13.09.2023 Aufrufe

Emsblick Haren - Heft 76 (September/Oktober 2023)

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

ANZEIGE<br />

„Der Kartoffelkäfer“<br />

So manch einer wird sich in den vergangenen Wochen darüber gewundert haben, dass bei ihm<br />

auf der Terrasse oder in der Auffahrt ein kleiner, recht gut anzusehender Käfer seine Runden dreht.<br />

Julikäfer oder aber auch Franzosenkäfer wird er landläufig<br />

genannt. Dabei handelt es sich um einen Blattkäfer<br />

mit dem exakten Namen Coloradokäfer. Die Bauern nennen<br />

ihn Kartoffelkäfer. Er ist gefürchtet bei ihnen, weil<br />

der Schädling in kürzester Zeit große Schäden auf den<br />

Kartoffelfeldern anrichten kann. Über die Raupenfliege,<br />

die den Käfer als ihren Wirt nutzen, kommen sie auf die<br />

Felder und verbreiten sich dort rasend schnell.<br />

Bereits Ende Mai, wenn die ersten Blätter aus dem Boden<br />

sprießen, werden sie befallen. Dann hat der Käfer<br />

den Winter über im Boden verbracht und dort überwintert.<br />

Nach zwei Wochen, in denen er sich oft unentdeckt<br />

voll gefressen hat, paaren sie sich und die Weibchen legen<br />

ihre unzähligen Eier an die Unterseite der Blätter ab.<br />

Nach ca. zwei Wochen sind aus ihnen neue Käfer geworden,<br />

die sich ebenso schnell vermehren.<br />

Der ca. 7 bis 15 Millimeter großen, schwarz-gelb gestreifte<br />

Käfer gehört nach wie vor zu den gefährlichsten<br />

Schädlingen.<br />

Mit Kartoffeln, die von Amerika, genauer gesagt, seinerzeit<br />

von den Rocky Mountains aus nach Europa verschifft<br />

wurden, gelangte der Käfer über die Häfen von Liverpool<br />

und Rotterdam bereits im 19. Jahrhundert nach Europa.<br />

In den zwanziger-Jahren vernichtete die Käferplage in<br />

Frankreich die allermeisten Kartoffelernten. Mit drastischen<br />

Folgen für die Bevölkerung. Schließlich zählen<br />

Kartoffeln zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln<br />

überhaupt.<br />

Bereits in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg wurde der so<br />

genannte „Kartoffelkäfer-Abwehrdienst“ kurz KAD vom<br />

Bund eingeführt.<br />

Im Nachkriegsjahr 1947 hatte der Kartoffelkäfer<br />

auch hier in <strong>Haren</strong> die Felder besonders stark<br />

heimgesucht. Hilfesuchend wanden sich die Bauern<br />

an die Gemeinde, um einem völligen Ernteausfall<br />

der Kartoffeln Herr zu werden.<br />

In Schulen wurden wurden kindgerechte und anschauliche<br />

Fibeln verteilt, die Kinder geschult und die<br />

zu Sammeleinsätzen auf den bedrohten Feldern eingesetzt.<br />

Unter Anleitung der Lehrer erhielten die Schüler kleine,<br />

oft mit Petroleum oder altem Öl versehene Flaschen<br />

oder Blechdosen. Damit sollten sie Reihe um Reihe Ausschau<br />

nach dem gefürchteten gestreiften Schädling,<br />

seinen roten Larven und den Blättern mit den gelben<br />

Käfereiern halten. Die gesammelten Schädlinge<br />

landeten dann in den Flaschen oder Dosen und<br />

wurden anschließend auf nimmer wiedersehen<br />

verbrannt, oder einfach und pragmatisch den<br />

Hühnern zum Picken vorgeworfen.<br />

„Jetzt fressen sie, wohin man schaut, Kartoffelkraut,<br />

Kartoffelkraut.<br />

Die Stauden erst so herrlich grün, sie<br />

werden kahl, sie schwinden hin“, hieß<br />

es in einigen Versen über den gemeinen<br />

Käfer.<br />

Die Bauern wissen sich heute gegen<br />

die Kartoffelkäfer zu wehren.<br />

In privaten Gärten sollte jeder<br />

Gärtner seine Kartoffelpflanzen<br />

genau unter die Lupe<br />

nehmen und die ersten<br />

Larven gleich absammeln.<br />

Auch die gute alte selbst<br />

angesetzte Brennesseljauche,<br />

so wie es unsere<br />

Großeltern gemacht<br />

haben, soll dem<br />

Kartoffelkäfern so<br />

gar nicht gut bekommen.<br />

Von<br />

Luise Schulte-Jerchel<br />

<strong>September</strong>-<strong>Oktober</strong> <strong>2023</strong> – emsblick | 45

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!