Wirtschafts-News_UmbrellaSky_2023
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Business und Armut<br />
32<br />
Wenn Welten sich begegnen<br />
Das Liebfrauenkloster in Frankfurt am Main ist eine Oase der Ruhe im Trubel der Bankenstadt. Hier,<br />
im Franziskustreff, kümmert man sich um Menschen, die auf der Straße leben.<br />
„Ich habe hier meinen Traumjob gefunden - ich<br />
kann Menschen glücklich machen, Arme und<br />
Reiche. Das macht mich reich“, strahlt mich Rubén<br />
Zárate an. Wir sitzen bei Gebäck und Kaffee in<br />
einem nüchternen Raum im Liebfrauenkloster<br />
in der City von Frankfurt am Main. Der 56jährige<br />
ist auf 3.800 Meter im Hochland Perus aufgewachsen,<br />
auf dem Dorf. Seit 33 Jahren ist er<br />
in Deutschland, inzwischen als „Wohltäter-Berater“<br />
der Franziskustreff-Stiftung, die Obdachlose<br />
unterstützt. Eigentlich wollte er Medizin<br />
studieren, war dann BWLer, Immobilienmakler<br />
und Unternehmensberater, hatte auch eine Zeitlang<br />
ein eigenes Label für Luxus-Alpakamode.<br />
Ein sensibler, freundlicher Mensch, dem Bedürftige<br />
mit ihren existenziellen Ängsten am Herzen<br />
liegen. Er kümmert sich darum, dass vermögende<br />
Privatleute und Firmen Geld für die Menschen<br />
auf Frankfurts Straßen geben. Jeden Morgen<br />
bekommen hier bis zu 180 obdachlose und arme<br />
Frauen und Männer menschliche Wärme. Und<br />
ein richtig gutes Frühstück, für einen Beitrag von<br />
50 Cent. Würde ist den Organisatoren<br />
wichtig. Es soll nicht einfach nur ein<br />
Almosen sein.<br />
Eine persönliche Krise als Motor<br />
Rubén Zárate kennt viele Tiefpunkte im Leben.<br />
2002 war er in einer großen persönlichen Krise,<br />
ein Gehirntumor war entdeckt worden, er musste<br />
operiert werden. Es ging alles gut, doch danach<br />
wusste er nicht wohin mit sich und seinem Leben.<br />
In dieser Situation fand er eine Heimat in<br />
der Kirchengemeinde des Liebfrauenklosters.<br />
Irgendwann sprach ihn Bruder Paulus an, ob er<br />
sich vorstellen könnte, den Kontakt zu potenziellen<br />
Geldgebern für die soziale Arbeit zu machen.<br />
„Ich war sofort begeistert von der Idee“,<br />
erzählt der Mann mit dem geschmackvollen<br />
Outfit. „Ich weiß selber, wie es ist, ohne Arbeit<br />
und Geld zu sein, keine Heimat zu haben. Deshalb<br />
helfe ich hier gern“, meint er und rührt<br />
nachdenklich in seinem Kaffee. Er wohnt inzwischen<br />
mit seinen beiden „Hundesenioren“, wie<br />
er sie nennt, auf einem abgelegenen Bauernhof<br />
im Taunus. Zum Ausgleich. Ob ihn diese soziale<br />
Arbeit ganz ausfüllt? „Vielleicht gibt es daneben<br />
bald nochmal etwas Neues“, lächelt er zum<br />
Abschied. „Ich habe auch noch Lust auf etwas<br />
Eigenes.“<br />
„Medien-Mönch“ und Helfer<br />
der Obdachlosen<br />
Es gibt Ähnlichkeiten zwischen den beiden Männern,<br />
und doch sind sie ganz verschieden: Bruder<br />
Paulus Terwitte, bekannt aus den 2000er<br />
Jahren als „Manager-Mönch“ mit viel Medienpräsenz,<br />
sitzt mir anschließend in der<br />
braunen Mönchskutte der Kapuziner gegenüber,<br />
bei Apfelschorle und Käseschnittchen.<br />
Bruder Paulus Terwitte und Rubén Zárate