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Söflinger Herbst-Anzeiger 2023

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22 | <strong>Söflinger</strong> <strong>Anzeiger</strong> Garten<br />

Ausgabe 03 | Oktober <strong>2023</strong><br />

<strong>Herbst</strong><br />

Sommerduft und Hagebutten-<strong>Herbst</strong>leuchten: Wildrosen<br />

Wenn der Sommer seinen Zenit<br />

überschritten hat, beginnen<br />

die Hagebutten zu leuchten.<br />

Sie sind die orangefarbenen<br />

und roten Früchte der sogenannten<br />

Wildrosen.<br />

Bei den Pflanzen dieser Rosenklasse<br />

handelt es sich um Exemplare<br />

reiner Arten und ihrer<br />

Sorten – im Vergleich zu anderen<br />

Rosenklassen, die aus Kreuzungen<br />

hervorgegangen sind.<br />

Und sie sind robust: Der Rosengärtner<br />

Werner Ruf aus Bad<br />

Nauheim bezeichnet die Wildrosen<br />

als Pionierpflanzen: „Das<br />

bedeutet, sie braucht keine<br />

Düngung und wenig gärtnerische<br />

Aufmerksamkeit.“<br />

Diese Rosen sind daher in Bezug<br />

auf anhaltende Trockenheit<br />

standhafter und haben seltener<br />

Krankheiten oder Schädlinge.<br />

Das macht sie auch für den<br />

Hausgarten attraktiv – zusätzlich<br />

zu ihren hübschen und oft<br />

duftenden Blüten.<br />

Wildrosen sind nicht nur hübsch, sondern auch ideale Gartenpflanzen.<br />

Wildrosen erweitern außerdem<br />

das Nahrungsangebot für<br />

Tiere im Garten: Im Frühsommer<br />

liefern sie jede Menge Pollen<br />

für Bienen, Hummeln und<br />

andere Insekten. Die reifen Hagebutten<br />

locken in der zweiten<br />

Jahreshälfte Vögel an. Von ihrem<br />

Vorrat können die gefiederten<br />

Gartengäste meist bis in den<br />

Winter essen.<br />

Sträucher statt Stöcke<br />

Wildrosen wachsen in der Regel<br />

strauchig, manche Arten bilden<br />

auch Ausläufer im Boden. Dadurch<br />

wachsen sie schnell in die<br />

Breite. Davon sollen sich Gartenbesitzer<br />

nicht abschrecken<br />

lassen, so Werner Ruf.<br />

„Natürlich werden einige<br />

Wildrosen schnell sehr groß,<br />

aber es lohnt sich im breitgefächerten<br />

Sortiment der Rosenbaumschulen<br />

nach passenden,<br />

klein bleibenden Arten zu suchen“,<br />

sagt der Experte und<br />

nennt als Beispiel die Apfelrose.<br />

Sie wird zwar rund 150 Zentimeter<br />

hoch, aber im Wuchs<br />

zeigt sie sich kompakt und damit<br />

für kleine Gärten geeignet.<br />

„An dieser Rose erkennt man,<br />

dass Wildrosen etwas Besonderes<br />

sind“, führt der Rosengärtner<br />

aus und vergleicht den Duft<br />

der jungen Blätter mit dem von<br />

reifen Äpfeln.<br />

Eine weitere kompakt wachsende<br />

Wildrose trägt den Namen<br />

„Apple Jack“. Für Werner<br />

Ruf punktet die Art nicht nur<br />

mit Robustheit, sondern auch<br />

mit einfachen bis leicht gefüllten<br />

Blüten, die sich kontinuierlich<br />

den ganzen Sommer bilden.<br />

„Gleichzeitig wachsen und<br />

reifen die Hagebutten“, beschreibt<br />

der Rosengärtner den<br />

Reiz dieser Rose, die gut einen<br />

Meter hoch wird.<br />

Von Kamtschatka bis Sylt<br />

Zu den populären Wildrosen<br />

zählt die Kartoffelrose, die häufig<br />

auch als „Sylter Rose“ bezeichnet<br />

wird. Sie stammt ursprünglich<br />

von der Kamtschatka-Halbinsel<br />

ganz im Osten<br />

Russlands. Daher hat sie eine<br />

hohe Resistenz gegen das Erfrieren<br />

und Krankheiten wie<br />

den Sternrußtau. „Diese Rose<br />

ist sehr anpassungsfähig an den<br />

Boden. Lediglich der Kalkgehalt<br />

darf nicht zu hoch sein“, erläutert<br />

Ruf.<br />

Es gibt zahlreiche Sorten mit<br />

besonderen Blütenfarben und<br />

-formen. Für den kleinen Garten<br />

haben sie einen besonderen<br />

Vorteil: Sie werden veredelt, also<br />

mithilfe unter der Rinde liegender<br />

Knospen und einer speziellen<br />

Schnitttechnik vermehrt.<br />

„So bilden diese Sorten<br />

weniger Ausläufer und die Verträglichkeit<br />

von kalkhaltigen<br />

und trockenen Böden kann verbessert<br />

werden“, sagt Ruf.<br />

Eine weitere empfehlenswerte<br />

Wildrose ist die Apothekeroder<br />

Essigrose. Die gut duftende<br />

Wildart kann ebenso wie die<br />

Kartoffelrose auch als Hecke gepflanzt<br />

werden. Will man die<br />

Blütezeit, die sich von Juni bis<br />

Juli erstreckt, verlängern, kombiniert<br />

man sie mit der im Mai<br />

blühenden Bibernellrose. Ihre<br />

Hagebutten sind rot bis<br />

schwarzbraun.<br />

Hübscher Artenschutz<br />

Für Werner Ruf steht bei der<br />

Verwendung von Wildrosen<br />

auch der Erhalt heimischer Arten<br />

im Vordergrund: „Wenn<br />

Wildrosen in der Natur seltener<br />

werden, können sie durch die<br />

Verwendung im Hausgarten erhalten<br />

bleiben.“ Als Beispiel<br />

nennt er die Rosa elliptica. Sie<br />

blüht weiß und hat sehr haltbare,<br />

längliche Hagebutten. Der<br />

Strauch wächst bogig überhängend.<br />

Verjüngungsschnitt für die<br />

Hecken<br />

Hecken aus Wildrosen brauchen<br />

regelmäßigen Schnitt.<br />

Werner Ruf empfiehlt hier den<br />

jährlichen Rückschnitt. Bei den<br />

strauchig wachsenden Formen<br />

reicht es übrigens auch aus,<br />

wenn das tote Holz herausgeschnitten<br />

wird.<br />

„Wer die Arbeit zwischen den<br />

Trieben meiden will, kann die<br />

Wildrosen direkt nach der Blüte<br />

einmal kräftig zurückschneiden“,<br />

erläutert er und ergänzt,<br />

dass sich die Pflanzen dann<br />

rasch wieder aufbauen und im<br />

nächsten Frühling wieder bereit<br />

zur Blüte sind. Dieser verjüngende<br />

Schnitt ist nach circa<br />

fünf bis sieben Jahren anzuraten.<br />

Das stärkt die Pflanze, allerdings<br />

werden dann zunächst<br />

keine Hagebutten gebildet.<br />

Doch die nächste Saison<br />

kommt bestimmt …<br />

dpa

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