02.08.2023 Aufrufe

Held:innen-Taten in Krisenzeiten: Das Ehrenamtsmagazi

Seit dem Jahr 2022 macht ein Begriff die Runde, den die Wissenschaftler Thomas Homer-Dixon, Ortwin Renn, Johan Rockstrom, Jonathan F. Donges und Scott Janzwood geprägt haben: „Polykrise“ . Ihre These: Unsere Welt wird nicht nur von einer immer größer werdenden Anzahl an Krisen gebeutelt. Diese Krisen scheinen auch miteinander verknüpft. Durchschaubar sei das bislang nicht, ebenso wenig erforscht. Sie waren überzeugt, das müsse sich ändern. Dass es im Augenblick nicht die eine Krise gibt, sondern zumeist mehrere zusammenspielen und zu unterschiedlichen Konsequenzen führen, das hat auch das Team von Aktion Musik / local heroes e.V. erfahren. Im Rahmen ihrer zweiten Publikation untersuchten sie „Held:innen-Taten in Krisenzeiten“. Fokus ihrer Recherchen und der dazugehörigen wissenschaftlichen Untersuchung war (natürlich) das Thema Musik. Sie wollten wissen: Was bedeutet „Krise“ in diesem Zusammenhang? Und welche Konsequenzen entstanden und entstehen daraus?

Seit dem Jahr 2022 macht ein Begriff die Runde, den die Wissenschaftler Thomas Homer-Dixon, Ortwin Renn, Johan Rockstrom, Jonathan F. Donges und Scott Janzwood geprägt haben: „Polykrise“ . Ihre These: Unsere Welt wird nicht nur von einer immer größer werdenden Anzahl an Krisen gebeutelt. Diese Krisen scheinen auch miteinander verknüpft. Durchschaubar sei das bislang nicht, ebenso wenig erforscht. Sie waren überzeugt, das müsse sich ändern.

Dass es im Augenblick nicht die eine Krise gibt, sondern zumeist mehrere zusammenspielen und zu unterschiedlichen Konsequenzen führen, das hat auch das Team von Aktion Musik / local heroes e.V. erfahren. Im Rahmen ihrer zweiten Publikation untersuchten sie „Held:innen-Taten in Krisenzeiten“. Fokus ihrer Recherchen und der dazugehörigen wissenschaftlichen Untersuchung war (natürlich) das Thema Musik. Sie wollten wissen: Was bedeutet „Krise“ in diesem Zusammenhang? Und welche Konsequenzen entstanden und entstehen daraus?

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

PORTRAIT

BUSINESS INSIGHTS

DEEPER KNOWLEDGE

LOCAL HEROES

IHR SPIELT DIE MUSIK.

DAS MAGAZIN

SEITE 54

PORTRAIT | RIKE JUST

DAS ORGANISATIONS-

TALENT

Rike Just SELBSTÄNDIGE TOUR-

MANGAGERIN / GRÜNDERIN

"WAAL"

Mit Livegrößen wie Leoniden, Roy

Bianco & Die Abbrunzati Boys oder

Giant Rooks auf Tour gehen? Was

für viele wie ein Traum klingt, ist

für Rike Just längst Realität – mit

allen dazugehörigen Höhen und

Tiefen.

Als Tourmanagerin lebt die aus

Magdeburg stammende Rike seit

Jahren in Hamburg. Nach Lehrjahren

bei Landstreicher Booking

machte sie sich 2019 selbstständig

und und begleitete die Kieler

Band Leoniden gleich mal auf 80

Konzerte in wenigen Monaten.

Umso härter traf auch sie die Corona-Krise

– finanziell wie mental.

Doch aus der Not der erzwungenen

Arbeitspause entstand schnell

ehrenamtliches Engagement:

„UNTER SCHWIERIGSTEN BE-

DINGUNGEN, GERADE IN KRISEN-

ZEITEN, KOMMT MEINE KÄMPFER-

NATUR ZUM VORSCHEIN. DANN

SAGE ICH: JETZT ERST RECHT!“

OHNE KRISE

GÄBE ES WAAL

WOHL IN DER

FORM NICHT.

RIKE, WIE KAM ES ZU DEINEM

EHRENAMTLICHEN PROJEKT?

