immobilia 2023/08 - SVIT
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BAU & HAUS<br />
FREIRAUMGESTALTUNG<br />
ERSTE MINIWÄLDER<br />
SCHLAGEN<br />
WURZELN<br />
Anfang November <strong>2023</strong> wird der<br />
erste Miniwald auf einem Unternehmensgelände<br />
in Zürich gepflanzt.<br />
Unterstützt vom «Für Züri»-Projektwettbewerb<br />
und organisiert von Engageability<br />
sowie der GIB Foundation,<br />
entsteht der Wald auf dem Areal von<br />
Entsorgung + Recycling Zürich.<br />
TEXT— EVA TABERNIG*<br />
Das ERZ-Gelände<br />
erhält neben den<br />
bestehenden Teichund<br />
Magerwiesen-<br />
Biotopen einen artenreichen<br />
Miniwald.<br />
BILDER: ERZ<br />
NATURBASIERTE LÖSUNGEN<br />
Städte ziehen immer mehr Menschen<br />
an, wegen der Beschäftigungsmöglichkeiten,<br />
ihrer Einrichtungen und Infrastruktur<br />
sowie ihrer Geschichte und Kultur. Gleichzeitig<br />
stehen Städte vor enormen Herausforderungen<br />
wie dem Raubbau an natürlichen<br />
Ressourcen, der Zersiedelung und<br />
Verdichtung der Landschaft, der Globalisierung<br />
und Individualisierung, der Überalterung<br />
der Bevölkerung, der sitzenden<br />
Lebensweise und dem CO2-Ausstoss.<br />
Wichtige Folgen dieser Herausforderungen<br />
sind u. a. Auswirkungen des Klimawandels<br />
(z. B. Überschwemmungen, Hitzestress),<br />
soziale Ungleichheiten (z. B.<br />
Mangel an erschwinglichem Wohnraum),<br />
Druck auf Grünräume, mangelnder sozialer<br />
Zusammenhalt, Luftverschmutzung<br />
und eine zunehmende Entfremdung zwischen<br />
Mensch und Natur.<br />
Wenn die Biodiversität abnimmt oder<br />
Arten geschwächt sind, beeinträchtigt dies<br />
letztlich auch unsere Überlebenschancen.<br />
Laut dem Stockholm Resilience Centre ist<br />
der Verlust der biologischen Vielfalt die<br />
grösste Bedrohung für die Lebensfähigkeit<br />
unserer Erde, mehr noch als der Klimawandel<br />
(Rockström et al. 2009). Laut Barbara<br />
Dubach, Geschäftsführerin von Engageability,<br />
können «naturbasierte Lösungen eine<br />
transformative Wirkung auf die Entwicklung<br />
gesunder, sicherer und widerstandsfähiger<br />
Städte haben. Kleine Wälder anhand<br />
der Miyawaki-Methode stellen eine solche<br />
Lösung dar.»<br />
ÜBER DIE MIYAWAKI-METHODE<br />
UND SEINE WIRKUNG<br />
Dr. Akira Miyawaki, nach dem die Methode<br />
benannt ist, ist ein japanischer Botaniker<br />
und Träger des Blue Planet Award. Er entwickelte<br />
in den 1970er-Jahren eine effiziente<br />
Aufforstungsmethode, die auf kleinen<br />
Flächen eingesetzt werden kann und unterschiedliche<br />
Arten standortheimischer<br />
Bäume und Sträucher vorsieht. Neben der<br />
kühleren und sauberen Luft hat die Methode<br />
auch viele Vorteile gegenüber einem herkömmlichen<br />
Wald, wie zum Beispiel ein 10<br />
Mal schnelleres Wachstum, 100 Mal mehr<br />
Biodiversität oder 40 Mal mehr CO2-Absorbierung.<br />
Im Frühjahr <strong>2023</strong> wurde nach dieser Methode<br />
auf einem Grundstück der Stadt Zürich<br />
in Seebach bereits ein erster Miniwald<br />
errichtet. Das Projekt wurde von Stadtgrün<br />
initiiert und mit Freiwilligen aus der Nachbarschaft<br />
umgesetzt. Im November <strong>2023</strong><br />
entsteht der erste unternehmensbezogene<br />
Miniwald auf dem Werkareal Hagenholz der<br />
städtischen Dienstabteilung Entsorgung +<br />
Recycling Zürich (ERZ) am nördlichen<br />
Stadtrand. Neben dem erwähnten ökologischen<br />
Impakt kann ERZ durch den Einbezug<br />
der Mitarbeitenden beim Bepflanzungstag<br />
sowie die positive Assoziierung mit dem<br />
Vorhaben gleichzeitig von einem sozialen<br />
und ökonomischen Mehrwert profitieren.<br />
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IMMOBILIA / August <strong>2023</strong>