Söflinger Herbst-Anzeiger 2023

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8 | Söflinger Anzeiger Vereine / Vermischtes Ausgabe 03 | Oktober 2023 Schätze in der katholischen Kirche „Mariä Himmelfahrt“ Madonna im Ährenkleid Auf dem nördlichen Seitenaltar der Kirche steht eine 150 cm hohe, aus Holz gefertigte Madonna im Ährenkleid. Sie geht zurück auf eine von deutschen Kaufleuten für den Mailänder Dom gestiftete Ährenkleidmadonna aus Silber. Diese verschwand beim Umbau des Doms und wurde mehrfach durch Gemälde und eine Marmorfigur ersetzt. Reiten & fahren im Butzental e.V. Kinder üben für den Umgang mit Pferden Im Jahr 1964 wurde die Söflinger Madonna neu gefasst. Bild privat Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde Maria manchmal als jugendliche Tempeljungfrau mit ährengeschmücktem Kleid dargestellt. Die Ähren sind ein Symbol Christi und der Eucharistie, der flammenkranzförmige Kragen gilt als Lichtsymbol. Die Verbreitung dieser Figur in den deutschen Sprachraum erfolgte wohl durch Kaufleute. Sie ist häufig in Österreich, Böhmen und Süddeutschland zu finden. Die Söflinger Madonna wurde um 1700 geschaffen. Bei der Kirchenrenovierung 1905 wurden nach dem damaligen Geschmack alle Altäre und Figuren mit weißer Farbe gestrichen und mit Gold verziert. 1964 wurde die Figur von Restaurator Walter Hammer nach alten Resten neu gefasst. Otto Schempp (Quelle: D. Geiss) Konzentrierte Lagebesprechung im Butzental, bevor es losgeht: Für den Pferdeführerschein müssen Praxis und Theorie sitzen. Bild privat Seit den Pfingstferien üben 25 begeisterte Kinder für den Pferdeführerschein – Umgang mit Pferden. Sie lernen vor Ort das Wesen, die Merkmale der Rassen, die Farben und Körperteile der Vierbeiner und ihre Körpersprache kennen. Sie erfahren, was das Pferd braucht, wie der Halfter angelegt und der Sattel aufgelegt wird, und sie üben das richtige Führen und Anbinden. Richtiges Füttern und Tränken oder die Pflege gehören natürlich auch zum Lernstoff genauso wie das Wissen um die Kriterien für einen Innenstall. Selbstverständlich beschäftigen sie sich auch mit dem Thema „Tierschutz“, Erste Hilfe und Unfallverhütung. Dieses umfangreiche Wissen wird in 30 Lerneinheiten vermittelt. An den Wochenenden Söflinger Kirchweih Besenwirtschaft im Don-Bosco-Heim steht Theorie und Praxis auf dem Plan, mittwochs wird das Erlernte geübt. Die Prüfung, die von zwei Richtern abgenommen wird, bescheinigt dem Bewerber Kenntnisse und Fertigkeiten im sachkundigen und artgerechten Umgang mit dem Pferd. Sie befähigt für weitere, auch überregionale Lehrgänge. Otto Schempp Im Don-Bosco-Heim im Klosterhof neben dem Alten Rathaus lebt der Brauch der Besenwirtschaft an Kirchweih weiter. Noch vor Jahren fand man zur Kirchweih Besenwirtschaften im Forsthaus, die viele Besucher anzogen. Übrig geblieben ist die Besenwirtschaft im Don- Bosco-Heim. Am Freitag, 13.10. und am Samstag, 14.10. jeweils ab 18 Uhr lädt das Bosco-Team in ihre Räumlichkeiten ein. Angeboten werden selbstgemachtes Gulasch, Kartoffelsalat, Fleischsalat und Bier vom Fass. Otto Schempp Öffnungszeiten: Freitag und Samstag ab 18.00 Uhr Söflinger Herbst-Anzeiger
