SERIE: KOSMETIKPRODUKTEDR. SABINE GÜTTWenn das Menü nicht «mundet»ZUSAMMENFASSUNGDas perfekte Hautpflege-Menü ist mehrals die Einsatzkonzentration seiner Einzelkomponenten.Die Stabilisierung und Orchestrierungder kosmetischen Formulierungsowie die Sicherstellung derPenetration und Wirkung sind wichtigeParameter für den Pflegeerfolg.sieht unansehnlich und zerkocht ausranziger Geruchschmeckt nichtzu wenig, macht nicht sattzu viel, Völlegefühlunbekömmlich, Sodbrennen, RefluxGlycyrrhetinsäure, ein Wirkstoff aus derGruppe der Triterpensaponine, wirkt gemeinsammit Niacinamid (5%ige Einsatzkonzentration)hautaufhellend. Durch geschickteKombination beider wird nicht nurdie Tyrosinase gehemmt, sondern auch derMelanosomen-Transfer zu Keratinozyteninhibiert, was die hautaufhellenden Effekteverstärkt.Gut kompatible Partner sind langkettigesHyaluron und Ceramide, die gleichsam denAufbau und die Restrukturierung derHautbarriere fördern und zur Dämmungdes Wasserverlustes der Haut beitragen.Epidermaler Wachstumsfaktor(engl. epidermal growth factor, EGF)EGF besteht aus 53 Aminosäuren, ist500 Da gross und 22-mal grösser alsRetinol. Zudem auch deutlich grösserals Matrikine – eine spezielle Klasse vonPeptiden. Ein derartig grosses Molekülkann schlecht in das Stratum corneumeindringen und erreicht germinative Zellenunzureichend.Um seine Bioverfügbarkeit zu erhöhen,ist eine chemische Modifikation des Moleküls(z. B. durch Lipophilisierung) oderdie Inkorporation in ein Verabreichungssystemwie Liposome vorteilhaft.optisch nicht ansprechendriecht unangenehmklebt und krümeltunterversorgt, Haut spanntüberfettet, Unreinheitenunverträglich, prickelt, brenntLiposome aus Phospholipiden sind ausgezeichneteVerabreichungssysteme undHelfer, um schlecht penetrierende, hydrophileWirkstoffe (z. B. Peptide oder Wachstumsfaktorenwie EGF) hautpassager zumachen.Im Vergleich zu anderen Anti-Aging-Wirkstoffenstehen Wachstumsfaktoren vorbesonderen Herausforderungen und benötigeneine gute Formulierung, vor allem,wenn sie in Emulsionen eingesetzt werden:Es sind recht instabile Moleküle, sieinteragieren mit anderen Rezepturbestandteilenin der Rezeptur und sie habenaufgrund ihrer Grösse und Polarität – unabhängigihrer Einsatzkonzentration – einegeringe Penetrationskinetik. Alles in einemein kompliziertes Menü!Abgesehen von der Polarität und Molekülgrösse,ist auch der pH-Wert ein wichtigerMenü-Aspekt. Wie alle Inhaltsstoffe habenauch kosmetische Wirkstoffe ein pH-Optimumund einen optimalen Wirkbereich.Zahlreiche Stoffe vertragen keine besonderssauren pH-Werte (z. B. verschiedenechemische UV-Filter) oder alkalischen pH-Werte (z. B. L-Ascorbinsäure, naturkosmetischeKonservierungsmittel und viele Parfumöle).Das schliesst eine Kombination imselben Menü aus.Wie beispielhaft im Fall von EGF könnenSchwankungen des pH-Wertes, der Temperatur,hohe Ionenkonzentration, reduzierendeZucker und Lösungsvermittler inder Formulierung zur Denaturierung, Aggregation,Hydrolyse und Oxidation führenund die Wirksamkeit von Inhaltsstoffenaufheben.AUSBLICK: WIE KÖNNTE DASPERFEKTE HAUTPFLEGE-MENÜDER ZUKUNFT AUSSEHEN?• Mehr hautsauer (acide) eingestellte Produkte,was u. a. das physiologischeHautmikrobiom in Balance hält.• Mehr Transparenz und Orientierungdurch verpflichtende Angabe von Produkt-pH-Wertund Lipidgehalt für bessereBilanzierung oder als Orientierungzur Eignung der Formulierung im Sommerbzw. Winter.• Eine Applikationsvorrichtung bei Lichtschutzmitteln(z. B. integriert im Deckel),mit der Anwenderinnen/Anwender dieMenge abmessen und besser einschätzenkönnen, zumal die korrekte Dosis anFiltern zur Erreichung des ausgewiesenenLSF enorm wichtig ist.• Bei Produkt-Layering (Mehr-Gänge-Menü) sollte die Anzahl der Inhaltsstoffepro Produkt (Gang) im Sinne einer «Lessis-More»-Rezepturreduziert werden, umWirkstoff-Mix und Überladung der Hautzu vermeiden.Zur AutorinFrau Dr. Sabine Gütt ist Cosmetic Consultantund Expertin für die Entwicklungvon Produkten und Behandlungskonzeptensowie Trainingsmanagement. Nach ihrerAusbildung zur staatlich anerkanntenFachkosmetikerin und diversen Zusatzqualifikationen,leitete sie die Kosmetikabteilungeines Wellness-Centers. Von 1987bis 1992 studierte sie Cosmetic Scienceim Fachbereich Chemie an der UniversitätHamburg. In ihrer Promotion erforschteDr. Sabine Gütt das biomechanische undviskoelastische Verhalten der Humanhautmit nichtinvasiven Messverfahren. Sie istMitautorin von sechs Fachbüchern und hatüber neunzig Publikationen veröffentlicht.www.doctorguett.com28COSMEDIC BY SGMK NO. 22 | HERBST 2023
MikroneedlingDas brauchtIhre Haut• Faltenreduktion• Verfeinerte Poren• Hautverjüngung• Hautstraffung• NarbenverschönerungBlegistrasse 5 | 6340 Baar | Tel. 041 768 80 80www.swissestetic.ch | kontakt@swissestetic.ch