immobilia 2023/08 - SVIT
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Stockwerkeigentümer. Der Verlängerungsvertrag ist<br />
öffentlich zu beurkunden und vor dem eigentlichen<br />
Datum des Heimfalles im Grundbuch einzutragen.<br />
Das Baurecht behält in diesem Fall den ursprünglichen<br />
Rang gegenüber den anderen beschränkten dinglichen<br />
Rechten (Rz. 157 zu Art. 712d).<br />
REGLEMENTARISCHES SONDER<br />
NUTZUNGSRECHT<br />
Ein reglementarisches Sondernutzungsrecht kann<br />
unter Vorbehalt einer abweichenden Vereinbarung ohne<br />
Zustimmung der Stockwerkeigentümerversammlung<br />
an einen anderen Stockwerkeigentümer, nicht<br />
aber an einen Dritten, abgetreten werden (Rz. 173 zu<br />
Art. 712a). Obschon an sich zulässig, empfiehlt es sich,<br />
ein solches Recht nicht als Personaldienstbarkeit zu<br />
Gunsten des aktuellen Stockwerkeigentümers zu begründen,<br />
da bei einer Veräusserung der Einheit dieses<br />
Recht nicht automatisch auf den Erwerber übergeht<br />
(Rz. 163 zu Art. 712a). Unzulässig ist die Belastung eines<br />
im Reglement verankerten Sondernutzungsrechts<br />
mit einer Dienstbarkeit.<br />
SCHIEDSKLAUSEL<br />
Sofern im Reglement eine Schiedsklausel enthalten<br />
ist, gilt diese nach der neusten Rechtsprechung<br />
des Bundesgerichts (analog einer Schiedsklausel in<br />
den Statuten einer Aktiengesellschaft) auch für jeden<br />
Erwerber einer Stockwerkeinheit. Er muss somit nicht<br />
schriftlich dazu einwilligen (Rz. 161 zu Art. 712g).<br />
QUERULANT<br />
Für die Stockwerkeigentümergemeinschaft ist der<br />
Umgang mit einem Querulanten sehr schwierig und oft<br />
aufreibend. Es gibt hier keine Patentlösung, aber trotzdem<br />
einige Leitgedanken (Rz. 206c zu Art. 712a).<br />
TECHNISCHE ENTWICKLUNG<br />
Auch zu den Beschlussfassungsmöglichkeiten bei<br />
der Versammlung der Stockwerkeigentümer aufgrund<br />
der technischen Entwicklung, beispielsweise einer Videokonferenz,<br />
befasst sich der Autor (Rz. 2a und 122 zu<br />
Art. 712m; Rz. 155b zu Art. 712g), dies auch nach der<br />
Notfallgesetzgebung von Covid-19.<br />
AIRBNB<br />
Der Autor geht davon aus, dass ein von der Stockwerkeigentümergemeinschaft<br />
erlassenes Verbot, die<br />
kurzfristige Vermietung von Wohnraum zur Verfügung<br />
zu stellen (beispielweise über die Internetplattform<br />
Airbnb), in touristischen Gebieten wohl unzulässig<br />
sei (Rz. 71 zu Art. 712a). Bei Wohnungen, die als<br />
Erstwohnung gelten, kann ein solches Verbot gemäss<br />
bundesgerichtlicher Rechtsprechung hingegen im Reglement<br />
vereinbart werden.<br />
FAZIT<br />
Die beim Stockwerkeigentum häufig vorkommenden<br />
Begriffe werden in einem separaten Glossar im<br />
Anhang erläutert. Wertvoll ist, dass alle Änderungen<br />
gegenüber der Vorauflage kursiv gedruckt sind. Benutzerfreundlich<br />
ist, dass die bisherige Nummerierung<br />
der Randziffern beibehalten wurde, wobei, sofern<br />
notwendig, die Randziffern unter der gleichen<br />
Nummer zusätzlich einen Buchstaben aufweisen,<br />
beispielsweise Rz. 35a. Erwähnenswert ist, dass bei<br />
jedem amtlich publizierten Bundesgerichtsurteil jeweils<br />
nicht nur der Band, sondern auch das Jahr angegeben<br />
ist, Beispiel: BGE 112 / 1986 II 312 (anstatt<br />
BGE 112 II 312), sodass der Leser den Entscheid zeitlich<br />
besser einordnen kann.<br />
Man spürt beim Autor, dass er stark mit der Praxis<br />
verbunden ist. Die Kommentierung verliert deshalb<br />
nie den Bezug zur praktischen Umsetzung. Der Autor<br />
hat seinen Kommentar nicht nur weitergeführt, sondern<br />
auch weiterentwickelt. Das gebündelte Wissen<br />
zum Stockwerkeigentum ist 1,6 Kilogramm schwer,<br />
was den Stellenwert des Kommentars anzudeuten<br />
vermag. Dass bei der vorliegenden Auflage die Tochter<br />
des Autors mitgewirkt hat, zeigt die besondere Affinität<br />
der Familie Wermelinger zum Stockwerkeigentum.<br />
Wir verfolgen hier mit Bewunderung und<br />
Interesse die Weiterentwicklung. Der Kommentar<br />
ist ein wertvoller Wissensspeicher, der immer rasch<br />
zur Hand ist und auf alle sich stellenden Fragen sehr<br />
verständlich und fundiert eine Antwort gibt. Deshalb<br />
wird er von den Gerichten, den Grundbuchämtern,<br />
der Anwaltschaft, dem Notariat und den Verwaltungen<br />
von Stockwerkeigentum sehr geschätzt. Er kann<br />
uneingeschränkt empfohlen werden.<br />
BUCHINFORMATION<br />
Amédéo Wermelinger in Zusammenarbeit mit Noémie<br />
Wermelinger, Das Stockwerkeigentum, Kommentar der<br />
Artikel 712a bis 712t des Schweizerischen Zivilgesetzbuches,<br />
3. Auflage, 1050 Seiten, gebunden, Zürich/Genf<br />
<strong>2023</strong> (Schulthess), 268 CHF, ISBN 978-3-7255-8436-9<br />
FÜR DEN<br />
QUERULANTEN<br />
GIBT ES KEINE<br />
PATENTLÖSUNG.<br />
*PROF. DR. IUR.<br />
ROLAND PFÄFFLI<br />
*PROF. DR. IUR.<br />
ROLAND PFÄFFLI<br />
Der Autor ist Notar und<br />
em. Titularprofessor<br />
für Privatrecht an der<br />
Universität Freiburg.<br />
IMMOBILIA / August <strong>2023</strong> 35