Kind+Kegel DRESDEN Herbst 2023
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TRAUER & ABSCHIED
Nichts anderes zählt,“ erzählt Maik. Als Steffi 2013 spürte,
dass etwas nicht stimmte, war sie zum zweiten Mal schwanger
– im 8. Monat. Das Baby sollte normal geboren werden.
Bindung durch Stillen erfahren. Deswegen die Untersuchungen
und die Gewissheit „Hirntumor“
erst später.
Selbst nach der schweren OP gaben die
Ärzte der damals 31-jährigen noch maximal
drei Jahre. Es wurden am Ende neun
– Dank der Kämpfernatur der Mutter, dem
engen Zusammenhalt der Familie und dem
Festhalten an Routinen. Steffi und Maik liebten
ihre Jobs und haben sie mit Leib und
Seele ausgefüllt, sich durchgebissen, bis
es für Steffi gar nicht mehr ging. Da waren
die Jungs Max und Toni 11 und 9 Jahre alt.
„Wir sind in dieser Zeit immer weiter zusammengerückt
und haben uns gegenseitig
Trost gegeben. Man hat einfach funktioniert
und Stärke gezeigt. Wir wollten für die
Jungs immer ein gutes Vorbild sein, dass
man alles schaffen kann. Die Kinder haben wir immer mit
ins Boot geholt. Zuletzt, als das Laufen, Sprechen und alles
andere immer schlechter gingen, mussten die Jungs ihrem
Vater auch einfach helfen. „Sie haben sich aber auch ihre
Schutzräume gesucht. Das Kuschelzelt im Kinderzimmer
wurde zum Rückzugsort.“
Die letzten fünf Wochen verbrachte Steffi im Marien-Hospiz
am Krankenhaus St. Joseph-Stift in Dresden. Das war eine
intensive und kostbare Zeit für die Familie, um langsam
Abschied zu nehmen und Fürsorge zu bekommen. Hier
kümmert man sich nicht nur um die Menschen, bei denen
Heilung nicht mehr möglich ist. Hier bekommen auch die
Angehörigen umfassende Zuwendung. „Menschen, die
einander nahestehen, trauern, wenn sie sich trennen müssen.
Sie trauern umso mehr, je näher sie sich standen und
je endgültiger der Abschied ist. Kinder haben zunächst kein
Bild vom Tod, kennen Abschied nur als einen
vorübergehenden Zustand. Sie sollten ihrem
Alter entsprechend verstehen können, was
mit dem Kranken geschieht, dass ein Abschied
bevorsteht, der endgültig ist und darüber
auch Erwachsene traurig sind. Wichtig
für Kinder ist, dass sie mit ihren Fragen nicht
allein gelassen werden und einen Ansprechpartner
haben,“ sagt Dr. med. Barbara Schubert,
Chefärztin der Klinik für Innere Medizin,
Geriatrie und Palliativmedizin am Krankenhaus
St. Joseph-Stift Dresden.
Der christliche Hospizdienst in Dresden begleitet
Maik, Max und Toni weiterhin, solange
sie es eben brauchen. „Die Kinder fordern es
ein. Es tut ihnen gut,“ sagt Maik. Was der Familie
auch gut tut, sind die vielen kleinen Rituale, die ihnen
helfen, Mama weiter um sich zu haben. So gibt es die kleine
Ecke im Wohnzimmer, in der immer eine Kerze brennt
und das Steinherz in der Hosentasche. Oder es wird Mamas
Lieblingsessen gemeinsam gekocht. Wenn der Regenbogen
am Himmel besonders schön ist, dann hat ein Engel
den geschickt. (as)
In Kooperation mit dem
Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden
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KINDER TRAUERN
anders
Wenn Kinder Abschied nehmen,
brauchen Sie Orte der Erinnerung und
geschützte Räume
Der Verlust eines geliebten Menschen
trifft das Leben eines Kindes ebenso
wie uns Erwachsene. Manchmal
scheint es aber verwirrend, wenn Kinder
auf die Nachricht des Todes einer
nahestehenden Person erstmal keine
bedeutende Reaktion zeigen. Denn
Kinder trauern anders – und brauchen
in ihrer Trauer vor allem liebevolle Unterstützung,
Wahrheit, Klarheit und
einfache Antworten. Trauer ist eine
Reaktion eines Menschen auf alle für
ihn bedeutenden Verluste – und dazu
können auch Haustiere gehören. Kinder
trauern in Phasen – man könnte es sich
vorstellen, als würden sie von Pfütze zu
Pfütze springen, denn in manchen Momenten
spielen Kinder dann ausgelassen
und fröhlich, im nächsten Moment
können sie große Traurigkeit oder Wut
zeigen. Hinter der Wut steckt oft ein
Gefühl der Ohnmacht, ein Gefühl nichts
gegen den Verlust des Menschen oder
Haustieres tun zu können.
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