Kind+Kegel DRESDEN Herbst 2023
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TRAUER & ABSCHIED
Kinder erwarten wahre und ehrliche
und je nach Alter des Kindes einfache
und klare Antworten. Wir können den
Kindern aufrichtig erklären, was wir
wissen: dass das Herz aufgehört hat zu
schlagen, dass der Mensch nicht mehr
atmet. Dass der Körper des Menschen
beerdigt oder verbrannt wird. Gemeinsam
mit den Kindern können wir Orte,
Momente oder Dinge kreieren, in denen
wir uns an den verstorbenen Menschen
mit seinem Wesen, seiner Seele,
seiner Persönlichkeit und mit dem, was
ihn ausgemacht hat, gern erinnern. Der
Phantasie sind keine Grenzen gesetzt
und gemeinsam mit den Kindern können
Orte des Erinnerns, der Verbundenheit
und der schönen Momente
gefunden werden.
Häufig werden Kinder von vornherein
von Beerdigungen ausgeschlossen.
Kinder fehlt dann die Möglichkeit,
sich vom verstorbenen Menschen zu
verabschieden. Erwachsene sollten
Kinder fragen, ob sie an der Beerdigung
teilnehmen möchten. Um das
entscheiden zu können, sollten Kinder
auf Beerdigungen vorbereitet werden
und erfahren dürfen, was bei der Beerdigung
passiert. Je detaillierter Kinder
informiert werden, umso besser können
sie entscheiden, ob sie teilnehmen
möchten. Kindern hilft es auch, an den
Vorbereitungen beteiligt zu werden:
sie könnten mitentscheiden, welche
Blumen als Schmuck gewählt werden
oder welche Musik gespielt wird.
Nachdem von dem verstorbenen
Menschen Abschied genommen werden
konnte, ist es für alle hilfreich,
gemeinsam Rituale zu finden, um an
den Verstorbenen zu denken, über ihn
zu sprechen, sich Fotos anzuschauen
oder über gemeinsame Erlebnisse zu
erzählen.
Aber auch Normalität und Alltag und
ein gut strukturierter Tagesablauf geben
Halt: der Besuch von Kindergarten
und Schule stellt für Kinder meist
ein Schutzraum dar, eine ‚trauerfreie
Zone‘, in welcher sie ihren Interessen
mit Freunden und dem Bedürfnis nachgehen
können, einfach frei und fröhlich
zu spielen und zu toben.
Trauer ist ein Prozess, der Zeit braucht
und kein festgelegtes Ende hat. Erwachsene
meinen dann manchmal,
dass ‚jetzt aber auch wieder gut ist mit
traurig sein‘. Die Dauer der Trauer ist
dabei nicht ausschlaggebend, wichtig
ist das Trauer möglich ist und begleitet
wird. Dafür gibt es in Sachsen in vielen
großen und kleinen Städten Trauerbegleitungsgruppen
für Kinder. Die wichtigste
Erfahrung hier ist: Ich bin nicht
alleine in meiner Trauer. (kh)
VIELE WEITERE WICHTIGE
LITERATUR-TIPPS UND
ANSPRECHPARTNER FINDET
IHR HIER.
„Diesen Abschied
gibt es nur einmal“
Kathrin Dahl begleitet Eltern auf dem
letzten Weg ihrer Kinder
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Es gibt Ereignisse, die uns tief erschüttern. Zu diesen gehört auch die Fehl- oder Totgeburt
eines Kindes. Außenstehende meinen häufig, diese Babys hätten „noch gar nicht richtig gelebt“
und denken, ein solcher Verlust sei leichter zu verkraften. Doch auch diese Kinder werden von
ihren Eltern tief betrauert. Sie haben sie von der ersten Minute an geliebt, sich auf sie gefreut
und werden sie für immer vermissen. „Auch aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Trauer
um ein sogenanntes Sternenkind leider immer noch tabuisiert wird. Doch egal wie alt das Kind
war, für die allermeisten Eltern bricht buchstäblich eine Welt zusammen. Viele Trauernde erleben
die erste Zeit nach dem Tod des Kindes in einem Schockzustand. Sie sind verzweifelt,
leer, haben Wut oder Schuldgefühle. Deshalb ist es mir besonders wichtig, die Eltern beim
Abschiednehmen einfühlsam ‚an die Hand zu nehmen‘ und zu begleiten“, erzählt Kathrin Dahl.
Die Bestatterin aus der ANTEA-Filliale auf der Großenhainer Straße in Dresden bezieht Eltern,
Großeltern und Geschwister so behutsam wie möglich ein. Etwa bei einer Abschiednahme, bei
der die Eltern ihr Kind selbst waschen, anziehen und in den Sarg legen dürfen. Auch bei Gestaltung
von Sarg oder Urne und bei der Planung einer individuellen Trauerfeier ist sie an ihrer
Seite. „Es wirkt sich sehr positiv auf den weiteren Trauerprozess aus, wenn die Betroffenen vieles
selbst tun können“, weiß Kathrin Dahl aus zahlreichen Begleitungen. Diesen Abschied gebe
es nur einmal. Auch später sollen die Eltern sagen können: „So traurig es war, so schmerzlich
es bleibt, wir haben es richtig und gut gemacht.“ www.antea.de