Ausgabe 03 | Oktober 2023 Geschichtliches Söflinger Anzeiger | 9 Vor 250 Jahren / Geschichtliches Vor 250 Jahren wird das Kloster Söflingen „frei“ Durch die Schenkung des Grafen Hartmann IV. von Dillingen 1258 wird das Klarissenkloster von Ulm endgültig nach Söflingen verlegt. Damit wird das dortige Dillinger Herrschaftsgebiet und das Dorf Söflingen Besitz des Klosters. Versuche der Stadt Ulm, die Herrschaft über das Kloster zu erlangen Das Kloster muss sich jedoch über Jahrhunderte hinweg gegen die Herrschaftsansprüche seitens der Freien Reichsstadt Ulm wehren. Im 14. Jh. ermahnt der Kaiser die Stadt, das Söflinger Kloster zu schirmen und zu schützen; daraus leitet die Stadt ihre Ansprüche ab. Das Kloster sieht aber darin kein Untertanenverhältnis begründet. Während der Reformation versucht die Stadt, das Kloster in eine freie evangelische Einrichtung umzuwandeln. Dies scheitert aber am entschiedenen Widerstand des Klosters. Außerdem erhält es dabei mächtigen Schutz durch Kaiser Karl V. Schließlich arrangiert man sich – die Stadt Ulm anerkennt die Selbständigkeit Söflingens. Im Gegenzug lässt sich die Äbtissin Cleopha von Reischach im Reichstag von der Stadt vertreten, als Teil von deren Schutz- und Schirmpflicht. Darin sieht die Stadt wiederum eine Chance, ihre Herrschaftsansprüche geltend zu machen. Bundesvereinigung Lebenshilfe „Phantasie ist sehr lebhaft“ – Kalender 2024 1983 erschien der erste Kalender mit Werken von Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Diese besondere Kunst hat inzwischen viele Fans gefunden. Nicht nur die Motive der Seh-Weisen 2024 sind besonders, auch die Gedanken der Künstlerinnen und Künstler sind jeweils auf der Kalender-Rückseite zu finden. In diesem Jahr erscheint der Kalender auch als Tischaufstell-Kalender. Er enthält 12 farbige Monatsbilder mit Kalendarium und heraustrennbaren Postkarten. Die Seh-Weisen 2024 sind bei der Bundesvereinigung Lebenshilfe vertrieb@lebenshilfe.de erhältlich. Otto Schempp Jetzt treten vermehrt Differenzen auf, das bisher erträgliche Nebeneinander von Stadt und Kloster sollte aber nur bis ins späte 18. Jh. andauern. Prozess um Reichsfreiheit Schließlich will sich die Äbtissin Johanna Müller vom Schutz und Schirm der Stadt lösen. Sie stellt 1768 gewissermaßen als „Demonstration“ Weggeldschranken an den Söflinger Markungsgrenzen auf. Die Stadt protestiert und lässt die Schranken entfernen. In der Fraidel-Chronik heißt es: „Am heiligen Markustag kamen die Ulmer mit einem Kommando von 130 Mann und noch wohl bei 3.000 Menschen aus Vorwitz hierher. Das Kommando hieb die Schranken um.“ Bald erfolgen weitere Konfrontationen seitens der Stadt: Der Verkauf von Obst und Früchten nach auswärts wird verboten, Söflinger Pferde werden vor den Stadttoren ausgespannt, und es gibt andere Schikanen. Deshalb verklagt die Äbtissin die Stadt beim Reichskammergericht in Wetzlar und beim Reichshofrat in Wien. 1773 kommt es zum Vergleich: „Ulm verzichtet auf jegliche oberherrschaftliche Ansprüche über Söflingen“. Im Gegenzug erhält die Stadt umfangreiche Güter des Klosters. (Interessant: der junge Herr von Goethe war in dieser Zeit als