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Menschenhandel in Indonesien<br />

Die Indonesierin Parwati<br />

lebte während mehreren<br />

Monaten in der Notunterkunft<br />

von «Christian<br />

Action» in Hongkong.<br />

Frauen wollen sie ein Stück Land kaufen, oder<br />

genügend Geld für die Bewässerung haben, um<br />

mehr Ernten einzufahren.<br />

«In den vergangenen zehn Jahren hat sich<br />

die Arbeitsmigration in Indonesien zunehmend<br />

zum Menschenhandel entwickelt», sagt<br />

Johanis. Die Ausreise der jungen Frauen wird<br />

meist durch Agenturen ermöglicht, welche<br />

Tipp: SRF-«Mitenand» Sendung<br />

in Hongkong<br />

Die SRF-Sendung «Mitenand» besuchte das Migrantinnen-Projekt von<br />

Mission 21 in Hongkong, das in Zusammenarbeit mit der Organisation<br />

Christian Action Hausangestellten Schutz und Hilfe bietet.<br />

Die SRF-Sendung vom 20. November beleuchtete diese wichtige Arbeit.<br />

Zum Nachschauen:<br />

www.misssion-21.org/mitenand<br />

Katrin Pilling<br />

sich um Visa, Reisekosten und die Arbeitsbewilligung<br />

in den Zielländern kümmern und die<br />

Kosten dafür vorschiessen. Leider nutzen diese<br />

Vermittlungsagenturen das Unwissen der Betroffenen<br />

schonungslos aus. Den Frauen, die<br />

oft weder lesen noch schreiben können, werden<br />

Knebelverträge vorgelegt, deren Inhalt sie<br />

nicht verstehen.<br />

Nach dem Unterzeichnen der Verträge können<br />

die Frauen nicht sofort ausreisen, sondern<br />

werden in Wartezonen mit miserablen humanitären<br />

Bedingungen untergebracht, bis alle<br />

Papiere vorliegen. Eine der grössten Wartezonen<br />

mit hunderten lagerartigen Unterkünften<br />

befindet sich auf der Insel Batam, die zwischen<br />

Singapur und Malaysia liegt. Hier warten die<br />

Frauen oft monatelang, bis sie endlich Pass<br />

und Visum erhalten und in ihr Zielland reisen<br />

können. Dabei verschulden sie sich noch mehr.<br />

Wenn sie ihr Ziel dann endlich erreicht haben,<br />

erhalten zahlreiche Frauen zudem nicht<br />

die versprochene Stelle als Hausangestellte,<br />

sondern landen in der Prostitution. Die Frauen<br />

sind mehrere Monate lang dazu verpflichtet,<br />

einen Grossteil ihres Lohns an die Agenturen<br />

abzugeben. Diese Summe entspricht etwa<br />

acht vollen Monatsgehältern einer Hausangestellten,<br />

Prostituierte bleiben noch länger<br />

abhängig. Insgesamt kassieren die Agenturen<br />

von den Frauen somit ein Vielfaches der vorgeschossenen<br />

Ausgaben für Visa, Arbeitsbewilligung<br />

und Reisekosten. Neben den Vermittlungsagenturen<br />

verdienen in Indonesien auch<br />

korrupte Militärangestellte und Polizisten an<br />

der Verzweiflung der betroffenen Familien und<br />

Frauen.<br />

Von der Armut in die Abhängigkeit<br />

Eine von Mission 21 in Auftrag gegebene Bestandsaufnahme<br />

(2014) hält fest, dass besonders<br />

in der Provinz Nusa Tenggara Timur (die<br />

östlichen kleinen Sundainseln) viele Frauen<br />

Opfer von Menschenhandel werden. Die Provinz<br />

gilt als besonders arm und korrupt, viele<br />

Familien müssen sich verschulden. Es ist eine<br />

sehr traditionelle Gesellschaft, welche Frauen<br />

weniger Rechte zugesteht. Weibliche Familienmitglieder<br />

dürfen keine weiterführenden<br />

Schulen besuchen und nicht bei wichtigen Entscheidungen<br />

mitreden. In dieser Lage sehen<br />

Frauen die Agenten oft selbst als Gelegenheit,<br />

aus der unterdrückenden Situation auszubrechen<br />

– und geraten nur in eine neue Abhängigkeit.<br />

Für die Pfarrerin Obertina Johanis ist die<br />

Präventionsarbeit in Indonesien der Schlüssel<br />

zur Besserung: «Die Frauen müssen eine<br />

4 Nachrichten 4 | <strong>2016</strong>

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