sittlichen Gebote handelt. Diesen informellen<br />

Normen werden formelle Normen bspw. in Form von Gesetzen als „Muss-Normen“<br />

oder „institutionalisierte Werte und Normen“ entgegengesetzt. 35<br />

Die Schwierigkeit aller Normen liegt darin, dass sie keine starren Grenzen haben.<br />

In jeder Gesellschaft und in jeder Kultur herrschen andere Verhaltenserwartungen<br />

und Regeln. Staaten unterscheiden sich danach, ob ein Verhalten als strafwürdig<br />

oder nicht betrachtet wird. Man spricht von der interkulturellen Variabilität von<br />

Normen („Andere Länder, andere Sitten“). Aber auch intrakulturell sind Normen<br />

nicht starr. So können bspw. zu Kriegszeiten andere Regeln gelten als in Friedenszeiten<br />

(intrakulturelle Flexibilität von Normen). Oder aber Normen können sich<br />

innerhalb eines Staates über die Zeit verändern (intrakulturelle Variabilität von<br />

Normen). Im Laufe der Geschichte gab es vielfältige Wandlungen der Kriminalisierung<br />

und Entkriminalisierung bestimmter Verhaltensweisen.<br />

1.5 Soziale Kontrolle<br />

Bestimmte Regeln müssen in jeder Gesellschaft eingehalten werden. Die Einhaltung<br />

der Normen und Regeln kann aber auf sehr unterschiedliche Art und Weise<br />

gesteuert werden.<br />

Strafrecht ist dabei nur eine Form der sozialen Kontrolle, ein von dem amerikanischen<br />

Soziologen Edward Alsworth Ross mit seinem Buch „Social Control“ 1901<br />

eingeführter Begriff. Soziale Kontrolle reicht weit über das formalisierte Strafrecht<br />

hinaus. Nach Reinke und Schierz 36 „umfasst der Begriff im weitesten Sinne die Gesamtheit<br />

aller sozialen Prozesse und Strukturen, mit denen in einer Gesellschaft ein<br />

als abweichend definiertes Verhalten überprüft und sanktioniert wird“.<br />

Nach Lamnek und Ottermann 37 wird Selbstkontrolle als internale soziale Kontrolle<br />

beschrieben (vgl. Tabelle 1). Dabei geht es um innere Kontrollmechanismen und<br />

um das Ausmaß, nach dem Verhalten entweder von einem guten oder einem<br />

schlechten Gewissen begleitet wird.<br />

Fremdkontrolle ist eine externale Form der Verhaltensregulierung. Über äußere<br />

Schranken und Verbote wird versucht, abweichendes Verhalten präventiv zu vermeiden.<br />

Es können aber auch positive Sanktionen für positives Verhalten (Lob,<br />

Belohnungen etc.) oder negative Sanktionen für abweichendes Verhalten verhängt<br />

werden. Eine förmliche Sanktion/Reaktion wäre bspw. das Tätigwerden des<br />

Jugendamtes, der Polizei oder der Justiz. Vornehmlich wird soziale Kontrolle über<br />

35 Menzel & Wehrheim, 2010, S. 511.<br />

36 Reinke & Schierz, 2006, S. 300.<br />

37 Lamnek & Ottermann, 2004, S. 62; zitiert nach Menzel & Wehrheim, 2010, S. 510.<br />

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