Praktikant am Kammergericht tätig. Auf Anfrage wurde aber mitgeteilt, dass er nicht mit dem Prozess befasst war.) Reichsunmittelbarkeit Als Folge wird das Kloster 1775 in das „Reichsprälatenkollegium“ aufgenommen und hat damit Sitz im Reichsfürstenrat. Die Reichsäbtissin ist in weltlichen Dingen nur dem Kaiser gegenüber verantwortlich und übernimmt auch die hohe Gerichtsbarkeit. In den folgenden 28 Jahren der Reichsunmittelbarkeit werden zwei Todesurteile ausgesprochen. Eines wird vollstreckt, bei dem anderen Im Torbogen zum Klosterhof ist die Geschichte des Klosters nachzulesen. Foto: © Ulrike Hoche spricht die Äbtissin die Begnadigung aus. Diese Unabhängigkeit ruft einen wirtschaftlichen Aufschwung hervor – besonders das Handwerk profitiert davon. Bald sieht man in Söflingen Weber, Maurer, Schlosser, Uhrmacher, Maler und Pfeifenmacher. Daneben gibt es viele Gärtner, und in den Söflinger Weinbergen wird vor allem „Zeitbeerwein“ angebaut. Vielleicht liegt in dieser Zeit der Reichsunmittelbarkeit, die bis 1803 und der dann erfolgten Säkularisierung dauern sollte, der Ursprung des besonderen Selbstbewusstseins der Söflinger gegenüber der Stadt Ulm. Otto Schempp (Quellen: Fraidel - Chronik, OFM K.S. Frank – Das Klarissenkloster Söflingen) Bild privat Das Weinberghäusle war ein beliebtes Ausflugsziel. Genussvolles Teil II Die Weinberge der Klarissen Erstmals urkundlich erwähnt wird der hiesige Weinanbau 1257: Papst Innozenz IV. hatte das Kloster der Schwestern der Hl. Elisabeth, das sich damals noch auf dem „Gries“ beim Gänstor befand, von der Verbindlichkeit entbunden, „von ihren Äckern, Wiesen, Weinbergen irgend Jemant Zehnten zu geben.“ Der spätere Name der Schwestern als „Klarissen“ findet sich erstmals 1267 im Ulmischen Urkundenbuch: „ordinis sancte Clara“. Nun ist es unwahrscheinlich, dass die Klarissen als erste mit dem hiesigen Weinanbau begannen. Mit der Verlegung des Klosters 1258 nach Söflingen und den Gütererwerbungen in und um Söflingen erscheinen zwar keine differenzierten Aufführungen von Weinbergen. Wahrscheinlich wurden sie unter dem Begriff „Gärten“ miterfasst, die neben Äckern, Wiesen und Feldern aufgelistet sind. Das Stuttgarter Neue Tagblatt veröffentlichte 1932 einen interessanten Bericht. Danach soll schon zur Zeit Karls des Großen Weinanbau auf dem Michelsberg betrieben worden sein, und Kaiser Friedrich Barbarossa soll bei seinen häufigen Aufenthalten in der Pfalz Ulm Interesse für den Stand der Weinreben von Söflingen bis zum Safranberg gezeigt haben. Der Söflinger Wein Nun soll ja der Söflinger Wein bekanntlich sehr sauer gewesen sein. „Als die Ulmer ihr Münster bauten, baten sie die Söflinger um etliche Eimer ihres Weines als milde Beisteuer zum Bau des Gotteshauses. Die Söflinger taten nach ihrem Begehr. Als aber kurz darauf einige Söflinger nach Ulm kamen, waren sie nicht wenig erstaunt, als die Ulmer mit dem Wein den Speis zum Bau der Mauern anmachten. „Euer Wein ist so sauer, dass er im Speis die Steine der Mauern zusammenzieht“, hieß es. Und gerade deshalb hält das Münster wohl bis heute! Fortsetzung auf Seite 10 ››
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