Als ich in der Coronakrise nicht

mehr meinem Job nachgehen

konnte, kam mir die Idee für

Frauen hinter den Bühnen in der

Musikbranche eine Plattform zu

schaffen. In wenigen Tagen habe

ich mit befreundeten Frauen ein

Team zusammengestellt und einen

passenden Namen gefunden:

Wir wollten zum einen Frauen in

der Branche und ihren Werdegang

als positive Role Models zeigen.

Zum anderen wollen wir weiblichen

Nachwuchs und Etablierte vernetzen,

damit der Weg für alle leichter

wird. Denn viele Jobs werden vor

allem durch Empfehlung vergeben

und besonders leitende Positionen

im Veranstaltungsbereich sind

nach wie vor meist männlich besetzt.

WELCHE KRISENBEDINGTEN

HERAUSFORDERUNGEN GAB

ES DABEI?

Uns war wichtig, mit den Personen

face-to-face zu sprechen, nicht

nur online oder telefonisch, damit

wir den Vibe der Person einfangen

können. Interviews und Fotoshootings

deutschlandweit mit Abstandsregelungen

und Tests umzusetzen

war eine Challenge. Dass

wir es trotzdem geschafft haben,

so viele Frauen aus dem Veranstaltungsgeschäft

zu porträtieren

und sichtbar zu machen – da bin

schon stolz darauf.

WIE HABEN KRISEN DEINE

TÄTIGKEIT IN DEN VERGANGENEN

JAHREN VERÄNDERT?

Ohne Krise gäbe es WAAL wohl

in der Form nicht. Ich hatte viel

Zeit zur Reflektion und dem Verarbeiten

von Erlebtem. Denn in

der Musikbranche tätig zu sein,

ist cool, aber erfordert hundert Prozent

Leidenschaft und ist häufig

mit ungesunden Arbeitszeiten und

viel Stress verbunden. Viele haben

während Corona deshalb auch

die Branche gewechselt und ich

bin umso dankbarer über jede, die

noch oder wieder dabei ist.

Vor der Coronakrise habe ich – wie

vermutlich viele andere – jahrelang

ohne Urlaub durchgearbeitet

und bin im Nachhinein etwas froh

über diese erzwungene Pause. Früher

dachte ich, dass ich jeden Job

annehmen müsse - mit unserem

ehrenamtlichen Projekt wollen wir

auch andere Kolleginnen besser

darauf vorbereiten und unterstützen,

die richtige Balance zu finden.

ZUSAMMEN MIT FREUNDINNEN

UND IHRER SCHWESTER HAT RIKE

ANFANG 2020 WE ARE A LOT

GEGRÜNDET.

WELCHE ÄNDERUNGEN SPÜRST

DU IN DEINEM EHRENAMT?

Seitdem wir wieder richtig auf Tour

gehen können, bleibt natürlich

weniger Zeit für WAAL. Vor allem

ist es viel schwerer, gemeinsame

Termine zu finden, weil alle wieder

viel unterwegs sind. Denn am Ende

müssen alle ihr Geld verdienen

und können sich meist nur zwischendurch

die Zeit für das Projekt

freischaufeln. Also gilt es auch

hier, die richtige Balance zu finden,

denn nachdem die Livebranche

letztes Jahr wieder richtig angelaufen

ist, nimmt die Arbeit viel

Raum ein und das Ehrenamt leidet

darunter.

WIE PLANST DU IN DER

ZUKUNFT DEIN ENGAGEMENT

EINZUSETZEN?

Aktuell planen wir Videoformate,

bei denen wir z.B. eine Tourmanagerin

einen Tag lang durch

eine Produktion begleiten. Wir

wollen noch mehr Blicke hinter

die Kulissen ermöglichen und so

mehr Frauen dafür begeistern. Bei

allem Zauber ist das Livegeschäft

ja keine Raketenwissenschaft und

wir wollen mit unnötigen, elitären

Vorurteilen aufräumen. Außerdem

würden wir gerne noch mehr Austausch

ermöglichen, z.B. durch

Vermittlung von Hospitationen.

Da gibt es tolle Formate in England

wie „Women in Music“, bei

denen Interessierte in Abläufe von

Veranstaltungen reinschnuppern

können, so genanntes „shadowing“.

Wenn wir das in Deutschland

vermitteln könnten, wäre das

ein toller Schritt, um mehr Frauen

in die Branche zu holen.

SEITE 55

PORTRAIT | RIKE JUST

BILDER: CHRISTOPH EISENMENGER

TEXT: TOM VOGELSANG

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!