nachrichten 4-2016
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Editorial<br />
Menschenhandel in Indonesien<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser<br />
Walter Hirt<br />
Von meiner Reise nach Indonesien im<br />
vergangenen Frühjahr sind mir die<br />
grossen Gegensätze stark in Erinnerung<br />
geblieben: Der riesige asiatische Staat<br />
ist als Einheit kaum zu fassen, sondern<br />
besteht aus vielfältigen «Welten», in denen<br />
der Alltag unterschiedlicher kaum sein könnte. Von Stadtgesellschaften<br />
mit verdichtetem und modernstem Leben, bis hin<br />
zu traditionellen Dorfgemeinschaften ist alles anzutreffen. Diese<br />
unterschiedlichen Regionen haben eines gemeinsam: Trotz des<br />
beachtlichen Wirtschaftswachstums der Nation ist die Armut in<br />
der breiten Bevölkerung noch immer gross.<br />
In armen Verhältnissen Kinder zu erziehen ist eine hohe Belastung<br />
für die Eltern. Das Geld reicht in Indonesien selten für die<br />
Schulbildung aller Kinder. Gespart wird als erstes bei den Mädchen,<br />
die auch heute noch in Kinderehen gegeben werden oder<br />
als Billigsthaushalthilfen nach Hongkong oder Taiwan geschickt<br />
werden. Genau aus solchen armen Teilen Indonesiens rekrutieren<br />
Menschenhändler Nachwuchs. Ein Dorfleiter erzählte mir:<br />
«Väter können bis zu 5000 Dollar für eine hübsche Tochter erzielen.»<br />
Mission 21 steht den betroffenen Mädchen und jungen Frauen bei,<br />
zum Beispiel mit der Notunterkunft unserer Partnerorganisation<br />
Christian Action in Hongkong, in der ausgebeutete Hausangestellte<br />
Schutz und Beratung finden. Noch besser aber ist es, wenn präventiv<br />
andere Möglichkeiten geboten werden und die Frauen gar<br />
nicht erst in eine Opfersituation kommen oder in die Migration<br />
gedrängt werden. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Prävention<br />
ist die Möglichkeit, dass auch arme Eltern ihre Mädchen zur<br />
Schule schicken. Nur so können Perspektiven für die Kinder eröffnet<br />
werden: Dann haben sie die Chance, eine Stelle im Büro oder<br />
Spital zu finden, oder sogar eine weiterführende Ausbildung an<br />
einem Institut oder an der Universität zu absolvieren.<br />
Es ist noch ein weiter Weg, bis Frauen und Mädchen in Indonesien<br />
nicht mehr ausgebeutet werden – von den Arbeitgebern, verbrecherischen<br />
Ausreiseagenturen, und sogar von ihren eigenen<br />
Familien. Aber mit Ihrer Unterstützung können wir unser Engagement<br />
weitertragen. Wir danken Ihnen dafür.<br />
Ihre<br />
Claudia Bandixen<br />
Direktorin Mission 21<br />
Titelbild: Unterschiedliche Generationen von Frauen in Indonesien. Für viele ist<br />
es eine Herausforderung, die Familie durchzubringen.<br />
Heiner Heine<br />
Indonesien:<br />
Das Geschäft<br />
Hunderttausende Indonesierinnen<br />
reisen mit Agenturen nach Hongkong<br />
in der Hoffnung auf Arbeit und ein<br />
besseres Leben. Doch Knebelverträge<br />
und miserable Arbeitsbedingungen<br />
sind leider verbreitet. Mission 21<br />
unterstützt die Migrantinnen und leistet<br />
wichtige Präventionsarbeit<br />
in Indonesien.<br />
2 Nachrichten 4 | <strong>2016</strong>