COSMEDIC by SGMK No. 22
Das Magazin der Schweizerischen Gesellschaft für medizinische Kosmetik
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KOMMENTAR
KOSMETIKGERÄTE «MADE IN CHINA»
gehen, was so ein Gerät aus China im
Durchschnitt im Einkauf kostet und wie
hoch der Wiederverkaufspreis ist.
Das ist ein Kinderspiel, dafür reicht ein
Blick auf die Handelsplattform Alibaba.
Zum Beispiel werden die Lasergeräte zu
einem Preis von 500 bis 5000 USD gehandelt.
Umgerechnet sind das etwa 400 bis
4000 CHF. Bei einem Grosseinkauf sind
Preise nach unten verhandelbar.
Der Wiederverkaufspreis beträgt in der
Regel bis zu 35'000 CHF. Führt man sich
die prozentuale Marge vor Augen und versteht
die obengenannten Argumente, ist
das schlichtweg eine Frechheit. Der Einkaufspreis
bei einem geprüften Medizingerät
ist mindestens 10-mal so hoch. Die
Margen hier sind sehr knapp kalkuliert und
dabei müssen die Händler sehr viele Qualitätsstandards
erfüllen, um diese Produkte
überhaupt vertreiben zu dürfen. Dies ist
mit sehr hohen Kosten verbunden.
DAS RISIKO DER «MADE IN CHINA»
Wie bereits erwähnt, unterstehen die Geräte
keiner Kontrolle, weder im wissenschaftlichen
noch gesetzlichen Sinn. Es
handelt sich um komplexe Apparaturen,
welche am Menschen benutzt werden und
da sollte eine Kontrolle ein Muss sein. Energieabgaben,
Funktionalität, Standhaftigkeit
unterliegen praktisch keiner Richtlinie. Das
ist unserer Meinung nach fahrlässig.
Sie haben das Recht, hohe Ansprüche zu
stellen, da Sie damit Menschen behandeln
und deren Bedürfnissen gerecht werden
wollen. Verbrennungen, Vernarbungen
und schlechte Behandlungsergebnisse
sind die Folge vieler No-Name-Produkte,
bei denen ein günstiger Preis im Vordergrund
steht! Hersteller von solchen Produkten
investieren nicht in Marktforschung,
Marktentwicklung, Hochwertigkeit
der Ersatzteile oder in stark überwachte
Standards.
Anbieter, welche Geräte billig in China einkaufen
und mit horrenden Margen an Kosmetikerinnen
weiterverkaufen, gibt es leider noch ganz viele auf
dem Schweizer Markt. Einige davon besitzen sogar
die Dreistigkeit, die Geräte mit dem Slogan «aus
Schweizer Produktion» zu betiteln.
Ein weiteres Risiko ist, dass keine «Produkthaftpflicht»
gegenüber dem Hersteller
besteht, die Käufer haften somit voll und
ganz selbst für solche Geräte.
IMPORT IN DIE SCHWEIZ
Trotz all den Nachteilen importieren Händler
aus der Schweiz Kosmetikgeräte aus
China. Der Grund ist schnell erklärt: Es
ist günstig. Und sollte ein Gerät
mal aussteigen, kann
ohne Weiteres ein Ersatzgerät
zur Verfügung
gestellt werden. Kosten
tuts praktisch nichts.
Zukünftig werden solche
Importe jedoch schwieriger,
da Zertifikate und
Zulassungen notwendig
sind und diese von der
Swissmedic und dem
BAG überprüft werden.
ERKENNUNGSMERK-
MALE
Nun ist man sich dieser Fakten bewusst
und möchte einen solchen Kauf
vermeiden. Doch woran erkennt man
überhaupt ein ungeprüftes chinesisches
Kosmetikgerät?
Hierzu gibt es Anhaltspunkte, anhand derer
ein Erkennen möglich ist:
• Es ist kein offizieller Hersteller zu finden.
• Webseite gibt es keine, das Gerät kann
selber über Alibaba bezogen werden.
• Gütesiegel und Zertifizierungen sind gefälscht.
Hier bietet das Internet meist
eine Hilfestellung.
• Auf der Geräteplakette (meist hinten am
Gerät zu finden) sind unzureichende Informationen.
• Kein CE mit Nummer (med. CE)
WIE KANN ICH MICH SCHÜTZEN?
• Informieren Sie sich gut vor einem Kauf
und ziehen Sie alle Aspekte in Betracht.
Und stellen Sie sich die Frage: Ist das
Angebot zu gut, um wahr zu sein?
• Wir empfehlen auch, sich bei Unsicherheit
Unterstützung bei den Fachverbänden
wie der SGMK zu holen oder bei
der Swissmedic nachzufragen.
• Wird mit Zertifikaten gepriesen, lassen
Sie sich diese aushändigen und überprüfen
Sie diese unbedingt auf ihre Richtigkeit.
Fragen Sie nach dem Hersteller und
seiner Lokalität.
DIE WAHL DES RICHTIGEN UND FAI-
REN HÄNDLERS
Mit der ganzen Flut an Gerätehändlern,
die wie Pilze aus dem Boden schiessen, ist
die Wahl wirklich nicht einfach. Hier ein
paar Anhaltspunkte und Fragen, die Sie
sich stellen können:
• Wie lange ist der Gerätehändler schon
erfolgreich in dieser Sparte tätig?
• Gibt es eine seriöse Webseite, auf der
sich die Firma ganz offen und transparent
präsentiert?
• Wie ist die Unternehmensstruktur? Personalaufteilung?
Gibt es ein Beraterteam,
eine Lagerbewirtschaftung, eine
Service-Abteilung?
• Ist die Erscheinung alt und staubig oder
modern und innovativ?
• Sind sie auf Social Media aktiv?
• Sind sie auf Messen in der gesamten
Schweiz vertreten?
• Verfügt der Händler beispielsweise über
eine ISO-Zertifizierung?
• Besteht das Sortiment aus einer qualitativ
hochwertigen Produktpalette und
sind die Produkte nachverfolgbar?
• Machen Sie sich auch ein persönliches
Bild und gehen Sie beim Händler vorbei.
Zum Autor
Mit der Anpassung
der Medizinprodukteverordnung
MepV
kann China-Importen
zukünftig gesetzlich
ein Riegel geschoben
werden und Kosmetikerinnen
können vom
Kauf billiger, meist auch
illegaler Geräte besser
geschützt werden.
Burim Hasani ist Executive Master
of Business Administration ZFH und
Managing Director der CDP SWISS AG.
www.cdpswiss.com
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COSMEDIC BY SGMK NO. 22 | HERBST 2023