14.08.2023 Aufrufe

immobilia 2023/08 - SVIT

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />

AREALENTWICKLUNG<br />

WELCHES LAND<br />

IST MEHR WERT?<br />

In einer amtlichen Schätzung wurde<br />

in der Realwertmethode für eine unbebaute<br />

Parzelle der absolute Landwert<br />

für Bauland eingesetzt, bei der<br />

bebauten Nachbarliegenschaft ein<br />

reduzierter Landwert. Woher kommt<br />

dieses Axiom, ist es korrekt oder<br />

widerlegbar? TEXT— JESSIKA BACCETTI*<br />

BILD: ZVG<br />

Wieso wird der Landwert<br />

einer bebauten Parzelle<br />

anders taxiert als<br />

der einer unbebauten?<br />

ANZEIGE<br />

DIE ANERKANNTE BEWER­<br />

TUNGSTHEORIE<br />

Betrachten wir hier zunächst, was in den<br />

drei gängigsten Bewertungsfach büchern<br />

zum Thema Landwert von überbauten<br />

Grundstücken und Realwertmethode ausgeführt<br />

wird.<br />

«Der Liegenschaftenschätzer» 1 ermittelt<br />

den Verkehrswert von überbauten<br />

Grundstücken mittels Gewichtung der Ertrags-<br />

und Realwertmethode. Bei der Realwertmethode<br />

wird der Landwert anhand<br />

der Lageklassemethode abgeleitet. Dieser<br />

sogenannte «relative Landwert» wird entweder<br />

in Relation zu den Bau- und Nebenkosten<br />

oder zu den erzielbaren Mietzinseinnahmen<br />

gestellt. Bei dieser Betrachtung<br />

fehlt jedoch die Relation zum Markt, da sich<br />

die Mietzinse und Baukosten nicht entsprechend<br />

dem Immobilienmarkt entwickeln.<br />

In den Berechnungsbeispielen für<br />

überbaute Liegenschaften bei fortschreitendem<br />

Alter liegt der relative Landwert<br />

deshalb unter dem Niveau von effektiven<br />

Baulandpreisen, welche als «absoluter<br />

Landwert» bezeichnet werden.<br />

Francesco Canonica hat in seinem<br />

Buch «Die Immobilienbewertung» 2 diesen<br />

Denkfehler in der Lageklassenmethode zur<br />

Bestimmung des relativen Landwertes für<br />

überbaute Liegenschaften erkannt. Er berücksichtigt,<br />

dass die Marktentwicklung<br />

abgebildet werden muss und dass Land<br />

grundsätzlich nicht altert. Deshalb wird<br />

bei ihm die Lageklassemethode zur Bestimmung<br />

des relativen Landwertes in Relation<br />

zum «vollen, unbefristeten und entwertungsneutralen<br />

Ertragswert» gesetzt. Es<br />

wird zudem explizit darauf hingewiesen,<br />

dass es sich lediglich um eine Hilfsmethode<br />

handelt, um den Wert einer Liegenschaft<br />

aufzuteilen, nicht aber um einen absoluten<br />

Landwert zu bestimmen. Das «konsumierte<br />

Land» hat für Canonica keinen separaten<br />

Verkehrswert, da das überbaute Land,<br />

er nennt es «Umschwung», nicht mehr gehandelt<br />

werden kann und keine Nachfrage<br />

besteht.<br />

Die Aufteilung in relativen Land- und relativen<br />

Bautenwert ist für Canonica nur bei<br />

der Bewertung von Baurechtsliegenschaften<br />

von Bedeutung. Die Realwertmethode<br />

wird als nicht geeignet für die Bestimmung<br />

des Marktwertes angesehen. Dementsprechend<br />

wird auch die Mischwertmethode<br />

aus Gewichtung Ertrag- und Realwert zur<br />

Bestimmung des Verkehrswertes als ungeeignet<br />

angesehen. «Das schweizerische<br />

Schätzerhandbuch» 3 hingegen behandelt<br />

die Realwertmethode ausführlich. Der in<br />

der Realwertmethode einzusetzende Landwert<br />

kann demnach sowohl absolut als<br />

auch relativ bestimmt werden. Als geeignete<br />

Methoden zur Bestimmung des Landwertes<br />

für überbaute Grundstücke werden<br />

die Gleichsetzung mit dem Kaufpreis, Vergleichswert-,<br />

Lageklasse-, Strukturzahloder<br />

Residualwertmethode genannt. Es<br />

20<br />

IMMOBILIA / August <strong>2023</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!