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immobilia 2023/08 - SVIT

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FOKUS INTERVIEW<br />

STADTKLIMA<br />

neuartige Lösungen, wie sie im heute allgegenwärtigen<br />

Wandel nötig sind, entstehen nur aus einer Neugier<br />

und dem Hinterfragen des Status quo. In diesem<br />

Punkt müssen wir die Angst vor dem Miteinander<br />

und einem möglichen Scheitern überwinden.<br />

Welche Herausforderungen kommen auf<br />

unsere Städte in den nächsten Jahren zu?<br />

Die Temperaturen werden weiter zunehmen und<br />

damit die Trockenheit, aber auch die Starkniederschläge.<br />

Wenn sich die Luft erwärmt, nimmt sie<br />

mehr Feuchtigkeit auf, die sich nach ihrer Sättigung<br />

in gewaltigen Mengen entlädt. Wir müssen uns also<br />

überlegen, wo und wie wir das Wasser ableiten<br />

oder noch besser speichern wollen. Hinzu kommt<br />

das Thema Biodiversität, inzwischen ist sie in den<br />

Städten sogar grösser als in Landwirtschaftszonen.<br />

Und zuletzt bleibt eine Reduktion der CO2-Emissionen<br />

ein wichtiges Ziel.<br />

Sie bearbeiten in Ihrem Büro auch internationale<br />

Aufträge. Wo steht die Schweiz im<br />

Vergleich zu anderen Ländern, was die Klimaqualität<br />

ihrer Städte betrifft?<br />

Die Schweiz ist in Sachen öffentlicher Verkehr führend.<br />

Darauf dürfen wir zu Recht stolz sein. Der öffentliche<br />

Verkehr wiederum hat sehr starke Auswirkungen,<br />

Stichwort CO2-Emissionen, auf das<br />

Stadtklima. Der nächste Schritt sollte sein, unser<br />

erfolgreiches System zeitgemäss mit grosszügigen<br />

E-Bike- und E-Auto-Infrastrukturen und Sharing-<br />

Modellen (z. B. einer stadteigenen Fahrzeugflotte)<br />

zu erweitern. Überragend ist die Schweiz auch im<br />

Bereich der Architektur und Gebäudetechnik. Beides<br />

– Verkehr und Gebäude (Heizung, Kühlung) –<br />

machen den Löwenanteil des CO2-Ausstosses aus.<br />

Die Schweiz hat also alle Voraussetzungen und<br />

auch das Geld dazu, an der Spitze mitzumachen.<br />

Diese Chance sollte sie unbedingt wahrnehmen<br />

und sich weiterentwickeln.<br />

Zum Schluss möchte ich noch über zwei<br />

internationale Projekte sprechen, die Sie<br />

derzeit bearbeiten: das Höhenentwicklungskonzept<br />

für die Stadt Karlsruhe und<br />

den Eco-Masterplan für Qatar. Was planen<br />

Sie dort?<br />

Die Stadt Karlsruhe gründet auf einer barocken<br />

Planstadt mit Schloss im Zentrum und einem strahlenförmigen<br />

Innenstadtgrundriss. Für das Hochhauskonzept<br />

haben wir uns folgende übergeordnete<br />

Fragen gestellt: Wie kann mit Hochhäusern<br />

das Stadtbild weiter akzentuiert, eine Innenverdichtung,<br />

ein gutes Stadtklima und sogar günstiger<br />

Wohnraum gefördert werden? Und spezifisch:<br />

Wo und unter welchen Voraussetzungen sollte ein<br />

Hochhaus in Karlsruhe genehmigt werden? Welche<br />

Anforderungen müssten an Gebäude und Umgebung,<br />

vor allem die Erdgeschosse und die umgebende<br />

Platzgestaltung gestellt werden? Unser<br />

Höhenentwicklungskonzept dient als Arbeitshilfe<br />

und Orientierungsrahmen für die zukünftige Entwicklung<br />

von Karlsruhe in der dritten Dimension.<br />

Bei dem Auftrag in den Emiraten erarbeiten wir<br />

mit einem internationalen und interdisziplinären<br />

Team einen Masterplan für einen Öko-Tourismus<br />

im Kontext eines Unesco-Weltkulturerbes. Dabei<br />

steht die Schaffung eines touristischen Landmarks<br />

mit Fokus auf den Umweltschutz und der<br />

Förderung der ökologischen Infrastruktur im Zentrum.<br />

Bei diesem Projekt sind wir für den Entwurf<br />

des Masterplans und die Erarbeitung einer Umsetzungsstrategie<br />

verantwortlich.<br />

IN DEN AUSBAU<br />

DER DIGITALEN<br />

UND GRÜNEN<br />

INFRASTRUKTUR<br />

MÜSSEN MEHR<br />

FINANZIELLE MIT­<br />

TEL FLIESSEN.<br />

*DIETMAR<br />

KNOPF<br />

Der diplomierte<br />

Architekt ist<br />

Chefredaktor der<br />

Zeitschrift Immobilia.<br />

8<br />

IMMOBILIA / August <strong>2023</strong>

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