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Foto: Adobe Stock<br />
BILDUNG<br />
Mobbing am Arbeitsplatz<br />
Rechtsberatung der Arbeitnehmerkammer unterstützt Betroffene<br />
Die Rechtsberatung unterstützt von<br />
Mobbing am Arbeitsplatz Betroffene<br />
durch eine Einschätzung der Situation<br />
und durch das Aufzeigen konkreter<br />
Handlungsoptionen. Wir haben der Arbeitnehmerkammer<br />
<strong>Bremen</strong> einige zentrale<br />
Fragen rund um das Thema Mobbing am<br />
Arbeitsplatz gestellt.<br />
Wie definiert sich der Begriff Mobbing<br />
rechtlich?<br />
Das Bundesarbeitsgericht definiert Mobbing<br />
als ein systematisches Anfeinden,<br />
Schikanieren und Diskriminieren von Arbeitnehmer:innen<br />
untereinander oder im<br />
Speziellen durch Vorgesetzte, dann ist es<br />
sogenanntes Bossing. Charakteristisch ist,<br />
dass die Herabwürdigungen durch eine<br />
Vielzahl von im Kontext zu verstehenden<br />
Einzelhandlungen erfolgt. Ob im Einzelfall<br />
Mobbing vorliegt, muss anhand einer objektiven<br />
Einschätzung festgestellt werden.<br />
Dazu gehört zum Beispiel auch, dass man<br />
die Verhaltensweisen im Betrieb prüft.<br />
Wie kann sich Mobbing am Arbeitsplatz<br />
äußern?<br />
Die Klaviatur des Mobbings ist facettenreich<br />
und kann offene Anfeindungen, grobe<br />
Scherze, Einschüchterungen, Beleidigungen,<br />
Anspielungen oder die Verweigerung<br />
von selbstverständlichen Hilfen und die<br />
Missachtung von üblichen Höflichkeitsformen<br />
beinhalten. Auch kommt es vor, dass<br />
Arbeitsaufgaben entzogen oder die Betroffenen<br />
isoliert werden.<br />
Wo liegen die Ursachen?<br />
Mobbing basiert häufig auf einem gruppendynamischen<br />
Verhalten. Es ist von erheblicher<br />
Bedeutung, wie Vorgesetzte und<br />
Betriebs- und Personalräte sich Mobbingvorfällen<br />
gegenüber verhalten. Eine Toleranz<br />
oder gar Mitwirkung begünstigt ein<br />
Klima, in dem es häufiger zu Mobbingverhalten<br />
kommen kann. Auch Frust innerhalb<br />
der Belegschaft durch Über- oder Unterforderung<br />
sowie ein erhöhtes Stresslevel begünstigen<br />
Mobbing am Arbeitsplatz.<br />
Wer sind die Mobbenden?<br />
Das kann jeder und jede sein, der oder die<br />
sich an Ausgrenzung oder Diskriminierung<br />
beteiligt. Das Ausmaß ist hierbei nicht entscheidend,<br />
da schon gelegentliche Vorfälle<br />
erhebliche Auswirkungen haben können.<br />
Was sind die Folgen und Konsequenzen<br />
von Mobbing am Arbeitsplatz?<br />
Die von Mobbing Betroffenen haben in der<br />
Regel einen schweren Leidensweg hinter<br />
sich. Sie erkranken oder kündigen ihren Job.<br />
Im Einzelfall können sie zur Verweigerung<br />
der Arbeitsleistung oder auch zur außerordentlichen<br />
Kündigung berechtigt sein.<br />
Mobbende Kolleg:innen können abgemahnt<br />
und auch gekündigt werden. Für sie<br />
besteht das Risiko, von den Betroffenen auf<br />
Schadensersatz in Anspruch genommen zu<br />
werden. Im Einzelfall können die Handlungen<br />
strafrechtlich relevant sein, wenn<br />
beispielsweise beleidigende Äußerungen<br />
getätigt werden oder die Schwelle zur sexuellen<br />
Belästigung überschritten wird.<br />
Arbeitgebende sind gut beraten, gegen<br />
Mobbende einzuschreiten. Die Haftung für<br />
sie ist schärfer, da sie gegenüber ihren Mitarbeitenden<br />
eine Fürsorgepflicht haben.<br />
Was raten Sie Betroffenen und an wen<br />
können sie sich wenden?<br />
Zunächst einmal schauen wir uns den Einzelfall<br />
an, um dann gemeinsam die arbeitsrechtlichen<br />
Möglichkeiten abzuschätzen.<br />
Darüber hinaus kann auch eine psychologische<br />
Begleitung oder Selbsthilfegruppe<br />
hilfreich sein. Bei der Arbeit sollte man<br />
daran denken, Vorgesetzte in die Pflicht zu<br />
nehmen, damit gegen die mobbenden Kolleg:innen<br />
arbeitsrechtliche Maßnahmen<br />
ergriffen werden. Nicht zuletzt sollte man<br />
auch den Betriebsrat beteiligen, der gesetzlich<br />
zur Überwachung gerechter Verhältnisse<br />
im Betrieb verpflichtet ist.<br />
Sind diese Maßnahmen zielführend?<br />
In der Praxis haben Mobbingopfer häufig<br />
keine Chance, im Betrieb etwas für sich zu<br />
verbessern. Wenn die Arbeit unerträglich<br />
wird, sollten die Betroffenen sich ärztliche<br />
und/oder psychologische Unterstützung<br />
holen und in Absprache mit Arzt oder Ärztin<br />
nicht mehr weiterarbeiten. Denn Mobbing<br />
macht krank. Perspektivisch ist in<br />
einem solchen Fall ein Jobwechsel sicherlich<br />
das Beste. (SM)<br />
Infos: www.arbeitnehmerkammer.de/mobbing<br />
arbeitnehmerkammer.de<br />
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