nachrichten 4-2016
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Menschenhandel in Indonesien<br />
Die Indonesierin Parwati<br />
lebte während mehreren<br />
Monaten in der Notunterkunft<br />
von «Christian<br />
Action» in Hongkong.<br />
Frauen wollen sie ein Stück Land kaufen, oder<br />
genügend Geld für die Bewässerung haben, um<br />
mehr Ernten einzufahren.<br />
«In den vergangenen zehn Jahren hat sich<br />
die Arbeitsmigration in Indonesien zunehmend<br />
zum Menschenhandel entwickelt», sagt<br />
Johanis. Die Ausreise der jungen Frauen wird<br />
meist durch Agenturen ermöglicht, welche<br />
Tipp: SRF-«Mitenand» Sendung<br />
in Hongkong<br />
Die SRF-Sendung «Mitenand» besuchte das Migrantinnen-Projekt von<br />
Mission 21 in Hongkong, das in Zusammenarbeit mit der Organisation<br />
Christian Action Hausangestellten Schutz und Hilfe bietet.<br />
Die SRF-Sendung vom 20. November beleuchtete diese wichtige Arbeit.<br />
Zum Nachschauen:<br />
www.misssion-21.org/mitenand<br />
Katrin Pilling<br />
sich um Visa, Reisekosten und die Arbeitsbewilligung<br />
in den Zielländern kümmern und die<br />
Kosten dafür vorschiessen. Leider nutzen diese<br />
Vermittlungsagenturen das Unwissen der Betroffenen<br />
schonungslos aus. Den Frauen, die<br />
oft weder lesen noch schreiben können, werden<br />
Knebelverträge vorgelegt, deren Inhalt sie<br />
nicht verstehen.<br />
Nach dem Unterzeichnen der Verträge können<br />
die Frauen nicht sofort ausreisen, sondern<br />
werden in Wartezonen mit miserablen humanitären<br />
Bedingungen untergebracht, bis alle<br />
Papiere vorliegen. Eine der grössten Wartezonen<br />
mit hunderten lagerartigen Unterkünften<br />
befindet sich auf der Insel Batam, die zwischen<br />
Singapur und Malaysia liegt. Hier warten die<br />
Frauen oft monatelang, bis sie endlich Pass<br />
und Visum erhalten und in ihr Zielland reisen<br />
können. Dabei verschulden sie sich noch mehr.<br />
Wenn sie ihr Ziel dann endlich erreicht haben,<br />
erhalten zahlreiche Frauen zudem nicht<br />
die versprochene Stelle als Hausangestellte,<br />
sondern landen in der Prostitution. Die Frauen<br />
sind mehrere Monate lang dazu verpflichtet,<br />
einen Grossteil ihres Lohns an die Agenturen<br />
abzugeben. Diese Summe entspricht etwa<br />
acht vollen Monatsgehältern einer Hausangestellten,<br />
Prostituierte bleiben noch länger<br />
abhängig. Insgesamt kassieren die Agenturen<br />
von den Frauen somit ein Vielfaches der vorgeschossenen<br />
Ausgaben für Visa, Arbeitsbewilligung<br />
und Reisekosten. Neben den Vermittlungsagenturen<br />
verdienen in Indonesien auch<br />
korrupte Militärangestellte und Polizisten an<br />
der Verzweiflung der betroffenen Familien und<br />
Frauen.<br />
Von der Armut in die Abhängigkeit<br />
Eine von Mission 21 in Auftrag gegebene Bestandsaufnahme<br />
(2014) hält fest, dass besonders<br />
in der Provinz Nusa Tenggara Timur (die<br />
östlichen kleinen Sundainseln) viele Frauen<br />
Opfer von Menschenhandel werden. Die Provinz<br />
gilt als besonders arm und korrupt, viele<br />
Familien müssen sich verschulden. Es ist eine<br />
sehr traditionelle Gesellschaft, welche Frauen<br />
weniger Rechte zugesteht. Weibliche Familienmitglieder<br />
dürfen keine weiterführenden<br />
Schulen besuchen und nicht bei wichtigen Entscheidungen<br />
mitreden. In dieser Lage sehen<br />
Frauen die Agenten oft selbst als Gelegenheit,<br />
aus der unterdrückenden Situation auszubrechen<br />
– und geraten nur in eine neue Abhängigkeit.<br />
Für die Pfarrerin Obertina Johanis ist die<br />
Präventionsarbeit in Indonesien der Schlüssel<br />
zur Besserung: «Die Frauen müssen eine<br />
4 Nachrichten 4 | <strong>2016</strong>