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STADTMAGAZIN Bremen Oktober 2023

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Foto: Adobe Stock<br />

BILDUNG<br />

Mobbing am Arbeitsplatz<br />

Rechtsberatung der Arbeitnehmerkammer unterstützt Betroffene<br />

Die Rechtsberatung unterstützt von<br />

Mobbing am Arbeitsplatz Betroffene<br />

durch eine Einschätzung der Situation<br />

und durch das Aufzeigen konkreter<br />

Handlungsoptionen. Wir haben der Arbeitnehmerkammer<br />

<strong>Bremen</strong> einige zentrale<br />

Fragen rund um das Thema Mobbing am<br />

Arbeitsplatz gestellt.<br />

Wie definiert sich der Begriff Mobbing<br />

rechtlich?<br />

Das Bundesarbeitsgericht definiert Mobbing<br />

als ein systematisches Anfeinden,<br />

Schikanieren und Diskriminieren von Arbeitnehmer:innen<br />

untereinander oder im<br />

Speziellen durch Vorgesetzte, dann ist es<br />

sogenanntes Bossing. Charakteristisch ist,<br />

dass die Herabwürdigungen durch eine<br />

Vielzahl von im Kontext zu verstehenden<br />

Einzelhandlungen erfolgt. Ob im Einzelfall<br />

Mobbing vorliegt, muss anhand einer objektiven<br />

Einschätzung festgestellt werden.<br />

Dazu gehört zum Beispiel auch, dass man<br />

die Verhaltensweisen im Betrieb prüft.<br />

Wie kann sich Mobbing am Arbeitsplatz<br />

äußern?<br />

Die Klaviatur des Mobbings ist facettenreich<br />

und kann offene Anfeindungen, grobe<br />

Scherze, Einschüchterungen, Beleidigungen,<br />

Anspielungen oder die Verweigerung<br />

von selbstverständlichen Hilfen und die<br />

Missachtung von üblichen Höflichkeitsformen<br />

beinhalten. Auch kommt es vor, dass<br />

Arbeitsaufgaben entzogen oder die Betroffenen<br />

isoliert werden.<br />

Wo liegen die Ursachen?<br />

Mobbing basiert häufig auf einem gruppendynamischen<br />

Verhalten. Es ist von erheblicher<br />

Bedeutung, wie Vorgesetzte und<br />

Betriebs- und Personalräte sich Mobbingvorfällen<br />

gegenüber verhalten. Eine Toleranz<br />

oder gar Mitwirkung begünstigt ein<br />

Klima, in dem es häufiger zu Mobbingverhalten<br />

kommen kann. Auch Frust innerhalb<br />

der Belegschaft durch Über- oder Unterforderung<br />

sowie ein erhöhtes Stresslevel begünstigen<br />

Mobbing am Arbeitsplatz.<br />

Wer sind die Mobbenden?<br />

Das kann jeder und jede sein, der oder die<br />

sich an Ausgrenzung oder Diskriminierung<br />

beteiligt. Das Ausmaß ist hierbei nicht entscheidend,<br />

da schon gelegentliche Vorfälle<br />

erhebliche Auswirkungen haben können.<br />

Was sind die Folgen und Konsequenzen<br />

von Mobbing am Arbeitsplatz?<br />

Die von Mobbing Betroffenen haben in der<br />

Regel einen schweren Leidensweg hinter<br />

sich. Sie erkranken oder kündigen ihren Job.<br />

Im Einzelfall können sie zur Verweigerung<br />

der Arbeitsleistung oder auch zur außerordentlichen<br />

Kündigung berechtigt sein.<br />

Mobbende Kolleg:innen können abgemahnt<br />

und auch gekündigt werden. Für sie<br />

besteht das Risiko, von den Betroffenen auf<br />

Schadensersatz in Anspruch genommen zu<br />

werden. Im Einzelfall können die Handlungen<br />

strafrechtlich relevant sein, wenn<br />

beispielsweise beleidigende Äußerungen<br />

getätigt werden oder die Schwelle zur sexuellen<br />

Belästigung überschritten wird.<br />

Arbeitgebende sind gut beraten, gegen<br />

Mobbende einzuschreiten. Die Haftung für<br />

sie ist schärfer, da sie gegenüber ihren Mitarbeitenden<br />

eine Fürsorgepflicht haben.<br />

Was raten Sie Betroffenen und an wen<br />

können sie sich wenden?<br />

Zunächst einmal schauen wir uns den Einzelfall<br />

an, um dann gemeinsam die arbeitsrechtlichen<br />

Möglichkeiten abzuschätzen.<br />

Darüber hinaus kann auch eine psychologische<br />

Begleitung oder Selbsthilfegruppe<br />

hilfreich sein. Bei der Arbeit sollte man<br />

daran denken, Vorgesetzte in die Pflicht zu<br />

nehmen, damit gegen die mobbenden Kolleg:innen<br />

arbeitsrechtliche Maßnahmen<br />

ergriffen werden. Nicht zuletzt sollte man<br />

auch den Betriebsrat beteiligen, der gesetzlich<br />

zur Überwachung gerechter Verhältnisse<br />

im Betrieb verpflichtet ist.<br />

Sind diese Maßnahmen zielführend?<br />

In der Praxis haben Mobbingopfer häufig<br />

keine Chance, im Betrieb etwas für sich zu<br />

verbessern. Wenn die Arbeit unerträglich<br />

wird, sollten die Betroffenen sich ärztliche<br />

und/oder psychologische Unterstützung<br />

holen und in Absprache mit Arzt oder Ärztin<br />

nicht mehr weiterarbeiten. Denn Mobbing<br />

macht krank. Perspektivisch ist in<br />

einem solchen Fall ein Jobwechsel sicherlich<br />

das Beste. (SM)<br />

Infos: www.arbeitnehmerkammer.de/mobbing<br />

arbeitnehmerkammer.de<br />

WEIL DU RECHTE HAST<br />

beraten wir Dich rechtsverbindlich, wenn es im Job Probleme gibt.<br />

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